Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
"Shinichi Kitami... nie gehört." Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. Nein, der Name war ihr fremd, auch unter den Lehrern. "Ist der neu?" Natürlich interessierte sie nicht nur der unbekannte Lehrer, der mit ihrer Freundin essen gegangen war, sondern auch die Tatsache, dass er das getan hatte... Es klang, als hätte Camena ihn nicht gekannt, und trotzdem hatte er sie zum Essen eingeladen – einfach so. Schon komisch... Vor allem, Lehrer durften doch wohl nichts mit Schülerinnen anfangen! Wenn sie ihn nicht kannte, kannte er sie wahrscheinlich auch nicht, also wusste er auch nicht, dass sie eine Schülerin war... Es war durchaus möglich, dass er sich davon mehr erhofft hatte. Bei Miko hätte er wohl Pech gehabt damit. Natürlich hätte sie sich ein Gratisessen nicht entgehen lassen, doch für mehr fehlte ihr einfach das Interesse am männlichen Geschlecht... Hoffentlich ließ sich die Elfe davon nicht einlullen! So sehr Miko sie auch mochte, Cami konnte manchmal ganz schön naiv sein... Nächstes Gesprächsthema: Rosiel. Ob sie Angst vor ihr hatte? Eigentlich ja nicht, doch wenn sie die Beherrschung verlor, war das schon ein bisschen einschüchternd... "Ich hab keine Angst vor ihr, aber gestern hat sie eine Vase kaputt gemacht und sich daran geschnitten... Ich will nicht, dass ihr wieder meinetwegen was passiert. Oder dir..." Auch wenn das bedeutete, sich zu diesem Teufelskater zu begeben... Kalzifer oder wie er auch hieß. Auch wenn sie Katzen im Allgemeinen mochte, machte ihr dieses Biest schon irgendwie Angst, und sie hatte es auch von Anfang an nicht leiden konnte. Das verdammte Vieh hatte sie gebissen! Ihr schönes, junges Fleisch... einfach gebissen! Sie hätte eine Narbe davontragen können! Hatte sie glücklicherweise nicht, trotzdem trug sie ihm das nach. Aber Kater hin oder her, als Cami aufstand, tat Miko es ihr gleich, folgte ihr und stellte das Tablett ab, ehe sich ihre Freundin einhakte. Ja, so kannte sie die Elfe: Immer voller Elan und die weniger energiegeladene mitziehend. Irgendwie hatte das was... da fühlte man sich als irgendwas zwischen wichtiger Persönlichkeit und Anhängsel. Nicht die schlechteste Mischung, die man als Teenager erwischen konnte.
Vor der Treppe zum Mädchentrakt löste sich die Taidari dann doch von dem Arm der Italienerin und lief neben ihr her. Sie teilte sich Zimmer 110 mit ihrem verdammten Kater und einem weiteren Mädchen und war somit Mikos eigenem Wohnraum, Zimmer 111, angenehm nahe. So war es immer ein Leichtes, sich zu treffen und das Zimmer zwischenzeitlich zu wechseln, wenn Rosiel zu genervt oder Kalzifer zu gefährlich werden sollte. Oder wenn man wechseln wollte zwischen Cosplay und verziertem Kleid. Oder wenn die Ausgangssperre nahte und man noch ein paar Minuten, aber nicht die ganze Nacht zusammen verbringen wollte... Ja, diese Zimmersituation hatte einige Vorteile. Jetzt übernahm die Nixe kurz die Führung, stellte sich vor die Tür und lauschte kurz; der Kater war still, vielleicht (hoffentlich) schlief er. Unsicher öffnete sie die Tür, spähte hinein – nein, er schlief nicht – und betrat das Zimmer, sich automatisch von dem Tier entfernend, bis sie direkt vor Renais Bett stand. "Ich staune immer wieder, was für ein schönes Zimmer du doch hast... erinnert mich an meins", witzelte sie und lachte leise. Allein mit Cami war sie viel entspannter als da unten zwischen all den Leuten...
