Der große Speisesaal im Parterre des Wohnheims bietet Platz für unzählige hungrige Mägen. Zu Schulzeiten breitet sich hier morgens und abends der Geruch frisch zubereiteter Mahlzeiten im gesamten Erdgeschoss aus, die von der alteingesessenen Sayaka liebevoll zubereitet werden, die den Heimbewohnern schon lange nicht mehr fremd ist. Auch am Morgen kümmert sie sich darum, dass das Frühstücksbuffet immer nachgefüllt wird und am Abend steht sie an der Essensausgabe. Sie schenkt den Schülern nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch ein wohltuendes Lächeln. An manchen Tagen lässt sie sich allerdings von einer wohlgenährten Frau mittleren Alters vertreten, die nur sehr wortkarg ist und gerne auch zu kleine Mahlzeiten austeilt.
Der Speiseplan
Montag - 20.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsTsukune-Don - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
AbendsGebratene Nudeln mit Tofu und Gemüse
Dienstag - 21.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Miso-Suppe, Wok mit Gemüse und Reis
AbendsGericht - Gebratene Weizennudeln mit Rindfleisch und/oder Gemüse
Mittwoch - 22.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Reis/Kartoffeln mit Tafelspitz und Meerrettich
AbendsGericht - Spaghetti Napoli
Donnerstag - 23.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Lasagne mit Salat
AbendsGericht - Toast Hawaii
Freitag - 24.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Hühnersuppe mit Nudeln oder alternativ reine Gemüsebrühe
AbendsGemüsepfanne -
Samstag - 25.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts, nur heute: frische Spiegeleier vom Wachtelhuhn!
MittagsGericht - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
Natürlich war sie nicht schuld daran, dass er sich verschluckt hatte, wie ein Idiot, der zu unfähig war, um zu kauen und zu schlucken. Zumindest nicht direkt. Es stimmte, dass sie ihn mit ihrem Erscheinen überrumpelt hatte, aber eher deswegen, weil er River hier niemals erwartet hätte. Nicht weil sie sich an ihn angeschlichen hätte oder so. Aber das konnte er ihr ja nicht sagen, denn dann würde sein Schauspiel, von wegen er würde sie zum ersten Mal sehen, auffliegen. „Ich bin ja nicht dran erstickt, also alles gut“, beruhigte er sie, wobei er leicht die Lippen schürzte und zur Seite sah, als würden ihm die Worte nicht leicht von der Zunge gehen. Am liebsten hätte er Riff weiter damit aufgezogen sie sollte froh sein, dass er nicht röchelnd vom Stuhl gefallen wäre, aber das erschien ihm unpassend, wenn man davon ausging, dass sie sich nicht kannten. Aufmerksam folgte er ihr mit den Augen als sie sich gegenüber von ihm hinsetzte. Sie war seit ihrer ersten Begegnung in Russland gewachsen, logischerweise. Seitdem mussten schon mindestens sechs Jahre vergangen sein. Auch ohne den Fluch wäre Mike sich nicht sicher, ob sie sich überhaupt an ihn erinnern könnte. Er war ja nur ein Zwischenstopp auf ihrer Reise gewesen. Bestimmt hatte sie viele Freundschaften geschlossen, die ihr mit den Jahren entfallen waren. Er ertappte sich dabei, wie er River anstarrte und richtete den Blick wieder auf das Chaos auf seinem Teller. Ja, wenn es ums Essen ging, benahm der Dunkelhaarige sich eher wie ein Hund als ein Mensch — er schlang und man sollte ihm schon fast besser einen Napf hinstellen. „Ich weiß“, schallte es durch seinen Kopf, als sie sich als River vorstellte. Frustriert schaufelte er sich einen Happen Bratkartoffeln in den Mund. „Dann nenn‘ ich dich Riff. Find‘ ich cooler“, gab der Werwolf grinsend zurück. Er fand schon immer, dass das irgendwie gefährlicher klang als River, was wiederum einen mädchenhaften Klang hatte. Für ihn jedenfalls. „Ich heiß‘ Mike. Und jap, ich bin schon länger hier. So seit drei Monaten, ‘n bisschen weniger.“ Er tippte sich nachdenklich mit der Gabel an die Unterlippe und rechnete noch einmal nach, ob es wirklich schon fast drei Monate waren. Die letzten Wochen waren wirklich schnell vergangen, im Gegensatz zu der ersten Zeit, die sich gezogen hatte wie billiges, zähes Kaugummi. „Wie kommt’s, dass du hier bist?“, fragte er und lehnte sich etwas zurück. Das Gespräch sollte nicht an ein Verhör erinnern, aber es fiel ihm schwer die Ungläubigkeit abzulegen. Und er sollte aufpassen, wie er die Dinge formulierte. „Ich meine halt … so allgemein. Bist du freiwillig hier oder wurdest du gezwungen?“ Die Gabel hielt Mike noch locker zwischen den Fingern, aber seine Aufmerksamkeit hatte sich von den Bratkartoffeln zu River verlagert. Vielleicht schlug ihm das einseitige Wiedersehen auch etwas auf den Magen, denn sein Appetit hatte sich fürs erste gelegt.
