Der Gang des 2. Obergeschosses, die die Zimmer der Jungs miteinander verbinden. Da sich auf einer Seite nur die Zimmern befinden, liegen genau gegenüber sehr viele Fenster, die dem Gang mehr als ausreichend Licht spenden. Hier und da befinden sich einige Zettelchen und eigene Zimmerbeschriftungen oder zusätzliche Schilder der Heimbewohner an den Türen. An der Wand zwischen den einzelnen Zimmern befindet sich eine Liste der Zimmereinteilung für die Jungs.
Die Stimme, die Joyce jetzt höre, war keine der Stimmen, die er normalerweise hörte. Sie kam nicht aus seinem Kopf, sondern aus der realen Welt. Jetzt hatte er eine Wahl: würde er der Stimme beachten und nachsehen, woher sie kam und wem oder was sie gehörte, oder würde er weiter aus dem Fenster starren und einfach seinen etwas verqueren Gedanken nachhängen? "To be or not to be... that was the question.... Ansehen oder nicht ansehen, das ist jetzt die Frage" Nur... es lag Spannung in der Luft. Zumindest in der um Joyce und in seinem Kopf ging wieder alles verquer, bevor er langsam den Kopf in den Nacken legte. "Wenn der Himmel himmlisch ist und die Erde irdisch, dann muss die Hölle höllisch sein. Doch was ist mit dem Land dazwischen, wie nennt man das?" Sehr langsam, wie als müsste er seine Bewegungen überdenken und würde sich jeden Moment entscheiden, es doch sein zu lassen, dreht er seinen Kopf aus dem Nacken zur Seite und sah die Quelle der Stimme, die ihn begrüßt hatte, direkt aus seinen großen, schwarzen Augen an. Ein Junge. "Blond. Kleiner als Du. Selbes Alter, nicht viel darüber noch darunter. Augen in der Farbe Deiner Insel, nein, heller" Twofaces Rückenwirbel krachten, als er sich leicht nach hinten beugte. Er verwendete wieder die falschen Personalpronomen, nicht ungewöhnlich für ihn. "Kein Mensch, humanoid, aber Menschen haben keine solchen zur akustischen Reizwahrnehmung ausgelegten externen Organe..." Er steckte die Hände in die Hosentaschen, drehte sich gänzlich zu dem blonden Jungen, wobei er seinen Körperschwerpunkt wieder weiter nach vorne verlagerte und so wieder leicht vornübergebeugt da stand. Die spitzen Ohren hatten sein Interesse gewegt. Und was sein Interesse weckte, das beachtete er. Legte den Kopf schief und betrachtete sich den anderen Jungen. "Morgen ist noch nicht... Ist heute. Can't stand it if people can not express in a proper way, especially at inital hellos" Es war nicht böse gemeint und der Autist sprach in einer Art von Singsang, die manche vielleicht als gruselig empfunden hätten.
Leicht irritiert sah ich den anderen an als er in seiner seltsamen Art zu sprechen begann. Das erste erkannte ich als ein Zitat von Shakespeare. Allerdings hätte ich anders übersetzt... was meinte ehr mit Ansehen? Ich wusste nicht ob ich antworten sollte, also ließ ich es einfach bleiben. Auch bei seiner nächsten Frage hielt ich den Mund. Aber mein Verstand begann zu arbeiten. Wiso spricht er auf Englisch? Ist er etwa auch aus Großbritannien?, grübelte ich. Der Junge hatte mit seiner Frage irgendwie recht, auch wenn ich selbst nie auf die Idee gekommen wäre soetwas zu fragen... mir kam es eher nebensächlich vor. Im nächsten moment war ich so verwirrt, das ich mir nichtmehr sicher war wen ich für verrückter hielt. Ich schüttelte den Kopf um die Verwirrung zu legen und mich weiter zu konzentrieren. Ich hatte ja nichts gegen Leute die verrückt schienen... Generell kam ich mit fast jedem klar... nur andersherum machte das oft Probleme. Auf sein dritte Bemerkung antwortete ich instinktiv: "I'm sorry." Ich riss mich zusammen... wir waren hier nicht in England, ich würde nicht Englisch sprechen... irgendwie... wesshalb auch immer. "Äh...äh...", ich sammelte mich und versuchte eins meiner strahlenden Lächeln, brachte aber nur ein halbes zu Stande, ein bisschen gruselig führ mich plötzlich sprachlos zu sein... "Das... das sind Elfenohren", sagte ich unvermittelt und deutete auf selbige, "Ich bin ein Halbelf!" Das klang so blöd dass mein Lächeln doch wieder zu mir zurückkehrte und ich endlich wieder fast ich selbst war. Ich würde mich dieser seltsamen Herausforderung in Form dieses jungen Mannes vor mir schon stellen. Er war sicher irgendwie nett.. so wie fast jeder es war.
