Im Gegensatz zu den Gängen im ersten und zweiten Stockwerk sind die Gänge im Erdgeschoss sehr breit und bieten viel Platz. Erst vor kurzem wurde das Parterre des Waisenhauses renoviert, wodurch er einen neuen Boden, eine neue Treppe und sogar neue Möbel erhielt. Hier und da haben einige Bänke, gepflegte Pflanzen und andere dekorative Gegenstände ihren Platz gefunden. An den Wänden hängen viele abstrakte Bilder; direkt neben der automatischen Eingangstür befinden sich an der Wand Bilder der drei Erzieher samt Informationen.
Warum hatte er sich eigentlich entschieden in seiner menschlichen Form durch die Gänge zu streifen? Kopfschüttelnd verließ er das Stockwerck für die Jungen und lief die Treppe hinab in den unteren Bereich. Ob es sein Magen war oder seine Nase die ihn in die Richtng brachte wusste er nicht, aber Essen war jetzt genau das was er brauchte. Zu viel Energie hatte er letzte Nacht verbraucht und da schon das Frühstück ausgefallen war brauchte er wenigstens das Abendbrot. Oder war es noch Mittagessen? Sein zeitgefühl schien auch gelitten zu haben, doch ein Blick nach draußen zeigte das sich die Sonne wieder hinab bewegte. Hatte er wirklich so viel zeit im Bett verbracht? Lucas hoffte nur das es wenigstens etwas Fleisch gab denn auf Grünzeug hatte er wirklich keine Lust. Langsam ging er den Gang weiter und schaute Gedankenversunken an die Decke. Wie es Lilian wohl gerade ging? Mit hochgezogener Augenbraue wunderte er sich das er ausgerechnet als erstes an sie dachte. Immerhin hatten sie sich gerade erst kennengelernt. Doch sie schien so zerbrechlich und dennoch stark. Sie wusste was sie wollte und wusste genauso wie sie es umzu setzen hatte. Vielleicht war es das was er so an ihr mochte. Doch bevor er weiter darüber Nachdenken konnte bog er um die Ecke und spürte einen Schlag in den Magen. Geschockt senkte er seinen Blick und schaute den gang hinab und hätte er nicht die Stimme unter sich vernommen hätte er niemanden entdeckt. Stirnrunzeln beugte er sich zu ihr hinunter und blieb mit seinem Gesicht kurz vor ihrem zum stoppen. Einen Moment musterte er das Mädchen bevor er seufzend sich vor ihr hinsetzte. "Alles okay bei dir?" Er spürte ihre unsicherheit und glaubte auch das es keine Absicht war. Wer würde auch absiichtlich einen hungernden, genervten Panther anrempeln. "Scheint bequem zu sein hier auf den Boden." Er konnte sich ein grinsen nicht verkneifen und rückte sein Kimono zurecht.
Das Mädchen schien in eine Art Schockstarre gefallen zu sein, als sie sein Gesicht vor dem ihren spürte, seinen warmen Atem, der ihr entgegen schlug. Diese Starre schien erst von ihr zu fallen, als sich der Fremde auf den Boden setzte. Erst jetzt spürte sie, dass sie sich total verkrampft hatte und jeder einzelne Muskel bis in die letzte Faser gespannt war. Für einen kurzen Moment sah sie ihm einfach nur aus den großen, smaragdgrünen Augen entgegen, die unsicher flackerten. Sie stand nicht gerne im Mittelpunkt und übte sich lieber als stille Beobachterin, was in diesem Fall definitiv nicht der Fall war. Das sich der Typ auch noch hin gesetzt hatte sorgte zusätzlich für Verwirrung, auch wenn es ihr angenehmer war, als von oben herab wie ein Beutetier betrachtet zu werden, was ihr als Mischwesen aus Mensch und Chinchilla nicht zu verdenken war. Sie fand schließlich doch zu ihrer Stimme zurück und nickte, während sie die Beine unter den Körper zog, damit nicht direkt jeder Vorbeilaufende unter ihren Rock blicken konnte. "Ja, ich bin in Ordnung. Ich hoffe ich habe dir nicht weh getan?", fragend hatte sie die Stimme am Ende des Satzes gehoben und warf einen beiläufigen Blick auf