Betritt man die Wohnung im ersten Stock, so erreicht man unmittelbar nach dem Eingangsbereich gerade aus das Wohnzimmer als zentralen Raum der Behausung. Bleibt man noch kurz in der Garderobe stehen, fallen auf der linken und rechten Seite jeweils eine Türe ins Auge. Die rechte führt zur Küche, deren Herd und Kühlschrank zwar nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, aber zumindest noch gut funktionieren. Auf dem Esstisch haben außerdem 6 Leute Platz, auch wenn es etwas beengend sein kann. Linkerhand des Eingangsbereich befindet sich eine kleine Toilette. Das zentrale Wohnzimmer besteht aus einem ausziehbaren Sofa mit Fernseher und Tisch. Auf der anderen Seite des Raumes findet sich des weiteren ein kleiner Arbeitstisch mit einem Küchenstuhl und Standcomputer, der bestimmt auch schon einige Jährchen auf den Buckel hat. Über das Wohnzimmer gelangt man einerseits in das bescheidene Schlafzimmer, anderseits in das Badezimmer, dem es an nichts fehlt und das stark den Eindruck vermittelt, vor kurzem renoviert worden zu sein. Wohnzimmer und Balkon sind nach hinten ausgerichtet, vom Schlafzimmer aus hat man jedoch einen Meer- und Straßenblick. Für Mieter dieser Wohnung bleibt nur zu hoffen, dass sie einen tiefen Schlaf haben, denn wenn der Straßenlärm nachts etwas abflaut, kommen gerne die partywütigen Teenager aus ihren Löchern gekrochen, um am Strand die Sau rauszulassen.
Ich war gestern mit schmerzenden Füßen heimgegangen und hatte meine Wohnung nicht lange inspeziert. Ich war zwar neugierig, aber Schlaf war mir doch wichtiger. Mein Koffer lag im Eingang rum, sodass ich darüber stolperte - ich schlappte nur noch so Richtung Bett. Ohne mich auch nur auszuziehen war ich eingeschlafen - der ganze Tag hatte mich todmüde gemacht.
15.August(Dienstag), 9:00Uhr
Ich war erst gegen halb neun aufgewacht und fühlte mich für einen Moment elend: Nichtsahnend, wo ich war, rollte ich mich erstmal hin und her, bevor ich aus dem Bett kullerte und mich zum Duschen auszog. Der erste Gedanke war, dass mein Magen ja grausam grummelte, weswegen ich erstmal frühstücken gehen könnte, doch mir war gleichzeitig etwas übel und ich fragte mich, ob das so gut war. Angezogen und halb trocken machte ich mich auf den Weg zum Waisenhaus. Vielleicht gab es ja ein öffentliches Medizinschränkchen..irgendwo.
Ich lief an der Standpromenade entlang, hörte die Wellen rauschen. Heute Abend war es schon ein wenig abgekühlt und müde und zufrieden schlenderte ich zu meiner Wohnung. Ich ließ den Tag Revue passieren~ Ich glaubte in Eve eine echt nette Freundin gefunden zu haben. Keine Frau für's Leben, nein! Aber eine nette Bekannte, und außerdem kein so Jungspund wie die Schüler, die ich bis jetzt hier getroffen hatte. Vor der Tür des Gebäudekomplex kramte ich meinen Schlüssel raus und schloss auf. Genervt stieg ich noch ein paar unzählige Treppen hoch - Oben angekommen machte ich mir nichteinmal mehr Mühe, mich auszuziehen und mir Schlafzeug überzuwerfen. Ich legte mich direkt ins Bett, schloss die Augen und schlief ein.