Na immerhin entschuldigte der fremde Junge sich. Obwohl, eigentlich wollte Joyce ihn nur bedingt tadeln, es war technisch betrachtet gar kein Tadel gewesen. Es war lediglich ein Statement gewesen, es war seine persönliche Erfahrung und nun mal etwas, dass er als Autist wie als Schizophrener nicht mochte. Mittlerweile war er so weit, dass er manche Metaphern verstand und er wusste auch, was mit 'Morgen' gemeint war. Aber er mochte es eben nicht, wenn man sich nicht gescheit ausdrücken konnte. Die Leute schätzten Sprache einfach nicht. Joyce war froh, sprechen zu können, er hatte es schon sehr spät gelernt und noch heute hatte er Wortfindungsfehler, zeigte vermehrte Echolalie und hatte einfach seine Schwierigkeiten, Sprache intuitiv zu erkennen und zu verstehen, was Leute meinten. Er verstand auch Sarkasmus nicht wirklich, Ironie in Worten war schwer für ihn nachzuvollziehen. Es ging besser als noch vor 10 Jahren, aber auf einen geistig normalen Menschen wirkte er einfach wunderlich. Der Junge versuchte zu lächeln, Joyce brachte ihn mit seiner Art anscheinend aus dem Konzept. Er legte den Kopf zur anderen Seite und sah ihn an, bis er schließlich einen Satz rausbrachte. Ein Satz, der Joyces Augen glänzen ließ. Sein Gesichtsausdruck änderte sich von kühl und melancholisch zu brennend interessiert. "Halbelf? Dann... existieren sie? Die Völker von Tír na nÓg, die Elfen?" Er hatte nie einen Elf getroffen. Und er kam ein paar Schritte näher, bevor er sich plötzlich unvermittel hinhockte. Auch diese Haltung war typisch für ihn. Er hockte auf beiden Füßen auf dem Boden, die Knie angezogen und auf dem Daumennagel kauend. Sollte er ihm sagen, was er war? Es käme einer Vorstellung gleich. Aber er war doch so neugierig. "Was ist die andere Hälfte? Ist sie menschlich?" Einen Moment lang sah er ihn noch an, dann stand er auf und stellt sich direkt vor den Jungen, wobei der Größenunterschied zwischen ihnen gar nicht auffiel - Joyce ging wie immer vornüber gebeugt. Aber es fiel auf, dass Twoface wesentlich dünner war als der andere Junge. "Sieh sie dir an, sie sind echt..." Sein Blick war auf die Ohren fokussiert, unvermittelt und ohne Vorwarnung hob er die Hände und fasste die Ohren einfach an. Seine Angst vor Fremden war weg, er fand die Ohren viel zu faszinierend.