Sie fand es ein bisschen enttäuschend, dass ihrer Freundin der Name des Lehrers nicht bekannt war, fand sich aber schnell mit diesem Gedanken ab und zuckte lediglich mit den Schultern, als sie gefragt wurde, ob er neu sei. Das Gefühl, dass er ganz neu an der Schule war, hatte sie irgendwie nicht, weil er sich offenbar mit der Gegend auskannte. Zumindest war er koordiniert durch die Stadt gelaufen, als hätte er einen genauen Plan vor sich und müsste nicht erst gucken, ob er die richtige Abzweigung nahm. »Kann sein.« Damit war das Thema für Cami auch schon erledigt. Allerdings wollte sie noch einfach auf den Fall Rosiel eingehen. Sie konnte schon ziemlich furchterregend wirken, wenn sie wieder ausrastete und vollkommen die Kontrolle verlor, aber vorrangig bekam die Elfe sie als verschlossenes und ehrgeiziges Wesen zu Gesicht. Einmal, da galt ihr ein Ausraster, aber auch nur, weil sie die Magierin verfolgt und versucht hatte Fotos von ihr zu machen. Diesen Wutausbruch hielt Camena dem nach für durchaus verständlich und hatte sich keine allzu großen mehr Gedanken darüber gemacht. »Oder dir, Miko. Sie ist echt unberechenbar und manchmal schwer in Zaum zu halten, deswegen möchte ich, dass du auf dich aufpasst. Nicht, dass ich Rosie als echte Gefahr einschätze, aber wie wir alle hier hat auch sie ihre beängstigende Seite.« Im diesem Waisenhaus wohnten Tierwesen mit der Größe eines Bären, Dämonen, die ganze Landstriche auslöschen und Vampire, die einem im Handumdrehen das Blut aus der Adern saugen konnten. Man durfte zwar nicht ständig in einer Paranoia leben, aber je vorsichtiger man hier mit seinen Mitmenschen umging, desto besser. Vorsicht war manchmal eben besser als Nachsicht. Ihr war bisher noch nie etwas gravierendes passiert und sie würde auch selbst niemandem etwas antun. Außerdem stand es gar nicht in ihrer Macht andere zu verletzen – oder besser gesagt, würde sie ihre Fähigkeiten nicht dafür missbrauchen.
Bald befanden sie sich auch schon vor der Türe des Doppelzimmers, vor welche sich Miko stellte und kurz lauschte. Drinnen herrschte eine unheimliche Ruhe, was bedeutete, dass Renai nicht zu Hause war und Kalzifer kein Theater veranstaltete. Zögerlich wurde die Tür von der Nixe geöffnet, die sich sogleich von dem Kater wegbewegte, der auf Camenas Bett lag, eingerollt und sich das Fell leckend. Erst als er die Schritte im Zimmer vernahm, hob er seinen Kopf und fixierte mit seinen dunklen Augen den „Eindringling“. Ja, Miko und Kalzifer hatten ihre Probleme und das wusste die Elfe nur zu gut. Dennoch glaubte sie nicht daran, dass ihr Kater wirklich einen Groll gegen den Grünschopf hegte. Generell hasste er wenige Wesen (wenn es sich nicht gerade um Werwölfe handelte) und vertrug sich mit den meisten. »Ich frag mich woran das liegt. Vielleicht an dem Ausblick auf das Nachbargebäude?« Gespielt nachdenkend legte Cami die Finger an ihr Kinn und tat so, als würde sie sich über einen Bart streichen. »Kalzi, verzieh dich auf Renais Bett.« Heimlich schickte sie ihren Begleiter immer auf das Bett ihrer Mitbewohnerin, wenn sie ihres gerade brauchte und er dort störte. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, dachte sie schulterzuckend und klopfte mit der Handfläche und ihr etwas unordentlich gemachtes Bettzeug. Auf ihrer Seite herrschte einfach nie pingelige Ordnung, aber sie war eben ein kleines bisschen chaotisch, daran konnte sie nichts ändern. »Keine Sorge, er hat eben gefressen und bewegt sich jetzt keinen Millimeter zu viel.« Grinsend schob sie das Tier vom Bett, worauf hin es lieber die Fensterbank aufsuchte und sich dort erneut zum Schlafen zusammen kugelte. »Ich habe, wie gesagt, ein neues Cosplay. Es ist weniger ein Kleid und auch nicht so extravagant, wie andere. Aber es ist so süüüüß.« Während sie das sagte, machte sie federnde Schritte auf den Kleiderschrank zu und öffnete diesen, um sogleich ein Paar schwarze Strümpfe, ein Top und eine gelbe Weste mit Kapuze heraus zu holen. »Es fehlen noch die roten Wangen … die kommen dann hier dran. Aber ansonsten ist es fertig. Soll ich es mal anziehen?« Erwartungsvoll blickte sie ihre Freundin an und hielt das Kostüm auf Armlänge von sich weg, sodass Miko es begutachten konnte.
