Der Marktplatz ist häufiger überfüllt mit Einwohnern, die es sich einfach gemütlich machen wollen und ein bisschen relaxen. Oft schieben arme Verkäufer ihre Gemüsestände her und rufen nach Angeboten um sich, ohne jemals aufzuhören. Auch Diebe findet man hier des öfteren. Manchmal tauchen sogar Puppenschauspieler oder Männer mit einer Harmonika und einem Affen auf. Inmitten dieses aktiven Schauspiels befindet sich außerdem ein kleiner Brunnen, an den sich die Isolaner gerne hinsetzen um das Spektakel zu beobachten. Das frische Obst sowie Gemüse ist in jedem Fall einen Einkauf wert!
Als Sascha am Hafen angekommen war, streckte er sich zuerst einmal. Vom vielen Sitzen hatte er schon ein wenig Rückenschmerzen bekommen. Aber jetzt konnte er sich ja nun wieder bewegen. Es ging eine Briese, die einen salzigen Geschmack beinhaltete. Es roch nach Meer. Was den Vampir aber nicht überraschte, denn er war hier ja auch am Meer. Wo musste er nun denn hin? Zu dem Wohnheim. Aber wo war das denn? Einen ungefähren Plan hatte er zwar, aber dieser war nicht so detailliert, wie er sich es eigentlich erhofft hatte. Dacian hatte diesen ihm vor seiner Abreise in die Hand gedrückt. Wahrscheinlich hatte er diesen auch nur schnell ausgedruckt, ohne zu schauen, ob dieser hilfreich sein würde. Egal, die Geste zählte! Sascha lächelte für einen kurzen Augenblick, ehe er seine Konzentration wieder auf den Plan legte. Hm… Nach kurzer Zeit hatte der Schwarzhaarige auch schon einen Weg gefunden, der eigentlich passen müsste. Mit dem Rucksack auf dem Rücken und einem Koffer in der einen und dem Plan in der anderen Hand, machte sich der Russe nun auf den Weg in sein neues Leben.
Irgendwann war er in der Stadt angekommen. Sein Plan war ihm hier nutzlos, da dieser nicht einmal angezeigt hatte, dass hier eine Stadt war. Aber diese war groß. Hier konnte man sich gut aufhalten und etwas erleben. Die Hitze wäre unerträglich gewesen, wenn er nicht eine knielange Jeans und ein T-Shirt anhätte. Die Briese machte es auch zum Teil ein wenig angenehmer. Sascha ging durch die Straßen und sah sich alles in Ruhe an. Es war überwältigend. Der Vampir staunte nicht schlecht, als er dann den Marktplatz erreicht hatte. Hier gab es alles, was das Herz begehrte. Sein Magen fing bei der Auswahl tatsächlich schon an zu knurren. Doch ein Blick in seine Geldtasche verriet ihm, dass er noch nicht genug Geld hatte, um sich irgendetwas zu kaufen. Schade eigentlich, aber so war es eben.
Nach dem mehr als unerwarteten Treffen mit seiner Internetbekanntschaft Luca und dem anschließenden Unterricht musste Mike erstmal den Kopf freikriegen. Nicht, dass ihn Lucas Anwesenheit auf Isola so sehr aus der Bahn warf… aber er hatte schlicht und ergreifend nicht mit so einem großen Zufall gerechnet. Irgendwo hatte er sich auch daran gewöhnt, dass Luca nur innerhalb seines Handys existierte und nicht viel mehr als ein anonymes Icon für ihn war. Ihn nun tatsächlich vor sich zu haben, war zwar cool, aber gewöhnungsbedürftig.