ihre aufgeschürften Handflächen, ehe sie diese hastig in den Schoß legte. Sie brannten, doch damit konnte Horie leben - immerhin war es ihre Schuld gewesen und nicht seine. In ein paar Tagen würde von den Schürfwunden bereits nichts mehr zu sehen sein. Das Gespür des Mädchens sagte ihr, dass er nicht sauer auf sie war und sein Grinsen verstärkte dieses Gefühl. Es dauerte noch einen Moment, ehe ihr einfiel, woher sie diesen Typen kannte. Er war ein Neuling - im Gegensatz zu ihr. Wenn man länger in diesem Waisenhaus lebte, dann bekam man so etwas schnell mit. Sie hatte sich mit Leviathan des öfteren darüber unterhalten. Apropos...sie sollte sich mal wieder bei ihm melden. In letzter Zeit hatte sie nicht viel von ihm zu Gesicht bekommen. Damit konnte sie sich jedoch später beschäftigen. Es war unhöflich jemanden zu ignorieren, den man eben noch über den Haufen gerannt hatte und sie schuldete ihm eine Antwort und eine Erklärung. "Der Boden ist ehrlich gesagt ein wenig zu kühl und auch nicht sonderlich sauber.", sicherlich war es für ihn nicht so kalt wie für sie. Er berührte den Boden ja auch unter sienem Yukata nicht mit nackten Beinen. Ein wenig unbeholfen richtete Horie sich schließlich wieder auf und reichte ihm zögernd die Hand. Sie zitterte vor Unsicherheit und die Schülerin verssuchte ihn nicht direkt anzustarren, während sie darauf wartete, dass er sich aufhelfen ließ. "Ich hab nicht darauf geachtet wo ich hin laufe. Ich wollte dich nicht umrennen Lucas."
"Keine Angst, so schnell kann man mir nicht weh tun" Mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln versicherte Lucas ihr das ihm wirklich nichts geschehen ist. Die Schlacht vom Abend war bedeutend schlimmer und schmerzhafter. Also wie sollte ein so zierliches Mädchen ihm weh tun? Schulterzuckend tat er seine Gedanken ab und blickte dem Mädchen in die Augen. Die Farbe gefiel dem Panter in ihm und auch Lucas war davon Fasziniert. Nicht oft sah er solch strahlenden Farben in Augen anderer Wesen, meist waren sie trüb und glanzlos. Bevor sein starren ertappt wurde richtete er den Blick auf ihre Hände. Kurz konnte er die Verletzung sehen die der Sturz zu folge hatte. Er wollte sicherlich nicht das jemand durch ihn zu schaden kommt auch wenn es nur nach Schürfwunden aussah. Ein knurren entrang sich seiner Kehle bei diesem Gedanken und er musste den Blick abwenden um nicht was dummes zu tun. Dankbar über die beendung der Stille Nikcte Lucas zustimmend. Auch wenn ihm Kälte sonst nicht all zu viel ausmacht war es heute doch anders. Vor allem war dieser Boden viel zu hart und es fehlte an Kissen auf denen man es sich bequem machen konnte. Dankbar über das Angebot nahm er sanft ihre Hand entgegen. Doch Lucas griff nicht fest zu da er ihr keine schmerzen bereiten wollte mit der Wunde. Als er dann endlich stand ließ er ihre Hand aber nicht los, sondern zog sie hinauf zu sich. Kurz warf er einen Blick auf die Wunde und pustete einmal kurz darüber. Seine Mutter hatte das früher auch oft getan denn mehr als einmal kam er mit schrammen oder Kratzern wieder. Bei dem Gedanken an den Verlust flackernden kurz die goldenen Augen auf bevor sie wieder ins Lilane übergingen. Die trauer versuchte er sofort zu unterdrücken und rang sich zu einem Lächeln durch. "Ich hoffe es schmerzt nicht zu sehr?!" Vorsichtig ließ er ihre Hand los und betrachtete sie mit leicht schiefgelegtem Blick. "Woher kennst du meinen Namen, immerhin bin ich mir sicher das wir uns noch nie begegnet sind." Da war er sich mehr als sicher, er konnte zwar riechen das sie eine Wandlerin war genau wie er, aber welcher Rasse sie angehörte konnte er nicht sagen.