Der Abendverkehr auf den Straßen von Isola war nichts im Vergleich zu London. London war da ein ganz eigenes Kaliber, dem ich Gott sei Dank entflohen war. Der Lärm war hier ebenfalls nichts im Vergleich zu meinem Heimatort. In London war ich sowieso nur selten mit dem Auto unterwegs gewesen, das kostete zu viele Nerven die ich für andere Dinge brauchte. Cyril hatte ich vor meiner Abfahrt ebenfalls noch eine SMS geschrieben. Ich wollte schließlich in Erfahrung bringen, ob er sich wohl brav in der Schule herumtrieb und nicht in einer Ecke vor sich hin zockte. Aber Lyall war da eine große Unterstützung. Der Wirbelwind schlief Cyril gerne mal durch die Gegend, weil er einfach nicht still sitzen konnte. Bei dem Gedanken wie Lyall den Schwarzhaarigen durch die Gänge zog, zogen sich meine Mundwinkel unweigerlich nach oben. Dieser Gedanke verkürzte meine Autofahrt und Schwups war ich auch am Strandwohnblock angekommen. Home sweet home. Gemächlichen Schrittes näherte ich mich der Eingangstür des Wohnblocks. Stimmen konnte ich keine vernehmen, somit war niemand im Stiegenhaus anzutreffen. Auf Smalltalk hatte ich gerade keine große Lust, daher legte ich doch noch einen Gang zu und befand mich in den nächsten Augenblicken bereits vor meiner Eingangstür. Die leider nicht so vorzufinden war, wie ich sie verlassen hatte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und dann kam die Wut. Irgendein minderbemittelter Affe hatte einen Clown auf meine Tür geklebt. Beinahe hätte ich die Farbe Rot gesehen, wenn mir da nicht der Parfümgeruch in die Nase gestiegen war und ich die Karte gesehen hätte. Karina. Eindeutig. Änderte aber nichts an der Situation, dass ich unter diesen Umständen nicht in meine Wohnung konnte und das machte mich wütend. Mit ein wenig Mordlust im Bauch machte ich mich auf den Weg die Schnepfe zu finden.
cf: Ende Nebenplay - Sand, Alkohol und eine alte Freundschaft (NP noch nicht beendet)
Der Abend mit Karina war doch noch ein voller Erfolg geworden. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet, schließlich mussten wir über alte Zeiten plaudern und uns eine Menge Geschichten erzählen. Der Alkohol durfte in diesem Falle ebenfalls nicht fehlen und von dem hatten wir am Abend oder besser gesagt bis in die Nacht reichlich zu uns genommen. Da Karina erst auf die Insel gekommen war, bot ich ihr - gentlemanlike - einen Schlafplatz in meinen vier Wänden an, den sie auch dankend annahmen. Und so verbrachten wir die Nacht gemeinsam in meinem Bett. Was aber nicht heißen sollte, dass wir Intimitäten austauschten. Der Abend hatte seinen Tribut gefordert und wir wollten Beide einfach nur noch schlafen. Der Schlaf ließ auch nicht lange auf sich warten und erst mein Wecker riss mich am nächsten Morgen wieder aus dem Traumland.
Verschlafen rieb ich mir über meine Augen und schaltete das Mistgerät aus. Mit einem Seufzen setzte ich mich im Bett auf und sah zu meiner Seite. Der Blondschopf schlummerte noch oder aber sie tat nur so. Ein Grinsen huschte über meine Lippen als ich sie sanft an der Schulter rüttelte. »Aufstehen Schlafmütze. Wir sollten uns langsam fertig machen.«, mit diesen Worten schälte ich mich aus dem Bett, sammelte meine Klamotten zusammen und schlenderte ins Badezimmer. Eine Dusche war eine wirkliche Wohltat. Zum Glück passte ich dank der Größe in die Duschkabine. Vielleicht hatte man eine Maßanfertigung für mich eingerichtet. Ich hatte diesen Umstand noch nie hinterfragt. Es war mir auch egal. Die Dusche fiel kürzer aus, als ich es eigentlich gewohnt war, schließlich wollte sich auch die Dämonin noch ein wenig herrichten, bevor sie ihren ersten Unterrichtsblock antrat. Ich war auf alle Fälle gespannt, wie sie bei den Schülern ankommen würde und was sie mir zu berichten hatte. Frisch gewaschen und mit passenden Klamotten am Leib, pflanzte ich mich mit einem Kaffee ins Wohnzimmer und wartete auf das Fertigwerden von Karina. Einen Kaffee und ein Brötchen sollten zum Frühstück wohl reichen. Sonderlich viel Zeit blieb nicht mehr.
Der Blondschopf war für eine neue Garderobe noch in ihre eigenen vier Wände geschlüpft. Unser Treffpunkt war der Eingangsbereich des Gebäudes. Immerhin durfte ich die werte Dame noch an der Schule absetzen. Spekulationen waren mir in diesem Zusammenhang egal. Ich bezweifelte, dass sich bereits Schüler an der Schule eingefunden hatten. Bekanntlich gab es Exemplare die kamen gerade so auf den letzten Drücker, wenn nicht sogar später. Und das Später bereitet mir Sorgen, da meine Gedanken unweigerlich zu meinem Geek wanderten. Er hatte mir gestern zumindest noch auf meine SMS geantwortet. Meine Erziehung trug hin und wieder auch mal Früchte. »Viel Spaß mit den Bälgern. Sei tapfer und lass dir nicht auf der Nase rumtanzen.«, damit verabschiedete ich Karina und begab mich auf den Weg ins Wohnheim. Ein ausgedehntes Frühstück wartete auf mich.
