Im Gegensatz zu den Gängen im ersten und zweiten Stockwerk sind die Gänge im Erdgeschoss sehr breit und bieten viel Platz. Erst vor kurzem wurde das Parterre des Waisenhauses renoviert, wodurch er einen neuen Boden, eine neue Treppe und sogar neue Möbel erhielt. Hier und da haben einige Bänke, gepflegte Pflanzen und andere dekorative Gegenstände ihren Platz gefunden. An den Wänden hängen viele abstrakte Bilder; direkt neben der automatischen Eingangstür befinden sich an der Wand Bilder der drei Erzieher samt Informationen.
Ein süffisantes Grinsen zog sich über die gesamte Bandbreite meines Gesichts, während ich fröhlich pfeifend die letzten paar Stufen der Treppe hinab stieg und dann gemächlich auf die Fenster zutrat. Mein Blick verirrte sich nach draußen und ich beobachtete wie am dunklen Himmel das Gewitter wütete und der Regen unaufhörlich auf den Boden tropfte. Mein Grinsen vertiefte sich noch ein wenig mehr. Ich liebte solches Wetter. Regen, Schnee, Wind. Ich liebte es, wenn es so richtig stürmte. Hitze konnte ich dagegen nicht wirklich leiden. Es hieß zwar immer jedem das seine, aber ich war und blieb auch der festen Überzeugung, dass es ein riesiger Vorteil für alle gewesen wäre, wenn es viel öfter nach meiner Nase gehen würde. Ich gähnte lautstark und vor allen Dingen ungeniert. Ich machte mir nicht die Mühe mir etwa eine Hand vor den Mund zu halten. Sollten die Leute doch von mir denken, was sie wollten. Ihre Meinungen interessierten mich sowieso einen Dreck. Das einzige was mich in diesem Moment interessierte, war die Tatsache, dass ich endlich mal wieder eine ordentliche Beschäftigung finden musste, damit ich nicht noch vor Langeweile tot umfiel. Denn genau danach war mir eigentlich im Moment. Mir war elendig langweilig und ich hatte keine Ahnung, wie ich diese Tatsache aus meinem Leben verdrängen könnte. Meine verschiedenfarbigen Augen blickten sich eine Weile lang suchend um. Es waren ein paar andere Personen hier, aber ich konnte sie nicht so recht zuordnen. Sicherlich wäre es interessant gewesen, wenn ich mich jetzt einfach zu ihnen gestellt und mitgeredet hätte. Ich mischte mich ja auch unheimlich gerne in die Angelegenheiten anderer Leute ein. Aber irgendwie hatte ich gerade keine Lust mich dorthin zu bewegen. Ich handelte generell meinen eigenen Launen entsprechend und sorgte mich nicht um andere. Aber genau das war im Moment mein Problem, denn ich hatte schlicht und einfach keinen Bock mich von hier fortzubewegen. Ich hockte mich zunächst einmal über den Boden, ehe ich mich auf diesen setzte und mich gegen die Fensterscheibe in meinem Rücken lehnte. Es war mir vollkommen egal, ob zwei Meter rechts von mir eine unbelegte Bank stand. Sollten mich die Leute doch angucken wie einen Tintenfisch, der sich freiwillig auf den Grill legte. Es war mir egal. Von hier unten aus, hatte ich das gesamte Parterre im Blick und konnte jede Bewegung wahrnehmen. Nicht, dass ich unbedingt einen Grund gehabt hätte um in diesem Moment wirklich misstrauisch zu sein. Aber ich ließ mir nun einmal sehr gerne ein paar Möglichkeiten offen stehen. Wieder einmal gähnte ich und setzte mich breitbeinig hin. Ich suchte die Umgebung ab. Vielleicht fand ich ja jemanden, den ich als neues Opfer in Erwägung ziehen konnte. Allein bei dem Gedanken daran, legte sich ein listiger Ausdruck auf mein Gesicht und wenn ich nicht in diesem Moment die Arme hinter meinem Kopf verschränkt hätte, dann hätte ich wohl verschlagen meine Hände aneinander gerieben. Ja, ich war ein Psychopath. Aber das beste daran war ja eigentlich, dass ich stolz darauf war. Ich fing wieder leise an zu pfeifen und malte mir in Gedanken schon aus, wie ich mein nächstes Opfer quälen könnte. Ich gab es zu. Ich war vollkommen durchgeknallt und hatte einen abartigen Spaß daran andere leiden zu sehen. Aber ich war einfach so unglaublich genial, dass es kaum in Worte zu fassen war. Meine unheimliche Selbstverliebtheit stärkte mein Ego einfach ungemein. In Depressionen verfallen oder gar Minderwertigkeitskomplexe bekommen? Nein, wo würde ich da denn hingeraten. Allerdings gab es schon eine Sache, die mir immer wieder dazwischen funkte. Und alleine bei dem Gedanken daran, zog kurz ein dunkler Schatten über mein Gesicht. Dieses elendige Weichei, das meine zweite Persönlichkeit darstellen sollte, hatte sich jetzt zwar seit einer Weile nicht mehr blicken lassen, aber im Grunde genommen war es nur eine Frage der Zeit, bis er wieder auftauchte. Dino. Ich hasste ihn wirklich. Wie zum Teufel noch einmal, schaffte es jemand so ungeheuer unsportlich, tollpatschig, kindlich und nah am Wasser gebaut auf einen Schlag zu sein? Ich seufzte einmal ein wenig genervt und fuhr mir mit der rechten Hand über mein Gesicht um mich ein wenig zu beruhigen. Na ja, ich würde daran ja sowieso zumindest vorerst einmal nichts ändern können, also fand ich mich wie immer damit ab. Nach einer kurzen Weile, in der ich dann wieder darüber nachdachte, was ich mit der nächsten wirklich vielversprechenden Person anstellen würde, die mir über den Weg lief, besserte sich meine Stimmung dann auch rasant wieder und bald darauf erschien auch wieder das leichte Grinsen auf meinem Gesicht. Ja, ich war wirklich verrückt. Aber es machte einen unheimlichen Spaß. "Hmmm. Hmmmh. Mhhhhh. Hmmm-mmmmh-hmmmm." Ich summte leise und nun wieder fröhlich vor mich hin.
