Nicht ganz einfach zu erreichen ist der Kiido-Berg, auf welchem sich auch, allerdings nicht ganz so weit oben, der Kiido-Schrein befindet. Im Sommer macht sich kaum jemand die Mühe, auf den "kleinen" 540 Meter hohem Berg zu klettern - im Winter, der nun eingebrochen ist jedoch wird man von einer ganz anderen Motivation gelockt, kann es doch ganz schön Spaß machen, alleine, zu zweit, oder in Gruppen den Berg zu besteigen, um dann mit einem Schlitten die Rückseite des Berges hinunterzurodeln. Auf der Spitze des Kiido-Berges erwartet euch eine alte Dame, die in einer Holzhütte haust und wer weiß - vielleicht bietet sie euch ja Heißgetränke und Lebkuchen an, bevor ihr nach unten radiert?
Mein Herz sagte mir ich sollte sie umarmen, aber mein Kopf sagte mir das genaue Gegenteil und ich beschloss wie immer meinem Kopf zu folgen.Sie war ja schon ein wenig seltsam aber sie war an sich ganz ok, nur ihre Art war ungewöhnlich und ihr verhalten genauso. „Also nehme ich an das du kein geborener Engel bist ?“ Das hatte ich ihr übermittelt ohne weiter nachzudenken, was sie darauf wohl antworten würde? Ich konnte es mir noch nicht so richtig ausmalen was sie nun eigentlich vor hatte, die frage war eher was war ich für eine Person das ich so eine frage stellte. „Wie lange warst du noch am Leben ? Diese Frage war dann wohl doch zuviel, zumindest für meinen Geschmack. Nun kam es lediglich darauf an was sie antworten würde, aber dann blickte ich wieder in die menge der Kinder und mein blick verfinsterte sich. Ich wusste nicht wieso ich mir diese Fröhlichkeit immer und immer wieder ansehen musste, aber es war normal für mich geworden mir selbst mit so etwas zu schaden. Selbst wenn es eigentlich richtig dumm war, ich konnte nicht anders.
Verwundert über seine Frage schaute ich ihn an. "Nein, ich bin kein geborener Engel. Ich war ein ganz normaler Mensch mit einem verdammt behinderten Leben.", sagte ich daraufhin sehr herablassend. Wohlwissend das ich da gerade über mich selber sprach. Mit ein paar Schritten ging ich nun in die Richtung von Takeo. Zwei Schritte vor dem Jungen blieb ich dann stehen. Er stellte wirklich ein paar zu direkte Fragen. Ich war kein Mensch der seine Lebensgeschichte hinausprahlt um Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber wenn man die Frage stellt, bekam man von mir auch die Antwort. So ähnlich ging es auch mit seiner nächsten Frage. Er wollte wissen wie lange ich noch gelebt hatte. "Drei Tage.", sagte ich kurz und schmerzlos. Wenn er weitere Informationen haben wollte, müsste er sie mir schon aus der Nase ziehen. Und darauf hatten die wenigsten Leute Lust. Deswegen erwartete ich das auch von ihm. Erst jetzt bemerkte ich seinen finsteren Blick. Er schaute nicht mich an, sonder irgendwo anders in die Landschaft. Ich drehte meinen Kopf um seiner Blickrichtung folgen zu können. Starrte er etwa auf die Kinder? Ich spürte wie sich Aggression in meiner Umgebung sammelte. Es konnte nur von Takeo kommen, die anderen Personen waren zu weit weg als das ich dessen Gefühle ebenfalls mitbekam. Nun drehte ich meinen Kopf wieder zu Takeo. "Warum machst du so ein böses Gesicht?", fragte ich ganz unkompliziert. Er musste ja nicht wissen das ich die Emotionen von Leuten spüren konnte. Am besten ich halte so viel über meine Fähigkeiten unter Verschluss wie ich kann. Ein paar Leuten hatte ich es zwar schon gezeigt. Aber eben nur ein - oder zwei Personen und nicht meiner ganzen Klasse. Wie dem auch sei, ich wurde nicht so ganz schlau aus ihm bzw. ich konnte mir nicht so wirklich einen Eindruck von ihm machen. Er zeigte sehr schnell was er dachte und verbarg nicht mal Ansatzweise was in ihm Vorging. Ganz anders als ich. Bei mir sah man das nicht immer und das war auch gut so. Aber seine Offenheit machte es mir in einer gewissen Art und Weise kompliziert seine Person richtig zu analysieren.