Während ich begann zu Essen merkte ich kaum - eigentlich gar nicht -, dass der Schwarzhaarige mich etwas anstarrte, konzentrierte mich eher auf meine Mahlzeit. Als er dann verkündete, er würde mich Riff nennen, weil er das cooler fand, lächelte ich begeistert und warf ihm einen kurzen aber frohen Blick zu. Anschließend stellte er sich mir als Mike vor. "Freut mich dich kennen zu lernen.", hob ich an und biss mir einen Moment auf die Unterlippe. "Fast drei Monate also. Dann kennst du dich sicher schon etwas aus, oder?" Neugierig beäugte ich ihn einen Augenblick, während er noch kurz nachzudenken schien. Auf seine Frage hin, senkte ich den Blick wieder auf meine Bratkartoffeln und stocherte in einer herum, um sie zu halbieren. "Ich bin freiwillig hier. Ich... ähm... Ich bin meinem Cousin hier her gefolgt. Er ist schon etwa ein Jahr hier und ich habe ihn vermisst. Vielleicht kennst du ihn ja." Wieder hob ich den Blick zu Mike. "Lavine. I-ich meine, Lavinia.", verbesserte ich mich hastig und wurde etwas rot, weil mir aus Gewohnheit Lavis Spitzname über die Lippen gekommen war. Hoffentlich würde das nicht dazu führen, dass man Lavine aufzog. Dann wäre er sicher sauer auf mich oder würde sich über mich ärgern. Das wollte ich eigentlich vermeiden. "Aber so wie du fragst, klingt es, als wärst du gezwungen worden.", merkte ich an, um davon abzulenken und zerkleinerte nebenbei noch ein paar weitere Bratkartoffeln, ehe ich mir eine davon in den Mund schob. Dann fiel mir aber auf, dass er gar nicht mehr weiter aß und blinzelte auf seinen Teller herab. "Hast du keinen Hunger mehr? Ich hoffe, ich habe dir nicht unbeabsichtigt deinen Appetit verdorben." Ich wusste zwar nicht, wie das hätte passieren können, doch was anderes hätte sonst nicht der Grund dafür sein können, dass er keinen Appetit mehr hätte. Außer natürlich, er war einfach satt.
„Mich auch“, gab er knapp, aber mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen, zurück. Das würde er wohl noch des Öfteren wiederholen müssen. Egal. Jetzt sollte er sich erstmal auf die Gegenwart konzentrieren und nicht schon an die Zukunft denken. Es war buchstäblich unglaublich, dass Riff hier war und darüber sollte er sich freuen, statt schon wieder über einen Abschied zu grübeln. Bestätigend hob Mikhail einen Daumen in die Luft, als River vermutete, dass er sich schon besser auskennen würde. Sein Lächeln wurde etwas breiter. „Klar, wenn du irgendwas wissen willst, frag einfach mich. Außerdem hab‘ ich gute Beziehungen … wenn du mal ‘n Extra-Nachtisch willst, bin ich dein Mann!“ Sein Grinsen ließ nicht unbedingt darauf schließen, ob das Gesagte ernstgemeint war oder nur ein Scherz, um zu prahlen, wie sehr er sich innerhalb der wenigen Monate auf der Insel eingelebt hatte. Tatsächlich meinte er es aber durchaus ernst. Mit den Leuten, die sich noch an ihn erinnerten, stand er gut. „Lavinia? Näh, sagt mir nichts“, erwiderte er schulterzuckend. Ging wahrscheinlich in eine andere Klasse und vielleicht kannte Mike ihn vom Sehen, aber bei dem Namen klingelte nichts. „Kannst ihn mir ja mal vorstellen, wenn er cool ist.“ Die Röte auf Rivers Wangen nahm der Werwolf kaum wahr, schob es höchstens auf die Wärme im Speisesaal und vielleicht auf die generelle Nervosität des Mädchens. Der erste Schultag war immerhin für die meisten ein bisschen nervenaufreibend, auch wenn man schon Kontakte hatte. Als sie danach fragte, ob er gezwungenermaßen hier wäre, machte er nur eine abwinkende Handbewegung. „Mehr oder weniger, aber is‘ nicht so wichtig.“ Ob man wirklich von zwingen sprechen konnte, wusste er sowieso nicht. Sein Vater hatte über seinen Kopf hinweg entschieden, weil er glaubte in Mikhails bestem Interesse zu handeln. Vielleicht war es die richtige Entscheidung gewesen, vielleicht auch nicht. Zumindest hatte er dank seinem Vater River wiedergetroffen und das war doch etwas. „Du … mir den Appetit verdorben? Nö, wieso?