Camena wusste natürlich von den Problemen zwischen Miko und dem höllischen Begleiter, immerhin versuchten die beiden nicht, es zu verschleiern, und die Nixe würde sie auch nie anlügen... Dieser Kater aber bestimmt, wenn er reden könnte! Dem konnte man nicht trauen, und im Gegensatz zu ihrer Freundin wusste Miko das. Sie sah durch die knuddelige Schale dieses Tieres bis hinab zu seinem düsteren, fiesen, verlogenen Kern... vielleicht lag das aber auch nur an ihrer Abneigung ihm gegenüber. Was ihr immer noch ein bisschen nachhing, war die Aussage von Cami, dass sie alle im Waisenhaus eine beängstigende Seite hätten. Das stimmte nicht ganz. Es gab sehr viele Wesen hier, die sehr beängstigend sein konnten, und die meisten Nixen gehörten sicher ebenfalls dazu, doch zumindest in Mikos Fall lag das bestimmt nicht vor. Sie war klein und konnte keine Seefahrer in den Tod singen, sie konnte sich nicht aufbäumen und wurde so gut wie nie laut, und ihre Anfälle von Jähzorn empfanden die Leute bestimmt eher als lachhaft, als das sie Angst bekämen. Irgendwie enttäuschte es das Mädchen immer wieder, so schwach zu sein. Und auch bei Cami konnte sie sich nicht wirklich vorstellen, dass sie jemandem Angst machte... kein Wunder, dass sie dieses boshafte Vieh brauchte. Ja, jetzt ergab das Sinn... Kalzifer war kein geliebtes Haustier, sondern ihre „böse Seite“, und das war der Grund dafür, dass Camena so viele gute Seiten hatte! Bei dem Gedanken musste die Taidari kurz kichern, es war immer wieder witzig, sich kleine Geschichten zu dem Kater auszudenken. Als der endlich das Bett frei gemacht hatte, setzte sich der Grünschopf lächelnd. Es war ihr ganz Recht, dass die Avagnano nicht so sauber und ordentlich war wie Rosiel, denn bei der bekam sie immer das Gefühl, nicht ordentlich genug zu sein; hier merkte man, dass die beiden auf einer Wellenlänge lagen. Camena Avagnano und Miko Taidari – Freunde fürs Leben mit komplizierten Nachnamen. War das nicht eine schöne Vorstellung? Ein schüchterner Blick passierte die Strecke von Miko zu der Sonnenelfe. Es wäre schön, für immer zusammen zu bleiben, zusammen durch dick und dünn zu gehen und sich nie zu verlieren. Wenn so etwas überhaupt wirklich möglich war, dann wollte die Taidari es unbedingt mit Camena haben. Aber wahrscheinlich war es verrückt, bis ans Ende des eigenen Lebens zu denken, wenn man gerade fünfzehn war und sich gedanklich ganz fest an eine Ältere klammerte. Irgendwann würde Camena mit irgendjemand zusammen kommen, attraktiv wie sie war, und was dann aus Miko wurde, stand in den Sternen. Also sollte sie das ganze hier genießen, solange es noch ging. "Oh, wow... das sieht wirklich süß aus", lachte Miko leise und betrachtete das neue Cosplay. Sie konnte es sich nicht genau vorstellen, aber Cami musste total niedlich wirken, wenn sie das trug. Vom Gang war noch nichts zu hören, es war still, Camis Mitbewohnerin kam also noch nicht. Der Elfe war es nicht peinlich, so etwas zu tragen, aber wenn Miko es so ansah... sie spürte, wie sich ihre Wangen röteten. "C-Cami...", begann sie unsicher und lauschte noch einmal... immer noch nichts zu hören. Gut, es ging also. "Meinst du... Ich könnte das mal anprobieren? Also, bevor Renai kommt. Das sieht total niedlich aus..." Sie hatte gesagt, die roten Wangen fehlten noch... Miko hatte sie ganz eindeutig. Knallrot. Sie setzte ein Lächeln auf und streckte leicht die Zunge heraus: "Du darfst auch ein Foto von mir machen."