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
cf: Das Nebenplay Sand, Alkohol und eine alte Freundschaft geht diesem Post voraus und endet in der Nacht des 16.03. (IG). Das NP war zum Zeitpunkt dieses Posts noch nicht vollendet.
Der Schlaf am Abend kam schneller als erwartet. Gut, wer hätte es nach der Menge an Alkohol auch anders erwartet? Immerhin hatten es die Beiden noch rechtzeitig in die Federn geschafft, was man in Anbetracht der Menge an Geschehnissen wohl als Wunder verwerten konnte. Nicht das sich Karina daran gestört hätte, die ganze Nacht zu erzählen, aber auch sie hatte am nächsten Tag etwas zu erledigen. Nur war jetzt wohl kaum noch Zeit dazu ihr eigenes Bett richtig zu beziehen. Beziehungsweise würde es jetzt einfach viel zu lange dauern. Aber Vincent, so ein angetrunkener Gentleman wie er war, hatte natürlich die Rettung für die junge Dame parat gehabt. Und welche anständige Sukkubus könnte da schon nein sagen, sich das Bett mit jemandem zu teilen…zumindest in einem gewissen Aspekt. Auch wenn ihr Grinsen und die Gedanken das einzig Anzügliche an dieser Situation sein durften. Nichts desto trotz, so verlockend es vielleicht auch sein mag, die Pfoten blieben genau dort, wo sie hingehörten: bei den Besitzern. Auch wenn Karina keinen Schlafanzug trug, geschweige denn einen mit sich führte und es somit sehr verlockend wäre. Wer auch immer jetzt anderes gedacht hatte, dem sei gesagt, dass Karina gerade anderes im Sinn hatte. Man musste es nach einem so – wie sie fand – gelungenen Wiedersehen nichts überstürzen. Sie würde es schon noch hinbekommen, früher oder später. Außerdem war der alte Wolf ja nicht der einzige Mann auf der Insel. Nur vermutlich der einzig annehmbare…vermutlich. Aber das war ein Thema für andere Nächte. Vielleicht sogar diese Nacht.
Es war zumindest beruhigend zu wissen, dass ihr in dieser Wohnung niemand an den Kragen wollte. Eine Nacht in einem Bett, wo sie wirklich einmal fest schlummern konnte. Ihr Geist feierte diesen Umstand auch mit einem sehr tiefen und wohltuenden schlummern. Einer der sie sogar den Wecker überhören ließ. Hätte Vincent der Dämonin keinen sanften Stups, zusammen mit der Aufforderung nach dem Aufstehen gegeben, wäre sie wohl einfach zufrieden liegengeblieben. „Mh.“, gab sie etwas mürrisch von sich und blinzelte leicht nach vorne gegen die Wand des Schlafzimmers…verschwommen. Ihre Brille lag ja auf dem Nachttisch des Werwolfs. Ein verbogenes Gestell war nämlich nicht ihr Wunsch für den ersten Tag gewesen…andere Gestelle…ja, lassen wir das. „Dann geh du doch schon einmal vor…“, kam es verschlafen zwischen ihren Lippen hervor, „…ich dusche nach dir.“. Ein leichter Seufzer folgte noch, dann drehte sich Karina auf den Rücken. „Es sei denn du hast das Bedürfnis, die Duschkabine zu teilen.“, grinste sie etwas müde und versuchte ihre smaragdgrünen Augen auf den Weißhaarigen zu richten, der mittlerweile schon aufgestanden war. Aber die wortlose Abfuhr wertete sie einfach mal als „Nein“. Oder er hatte was gesagt, das konnte auch sein. Ein bisschen Müde war sie dann doch schon.