Es war beruhigend zu wissen, dass er durch den Zusammenstoß keinen Schaden erlitten hatte. Das war der Vorteil, wenn man klein und leicht war – es war so gut wie unmöglich jemanden zu verletzen. Allerdings konnte auch genau diese Tatsache zu einem Problem werden. Brennende Häuser. Vernichtete Ernte. Der beißende Geruch von Blut. Tod. Ein leichtes Zittern überlief ihren Körper und erst das leise Knurren, dass für die meisten wohl kaum wahrnehmbar gewesen war ließ Horie wieder in die Wirklichkeit zurück kehren. Für einen flüchtigen Moment kamen die großen, runden Chinchilla-Ohren zum Vorschein. Sie versuchte es seit Jahren zu kontrollieren, doch es gelang ihr einfach nicht. Sobald ein Bellen, ein Knurren, ein Fauchen oder der gellende Schrei eines Adlers zu hören war zeigten sich ihre Ohren, die sie vor ihren natürlichen Feinden warnte. Hastig schüttelte sie den Kopf und verbarg diese Extremitäten wieder, als Lucas sich vorsichtig hochziehen ließ. Vermutlich waren ihm die Schürfwunden nicht entfallen, so wie Horie es gehofft hatte, denn dafür war er zu vorsichtig. Seine Geste, als er ihr über die Handfläche bließ, bestätigte die Vermutung schließlich und die Wangen der Schülerin färbten sich schließlich in einem seichten Rotton, der sie zwang zu Boden zu sehen. Das Mädchen schüttelte auf seine Frage hin bloß den Kopf. Sie war ihm beinahe dankbar, dass er das Thema wechselte und legte hastig die Hände hinter dem Rücken ineinander, ehe sie wieder auf sah. „Die Erklärung dafür ist sehr simpel. Ich bin schon länger hier und mit der Zeit kennt man die Gesichter der Leute hier. Die Neulinge fallen daher sofort auf. Die Namen erfährt man schneller als man meinen mag.“ Unsicher bildeten sich die Ansätze eines Lächelns auf ihren Lippen. Es musste ein seltsames Bild sein, das die beiden Gestalten dort auf dem Gang boten. Er war bestimmt eineinhalb Köpfe größer als sie und Horie musste neben ihm noch kleiner wirken, als sie es eh schon war. Hatte er ihre Ohren gesehen? Das Knurren war jedenfalls nicht menschlich gewesen und die Vermutung, dass er ebenfalls ein Tierwesen war schien mehr als naheliegend. Andererseits konnte eine Sache nicht ganz ausgeschlossen werden...Es konnte sich ebenso gut um einen Werwolf handeln und dieser Gedanke ließ sie erschaudern. Ihre Erfahrungen mit solchen Kreaturen waren nicht die positivsten, um es nett zu formulieren. Vorsicht machte sich in ihr breit.