Also schlenderte Mike, ohne ein konkretes Ziel zu haben, über den Marktplatz. Einige der Stände waren schon im Inbegriff wieder abzubauen, um ihre Produkte nicht mehr Nachmittagshitze aufzusetzen, aber viele Verkäufer standen nach wie vor hinter ihren Buden und lächelten ihn einladend an. Mike lächelte den meisten knapp zurück – ein Verhalten, das noch vor einem Jahr unvorstellbar für ihn gewesen wäre. Aber Isola hatte ihn verändert. Er wollte meinen zum Positiven, aber manchmal überkam ihn auch die Nostalgie und er vermisste die isolierte Zeit mit seinem Bruder. Nur sie beide, gegen die Welt. Und wenn er sich schließlich eingestand, dass manchmal Stunden oder sogar ein ganzer Tag verging, an dem er nicht an Sascha dachte, folgten Scham und Selbsthass auf die nostalgischen Gefühle. Er warf sich selbst vor er würde seinen Bruder durch seine Freunde hier ersetzen, doch das könnte von der Wirklichkeit nicht weiter entfernt sein. Es stimmte zwar, dass er durch seine neuen Freundschaften eine Lücke in ihm füllte, doch diese Lücke war so groß, dass Mike sie nicht einmal dann füllen könnte, wenn er sich mit der ganzen Welt anfreundete.
Gedankenverloren lief er mit mittlerweile leicht gesenktem Blick an den anderen Menschen vorbei. Die Stände, denen er anfangs noch neugierige Seitenblicke geschenkt hatte, ignorierte er, während er seinen Gedanken nachhing. Als er versehentlich eine andere Person mit der Schulter streifte, hob er bloß entschuldigend die Hand. „Sorry“, sagte er im Vorbeigehen und hoffte, dass der andere keine Szene daraus veranstalten würde. Nachdem er ein paar Schritte weitergegangen war, blieb er allmählich stehen. Irritiert konzentrierte er sich auf seinen Geruchssinn. Es wäre nicht das erste Mal, dass ihm seine Sinne einen Streich spielten und ihm vorgaukelten etwas wahrzunehmen, das nicht da sein konnte. Erst war es ihm oft bei seiner Mutter passiert, anschließend bei seinem Bruder. Der Geruch, den er nun wahrnahm, war vertraut und gleichzeitig verändert. Als würde man nach langer Zeit sein altes Kinderzimmer betreten, in dem man mittlerweile längst nicht mehr lebte. Oder als würde man im Winter an einem Ort vorbeilaufen, den man sonst nur im blühenden Frühling zu Gesicht bekam. Etwas fehlte und etwas war anders…
Oder war Mike einfach nur hungrig und deswegen neben der Spur? Das musste es sein. Er war vorhin an ein paar appetitlich aussehenden Birnen vorbeigelaufen, die er sich als vorläufiges Ziel setzte. Doch trotzdem ließ ihn dieser urplötzliche Geruch nicht los, der immer noch schwach in der Luft hing, als er sich umdrehte, um noch einmal zu jenem Stand zurückzugehen.
