Die Gänge im Erdgeschoß der Schule sind entsprechend der Anzahl an Fenstern sehr hell und verbinden die größeren Räumlichkeiten wie die Cafeteria oder die Aula miteinander. In der Regel ist das Erdeschoß das ruhigere der Schule, da sich die meisten Klassen- und Unterrichtsräume erst im Obergeschoß befinden. Neben allen Türen sind ordnungsgemäß Schilder angebracht, die auf den Namen des Raumes oders eine Funktion hinweisen.
Er schritt weiter durch den Gang, mit dem Mädchen auf dem Arm. Wenn er sie laufen lassen würde, würde sie sich wahrscheinlich nochmals verletzen, so wie er sie kannte. Als sie dann ihr Wort wieder zu ihm erhob musste er kurz schmunzeln. Hätte er? Ohja, und wie. "Vielleicht hätte ichs tun sollen. Dann würde er sich nicht mehr mit älteren anlegen.", meinte er nur zu ihrer Aussage. Aber einen Augenblick später sah er zu ihr und grinste. "Nein Spaß.", entkam es aus seinem Munde mit einem leichten Lachen dabei. Aber meinte er es eigentlich so? Hätte er den Jungen wirklich davonkommen lassen? Er bezweifelte es. Immerhin hatte er sein Handy zerstört gehabt. Zum Glück blieb das kleine Kunststück mit dem neuen Handy von allen anscheinend unbemerkt. Mit sicheren Schritten ging er in Richtung des Klassenraumes, trug Horie weiterhin sicher durch die Gegend. "Ich hoffe mal die Lehrerin kann da was regeln..", brummte er leicht genervt. War denn an dieser Schule kein richtiger Heiler mehr? Wenn jetzt nicht mal mehr die "Ärzte" heilen konnten sondern sich wie normale Menschen aufführten, was soll dann so besonders noch an Isola sein? Obwohl der Unterricht wohl gerade am beginnen war, sah er niemanden auf dem Gang. Aber auch niemanden in den Räumen? Waren die beiden so früh? Aber die Klingel ging doch.."Hrmpf. Jetzt kommen wir wohl noch zu spät..verdammte Ärzte. Texten dich voll aber helfen tun sie kein Stückchen.."
Entsetzt und beunruhigt wegen seiner Worte sah das brünette Mädchen schließlich wieder auf. War das sein Ernst? Horie spürte die Unruhe, die sich in ihrem Körper breit machte, das Verlangen aufzuspringen und sich aus seinem Griff zu befreien. Doch so weit kam es gar nicht erst, denn sein Grinsen, das die Kleine nun sehen konnte deutete ihr an, dass er es nicht so meinte. Manch einer hätte es vielleicht in Frage gestellt, hätte daran gezweifelt und sich selbst davon überzeugen wollen, ob er es nicht doch noch tat, doch Horie glaubte dem Blondschopf. Sollte man eigentlich Dämonen trauen? Waren sie so vertrauenswürdig, dass man ihnen einfach Glauben schenken konnte? Nachdenklich zog sie die Augenbrauen zusammen und konzentrierte sich auf ihre Gedanken. Mit einem leichten Kopfschütteln jagte sie die Gedanken schließlich wieder fort und musterte den Dämon aus dem Augenwinkel, während sie ihr Handy aus der Brusttasche zog, um eine Nachricht zu verfassen. Wenn Kurya gewollt hätte, dann wäre es ein leichtes für ihn mitzulesen. Das Mädchen verfasste eine Kurzmitteilung an Jun, ehe sie das Handy wieder in die Brusttasche der Bluse schob. Zu dumm, dass die Röcke keine Taschen besaßen. Da hatten es die Schüler in ihren Hosen doch deutlich besser. Seine Worte sorgten schließlich dafür, dass Horie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Träger widmete und ein Nicken ihrerseits vernehmen ließ. „Ich hoffe es. Du kannst mich schließlich nicht die ganze Zeit durch die Gegend tragen. Die Umstände, die ich dir bereite sind schon schlimm genug.