Lucas hätte nie Gedacht das man so schnell bekannt wird auf dieser Insel, immerhin schien sie nicht recht groß zu sein. Wer weiß was noch bekannt war über ihn, doch was sollte ihm das stören? Immerhin wusste er das er nichts zu verbergen hatte und so kümmererte er sich lieber um den Gedanken wen er da vor sich hatte. Nett mal jemanden kennen zu lernen der länger als nur ein oder zwei Tage hier war. Die plötzliche unruhe in seinem gegenüber war nicht zu verkennen und so ließ Lucas kurz seinen Blick durch den Gang Wandern als nichts zu sehen war schaute er das Mädchen fragend an. Hatte er etwa etwas falsch gemacht? "Alles in Ordnung mit dir? Keine Angst ich beiße nicht." Ein leises Lachen über sein kommentar kam über seine Lippen ehe er sich zusammen riss und auf den Speisesaal deutete. "Also ich weiß ja nicht wie es bei dir aussieht aber ich habe riesen Hunger und könnte gut eine Mahlzeit vertragen, also wie seiht es aus? Magst du mir Gesellschaft leisten beim Essen?" Würde Lucas noch länger hier auf dem Flur stehen und den Geruch des Essen mitbekommen würde er Wahnsinnig werden. Er konnte sie dann immer noch Fragen was sie eigentlich war, denn die Ohren konnte er wohl kaum übershen vorhin. Auch wenn er so etwas noch nie gesehen hatte konnte er sich nur vorstellen das sie kein großes Tier war. Schon ihre menschliche form war nicht sehr groß und so war es für ihn eine logische schlussfolgerung. Gut ob es logisch war würde sich noch herrausstellen. Doch ehe er sich in Bewegung setzte musste er noch eine Frage los werden. "Sag mal, wie heißt du eigentlich?"
Neugierig betrachtete sie Jack während sie sich vorstellte, wie er wohl in einer verwandelten Form aussehen würde – wäre er ein Dämon oder ein Halbwesen. Sie stellte sich alles Mögliche vor, mit Hörnern, ohne Hörner, mit einem Schweif, ohne Schweif, in rot, in blau, in grün, doch schien nichts davon so wirklich zu passen. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie sich sowas nur schlecht vorstellen konnte, hatte sie doch noch nie einen wirklichen Dämon gesehen, welcher sich verwandelt hatte – falls sowas überhaupt möglich war. Auch einem Halbwesen war die Gestaltwandlerin noch nicht begegnet, nur anderen Gestaltwandler, wie ihren Cousinen. Aber warum machte sie sich Gedanken darüber? Wer garantierte ihr überhaupt, dass es sich bei ihm um ein Mischwesen oder gar einen Dämon handelte, schließlich hatte er sich selbst noch gar nicht dazu geäußert? Richtig, niemand. So war sie immer noch in Ungewissheit gehüllt, bis er schließlich breit lächelte, sodass sie seine strahlendweißen Zähne betrachten konnte. Doch schienen sie komisch, waren da doch welche, die spitzer waren als normal, ein weiterer deutlicher Hinweis auf seine Rasse. Und jetzt war sie sich sicher, hatte sich endlich für eine Rasse entschieden, die perfekt auf den hübschen Blonden passen würde. Ein Vampir!, mutmaßte Renai, aber dieses Mal war sie sich sicher, dass es so sein musste. Dies bestätigte er auch nur wenige Momente später, woraufhin sich die Pinkhaarige von der Bank erhob, was vielleicht nicht gerade im passendsten Moment geschah. Vielleicht dachte er nun, dass sie Angst habe, was aber gar nicht der Fall war. Darüber nachdenkend zogen sich ihre Lippen zu einem fröhlichen Lächeln und ließen ihrem Gesichtsausdruck gar keinen Platz für Angst oder Unsicherheit. Die Wasserflasche in der Hand knetend blickte sie ihn erwartungsvoll an, ehe sie