“ Um ihrer Aussage demonstrativ zu widersprechen, schob er sich zuerst den Rest seines zweiten Spiegeleis in den Mund und lehnte sich dann nach vorn, um ein kleines Gewürzgürkchen von Rivers Teller zu stibitzen. Er musste ein freches Grinsen unterdrücken, während er alles kaute und (ohne halb zu ersticken) runterschluckte. „Hey, wurdest du schon in eine Klasse eingeteilt?“, fragte Mike dann spontan, weil es ihm vorher nicht in den Sinn gekommen war. Bitte Sonnenklasse, bitte Sonnenklasse, bitte Sonnenklasse …
Mit einem Nicken quittierte ich lächelnd seine Erwiderung, ehe das Lächeln vor Begeisterung etwas breiter wurde, weil er verkündete, ich könnte ihn fragen, wenn ich was wissen wolle und er hätte gute Beziehungen. "Vielen Dank für das Angebot!", entgegnete ich ehrlich erfreut darüber und kam nicht umhin es irgendwie cool zu finden, dass er gute Beziehungen hatte, sodass er sogar ein Extra-Nachtisch organisieren konnte. "Wenn du möchtest, können wir ja unsere Handynummern austauschen. Dann kann ich dich anschreiben, wenn ich mal eine Frage habe.", bot ich an und verspürte prompt eine gewisse Nervosität. Was, wenn ich zu voreilig bin? Vielleicht will er ja gar keinen so engen Kontakt. Aber ich bemühte mich diese Zweifel hastig beiseite zu schieben. Als er anschließend entgegnete, dass er Lavine nicht kannte, war ich schon irgendwie ein wenig enttäuscht. Es wäre viel aufregender, wenn die beiden sich gekannt hätten. Aber es gab hier ziemlich viele Leute, also sollte ich nicht automatisch davon ausgehen, dass Lavine jeden kannte, egal wie toll er war. "Oh, natürlich ist er cool.", bemerkte ich hastig und ziemlich begeistert. "Er ist der coolste Junge, den ich kenne. Jawohl." Und dass ich das sagte hatte wirklich rein gar nichts damit zu tun, dass er mein Cousin war. Schon eher damit, dass er mein Lieblingscousin war, aber alles in allem fand ich Lavi wirklich sehr cool. Er wusste immer Bescheid, war souverän und hatte auf jede Frage eine Antwort. Ich futterte schweigend vor mich hin, hörte Mike aber sehr aufmerksam zu, als er auf meine Frage antwortete, auch wenn die Antwort selbst nicht sehr lang war. Außerdem betitelte er sich als nicht so wichtig, was mich schon ein wenig wunderte. Wenn er mehr oder weniger gezwungen worden war, war es doch... eigentlich schon wichtig. Immerhin hatte jeder einen freien willen und sollte für sich selbst entscheiden können was er tun wollte und was nicht. Mit einigen Ausnahmen, natürlich. Aber alles in allem schien er nicht gerade unglücklich darüber zu sein, dass er hier war, also spielte es für ihn vielleicht wirklich einfach keine Rolle. Es fiel mir etwas schwer das nachvollziehen zu können, denn herzukommen war die erste richtige Entscheidung, die ich für mich selbst getroffen hatte. Vorher hatte immer Mama alles bestimmt. Mike riss mich mehr oder weniger aus den Gedanken, in dem er meine Sorge, ich könnte ihm den Appetit verdorben haben, zunichte machte, indem er es zum einen verbal verneinte und zum anderen eine meiner Gurken stibitzte. "He.", beschwerte ich mich halbherzig und schob schmollend die Unterlippe etwas vor, musste dann aber etwas schmunzeln. "Ich hoffe, sie schmeckt dir.", bemerkte ich dann, ehe ich auch schon nachdenklich mit der Gabel an mein Kinn tippte, weil er nach meiner Klasse fragte. Lavine hatte auch so etwas gefragt. "Oh, ja, ich bin in der... ähm... Sternenklasse. Und du?" Vielleicht waren wir in derselben! Das wäre irgendwie schön, nachdem Lavi gesagt hat, dass er selbst in der Mondklasse war. So würde ich wenigstens eine Person kennen.