Erwartungsvoll blickte sie ihrer Freundin in die goldenen Augen und mit den verstreichenden Minuten wurde das Lächeln auf ihren Lippen breiter. Die Reaktion der Nixe bestätigte Cami schließlich in der Annahme, dass sie das Kostüm gut hin bekommen hatte, selbst wenn noch ein kleines Detail fehlte. Den roten Stoff hatte sie theoretisch hier im Zimmer und müsste ihn nur noch zurecht schneiden und annähen, was keine schwierige Leistung für sie dar stellte. Immerhin hatte sie über Jahre Erfahrung gesammelt, was das Nähen von unterschiedlichsten Kleidungsstücken anging. Von Kleidern über Westen und Mützen. Alles, was Anime Charaktere eben so trugen, und das konnte manchmal wirklich absurd aussehen. »Ja, nicht wahr? Es ist so putzig«, erwiderte sie und widerstand dem Drang kichernd in die Hände zu klatschen. Manchmal konnte sie sich benehmen wie ein kleines Kind, das gerade seine Weihnachtsgeschenken auspackte. Besonders wenn es um Cosplay oder neu entworfene Kleider von Miko ging, war sie oftmals nicht zu bremsen. Dass ihre gute Laune momentan noch gesteigert werden konnte, bewies der Grünschopf mit seinen folgenden Worten. Die Wangen der Nixe begannen rot zu leuchten, was Cami zunächst einen etwas fragenden Ausdruck in die Augen brachte, welcher jedoch schlagartig einem glücklichen Funkeln wich und ihr ein Grinsen ins Gesicht zauberte, das mit der Sonne persönlich konkurrieren konnte. Camena machte einige euphorische Hüpfer, bevor sie ruckartig den Kopf schüttelte und die Kleidungsstücke nun sorgfältig auf der Bettdecke direkt neben Miko platzierte. Die schwarzen Strümpfe und das ebenso rabenschwarze Top lagen aufeinander, während die gelbe Kapuzenweste daneben lag und nochmals von der Elfe gemustert wurde. »Natürlich, unbedingt! Ich habe schon so lange darauf gewartet, dass du endlich eins meiner Cosplays anprobierst.« Ihre Freude konnte sie kaum verbergen, denn immer wieder stieß sie ein leises Quieken aus. Wow, der Tag hatte so holprig angefangen und wand sich nun immer mehr zum Besseren. Konnte es eigentlich noch schöner werden? Vorstellen konnte sie sich dies nicht, weshalb die Brünette rasch einige Schritte zurück trat und ihre Kamera aus der Kommode hervor holte. »Unser erstes Shooting. Du bist bestimmt ein ganz tolles Model, Miko!« Lächelnd klappte sie die Verschlusskappe der Kamera hoch und wartete darauf, dass ihre Freundin sich das Kostüm an zog. Hier drin gab es kein Bad und somit keinen Rückzugsort, doch hoffte Cami, dass Miko nun keine Hemmungen hatte sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Sie waren schließlich unter Mädchen, wobei das kein allzu gutes Argument war. Tänzelnd schwebte sie durch den Raum, stieß sich ihren Zeh am Mülleimer und blieb schließlich in der Mitte des Zimmers stehen. Um die Japanerin nicht unter Druck zu setzen oder ihr das Gefühl zu geben, beobachtet zu werden, zog sie schon einmal die Gardinen zu. Obwohl es heftig regnete, konnte man nie wissen, wer auf die Idee kam durchs Fenster zu spannen. Ich hoffe, Miko passt in das Cosplay. Ich bin ja etwas kleiner und zierlicher als sie …
Es war schön, Camena so glücklich zu sehen. Miko machte ihr immer gern eine Freude, so eine gute Freundin, wie Cami es war, hatte das verdient. Ein bisschen schaffte sie es jetzt sogar, die Röte in ihren Wangen zurück zu kämpfen, während sie die Elfe anlächelte und ihr dabei zusah, wie sie die Kamera aufnahm. "Ich bin... etwas aufgeregt", gab sie zu. So sehr sie außergewöhnliche Kleidung und so auch Cosplay mochte, es hatte seinen Grund, warum sie die Leute bewunderte, die sich trauten, so etwas zu tragen. Die Taidari selbst hatte so etwas immer nur ergriffen beobachtet, sich allerdings noch nie dazu durchringen können, es selbst anzuziehen. Entsprechend war das hier das erste Mal, dass sie es tun würde – da war Aufregung doch vorprogrammiert. Aber außer Cami war niemand da, und vor ihr war alles in Ordnung. Irgendwie