vorschlug ihm das Waisenhaus zu zeigen. Sie hatte zwar Schule gesagt, war ihr aber doch aufgefallen, dass es mehr Sinn machte ihm erstmal das Gebäude zu zeigen, in welchem er nächtigen würde. Die Schule könnte sie ihm auch zeigen wenn noch genug Zeit wäre oder die Schule beginnen würde. Schließlich ging doch kein Mensch freiwillig in die Schule wenn Wochenende war. Er stimmte ihrem Plan zu und meinte, dass es ihn freuen würde, würde sie ihn ein bisschen herumführen. Nickend grinste die junge Frau, nahm die Flasche in die eine Hand, ehe sie das Gebäude, gar nicht so weit entfernt, fixierte. Wir gehen ins Waisenhaus., antwortete sie knapp auf seine Frage, wohin es gehen würde. Für ihn mochte dies nun verwirrend wirken, da sie vorher noch gesagt hatte, sie würde ihm die Schule zeigen. Doch war das ja egal, er würde ja merken, was sie ihm als erstes zeigen würde. Schließlich glich das Waisenhaus keinesfalls einer Schule. So machten sich Beide auch schon auf den Weg, etwas Smalltalk haltend liefen die Zwei nebeneinander in Richtung des Gebäudes, bis sie schließlich an diesem auch ankamen. Ohne lange zu Zögern trat sie näher, woraufhin sich die elektrischen Türen öffneten, sodass Beide nun eintreten konnten. Dies tat die Kairo auch sogleich, was ihr Jax gleichtat. Nur wenige Schritte später befanden sie sich in der großen Eingangshalle des Hauses. Links von ihnen waren einige Treppen zu sehen, die in die oberen Stockwerke führten, rechts einige Sitzgelegenheiten. Renai trat etwas weiter in den Raum, breitete ihre Arme aus und drehte sich einmal im Kreis, ehe sie zum Stehen kam und ihn anblickte. Nochmals machte sie eine ausschweifende Handbewegung. Das hier ist die Eingangshalle. Wie ein Reiseführer deutete sie zu den Treppen, ehe sie ihn wieder anblickte: Diese Treppen führen in die Obergeschosse. Im 1. Stock – wie bereits erwähnt – findest du die Mädchenzimmer; ein Stockwerk drüber die der Jungen. Kurz blickte sich die Gestaltwandlerin um, zeigte auf einzelne Türen und sagte auch zu diesen kurz etwas: Hinter diesen Türen findest du die Küche, das Wohnzimmer, den Speisesaal, das Krankenzimmer, die Terasse, die Bibliothek und den Musikraum. Sie deutete weiter, auf eine spezielle Tür, lächelte und blickte diese an. Und da findest du die Badehäuser. Es gibt ein Gemeinschaftsbad, aber auch getrennte Bäder, also keine Sorge. Sie kicherte, hatte die Pinkhaarige seine Frage von vorher nicht vergessen. Da er ja am liebsten alles getrennt hatte, brauchte er also auch da keine Angst zu haben. Mit ihrer kleinen Führung fertig blickte sie ihn lächelnd an und stemmte ihre Hände erneut in ihre Hüften, das Gewicht auf das linke Bein verlagernd. Möchtest du was essen? Oder erst dein Zimmer sehen und dann essen? Sie selbst hatte hunger bekommen und würde gerne bald frühstücken. Doch.. was aßen Vampire? Aß er auch normale Sachen? Oder trank er nur .. Blut? Irgendwie ließ sie diese Vorstellung erschaudern, stellte sie sich in ihrem Kopf einen Jack vor, welcher genüsslich einen Menschen aussaugte. Irgendwie Angst einflösend.. So wollte sie diesen Gedanken schnell wieder los werden. Isst du denn überhaupt? Oder trinkst du nur Blut? Die Frage aussprechend versuchte sie gelassen zu klingen, auch wenn sich in ihrem Körper jeder Muskel unangenehm anspannte. Instinktiv wurde sie vorsichtiger, wollte ihn dies jedoch nicht spüren lassen. Und sie musste zugeben: irgendwie hatte sie Angst vor seiner Antwort.
