Im Gegensatz zum Mädchenbad ist der Bereich der Jungen etwas unordentlicher. Hier und da liegen Klamotten am Boden herum. Die Ausstattung ist aber dieselbe: Etliche Waschbecken samt Spiegel, eine große Badewanne und zwei Duschkabinen. Der Vorraum kann als Umkleideraum benutzt werden; dort liegen rund um die Uhr frische Handtücher zur freien Verfügung bereit. Der Außenbereich grenzt direkt ans Gemeinschaftsbad an.
Der… totale Fehltritt. Jetzt redete ich mich nicht nur um Kopf und Kranken, sondern auch um mein Ansehen. Das war mir megapeinlich. Und trotz, dass es mir so plötzlich unangenehm wurde, schwand das auch auf meinen Gemütszustand über. Es ließ mich wieder unruhiger werden. Eigentlich hätte ich von Grund auf erst davon ausgehen sollen, dass er genau das meinte und nicht das, was ich wieder dachte. Ich dachte vermutlich einfach zu viel. Und danach war mir auch gar nicht weiter, zu erzählen. Mir war es so unglaublich… - innerlich seufzte ich wieder und legte nun drückend die Hand an den anderen Oberarm, um diesen etwas unter dem Handtuch zu kneten. Und die Situation, dass Liam mit der Tür ins Haus fiel, machte meinen Zustand auch nicht viel besser. Ich fühlte mich so richtig ertappt, weil es immerhin stimmte. Und jetzt hatte ich ein ganz komisches Gefühl in der Magengegend, während mein Kopf einfach immer und immer wieder die gleichen Worte schrie. “Verschwinde! Verschwinde! Renn und dreh dich nicht um!” Aber das wollte ich nicht. Leicht zu ihm geschielt, platzte er auch mit der weiteren Frage heraus, woraufhin kurz danach eine weitere folgte. Ganz plötzlich fühlte ich mich überrumpelt und wollte nun wirklich einfach rennen. Doch als mir bewusst wurde, dass er daran hielt, dass ich nicht gehen sollte, eher, nicht abhauen sollte! - wandte ich den Blick wieder nach vorne und ließ die Augen etwas kleiner werden. Wie in einem Kreuzverhör fühlte ich mich. Irgendwie war es alles berechtigt, aber irgendwie auch nicht. Mir war unangenehm.
”…ich will nicht… das man die Narbe sieht…”, murmelte ich leise und ließ meinen nun mehr gekneteten, als gestreichelten Arm wieder los und schlang die Arme etwas um meinen Bauch. Selbst, dass er den Kuss ansprach… - wenn ich wieder daran dachte, wurde mir wieder so warm. Und doch schwand dieses für mich schöne Gefühl, als seine kleine Freundin in die Wohnung kam. In diesem Moment fühlte ich mich ertappt. Unwohl. Nicht gut. Einfach schrecklich - obwohl es von ihm aus kam. Weg konnte ich nicht. Ich musste mich stellen. ”…”, doch was genau sollte ich sagen? Was erhoffte er sich gesagt zu bekommen? Irgendetwas bestimmtes? ”…i-ich…”, es fing wieder an, ich wusste doch nicht” - ”ich wünschte sie wäre nicht plötzlich aufgetaucht“, murmelte ich nun stotterfrei und schaute beschämt vor mich aufs Wasser. Auch wenn ich Ehrlichkeit wirklich sehr schätzte, ob es nun von andern war oder von mir selber, in diesem Moment war ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob das auch so gut war, SO ehrlich zu sein. Ich wusste schließlich nicht mal wegen Liam bescheid. Und jetzt konnte ich auch damit rechnen unsere… hmm… komplizierte Freundschaft aufs Spiel zu setzen? Das war weder meine Absicht, noch mein wollen.
Die Narbe, also. Ich nickte kurz. Ob es ihm schwerfiel, über solche Dinge zu reden? Jeder hatte so seine Laster und damit verbundenen Schwierigkeiten. Ich konnte sicher auch nicht über bestimmte Dinge reden. "Hm.", meinte ich dazu, ohne weiter nachzuharken. Auch wenn ich doch ein wenig neugierig war, von Natur aus. Ich beließ es dabei.