Sie war so leicht zu beeindrucken. Das fand Mikhail schon damals süß, als sie noch Kinder waren und das hatte sich bis heute auch nicht geändert. Das begeisterte Funkeln in ihren Augen weckte sowohl Nostalgie als auch Zufriedenheit. Ja, er war irgendwie stolz auf sich, dass er es immer noch schaffte einen Eindruck auf Riff zu machen. „Klar, auf jeden Fall. Machen wa‘ nach dem Essen“, stimmte er ihrem Vorschlag Handynummern auszutauschen zu. Hätten sie damals schon Handys gehabt, wären sie vielleicht in Kontakt geblieben. Wobei … wahrscheinlich hätte ihre Mutter — so wie Mike sie ungefähr im Kopf hatte — es nicht erlaubt. Sein Vater wäre auch nicht begeistert gewesen, hätte der Werwolf Zeit und Geld in eine hoffnungslose Beziehung investiert. Mike schürzte leicht die Lippen, als Riff sagte ihr Cousin wäre der coolste Junge, den sie kannte. Er verkniff es sich dramatisch die Arme vor der Brust zu verschränken und sich gespielt-beleidigt abzuwenden. „Du kennst mich ja auch noch nicht“, antwortete er stattdessen grinsend und hätte ihr beinahe die Zunge rausgestreckt. Aber sie waren ja nicht mehr zehn. Nicht dass ihn das grundsätzlich davon abhielt sich unpassend zu verhalten, aber bei River wollte er einen guten „ersten“ Eindruck machen. Zum Glück stocherte sie nicht weiter herum, nachdem er gesagt hatte, dass es nicht wichtig wäre, ob er freiwillig auf der Insel war oder nicht. Jetzt war er eben hier und ändern konnte er das so oder so nicht. Das ganze Thema um seinen Bruder wollte er schon gar nicht aufrollen, weshalb es Mikhail in diesem Augenblick ganz gelegen kam, dass Riff keine übermäßig drängende Persönlichkeit hatte. Das ging ihm bei einigen Mädchen ganz schön auf den Senkel. „Mmmh“, gab er zustimmend und mit einem Grinsen zurück, während er auf der gestohlenen Gurke herumkaute. Dann legte er seine Gabel beiseite, nahm eine Kartoffelscheibe mit den Fingern auf und schob sie sich in den Mund. Sein Bruder hätte ihn hundertpro dafür getadelt. Seine Finger wischte er sich an seiner Hose ab, während er ungeduldig darauf wartete, dass Riff ihre Klasseneinteilung verkündete. „So ein Mist!“, fluchte er in seiner Muttersprache. Enttäuscht lehnte der Werwolf sich in seinem Stuhl zurück, sodass er etwas nach hinten kippelte und riss dabei die Arme hoch, bevor er seine Handflächen auf die Tischplatte schlug und damit sein Tablett samt Teller und Besteck zum Beben brachte. Einige irritierte Mitschüler widmeten ihm eine Sekunde ihrer Aufmerksamkeit, bevor sie sich wieder ihren eigenen Gesprächen zuwandten. Es war wohl keine große Sache, dass sie nicht in eine Klasse gingen, aber es deprimierte Mike schon etwas. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er River hier begegnete? 0,001%? Die Chance, dass sie in eine Klasse gingen lag bei über 30 Prozent! Das war doch blöd. „Wieso sind die süßen Mädchen nie in meiner Klasse?“, merkte er an und grinste schief, um seine Enttäuschung zu überspielen. Er ließ sich wieder nach vorn fallen und legte das Besteck, das durch den Einschlag seiner Hände vom Teller gerutscht war, wieder auf diesen. „Ich bin übrigens in der Sonnenklasse. Ist dein Cousin … uhh—Lavinia, ne?— wenigstens in deiner Klasse?“
Freude war es, welche die Französin bei den Worten von Alix einholte und sie etwas erleichtert aufatmen ließen. „Ich hatte nicht vor zu widersprechen.“, gab sie mit einem leichten Unterton von Freude von sich. Erwähnen musste sie es natürlich nicht, da es auch irgendwie selbstverständlich war, aber dieser Zusammenhalt war eine enorm wichtige Stütze für die Blondine. Umso besser, dass sie nun wiederaufgebaut wurde. Auch wenn noch ein paar Sachen ungeklärt geblieben sind und die Pariserin selbst noch ein Geheimnis zu lüften hatte. Aber das konnte ja, wie sie es andeutete, noch bis später warten.
