Der kleine und bislang verlassene Spielplatz besitzt eine Schaukel, einen Sandkasten der grässlich nach verfaulten Eiern stinkt, eine Rutsche und zwei Bänken. Der Rasen sieht etwas fahl aus und man sieht dass ihm Wasser fehlt... Wenn allerdings die Sonne scheint, erscheint der alte Spielplatz relativ freundlich.
Er küsste mich immernoch, während mir der Atem wegblieb, ich hatte nichteinmal die Möglichkeit nach Luft zu schnappen, er ließ mich nicht und der Kuss, es war nun anders, irgendwie nicht mehr so zärtlich. Wann hörte er denn endlich auf mich zu küssen? Ich musste doch atmen oder wollte er mich hier ersticken?
Endlich löste er sich von mir und ich holte ersteinmal tieeeef Luft. >>Wir sind wohl beide keine Feiglinge <<, sagte er und so langsam schwächelte ich, dieser Kuss hat mich noch viel wirrer im Kopf gemacht, wirrer, als ich ohnehin schon gewesen war, es fühlte sich seltsam, sehr seltsam an.
Lachend ließ er sich ins Gras fallen, anschließend hörte er auf mit dem Lachen und sah mich an, jedenfalls wirkte es so und er grinste? Mein Gesicht wurde rot, ich spürte es und es war mir unangenehm, weshalb ich mich abwandte, doch diese Wärme verschwand einfach nicht, sie blieb in meiner Visage, klebte an mir, wie ein Kaugummi an der Schuhsohle, widerlich!
>>Wir sollten irgendwas unternehmen. Also jetzt <<, sagte er, aber was meinte er denn damit? >>Was unternehmen? <<, fragte ich ihn, meine Stimme ruhig und doch ein hauch zitternd.
"Weiß nicht, irgendwas machen. Die letzten zwanzig Minuten noch nutzen", ich zuckte mit den Schultern. "Du solltest vor dem Küssen einatmen, dann wird dein Gesicht nicht auch so rot", schmunzelte ich und stand auf, zog sie hoch zu mir. Kurz fasste ich ihr ans Kinn und sah ihr in die Augen. Und dann lies ich den Scheiß.
Immerhin wollte ich ja keine Beziehung. "Du könntest mir mal dein Zimmer zeigen" Wow, und ohne dass ich es wollte, hörte es sich an, wie eine Einladung zum Bumbsen. Stop. Ich schüttelte den Kopf. "Oder lieber nicht" Kurz überlegte ich. "Außer du willst es. Weil du hast ja meine Wohnung schon gesehen"
Ich piekste in ihren Bauch. Denn das ganze machte mich schon wieder nervös und so.
Vor dem Küssen einatmen? Natürlich! Aber er hätte es offensichtlicher gestalten können und mir sagen können, dass ich es tun sollte. Die Röte sank wieder aus meinem Gesicht und es war definitiv besser so.
Anschließend halt er mir auf, naja, wortwörtlich gesagt, hob er mich eigentlich auf, >>Mein Zimmer? <<, fragte ich ein wenig verwirrt, achso genau Zeitvertreib und so. Er wollte also mein Zimmer sehen und als er den Kopf schüttelte und >>Oder lieber nicht <<, sagte wusste ich irgendwie doch was in seinem Kopf vorging, besonders, weil er mich eben so angesehen hatte, während er mir ans Kinn fasste und mir in die Augen sah.
Der Blick war sicher nicht viel sagend, aber als er von mir abließ, waren es die Worte, weshalb ich mir zunächst das lachen verkniff, es schließlich nicht konnte und einfach so anfing zu lachen. >>Ich würd's dir ja gern zeigen, aber ich hab selbst keine Ahnung, wo es ist <<, lachte ich und zuckte die Schultern. >>Ich werd wohl auf ewig wie ein räudiger Hund draußen auf der Bank schlafen müssen <<, fügte ich noch hinzu und sah ihn an.