Sie überraschte ihn, indem sie meinte, dass das erste Ziel das Waisenhaus sein würde, denn vorher hatte sie ja noch erwähnt, dass sie ihm die Schule zeigen würde. Aber eigentlich war es dem Shimura ziemlich egal, denn er wollte sich sowieso Alles ansehen, da konnte man genauso gut auch beim Waisenhaus anfangen. Mit mehr oder weniger belanglosen Themen auf dem Weg gingen sie zu dem Haus, das schon vom Spielplatz zu sehen war. Dort angekommen wurde er angenehm überrascht. Er dachte eigentlich, dass es sich hierbei eher um so eine Art alte Herberge handeln würde... Schlafort eben. Aber es war überraschend modern, sogar elektrischen Eingangstüren! Er folgte dem Mädchen, im Inneren befanden sich dann auf der einen Seite Treppenaufgänge und auf der anderen ein paar Sitzplätze. Die Gestaltenwandlerin trat noch etwas weiter vor, breitete Arme aus und drehte sich dann auf der Stelle, fast schon wie eine Möchtegern-Ballerina. Das war wohl sowas wie eine kleine Show zu Beginn der Führung. Jax hatte in dem Moment nur überrascht die Augenbrauen angehoben und grinse, er lachte sogar leicht, weil er die Bewegung einfach witzig fand. Er lachte sie natürlich nicht aus, es war nur ein überraschendes Bild gewesen. Wie eine Reiseführerin erklärte sie ihm das Haus. Die Treppen führten zu den Schlafräumen, die ganzen Türen im unteren Geschoss führten zur Küche und sonstigen Sachen. Sie hatten sogar eine Bibliothek und einen Musikraum... das fand Jax erstaunlich. So gute Einrichtung hatte er hier eigentlich nicht erwartet, aber was konnte man daran nun schon schlecht finden? Er war froh darüber, desto höher der Standard, desto besser musste es wohl auch sein. Dann zeigte sie noch ganz explizit auf eine Tür und lächelte ihn an, fast als wollte sie ihm etwas damit sagen. Renai meinte, dass dort die Badehäuser seien. Gemeinschafts- aber auch getrenntes Bad. Er lachte nur kurz auf und grinste breit. “Dann sollte ich mich nur nicht verlaufen!“ meinte er scherzend und grinste immer noch breit, während sie schon wieder die Hände so in die Hüften legte und ihr Gewicht verlagerte. Er kannte das... das taten Frauen häufiger. Meistens kam danach irgendetwas, dass sie jemandem klarmachen wollten. Irgendetwas wichtiges, oder etwas, dass sie selbst nur schwer sagen konnten. So seine Erfahrung. Jax hatte meistens ersteres zu spüren bekommen. “Shimura Jack, hab ich dir nicht verboten mit dem teuren Geschirr rumzuspielen?! Was wenn du es kaputt machen würdest?! Ja, brauchst gar nicht erst so angepisst zu gucken!“ Das Mädchen jedenfalls fragte, ob er etwas Essen wolle, oder ob er erst sein Zimmer sehen wolle und dann Essen. Er dachte kurz nach und sah sie dabei die ganze Zeit nachdenklich an. Er sah ihr an, dass ihr etwas unangenehm war. Und da war es wieder. Dieser Standardblick. Minimal ängstlich und leicht erschüttert. Sie dachte garantiert darüber nach, was Vampire so aßen. Das tat jeder, verübeln konnte er es ihr natürlich überhaupt nicht. Er hatte ja schließlich auch keine Ahnung von ihren Gewohnheiten. Er merkte ihr ganz deutlich an, dass sie sich nicht wohlfühlte. Ihre Haltung versteifte sich unelegant, als sie ihn fragte, ob er überhaupt richtig essen würde, oder ob er nur Blut trank. Selbst ihre Stimme wackelte ein wenig. Sie verbarg das gut, aber ihm konnte das nicht entgehen. Er roch ja sogar in der Luft, dass sie Angst hatte. Pheromone... der Körper stieß sie aus, wenn er irgendeine Regung zeigen wollte. Und sie fühlte sich unwohl, sogar sehr unwohl. Er lächelte sie einfach nur freundlich an, hob kurz die rechte Hand vor und winkte ab. “Entspann dich und bleib locker... ich ess auch normales Zeug. Also... quasi beides. Das eine für meinen Körper, das andere für meine geistige Fitness. Okay... das klingt irgendwie... blöd.“ gab er zu und kratzte sich mit seiner freien Hand am Hinterkopf. Er lächelte sie aufmunternd an, er würde ihr schon nicht wehtun. “Aaaaaber ich würde ehrlich gesagt lieber mal kurz mein Zimmer suchen, meine Sachen ablegen und dann essen gehen... okay? Ich will ja nicht da drin mit der Tasche rumrennen.“ Er lächelte wieder vergnügt und hoffte, dass sich Renai inzwischen wieder im Griff hatte. Seine Pupillen waren nur ein klein wenig geweitet, der Großteil seiner Augen war noch strahlend blau. Auch wenn er eigentlich keinen Durst hatte... wenn jemand solche Pheromone ausschüttete machte ihn das immer irgendwie wuschig.
