Das Waisenhaus ist ein gigantisches Gebäude, das vorallem in der untergehenden Abendsonne sehr einladend wirkt. Links vom Hauptgebäude, in welchem die normalen Zimmer der Jungen und Mädchensind, befindet sich der Neutrakt und hinter dem Hauptgebäude haben die Badehäuser samt Aussenbad ihren Platz gefunden. Der Platz vor dem Waisenhaus ist sehr gross, sogar ein Basketballkorb hat hier noch hingepasst. Im obersten Geschoss des Neutraktes befinden sich die Zimmer der Erzieher! Die Treppe ausserhalb ist lediglich ein Fluchtweg und darf in der Regel auch nur als ein solcher genützt werden.
pp: Vor dem Waisenhaus Als ich nach dem Sprung aus meinem Fenster am Boden vor dem Waisenhaus aufschlug bemerkte ich, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, aus dem zweiten Stock zu springen. Mir wurde plötzlich schwindelig und ich konnte mich kaum noch bewegen. Ich blieb zuerst noch einen Moment liegen um mich zu beruhigen und fasste mich langsam...
Sayo, immer noch als kleine weiße Katze getarnt, lief durch die Nacht um das Waisenhaus herum. Sie atmete durch und langweilte sich immer noch. Oder schon wieder? Sie wusste es nicht. Plötzlich stürzte jemand vor ihr auf den Boden. Oh mein Gott..., dachte Sayo ironisch und sah sich den jemand genauer an. Kurzerhand verwandelte sie sich in das Mädchen mit den kurzen Haaren und den weißen Katzenohren zurück und beugte sich über den Jungen. "Alles klar bei dir?", fragte sie gedehnt un mit kaum verhohlenem Desinteresse, so wie es ihre Art war. Sie wischte sich seufzend ein paar weiße Haare von ihrer Bluse und bereute es ihren Mantel nicht angezogen zu haben, immerhin war es hier draußen ohne Katzenfell doch etwas frisch. Die Gestaltwandlerin überlegte kurz sich wieder zurück zu verwandeln, verwarf den Gedanken jedoch beinahe sofort.
Während meiner Benommenheit realisierte ich plötzlich, dass jemand neben mir auftauche. Zuerst hielt ich es für eine Einbildung, aber als ich eine Stimme höhrte entschied ich, dass diese Person echt sein musste. "Alles klar, vorausgesetzt meine Beine sind nicht gebrochen. Ich bin mir da noch nicht sicher..." antwortete ich ein bisschen desorientiert. Danach drehte ich mich um und realisierte, dass ein Mädchen über mir stand. Das erste Merkmal von ihr, dass mir sofort in die Augen stoch, waren ihre weißen Katzenohren. "Hat mich irgendjemand gesehen? Das würde nämlich echt Nerven." Dann schloss ich meine Augen, um die Übelkeit die sich in mir ausbreitete zu unterdrücken und wartete darauf, dass sie etwas sagt.
"Ich", sagte sie, wie immer so knapp wie möglich und es klang einmal mehr etwas kalt. Dann sah sie den Jungen schief an. Sie folgte seiner Flugbahn nach oben und sah das offene Fenster im zweiten Stock. Dann sah sie wieder den Typen vor sich an und zog eine Augenbraue hoch. Sie musterte ihn. Er war einige Zentimeter größer als sie und trug seinen Mantel, worum sie ihn ein wenig beneidete. Er trug ein Amulett um den Hals, was Sayo jedoch nicht interessierte, da sie sich nichts aus Schmuck macht, wie sie sich eben aus so vielem nichts machte. Inklusive anderen Leuten. Trotzdem blieb sie stehen, denn immer noch war der winzige Funken Hoffnung, dass sie heute doch noch ihrer Langeweile entkam stärker als ihr Dessinteresse. Die Gestaltwandlerin wischte sich das Haar aus dem Gesicht und meinte abschätzend. "Ich kenne dich garnicht, bist du neu?", es klang eigendlich nicht so als ob sie es wirklich interessierte, und in der Tat, so war es auch, aber sie fragte totzdem, einfach um etwas zu tun zu haben.
Eigentlich hatte ich ja gemeint, ob jemand anderer außer dir mich gesehen hat. Und um auf deine Frage zu antworten......... ja, ich bin neu. Um genau zu sein bin ich noch nicht einmal eine ganze Stunde hier. Der Zufall hat es so gewollt..."Manchmal nervt der Zufall echt total... Ich beobachtete das Mondlicht und richtete mich langsam auf. "Wer bist du eigentlich und was machst du hier eigentlich so spät in der Nacht?" Direkt nachdem ich diese Frage gestellt hatte, bemerkte ich wie dumm ich eigentlich war. Das selbe hätte sie mich auch Fragen können. Wer außer mir springt mitten in der Nacht aus dem zweiten Stock, nur um sich die Langeweile zu vertreiben?