Er piekste mich in den Bauch und ich zuckte leicht zusammen, ich mochte das nicht, aber ich fands in diesem Moment ziemlich lustig, schließlich piekste ich zurück und wartete schon fast sehnsüchtig darauf seine Katzenohren anzufassen.
Nun, nicht, dass man hier an diesem Punkt etwas falsches verstand, es waren nur die Katzenohren, die mich in diesem Moment, interessierten.
"Ich denke, im Notfall würde ich dich nicht auf der Bank wie ein räudiger Hund schlafen lassen" Kurz schaute ich auf die Uhr, wir hatten nur noch zehn Minuten Pause.. Und dann piekste sie mich zurück in den Bauch. Grinsend schaute ich sie an, wollte sich wohl rächen. [out: oja, an seine Ohren kommst du jetzt nicht, hahaxP]
"So viel Zeit haben wir zwar nicht, aber wir können es ja mal suchen gehen" Dazu mussten wir auf jeden Fall in den Mädchengang, was wir ja gerade nicht waren. Also hob ich sie auf meinen Rücken, weil das Bauchpieksen nicht aufhörte.
"Sag bloß nicht hühott oder so, sonst fliegst du runter" Das war vielleicht ernst gesprochen, aber runterschmeißen würde ich sie nicht. Naja, vielleicht doch. Hehe.
Und da wenig loswar, und somit niemand und so sehen könnte, lief ich auch so ins Waisenhaus.
Er wollte mein Zimmer suchen mit mir zusammen und da fiel mir gerade ein, dass ich es doch schon einmal gesehen hatte. >>Dir bliebe wohl nichts anderes übrig, als mich draußen schlafen zu lassen, auch wenn es regnet <<, lachte ich und grinste ihn an. Man ich hatte wirklich das Verlangen seine Katzenohren anzutatschen! Das war schon ziemlich peinlich.
>>Okay suchen wirs <<, grinste ich ihn an und in Gedanken hatte ich mir den Weg irgendwie anders ausgemalt, irgendwann kam ich einfach nicht weiter, ich fand es nicht, in Gedanken meine ich. Ich hatte mich in Gedanken wirklich verlaufen und ich fand den Weg nicht.
Er nahm mich auf den Rücken und warnte mich vor, >>Hüha! <<, rief ich und schon lief er los, weshalb ich wirklich in Gelächter ausbrach.
So ging es wieder zurück. Die Treppen hinunter aus dem zweiten Stock, im ersten an einer kleinen Gruppe kichernder Mädchen vorbei, die sich im Flur aufgestellt hatten. Raven schenkte ihnen nur einen kurzen Blick der nicht weniger feindselig war, als bei den meisten mit denen er gerade nichts zu tun hatte oder die ihn generell nervten. Worüber genau die Damen tuschelten bekam man nicht mit, es wäre aber auch nicht allzu interessant gewesen zu wissen worum es ging. So ging es noch einen Stock tiefer, so dass sie bald den Ausgang erreichen würden. Doch nutzte der Dunkelhaarige noch den Weg über die Treppen, um erneut das Wort zu ergreifen. „Der untere Teil ist als Freizeitbereich für alle gedacht, die hier wohnen. Es gibt eine Terasse zum entspannen, oder gar einen Platz an dem du dich im musikalischen Bereich versuchen kannst. Die Instrumente sind frei zugänglich, solange du sie nicht zweckentfremdest.“ So erwähnte Raven auch noch ein zwei andere Räume. Zum Beispiel einen, in dem ein Fernseher und Sitzgelegenheiten zu bestaunen waren. Oder die Bücherei... Es gab doch schon einiges, was man hier tun, oder eben lassen konnte. Raven zum Beispiel hatte seine Lieblingsorte dort gefunden, wo kein Schwein daran gedacht hatte, dass sie interessant seien könnten. Die teils auch von den meisten gemieden wurden. „Dir sollte hier also generell nicht langweilig werden.“ Dabei warf er einen Blick über die Schulter, sich wundernd, ob dass denn wirklich so stimmen konnte. Immerhin war er sich dem nicht ganz sicher. So viel verriet sein Ausdruck schon einmal. Doch wandte er sich schnell auch wieder ab und achtete auf den Weg vor sich. Dieser führte nach draußen, wieder aus dem Gebäude heraus, welches sie doch gerade eben erst betreten hatten. Nun war aber der lästige Koffer weg und vielleicht war es nur Einbildung seinerseits, vielleicht war es aber wirklich noch wärmer geworden seit vorhin. Das machte aber nicht allzu viel.. Der Ort den er anstrebte – hatte er über diesen bisher auch kein Wort verloren – war schattig und kühl.