Sie wirkt nicht sehr glücklich, meinte Angélique bei der Antwort des Mädchens zu glauben. Viel mehr genervt und unzufrieden klang ihre Stimme, so dass sie einfach schweigend hinterher lief – eine andere Wahl blieb ihr nicht, wenn sie zum Waisenhaus wollte. Ihre blauen Augen hatten sich skeptisch verengt, als sie der Blondine hinterher lief. Irgendwie wirkte sie bedrückt oder hatte etwas, scheinbar hatte die Französin etwas verpasst – so ihre Vermutung. Oder sie war einfach jemand Missmutiges, dabei machte sie einen freundlichen Eindruck, was sich hinterher der Schale jedoch verbarg galt es noch herauszufinden. Unter dem schützenden Türrahmen angekommen erfuhr sie endlich den Namen des Mädchens, selbst hingegen schaltete sie nicht um und stellte sich vor. Calleigh Nathalja irgendetwas. Call.. wie von Call me Sie benötigte Eselsbrücken um sich Namen besser einprägen zu können, denn jeden mit „Du“ ansprechen, wäre vorausblickend sehr umständlich, besonders in größeren Gruppen. „Angélique Insidieux. Sehr erfreut, Call… eigh.“ Höflich machte die Dunkelhaarige einen kurzen Knicks und hob den Blick in das Gesicht des Mädchens, sich selbst immer wieder sagend, dass sie die Namen in Zukunft wohl üben musste. Besonders ihr Akzent kam ihr seltsam vor, ganz gleich wie sehr sie Frankreich mochte, mittlerweile hingen nur noch schlechte und verschwommene Erinnerungen an diesem Land, die es nicht mehr Wert waren überhaupt noch existent zu bleiben. Ursprünglich wollte Angélique fragen, was sie mit „nicht wie sie vor zwei Tagen“ meinte, aber ihre Bekanntschaft kam ihr zuvor und ging hinein, sich danach erkundigend ob sie nicht mitkommen wolle. Mit dem ersten Schritt ins Warme verstand die Dämonin, was Calleigh vorhin gemeint hatte. Warme, stickige Luft prallte wie ein Faustschlag in ihr Gesicht, ließ sie kurz das Gesicht verziehen, bevor sie sich wieder etwas fing. „Danke. Eine Frage 'ab ich aber noch. Was war denn vor zwei Tagen?“ An sich konnte es der Französin egal sein, aber sie hatte ihre Neugier geweckt und diese musste erst Mal gestillt werden, andererseits würde Angélique nicht so schnell Ruhe geben. Ihr Wissensdurst war enorm, vor allem wenn es um ihre neue Heimat ging, wollte sie alles wissen, immerhin musste sie ab sofort den Rest ihres Lebens hier fristen. Ein neugieriger Blick folgte, der jedoch an der blonden Mähne vorbei ging und die Bilder an der Wand ins Visier nahm. Einige abstrakte Gemälde schmückten die sonst so kahlen Wände, letztendlich blieb sie jedoch an dem der Erzieher hängen und versuchte sich deren Namen, als auch Zimmernummern einzuprägen. Sicherheitshalber griff die Schwarzhaarige nach ihrem Handy und schrieb eine neue Notiz ihre Aufmerksamkeit anschließend wieder Calleigh widmend. „Wenn du nicht darüber reden willst, ist es auch in Ordnung“, lächelte die Dämonin und legte den Kopf etwas schief. Ins Geheim störte sie ihr Kleid, das mittlerweile – dem Regen sei Dank – an ihrem Leib klebte, wie eine zweite Haut, aber das war zweitrangig im Vergleich zu den Informationen, die sie vielleicht erfahren würde.