fühlte es sich vor der Elfe sogar weniger unangenehm an, als wenn sie es ganz alleine tun würde. Das Lächeln Mikos nahm mit ihrer Zuversicht noch ein bisschen weiter zu, während sie ihr gelbes Oberteil über ihren Kopf streifte und so ihren BH entblößte, dann schnappte sie sich das Top und zog es sich über. Ein bisschen eng war es schon, doch ihre Brust benötigte bekanntlich nicht viel Platz, also passte es schon irgendwie. Nicht, dass sie darauf unbedingt stolz war, aber in dieser Situation erwies es sich als nützlich. Damit wäre als nächstes der untere Teil des Outfits dran. Es dauerte ein paar Minuten, doch Miko schaffte es und stand so bald da in einem sehr spärlichen Aufzug, der einiges ihrer Haut zeigte. Die Strümpfe waren noch recht leicht gewesen, denn auch, wenn sie recht muskulös waren, zeigten sich die Beine der Nixe immer schön schlank. Und so fehlte nur noch ein Teil des Cosplay, der am leichtesten zu tragende und gleichzeitig der wichtigste – die gelbe Weste, die das eigentliche Cosplay darstellte. Jetzt wäre das selbst vor anderen Leuten nicht so peinlich gewesen, sie zu tragen, immerhin war die Alternative dazu, in diesen Klamotten gesehen zu werden, die man bei den Größenverhältnissen wohl auch als Reizwäsche verkaufen konnte. Also nahm sie das gute Stück auf und schlüpfte hinein. Auch hier merkte man, dass es für jemanden gemacht war, der wenigstens ein paar Zentimeter kürzer war als sie selbst, doch zweifelsohne sah sie gut aus darin, wie ein kurzer Blick in den Spiegel bestätigte. Ein triumphales Lächeln breitete sich auf den noch immer leicht geröteten Wangen der Nixe aus, ehe sie Cami glücklich um den Hals fiel. "Ich hab es geschafft... Ich hab es wirklich an! Mein erstes Cosplay..." Der Stolz, den sie gerade fühlte, konnte man kaum beschreiben. Erst nach einigen Sekunden ließ sie ihre Freundin wieder los und trat ein paar Schritte zurück. "Okay, jetzt bin ich dein Model. Sag mir, was ich machen soll... Ich pose für dich, wie du willst." Mit diesen Worten zwinkerte sie dem Mädchen zu: "Und danach will ich dich mal darin sehen, Cami." Mal sehen, wie dieses Outfit einer Person stand, der es wirklich passte. Auch wenn Miko gut darin aussah, es musste unglaublich niedlich sein, Camena in dieser Rolle zu sehen. Das war ein Highlight, auf das der Grünschopf keinesfalls verzichten wollte.
»Es gibt keinen Grund nervös zu werden«, sprach sie Miko Mut zu. Sie konnte nicht anders als ihrer Freundin einen flüchtigen Seitenblick zu zu werfen, als diese in Unterwäsche da stand und sich allmählich die Strümpfe und das lange Top anzog, welches knapp das Hinterteil bedeckte. Dieses Kostüm war schon recht eng und bei einem Mädchen, das gute zehn Zentimeter größer war als vorgesehen, saß es um so strammer. Ein Anblick, der Cami heimlich grinsen ließ, denn sie konnte nicht sagen, dass Miko schlecht aussah. Im Gegenteil, sie fand die Nixe mit ihren goldenen Augen und dem feminin gebauten Körper sogar ziemlich attraktiv, aber zu geben würde sie das nicht. Ihre Freundschaft war ihr sehr wichtig und irgendwelche unangebrachten Geständnisse würden nur alles ruinieren, das hatte ihre Vergangenheit mehrfach bewiesen. Während Miko sich die Weste überzog, kicherte die Elfe vor sich hin und konnte nur staunen, wie niedlich das Cosplay im Gesamtbild wirkte. Es verwunderte sie warum der Grünschopf nie in ausgefallene oder engere Kleidung stieg, denn diese stand ihr wirklich ausgesprochen gut. Die plötzliche Umarmung überrascht Camena, doch schlang sie ebenfalls die Arme um die etwas Größere und lachte kurz und hell auf. Es war toll sie so glücklich zu erleben, sodass die Brünette sie erst gar nicht los lassen wollte und erst nach einer Weile von ihr ließ, um ihr Werk – getragen von Miko – zu bewundern. »Du siehst sooo toll darin aus, ohne Witz.