Sogar erreichten sie nach Kürze wieder den Park. Warum? Weil sein Ziel eben in diesem lag. Nur an einem anderen Ort als dort, wo sie sich getroffen hatten. Es ging noch ein wenig weiter. Dorthin, wo die Bäume teils schon etwas dichter aneinander standen. Und es ging nicht den normalen Weg entlang. Irgendwann verließ Raven einfach diesen und betrat dafür einen schmalen Pfad, den man unter dem spärlich darüber wachsendem Gras schnell übersah, wenn man nicht wusste das er dort war. Es zeugte davon, dass dieser Weg schon alt sein musste und ebenso nicht genutzt wurde. Aus gutem Grund. Doch er sagte nichts dazu. Sah nur hin und wieder zum Andren, ob der denn auch noch da war oder irgendwo vielleicht verloren gegangen war. Was sich am Ende vom Pfad befand war ein Ort, der perfekt zu dem Weg passte. Einsam, teils verrostet und veraltet wo es nur ging... Bestimmt war hier nichts gerade neu hingesetzt worden. Raven mochte diesen Ort. Er war öfters hier und das auch weil es hier selten von Schülern wimmelte. Er breitete die Arme aus, was den Vogel dazu verleitete sich krähend zu erheben und in einem der Bäume zu verschwinden, die die Sonne davon abhielten auch hier ihre Hitze in vollem Ausmaß zu verteilen. Und ja, es war angenehmer hier. „Tadaaa~ Hier wären wir.“ Das mit dem Lieblingsplatz ließ er aber lieber weg. Ohne großen Grund eigentlich. Nur war er in manchen Dingen eben nicht unbedingt so mitteilungsfreudig wie bei anderen. Sehr gerne zum Beispiel berichtete er Jemanden von Dingen, die ihn selbst betrafen. So wie er Maron zuvor ihre Armseligkeit lang und breit vorgehalten hatte. Dinge über sich selbst konnten da gut und gern bleiben wo sie waren. Nämlich in seinem Kopf.
Er drehte sich nun auch zu dem gleichgroßen um und sah ihn etwas erwartungsvoll an, verlor aber nicht die stückweit gleichgültige Miene, die er so gerne auflegte. Blieb auch trotz des neuen Umstandes nicht stehen, sondern setzte seinen Weg langsam rückwärts fort. Irgendwo oben in einem der Bäume flatterte kurz etwas. Es war nicht schwer zu erraten, was es war. Obwohl... wenn man genauer hinsah, dann erkannte man nicht nur eines dieser Tiere. Es schienen einige dort oben auf den Ästen zu sitzen. „Ich dachte, der Ort könnte dir vielleicht gefallen. Ruhe und etwas anderes als das Innere des eigenen Zimmers. Was nur schade ist..“ Und dabei legte er den Kopf in den Nacken und kam langsam zum stehen. „Man kann den Mond von hier aus schlecht betrachten.“ Naja, er schien ja auch so begeistert von dem Ort zu sein, ohne dass er es gleich direkt sagte.