Und die zweite Antwort die er mir gab knoggte mich ein wenig aus. Ich schwieg betreten, da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. Ich, immerhin, hatte mich gefreut, dass AJ aufgetaucht war. Auch wenn der Moment unglaublich unpassend war, ich... aber das war ja normal, dass man sich über sie freute. Wenn man mit ihr befreundet war. Ach, oh man, ich hatte doch auch keine Ahnung. "Achso.", meinte ich daraufhin, um ein wenig Zeit zu schinden. Dieses 'Achso' war ein 'Achso', das implizierte, das noch etwas danach kommen konnte, ob es eine ganze Rede oder nur ein Husten werden würde. So viel konnte ein 'Achso' aussagen.
Ich rieb mir das Kinn, ein wenig verschämt und irgendwo ein wenig schüchtern, spürte leichte Bartstoppel am Kinn, die mir sagten, ich solle mich wohl bald rasieren oder für einen drei-tage-Bart entscheiden. "Das war wirklich nicht der beste Moment in dem sie hätte auftauchen können.", meinte ich, nachdem ich mir einen Ruck gegeben hatte.
Und nun? Ihn knuddeln, weil alles gut war? Nein, das käme komisch. Und irgendwo war ich aus dem Alter raus, wo ich alles knuddelte, egal ob Männlein oder Weiblein. Ich schluckte. Wann war ich das letzte Mal in so einer Situation gewesen? Das war sicher ein Jahr her. Oder so. "Wollen wir nach dem Unterricht was zusammen machen?" Und jetzt war es raus. Ich empfand es nicht als wichtig, noch irgendwie weiter..darüber zu reden. Ich wusste nun schließlich sicher, dass er auf Männer stand. Sogut wie sicher. Und das einzige, worüber ich mir noch nicht im klaren war, war, was ich davon halten sollte. Blablubablah. Ob man hier im heißen Bad ertrinken konnte? Schön wär's.
Also diese Antwort… - meine ehrliche Aussage war dumm. Vielleicht hätte ich doch lügen sollen. Wenn sich eine Antwort auf einem “achso” aufbaute, nahm ich das meist schlimmer auf, als es war. Für mich klang es je nach Situation desinteressiert oder dahergesagt, nur, um etwas in die Länge zu ziehen. Wenn überhaupt. Aber in diesem Moment war es für mich negativ und ich verfluchte mich dafür, dass ich diese Worte erst ausgesprochen hatte. Irgendwann brach mich meine Ehrlichkeit garantiert noch um Kopf und Kragen. Wiederum machte es mich auch dermaßen traurig, weil es einfach… - es klang niederschmetternd. Auch wenn ich zugeben musste, dass danach - irgendwann - noch etwas seinerseits kam. So schielte ich nur einen kurzen Moment zu ich, um seinen Worten zu lauschen, blickte dann aber wieder schweigend vor mir aufs Wasser. Ich~ war mir nicht sicher, ob ich diesen Worten… ich seufzte deutlich hörbar.
Das war genauso dumm. Ich war aber trotz allem der festen Überzeugung, dass er sich nicht mit mir abgeben musste. Nicht, nachdem ich nun indirekt das ausgesagt hatte, was seine Frage anbelangte. “…nur… wenn du wirklich willst…”, murmelte ich leise und konnte nicht so ganz genau ordnen, ob er das nun wirklich wollte, oder ob es einfach daran lag, dass er so etwas wie “Mitleid” für mich empfand. Ich war verflucht noch mal das, was ich war! Und ausgesucht hatte ich es mir gewiss nicht. Natürlich hätte ich gerne was mit ihm unternommen, doch… - es war alles so dermaßen kompliziert. Meine Ehrlichkeit verletzte mich. Und ich fragte mich, wie so etwas sein konnte. Außerdem war es mir doch bewusst, dass er sie zu mögen schien. Allein der Tatsache wegen, weil sie seine “beste” Freundin war. Und~ aus Freunden konnte ja auch… nicht? Und ich war grundsätzlich nicht scharf darauf, einer Freundschaft so im Weg zu stehen. Aber vermutlich dachte ich wieder viel zu verknotet. Zu viele Gedanken und zu pessimistisch. Doch meine Antwort darauf fand ich nun auch nicht mehr so klasse, wodurch ich fieberhaft nach etwas anderem suchte. ”…als “beste“ Freundin ist das wohl… normal“, fügte ich schließlich noch hinzu und biss mir im nächsten Moment fester die Zähne zusammen, um innerliches aufgefühlt sein zu unterdrücken. Außerdem wusste ich ja nicht mal, was dahinter steckte. Mir war nicht mal ansatzweise bewusst, dass sie eine lange Zeit verschollen war. Und… obwohl ich das nicht wusste, glaubte ich, dass diese Aussage dann doch nicht so verkehrt war. So “beste” Freunde hätte ich damals auch gerne gehabt…
So wirklich bekam ich von Gillis innerem Konflikt nichts mit, nein, ich hörte nur, was er sagte. Nur wenn ich wirklich wollte..- "Sonst würde ich nicht fragen.", erwiderte ich, ohne seiner Antwort weiter Beachtung zu schenken. Es war so offensichtlich, dass er mir gerade eine Abfuhr gab, dass ich den nächsten Satz nur überhörte.