In jedem Falle wartete sie geduldig, bis sie meinte die Tür des Badezimmers ein weiteres Mal zu hören. Erst dann erhob sich ihr graziler Körper aus dem Bett und huschte elegant und unbekleidet ins Badezimmer. Erschrecken würde sie mit dieser Erscheinung wohl niemanden. Sie musste danach eh – Ja, die Planung hatte sie schon – mit dem Handtuch um den Körper einmal über den Flur, um neue Sachen aus ihrem Koffer zu holen. Die alten Sachen wollte Frau in jedem Falle nicht am Leib tragen. Aber vorerst musste sie sich des Wassers bedienen. Was im erstaunen vieler Leute nicht sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Trotz ihrer langen blonden Mähne. Aber sie föhnte sich ja auch nach dem Verlassen der Duschkabine mit ihrer Magie quasi selbst. Kein Strom von Nöten, ganz umweltfreundlich. Dabei verzichtete die gute Frau natürlich wissend auf ihr Frühstück. Ihr Plan war bereits jetzt, sich am Nachmittag etwas Genügendes zu suchen. Da, wenn sie sich richtig entsann, war der Tag ja schon vorbei. Ein Event folgte auf das nächste und kaum war die Wohnung des Wolfs verlassen, fand sie sich in ihrer Wohnung wieder und platzierte sorgfältig und mit sehr viel Eleganz die neuen Kleider am Körper. Nicht zu aufreizend aber dennoch aufmerksamkeitserregend, hieß die Devise der Dämonin und nachdem sie ihre restlichen Feinabstimmungen ebenfalls beendet hatte, traf sie sich mit dem Weißhaarigen im Flur der Wohnung. Dann ging es auch schon los. Wie sich herausstellte, war der alte Wolf im Besitz eines Autos. Eine Tatsache, welche unbedingt ausgenutzt werden wollte. Wer war sie, dass sie sich nicht zum Arbeitsplatz kutschieren ließ. Zwar war es immer mit einer gewissen Art von Dankbarkeit geprägt, aber tief im inneren war es trotzdem so ein kleines Triumphgefühl. Auch wenn die Beiden sich während der Fahrt nicht großartig unterhielten. Karina genoss eher den morgen und versuchte sich auf den nahenden Unterricht zu konzentrieren. Was, so ihre Meinung, zwingend notwendig war.
Am Schulgelände angekommen verabschiedete die Blondine sich von Vincent, welcher sich eine Belehrung einfach nicht verkneifen konnte. „Zuckerbrot und Peitsche, Vincent. Zuckerbrot und Peitsche…“, mahnte sie ihn leicht lachend und mit einem Grinsen an, dann stieg sie aus und gab dem Chauffeur noch ein nachträgliches Winken. Dann konnte es ja losgehen…
Der Unterricht war relativ schnell vorbei - ok, immerhin waren beide Wölfe zu spät gewesen, aber auch aus gutem Grund. Dennoch sind sie noch zum restlichen Unterricht erschienen, was sicherlich nicht jeder Schüler gemacht, sondern die Situation ausgenutzt hätte, um blau zu machen. Lyall war Aufjedenfall sehr Stolz auf seinen Liebsten, dass dieser trotz des verletzten Fußes so gut am Unterricht teilgenommen hatte, wie es ihm möglich gewesen war. Dies hatte den roten Wolf womöglich noch mehr ins Schwärmen verfrachtet, als er es ohnehin schon immer tat. Wer konnte es ihm auch verübeln? Immerhin war sein Schatz so klug, so tapfer, hübsch, lustig - so könnte er immer weitermachen und würde dabei gucken, wie ein Hund, der an einen Knochenhaufen denkt. Wären Ohren und Schweif auch in seiner menschlichen Form draußen, würde der Schweif dann sicher immer wedelt und die Ohren angelegt sein, so sehr schwärmte er immer von Cyril. Was für ein Glück er mit diesem hatte? Nach dem Unterricht waren beide in das Wohnheim zurückgekehrt, wo sie sich erstmals umgezogen hatte und nochmals von der sportlichen Betätigung gewaschen. Jedoch nicht so intensiv, wie heute morgen ... nicht, wenn der Knöchel seines Schatzes verletzt war. Nein. Er könnte es sich niemals verzeihen, würde er dran Schuld sein, wenn Cyril sich verletzte. Das wäre für ihn unbeschreiblich schlimm. Also hielt er artig seine Triebe zurück. Auch, wenn der Schwarzschopf für Lyall das hübscheste Geschöpf im Universum war, war nun auch nicht so triebgesteuert, dass er seinen Freund immer besteigen wollte. Nein nein, er hatte in dem Punkto den Wolf ganz gut im Griff.