Schweigend den Gang der Räume verlassend, nahmen sie auch wieder den gleichen Weg hinab durch das Gebäude. Der Weißhaarige konzentrierte sich größtenteils auf den Weg den Treppen hinab. War ein Flug nach vorne nicht gerade sehr elegant. Tat er es dem Schwarzhaarigen so demnach auch gleich und achtete nicht auf andere. Auch nicht darauf, dass sie überhaupt dort standen - junge Damen. Sie konnten auch sonst wo stehen. Es würde so oder so keinen Unterschied machen. War ein kleiner Teil auch schon mal hinter ihnen, als die Stille ein weiteres mal unterbrochen wurde. Leicht zu ihm geschielt, brannte sich der Weißhaarige das ein oder andere ein, ehe er wieder nach vorne blickte, die Hände noch immer in den Taschen versunken. Das wichtigste hier war aber, der Musikbereich. Das klang doch schon mal etwas ansprechend genug. Hoffte er auch darauf, dass man ein Klavier besaß. Aber bei diesem großen Gebäude war es gut vorstellbar. Warum sollten sie auch keines besitzen? Wenn man sich so schon ausdruckte, dass sie überhaupt einen besaßen. Außerdem war die Mehrheit von Instrumenten genutzt worden. Also war dies wohl stark anzunehmen. Von den anderen Räumen war wahrscheinlich nur die Bibliothek interessant. Wenn es ihn packen würde, dann würde er sich dort vielleicht verkriechen. Oder im Musikraum eben. Je nachdem, was es brach. War das Gebäude so auch relativ schnell wieder verlassen. Und ohne das Gepäck sowieso doch etwas erträglicher. Brannte die Sonne einem noch immer nervig auf den Pelz.
Dem Jungen noch immer folgend, schaute er sich doch hin und wieder etwas um. Und was war es? Sie fanden sich wieder im Park wieder. Allerdings… anstatt sich in diesem weiter aufzuhalten, wurde er auch schnell wieder zurück gelassen. War also etwas anderes das Ziel. Nun seis drum. Mal sehen, was sich der Junge hatte einfallen lassen. Sich den schmalen Weg unter seinen Füßen ansehend, hob er leicht die Braue. Nach diesem zu urteilen, wurde er schon eine lange Weile nicht mehr benutzt. Oder man hatte ihn einfach so vergessen? Ob dies oder jenes. Irgendetwas musste es ja gewesen sein. Wiederum. Wenn er sich so seine Gedanken darum machte, kam es schon irgendwie komisch hinüber. Vielleicht war es auch ein Ort, welchen man absichtlich vergessen hatte? War dem vielleicht eher so? Die Augenpartie wieder etwas angehoben, schaute er dem Jungen auf den Rücken, ebenso dem Federtier. In diesem Moment wirkte er eher wie jemand, der dem Schwarzhaarige nachlief. Wie ein Tier, was sich schon auf der Schulter des Vorweglaufenden befand. Kurz stehen geblieben, drehte sich der Weißhaarige noch mal kurz um, ehe sein Blick sich vorne wieder einfand und er seine Schritte auch wieder schweigend vorsetzte. Was ihm dann aber geboten wurde… nun ja.
Eine seiner Brauen gehoben, blieb er nun auch wieder stehen, um sich etwas umzusehen. Alles wirkte sehr… verdammt trist. Wenn er sich so umsah war es also ein… langweiliger Spielplatz? Innerlich seufzte der Junge etwas, ehe er sich wieder an den Jungen wandte. Dieser schien davon ja doch irgendwo begeistert zu sein, diesen Ort als einen für sich interessanten - so wirkte er jedenfalls - zu bringen. Blieben die Hände so auch weiterhin in den Taschen. Kam ihm nicht mal der Gedanke, freudig hier nun seine Runden zu springen. Wo kämen wir denn dann hin? Außerdem hätte es sein jetziges Bild total in die Tonne gekloppt. Raven nun auch wieder angesehen, das dieser es schon vorzog, musterte er etwas dessen Gesicht und ließ seine Braue auch wieder sinken. Erwartete man nun irgendetwas von ihm? Leicht hinauf in die Baumkrone geschielt, seufzte er erneut etwas, ehe er sich nun wieder in Bewegung setzte und an dem Jungen vorbei ging, um sich alles etwas näher anzusehen. Na ja. Trotz allem aus gewisser Entfernung. Natürlich nachdem er sich die Worte des Jungen angehört hatte und dieser auch wieder zum Stehen gekommen war. Sein Blick wanderte dann irgendwann aber selber kurz in den Himmel, wo er den Mond irgendwie erhoffte. War dem aber natürlich nicht so. Es war noch immer die Sonne, welche vereinzelnd durch die Äste schien. Hier hatte man wenigstens etwas Ruhe vor ihr. Aber