“, ihre Stimme klang gequält. Wenn sie gar nicht erst auf sein Zimmer mit gegangen wäre, dann wäre dies hier nicht geschehen und sie könnte noch laufen. Es hätte keinen Streit mit Jun gegeben und die Situation wäre nicht eskaliert. Das waren zumindest die negativen Seiten an dem Geschehen. Anders betrachtet hatte sie so endlich mal wieder Zeit mit ihm verbracht. Das kleine Tierwesen hatte beinahe vergessen, wie es war, wenn man sich völlig ungezwungen verhalten konnte – so wie man war. Das Vibrieren ihres Handys ließ sie schließlich zusammen zucken. Wenn der Blondschopf sie nicht so gut fest gehalten hätte, dann wäre sie vermutlich auf dem Boden gelandet. „Tut mir Leid.“ Die Nachricht war von Jun. Erleichtert seufzte sie und hoffte im selben Moment, dass der Dämon diese Nachricht nicht gelesen hatte. Ansonsten hätte er wieder einen Grund gehabt sich über den kleineren Dämon aufzuregen. Horie beeilte sich damit, ihm eine Antwort zu kommen zu lassen, ehe sie das Ding wieder einpackte und leise vor sich hin murmelte. „Sieht so aus, als würde unser Essen noch statt finden...“ Zu spät? Horie legte die Arme um seinen Hals, damit sie sich in seinem Arm besser aufrichten konnte, ehe die großen, runden Chinchilla-Ohren zum Vorschein kamen. Wenigstens jetzt konnte sie ihm von Nutzen sein. Die Lärmempfindlichkeit des brünetten Mädchens stieg augenblicklich an. Sie konnte Kurya atmen hören, nahm ihren eigenen Herzschlag war, das Rauschen der Blätter hinter den geschlossenen Fenstern, das Geräusch von Schritten in der Ferne, das Rascheln von Papier und das Kratzen von Stiften. Von Stimmen fehlte jede Spur. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie den Kopf neigte und die Augen schloss. Die großen Ohren zuckten leicht, als sie sprach. „Wir sind nicht zu spät. Der Unterricht hat noch nicht begonnen und den Geräuschen nach zu urteilen sind noch nicht einmal alle da.“ Wenigstens diese frohe Botschaft hatte sie ihm verkünden können.
Er musste wieder kurz lachen. Zu schwer? Sie? Das Fliegengewicht? "Ach pi pa po.", meinte er zu ihr. "Solltest du mir zu schwer werden, drück ich dich Levi in die Arme.", fügte er nochmal lachend hinzu. Das sie ihm eben erst etwas über Leviathan und Sie erzählt hatte, ignorierte er in diesem Moment einfach. Immerhin hatten sie es so auch schon früher gemacht. Konnte sie nicht mehr, trug der Dämon sie einfach. Und konnte er nicht mehr, musste Levi eben rann. Nur hielt der bei weitem nicht so lange durch, aber egal. Wenige Momente später zappelte aufeinmal das Tierwesen rum als anscheinend ihr Handy ging. Ohne auch nur einen Blick auf das Display zu werfen trug er sie weiter durch den Gang richtung Klasenraum. "Sag ihm doch dann, dass er nur knapp an nem längeren Aufenthalt auf der Krankenstation rum gekommen ist. Du weißt was passiert wäre wenn ich ernst gemacht hätte.", sprach er mit einem leichten grinsen im Gesicht aber dem Blick immer noch geradeaus gerichtet. Als sich die Brünette aufeinmal - sozusagen - aufrichtete, sah er zu ihr, als sie ihre Arme um seinen Hals schlug. Na das würde jetzt ja aussehn. Als ob der Bräutigam die Braut von der Hochzeit ins eigene Haus tragen würde bestimmt. Sie benutzte wohl mal ihr gutes Gehör um zu wissen was genau sache war. Als sie ihm schließlich die Antwort gab musste er kurz mit dem Kopf schütteln. "War ja eigentlich typisch. Selten das hier mal was pünktlich losgeht.", sagte er noch und lief weiter Richtung Klasseraum aber jetzt deutlich langsamer als vorher. Nein, zu schwer wurde sie ihm noch lange nicht. Aber wieso auch schon beeilen wenn es noch Zeit gab?