Der Stand hatte richtig leckere Sachen. Angefangen von Äpfeln bis hin zu sehr süß riechenden Erdbeeren. Einfach nur lecker. Sascha hatte den halben Tag nichts gegessen und deswegen wurde nun auch sein Magenknurren nur umso lauter. Die Standverkäuferin hatte es sogar mitbekommen, dass der Vampir sehr hungrig war und kein Geld bei sich hatte. Zum Glück war sie so nett, sodass sie ihm einen Apfel gratis anbot. Oder war es vielleicht nur ein Verkaufstrick? Möglich war es, aber in diesem Augenblick war es Sascha egal. Freundlich lächelnd nahm der Schwarzhaarige die Frucht entgegen, erfreute sich daran und biss sofort hinein. „Mhm… so lecker“, sagte er, als er den ersten Bissen runtergeschluckt hatte. Wenn er dann Geld hatte, würde er sich auf jeden Fall hier mal wieder Früchte kaufen. Aber jetzt ging dies leider nicht. Irgendwie tat es ihm leid, dass er ihr gerade nichts abkaufen konnte, aber er würde auf jeden Fall eines Tages wieder hier aufkreuzen und sich dann Früchte kaufen. Aber jetzt konnte er hier nichts wirklich machen. Vielleicht war es an der Zeit sich auf den Weg zum Wohnheim zu machen. Sein Koffer befand sich rechts von ihm. Den Apfel nahm er in die linke Hand. Gerade als sich der Russe in der Bewegung des Umdrehens befand, wurde er von einer Person einfach angerempelt. Überrascht darüber, ließ er den Koffer einfach los. Dieser fiel auf den Boden und machte einen Lärm. Zum Glück ging dieser nicht noch auf. Denn ein Regen aus seinen Unterhosen wäre jetzt sonst wirklich sehr peinlich geworden. Nur ein kurzes Sorry vernahm der Vampir, auf das er nicht reagierte, denn der Typ war genauso schnell wieder weg, wie er gekommen war. Wenn er diesen Typen wiedersehen würde, dann würde er ihm sicher die Leviten lesen. Das war ja nicht in Ordnung, einfach andere Personen zu rammen und dann gleich abzuhauen. Der Typ hätte dem Schwarzhaarigen wenigstens helfen können den Koffer wieder aufzustellen oder so. Aber jetzt machte dies Sascha halt eben allein. Sein Apfel blieb zum Glück unversehrt. Wenn dieser auch noch auf den Boden gefallen wäre, dann wäre der Russe wahrscheinlich ausgetickt. Anschließend verabschiedete er sich noch von der Verkäuferin des Standes, ehe er sich langsam in Bewegung setzte.
Stirnrunzelnd fixierte Mike den Hinterkopf der Person, die er eben noch versehentlich angerempelt hatte. Er hatte nur noch flüchtig das Profil des Jungen gesehen, als dieser sich von der Marktverkäuferin verabschiedet hatte und auf den ersten Blick waren es nur stinknormale schwarze Haare, leicht zerzaust und nicht besonders auffällig. Aber die Gesichtszüge, auf die Mike einen kurzen Blick hatte werfen können, würde er unter Tausenden wiedererkennen. Es machte nur… absolut keinen Sinn, dass er dieses Gesicht hier und jetzt sah. Der Fremde setzte sich mit seinem Koffer in Bewegung und war drauf und dran im Menschenandrang der Innenstadt zu verschwinden. Mike warf seinen Plan ein paar Birnen zu kaufen über Bord und heftete sich für ein paar Meter an die Fersen des Schwarzhaarigen, bevor er die unangenehme Anspannung nicht mehr aushielt. „Sasch…?“, warf er unsicher und recht leise, aber dennoch für alle Umstehenden gut hörbar in die Menge. Mike konnte sich selbst nicht erklären, warum sein Herz pochte wie verrückt, wenn alles, was er hier höchstwahrscheinlich vor sich hatte, ein Missverständnis war. Es gab viele Schwarzhaarige auf Isola, nichts stach an genau diesem Typen besonders hervor. Und doch war da immer noch dieser Geruch, der in der Luft nach und einfach nicht schwächer wurde. Im Gegenteil, er wurde sogar noch intensiver, seit er diesem Fremden gefolgt war. Er fühlte einfach nur eine Mischung aus vager Hoffnung und peinlicher Betretenheit, während er den Rücken des Dunkelhaarigen musterte und ungeduldig darauf wartete, dass er sich umdrehen würde. Er war bereit in ein vollkommen unbekanntes, irritiertes Gesicht zu blicken… aber irgendwo in seinem Inneren wusste er auch, dass es ihn unglaublich traurig machen würde, wäre diese Person einfach nur eine Person. Auch wenn die Enttäuschung komplett irrational wäre. Immerhin konnte es nicht sein. In dieser Welt waren nicht viele Dinge unmöglich, aber dass sich sein größter Wunsch erfüllte, war definitiv jenseits des Möglichen.