nun, was er zu diesem Ort sagen sollte? Schwer. Allzu begeistert sah er natürlich nicht aus. Gab es garantiert bessere Orte. Und dies sollte nun nicht schaden, kennen gelernt zu werden? Nun. Es hätte im Grunde auch vermieden werden können. Das einzige, was hier nur noch fehlte, war ein Friedhof in der Nähe. Der Sandkasten sah aus, als wäre er regelrecht unter allem untergegangen, während die Schaukel freudig vor sich hinquietschte. Und die Rutsche - von der wollte er erstmal gar nicht anfangen. Selbst die Bänke sahen schon recht morsch aus. An den unteren Teilen der Füße hatte sich sogar schon Moos angesetzt, welches selber schon verrottet aussah. Diese Gegend beruhte auf gewagte Zustimmung, seiner Ansicht nach. Eine Art Lieblingsort hätte auch durchaus besser aussehen können. Aber nein. Er wusste ja nicht, dass dis ausgerechnet der Lieblingsplatz des Schwarzhaarigen war.
Raven sah immer noch mit gewisser Erwartung zu der Person, an welche er offensichtlich die Worte gewandt hatte. Denn sonst war niemand hier. Also abgesehen davon, dass er – wie bereits festgestellt – liebend gern vergaß wie man sprach, geschah das gleiche anscheinend auch mit dem Hörsinn. Hatte er ihm zugehört? Er erhoffte sich jedenfalls noch so etwas wie eine Antwort. Doch die kam nicht... Da konnte er noch so lange warten. So stieß er langsam die Luft aus den Lungen, ließ die Arme träge sinken und ging noch ein paar Schritte rückwärts. Er könnte sicher auch einfach so tun als hätte er eine Antwort bekommen. Oder es ignorieren, vielleicht doch nachfragen? Innerlich verlor er ein Schmunzeln darüber. Es war nicht gerade der prachtvollste Ort, ganz sicher nicht. Er strahlte nicht in Gold und war frisch erbaut worden. Da hatte nirgendwo ein Schild gehangen, das beim Betreten dieses Platzes ewigen Spaß und Freude versprach. Es war ein alter, dreckiger Platz. Hatte etwas von einer Ruine, wie er hier allein gelassen und zerfallen vor sich hin moderte. Aber... gerade das vermochte ihn daran zu begeistern. Er mochte alte Orte nun mal. Ob es wirklich Ruinen waren oder so etwas hier. Sie folgten dem gleiche Prinzip und würden wohl beide gleich enden. Vergessen und verstaubt. Naja, es kamen hier ja immer noch Schüler hier hin. Und zwar nicht nur er. Das sah man zum Beispiel an den Glassplittern, die dort vorher noch nicht am Rand gelegen hatten. So wurde ein Spielplatz halt mit einer Müllkippe verwechselt. Kann ja mal passieren, nicht? In seiner Gegenwart wäre es nicht passiert. So wanderte Raven nun zu einer der beiden herab hängenden Schaukeln hinüber und ließ sich auf einer von ihnen nieder. Das leichte Quitschen der seinigen störte ihn dabei nicht im geringsten. Es schmeichelte diesem Ort - passte zu gut zu ihm, als dass er das Geräusch hätte hassen können. Er gab sich einen leichten Schwung nach hinten und winkelte dann die Beine an, damit sie nicht den Boden streiften und ihn wieder bremsten. Seine Blicke suchten währenddessen nach dem anderen Schüler. „Ist das jetzt eine positive oder negative Reaktion? Ich möchte hören was du denkst, nicht von deiner Haltung, oder deinen ernsten Blicken darauf schließen müssen.“ Eigentlich war es nicht seine Art fremde Personen gleich herumzuführen und zu versuchen sie in irgendwelche Gespräche zu verwickeln. Nicht, wenn sie lieber schwiegen und einem Gespräch aus dem Weg gingen. Gab ja viele die das taten. Genau so wie es viele von der anderen Sorte gab. Andererseits war es schon seine Art. Dazu gehörte es nämlich sich irgendwo draus einen Spaß zu machen oder etwas zu erkunden. Spiele zu spielen oder sich die Zeit zu vertreiben. Und je nachdem an wen oder was er da geriet fiel das Ergebnis anders aus. Die einen ernteten böse Worte und finstere Blicke, während die anderen ihn so wie jetzt zum Beispiel erlebten. Es hing immer von den Kriterien und Umständen ab. Hier war es einerseits schwer wirklich etwas aus dem ganzen zu machen, andererseits war es witzig. Mal sehen ob er diesmal auch eine Antwort bekam, oder sie ausbleiben würde. Aus welchem Grund auch immer. Das hatte er nicht zu entscheiden, sondern der junge Mann, auf dem seine Augen ruhten.