« Sie klatschte in die Hände, während die Kamera um ihren Hals baumelte und freute sich jetzt schon auf die entwickelten Bilder, die am Ende heraus kommen würden. »Ok, das wird super«, setzte sie an und änderte rasch einige Einstellungen. Vor Vorfreude zitterten ihre Finger leicht und ihre Gesichtsmuskeln taten vom dauernden Lächeln schon weh. »Kannst du ein bisschen in die Knie gehen und dich auf deinen Beinen mit den Händen abstützen – so?« Cami machte es der Taidari vor und wartete auf eine Reaktion, um das Foto zu schießen. »Und danach bitte eine Pose im Liegen auf dem Bett, ja?« Grinsend hielt sie die Kamera vor ihr Gesicht und blickte durch die Linse, Miko fixierend. Natürlich würde sie selbst auch noch in das Cosplay schlüpfen und sich ihrer Freundin zeigen, aber ohne ein Fotoshooting. Heute morgen hatte sich schließlich bewiesen, wie grottenschlecht sie als Model war, während die Nixe trotz ihrer leichten Schüchternheit toll vor der Kamera agierte. »Klar, gern. Aber ohne Fotos, hörst du?« Mit diesen Worten konzentrierte sie sich auch schon vollständig auf ihre Arbeit, blendete Hintergrundgeräusche, wie das Prasseln des Regens und das leise Schnurren Kalzifers aus. Die Tatsache, dass ihre Mitbewohnerin jeden Augenblick den Raum betreten konnte, war ihr im Moment egal und auch die Uhrzeit kümmerte sie gerade kein Stück. Alles, was jetzt zählte, war das perfekte Foto, sonst nichts; derart vernarrt war Cami in ihr Hobby.
Camena mochte also, was sie sah. Das war schön zu hören, normalerweise war es ja andersrum: Miko bewunderte die Elfe, die sich in ihren ausgefallenen Cosplays zeigte. Es war schön, auch mal auf dieser Seite des Spektakels zu stehen, auch wenn sie etwas angespannt war, ihr Hörnerv spannte sich noch mehr als üblich. Wenn nun die Mitbewohnerin herein kam, wäre das unglaublich peinlich. Die Fotos sollten auch besser nur für Camena sein, denn keinesfalls wollte die Nixe von einer anderen Person so gesehen werden. Nicht, dass es ihr nicht gefiel, was sie da trug, doch es war so kurz und besonders das Top sah bei ihr kaum nach mehr als Unterwäsche aus. Sie würde sicher im Boden versinken, wenn jetzt jemand hinein kam... und da das hier der erste Stock war, würde das bedeuten, ins Erdgeschoss zu fallen und sich so der Öffentlichkeit zu entblößen. Ein etwas mulmiger Blick flog hinüber zu Kalzifer; warum fühlte sie sich gerade, als würde das Biest sie beobachten? Die Taidari kopierte die Stellung ihrer Freundin und drehte sich dabei ein bisschen mehr von dem Tier weg, stellte sich dabei vor, ihm die Zunge rauszustrecken. "Verdammter Spanner-Kater!" Diesen Gedanken behielt sie natürlich für sich, es war doch irgendwie verrückt, dem Tier so etwas zu unterstellen. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, die Stellung genau zu halten, brachte ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen, die im Vergleich zu ihren Wangen kaum mehr als rot bezeichnet werden konnten, da sie einfach viel blasser waren. Die großen Augen des Mädchens blickten in Richtung der Kamera, mit einem Blick, der eindeutig zeigte, das ihr das ein wenig peinlich war, aber einem Glitzern in ihnen, das erfüllt war von Freude und Stolz. Noch immer war auf dem Gang nicht das Geringste zu hören, weshalb Miko noch relativ entspannt zu bleiben vermochte und sich einfach darauf konzentrierte, zu tun, was Cami wollte, und so gut auszusehen wie nur möglich. Für Cami... Es war, jedenfalls im Empfinden der Taidari, etwas paradox, dass ihre Freundin Fotos so sehr liebte und doch nicht wollte, dass jemand welche von ihr machte, aber schon in Ordnung. Sie hatte sowieso nicht vorgehabt, welche zu machen, außerdem konnte sie mit der Kamera auch bestimmt nicht so gut umgehen wie die Avagnano. Sie würde nur Film verschwenden... Als sie mit dieser Pose durch waren, richtete sich das Mädchen langsam wieder auf und strahlte ihre Freundin geradezu an. Es fühlte sich gut an, das getan zu haben, und noch war es ja nicht vorbei. Sie wollte noch ein Shooting auf