Wo sind nur diese Bifis hin? Genervt durchwühlte er seine Tasche, da hier drinnen irgendwo dieser Snack stecken musste. Man konnte es zweimal leise grummeln hören. Das erste kam aus dem inneren seiner Eingeweide das zweite aus seinem Hals. War sein Vorrat wirklich schon aufgebraucht? Bloß nicht daran denken! Plötzlich kam ihn die rettende Idee. Schnell zog er seine Federmappe aus der Tasche und holte aus dieser 4 von diesen Salamistangen! 'Yay!' Er riss die erste Verpackung weg und widmete seine Aufmerksamkeit diesen beiden Weibchen wieder. Es schien so als müsste die Dunkelhaarige schon weg. Doch bevor sie verschwand sprach sie noch einmal über irgendeinen Penner. Darauf blickte sich der Rotschopf um, bis er dann verstand, dass er damit gemeint war. Stank er etwa oder wieso "Penner"? Mal nachschnüffeln! Nach einer Duftprobe kam er zu einem Schluss: Die ist einfach nur Fies. Doch kaum dass er zu diesem gekommen war, kam der Rest ihrer Aussage wieder in den Sinn des Jungen. Sie wollte ihm beibringen wie man mit Damen umgeht? Da bekam er große Augen und wandte seinen Blick erstaunt zu der Fremden, die auch schon zu Staub zerfiel. Darauf schreckte Hanten zurück. "WOAH! Ist die gerade... gestorben?" Fragte er entsetzt an die Pinkhaarige gewandt. Solche Sachen hatte er ja schon des öfteren in Horrorfilmen gesehen, wenn ein Vampir starb und so was. Kurz darauf wurde er auch schon aufgeklärt, was seine Sorge wieder schwinden lies. 'Die sollte ein Schild um den Hals tragen - "Vorsicht, kann sich Stauben!"' Doch lange konnte er nicht gerade darüber nachdenken. Die Pause endete mit einem ziemlich widerlichen Klingeln. Naja seine Bifi wollte er trotzdem Essen. Hätte er auch, würde eine Pinkhaarige nicht den Arm, samt die Hand von seinem Mund wegziehen. Oh! YOU TRAITOR! Doch er ließ es ihr noch einmal durchgehen. Es schien eine Art Kompromiss zu sein. Hanten würde mit ihr mitgehen und sie ließ ihn die Bifi essen. Schlechter Kompromiss, ganz schlecht. Wie kann sie nur so nett aussehen und so eine miese Erpresserin sein? Ein Glück dass niemand unter diesen roten Schopf schauen konnte. Keiner der Anwesenden zumindest. "Ok ok..." Ohne große Wiederworte oder Proteste ließ sich der Junge aufhelfen, doch ließ dieses gerissene Weibchen nicht locker. Er würde seine Bifi wohl erst im Klassenraum bekommen. Sie ist gut... zu gut. "Ich habe keins aber sag mal... deine Freundin gerade eben... will die mir zeigen wie man richtig Sex hat oder wie man am besten dazu kommt?" Diese Frage beschäftigte ihn schon seit ihrer seltsamen Aussage. Als er sie dann endlich darauf ansprach wirkte er genauso darüber verwundert, wie Renai auf diese Frage, nur weniger Entsetzt bzw. erschrocken. Als er diese Frage stellte befanden sich beide übrigens schon in den Gängen der Schule.