Gerade, als er einige Schritte gemacht hatte, hörte er seinen Namen. War dies Zufall? Vielleicht gab es aber auch andere Personen, die so hießen wie er. In Russland war dies immerhin kein seltener Name. Genauso nicht, wie Dimitrij, Alexander, Jurij oder Sergej. Aber trotzdem war der Schwarzhaarige neugierig, wer hier seinen Namen gerufen hatte. Er drehte sich um und blickte in das Gesicht des Jungen, der ihn zuvor angerempelt hatte. Sofort wurde Sascha ein wenig wütend. Dass es sich aber bei der anderen Person um seinen Bruder handelte, wusste er in diesem Augenblick nicht. Mit wütendem Gesichtsausdruck kam er dem etwas kleineren Jungen näher. Er stellte seinen Koffer ab und zeigte auf den Schwarzhaarigen mit dem Zeigefinger. „Du!“, rief er und die Leute, die rundherum die beiden waren, bildeten eine Art Kreis. Vor neugierigen Blicken waren die beiden nun nicht mehr gefeit. Man hätte fast meinen können, dass die Blicke auf einen einstachen. Aber das war nun Nebensache. Sascha wollte viel lieber seinen Anrempler zurechtweisen, denn sowas tat man einfach nicht. Vor allem nicht, wenn man noch was umhaut und nach einer Entschuldigung einfach abhaute. Inakzeptabel! Die Wut kochte in ihm hoch, wie das heiße Wasser in einem Kochtopf. Er ließ den Zeigefinger wieder hinabsinken, ehe er weitersprach. „Was fällt dir eigentlich ein, mich anzurempeln, meinen Koffer umzuhauen und dann mit einer einfachen Entschuldigung abzuhauen? Was wäre, wenn der Koffer jetzt kaputt ist? Kaufst du mir dann einen neuen? Oder was wäre gewesen, wenn dieser hier aufgegangen wäre? Hättest du mir dann geholfen? Wahrscheinlich nicht, so schnell wie du in der Menschenmenge verschwunden bist“, sagte er und ja, das Wasser kochte gerade über. Er hatte seinem Ärger in diesem Moment mehr oder weniger Luft gemacht. Es tat gut jemandem seine Meinung zu sagen, wenn dieser kein gutes Verhalten an den Tag gelegt hatte. „Aber wenigstens hast du dich entschuldigt. Das ist immerhin schon etwas“, fügte er danach noch ruhiger und ein wenig leiser hinzu. Immerhin hatte seine Mutter ihm bedingt Manieren beigebracht. Malz und Hopfen war also an dem Jungen noch nicht verloren. Immerhin schon ein Anfang. Dass der Schwarzhaarige den Namen des Russen genannt hatte, hatte Sascha schon wieder verdrängt. Er hatte es als Zufall abgestempelt und somit abgehakt. Und trotzdem kam ihm dies wieder in den Sinn. Ob er ihn darauf ansprechen sollte? Der Vampir war sich nicht sicher und überlegte kurz. Währenddessen ließen einige Blicke wieder von den zwei Streithähnen ab und gingen ihre Wege, andere schienen auf eine Prügelei zu warten. Auf dieser Insel gab es wohl nicht sehr viel Action. Einen Tag bei Dacian und da hätten diese Inselbewohner genug Action für 10 Jahre. Aber das war jetzt nebensächlich. Sascha konzentrierte sich viel lieber wieder auf den Typen gegenüber von ihm. Er ballte seine rechte Hand zu einer Faust und fragte einfach darauf los. „Aber was ich dich eigentlich fragen wollte Junge. Woher kennst du meinen Namen?“, fragte er seinen Gegenüber und war gespannt, was dieser antworten würde. Ob er überhaupt eine Antwort nach dieser Standpauke zuvor erhalten würde? Der Vampir würde es verstehen, wenn er einfach ohne irgendetwas zu sagen abhauen würde.