Ich hatte mich noch brav bei Zero für die Einladung bedankt und hatte ihn dann alleine gelassen. Wie ich letztendlich heirher gekommen war, war mir jedoch schleierhaft. Ich wollte eigentlich in mein Zimmer, war durch Gänge geirrt, Treppen hinauf und hinunter gestiegen, aber mein Zimmer hatte ich nicht wiedergfunden und schlussendlich war ich hier gelandet, hier im Parterre. Ich gebs ja zu, es war nciht die schlauste Idee, mich von Zero zu entfernen ohne mich hier richtig asuzukennen, aber nach dem ganzen Gerede war meine Laune auf dem Nullpunkt angelangt und ich wollte einfach nur alleine sein. Seufzend sah ich mich um. Alleine war ich hier nciht, aber es waren auch nicht all zu viele Leute hier und genug Platz war auch, ich würde also auf jeden Fall ein ein einsames Plätzchen finden und meine Ruhe haben könne. Während ich also ein wenih durch das Parterre ging und unauffällig die Leute um mich herum beobachtete suchte ihc nach einem Platz, an dem ich halbwegs alleine war. Das Analysieren der Leute um mcih herum machte mich mürbe. In diesem Raum gab es keine einzige Seele, die ehrlich war. Das Mädchen, das dahinten mit einem andern tuschelte verbreitete gemeine Lügen und das wusste sie ganz genau, wie man deutlich an dem hinterlistigen Funkeln in ihren Augen sehen konnte. Das andere Mädchen, welches ihr zuhörte, wusste ganz genau, dass es eine Lüge war, doch das Zucken in ihrem Mundwinkel bewies, dass sie die Lüge nur zu gern weiterverbreiten würde. Ich seufzte schwermütig. Selbst in einer Einrichtung für besondere Wesen waren die Schüler genauso unerträglich dumm, wie in einer normalen Menschenschule. Hatten diese Kinder denn wirklich nichts besseres zu tun, als dumme Gerüchte in die Welt zu setzen? Ob meine neuen Bekanntschaften wohl auch so dachten? Bei Prisma war ich mir fast sihcer, aber Zero...? Ich musste zuegeben, dass ich den Vampir nur schwer und sehr unzuverlässig einschätzen konnte. Das nächste Getuschel. Diesmal ging es um Mode und wer was für tolle teure Klamotten hatte und wieder sagte nciht einer die Wahrheit. Die Aufmerksamkeit lag hauptsächlich auf einer blonden Schönheit, die gerade erzählte, was sie heute alles bestellt hatte, dutzende von Modemarken zählte sie auf, doch man sah ihr deutlich an, dass sie nur log udn ihre Freudninnen und Freunde, die ihr glauben machen wollten, die würden sie bewundern und beneiden, die logen udn verachteten sie in Wirklichkeit. Warum man sich so was antat, war mir ein Rätsel. Warum nciht einfach dazu stehen, was man eben war? Akid und die anderen hatten nie einen Hehl daraus gemacht, wer sie waren, was sie waren udn vor allem, WIE sie waren. Okay, ich war nciht ganz so, wie sie, ich machte den Leuten ständig was vor udn versteckte mein wahres Gesicht, aber das war nur, um besser Informationen sammeln zu können...zumidnest redete ich mir das ein. legte meine Hände in den Nacken ud ging so weiter, verdrehte die Augen leicht udn ging weiter in Richtung einer freien Bank. Laut stöhnend nahm ich daauf Platz, nein, das ist wohl nciht das richtige Wort, ich fläzte mich regelrecht auf die Bank, aber das war mir ziemlich gleich. Ich war müde und erschöpft udn mies drauf. Da konnte es mir doch wirklich egal sien, was jetzt die anderen von mir dachten. Zumal mich das eh nicht groß interessierte. Ich stützte meine Arme auf der Banklehne ab und seufzte noch einmal tief. Wenn mich jetzt jemand beobachtet hätte, hätte er wohl sofort nen Theraoeuten gerufen mit dem Hinweis, er hätte einen Depressiven im Haus. Bei dem Gedanken musste ich leicht schmunzeln. Andererseits glaubte ich nicht, dass jemadn Interesse an einem fremden, seufzenden, stöhnenden, deprimiert wirkendem Kerl zeigen würde. Wozu auch? In den Köpfen der meisten Leute war das Schema: 1. Ich, 2. Miene Familie, 3. Meine Freunde. Und nach diesem Schema handelten sie auch. "Harch!" Fast verachtet spie ich den Laut gerade zu aus, schlug dabei meine Hände über dem Kopf zusammen und ließ meinen Kopf nach vorne fallen. verschräänkt emien Hände hinter ihm. Was machte ich mir über sowas Gedanken? Ich hatte wirklich andere Sorgen asl das Denken unserer Bevölkerung. Ich musste mir unbedingt eine Taktik ausdenken, um an weitere Informationen zu kommen. Hmm, wer waren wohl die einflussreichsten Personen an der Einrichtung? natürlich die LEitenden Kräfte, dumme Frage, aber die hatten nicht zwingend die besten Informationen. Im Gegenteil, meist waren es kleine Gauner, die die hilfreichsten Informationen besaßen udn falls etwas....schief ging....vermisste die auch meistens kaum einer. Aber an dieser Einrichtung verschwanden sicher nciht jeden Tag Leute, hier würde es auf jeden fall auffallen. Ich stieß einen genervten Laut aus und ließ mich wieder nach hinten auf die Banklehne fallen, meine Arme imme rnoch hinter meinem Kopf verschränkt. Was für Gedanken...niemals würde ihc ienen Informanten töten...ich tötete generell nciht gerne, auch wenn ich eine leicht sadistische Ader hatte. Lieber quälte ich meine Opfer dann, aber bisher hatte ich nur jene gequält, die mir auf den Zeiger gegangen sind und diese haben sich seitdem - weise wie sie waren - von mir ferngehalten. Ich war meine Gedanken leid. Eigentlich wollte ich jetzt nur meine Ruhe und an absolut ncihts denken. Aber ich war hundemüde und hier war nirgends ein Bett oder ein Sofa zu sehen. Etwas genervt schnaubend zog