Die Shopping-Tour war wieder in den Vordergrund gerückt worden. Immerhin wollte Helena die Einkaufsstraße nicht mit ihren Gefühlen ertränken und einen eigentlich so schönen Nachmittag mit einem derartigen Thema so vergiften, dass er ungenießbar geworden war. Das positive wollte sie sehen und das tat sie jetzt erst einmal auch. In diesem Falle war das Positive der nächste Laden, welcher vor den Schwestern lag. In diesem durchwühlte die Pariserin selbstverständlich ausgiebig alle Regale. Auch im nächsten Laden spielte sich das gleiche Szenario ab. Genauso die zwei weiteren Male danach. Wirklich im Einkaufswagen landete allerdings nichts. Eine Sache die man bei einer Französin wie Helena eigentlich hätte erwarten müssen. Normalerweise kam sie immer mit einem Kleidungsstück nach Hause; und wenn es auch nur ein Schal war. Doch heute war irgendwie nichts in den Regalen gewesen, was den modischen Geist der Chevalier großartig beflügelt hatte. Na gut, es könnte auch daran gelegen haben, dass sie mehr den Fokus auf die Beobachtung von Alix gesetzt hatte. Aber das war natürlich nur so, weil es für sie nichts Interessantes gab. Ihr Gegenpart sah das aber genau so. So verließen die beiden Schwestern entgegen des Abends auch wieder die Einkaufsstraße und nahmen den Bus zurück zum Wohnheim. Zu Fuß wollte keine der Beiden Blondinen nun laufen. Wobei Alix das wohl noch locker hinbekommen hätte, da war sich die Pariserin mehr als nur sicher.
Kaum waren die beiden im Wohnheim angekommen, stand das nächste Ziel schon fest. Der Speisesaal. Wobei es wohl Helenas Fehler gewesen war, die Essenszeit im Bus zu erwähnen. Allerdings grummelte auch ihr selber auf der Hinfahrt schon der Magen. Ein Glück, das der Bus so laut gewesen war. „Bratkartoffeln mit Spiegelei und Gewürzgurken.“, las sie den Text vom Speiseplan ab und überlegte sich gerade, was die Gewürzgurken dort zu suchen hatten. Ein Luxusessen war es in jedem Falle nicht, aber da sie hier schon seit drei Monaten war, hatte sich die junge Dame bereits daran gewöhnt. „Klingt irgendwie ein bisschen gruselig. Aber meckern hilft wohl nicht.“, kommentierte sie das Ganze und schaute Alix ins Gesicht. Vielleicht sollten sie morgen Abend selber kochen? Oder nur sie selber? Ob das Küchenpersonal sie dafür hassen würde? Ein verstohlener Blick der blauen Augen glitt zur Essensausgabe…vielleicht. „Komm, dann lass uns unseren Teil des Essens abholen! Nach so einem Marsch haben wir uns das Essen hier redlich verdient! Außerdem müssen wir ja auch den Rest des Abends noch überstehen.“. Auch wenn Alix es vermutlich dementieren würde. Verbunden mit der Erwähnung das sie sich die abgelaufenen Kalorien wieder anfuttern würden. Helena, die schon seit dem Bus die Führung übernommen hatte, schleppte nun auch ihre Schwester mit zu den Tabletts im Raum, bevor sie sich zur Ausgabe bewegten. „Zweimal das Abendessen, wenn sie so freundlich wären, Madame.“, orderte sie höflich und versuchte bei dem Austeilen einen Blick auf besagte Speisen zu erhaschen. Eine leichte Sache, hatte man die Dame an der Ausgabe wohl noch nie mit "Madame" angesprochen. Verwirrung, die Zeit verschaffte. Naja, es sah ja genießbar aus. Auch wenn die Gurken immer noch verstörend für Helena waren. Selbst, als es an die Platzsuche ging, schaute sie noch ein paar Mal auf ihren Teller. „Das will mir einfach nicht in den Kopf gehen…“, äußerte sie etwas nachdenklich in einem selbstgespräch, bevor sich ihre Augen auf ihren blonden Gegenpart fokussierten. Sollte keiner auf die Idee kommen, sie hätte eine Gurkenphobie oder sowas in der Art. „Platzwahl geht an dich über, Schwesterherz.“, gab sie mit einem herausfordernden Blick nun offiziell die Führungsrolle ab und versuchte damit Alix etwas einzubinden. Sollte sie das ablehnen, dann würde sie sich einfach an den leeren Tisch am Fenster setzen. So konnte man wenigstens noch etwas nach draußen sehen.