Ein Rascheln hinter der Bank war zu vernehmen, ehe ein Grummeln eines Magens, und ein leises Knurren ertönten, was die Gestaltwandlerin aufhorchen ließ. So drehte sie sich zu Hanten, welcher in seiner Tasche herum wühlte. Doch kam von ihm auch das Knurren, drang es gut hörbar aus seiner Kehle. Verwirrt schaute die Pinkhaarige drein, bis ihr klar wurde, dass sie ihn noch gar nicht danach gefragt hatte, was für einer Rasse er entstammte. Mh.. ich will dir nicht zu Nahe treten, aber was bist du eigentlich? Also, ich meine.. Was für ein Wesen?“ Innerlich riet das Mädchen ein wenig, wusste sie ja, dass er die Luft manipulieren konnte und knurren. Vielleicht war er ein Halbwesen? Oder ein Magier? Kurz darauf wollte sich Roxy verabschieden, wodurch sie sich in dunkle Materie auflöste und verschwand.. Doch das der Junge so darauf reagieren würde, damit hatte das verbliebene Mädchen nicht gedacht. Die Reaktion des Rotschopfes war mehr als göttlich und brachte das Mädchen dazu in schallendes Gelächter auszubrechen. Keinesfalls wollte sie ihn auslachen, doch wie er zurück gewichen war und dieser Blick.. Lachend fuhr sich Renai mit einer Hand an den Bauch, welcher nach einiger Zeit schon zu schmerzen anfing, während sich in ihren Augen Tränen bildeten, welche langsam aus den Augenwinkeln hinaus liefen. Nur wenige, war sie doch so sehr am Lachen, dass sie nicht mehr aufhören konnte, ehe sie sich beruhigte, die Tränen aus ihren Augen wischte und den Jungen ansah, welcher dies scheinbar ernst gemeint hatte. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe um nicht nochmals anfangen zu lachen, ehe sie nur den Kopf schüttelte. “Oh Mann. Sowas kannst auch nur du fragen, Hanten. Nein, sie ist nicht gestorben. Ich verstehe es auch nicht so ganz, aber scheinbar gehört es zu ihrem Wesen oder ihren Fähigkeiten. Auf jeden Fall.. ist sie nicht tot.“ Was genau die Sache bewirkt hatte, dies konnte die Kairo auch nicht erklären, schließlich kannte sie sich damit nicht aus und wusste auch nicht was dies nun bezweckt hatte. Eines war klar: sie müsste Roxy danach fragen. Doch gut, in diesem Moment war es ja eigentlich egal und bevor sie noch etwas sagen konnte schrillte die Pausenklingel. Da die junge Frau nicht zu spät im Unterricht erscheinen wollte, stand sie auf, schnellte hinter die Bank und zerrte am Arm des Rotschopfes, welcher gerade einen Snack zu sich nehmen wollte. Doch war er dazu nicht in der Lage, ließ sich von Renai mit ziehen, die ihn durch das Schulgebäude schleifte, bis sie im Gang ankamen und nur noch wenige Meterl von ihrem Klassenzimmer entfernt waren. Dort erkundigte sie sich nach seiner Handynummer, doch er behauptete, er hätte keines. Geschockt blieb das Mädchen stehen, zog nur skeptisch eine Augenbraue in die Höhe und betrachtete ihn einen Moment lang. “Du hast kein Handy? Aber.. wie kann man dich dann bitteschön erreichen? Du musst dir unbedingt eins zulegen.“, behauptete die Kairo und nickte bekräftigend, ehe sie weiter lief, doch sogleich wieder stehen blieb, sichtbar geschockt durch die Frage des Jungen. Sie musste sich beherrschen, sonst wär ihr glatt die Kinnlade nach unten gefallen. Vor allem weil sie nicht verstand wie er nun darauf kam. Kurz ließ sie das Gespräch mit Roxy revue passieren, während sie ihn weiterhin geschockt anglotzte. Sie konnte es so oft wiederholen wie sie wollte.. sie kam nicht drauf, wie der etwas Kleinere vor ihr auf solch eine Frage kam. Welchen Satz hatte er falsch interpretiert? Was hatte die Dämonin getan, dass er auf solch Gedanken kam? “Öh…“, gab die Himmelsklässlerin von sich, ehe sie schluckte und sich langsam wieder fing. Blinzelnd schüttelte sie nur den Kopf, bewegte sich erneut in Richtung Klassenzimmer. “Keine Ahnung. Ich habe keine Ahnung was du meinst. Wie kommst du drauf?“ Manchmal konnte er wirklich seltsam sein.