ich den Mantel der Schuluniform aus und packte ihn zu ienem Bündel zusammen, das ich dann ans andere ende der Bank legte, meinen Kopf daruaf sinken ließ udn die Beine danach auf die Bank zog. Es war mir egal, wer mich so sah, was dieser jemadn dachte, ob es verboten war oder sonst was. Ich wollt ejetzt einfach nur ausruhen und die AUgen schließen, an ncihts mehr denken müssen....fast wie eine Flucht..erbärmlich. Ich schloss die Augen udn wollte gerade entspannen, als ich plötzlich gegen etwas stieß, beziehungsweise gegen jemanden, wie ich ffeststellen musste, als ich meine Augen wieder öffnete. An dem Nede, an dem mein Kopf lag, saß ein grünhaariger Junge auf dem Boden daneben und summte leise vor sihc hin. Wie kontn eih den nciht bemerken? Etwas verwirrt rieb ich mir über den schmerzenden Schädel. "Sorry, ich hab dich nciht gesehen. Ähm...willst du dich nciht lieber auf ne Bank setzen? Bevor der nächste sich and enem Schädel ne Beule holt." Ich hörte mich müde und erschöpft an udn mein Grinsen sah genauso aus. Ich hoffte, ich könnte das mit dem Jungen schnell klären udn dann endlich schlafen odeer zumindes die Augen schließen können.
Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass jemand allen Ernstes so dumm sein würde und sich trotz meines, offensichtlich alles andere als Gutes verheißendem Lächeln, dennoch näher als zwei Meter an mich heranwagte. Doch anscheinend hatte ich heute wohl doch zumindest ein wenig Glück, denn als ich gerade meine Augen schließen und meinen Kopf eigentlich in den Nacken legen wollte, fiel mir auf, dass sich plötzlich jemand auf mich zu bewegte. Ich bemerkte vom ersten Augenblick an, dass mich der Junge wohl nicht bemerkt hatte, denn er achtete nicht einmal darauf, dass dort eine weitere Person mit grünen Haaren und verschiedenfarbigen Augen saß. Nun gut, ich war vielleicht nicht unbedingt das, was man als überdurchschnittlich groß bezeichnen würde, aber ganz so klein war ich dann ja nun auch wieder nicht. Ich neigte meinen Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete den Kerl, der sich eindeutig genervt auf die Bank schmiss. Seine Haare sahen so aus, als hätte man eine Flasche Bleichmittel darüber ausgekippt. Eine komische Farbe, wenn man mich einmal fragte. Sicherlich, meine Haare waren grün. Aber das war etwas anderes. Schließlich ging es dabei ja auch um mich und ich würde mit einer normalen Haarfarbe einfach viel zu unpassend und gewöhnlich aussehen. Auch als sein Kopf meinem immer näher rückte, bewegte ich mich nicht von der Stelle. Ich sagte ja nicht einmal etwas. Das einzige was sich an mir veränderte war mein Gesichtsausdruck. Das fröhliche Grinsen wurde ein Stück weit fies und ich wartete, bis sein Kopf schließlich mit meinem zusammenstieß und der andere sich daraufhin aufrichtete. Den leichten Schmerz in meinem Kopf ignorierte ich einfach einmal vollkommen. Das was für mich jetzt eigentlich zählte, war die Tatsache, ob dieser Kerl interessant für mich sein könnte oder nicht. Es kümmerte mich aber auch dabei nicht wirklich ob es sich um Mädchen oder um Jungen handelte. Schließlich war ich nicht unbedingt abgeneigt, egal welchem Geschlecht gegenüber. Das bezog sich jedoch wiederum auch nur auf die Tatsache, dass ich Spaß und Abwechslung haben wollte. Nicht mehr. Ich wollte nie mehr als das. Ich hörte dann die Stimme des Jungen und blickte ihn aus meinen Augenwinkeln heraus an. Das Grinsen und seine Stimme. Generell seine gesamte Körperhaltung. Er war erschöpft und müde, man konnte es ihm ganz deutlich ansehen. Auch das noch. Ich konnte ja nur hoffen, dass er kein solches Weichei wie Dino war. Obwohl. Den konnte wahrscheinlich sowieso niemand mehr überbieten. Auf seine Worte hin, sagte ich zunächst einmal gar nichts, sondern starrte ihn für eine Weile lang ganz offen und vollkommen gelassen an. Ich konnte solche Sachen machen, ohne dass es mir unangenehm vorkam. Eben einfach, weil mir die anderen so egal waren. In meinem Leben drehte es sich eigentlich nur um genau eine Sache und das war mein eigenes Ich. "Hört, hört. Der schlechteste Anmachspruch, den ich jemals erlebt habe. Hör' mal zu, wenn du jemanden aufreißen willst dann versuche es demnächst doch einfach einmal mit einem: Du bist mir sofort ins Auge gesprungen. Glaub' mir, das bewirkt wahre Wunder", meinte ich dann mit einer säuselnden Stimme und strich mir derweil ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, die nach vorne gefallen waren. Dann wandte ich meinen Kopf schließlich ganz zu ihm herum und blickte ihn direkt an. "Na ja, ich schätze mal da ich direkt neben der Bank sitze und alles andere als blind bin, erübrigt sich wohl die Frage danach ob ich mich nicht lieber hinsetzen möchte. Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich mich schon darauf gesetzt, keine Sorge. Ganz so schlimm ist es mit meinem Alzheimer dann ja doch noch nicht, dass ich nicht mehr wüsste, dass sich eine Bank neben mir befindet. Außerdem war bis jetzt eigentlich noch keiner so intelligenzallergisch gewesen, dass er sich hierher gelegt, mich übersehen und dann auch noch mit mir zusammengestoßen war. Aber ich kann dir gerne herzlich zu dieser Tat gratulieren, die wohl eigentlich so wahrscheinlich wie ein Jackpot im Lotto war." Meine Stimme war weder kalt noch abweisend. Sicherlich war ich unheimlich spöttisch und meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Aber das Grinsen auf meinem Gesicht blieb an Ort und Stelle. Das war nun einmal mein eigenes Ich, wie aus dem Bilderbuch. Ich fing wieder an eine leise Melodie zu summen und fragte mich dann, wie er wohl auf meine Worte reagieren würde. Die meisten wurden auf Anhieb unheimlich sauer und drohten dann damit mir die Arme abzureißen oder etwas ähnliches. Ich empfand solche Bemerkungen stets allemal als amüsant, im Allgemeinen ließen sie mich allerdings oft genug vollkommen kalt. Sollten se es doch versuchen, ich wusste, wie ich mich wehren konnte und um ehrlich zu sein, legte ich es größtenteils sogar darauf an von anderen bedroht zu werden, damit meine Langeweile vertrieben wurde und ich mich ein wenig amüsieren konnte. Ich schloss meine Augen und legte meine Hände in den Nacken, während ich meine Beine übereinanderschlug und im Takt der Melodie, die ich summte, hin und her schwang. Mochte er doch von mir denken, was er wollte, das war mir vollkommen egal. Für mich zählte nur die Frage, ob er mir Abwechslung bieten konnte oder nicht. Denn wenn das nicht der Fall war, dann brauchte ich mich ja eigentlich gar nicht erst mit ihm abgeben. Ich war es gewohnt sehr direkt mit meinen Worten umzugehen und auszusprechen, was ich über andere dachte. War ja schließlich auch nicht mein Problem, wenn diese dann nicht damit klar kamen. Ich musste plötzlich hämisch grinsen, als ich an einen total sensiblen Jungen zurückdachte, den ich am Ende soweit bearbeitet hatte, dass er das Laufen neu lernen musste. Körperliche Schäden konnten viel Schmerz zufügen. Aber wenn man jemandem wirkliches Leid zufügen wollte, dann tat man dies am besten, indem man die Seele dieser Person brach. Ich musste bei diesem Gedanken einmal leise aufkichern. Bestimmt hörte es sich auch ein wenig psychopathisch an, aber das war mir egal.
Offenbar hatte Calleigh eine andere Erziehung als Angélique genossen, denn sie bekam keinen Knicks von ihr, dafür ein Lächeln, welches sie erwiderte. Es störte die Französin nicht einmal, keineswegs, es weckte viel mehr ihren Wissensdurst neue Wesen kennen zu lernen und etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Mit Menschen rechnete sie nicht hier, bevor sie die Unterwelt verlassen hatte, hatte man gesagt eine Insel voller eigenartiger Wesen würde ihre neue Heimat werden, dementsprechend würde sie die Zerbrechlichkeit, die sie der menschlichen Rasse zuschrieb, nicht sehen können. Beinahe schon verärgert erinnerte sie sich an ihr damaliges Leben zurück und wie stark sie sich gefühlt hatte, als sie zum Dämon wiedergeboren wurde. So viel mächtiger, so viel sicherer. Die junge Insidieux brodelte im Inneren, äußerlich hingegen verzog sie keine Miene, nicht der winzigste Muskel regte sich und ließ ihr Schauspiel auffliegen – dafür war sie viel zu geübt darin. Im Gegensatz zu ihrer Bekanntschaft. Während die Blondine zögerte und zauderte, warf Angélique einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne war bereits untergangen und dunkle Gewitterwolken hingen am Himmel. Regen peitschte gegen die Fenster und lautes Donnergrollen erfüllte die kühle Luft draußen – bei diesem Anblick war sie sichtlich froh darüber, dass sie reingegangen waren. Genau wie in der Nacht, als dieser elendige Hund… Die Schwarzhaarige kam nicht dazu ihren Gedankengang zu beenden, denn Calleigh beendete ihr Zögern mit einer Erklärung. Sie hatte sich also dafür entschieden die Europäerin aufzuklären, was sie nur willkommen hieß. Auf den Unterricht zu warten, um überhaupt zu erfahren was vorgegangen war, hätte ihr zu lange gedauert. Gespielt wanderten ihre dünnen Augenbrauen in die Höhe, in ihren Gedanken hingegen spielten sich die chaotischsten Bilder ab. Wahrscheinlich bereute es die Blondine an jenem Tag hier gewesen zu sein, Angélique jedoch bereute es zu spät angekommen zu sein. Liebend gerne hätte sie das Tohuwabohu, welches die Werwölfe anrichteten miterlebt – es hätte ganz Interessant werden können. „Du solltest dein Bein ausruhen. Soll moi dich auf dein Zimmer begleiten?“ Tadelnd schüttelte das Dämonenmädchen den Kopf, wollte jedoch keines Wegs aufdringlich wirken, weshalb sie nachfragte ob sie irgendetwas für die Blondine tun konnte. Im Grunde war es ihr egal wie es ihr ging, da sie alleine jedoch nicht auf der Insel überleben würde, musste sie wohl oder übel Kontakte schließen. Außerdem schien Call einen Sinn für Mode zu haben und als Frau mochte die Französin das Shoppen, damit hatte sie einen Treffer gelandet, also sollte sie es sich nicht bei ihr vermasseln. „Das tut mir se’r Leid. Ich bin zwar neu, aber bitte scheue dich nicht moi um etwas zu bitten, wenn du irgendetwas benötigst. Ja?“ Während sie die Worte an das Mädchen richtete, suchte die Insidieux in ihrer Handtasche nach einem Zettel, sie hatte ganz vergessen nach zu sehen in welche Klasse sie ging oder wo ihr Zimmer war. Nur kurz senkten sich die blauen Okulare, schnappten die Information auf und legten sich in das hübsche Gesicht Calleighs. Die Dämonin wollte nicht unfreundlich wirken und beeilte sich deshalb mit ihren Nebensächlichen Handlungen, um sich ihrer Freundin – konnte sie das jetzt bereits sagen? – widmen zu können. Den Lärm, wie sie ihn bezeichnete, der durch andere verursacht wurde, ließ sie unkommentiert und versuchte ihn schlichtweg zu ignorieren. Das hatte sie nichts anzugehen.