Etwas schüchtern senkte ich den Blick, lächelte aber, als er sagte, wir würden die Nummern nach dem Essen austauschen. Er wäre der erste Junge - außer Lavi - mit dem ich Nummern tauschen würde. Im Grunde war er eigentlich überhaupt so wirklich der erste, mit dem ich sie austauschen würde. Dass ich die Nummer von Mama hatte war ja eigentlich ziemlich klar, auch wenn es mich gerade, da ich darüber nachdachte, wunderte, dass sie noch gar nicht versucht hatte mich zu erreichen. "Gut, dann nach dem Essen.", stimmte ich noch zu und pieckte demonstrativ ein Stück Kartoffel auf, um mir sie mir in den Mund zu schieben. Nur, um mir kurz darauf die Hand vor den Mund zu halten, weil ich auf Mikes Reaktion leise kichern musste. Es war wirklich angenehm mich mit ihm zu unterhalten, weshalb ich mich problemlos ganz automatisch entspannte. "Du hast ja genug Zeit, um mich davon zu überzeugen, dass du cooler bist." Auch wenn ich das bezweifelte, immerhin war Lavi eine Klasse für sich. Ihm das zu sagen fand ich jedoch etwas unpassend. Immerhin war es ja nicht unmöglich, nur weil ich es für unwahrscheinlich hielt. Als er, nachdem ich ihm gesagt hatte, in welcher Klasse ich war, so plötzlich mit beiden Händen auf den Tisch haute, erschreckte ich mich allerdings so heftig, dass ich zurück zuckte, die Hände an meine Brust drückte und beinahe samt Stuhl umkippte, während ich ihn mit großen Augen anschaute. Ich war mir wirklich nicht im Geringsten bewusst, wie genau ich diese Reaktion bei ihm hervorgerufen hatte, da ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, dass es an meiner Klasse lag. Die Enttäuschung, die er zuvor gezeigt hatte war für mich schon nachvollziehbarer. Schließlich beschwerte er sich darüber, dass die süßen Mädchen nie in seiner Klasse wären, was mir prompt einen roten Hauch auf die Wangen pustete. Also... war er nicht sauer? Vorsichtig räusperte ich mich zwei Mal, ehe ich mich traute wieder etwas zu sagen. "Ähm... tut-tut mir leid?", murmelte ich und schaffte es nicht einmal ansatzweise es selbstbewusst klingen zu lassen. "A-aber bestimmt gibt es trotzdem ein paar... ähm... hübsche Mädchen in deiner Klasse." Trotzdem war auch ich etwas enttäuscht, als er verkündete, dass er in der Sonnenklasse war und damit bestätigte, dass wir nicht in derselben waren. Anschließend schüttelte ich auch mit einem leisen Seufzen den Kopf. "Nein, leider nicht. Er ist in der Mondklasse." Es wäre aber auch zu schön gewesen schon jemanden aus meiner Klasse kennen zu lernen. "Aber wir können uns ja trotzdem zwischendurch treffen oder so. Nur, wenn du willst, natürlich.", schob ich hastig hinterher und traute mich auch langsam wieder näher an den Tisch, um weiterzuessen.