Für den restlichen Tag bestand das Outfit des roten Wolfes aus einer grauen Jeansshorts - einem Unterhemd, welches die Farbe von Pflaumen besaß - darüber ein offenes, kurzärmeliges Hemd in weiß - als Schuhe weiß-graue Sneaker und dann noch ein, zwei Armreife und wie immer, seine Pflichtausstattung, sein Medaillon. Meistens ließ er von Cyril aussuchen, was er so anzog, weil dieser dafür mehr Geschmack hatte. Wenn es nach Lyall ginge, würde er nur mit Medaillon und einer Badehose herumlaufen - unter der Jeansshorts trug er auch eine, in schwarz-grün. Sein Standardersatz für Unterhosen, man wusste ja nie, wann man mal zufällig einem Pool begegnete. Würde seinen Schatz sicher auch nicht stören, wäre er stetig oben ohne - doch gab es auch andere Bewohner auf diese Insel und sein Schwiegerpaps würde ihm wohl die Ohren langziehen, bis er davonfliegen konnte, wie Dumbo. Nun, aber nachdem sie sich umgezogen hatten, gab es erstmals Essen im Speisesaal, wo Lyall nah dem mageren Frühstück ordentlich zulangte, ehe sich die zwei Liebenden auf ihr Zimmer zurückzogen, wo sie ihren restlichen Nachmittag verbrachten. War sehr angenehm, einfach zusammen sein, kuscheln, nichts tun, Cyril beim Spielen zuzusehen, so ging die Zeit auch sehr schnell herum.
Erst am Abend dann kamen beide auf eine andere Idee, als Lyall dabei war, den Knöchel seines Schatzes zu massieren. Da sich bald der Hunger wiedermeldete und beide im Laufe des Nachmittags drauf gekommen waren, dass sie schon länger nichts mehr mit @Vincent gemacht hatten, fassten sie den Entschluss, zu diesem nach Hause zu gehen und schön zu kochen, um den Heimleiter mit einem leckeren Abendessen zu überraschen. So hatten sie sich aufgemacht, unterwegs noch etwas für das Essen besorgt und waren dann zum Wohnblock geschlendert. Bald kamen sie auch vor der Wohnung an, wo Lyall mit seiner freien Hand in seinen Hosentaschen rumsuchte, im anderen Arm trug er eine Papiertüte mit Lebensmitteln. ,,Ehhh, Schatz?", fragte er, dabei dann etwas verpeilt blinzelnd zu der schwarzhaarigen Schönheit neben sich blickend. ,,Du hast doch die Schlüssel zur Wohnung bei, oder?" Wäre jetzt ziemlich blöd, wenn nicht, er hatte wohl seine auf dem Zimmer vergessen, in der alten Hose.
Die nervigen Pflichten des heutigen Tages waren relativ schnell abgearbeitet und der Unterricht war nicht so schlimm wie erwartet. Und so geschafft, dass er sich danach sofort wieder schlafen legen könnte, war Cyril zum Glück nicht. Der schmerzende Fuß war ab und an zwar etwas im Weg, aber alles in allem nicht so tragisch – auch wenn das vielleicht den Eindruck erweckte, so besorgt wie Ly sich um ihn kümmerte und ihn verwöhnte. Die zwei Wölfe sprangen noch einmal kurz unter die Dusche, um beim Mittagessen nicht allzu sehr zu miefen, danach war endlich Freizeit angesagt. Besonders produktiv waren sie nicht, zumindest wenn man Kuscheln und Videospiele nicht dazu zählte. Doch für den schwarzhaarigen sah so der perfekte Nachmittag aus. Sich durch Monsterhorden kloppen und ab und zu einen Kuss von seinem Liebsten klauen, was gab es auch schöneres?
In das Spiel vertieft bekam Cy wie so oft gar nicht mit, wie spät es eigentlich schon war. Auch wenn er am liebsten die ganze Nacht Ruinen erforschen würde, so konnte er den Rotschopf nicht weiter ignorieren. Der Laptop wurde sorgsam verstaut und während sie wieder aneinander gekuschelt dasaßen, schmiedeten sie Pläne für den restlichen Tag. Es war mal wieder an der Zeit, dem Alpha etwas auf die Nerven zu gehen. Nachdem sich Cyril aus seiner Jogginghose gepellt und eine richtige angezogen hatte, konnte es losgehen. Arm in Arm machten sie sich zunächst auf den Weg in einen kleinen Laden, bevor es zu der Behausung seines Vaters weiter ging. Die Nähe der beiden Wölfe war nicht nur schön, diesmal hatte sie wegen dem schmerzenden Knöchel sogar noch einen kleinen Bonusnutzen. „Hoffentlich ist er noch nicht da, dann kriegt er erstmal einen Schreck wenn seine Bude auf einmal ordentlich ist“, grinste Cyril vor sich hin – auch wenn er eigentlich nicht vorhatte, sich heute noch mehr zu bewegen als nötig. Doch wer wusste schon, was der Alte wieder für ein Chaos hinterlassen hatte. Vor der Wohnungstür angekommen blieben sie stehen und die Violetten Augen wanderten hinüber zum Rotschopf, der gerade seine Hosentasche durchforstete. Bei der Frage Lyalls entkam ihm ein leises Kichern, das war ja mal wieder typisch. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen zog er den Schlüssel aus seiner Jackentasche und ließ ihn triumphierend hin und her baumeln. „Aber natürlich doch.“ Mit einem leisen Klicken öffnete sich das Schloss und er ging voran, um seinem beladenen Schatz die Tür aufzuhalten. Nachdem dieser eingetreten war, verschloss er die Tür wieder und zog sich Schuhe und Jacke aus. Sie hatten Glück, es war tatsächlich noch niemand da – zumindest fehlte der Schlüssel seines Vaters, oder er hatte ihn verlegt. Doch irgendetwas war anders. Mit fragendem Blick sah er sich um, doch außer einer auffallenden Ordnung war nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Prüfend schnupperte er, konnte aber immer noch nicht genau zuordnen, was es nun war. Er warf einen kurzen Blick in die Küche, nichts. Auch im Schlafzimmer war nichts verdächtig – bis auf das dreckige Paar Socken neben dem Bett. „Kommt dir auch irgendwas anders vor?“ Der Schnüffelprofi würde da sicher mehr erkennen.