Stimmt. Das war der normale Ablauf. Auch wenn es noch nicht allzu oft vorgekommen war, so hatte es doch immer wieder Situationen gegeben, in denen sie von den Beiden hatte getragen werden müssen. Es tat gut zu sehen, dass es ihn wirklich nicht störte, doch das was ihr dann bewusst wurde löste Panik in ihr aus und ihre Worte überschlugen sich beinahe. „Das kannst du dieses Mal nicht machen! Wenn Levi herausfindet, dass ich mich verletzt habe schafft das wieder nur unnötig Probleme.“ Sie hatte sich mit den Händen an seinem Kragen fest gehalten, als sie weiter sprach. „Du musst mir versprechen, dass du Levi nichts von diesem Unfall erzählst. Haruna wird mein Bein wieder richten als wäre nichts geschehen, noch bevor der Heilkundeunterricht vorbei ist.“ Wie verzweifelt ihre Worte doch klangen. Sie wollte nicht mit ihrem Kindheitsfreund darüber diskutieren, wie das nur passiert war, warum sie ihm nicht Bescheid gegeben hatte oder wieso Kurya nicht ausreichend aufgepasst hatte. Doch um sicher zu gehen, dass das auch wirklich nicht passieren würde brauchte sie das Versprechen des Dämons. Es war gut gewesen, dass sie diese Worte so aufgewühlt hatten, denn dadurch hatte sie seine Worte bereits wieder vergessen, die er über Jun verlor. Das brünette Tierwesen wusste genau, was geschehen wäre, hätte der Blondschopf wirklich ernst gemacht und sie wollte sich nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn sie ohne Hories Beisein aufeinandertrafen. Ihr zuliebe hatte sich Kurya zurück gehalten, doch er würde nicht vergessen, was Jun ihm an den Kopf geworfen hatte und erst recht nicht, dass er das Handy beschädigt hatte. Hätte sie sich nicht so auf ihre momentane Lage und die Gedanken an Levis Reaktion über ihren Unfall konzentriert würde sie das wohl noch eine Weile beschäftigen. So jedoch, war es fürs erste verdrängt. Bildete sie sich das eigentlich nur ein oder war der Dämon langsamer geworden? Vielleicht hatte er es nun einfach nicht mehr eilig. Horie lockerte schließlich ihren Griff wieder und strich den Stoff glatt den sie zerknittert hatte, als ihr Blick auch wieder nach unten wanderte. „Tut mir Leid.“ Die großen Ohren zuckten schließlich, als sie weitere Stimmen auffingen und das Tierwesen sah wieder auf. Sie blinzelte, ehe das Mädchen versuchte sich so in seinem Arm zu drehen, dass sie an dem Blondschopf vorbei sehen konnte. Es musste wohl einen ziemlich seltsames Bild abgeben, wie sie dort so hing, um die beiden Personen am Ende des Ganges zu betrachten. Kaum merklich bildeten sich ihre Ohren wieder zurück und verschwanden schließlich gänzlich wieder unter den Haaren. Sie kannte diese Stimme. Renai... Mit einem leichten Ansatz eines Lächelns streckte sie den Arm aus, um ihr zu winken. Als Horie jedoch bewusst wurde, dass sie immer noch im Arm des Klassensprechers hing färbten sich ihre Wangen augenblicklich in einem seichten Rot und sie bemühte sich darum, sich hastig wieder so zu drehen, dass sie sich an ihm verstecken konnte. Eine Ablenkung musste her, wieso also nicht auf seine letzte Aussage eingehen? „Man muss nur die richtigen Lehrer erwischen. Haruna scheint ja alles ein wenig lockerer zu sehen.“ Nachdenklich betrachtete sie ihre Finger, als die Kleine an ihrem Rock zu zupfen begann. In den vergangenen Tagen war viel passiert. Die Stimme des Mädchens nahm nachdenkliche Züge an, als sie schließlich wieder sprach. „Ich hab in den vergangenen Tagen viele Leute kennen gelernt...“, auf Hories Lippen bildete sich schließlich ein Lächeln, als sie zufrieden zu Kurya empor sah und den Satz beendete „...doch die alten Freunde sind immer noch die Besten.“ Kompliment an Kurya.