Matthew
Matthew Mason
98 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 204 Aktuelles Outfit: Knielange Bluejeans, schwarzes T-Shirt und dunkle Sneakers
Nachdem er den Braunhaarigen gefragt hatte, ob er mit ihm zum Speisesaal gehen würde, verneinte er dies und sagte, dass er vorher in sein Zimmer gehen würde. Matthew verstand dies und die beiden gingen getrennte Wege.
Auf dem Weg zum Speisesaal merkte der Rothaarige schon, dass er sehr starken Hunger hatte. Dazu kam natürlich auch ein herrlicher Duft des Essens, was das Knurren seines Magens nicht wirklich hemmte. Der Gang zum Speisesaal fühlte sich für ihn daher so an, als ob er gleich am Verhungern wäre. Es war kein angenehmes Gefühl, das er am Magen hatte. Aber da musste jetzt der Engländer durch. Immerhin waren es ja nicht mehr viele Schritte, bis er zu seiner Hilfe gelangen konnte.
Nach kurzer Zeit war er auch schon im Speisesaal. Sein Magen freute sich und legte noch eine extra Einlage ein. Doch dem Rothaarigen war dies herzlichst egal, denn er konnte sich nun endlich etwas zum Essen holen. Sofort machte sich der Rothaarige auf zur Essensausgabe. Dort nahm er sich einen Teller und holte sich anschließend noch ein Glas mit Wasser. Anschließend suchte er sich einen Platz. Er sah Helena, jedoch schien sie sich schon sehr zu amüsieren. Ob Akaya hier bald auftauchen würde? Immerhin war doch schon Essenszeit. Ob er wie eine Motte zum Licht fliegen würde? Der Rothaarige entschied sich mal auf einen Platz zu sitzen, an dem noch niemand war. Danach fing er schon mal mit dem Essen an, da er sonst wirklich am Verhungern wäre.
Mikhails Lächeln wurde für einen Moment etwas matt, als River sagte er hätte genug Zeit, um sie zu überzeugen er wäre cooler. Dass er nur zwei Wochen hatte, wenn es hochkam, wollte und konnte er ihr nicht mitteilen. Völlig unmöglich. Auch konnte er ihr nicht an den Kopf werfen, dass sie nicht nach einem Jahr schon wieder abhauen durfte. „Stimmt“, erwiderte er nur schief grinsend und räusperte sich. Natürlich wollte er diesen Lavinia nicht wirklich ausstechen, immerhin waren Riff und Lavinia verwandt. Wenn es nach Mike ging, dann war Blut sowieso dicker als Wasser. Den Schreck, den er River durch seinen plötzlichen Angriff auf die Tischplatte, verursacht hatte, belächelte der Werwolf erst kurz amüsiert, bevor er sich, mit einem minimal schuldbewussten Gesichtsausdruck, an der Wange kratzte. Vielleicht sollte er seine impulsiven Gefühlsausbrüche ein wenig runterschrauben, wenn er mit der Schwarzhaarigen sprach. Er wollte sie schließlich nicht vergraulen, noch bevor er ihre Handynummer ergattern konnte. „Sorry, sorry. Ich hab‘ komplett vergessen wie—ich wusste nicht, dass du so schreckhaft bist“, entschuldigte er sich halbherzig. Nicht aus fehlendem Respekt vor Riff, sondern eher, weil ihm Entschuldigungen einfach nicht leicht von den Lippen gingen und er es sowieso zu belustigend fand, wie sie hochgeschreckt war, nur weil er einmal kräftig auf den Tisch geklopft hatte. Er wollte mit River wirklich nicht über die Mädels in seiner Klasse sprechen. Das war ein Thema, über das er sich lieber mit einem anderen Kerl unterhielt, als mit seiner Kindheitsfreundin. „Nah, sind alle nicht so mein Typ“, gab er schulterzuckend zurück. Es brachte auch nichts über die Mädchen in seiner Klasse zu reden, wenn Riff gar nicht wusste um wen es ging. „Ach so. Vielleicht kannste ja mit der Verwaltung sprechen und ‘ne Versetzung beantragen. Ich hab‘ kein Plan, ob die das machen, so ohne richtigen Grund, aber ‘nen Versuch wärs wert.“ Mike ließ bewusst aus, in welche Klasse sie sich seiner Meinung nach versetzen lassen sollte. Wäre er an ihrer Stelle, würde er jedenfalls die Klasse seines Cousins wählen. Aber er war ohnehin unsicher, ob die Direktorin Sonderwünsche entgegennahm. „Klar müssen wir uns treffen. Ich muss dich doch davon überzeugen, wie cool ich bin, schon vergessen?“, grinste er und unterdrückte den Impuls ihr gegen die Stirn zu schnippen. Das wäre eine zu vertraute Geste. Während River sich weiter ihrem Abendessen widmete, ließ Mikhail den Blick abermals durch den Speisesaal wandern, um vielleicht auf ein weiteres bekanntes Gesicht zu stoßen. Doch bisher entdeckte er nur Mitschüler aus anderen Klassen, zu denen er kein näheres Verhältnis hatte. „Hast schon dein Zimmer gefunden?“, fragte er, den Blick wieder auf Riff gerichtet. Sie hatte kein Gepäck dabei; das würde dafür sprechen. Aber vielleicht hatte sie ihre Sachen auch noch im Sekretariat oder so. Was wusste er schon?