Die Zeit verging. Zu Beginn hielt man noch stets den Finger auf Tylor und betitelte ihn als den Neuen bezeichnet, mittlerweile sind einige neue Leute dazugekommen, selbst in seiner Klasse. Den letzten Monat hatte der Rosahaarige grösstenteils damit verbracht die verlorene Zeit zwischen ihm und seiner Schwester aufzuholen. Er hatte aber auch gewisse andere neue Bekanntschaften gemacht oder vertieft. Praktisch jeden Tag konnte man den professionellen Schwimmer am Strand antreffen, sodass man ihn zwischenzeitlich dort schon von Weitem grüsste. Nicht selten bekam er auch Gesellschaft von seiner Nixen-Schwester auf dem Surfbrett. Es wirkte alles wie ein Sommer, wie er im Bilderbuch stand. Er liebte den Sommer, die Wärme und das Meer, so war die Laune des Johnsons gefühlt jeden Tag ausserordentlich gut.
Es war Wochenende. Kürzlich hatte sich ein bekanntes Gesicht von der Insel verabschiedet, ein Wolfsjunge namens Gorou. Diese Information hatte ihn mehr über sieben Ecken erreicht, aber es erinnerte ihn daran, dass er sich schon Ewigkeiten nicht mehr bei Lydia gemeldet hatte, obwohl es ihn eigentlich interessierte, wie es ihr nach dieser schrecklichen Nachricht mit ihrem Freund ergangen war. Er hatte sich aus besagten Gründen vorgenommen, das Tierwesen am Wochenende aufzuspüren und sie nach einem Update zu fragen. Gleichzeitig hatte er aber auch Luana versprochen auf dem Markt nach einem Set Werkzeug zu suchen, mit welchem sie ihr Surfbrett reparieren konnte. Bevor er also durch die Schule schreiten und seine Bekannte suchen würde hiess es also: in die Innenstadt. Vielleicht sah er ja gleichzeitig noch andere Dinge, die er gebrauchen könnte. Viele Menschen schienen Tylors Vorhaben zu teilen, denn der Marktplatz war ziemlich mit Menschen befüllt. Es störte ihn relativ wenig, da er eigentlich ein genaues Ziel hatte und sich gleichzeitig umschauen wollte. Er hatte etwas Zen in der Tasche und seine azurblauen Iriden streiften immer mal wieder durch die Menschenmenge, nicht dass er noch auf jemanden treffen würde, den er kannte und der ihn verraten konnte. Natürlich schaffte er es aber einmal wieder irgendjemanden bei einer kurzen Unaufmerksamkeit anzurempeln und meinte dann relativ schnell: "Uff, Verzeihung. Zu viele Menschen." Er schenkte ein freundliches und entschuldigendes Lächeln und wollte sich relativ unachtsam bereits wieder drehen, um seine Shoppingtour fortsetzen zu können.