Hatte Angélique da tatsächlich vor, ihr zu sagen, was sie lieber tun oder unterlassen sollte? Calleigh mochte es nicht besonders, herumkommandiert oder getadelt zu werden, einfach weil sie das schon viel zu oft wurde. Allerdings machte sie diese Tatsache in diesem Moment mit keiner Miene deutlich. Stattdessen lächelte sie sogar. Es musste ja nicht unbedingt sein, dass sie auf dieser Schule mehr Feinde als Freunde haben würde; da musste man eben auch mal so tun, als wäre alles in Ordnung. "Nein, es wird nicht nötig sein, mich zu begleiten, weil ich nicht vor habe, in mein Zimmer zu gehen." gab die Blondine als Antwort, auch wenn sie nicht wusste, wohin sie dann gehen würde. Kurya hätte schon längst da sein müssen! Aber bei dem Wetter konnten sie sowieso nirgendwo hin. Vielleicht saß er ja auch fest? Bei diesem Gedanken musste die Gestaltwandlerin doch tatsächlich grinsen. Sie hatte wieder einen Grund gefunden, ihn ärgern zu können. Schnell zückte sie ihr Handy, ganz ungeachtet der Tatsache, dass Angélique scheinbar noch nicht fertig war, mit ihr zu sprechen. Aber schnell eine SMS eintippen, das dauerte bei Calleigh nie lange, weshalb sie schon sehr schnell das Handy wieder wegstecken und der Dunkelhaarigen antworten konnte. "Danke, ich werd dran denken." meinte Call und betrachtete ihr Gegenüber das erste Mal etwas genauer, während diese auf irgendeinen Zettel blickte. Und dann lächelte Calleigh. Für Angélique vielleicht unverständlich, aber Calleigh wusste ganz genau, wieso sich ihre Mundwinkel nach oben gezogen hatten. "Soll ich dir vielleicht zeigen, wo die Zimmer sind?" fragte sie dann tatsächlich; niemals hätte sie das gefragt, wenn da nicht diese enorme Ähnlichkeit mit ihrer besten Freundin aus der Heimat wäre. Aber die Blonde hatte daran denken müssen, wie viel Spaß sie immer mit Jade gehabt hatte - und warum konnte das nicht auch mit diesem Mädchen so sein? Vielleicht würde sich ja eine gewisse Freundschaft entwickeln, wenn man sich nur etwas Mühe gab. Kurz glitt ihr Blick zu einem der Fenster, nur um festzustellen, dass es inzwischen schon dunkel draußen war - aber auch immer noch regnete. Verdammt! Warum musste es auch ausgerechnet jetzt regnen, wenn sie sowieso schon so viel hatten durchmachen müssen. Gott - sofern es ihn überhaupt gab - meinte es im Augenblick wohl nicht gut mit ihnen. Calleigh seufzte, fühlte sie sich doch langsam genervt von den anderen Gestalten, die sich noch so hier im Parterre befanden. Von daher würde es ihr ohnehin nur gelegen kommen, endlich verschwinden zu können. Außerdem wären trockene Klamotten sicher auch nicht verkehrt. "Also?" fragte sie mit einem Lächeln und sah wieder zu der Dunkelhaarigen. Es wurde Zeit dass sie irgendetwas taten, bevor der Tag auch noch im Eimer war.