Aber damit konnte ich leben. Ich war erwachsen.
Es gab diese Menschen, die nie zufrieden waren und auch immer nur das wollten, was sie nicht bekamen. Oder die, die es bekamen, die schätzten es nicht. Es gab die Aufmerksamkeitshammel dritten Grades, die sowieso alles und jeden haben mussten und mit Abfuhren nicht leben konnten, weil das ihr Ego nicht mitmachte. Ich, ich war nicht so, sagte ich mir. Und war regelrecht stolz darauf, denn von 'solchen' Leuten hatte ich genug im Studium mitbekommen. Sie waren überflüssig. Schrecklich nervig. Quänglig. Und studierten nur, weil ihre Eltern reiche Bonzen waren. Wie auch immer.
"Ich verstehe.", antwortete ich nun, weniger lächelnd, überlegte, wie schnell ich aus dieser Situation rauskommen könnte, ohne rennen zu müssen. Kurz lächelte ich Gilbert an, nur um meine unglaubliche Gleichgültigkeit darüber ausdrücken zu können. Es war ein relativ normales Lächeln, solange man nicht wusste, was ich dahinter dachte.
Ich war eins dieser Bonzenkinder, verdammt!...wenn auch nur im übertragenden Sinne. Es ärgerte mich ungemein..! Gut, als Hotsuma aufgetaucht war, da hatte ich..zurückhaltend reagiert. Konnte ja sein, dass er schon..vergeben war. In vergebene Beziehungen mischte man sich nicht ein. Das konnte nur böse enden. Und jetzt war er nichtmal an mir interessiert...wie konnte man sich nur so irren? Beherrscht stand ich von meinem Platz in dem Bad auf, sah auf eine große Uhr, nicht weit entfernt von uns. "Bald fängt doch dein Unterricht an, Gilbert.", lächelte ich und stieg aus dem Gemeinschaftsbad, um mich umziehen zu gehen.
…ja… sonst hättest du nicht gefragt…, ich war so dumm! Und selbst dieses… fälschliche Lächeln beruhigte mein inneres nicht ein Stückchen. Läuteten jedoch meine Alarmglocken, als er plötzlich aufstand, sodass ich zu ihm aufschaute und die Brauen schon fast panisch zusammenlegte. So, als würde jeden Augenblick etwas gehen, was ich nicht wollte das es ging. Zwar war mir bewusst, dass mein Unterricht wirklich gleich anfangen würde, aber… es war mir in diesem Moment nicht so wichtig, als zu wissen, dass er in meiner Nähe war. So hatte ich die Augen noch immer sperrweit aufgerissen und sah ihm fassungslos nach, wie er nach und nach das Bad verließ. Ging es an mir wie in Zeitlupe vorbei, was das ganze noch grauenhafter machte, als es schon im normalen Tempo war. Ich wollte nicht, dass er geht. Ich wollte, dass er hier blieb, hier bei mir!
Mit diesem lächeln konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden. Und die Uhr war mir im Moment vollkommen egal! So erhob ich mich selber schlagartig aus dem Becken, um mich vorweg über den Rand zu beugen und nach seiner Hand zu greifen. Was ich dabei nicht beachtete, war die Tatsache, dass ich ungewollt das Gleichgewicht verlor und ebenso ungewollt über den Rand nach draußen fiel. Der Aufschlag war nicht annähernd so schön, wie die Tatsache, das mir wegen des Anstoßens am Rand nun unangenehm die Schienbeine wehtaten. Natürlich hatte ich seine Hand nicht annähernd so festgehalten - eher wieder losgelassen - damit er nicht auch wegen mir umfiel. Jetzt schmerzten mir nicht nur die üblichen Wunden, sondern auch die Beine, die Knie und vor allem mein Gewissen.