Der Tag heute begann recht spät für die Braunhaarige. Sie war recht lange wach und wachte an diesem Samstag Morgen erst um 09 Uhr auf. Skadi streckte sich erst einmal richtig und rieb sich die Augen, als sie umsah. Im Zimmer war es immer noch dunkel. Ihre Augen und Ohren vernahmen keinerlei Geräusche. Es schien so, als ob Vivian schon weg war. Naja, so war es manchmal eben. Die Gestaltenwandlerin stand auf und machte die Vorhänge auf. Das Licht strömte richtig in das Zimmer und Skadi wurde kurzzeitig blind. Als sich das Augenlicht daran gewohnt hatte, nahm die Norwegerin ihr Handy her, um das Wetter für den Tag zu checken. Es sah so aus, als ob es sehr heiß werden würde. Schon jetzt war es recht warm. Na dann, war es wohl Zeit etwas kühleres sich anzuziehen. Skadi ging zum Schrank und zog eine kurze blaue Jeans und ein weißes Top mit Schnürungen am Rücken an. Im Anschluss band sich die Norwegerin noch die Haare zusammen und zog weiße Sneakers an. Danach ging sie ins Bad, um sich dort noch fertig zu richten. Als sie zurück in ihrem Zimmer war, holte sie noch ihre Tasche und machte sich auf den Weg. Wohin sie ging? Naja, in die Stadt. Mittlerweile kannte sich Skadi mehr oder weniger dort aus. Sie hatte letztens gesehen, dass es einen Markt gibt. Dort wollte sie sich heute etwas zum Frühstück kaufen. Als sie am Marktplatz angekommen war, entdeckte sie an einem Stand etwas, das ihr Interesse weckte. Es war ein Smoothie. Leider war der Andrang so hoch, dass sie gar nicht die Chance hatte, weiter nach vorne zu kommen. Trotzdem holte sie ihre Geldtasche aus ihrer Tasche heraus und schaute mal nach, wie viele Zen sie noch hatte. Doch dann rempelte sie jemand wie aus dem Nichts an. Skadi konnte gar nicht mehr so schnell reagieren. Aus ihrer Geldtasche fielen die Münzen heraus auf den Boden. Die Norwegerin verlor auch das Gleichgewicht knickste mit dem linken Fuß um und flog auch hin. „Auuuu…“ sagte sie nur am Boden sitzend und legte ihre Hand auf ihren Knöchel, der ein wenig schmerzte. Verdammt. Hatte sie sich jetzt den Knöchel verstaucht? Hoffentlich nicht.. Auf dem Boden sitzend, sah sie zu der Person, die ihr das angetan hatte. Überrascht sah sie in sein Gesicht. Es kam der Luchsin irgendwie bekannt vor… Aber woher? Naja, das war jetzt nicht ganz so wichtig. „Könntest du mir bitte aufhelfen?“, fragte sie den jungen Mann, der sie angerempelt hatte. Ob sie wirklich laufen konnte, würde sich schon noch zeigen.
Im ersten Moment sah alles noch nicht besonders schlimm aus, doch bald klimperten einige Geldmünzen auf den Boden und zu allem Elend hin strauchelte die Person auch noch über ihre eigenen Füsse. Tylor hatte das alles definitiv nicht absichtlich gemacht und wo sie jetzt auf dem Boden sass - und er noch neben ihr stand - fühlte er sich entsprechend schlecht. Sie schien nicht sofort wieder aufzustehen, entweder konnte sie nicht oder dann war sie schlicht und einfach zu empört über das Anrempeln. Auch ohne die Aufforderung der Anderen hätte der Rosahaarige ihr geholfen die verlorenen Münzen wieder aufzusammeln, als sie es aber explizit erwähnte, antwortete er ruhig: "Natürlich. Sofort." Der Johnson kniete sich bewusst nieder und begann das aufzusammeln, was in seinem Blickfeld war. Ob er alles erwischte, wusste er natürlich nicht, da nach wie vor Leute um sie herum über den Boden hinweg liefen und achtlos Teile des Geldes unter sich begruben. Als er ausreichend zusammen hatte, streckte er ihr seine offene Hand hin, worauf die Handfläche einen Trichter bildete und die Münzen wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgingen. Als er fertig war, richtete sich der Meerjungmann wieder auf die eigenen Füsse auf und streckte dem Mädchen seine Hand hin. Sie brauchte jene nicht zu nehmen, doch sie klang nicht besonders erfreut über die ganze Aktion. "Kannst du aufstehen oder möchtest du Hilfe?", fragte er nett und wollte damit sicherstellen, dass sie effektiv noch aufstehen konnte oder ob er irgendjemanden um Hilfe bitten sollte. "Du wolltest für den Smoothie-Stand anstehen?", hing er noch zusätzlich an und versuchte abzuschätzen, ob er sich irgendwie revanchieren könnte. Sie kam ihm nicht bekannt vor, vielleicht maximal vom Sehen her, aber mehr als das nicht. Es hatte definitiv ein bisschen zu viel Menschen, als dass sich der Neuseeländer komfortabel fühlen konnte und trotzdem versuchte er das Beste aus der Situation zu machen, auch wenn er einmal wieder ein richtiges Fettnäpfchen gefunden hatte.