cf: Zimmer 201 Als ich auf den Gang ging sah ich, dass If schon mit jemandem beschäftigt war. Deshalb ging ich schnell und unauffällig an ihnen vorbei, wobei mir auffiel, dass der andere ein bisschen seltsam war. Am Ende des Ganges angelangt, fragte ich mich, was ich nun machen sollte. Ich entschied mich dazu zu frühstücken. Mein Magen knurrte und ich hörte wie meine Schuhe immer wieder den selben Ton machten, als ich die Treppe hinunter ging. Ich spürte, dass das kein Ort für mich war. Mein Unterbewusstsein wollte wieder zurück in die weite Welt wandern, obwohl ich hier erst eine Nacht verbracht hatte. Ich fühlte mich jetzt einfach nur mehr schlecht, was ohnehin schon der Fall war. Tbc: Speisesaal
"Ich denke schon", meinte ich verwirrt auf seine erste Frage hin, als er meine Ohren begrapschte. Ich versuchte mich einfach nicht weiter irritieren zu lassen. "Weißt du, meine Mutter spricht nicht viel über ihre Familie... die mögen sie nicht mehr besonders, weil mein Dad ein Dämon ist... die denken er ist böse. Pass auf, die sind schmerzempfindlich!", fügte ich grinsend hinzu. Natürlich waren meine Ohren echt. Irgendwie fand ich es toll das sie so großen Anklang fanden, das hatten sie noch nie getan... und wenn es auch nur bei seinem seltsamen Gegenüber so war. "Und du?", wagte ich zaghaft zu fragen, "Was für ein Wesen bist du?" Ich glaubte nicht, das diese Frage sehr eindeutig war, aber das war irgendwie auch egal. Ich nutzte die Gelegenheit um mein Gegenüber nocheinmal näher zu mustern. Er hatte dunkle Haare und schwarze Augen und sah etwas müde und ungesund aus. Ich hatte keine Ahnung was ich jetzt weiter tun sollte. Ich sah den Anderen gespannt an. Er war noch unberechenbarer als ich es manchmal war... das gefiel mir irgendwie.
Es wurde hier von Minute zu Minute verrückter. Manchmal glaubte Joyce sowieso, dass er gar nicht verrückt war. Wahrscheinlich waren eher alle anderen einfach nur komisch und er war eigentlich der einzig Normale hier; die anderen wussten nur nicht, dass sie verrückt waren. Joyce war das glasklar, er lief schon lange nicht mehr ganz rund. Und vielleicht machte ihn diese Erkenntnis ja auch normaler als alle anderen. Oder es machte ihn überhaupt normal in einer so verdrehten Welt wie dieser. Man musste komisch sein, um überhaupt zu überleben. Genauso war es doch letztlich. Über diese innere Erkenntnis nickte er erst einmal bestätigend und strich dem anderen weiter über die Ohren. Echt waren sie auf jeden Fall und der Junge meinte noch, sie wären schmerzempfindlich. "Das liegt an den Nervenbahnen... aufgrund ihrer hochprioären Funktion im optimalen Vitalverlauf sind Ohren sowohl gut durchblutet als auch feinmaschig mit Nerven durchzogen..." Joyce wurde automatisch allerdings wirklich etwas vorsichtig, seine langen weichen Finger strichen sanft über die Ohrspitzen, er war völlig hingerissen von diesen Dingern. Aber das Wort Dämon... das hatte er anders kennengelernt. "Dämon ist, die denken er ist böse...", wiederholte er nachdenklich, nachdem er schlussendlich doch abgelassen hatte. Die Echolalie war etwas, mit dem man klar kommen musste bei ihm. "Ich kenne keine Dämonen. Es wird oft gesagt, dass sie böse sind, Father Ulysses used to say this, that's why we never told him about us, he would've declared us as demons. Though we're not" Joyce fiel auf, dass er gemustert wurde und das machte ihn nervös... der Ire mochte es nicht, so von anderen unter die Lupe genommen zu werden, auch wenn das oft genug passierte. Aber das hieß nicht, dass er es mögen musste. Also machte Joyce einen Schritt zurück und einen Moment lang konnte man, wenn man genau hinhörte, einen Laut von ihm hören, der eher wie ein Seehundblöken klang. Eigentlich hatte er damit die Frage nach dem Was von seinem Gegenüber schon fast beantwortet. Aber er entschied sich dennoch, es ihm zu sagen. Und so ließ er die Halswirbel knacken, als er den Kopf drehte und erst einen Moment lang aus dem Fenster und dann wieder zu dem Jungen sah. "Selkie und Meermensch. Beides zugleich. Mehr Selkie als Meermensch, ich mag Seehunde..." Sollte er es erklären. Wäre wohl klug... "Woher kommst du? Nicht von hier, denke ich" Er hatte eine andere Sprachmelodie als die Japaner, die er kennengelernt hatte. Waren nicht viele, aber sie sprachen tonaler als der Junge vor ihm.