Leise geächzt, stützte ich vorsichtig die Hände auf dem Boden ab, um mich wenigstens mit den Armen wieder aufzurichten. Obwohl ich zugeben musste, dass meine Knochen nur so vor sich hinschlotterten. Wenigstens brachte ich es noch fertig, die Beine etwas anzuziehen. Aber wichtiger war es mir, dass auszusprechen, was es auch deutlich verdiente, ausgesprochen zu werden. ”…i-… ich möchte nicht… das du gehst…”, murmelte ich leise und hatte Angst, dass meine Stimme im Verlauf meiner Sätze abrupt einfach aussetzte, so musste ich wenigstens versuchen, es kurz zu halten. ”…ich hatte mich… gefreut als du aufgetaucht bist… ich weiß… ich hätte es deutlicher… zeigen sollen… aber ich wusste nicht… ob das so eine gute Idee gewesen wäre. Ich hatte Angst! Die Angst, dass du nichts mit mir zu tun haben willst, weil ich das bin, was ich bin! Auch ich hätte gerne gesagt, dass du Yoghurt an den Lippen hast, damit ich es wegküssen könnte! …aber… dann kam sie und ich brachte es nicht über mich…”, ich biss mir unwillkürlich auf die Unterlippe und zog die Schultern merklich hoch, während sich meine Hände dazu entschlossen, sich zuballen. ”…ich will nicht… das du gehst…”, murmelte ich noch zusätzlich erstickend. Und so folgte es auch, dass Tropfen auf den Boden vor mich fielen. Der Unterschied war allerdings, dass ich nur wenige Strähnen im Gesicht hatte, jene allerdings nicht nass waren. Ich drückte meinen Kummer wieder so aus, wie es normal war. So etwas in mich hineinzufressen, verschlechterte meine Psyche wirklich ungemein und ich hatte Angst, irgendwann daran zu sterben. Denn… wenn es so weiter ging, dann würde ich es irgendwann garantiert nicht mehr schaffen, dem ganzen Herr zu werden.
Ich hatte mich schon wieder umgedreht gehabt, als ich seine Hand gespürt hatte und sah nun Gilbert zu, wie er fast hilflos ...nunja, irgendwie versuchte aus dem Becken zu kommen. Ein wenig starr vor entsetzen blieb ich auch einfach mal nur stehen, anstatt ihm sofort zur Hilfe zu kommen, bis ich mich aufraffte, einen Schritt zurückging und in die Hocke ging, um ihm aufzuhelfen.
Nur ganz schmächtig hörte ich seine Stimme, die fast schon forderte, hier zu bleiben. Überrascht und überfordert zugleich versuchte ich ihn zu beruhigen "Ich geh ja nicht." und wusste kaum, was ich tun sollte. Er schien total fertig mit den Nerven zu sein, aber er war ja bis jetzt nur spärlich mit seiner Entspanntheit umgegangen. Weiter suchte ich nach Worten, die sein Gemüt wieder ein wenig entspannen könnten, blieb mir nichtmal genug Zeit zu überlegen, geschweige denn, dass ich überhaupt einmal den Mund öffnen konnte. Schon floss mir auch sein Redeschwall entgegen. Entgeistert starrte ich Gilli weiter an, der nun den..eh schon nassen Boden mit seinen Tränen nässte. Ein fassungsloses "oh." entschwand meinen bleichen Lippen, bevor ich ihn an den Armen packte und hochzog. Im Sitzen weiterzureden schien mir nicht allzu bequem zu sein. Ich starrte Gilbert [oder zumindest seine schwarzen Locken, da sein Kopf geneigt war] weiterhin an und fragte mich nur, wie dumm einem mein Gesichtsausdruck vorkommen konnte...gemischt mit der Blässe rund um meine Nase... Wie fühlte ich mich gerade? Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. Ich hörte nur das starke, knallende Pochen von Gilberts...nein, es war mein Herz. Mein pochendes Herz und die langsame Röte, die mir in die Wangen stieg. "Das war jetzt aber..direkt.", sagte ich und lobte mich gleich hinterher für meine glorreichen Worte, knetete mit meinen Händen das Handtuch, ohne zu wissen, was ich sonst tun könnte.