,,Oh, Du hast vor zu putzen?", kam die neugierige Frage von Lyall, während er seinen Liebsten betrachtete. Diese Andeutung fand bei ihm direkt Anklang, denn mal ehrlich - Cyril sah mega scharf aus, wenn dieser im Putzwahn war. Mit konzentrierten Blick, zurückgebundenen Haaren, bei Feinarbeit seine Brille auf der Nase und durch die Anstrengung einen leichten Schweißfilm auf der Stirn - allein bei der Vorstellung, sein Schatz würde putzen, zuckten die imaginären Ohren vom Rotschopf und er gab ein wohliges, wolfisches Brummen von sich. Allerdings siegte dann sein Gewisses gegen seine Hormone, sodass er fügte schnell besorgt hinzufügte: ,,Du putzt nicht, Dein Knöchel ist doch verletzt, Schatz. Ruh Dich aus, beim Kochen wirst Du genug stehen." Davon abgesehen, dass Lyall ihn sicher stützen wird, indem er ihn beim Essenzaubern von hinten umarmte.
Ohne Cyril wären beide nun ausgesperrte Hündchen gewesen, die an der Tür kratzten und jaulen, um hinein zu Papa zu kommen, doch blieben die guten Nachbarn aber dann verschont, da der Schwarzschopf die Wohnungsschlüssel dabei hatte. Direkt war Lyall erleichtert und gab seinem klugen Freund einen Kuss auf die Wange, dann ging die Tür auch schon auf und beide betraten die Wohnung. Die Küche ansteuernd, um die Tüten abzustellen und die Kühlsachen in den Kühlschrank zu lagern, blickte er fragend zu seinem Schatz, als dieser von irgendwas beschäftigt schien. Gerade wollte er nachfragen, was los sei, da stieg ihm selbst ein fremder Geruch in die Nase, welcher ihn fragend aufblicken ließ. Mit einer Packung Blaubeeren in der Hand, welche sie für den süßen Papagei Taffy besorgt hatten, stand Lyall mit hochgerecktem Kopf und zuckender Nase in der Küche. Der Wolf in ihm war aktiviert. Auf die Frage hin nickte er nur sachte, begann dann auch schon die Schnüffeljagd, welche ihn erstmals aus der Küchenzeile lockte. Sich beim Schnüffeln umsehen, tigerte er zu der Couch, an welcher er ausgiebig roch. Sah sicherlich tierisch schräg aus, wenn man nicht wusste, dass er ein Werwolf war. So im Jagdrausch wand er dem Vogel, welcher bei ihm auf dem Kopf landete, auch nur ein nebensächlich gemurmeltes: ,,Hallo Taffy", zu. Was eine sehr milde Begrüßung seitens des roten Wolfes war, da er total in den Piepsmats vernarrt war. Die Schnüffelspur ging weiter in Richtung des Schlafzimmers, wo der Geruch stärker wurde, als in der Küche und im Wohnzimmer. Die Gerüche waren allgemein nicht mehr ganz so stark, musste es schon einige Stunden her sein, seit der Geruchverteiler dagewesen war. Lyall krabbelte halb aufs Bett und steckte den Kopf unter die Decke, weshalb Taffy nun abhob und lieber zum Schwarzschopf flatterte.