Als plötzlich zwei kleine Hände nahe seines Kragens waren sah er etwas verwirrt zu dem Mädchen welches ihn gerade förmlich anbettelte. Wenn er sie nicht tragen würde, wäre sie wohl schon auf den Knien. Als sie fertiggesprochen hatte und sehr sehr aufgewühlt zu ihm hochsah musste er wieder grinsen. "Für wie beschränkt hällst du mich eigentlich hin und wieder?" Er lachte wieder kurz um die Ironie und den Witz in seinen Worten zu untermauern. Als würde er sie verpetzen. Vorallem war der Unfall ja wegen ihm, mehr oder weniger, passiert. Er wollte sich net wieder Ärger bei Leviathan einhandeln. Der Gute würde es ihm ja übel nehmen, wenn sich seine kleine Brünette wehgetan hätte und er nicht aufgepasst hätte. "Ich will hoffen das sie das kann. Naja, wenn nicht überleg ich mir was neues.", sprach er zu ihr, ein lächeln im Gesicht. Nachdem sie wieder losgelassen hatte und sich wieder normal tragen ließ strich sie sein Hemd wieder Glatt. Als sie sich dann aber entschuldigte, rollte der Blonde kurz mit den Augen. "Wie oft hab ich dir eigentlich schon erklärt, dass du dich net als entschuldigen sollst?", fragte er sie lachend. Würde es ihm was aussmachen und ihn belasten das da ein oder zwei falten im Hemd waren, so würde er sie nicht schleppen. Aber sollte sie sich jetzt für das entschuldigen entschuldigen würde er sie einfach über die Schulter werfen und weiterschleppen. Er musste bei dem Gedanken lachen als er es sich vorstellte, wie wild sie wohl zappeln würde, wenn er sie so schleppen würde. War ja eigentlich nen Grund es mal zu probieren, oder nicht? Das sich die Brünette irgendwie zur Seite beugte und jemandem zuwinkte ignorierte er größtenteils. Natürlich war ihm es nicht entgangen, aber großartig dafür interessieren tat er sich nicht. Wenn es eine Wichtige Person gewesen wäre, hätte sie ihm das ja auch erzählt. Wenig später ging sie auf seine Aussage bezüglich des Unterrichtes ein und er musste nur wieder grinsen. "Ich red jetzt net von den Lehrern, ich mein die Schüler. Oder hast du schonmal erlebt, dass der Unterricht wie aufm Plan losging? Ich nicht." Er musste schon wieder leicht Lachen. Eigentlich war dieser Umstand ja gar nicht zum Lachen. Vorallem nicht für die Lehrer. Hoffentlich würde es hier keine Schulinskeption geben oder so. Denn wenn doch, dann würde die Schule wohl knallhart auf dem letzten Platz landen. War ja schön und gut, dass die meisten Schüler hier besser, klüger, stärker, und was sonst noch waren. Aber dafür mangelte es hier vorne und hinten ja an pünktlichkeit. Aber ihm war es ja, wie so vieles, egal was die anderen machten. Ein paar Augenblicke später sprach das Mädchen wieder etwas. Sie hatte Freunde gefunden? Und dennoch waren die alten besser. Er musste wieder einmal lächeln. Da hatte er und Levi wohl den vorteil, taha. "Freut mich, wenn du nicht mehr so schüchtern bist und auch mal jemanden kennen lernst."
Er hatte ihr nicht wörtlich das Versprechen gegeben Levi gegenüber den Mund zu halten, doch das, was er ihr sagte genügte dem Mädchen. Es war so gut wie ein Versprechen. Trotz Verletzung ging es ihr wirklich gut. Das lag wohl an Kurya. Er lachte viel und dieses Lachen zu hören tat unheimlich gut. Alle waren in den letzten Tag so betrübt gewesen. Der Angriff hatte sie mitgenommen und ihnen die Fröhlichkeit genommen. Vermutlich hatte Kurya an vorderster Front mit gekämpft. Umso schöner war es zu sehen, dass er so unbeschwert wie eh und je war. Der Klang von Gelächter war Balsam für ihre Seele und das brünette Tierwesen trug ein Lächeln im Gesicht, das länger als einen flüchtigen Moment Stand hielt. Hinzu kamen seine aufbauenden Worte bezüglich ihrer Verletzung und Horie nickte schließlich. Sie war fest davon überzeugt, dass alles gut werden würde. In diesem Moment wurde ihr wieder klar, wie gut sie es eigentlich hatte. Sie hatte auf Isola eine Familie gefunden. Dieser Ort war zu ihrem Zuhause geworden und um nichts in der Welt würde sie ihn verlassen. Mit den vier Jahren, die sie bereits hier war musste sie wohl eine der Bewohner sein, die schon am längsten hier waren. Seine Stimme – seine Worte um genau zu sein – brachten sie schließlich wieder auf andere Gedanken. Horie hatte den Mund bereits geöffnet und die ersten Worte waren über ihre Lippen gedrungen „Tut mir - “, als sie auch schon wieder abbrach und sich auf die Lippen biss. Sich jetzt für eine Entschuldigung zu entschuldigen wäre ja die Krönung von allem. Seine Worte brachten sie schließlich zum Lachen. Das Mädchen fühlte sich erleichtert und irgendwie befreit. Die Sicherheit und das Wohlgefühl welches diese Situation ihr gab brachten sie sogar dazu einen kleinen Scherz ihrerseits los zu lassen. „Also bevor du hier her gekommen bist war das eine angesehene Schule, an der alles seinen Weg ging.