Sein schuldbewusster Gesichtsausdruck kam für mich etwas überraschend. Ebenso die Entschuldigung. Dabei... war ich es doch, die etwas falsch gemacht hatte. Oder etwa nicht? "I-ist schon in Ordnung. Wirklich.", entgegnete ich, auch wenn ich noch immer nicht wusste, was genau ich nun eigentlich gemacht hatte. Ganz abgesehen davon hatte er ja nicht wissen können wie... schreckhaft ich war. Das war immerhin auch nicht jeder. Oder eigentlich recht wenig, wie ich glaubte. Dass er ursprünglich etwas anderes hatte sagen wollen, ging mir nicht so wirklich auf, weil es für mich einfach wie ein Versprecher klang. Allerdings sickerte da langsam bei mir durch, dass er vorhin eine andere Sprache gesprochen hatte. Sie kam mir bekannt vor und wahrscheinlich waren Mama und ich auch in dem Land gewesen, wo sie gesprochen wurde. Allerdings brauchte ich einen Moment, in dem ich mir nachdenklich ans Kinn tippte, ehe mir aufging, dass es russisch geklungen hatte. Eine Sprache, von der ich nicht sehr viel verstand. Dass die Mädchen in seiner Klasse alle nicht sein Typ waren, war natürlich schade für ihn. Aber es gab ja auch noch zwei weitere Klassen, also.... wenn er nach einer suchen würde, würde er sicher eine finden. "Vielleicht ist das ja auch ganz gut.", bemerkte ich, "So lenken sie dich nicht vom Unterricht ab." Bei den Worten grinste ich ein wenig, ehe ich mir eine Gewürzgurke in den Mund schob und aufseufzte. Ich mochte diese Mischung aus würzig, knackig und saftig. "Ich denke, eine Versetzung ist auch nicht nötig.", merkte ich an und schob mein Spiegelei von in paar Kartoffeln herunter. "Ich habe ja noch nicht einmal meine Klasse gesehen. Vielleicht ist sie ja ganz in Ordnung." Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn ich Glück habe finde ich da schnell Freunde. Ich glaub auch, dass es für Lavi-" Ich stockte kurz, weil ich fast wieder meinen Spitznamen für ihn benutzt hätte. "Ähm.... Ich glaube, für Lavinia könnte das auch nicht ganz so toll sein. Ich möchte nicht, dass er denkt, ich würde ihm auf die Pelle rücken oder so." Auch wenn ich wirklich gern Zeit mit ihm verbringen wollte. Dass ich ihn aber auch nicht bloßstellen wollte, weil ich seine Cousine war und wahrscheinlich schulisch nicht so auf der Höhe war wie andere, verriet ich Mike lieber nicht. Das wäre so schon peinlich genug. Mit einem leisen Glucksen erwiderte ich sein Grinsen auf seine Worte, würde würden uns treffen müssen. Und während ich so fleißig aß, vergaß ich auch, dass es hier im Raum ja auch andere Leute gab. Als Mike schließlich fragte, ob ich mein Zimmer schon gefunden hätte, schaute ich überrascht auf. "Oh... ähm... Ja. Lavine hat mich direkt hingebracht." Nachdenklich schaute ich ihn an und hatte das Bedürfnis selbst eine Frage zu stellen. "Bist du... Ähm... Bist du aus Russland?"