dem Bett... und wie bereits gesagt, würde Miko jede Pose für sie einnehmen. "Hast du ein gutes Bild bekommen?", fragte sie fröhlich, eigentlich war sie sich ziemlich sicher, dass sie Camena nicht enttäuscht hatte. Langsam machte sie die paar Schritte, die nötig waren, um das Bett zu erreichen, setzte sich dann erst, ehe sie sich auf den Rücken gleiten ließ und ein wenig räkelte, den Kopf leicht hob, ein Bein anwinkelte und mit einer Fingerspitze an ihrer Unterlippe in Richtung Camena blickte. "So? Oder soll ich eine andere Pose einnehmen?" Das war nur eine spontane Eingebung gewesen... Natürlich wusste sie lange nicht soviel über gute Models, wie ihre Fotografin es sicher tat. Und die war es ja, die sie zufrieden stellen wollte.
Konzentriert blickte sie durch die Linse direkt auf ihre Freundin, um möglichst viele gute Bilder zu machen. Ihre Fotoalben quollen schon über und selbst die Schachteln, in denen hunderte Fotos gelagert waren, ließen sich kaum noch verschließen und in die Kommode quetschen. Wahrscheinlich verbrauchte ihre Leidenschaft mehr Platz als Kleidung in diesem kleinen Raum, den sie sich auch noch mit einer Mitbewohnerin teilen musste. Irgendwann würde sie von hier verschwinden und durch die Welt reisen, die verschiedensten Orte entdeckten und Fotos von überall machen. Dann hatte sie erst recht keinen Platz mehr, denn in einen Rucksack passte kaum mehr als das Nötigste. Vielleicht würde sie Miko all ihre Bilder vermachen, wenn der Grünschopf diese überhaupt haben wollte. »Mh …«, war lediglich zu hören, als sich der Zeigefinger der Elfe noch einige Male senkte und wieder hob. Die Wangen der Nixe glühten nahezu und Cami dachte, dass dies sicher toll auf den Bildern aussah und die fehlende Röte des Kostüms ersetzte. So würde es auch gar nicht auffallen, dass ihr Cosplay nicht vollendet war, sondern ein winziges Detail fehlte. Geduldig pustete sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und senkte die Kamera für einen Moment, während Miko die Pose auf dem Bett einnahm. »Jap, so ist gut. Kannst du deine vordere Schulter noch etwas senken und den Kopf mehr anheben … sonst rutscht die Kapuze ab.« Cami kicherte leise und machte sich wieder bereit, um das Model abzulichten. Man konnte wirklich sagen, dass Miko in diesem Aufzug und der Pose etwas betörendes hatte, selbst wenn man bedachte, dass sie als Pikachu verkleidet war, das nun wirklich das komplette Gegenteil von „aufreizend“ war. Irgendwie nahm die Brünette diese Sache zu ernst, was sie nicht zuletzt an ihren angespannten Schultern und ihren leicht verkrampften Fingern bemerkte. Das hier war ein freies Shooting unter Freundinnen, niemand würde die Resultate jemals zu Gesicht bekommen und doch wollte es die Italienerin perfekt machen. Sie atmete tief durch und zwang sich selbst dazu in Gedanken langsam bis fünf zu zählen, um daraufhin gute fünfzehn Bilder zu machen, von denen sie im Nachhinein wohl etwa fünf aussortieren würde, weil sie nicht ihren Ansprüchen genügten. »Perfekt, ich hab habs.« Nun wieder lächelnd seufzte sie zufrieden und schloss die Kappe der Kamera. Für heute würde sie dem guten Stück seine Ruhe gönnen, denn es hatte bereits einen Sturz in den Sand hinter sich und war durch die Hände eines Fremden gewandert. Zu viel Action für eine Fotokamera, wie die Sonnenelfe fand. »Ich sortiere die besten Bilder aus und zeig sie dir die Tage, ok? Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass überhaupt schlechte Aufnahmen dabei sind.« Lachend verstaute sie die Kamera nun endgültig im entsprechenden Fach und stemmte die Hände in die Hüften. »Und? Meinst du, du könntest öfter meine Cosplays tragen und mir modell stehen?« Erwartungsvoll lächelte sie Miko an. Langsam wurde es spät und sie wollte sich selbst auch nochmal in ein Pikachu verwandeln. Kein Grund die Japanerin zu drängen, aber ihre Ungeduld ließ sie leicht auf den Fußballen hin und her wippen.