Es war ja inzwischen wirklich kein Geheimnis mehr, dass ich heute ziemlich seltsam drauf war und mir jeder auch nur erdenklicher Fehltritt passierte, aber dass ich gerade jetzt mit jemandem zusammenstoßen musste, das war gerade echt das Sahnehäubchen über allem. Ich wartete leicht genervt und erschöpft auf die Antwort des Jungen, doch dann stellte ich fest, dass er mich wohl noch ein bisschen zappeln lassen wollte, denn er starrte mich an, irgendwie ziemlich offen und ungeniert. Es war ihm nicht die Bohne unangenehm, mir dagegen schon, ich hasste, es angestarrt zu werden und noch mehr hasste ich es, wenn die Person, die das tat nicht einen Laut dabei von sich gab. Wenn er so weitermachte würde ich unweigerlich derbst nervös werden und anfangen zu zappeln und irgendwas sagte mir, dass ich das jetzt auf keinen Fall als Schwäche aufzeigen sollte. Stattdessen lenkte ich mich damit ab, dass ich ihn mit ausdruckslosem Gesicht ebenfalls anstarrte. Ich schätzte den kleinen Grünhaarigen auf etwas zwischen 1,75 m und 1, 80 m. Seine Statur sah ziemlich...gewöhnlich aus, er schien ein wenig durchtrainiert zu sein, doch nicht wirklich muskulös. Unter der Schuluniform trug er einen grünen Pullover und schwarze Jeans und um seinen Hals hing eine Kette mit Metallplatten, wie man sie vom Militär kannte. Schließlich fasste ich mir ein Herz und sah mir auch seine Augen an, dich mich wie mit Messern durchbohrten. Ich zog beide Augenbrauen hoch als ich die verschiedenfarbigen Augen des Jungen sah. Das eine Auge war gelb, wie eine Zitrone, das andere Auge leuchtete in dem selben Grün, welches auch sein Haar hatte. Genau in diesem Augenblick begann er Junge endlich zu sprechen. Erst kapierte ich nicht, was er von mir wollte, doch langsam verarbeitete mein Hirn das von ihm Gesagte und ich musste lachen, ja wirklich, ich lachte. Seltsam, aber wahr. "Glaub mir, wollte ich dich anmachen, dann würde ich sicher nicht mit dem Kopf gegen dich stoßen sondern mit den Lippen, mein Lieber."Ich grinste amüsiert. Meine Laune hatte sich kein Stück gebessert, doch das, was der Junge gesagt hatte, amüsierte mich. "Und was den Anmachspruch angeht, ich halte nicht viel von solchen Sprüchen, du etwa?" Vor meinem inneren Auge sah ich, wie der Grünhaarige auf einen Gesichtlosen zuging und ihm genau das sagte, was er mir gerade empfohlen hatte. Unwillkürlich musste ich schmunzeln, diese Vorstellung war einfach zu komisch. Ich musste mir fest auf die Unterlippe beißen um das Schmunzeln endlich einstellen und den weiteren Worten des Jungen lauschen zu können. Hmm ja, seine Worte ergaben Sinn, doch ich verstand es trotzdem nicht wirklich. "Also gut, ich geb zu, deine Erklärung klingt mehr als plausibel, aber....naja, wie muss man drauf sein, um lieber auf dem Boden zu hocken als wie jeder normale Kerl auf einer der Bänke?" Bei diesen Worten deutet ich mit einem kurzen Kopfnicken auf eine nicht weit entfernte Bank. "Aber ich denke, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Jedoch....ich würde ja wirklich mal gerne sehen, wie du jemanden anmachst mit dem Spruch, den du mir empfohlen hast..." Sofort brach ich wieder in ein Kichern aus, wie ich lange nicht mehr gekichert hatte. Ich fand die Vorstellung einfach zu komisch. Das Getuschel im Raum schien mir unglaublich fern und ich konzentrierte mich nur noch auf den Jungen und meine Vorstellung. Hmm absolut nicht normal, was ich gerade tat. Ich sollte mich viel lieber mal darum kümmern, mein Zimmer wiederzufinden und mich nicht mit diesem Grünschopf abgeben. Ich reckte mich kurz ohne den Jungen aus den Augen zu lassen. „Ich kann mir vorstellen, dass es dich herzlich wenig interessiert und mich interessiert dein Name auch nicht sonderlich, aber mein Name ist Scipyo, kannst Scip sagen. Und ich sag das nur, weil ich keinen Bock habe, ich die ganze Zeit mit „du“ anzureden. Ich habe verdammt schlechte Laune und absolut keine Lust dazu, mich jetzt überschwänglich bei dir zu entschuldigen oder mit dir darüber zu diskutieren, was ich für Anmachen benutzen sollte. Also lass uns das schnell klären, ja?“ Ich strich mir mit der rechten Hand durchs Haar, verdrehte leicht die Augen und seufzte demonstrativ auf. Meine Füße zog ich nun auf die Bank und begab mich in den Schneidersitz, legte den Kopf schief und sah den Jungen herausfordernd an. „Noch was, deine Haare....die sind gefärbt, oder? Mal ehrlich, wer kommt auf die Idee, sich die Haare in diesem Farbton zu färben???“ Ich wusste genau, dass es schon lange gereicht hätte, aber meine Laune war auf dem Tiefpunkt und irgendjemand sollte nun dafür bezahlen, egal wer. Auch wenn mir ein inneres Stimmchen sagte, dass das ein sehr unkluger Schachzug von mir war. Und ich ging sogar noch weiter. „Und deine Augen? Ist das von Natur aus so oder hast du da irgendwas getrickst?“ Spöttisch zog ich einen Mundwinkel hoch und sah ihn belustigt an. Ich ließ kurz meine Gelenke knacken und sah mich im Parterre um. Die Grüppchen lösten sich langsam auf, das Getuschel war verstummt und einige Augenpaare waren auf den Jungen und mich gerichtet, halb neugierig, halb misstrauisch. Ich drehte meinen Kopf zur seite und funkelte die Leute böse an, die daraufhin ihre Köpfe sofort wegdrehten udn sich wiede rmit sich selbst beschäftigten. Ohne meinen Blick wieder von den Grüppchen abzuwenden, sprach ich weiter. "Also ich frage mich was jemand wie du in diesem Parterre sucht." Eigentlich fragte ich mcih das nciht wirklich, aber ich wollte es einfach übertreiben,l mir war einfach danach.