Ich war halbwegs froh als er meine Ohren nun denlich loslies. Es war auf dauer doch etwas unangenehm geworden und hatte mich unruhig gemacht. Ich fand es interessant wie er alles erklärte, mit lauter Fachausdrücken die ich wahrscheinlich schon mal gehört, aber wieder verdrängt hatte. "Ja", antwortete ich auf seine zweite Bemerkung, "Aber ich glaube das stimmt nicht... sie haben nur eine andere Lebensweise als andere Wesen", hörte ich mich antworten. Ich fand es etwas merkwürdig, dass er mich wiederholte, doch ich war jetzt fest entschlossen mich über nichts mehr zu wundern. "Ein Selkie?", fragte ich verwundert. Mir war nicht klar gewesen das diese tatsächlich existierten, obwohl ich schoneinmal davon gelesenhatte. Es gab ein Buch irgendwo in den weiter der Bibliothek seiner Eltern wo alle möglichen mysthischen Wesen beschrieben wurden, vor allem jene die auf und um die Britischen Inseln und Irland lebten. Er wusste noch, dass er sie dank des ähnlichen Namens früher oft mit den Kelpies verwechselt hatte, wenn er seine Mutter danach gefragt hatte. Der andere war also ebenfalls ein Halbwesen. Interessiert sah er ihn an. "In habe meine Kindheit in England verbracht, bin aber in Finnland geboren", antwortete ich ihm. Ich fragte mich ob er auch Engländer war. Ich konnte das anhand der Sprache nie beurteilen, dafür war ich zu selten aus meinem Elternhaus herausgekommen. Ich hatte ja nichteinmal das Haus verlassen drürfen. Das einzige was ich wusste, dass manche Schotten das 'R' anders aussprachen...
Jeder hatte seine Lebensweise, so wie Joyce gerne schwamm und Süßigkeiten bis zum Platzen verspachtelte, gab es andere, die lieber in die Berge gingen und sich sozusagen 'gesund' ernährten. Manche vermuteten bei Joyce ja eine Schilddrüsenüberfunktion, was vielleicht auch den einen oder anderen Geisteszustand, zumindest aber seinen rasanten und hochtourigen Stoffwechsel erklären würde. Er konnte ganze Torten verputzen und kein Gramm dauerhaft zunehmen. Konnte aber auch daran liegen, dass er mitunter über Tage nicht wirklich aß, man wusste es nicht. "Rassissmus", gab er dazu seine Meinung. Andere zu verteufeln, nur weil sie anders waren und anders lebten, das war Rassissmus. Er konnte sich nicht vorstellen, das Dämonen böse waren. Vielleicht auch, weil er sich nicht vorstellen konnte, das irgendjemand wirklich böse war. Niemand wurde böse geboren, jeder hatte seine Gründe, etwas zu tun oder zu lassen. Für Joyce war die Sache damit auch schon gegessen. Twoface legte den Kopf wieder schief, als der andere nachfragte. "Nein. Ein halber Selkie, du bist ja auch ein halber Elf" Auch wenn er wohl eher was vom Elfen hatte. Andererseits, hatten Dämonen vielleicht auch spitze Ohren? Hm... Joyce kannte keine, also musste er wohl annehmen, dass er mehr vom Elfen hatte. "Aber...." Wieder ging der Blick aus den pechschwarzen Augen mit einer gewissen Melancholie nach draußen aus dem Fenster. "Ich gehe eher