Sie hatte noch drei tage lang gelebt bevor sie gestorben war, das erschreckte mich schon ein wenig und damit kamen nur dinge wie Organschäden und innere Blutungen in Frage. Es war sicherlich für sie sehr schmerzhaft gewesen das durchzustehen und als Engel wiedergeboren zu werden.Nur konnte ich nicht verstehen wie sehr sie das wirklich verstört oder verändert hatte. Da im Prinzip alles was sie früher war noch in ihr sein musste nur unter einer sehr harten schale und ich konnte diese nicht durchdringen. Manchmal beneide ich die Menschen, sie mögen schwach sein und ein ziemlich begrenztes leben haben. Und dennoch verhalten sie sich wie sie wollten und können Freude und Spaß empfinden wie sie wollen. Das war mir herausgerutscht und ich setzte meine Mimik wieder außer kraft. Sie musste nicht wissen was los war oder wieso ich mich so verhalte, dann stellte ich mich vor sie, öffnete die Augen und blickte in ihre. Du solltest dich eigentlich freuen das du eine Chance bekommen hast ein weiteres leben zu führen, als geborener Dämon aufzuwachsen ist nicht die schönste Sache dieser Welt. Und verzeih mir aber du konntest die schmerzen deiner Verletzungen spüren habe ich recht?
Ihn immer noch im Blick, lauschte ich seinem Kommentar was Menschen angeht. Ja, natürlich konnten sie Spaß empfinden. Sie konnten den Spaß auch immer dann haben wenn sie wollten. Vor allem wenn man einen Box sack in der Klasse hat den man nach Herzenslust beleidigen und schlagen kann. Ja.....dann konnten Menschen dies. Mit einem abtuenden "Tss", reagierte ich abschließend auf seine Aussage. Ich wusste, dass meine Ansicht nicht auf alle Menschen zutrifft. Aber bis ich mein Bild von der Allgemeinheit ändere, von "Jeder könnte mir Schaden" zu "Jeder ist mein Freund", würde noch viel Zeit vergehen. Und dann kam der Knaller für mich. Es kam das was kommen musste. Jeder dem ich das bis jetzt erzählt hatte sagte genau dies. Ich sollte froh über meine zweite Chance sein. Tja, das war ich aber nicht. Ich wollte nicht wiedergeboren werden oder irgendein anderen Hokuspokus. Statt meinem elendigen Leben zu entkommen wurde ich wieder zurückgeholt. Sogar meine Erinnerungen hatte man mir gelassen. So nach dem Motto: Hier hast du das was du nicht vermisst hast und jetzt sei ein glücklicher Engel. Nun öffnete er seine Augen, zum aller ersten Mal öffnete er seine Augen und schaute mich an. "Die zweite Chance hätte er anderen Leuten geben sollen. Ich wollte keine zweite Chance." , sagte ich zu ihm. Und dann sagte ich es. Eigentlich wollte ich ja nicht, aber ich war gerade schon mittendrin also machte das jetzt auch keinen Unterschied mehr. "Ich wollte sterben. Ich wollte nicht wiedergeboren werden.". Ja, das wollte ich wirklich nicht. Mittlerweile war ich mir aber nicht mehr so sicher. Ich hatte schon viele Personen getroffen die ich ehrlich gesagt ziemlich nett fand. Und dann war da noch Shiki den ich...super Nett fand. Als letztes Antwortete ich ihm noch etwas aufgebracht auf seine letzte Frage. "Natürlich hatte ich Schmerzen. Einem Waisenhaus Kind gibt man keine Schmerzmittel. Das ist viel zu teuer." , sprach ich nun etwas lauter. Das ganze Thema ging mir schon zu nah. Es machte mich so wütend. Es waren die Schmerzen der Vergangenheit die mich immer dann einholen wenn ich darüber sprach. Wie böse Geister die man heraufbeschwor. Nur irgendwie schlimmer.