Das fand ich putzig. Er wollte mich provozieren. Nein, wie niedlich. Nur leider würde das wahrscheinlich nicht so funktionieren, wie er es sich wohl gedacht hatte. Ich grinste breit. Breit und hinterhältig. Oh ja. Das würde witzig werden. Ich fand es allemal amüsant wie er versuchte mir zu kontern und ich verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf während ich einmal vollkommen ungeniert gähnte. Sollte man doch von mir denken was man wollte. Ich hinterließ meistens sowieso keinen sonderlich guten Eindruck. Das war ja auch nicht wirklich meine Absicht. Ich wollte nicht freundlich und zuvorkommend wirken. Ich konnte nett sein. Keine Frage. Aber meistens war das auch mit irgendetwas verbunden, das mich wiederum als nicht nett auswies. Ich pfiff leise vor mich hin, während er einfach weiterredete. Ob das unhöflich war? Aber natürlich war es das. Das war ja auch genau meine Absicht. Der Typ war ja sowieso schon genervt und ich musste sogar sagen, dass er für eine kurze Ablenkung gar nicht mal so schlecht zu sein schien. Mir war eben wirklich langweilig. Irgendwomit musste ich mich ja auch beschäftigen. Ich dachte, dass das wohl eine gute Option wäre. Was wäre hier im Parterre denn auch ansonsten so da gewesen, dass ich hätte ansprechen können? Hier und da gab es schon ein paar Leute, bei denen ich mich wohl recht gut in ein Gespräch hätte mit einbringen können. Also könnte ich doch genau so gut mit diesem Kerl reden ... Scipyo hatte er gerade eben noch gesagt, zumindest glaubte ich das. Na ja, konnte mir ja auch egal sein. Ich musste die Namen meiner Ablenkungen nicht wirklich wissen, das war ohnehin meistens Nebensache. Ich zählte. Ich war der Mittelpunkt, die Sonne, der Grund weswegen sich alle anderen umgucken sollten, wenn ich den Raum betrat. Also war es auch nur logisch, dass mich andere zu beschäftigen hatten. Und ich war wählerisch. Das sollte schon vernünftige Beschäftigung sein. Ich bemerkte seinen herausfordernden Blick und meine Augen musterten ihn wieder. Scharf, direkt und ungeniert. Dennoch konnte man aus ihnen die Vorfreude herauslesen, denn sie blitzten einmal gefährlich auf. Da hatte also jemand vor mit mir zu spielen. Gut. Ich mochte Spiele. Besonders wenn ich gewann. Oder besser gesagt nur, wenn ich gewann. Anders war das ja auch langweilig. Ich brauchte nichts zu tun, wenn ich dabei letzten Endes verlor. Was hätte das denn auch für einen Sinn gehabt? Davon wäre ich nur genervt gewesen. Als er plötzlich meinte sich über meine Haare und meine Augenfarbe zu äußern, lachte ich laut auf. "Das musst du ja gerade sagen. Du bist schließlich derjenige, der so aussieht, als wäre er gerade in der hinterletzten Gosse vergewaltigt worden", meinte ich dann und musste wieder lachen. Dieses Mal eindeutig hämisch. Na ja, er sah wirklich erschöpft und außerdem auch genervt aus. Wenn man mich fragte, dann war mein Vergleich gar nicht mal so falsch gewesen. Den Gedanken fand ich wiederum interessant. "Oh das ist eine wunderbare Idee!", meinte ich und klatschte einmal erfreut in die Hände. "Sagst du deinem Vergewaltiger bitte das nächste Mal Bescheid, dass er warten soll, bis ich da bin? Dann habe ich etwas Interessantes, dass ich beobachten kann!" Ich sah ihn forschend an und wartete auf seine Reaktion. Mein Blick durchbohrte ihn wie ein Messer. Ich wünschte er wäre eine echte Klinge gewesen. Na ja, man konnte eben nicht alles haben. Ich hatte zwar immer irgendwo ein paar gut versteckte Klingen, aber ich musste jetzt auch nicht unbedingt mitten im Parterre etwas ... dergleichen anrichten. Es wussten zwar ohnehin alle Bescheid, dass ich nicht unbedingt ungefährlich war, alleine wegen dem Lächeln das auf meinen Lippen lag, aber dennoch hatte ich gerade keinen Bock mir Moralpredigten von anderen anzuhören. Ich sah, wie der Junge, der sich als Scipyo vorgestellt hatte, den Kopf abwandte und die Leute im Raum finster anblickte. Mein Grinsen zog sich fast von einem Ohr zum anderen. Falsche Entscheidung. Er sollte besser niemals den Blick von mir abwenden, wenn er mit mir sprach. Das empfahl ich niemandem. Ich sprang auf, stellte mich vor ihn und brachte mein Gesicht auf Augenhöhe mit ihm, indem ich mich herunterbeugte. Meine Nase war nur wenige Zentimeter von seiner entfernt. Und das alles geschah innerhalb von Millisekunden, sodass man wieder einmal meinen könnte, dass ich mich teleportiert hatte. Aber dem war nicht so. Ich hatte die Bewegungen schon alle richtig durchgeführt. Nur eben so schnell, dass man sie nicht sehen konnte. Während ich gespannt auf seine Reaktion wartete, pustete ich ihm einmal ins Gesicht und musste dann abermals auflachen. Leise und mit einem Unterton der, wie so vieles an mir, verriet, dass ich kein besonders umgänglicher Zeitgenosse war. Ich hob meine Hand und stupste ihn ganz dreist auf die Nase, während ich ihn mehr als herausfordern ansah. Mein Blick hatte eine einzige Aussage: Komm schon! Spiel mit mir! Unterhalte mich! Dann jedoch lehnte ich mich zurück und legte mir meine Hände in den Nacken und gähnte erneut. Es war ziemlich spät. "Ablenkung, Unterhaltung, irgendetwas Interessantes ... Na ja, was mag jemand wie ich denn schon hier wollen?", stellte ich die Gegenfrage und betonte das