nach dem Selkie... Ich bin gerne ein Seehund..." Wieder bellte er wie Seehunde das taten, dieses Mal mehrmals nacheinander. Leise, er wollte ja den anderen nicht erschrecken. Sowas machte man nicht. Auf die Antwort, woher der andere kam, musste Joyce dann allerdings breit grinsen. Es wirkte bizarr, seine Augen lachten nämlich nicht wirklich mit, die blasse Haut und die Tatsache, dass er dabei ziemlich die Zähne zeigt, taten ihr übriges. "Du bist Engländer? Finne? Ein finnischer Engländer" Er fand die Unruhen um die irische Unabhängigkeit nicht gerade toll, das musste man dazu sagen. Er konnte einfach nicht nachvollziehen, warum so viel Blut fließen musste er war Ire und er war stolz darauf, er war auch Katholik, aber er hatte kein Problem mit Engländern und Protestanten. Das waren auch nur Menschen, beziehungsweise andere Wesen, wie er. Er betrachtete dieses ganze hin und her mit einem gewissen traurigen Amüsement. "Die Engländer und die Iren verstehen sich nicht gut, hm? That's something I never understood. Warum kämpfen sie so sehr gegeneinander? Es ging alles so gut, bis zur Anektion, dann war alles für die Katz'. I think you're quite okay. You're interesting. Aber trotzdem bist du ein Black and Tan.... Huh" Er besah ihn sich wieder genauer, das Grinsen war verschwunden. "Du bist nicht braun..."
"In der Tat", meinte ich sachte und lächelte. "Ja... nur halb, nicht ganz", meinte ich, er hatte anscheinend wirklich viel vom Seehund, wenn er sogar die selben Geräusche ausstieß. Plötzlich viel mir auf, worüber ich bis jetzt noch garnicht nachgedacht hatte, nämlich, dass Seehunde mit Wasser zu tun hatten. Es schüttelte mich leich, als wieder die Panik vor dem kalten Nass in mir aufstieg und ich seufzte in Vorraussicht darauf, dass ich heute noch duschen musste. "Das heißt, du magst Wasser?", wollte ich von dem anderen wissen und versuchte meine Stimme normal klingen zu lassen, doch sie zitterte etwas. Ich versuchte mir nicht vorzustellen wie ich als Seehund durch die endlosen blauen Weiten des Meeres schwamm, doch ich versagte kläglich und mir wurde übel. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch um den Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Verzweifelt suchte ich nach Ablenkung. "Ich bin übrigens If", meinte ich möglichst beiläufig und stellte mich neben den Anderen ans Fenster. Ich sah von weitem das Meer und wurde noch etwas panischer. Trotzdem öffnete ich das Fenster hektisch und war froh über die kühle, frische Luft die herein ströhmte. Ich atmete sie tief in mich ein und fühlte wie ich mich beruhigte und die Übelkeit schwand. Was ist bloß los mit mir?, fragte ich mich, Ich bin doch sonst nicht so panisch. Sicher, ich hatte Angst vor Wasser, aber doch nicht so stark. Vielleicht lag es daran, dass ich mich das erstemal auf einer kleineren Insel als Großbritannien befand. Ich hatte selten so viel Wasser gesehen. "Tschuldigung", meinte ich erleichtert.