Noch immer alles irgendwie beobachtend, stieg die Begeisterung auch nicht groß. Was sollte er hier schon? Sich ausruhen? Bitte. An so einem Ort? Dann hätte er auch in seinen vier Wänden bleiben können. Es hätte durchaus mehr Sinn ergeben. Aber dies? Dies war doch eine Zumutung. Gehörte dieses Pflaster auch zum Waisenhaus? Wenn ja - erbärmlich. Das dieser Fleck überhaupt noch existierte war eher ein Wunder. Und so ganz passte es auch nicht dazu. Warum war dieser Ort dann noch zugänglich? Wahrscheinlich für nichts und wieder nichts. Außerdem sah es hier auch gleichzeitig so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Er war nicht gepflegt, war regelrecht von verrottetem und kaputten Sträuchern übersäet und hatte nichts, was auch nur ansatzweise noch irgendwie seinen Reiz gab. Im Gegenteil. Wer konnte schon davon reden, sich hier wirklich gerne zu treffen. Vermutlich nur, um sich irgendeinen erbitterten Kampf auf Leben und Tot zu schenken. Alles war… hach… es nervte. Ihm stank dieser Ort.
Seine suchende Augenpartie zu dem Jungen geschoben, als dieser sich wieder zu Wort meldete, blickte ihn der Weißhaarige kurz an, ehe er den Blick wieder wo anders hinrichtete. Positiv? Nicht wirklich, nein. Positive Dinge zeigten sich ausschließlich anders. Allerdings auch nicht gerade so, dass er euphorisch in die Luft sprang oder dergleichen. Und das mit dem Lächeln… nun. Es war eher eine Kunst, ihn dazu zu animieren. Eine wahre Kunst. Doch bis jetzt gab es weder Grund, noch irgendeine Hoffnung, dass es jemals soweit kommen würde. Die Chancen lagen eins zu einer Million. Kaum vorstellbar, dass so was irgendwann, in geraumer Zeit jemals passieren würde. Vermutlich wirkte sich das alles - so wie er sich gab - nicht wirklich positiv auf andere aus. Allerdings… er war nun mal so, also hatte man das irgendwie zu akzeptieren. Es sei denn, man war sich dazu zu fein oder dergleichen. Ihm konnte es egal sein. Was kümmerte es ihn schon, was man von ihm hielt? Er kümmerte sich schließlich auch nicht um andere. Alles hatte sich verbittert auf ihn ausgewirkt. Aber man war daran interessiert was er davon hielt, nur weil man nicht aus der Haltung und seiner Miene lesen wollte? Oder es einfach nicht konnte? Hm. Wie dem auch sei. Was er dachte… ”Positiv? Was soll hier dran positiv sein…?” Hier gab es nichts, was man auch nur ansatzweise als positiv hätte abstempeln können. ”Wenn ich jemals sterbe, komm ich drauf zurück…“, fügte er leise hinzu. Immerhin wirkte das alles hier, als sei hier wirklich vorher ein Friedhof gewesen. Oder gleich ein Höllenschlund, der auch als Ruhestätte diente. Als mehr fungierte das ganze Grundstück hier doch auch nicht mehr.