Ich blickte sie an wie sie immer wütender oder wohl eher angepisster wurde und überlegte mir was ich tun sollte.Ich hatte nicht vor gehabt sie so in die enge zu treiben und ich hatte beim besten willen nicht vor sie wütend zu machen.Dennoch gab es dinge welche ich an ihr nicht verstehen konnte und dies war ein teil davon. Du musst nicht wütend werden, ich weiß was du meinst beziehungsweise kann ich es mir vorstellen.Auch wenn du mir nicht glauben wirst, da ich nicht wie du als Waise aufgewachsen bin oder dieselben schmerzen wie du verspürt habe. Dann tat ich absichtlich etwas von dem ich wusste das es falsch war, dennoch wollte ich das sie ihre Wut an jemandem auslassen konnte.Aber nicht an irgendjemandem sondern an jemandem der diese dinge kannte und sie auch durchstehen konnte. Also bewegte ich mich auf sie zu und umarmte sie, mir war klar das es nicht viel schlimmer für sie kommen konnte. Dennoch war es den versuch wert, aber es würde mir wohl mehr schaden als ihr.
Nach meiner Geschichtestunde und der Offenbarung meiner Vergangenheit, die mich schon wieder fertig machte. Würde aus meinem aufgebrachten Gemütszustand irgendetwas zwischen verzweifelt und ratlos. Aber nur innerlich, viel zu abgestumpft war ich als das ich schwache Gefühle nach außen lasse. Takeo teilte mir zwar wieder mit das er es nachvollziehen konnte, aber das bezweifelte ich. Das konnte niemand nach meiner kleinen Kurzversion meines Lebens. Was er im Anschluss über sich sagte, darüber konnte ich nicht Urteilen. Ich wusste nichts über ihn und wollte es auch nicht. Auf jeden Fall wurde selbst das mir zu viel. Mein Sicherheitsmechanismus setzte wieder ein bzw. ich blockierte meine Emotionen wieder. Hätte ich es nicht getan wäre ich früher oder später wohl wieder verrückt geworden vor Verzweiflung. Instant normalisierten sich meine Atmung und mein Herzschlag wieder, meine Gedanken wurden wieder klar und frei. Und dann passierte es. Takeo ging mit langsamen Schritten auf mich zu und......umarmte mich. Kerzengerade und ohne eine Reaktion schaute ich überall hin. Nur nicht auf ihn. "Lass mich sofort los." , sagte ich in kühler Stimmlage zu ihm. "Zwing mich nicht dich anderweitig dazu zu bewegen.". Meine Fähigkeit die Psyche der Leute zu manipulieren um Verletzungen zu simulieren konnte ich hier wunderbar benutzen. Bei diesem Punkt waren mir meine Erinnerungen hilfreich. Ich konnte nämlich nur Schmerzen auf andere Leute projezieren die ich selbst erlebt habe. Und bei so einem Autounfall mit mehreren Knochenbrüchen und inneren Blutungen kommt ganz schön was zusammen. Kurz ruckelte ich ein wenig in eine Richtung um ihn vielleicht so loszuwerden. Er soll loslassen. Ansonsten wird das für ihn nicht schön und für mich vielleicht auch nicht. Obwohl mir letztere Person total egal war.
Irgendetwas an ihr hatte sich verändert auch wenn ich nicht wusste was es war konnte ich es merken, sie stand einfach nur da und sagte das ich sie loslassen sollte. Aber das würde ich nicht tun, sie wollte mich anderweitig dazu bewegen und in dem Moment wollte ich einfach wissen was sie damit meinte. Ich werde dich noch nicht loslassen, lass es an mir aus. Tu es…. Diese Mitteilung war selbst für mich ziemlich seltsam, aber ich konnte leider nichts dagegen tun als wenigstens zu versuchen sie dazu zu bringen.Sie musste sich einmal richtig abreagieren und ich war eines gewohnt, somit kam ich dafür in frage. Nun war lediglich die frage wie sie es tun wollte, ich hatte keine Ahnung welche Fähigkeiten sie besaß und inwiefern diese mich treffen würden. Tu es ich kann es verkraften. Es schien beinahe als würde ich mich darauf freuen auch wenn es nicht ganz so stimmte, ein teil von mir, also der teil der sich den Tod wünschte wollte es. Der andere teil der leben wollte war dafür aber nur unter dem Umstand das es ihr danach vielleicht besser gehen würde.Nur konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen was nun passieren würde. Waffen hatte ich an ihr nicht gesehen und ob sie mir zwischen die Beine treten würde, war ich mir nicht sicher. Also was sollte ich anderes tun als abwarten.