"Ja, sehr" Auch wenn er beim Kontakt mit Wasser schnell zu einem Fischmenschen wurde und sich eigentlich das Fell überwerfen musste, bevor er ein Seehund wurde. Aber das tat ja nichts zur Frage dazu, das Wasser liebte Joyce wie andere Leute ihre Geschwister. Am liebsten schwamm er als Seehund, stimmte schon, aber eigentlich war es egal, in welcher Form er mit dem nassen Element verbunden war. Es war eine andere Welt, wenn er unter die Wellen tauchte, ein anderes Leben. Dauerhaft war es nichts für ihn, er könnte nicht für immer im Meer leben. Doch er brauchte es, das stand außer Frage. Aber ihm fiel etwas auf: die Stimme seines Gegenübers schwankte rapide auf und ab. Er kannte diesen Tonfall von sich selbst, der Blonde fürchtete sich vor irgendwas. Nur wovor? Vor Joyce? Also das wäre ganz neu. Der Ire kannte einige, die ihn skeptisch beäugt hatten und viele Mütter hatten ihren Kindern vom Umgang mit Twoface abgeraten. Aber so eine panische Furcht vor ihm hatte noch niemand gezeigt. Er hatte aber auch nichts getan, wovor der andere sich fürchten müsste.... oder doch? Plötzlich waren da wieder diese Stimmen... er hörte sie ab und zu unter den dutzenden, die ihm im Kopf schwirrten. Aber das waren die einzigen Stimmen, die sich autoaggressiv gegen ihn selbst richteten. Monster!, konnte er eine von ihnen kreischen hören. Missgeburt!, schrie eine andere. Niemand will dich! Bestie! Widernatürliches Vieh! Bastard und so weiter. Charles, der Vater von Joyce, war immer gegen Medikamente gewesen, sein Sohn war auch so zurecht gekommen. Aber diese Stimmen.... Twoface glaubte ihnen manchmal. Dieses Mal umfasste er die silberne Taschenuhr fester, die in seiner Hosentasche lag und atmete tief durch. "I'm not a monster... I'm not a bastard...", murmelte er leise und versuchte, sich nicht allzusehr darauf zu konzentrieren. Wie hatte Dr.O'Lacey immer wieder gesagt? 'Konzentriere dich auf die Dinge, die wirklich sind. Was du hörst ist nur das, was du hören willst' Er wollte diese Stimmen jetzt nicht hören und so konzentrierte er sich auf die Fensterscheibe vor ihm... Und auf die einzige reale Stimme. "If. If? If what? If you're if, then what you are? If If is if, then will be if If, but if if is If.... Confusing" Joyce hätte jetzt ein Stück Schokolade brauchen können, so schnalzte er nur mit der Zunge. "Iffyyyy...." Das gefiel ihm besser, Iffy war wenigstens ein Name, mit dem man etwas anfangen konnte, If war ein Wort im englischen Sprachgebrauch. Das führte nur wieder zu Gedanken, die ohnehin keiner nachvollziehen konnte - jetzt hätte sogar Joyce selbst Probleme. Die frische Luft von draußen tat eigentlich ganz gut, der salzige Geruch von Meer strömte herein und automatisch füllte Twoface seine Lungen damit. Iffy hatte das Fenster allerdings sehr hektisch aufgemacht und entschuldigte sich auch für sein Verhalten. Aber das hatte Joyce schon längst enträtselt. Für ihn, als jahrelangen psychiatrischen Patienten und Leser von massenhaft fachwissenschaftlichen Büchern und Abhandlungen, war das nicht allzuschwer - mal abgesehen davon kannte er das von sich. "Du hast Angst, wovor?" Noch bevor die Antwort kam, erwachte in Joyce allerdings ein Drang, der für den Schizophrenen nicht unnormal war: Er stieg einfach auf den Fensterrahmen, bis er einen einigermaßen sicheren Stand hatte und hockte sich dann hin. Wie ein sehr eigenartiger Vogel saß er nun da, als wäre es das normalste der Welt. Joyce hielt sich zwar noch zusätzlich mit beiden Händen leicht fest, aber es hatte was beunruhigendes, wie er so auf den Fersen hockte und das im Fenster eines zweiten Stockwerkes eines Gebäudes!