“ Es war kaum zu glauben, doch sie wagte es sogar für einen kurzen Moment ihm ihre Zunge heraus zu strecken. Natürlich lag es nicht an Kurya, dass sich alles so entwickelt hatte. Der Schulleiter wechselte und die Schülerzahl hatte drastisch zu genommen, während die Lehrkräfte abnahmen. Es hatte sich einiges verändert, was schließlich dazu führte, dass es heute nunmal so war, wie es war. Ob sich daran irgendwann was ändern würde? So los gelöst sie auch eben gewesen war, so schnell verschwand es wieder und sie kehrte in ihr altes Verhalten zurück: still und zurückhaltend. Ja, es lag wieder einmal an seinen Worten. Eine der Schwächen des brünetten Tierwesens war wohl die Tatsache, dass sie sich leicht von anderen beeinflussen ließ. Peinlich berührt stieß sie ihre Zeigefinger aneinander, als das Mädchen mit geröteten Wangen und einem leicht beklommenem Tonfall weiter sprach. „Naja ich würde nicht gerade sagen, dass ich nicht mehr so schüchtern bin...Die meisten Leute hab ich die letzten Tage kennen gelernt, weil entweder sie in mich hinein gerannt sind oder ich in sie...Ich bn ganz schön schusselig geworden...und meinen ersten Kuss habe ich mir auch anders vorgestellt.“ Noch ehe die letzten Worte ihren Mund ganz verlassen hatten hätte sie diese gerne wieder zurück genommen. Sie hatte Kurya zwar erzählt, dass sie auf Jun gefallen war und so Bekanntschaft mit ihm machte, doch das dabei ein weiteres Missgeschick geschehen war hatte sie erfolgreich vermieden zu erwähnen. Ihre Hände schnellten in die Höhe als sie diese abwehrend und beschwichtigend vor dem Körper hin und her schob. „V-v-vergiss das Letzte einfach am besten wieder.“
Das das Tierwesen wieder immer mehr an Freude gewann stimmte ihn glücklich. Als sie es dann doch tatsächlich fast vollbracht hätte, sich für eine Entschuldigung zu entschuldigen überhörte er ihren Versuch einfach gekonnt. Ein anderes mal würde er sie über die Schulter werfen und so schleppen. Ja, ein anderes mal einfach. Als sie ihm dann aber mit einem frechen Kommentar auch noch die Zunge entgegenstreckte lachte er wieder und grinste breit. "Jaja, immer bin ichs.", meinte er nur darauf. Er verstand natürlich, dass sie nur einen Witz gemacht hatte. Andere würden ihr vielleicht sogar Recht geben, aber was sollte er schon davon haben hier alles durcheinander zu bringen? Genau, nichts. Jedoch wurde das Mädchen auf einmal wieder nachdenklich. Hatte er jetzt was falsches gesagt gehabt? Er hatte doch nur ihre Aussage interpretatiert. Oder war dem nicht so? Aber als sie sprach hörte er ihr neugierig zu. Sie war also doch nicht weniger schüchtern geworden? Also hatte sie die neuen Leute nur durch Zufälle kennen gelernt? Zwar hörte er ihr zu, aber er lief auch weiter. Im Moment, aber als er das letzte von ihr hörte, blieb er aprupt stehen und sah zu ihr runter. "Was??", fragte er sie in einem leicht aufgeregten Tonfall. Hatte sie gerade wirklich erzäht gehabt, sie hätte sich ihren ersten Kuss anders vorgestellt? "Wenn muss ich verprügeln???" Mit ernstem Blick sah er zu ihr, bewegte sich nicht mehr von der stelle. Das der Unterricht schon begonnen hatte war ihm in diesem Moment egal. Hatte etwa irgend so ein Möchtegern-Weiberheld die Finger an sie gelegt gehabt? Wenn dem der Fall wäre, dann würde Kurya mal mit der Person...reden. Normalerweiße kümmerte es ihn ja nicht wer hier von wem angemacht, flachgelegt oder abgeschoben wird aber bei ihr war das etwas anderes. Sein Blick ging immer noch zu ihr herrab. Jetzt musste sie ihm wohl antworten, immerhin trug er sie. "Was ist passiert?", fragte er nochmal nach. Würde sie ihm antworten?