Als die Norwegerin am Boden lag, hatte sie die Möglichkeit die Münzen, die auf den Boden gefallen waren, wieder aufzunehmen. Doch Skadi musste aufpassen, denn eine Frau ging einen Schritt rückwärts und wäre ihr mit dem Absatzschuh fast auf die Hand getreten. Zum Glück zog Skadi noch in dem Augenblick die Hand zurück. Das wäre wohl der Supergau für die junge Frau gewesen. Es reichte wohl jetzt schon, dass sie Schmerzen am Knöchel hatte, da konnte sie wirklich auf diese in der Hand verzichten. Der junge Mann, der die Luchsin angerempelt hatte, half ihr wenigstens die Münzen aufzusammeln. „Danke“, sagte die Norwegerin, als der Rosahaarige ihr die Münzen übergab. Vielleicht sah man es der Braunhaarigen ja nicht an, aber sie war wirklich dankbar, dass er sie nicht einfach am Boden sitzen ließ und weiterging, sondern sich, so wie es schien, um sie kümmerte. Skadi gab ihre Münzen wieder in die Geldtasche und schloss diese im Anschluss. Ob sie sich heute nach diesem Schock noch etwas zum Frühstück kaufen würde? Eher nicht. Erst einmal musste sie das alles verdauen und sich um ihren Knöchel kümmern, vorher würde sie sicherlich zu gar nichts kommen. Ach ja, was für ein Morgen.. Wobei Morgen war es ja nicht mehr wirklich, sondern eher Vormittag, aber egal. Der Rosahaarige holte sie zum Glück aus ihren Gedanken heraus und fragte nach, ob sie eine Hilfe benötigte. Skadi betrachtete ihr Fußgelenk, das immer noch schmerzte. „Ähm, ich denke es geht schon wieder…“, sagte die Braunhaarige und versuchte aufzustehen. Während die Norwegerin von selbst aufstand, bewegte sie sich ein wenig wackelig. Der Schmerz im Fuß war noch vorhanden, aber als sie auf den Beinen stand, ging es schon wieder ein wenig besser. Wenigstens wusste sie jetzt, dass die Verletzung doch nicht ganz so schlimm sein musste, wie zuvor angenommen. Aber trotzdem sollte die Gestaltenwandlerin heute nicht noch umknicken, um ihren Fuß zu schonen. Mit Sicherheit keine leichte Aufgabe hier auf dem Markt. Aber da musste sie einfach nur durch. Die anschließende Frage des fremden jungen Mannes zog Skadi nun wieder erneut aus ihren Gedanken. Als sie ihn jedoch ansah, kam er ihr interessanterweise bekannt vor, doch woher? Die Norwegerin sah den jungen Mann einfach nur an. Hm… War er vielleicht auch ein Schüler an der Schule hier? Möglich wäre es. Die Luchsin meinte sich zu erinnern ihn schon ein paar Mal im Speisesaal oder auch schon auf dem Pausenhof gesehen zu haben, aber sicher war sie sich nicht. „Hm? Ah ja… Stimmt ich wollte mir zum Frühstück ein Smoothie gönnen, weil ich so spät aufgewacht bin“, erklärte die junge Frau dem Rosahaarigen lächelnd. „Aber… wieso fragst du?“, fügte sie mit an und verstand nicht ganz, was ihm diese Info bringen würde.