"Mich langweilen", meinte Sayo schleppend, aber wahrheitsgemäß, "Und nein, da war niemand außer mir soweit ich weiß." Noch einmal sah Sayo zu dem Fenster hoch. Dann sah sie den anderen mit einem Blick an, der eindeutig sagte, das sie das selbe gerne von ihm gewusst hätte, was er gerade gefragt hatte und außerdem warum er aus dem zweiten Stock gesprungen war, aber sie antwortete nicht. "Sayo", stellte die Gestaltwandlerin sich knapp vor und nickte dem anderen kaum merklich zu.
"Genau das selbe mache ich auch gerade... Ist das hier immer so ein trostloser Ort?" Eigentlich nervten mich andere Leute schon bevor sie zu sprechen begonnen hatten, aber dieses Mädchen hatte einen Funken Interesse in mir geweckt. Und das war immerhin eine große Leistung. Wahrscheinlich war das deswegen so, weil sie mir ein bisschen ähnlich war und außerdem hatte ich davor noch nie einen Menschen mit Katzenohren gesehen. "Ich heiße übrigens Flamex." fügte ich emotionslos hinzu. Langsam begann ich meine Füße zu bewegen, um klar zu machen, dass ich nicht wie ein Behinderter herum stehen wollte. Außerdem war der Schmerz schon wieder verschwunden, obwohl ich weiterhin meinen Mantel mit Blut volltropfte. Das machte aber sowieso keinen Unterschied mehr, da wenn man genauer hinsah, über all auf meinem Mantel Blutflecken waren. Das hatte ich nun halt einmal von meinem Kampfstil. Trotzdem nahm ich mir vor den Mantel zu waschen, damit niemand die Sauerei sehen konnte. Dann viel mir ein, dass alle meine Mäntel circa so aussahen und das waren immerhin vier Stück. Wieso hatte immer ich solche nervigen Situationen? Letztendlich war das egal, denn ich würde sowieso nicht darum herum kommen. Dann wandte ich mich wieder dem Mädchen zu und setzte eine gleichgültige Mine auf.
Sayo musste das erste mal seit gefühlten fünf Wochen wieder grinsen, als sie Flamex blick auf seinen blutigen Umhang folgte und sich eine zynische Bemerkung verkniff. Sie überlegte noch kurz ob sie jetzt gehen sollte, da sie eigendlich keine Lust auf Gesellschaft hatte (wie so oft seid sie in dieses Waisenhaus gekommen war), entschied sich aber dagegen, immerhin schien Flamex nicht ganz so nervig aufdringlich zu sein wie andere Leute. Sayos Lächeln hielt sich jedoch nicht lange, schnell verfiel sie wieder in ihren normalen, verschlossenen Gesichtsausdruck. Irgendwie hatte sie keine Ahnung was sie sagen könnte, wesshalb sie einfach schwieg, wie sonst auch immer.
Da ich bemerkt hatte, dass sie höchstwahrscheinlich nichts mehr sagen würde, beschloss ich einfach, mich in Bewegung zu setzten. Als ich losging schaute ich zu ihr zurück und sagte "Wenn du willst kannst du mitkommen, ich werd mir jetzt mal die Beine vertreten..." Ich dachte kurz über das grinsen von vorhin nach und fragte mich wieso sie danach wieder so traurig geschaut hatte. Vielleicht hätte ich sie fragen sollen was sie so bedrückt, aber wenn mich jemand so etwas gefragt hätte, würde ich den jemand, je nach Stimmung entweder ignorieren, oder ich würde ihm einfach nur eine scheuern. Also beschloss ich einfach nichts zu sagen und schaute zu ihr und überließ ihr die Entscheidung, ob sie nun mitkam oder in eine andere Richtung ging. Der Gedanke das Gespräch weiter fortzuführen, gab mir ein ungutes Gefühl, da ich lange Gespräche nicht ausstehen konnte und mich eigentlich alles nervte, aber in diesem Moment unterdrückte ich einfach dieses Gefühl und starrte ihre mich faszinierenden Katzenohren an. Wenn es etwas gab, dass mich interessierte, dann waren das Kämpfe, Ruhe und Dinge die mich faszinierten.
Sayo zuckte nur kurz mit den Schultern und folgte Flamex gemächlich, sie hatte sowiso nichts zu tun. Sie verschränkte die Arme um sich etwas zu wärem. Es war zwr nicht besonders Kalt, aber sie fröstelte trotzdem. SIe warf einen berechnenden Blick zu dem Jungen hinüber und entschloss sich dazu sich nun doch wieder zu verwandeln. Flamex sah nicht wie die Sorte Mensch aus, die sich einfach auf wehrlose Katzen stürtzte und sie als Kuscheltiere missbrauchte. Wenn er keine Tiere mocht... auch egal. Sie ließ das bekannte Gefühl der Verwandlung durch ihren Körper strömen und stand kurz darauf wieder als kleine weiße Katze da, deren schlanke Gestalt dem Jungen lautlos folgte. Sie zwinkerte ihm kurz zu, einfach weil sie nichts anderes zu tun wusste. Jetzt war es wenigstens wieder Warm. Diesmal war sie jedoch auf der Hut und würde sich nicht so einfach packen lassen wie vorhin im Wohnzimmer. Die Katze gähnte gelangweilt. "Wie bist du hier hergekommen?", fragte sie, einfach um etwas zu sagen.