Personalpronomen ganz bewusst. "Mein Name ist im Übrigen Rico. Normalerweise wäre es mir ja egal ob du ihn weißt oder nicht, aber irgendwie denke ich, dass es so interessanter ist, du nicht auch?" Wieder blitzten meine Augen gefährlich auf und ich lächelte schief. "Ich möchte dir nur raten, dich nicht mit mir anzulegen. Ich befürchte nämlich, dass du zu beschränkt dazu bist um das von alleine zu merken ... Das mache ich eigentlich auch nicht, aber du kannst einem ja schon fast wieder leid tun, so beschränkt wie du mir zu sein scheinst. Also. Mach. Mich. Nicht. Wütend. Ja?" Das letzte Wort flötete ich betont fröhlich, während ich beim Sprechen meinen Zeigefinger direkt vor seinem Gesicht in einer tadelnden Geste hin und her bewegt hatte. Ich musste gähnen und rieb mir einmal erstaunt über die Augen. Wow. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Es war ungewöhnlich für mich, dass ich so auf eine schlaflose Nacht reagierte. Aber vielleicht würde sich das ja auch wieder beheben können, wenn ich ein wenig frische Luft schnappte. Die Frage war nur, wo ich denn hingehen sollte. Sicherlich hätte ich irgendwo mitten in die Stadt laufen können, aber irgendwie war das ziemlich öde. Nicht, dass dort nichts los gewesen wäre, selbst an einem Sonntag Mittag. Aber trotzdem wollte ich nicht unbedingt dort hin. Irgendwie waren die meisten Personen dort ziemlich enttäuschend. Oberflächlich und äußerst uninteressant. Schade. Also würde ich mir wohl oder übel einen anderen Ort suchen müssen, zu dem ich mich begeben konnte. Tja, was sollte es? Das machte andererseits auch nicht wirklich etwas aus. Ich neigte meinen Kopf zur Seite und fixierte Scipyo noch einmal. "Also. Ich werde dann jetzt denke ich einmal von dannen ziehen. Vermisse mich nicht allzu sehr auch wenn ich weiß, dass das schwer fallen wird. Ich bin eben einfach so eine unglaublich tolle Person, dass ich gar nicht weiß wie andere Leute überhaupt ohne meine einzigartige Existenz auskommen können", sagte ich selbstbewusst und von mir überzeugt. Ich musste laut auflachen. Aha. Es funktionierte also trotzdem. Auch wenn ich müde war, war ich immer noch der gleiche Psychopath wie zuvor. Das war gut zu wissen und außerdem sehr beruhigend. Manchmal vergaß ich sogar die Tatsache, dass ich eine zweite Persönlichkeit hatte, weil ich eben einfach viel zu sehr von mir selbst begeistert war. Ich meine mal ganz im Ernst, wie konnte man mich denn bitte nicht verehren? Ich war so unglaublich toll, dass es dafür gar keine Worte mehr gab. Aber dennoch war da eben Dino, der mich unheimlich störte. Gott war der Kerl ein Weichei. Für den gab es auch keine Worte mehr. Wirklich nicht. "Nun gut viel Spaß in deinem weiteren Leben, bis wir uns eventuell mal erneut über den Weg laufen. Ach ja. Wenn du dich vorher noch umbringen willst, dann möchte ich dich bitten mir zuerst noch Bescheid zu sagen, denn dabei würde ich wirklich unglaublich gerne zusehen. Aber bitte erhäng dich nicht, denn das ist für den Beobachter ziemlich uninteressant. Ertränk dich oder so, das ist wirklich witzig", meinte ich noch zu dem Blonden und dann wandte ich mich wirklich zum Gehen. "Ich wohne ja auch hier, da sollte es einfach sein mir so etwas zuvor noch zu erzählen. Wenn du das vorher nicht machst, dann verwüste ich dein Grab, das schwöre ich dir. Bis dann", flötete ich ihm noch einmal fröhlich über die Schulter zu und verließ dann das Parterre durch die Tür.
Sayo trat in das Licht der Eingangshalle und spührte sofort wie sich ihre Pupillen verengten und die Luft um sie Wärmer wurde. Die kleine Katze tapste auf eine der Bänke zu die hier standen und verwandelte sich im Laufen in da Mädchen mit den roten Augen und den Katzenohren zurück. Sayo setzte sich auf die Bank und fragte sich stumm ob Flamex ihr wohl gefolgt war, da sie ja nicht auf seine Antwort auf ihre Frage hin gewartet hatte. Sie überlegte wohin sie gehen sollte. Sie hatte keine Lust jetzt schon auf ihr Zimmer zu gehen und auch ins Wohnzimmer wollte sie nicht zurück. Das Parterre war fast noch stiller als die Nacht vor dem Waisenhaus und für einen kurzen Augenblick lehnte sich Sayo mir geschlossenen Augen zurück und genoss diese Ruhe und die Abwesenheit anderer Menschen. Gegen Flamex hatte sie eigentlich nichts, aber trotzdem fand sie es anstrengend sich unterhalten zu müssen. Sie schwieg viel lieber. Die Gestaldwandlerin spitzte die Ohren und strick sich die Haare aus dem Gesicht, als sie einen raschen Blick auf die Eingangstüre warf.
cf: Vor dem Waisenhaus Im Parterre, sah ich, dass sich Sayo wieder zurückverwandelt hatte und nun auf der Bank saß. "Wir dürfen noch bis 23:00 hier bleiben. Dann müssen wir auf die Zimmer. Regeln nerven..." Normalerweise hatte ich nie Regeln zu befolgen. Ich machte mir nicht die Mühe mich wieder hinzusetzen, sondern ich stand einfach nur regungslos im Raum. Erst jetzt viel mir auf, dass es im Parterre eine Liste der Erzieher war. Alle drei sahen ein bisschen mies gelaunt aus...
Einige Minuten später:
Nachdem ich ein paar Minuten einfach nur sinnlos herumgestanden bin und mich gelangweilt hatte, schaute ich zu Sayo und nickte ihr zu. "Ich wünsch dir ne gute Nacht." Danach wandte ich mich ab und ging in mein Zimmer. tbc: Zimmer 201