Anfangs sah die Gestürzte noch etwas grimmiger aus über den ganzen Vorfall, was sich aber zu lockern schien, als sie Tylors Hilfe realisierte. Natürlich hätte er einfach weitergehen können und den Vorfall auf die Menschenmenge schieben, doch das war nicht sein Typ. Der Neuseeländer schaffte es hier und dort irgendein Fettnäpfchen mitzunehmen und dafür sollte er auch entsprechend einstehen. Niemand ist perfekt. die wahren respektvollen Gesten unterschieden sich darin, wer zu arrogant war ein Missgeschick einzugestehen und wer etwas dafür tat, dass sich die betroffene Person nicht mehr schlecht fühlte. Er überreichte der Braunhaarigen die Münzen und sie bedankte sich. "Nichts zu danken", sprach er relativ knapp, aber keineswegs unehrlich. Die Münzen aufzusammeln hätte bei all dem Getrampel auf dem Marktplatz heikel enden können und zudem arbeiteten vier Hände schneller als zwei - gerade wenn er auch noch nicht einschätzen konnte, ob sie Schmerzen hatte. Dies würde sich dann bald klären, als sie meinte, dass es wahrscheinlich schon wieder ginge. Er hätte ihr die Hand hingestreckt um beim Aufstehen zu helfen, doch es sah nicht so aus, als wäre eine Hilfe in dieser Art benötigt. Erst noch etwas unbeholfen und sehr vorsichtig über den Knöchel stand sie auf, schien sich beinahe ein wenig auf ihren eigenen Beinen zu wippen, um das Gewicht auf den betroffenen Fusse zu testen. Nach einer Weile belastete sie ihn dann aber wieder komplett und schien mit dem Resultat zufrieden zu sein. "Beobachte es noch bis zum Abend. Wenn es bis dahin geht, dann war es Glück im Unglück", beteuerte er mit einem schwachen Lächeln. Er konnte jedenfalls hoffen, dass es dabei bleiben würde. Seine Folgefrage über die Schlange und den Smoothie schien sie entsprechend zu verwirren. Es war zu Beginn nur eine wilde Annahme gewesen, was sie genau an dieser Stelle am Marktplatz trieb, aber anscheinend schien der Johnson sehr gut damit getroffen zu haben. Tylor musterte sein Gegenüber nochmals und versuchte irgendwie zu erraten, woher ihr Gesicht ihm so bekannt vorkam, aber als er leicht von hinten von einer fremden Person angestossen wurde, rückten seine Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. Er fasste sich leicht verlegen in die rosa Haarpracht und versuchte dann so anständig wie möglich zu erklären, ohne dass er irgendwie aufdringlich oder komisch wirken würde. "Ich dachte nur. Die Schlange ist meistens relativ gross, also müssen sie wohl gut sein. Wenn ich dich schon beinahe gröber verletze aufgrund einer Unachtsamkeit, könnte ich dir als Gegenleistung einen holen." Er wollte nicht zwingend anbieten "gemeinsam einen zu trinken", auch wenn ihm das Angebot sehr weit vorne auf der Zunge lag. Trotzdem, es war schon eine Ewigkeit her, seit er das letzte Mal einen getrunken hatte, das war noch letzten Monat, gemeinsam mit Lu, als sie ihm die Stadt zeigte. "Zudem werde ich das Gefühl nicht los, dass du mir auf dem Pausenhof schon über den Weg gelaufen bist. Vielleicht siehst du aber auch einfach wem ähnlich ... könnte auch sein", murmelte der Meerjungmann vor sich hin und legte den Kopf etwas schräg. Könnte ein Schuss ins Leere sein, könnte aber auch der Eisbrecher sein, eine weitere Person der Schule genauer kennenlernen zu dürfen. Er hatte schliesslich noch immer fest in sich drin, so viele wie möglich kennenzulernen, nicht zuletzt um nicht nochmals von seiner Schwester ausgelacht zu werden, keine Namen von Zimmergenossen und Klassenkameraden zu kennen.