Hier im Bett war der Geruch am Intensivsten, wodurch sich schließen ließ, dass sich der Gast hier am Längsten aufgehalten hatte. Den Kopf anhebend, welcher von der Decke halb verdeckt war, blickte der Lavendeläugige durch die Zimmertür, geradewegs zu seinem Liebsten. Dabei berichtete er von seinem Pfund: ,,Paps und-", kurz machte er eine Pause, fügte aber dann hinzu, mit nur einem Wort: ,,Weibchen." Dies war alles, was er sagte. Musste man hier mehr sagen? Ihr Paps hatte Damenbesuch gehabt und das im Bett! Und da der Geruch von Vincent genauso intensiv und frisch war, ließ sich daraus schließen, dass er mit dem Gast gleichzeitig im Bett gelegen hatte.
Dass er von Lyall Putzverbot bekam, registrierte der Schwarzschopf mit einem leisen, enttäuschten Grummeln. So sehr ihn die Unordnung auch nerven würde, so hatte Ly dann doch Recht – er sollte sich lieber etwas ausruhen. Denn je schneller er wieder fit war, desto schneller konnte er wieder mit dem Staubwedel über Tische und Bänke hüpfen. Natürlich nur metaphorisch, er würde nie auf die Idee kommen, auf dem Tisch von dem er isst herum zu stolzieren. Und vielleicht konnte er das kleine Energiebündel ja dazu kriegen, selbst etwas aufzuräumen – was dieser seinem Liebsten zuliebe sicher ohne mit der Wimper zu zucken übernehmen würde. Hachja, Lyall war schon wahrer Schatz.
Nach dem Eintreten wurde Cyrils Mitnahme des Schlüssels direkt mit einem Kuss belohnt, was dessen Grinsen nur noch breiter werden ließ. Gegen ein wenig Kuscheln vor der Tür hatte er zwar nichts einzuwenden, doch wer wusste wann der alte Herr endlich zuhause eintreffen würde. Während Ly mit den Einkäufen in der Küche verschwand, machte sich der Schnüffelanfänger auf die Suche nach dem Ursprung dieses seltsam anderen. Jedoch vergebens. Und kaum hatte er den Fall an den Experten weiter gegeben, fing die süße Stupsnase an zu zucken. Die Blaubeeren in der Hand wurden vollkommen vergessen, was Taffy nicht besonders zu gefallen schien, protestierend schüttelte dieser den Kopf. Ein Wunder, dass er nur seltsam schaute und seinen dummen Kommentar für sich behielt. War sicher die Gewohnheit, der Alpha verhielt sich manchmal bestimmt genauso schräg. Aufmerksam verfolgten die violetten Augen das Treiben des Kleineren und auch ihn führte es später in das Schlafzimmer. War sein Ansatz ja gar nicht mal so falsch gewesen. Doch anstatt brav in der Tür zu warten, kroch Ly direkt ins Bett und steckte den Kopf unter die Decke. Cyril legte den Kopf schief und beobachtete das Ganze nun etwas skeptischer, auch dem Piepmatz schien das mittlerweile zu viel des Guten zu sein – er machte es sich auf seiner Schulter bequem. Nachdem Lyall die Ergebnisse seiner Ermittlung verkündet hatte, fiel dem Werwolf fast die Kinnlade runter. Warum hatte sein Vater ihm nicht erzählt, dass er mit einer was am Laufen hat?! Ein klein wenig eingeschnappt wanderte sein Blick kurz zu Taffy - der von Vincent garantiert mit eingeweiht wurde – und wieder zum Rotschopf zurück. „Wehe, er stellt uns die Frau dann nicht bald vor! Meinst du, er kennt sie schon lange? Schleppt doch sonst nichts mehr an.“ Und bevor sich sein Freund noch weiter im Bett rekelte, zog er ihn sanft wieder in die Küche. Immerhin hatten sie hier eine Mission. Mission: Essen. Gut, nicht die beste Bezeichnung. Doch langsam bekam Cy etwas Hunger und er wollte Taffy nicht noch länger auf seine nun wohlverdienten Beeren warten lassen.
Mit viel gekuschel und gelegentlichem rumknutschen breitete sich in der Wohnung nach und nach der Geruch nach einem leckeren Abendessen aus. Sie hatten sich für das Lieblingsfutter ihres Paps entschieden, ein saftiges Steak mit einer Riesenschüssel Tomatensalat. Während das Steak noch etwas in der Pfanne brutzelte - nicht zu lang, immerhin sollte es noch etwas blutig bleiben -, begann Cy schon einmal mit dem Abwasch, damit sie später nicht mehr so viel zu tun hatten. Währenddessen hatte Lyall den Tisch gedeckt, wo sie es sich nach wenigen Minuten mit dem Essen gemütlich machten. Vielleicht hatte Vinny ja noch Glück und er kam nicht allzu spät, wenn das Essen noch warm ist. Natürlich mit Ausnahme des Tomatensalats, wer den gerne warm isst, mit dem stimmte definitiv etwas nicht. Um die Stimmung etwas romantischer zu machen, kramte er in der Hosentasche nach einem Feuerzeug, mit dem er die Kerze auf dem Tisch anzündete. „Lass es dir schmecken Schatz“, lächelte er sein Gegenüber noch an, bevor er sich den ersten Happen Steak in den Mund schob.