Natürlich hatte er ihre letzten Worte nicht vergessen. Wir redeten hier schließlich von Kurya. Vielleicht hätte ihn das bei anderen Mitschülern völlig kalt gelassen, doch hier war schließlich die Sprache von Horie und diese war für den Dämon nunmal so etwas wie eine kleine Schwester. Raus reden konnte sie sich jetzt jedenfalls nicht mehr. Für ihn musste das hier gerade das reinste Vergnügen sein. Ein wenig unbeholfen versuchte sich das brünette Tierwesen in seinem Arm zu drehen. Keine Chance – entkommen war zwecklos. Seufzend sah sie wieder auf ihre mittlerweile in den Schoß gelegten Hände. „A-also verprügeln musst du doch gar keinen...“, ihre Stimme hatte einen leisen und unsicheren Tonfall angenommen. Es war unmöglich Kurya zu sagen, dass es sich bei der Person um Jun handelte, den er doch am liebsten umgebracht hätte – so glaubte sie – wenn das Tierwesen nicht im Zimmer gewesen wäre. Sie musste die Sache anders angehen. Vielleicht sollte sie ihm zuerst einfach mal die Situation erläutern. „Es ist gestern passiert.“ Das war doch schon mal ein guter Anfang oder nicht? Der Dämon vor ihr konnte ja nicht wissen, dass Jun die einzige Person war, die sie am Sonntag wirklich getroffen hatte. Es war seltsam, doch sie hatte seitdem kein Wörtchen mehr von Levi gehört, wenn sie genauer darüber nach dachte. Er hatte auch noch nicht auf ihre SMS geantwortet, oder? Vorsichtig zog sie das Handy aus der Brusttasche ihrer Bluse und sah auf den Display. Keine neuen Nachrichten. Egal sie musste sich jetzt erst einmal um den neugierigen Dämon kümmern, der sie immer noch im Arm hielt und derweilen sogar stehen geblieben war. „Er war auch einer dieser Zufälle..“ Ihre Wangen hatten sich mittlerweile so rot gefärbt, dass Horie förmlich spüren konnte, wie sie glühten. Wenn sie jetzt weiter sprach, dann würde sie zwangsläufig auflösen, um wen es ging. Das Mädchen musste schlucken, als sie aus den großen grünen Augen zu ihrem Kumpel empor sah und seinen Blick erwiderte. Ihre Augen flackerten, als würde sie ihn darum anflehen nicht auszurasten. „Ich bin auf ihn gefallen und dabei habe ich ihn versehentlich geküsst. Es war ein dummer Zufall und ich bin mir sicher, dass du weißt wen ich meine...“ Horie vergrub ihr Gesicht schließlich an seiner Schulter, wartete darauf, dass er sich aufregen würde, als sie den Namen in sein Oberteil murmelte. „Jun.“ Für einen kurzen Moment schloss sie einfach nur die Augen und sagte nichts. Sie klammerte sich einfach nur an den Dämon und lauschte seinem Herzschlag, ehe sie die Augen wieder aufschlug und zu ihm empor sah. Es war keine Erfahrung, die sie bereute und das sollte Kurya wissen, bevor er wohl möglich einen Fehler machte und vorschnell handelte. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ergriff sie wieder das Wort. „Auch wenn es ein Versehen war bereue ich es nicht. Es war zwar ein Unfall, aber ich hätte es schlimmer treffen können. Jun ist nett und ich glaube, dass ich es auch gar nicht wirklich als ersten Kuss bezeichnen sollte.“ Das dürfte doch wohl reichen, um Jun zu beschützen, oder etwa nicht? Horie entspannte sich wieder. Allmählich hatte sie sich wirklich daran gewöhnt von ihm getragen zu werden und es wäre wohl mehr als eigenartig wieder selber zu laufen. „Der Unterricht fängt heute aber wirklich spät an...“ Ein schlechter und äußerst offensichtlicher Versuch das Thema zu wechseln – Horie eben.