Fest für sie stand schon einmal, dass sie sich den Nachnamen des Mädchens sicher nicht merken können würde. Er war ihr zu kompliziert, aber eindeutig klang er französisch, was ihre vorherige Vermutung nur bestätigte. Aber ihren Vornamen, den würde sie sich wohl einprägen können. Allerdings hatte sie sich viele neue Namen zu merken, sobald sie am Montag in ihre neue Klasse kam, da hieß es nicht, dass sie sich Angéliques unbedingt merken würde. Einen Knicks bekam die Dunkelhaarige von Calleigh gewiss nicht, doch schenkte sie ihr wenigstens ein leichtes Lächeln. Und auch das Wörtchen "Ebenso." verließ noch ihre Lippen, bevor sie ins Gebäude gegangen war, wo es zwar wärmer, jedoch auch stickiger war als draußen. Genau so, wie Calleigh es schon angekündigt hatte. Der Vorteil aber war, dass sie nicht noch mehr nass werden können würden und sie demnach erstmal trocknen konnten. Calleigh würde sich am liebsten breite wieder neu einkleiden, aber das hatte wohl Zeit bis später. Irgendwann eben. Jetzt war sie erst einmal in der Gesellschaft eines neuen Mädchens, welches gerade erst auf der Insel angekommen zu sein schien. Die Blondine bezeichnete das gern als Glück für die Dunkelhaarige und weiterhin als Pech für sie selbst. Denn wenn sie nur einen halben Tag später angekommen wäre, hatte sie von all dem einfach nichts mitbekommen. Sie hätte nicht kämpfen müssen. Und sie hätte sich nicht verletzt. Aber höchstwahrscheinlich wäre sie von ihrer Mutter verletzt worden, was demnach auch keinen großen Unterschied mehr machte. Und so hatte sie wenigstens schon ein paar Leute kennen gelernt, mit denen sie sich durchaus über das vergangene Ereignis irgendwie verbunden fühlte. Man hatte ein Gesprächsthema, wenn auch kein Gutes, aber irgendwann würde man sagen können, dass man selbst eine solche Katastrophe überlebt hatte. Und einen ja eigentlich nichts mehr umhauen konnte. Und trotzdem sprach Calleigh nicht gern darüber, weshalb sie bei der Anteort auch zögerte. Das schien Angélique scheinbar auch zu registrieren, sagte sie doch, dass die Blonde darüber keinesfalls reden musste. Viel würde sie wohl auch nicht erwähnen, aber irgendwie, so fand sie, hatte die Dunkelhaarige das Recht darauf zu erfahren, was auf der Insel, auf der sie fortan leben würde, passiert war. Vielleicht würde sie deshalb ja auch gleich wieder verschwinden wollen. Wer setzte sein Leben schon aufs Spiel? Calleigh allerdings würde nicht mehr gehen wollen. Hier war ihr neues zu Hause und das war auch gut so. "In der vorletzten Nacht gab es einen Kampf. Werwölfe haben die Insel angegriffen und alles und jeden vernichtet, der sich ihnen in den Weg gestellt hat. Die Schüler der Shima no Koji sollten gegen sie kämpfen. Und wir haben gewonnen. Sie wurden vertrieben, aber das heißt nicht, dass sie nicht wiederkommen können." erklärte sie, während sie sich ihre Haare zusammendrehte und auswrang, sodass eine riesige Pfütze auf dem Boden entstand. "Daher meine gebrochene Hand und die Tatsache, dass ich kaum laufen kann." fuhr sie fort und zuckte dann mit den Schultern als wäre es das normalste von der Welt. Vielleicht war es das hier ja auch. "Deshalb hatten wir ein verlängertes Wochenende. Und es wird in irgendeinem Fach auch noch über den Blutmond gesprochen, der ausgelöst haben soll, dass sich die Werwölfe so daneben benommen haben." fügte sie ihrer Erklärung noch hinzu, dann hieß es erstmal die Reaktion ihres Gegenübers abzuwarten. Für diese war das wahrscheinlich Neuland. Oder vielleicht auch nicht. Man konnte ja nie wissen, was andere schon so durchgemacht hatten in ihrem bisherigen Leben.