Vordere Schulter senken... Kopf mehr anheben... Konzentriert folgte Miko den Anweisungen ihrer Freundin. Was ihr Ziel bei diesem Shooting war? Nun, nachdem sie den für sich so großen Erfolg, sich überhaupt dazu zu trauen, schon erlangt hatte, war das, was sie am meisten wollte, Camena ein 'perfektes' Foto zu beschaffen. Das hatte die Elfe zweifellos verdient, weswegen Miko ihr Bestes gab. Auch wenn sie ihr wahrscheinlich so oder so keine Vorwürfe machen würde, musste die Taidari wenigstens so gut sein, wie es ihr maximal möglich war. Sie konzentrierte sich stark darauf, die Pose zu halten und gut auszusehen, so stark, dass sie dabei vergaß, auf Schritte zu lauschen. Sie vergaß fast alles um sich herum, selbst den so gefährlich nahen Höllenkater und die Gefahr, gesehen zu werden, einfach nur, um Cami glücklich zu machen. Gedanklich zählte sie mit, wie oft dieses Klicken zu hören war, das der Auslöser der Kamera verursachte. Klick, klick, klick... "Sieben... Acht... Neun..." Und gerade, als sie bei der Fünfzehn angekommen war, erklärte ihre Freundin die Fotosession für beendet. Perfekt, hatte sie gesagt, also hatte Miko ihren Part wahrscheinlich wirklich so gut gemacht, wie sie es sich erhoffte. Sie setzte sich wieder auf und zog schon mal die Weste aus, was sie in so einer Art besserer Unterwäsche zurückließ. In Kürze würde sie diese aber auch noch loswerden und so in normaler Unterwäsche weiterexistieren, bis sie sich wieder ihre Sachen überzog. Cami klang richtig glücklich und ging auch von guten Bildern aus, was der Japanerin natürlich sehr schmeichelte und ihr ein breites Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Das schaffte sie also sogar ohne die Kräfte einer Sonnenelfe machen. "Ich bin froh, dass sie dir gefallen. Aber bitte, zeig sie keinem, ja? Das ist mir immer noch ein bisschen peinlich... aber es hat Spaß gemacht." Langsam zog sie das Top wieder über ihren Kopf, vorsichtig, damit es keinesfalls reißen konnte – das wollte sie Cami nicht antun. Glücklicherweise schaffte sie es, und konnte sich so als nächstes an die Strümpfe machen. "Ja... das würde ich sehr gerne wieder tun", antwortete sie der Italienerin fröhlich und nickte kurz, ehe sie sich an den zweiten Strumpf machte. Nun mit nichts als ihrer Unterwäsche bekleidet, schnappte sie sich wieder die Hose, in der sie gekommen war, und streifte sie über. "Ich hätte das schön früher machen sollen... das macht richtig Spaß." Lachend zog sie ihr Shirt wieder an und legte sich die Kopfhörer um den Hals, wie sie es gewohnt war. Jetzt konnte auch Renai jederzeit problemlos reinkommen. Cami schien allerdings ein bisschen ungeduldig zu werden, wollte das Cosplay wohl unbedingt noch anziehen, worauf sich die Taidari auch sehr freute. "Okay, Cami, jetzt bist du dran. An dir sieht es bestimmt noch besser aus." Es würde toll sein, die Schöpferin dieses Kleidungsstückes selbst darin sehen zu können. Zehn Zentimeter konnten einen ganz schönen Unterschied machen, weshalb Camena wahrscheinlich weniger Haut zeigen und freier atmen können würde. Das wäre soo niedlich... Viel besser als man es sich vorstellen konnte, bestimmt.