Ich musste noch immer an das Frühstück denken und die nicht vorhandene Schlägerei. Ich hätte eine Live-Schlägerei wirklich gefeiert, aber nur um den Bälgern eine Standpauke zu halten. Das tat ich besonders gerne und Yuu war kein unbeschriebenes Blatt mehr. Ganz und gar nicht. Hatte schon oft genug Ärger angestellt, genauso wie Leviathan. Zum Glück gehörte dieser Bengel zu Julia, Diktatorin der Schule. Der heutige Tag war im Großen und Ganzen recht gut verlaufen. Rhea war wieder auf freiem Fuß, trotzdem würde ich noch ein Auge auf sie haben, schließlich hatte sich Schlumpfine selbst aus dem Krankenhaus entlassen. Aber irgendwie konnte ich sie da auch sehr gut verstehen, Krankenhäuser besuchte niemand gerne. Die neue Hausmeisterin hatte ich ebenfalls kennengelernt. Ein sehr interessantes Ding, wissbegierig. Rhea und Wasabi verband eine tiefe Freundschaft, wie ich bereits feststellen konnte. Immerhin hatte die Grünhaarige einen Anhaltspunkt im Wohnheim und vielleicht würde sie auch mich selbst aufsuchen, wenn sie einmal nicht weiterwusste. Ich war auch auf ihre Arbeit gespannt ob sie zu meiner Zufriedenheit erfüllt wurde. Aber so wie ich das Mädchen einschätze, musste ich mir keine Gedanken machen.
Mit meiner Umhängetasche stieg ich aus meinem geparkten Wagen und trat den Weg in meine Wohnung an. Zwei bekannte Gerüchte stiegen mir sofort in die Nase. Diese beiden Gerüche würde ich unter tausenden wiedererkennen und zuordnen können. Mein Sohn und Anhängsel waren hier. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es war schon ein Weilchen her, dass die beiden Jungs bei mir zuhause waren. Auch wenn das Wochenende gerade erst vorbei war, so waren die Jungs nicht immer bei mir zuhause. Am Wochenende konnte man sich super mit Freunden treffen und ein wenig länger Zeit verbringen, das verstand ich natürlich. Immer mit dem alten Herren abzuhängen war weniger interessant. Vollkommen verständlich. Daher freute es mich natürlich, dass sie sich sogar unter der Woche für einen kurzen Besuch Zeit nahmen. Hieß aber, dass ich sie später noch am Wohnheim absetzen musste, schließlich hatten sich die Beiden ebenfalls an die Wohnheimregeln und die Ausgangssperre zu halten. Da kannte ich keinen Pardon. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass mich Cyril und Lyall bereits rochen, als ich die Treppen zu meiner Wohnung erklomm. Gott sei Dank befand sich dieses Mal kein Clown an meiner Eingangstür, sonst wäre ich noch ausgeflippt. Ich fischte bereits meinen Schlüssel aus der Tasche, als ich nochmal inne hielt und schnupperte. Essen, es roch nach Essen. Die Jungs hatten gekocht. Wenn mich mein feines Näschen nicht täuschte, konnte ich Steak riechen. Mir lief bereits das Wasser im Munde zusammen, daher sputete ich mich um endlich in die Wohnung zu kommen.
Mein feines Näschen hatte mich nicht enttäuscht, als ich das Wohnzimmer mit Esszimmer betrat. »Hey Jungs. Gibt's für mich auch was zu essen?«, grüßte ich die Werwölfe kurz, ehe ich Cyril noch einen Kuss auf die Haare drückte und Lyall durch seinen roten Schopf wuschelte. Meine Lippen vor dem Kuss zu befeuchten, hatte ich mir gerade so noch verkniffen, wollte den Schwarzhaarigen ja nicht ärgern. »Ich hab' echt Kohldampf.«, gestand ich und mein Magen stimmte mir gleich lautstark zu. War irgendwie zu erwarten. Mein Magen war immer mit dabei, wenn es hieß Essen fassen.