Weiterhin starr stand ich da. Selbst nach mehreren Versuchen mich frei zu ruckeln ließ er mich nicht los. Er sagte sogar, dass er mich nicht loslassen würde. Ich hatte keine andere Alternative. Er ließ mir keinen anderen Ausweg als meine Drohung wirklich wahr zu machen. Mit einem mal hörte ich auf mich zu bewegen. Ich klinkte mich in seinen Kopf ein und begann nun sofort damit sein Nervensystem zu manipulieren. "Lass los.", versuchte ich ihn noch einmal dazu zu bewegen mich endlich loszulassen. Aber es blieb erfolglos. Daraufhin begann der Spuk. Ich fing ganz leicht an seinem Nervensystem das Signal zu geben das sein Arm gebrochen war, das sollte für einen Schmerz wie bei einer Prellung sorgen. Gleichzeitig fing ich an ihm leichte Kopfschmerzen zuzufügen. Regungslos stand ich weiterhin da, frei von jedem Gefühl. Das war das Gemeine an meiner Fähigkeit. Ich musste mich nicht bewegen um andere zu verletzen. Ich konnte unschuldig dastehen während sich meine Opfer an "scheinbaren" Verletzungen die Kehle ausschreien die sie in Wirklichkeit gar nicht haben. "Lass.....mich....los." , betonte ich nun noch einmal ganz ernst. Wenn er jetzt nicht anfing loszulassen würde es langsam immer schlimmer werden. Und ich bezweifelte das er das wollte.
Sie versuchte mich abzuschütteln und sagte immer wieder das ich loslassen sollte, aber dann fing es an.Es war sehr seltsam mein arm fühlte sich an als hätte ich ihn gegen irgendetwas hartes geschlagen und mein Kopf fing auch langsam an weh zu tun.Was auch immer sie tat war allerdings lediglich psychischer Natur, das konnte ich feststellen da mein arm noch komplett funktionstüchtig war und mein Kopf keinen Verlust des Denkens zu verzeichnen hatte. Wie auch immer sie das tat, ich fand es aufregend und fragte mich wie weit sie damit wohl gehen würde oder konnte. Mach weiter ich warte. Dieses Mal war die Mitteilung ein wenig von einem neugierigen Unterton begleitet worden, was verständlich war aber ob sie es verstehen konnte war nun einmal die frage.Sie wusste tatsächlich nicht das sie es mit Schmerz nicht schaffen würde mich loszuwerden, außer sie würde mich damit töten aber das glaubte ich weniger. Und vorher würde ich loslassen da ich angst hatte das sie an einem Mord womöglich zugrunde gehen konnte.Ich kannte sie eben kaum und war mir nicht sicher wie sie bei so etwas reagieren würde. Du solltest dich nicht vor Berührungen wie dieser scheuen das wird es noch viel öfter in deinem Leben geben.
Wieder versuchte ich durch einen ruckartigen Versuch mich loszureißen. Aber es schlug wieder fehl. Begleitet wurde es von einer.....Herausforderung (?????) seinerseits. Als ob ich mich davon beeindrucken ließ. Ich störte einfach die Zentrale seiner Bewegungen. Dann würde sich der Rest von selbst ergeben. Mit diesem Gedanken verstärkte ich die Migräne und das nicht nur leicht. Ich machte sie so stark das man sich fühlte als ob einem der Kopf platzen würde. Natürlich würde er das nicht tun. Aber Handeln und Denken wäre somit für ihn zumindest unmöglich. Was mir die Zeit geben würde aus seiner Umarmung zu entkommen um mich auf den Weg weg von hier zu machen. Wann bemerkte er, dass es nichts brachte? Ich hatte meine ganzen Emotionen abgeriegelt. Es gab im Grunde genommen nichts mehr was mich in irgendeiner Weise "menschlich" machte. Das einzige was in meinem Kopf umherlief waren meine Gedanken. Ich hatte von mir selbst den Eindruck das ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Und ich hatte damit wahrscheinlich hundertprozentig Recht. Ich war im einen Moment eine ganz normale Person und im nächsten war ich schon wieder nahe des Abgrunds. So drastische Stimmungsschwankungen konnte nur eine Gestörte haben. Trotzdem weiterhin unbeeindruckt von seinen Anstrengungen wiederholte ich meine Ansage. "Lass mich los. Du tust dir keinen Gefallen und mir gehst du damit gerade ziemlich auf die Nerven." .