„Mh, dies und das.. Es gibt genug positives, wenn man es aus dem richtigen Blickwinkel sieht. Oder einfach aus den Augen und mit den Meinungen eines anderen Menschen.“ Schade. Also schienen da nur negative Punkte zusammen zu kommen, wenn man sich nicht mal sicher war, ob es positive Punkte überhaupt gab – und wenn, welche das dann wären. Andererseits war es gut zu wissen. So hatte er diesen Platz hier weiterhin für sich alleine. Für sich und die Krähen hieß das wohl eher. Denn die hatten sich hier sofort wohl gefühlt. Genau wie er. So sah er auch wieder hinauf, lehnte sich beim schaukeln leicht nach hinten, um einige davon zwischen den Blättern zu erspähen. Wo bei einzelne, durchdringende Sonnenstrahlen ihn gerne blendeten. Die Schaukel quitschte dabei weiter munter vor sich her und ließ das auch dann nicht bleiben, als der Junge nach vorne hin absprang und auf beiden Füßen vor der Schaukel aufkam. „Wie sieht´s mit deinen Schulsachen aus?“, hakte er stattdessen nach – wechselte somit einfach das Thema, ohne weiter darauf einzugehen. Warum sollte er auch versuchen den Anderen sogar umzustimmen, oder ihm klar zu machen, wie toll der Spielplatz doch war? Er sah darin keinen Grund und akzeptierte das ohne Widerspruch. Anders herum konnte er es auch nicht leiden, wenn Leute hartneckig versuchten ihn umzustimmen. Also passte das schon ganz gut. „Hast du schon alle Bücher beisammen? Auch Hefte und Stifte? Sonst hättest du dich auch bei dem Mädchen bedienen können..“ Er kicherte leise in sich hinein. Schien sich auch noch über das Geschehene zu belustigen. Leid tat es ihm bestimmt nicht. Nicht nachdem man ihn auch noch angeschrien und angefallen hatte. Und auch so gab es keine Gründe dazu. „Oh und einen Stundenplan? Hat man sich auch gut um den Neuen gekümmert und ihm so etwas schon zukommen lassen? Oder hat man in dem Punkt seine Vergesslichkeit bewiesen? Sehr vorbildlich wäre das ja nicht.“ Irgendwie tat er ihm leid. Wenn er so daran dachte... er hatte noch so vieles vor sich. All die Orte und Wege auswendig lernen. Sei es der zur Cafeteria oder zu den Schulräumen. Die Lehrer und Schüler kennen lernen und heraus finden mit wem er zurecht kam und mit wem nicht. Sich in den Schulstoff einarbeiten und einfach alles, woran man sich an einem neuen Ort gewöhnen musste. Da fehlte einfach diese Geborgenheit, die man zuhause immer hatte. Bei ihm wäre das der Himmel gewesen – aber man hatte ihn ja vor die Pforten gesetzt. Seitdem war alles fremd. Was an sich kein allzu schöner Umstand war. Aber trotzdem... sich das alles zurück zu wünschen war töricht und Gott vielleicht anzuflehen, dass er ihm doch irgendeine Art von zweiter Chance gab kam gar nicht in Frage. „Naja, das wird schon alles...“, meinte er etwas gedankenverloren und war momentan damit beschäftigt – was auch immer ihn dazu trieb einen Ort nach dem Anderen verlassen zu müssen – auf dem Rand des Sandkastens zu balancieren, in die ungefähre Richtung des Anderen. Er achtete auch ja darauf das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Auch wenn der Untergrund nicht allzu glatt, dünn oder allgemein sehr einladend für ungewollte Rutschpartien war, ging er lieber kein Risiko ein. Man kannte es doch... ein kleiner, unerwarteter, falscher Schritt – selbst auch dem sichersten Untergrund - und schwupps. Das passierte manchmal eben. Wenigstens hatte die Umgebung dann was zu lachen. Na immerhin...Dabei bezweifelte er, dass seine momentane Gesellschaft das tun würde.