Erneut gab ich mir einen Ruck, hob meine Hand und hob Gilberts Kinn ein wenig an, sodass er mir wohl oder übel in die Augen schauen musste, grinste ihn dann, ein wenig schüchtern an, bevor ich meine Hände vorsichtig an seine Schultern legte, sein Handtuch glatt strich und meine Hände unbeholfen wieder zu mir nahm. So langsam hatte ich mich auch selbst wieder im Griff, fuhr durch meine nassen Haare und überlegte, was zu tun sei. "Ich hoffe mal, Yoghurt ist nicht der einzige Grund für dich, mich zu küssen." Vorsichtig verschränkte ich meine Hand in Gilberts und führte ihn in Richtung Umkleidekabinen, nahm von einer Ablage ein frisches Handtuch und trocknete ein wenig seinen Oberkörper ab, bevor ich ihm jenes Tuch in die Hand drückte. "Wir sollten uns wirklich umziehen. Bevor du dich noch erkältest."
Ich selbst nahm mir auch ein Handtuch, haderte noch ein paar Sekunden darüber, ob..ich ihn einfach..wieder küssen sollte. Entschied mich dann aber dagegen, weil nicht nur Gilbert sondern auch ich..irgendwie..naja. Also, ich war jedenfalls ein wenig verwirrt. Ich musste erst einmal kurz für mich sein. Seine Worte noch einmal verstehen. So etwas in der Art. "Bis gleich.", vorsichtig strich ich über seine Hand und verschwand mit meinem vorher geholten Anziehsachen in die nächste Umkleide. [...] Er freute sich also über mich? Er mochte..mich? Und wenn AJ nicht wäre, dann.. War er ..vielleicht.. ..in mich verknallt? "Oh mein Gott.", murmelte ich, als ich in meine zerknitterten Jeans stieg. Auch mein Hemd hatte ich schnell wieder an, beides war, wie durch ein Wunder unverschlammt und sauber. Das durfte ich wohl wirklich den Damen am Eingang danken, vermutet ich.
Sobald ich auch fertig war mit dem Umziehen verließ ich die Kabine und ging mir die Haare föhnen. Ich ahnte schon, dass Gilli wohl ein wenig länger brauchen würde, wenn es schon so lange gedauert hatte, sich auszuziehen. Daher setzte ich mich auf eine Besucherbank und wartete, starrte auf meine Hände und fuhr mit meinen Händen durch mein Haar, fixierte dann die Umkleiden, in Erwartung, Gilbert aus einer kommen zu sehen.
Ich strebte nicht danach, mich nun groß wieder vor ihm aufzubauen, um angeblich zu sagen, dass alles nur ein dummer Scherz war. Denn ich konnte es nicht. Ich WOLLTE und konnte es nicht. Und obwohl ich meine ehrliche Ader wieder dafür verfluchte, war ein kleiner Teil meiner Last abgefallen, die sich wiederum erneut in meinen Körper fraß und zu einer anderen Last wurde. Ich glaubte schon fast, die Laster magisch anzuziehen. Und das war nicht sonderlich prickelnd. Um mein Wesen aber irgendwie abzulenken - auch wenn Liam es bereits mit wenigen Worten versuchte - biss ich mir versuchend stark auf die Unterlippe, um mich mehr auf den Schmerz zu konzentrieren, als auf alles andere. So hätte ich es auch verstanden, wenn er einfach gegangen wäre. Einfach, weil ich so ehrlich war und es ihm vielleicht nicht gefiel das zu hören, was ich durch meine Lippen ließ. Ehrlichkeit hin oder her, aber auch dabei gab es gewisse Grenzen, die ich glaubte, deutlich überschritten zu haben. Doch man zog mich wieder auf die Beine, was ich nur schleppend unterstützen konnte. Mir schmerzten die Knie.
Ich hielt den Kopf gesenkt, glaubte nicht, dass es jetzt gepasst hätte das ein verheultes Gesicht dazu beigetragen hätte - anmerkend von einem Mann! - die Situation zu verbessern. Doch ich hatte noch die Kraft dazu, seinen Worten zu lauschen, wo ich mir nicht sicher war, ob ich sie nun als gut oder eher schlecht interpretieren sollte.”…t…t-tschuldige, murmelte ich deutlich leise, konnte nicht mehr unterscheiden, ob sich eine Entschuldigung nun wirklich dazu angebracht hatte, erwähnt zu werden. Ich war komplett verwirrt und es war mir irgendwie peinlich, dass ich nun… das ich SO direkt war. Denn das war ich in solch einer Situation eigentlich nie. Aber, wann kam ich denn mal in so eine Situation? Genau. Nie.
Eigentlich sträubte ich mich dagegen, dass er mein Kinn anhob. Aber nur innerlich, denn äußerlich kniff ich nur kurz die Augen zusammen und glaubte, jeden Moment wieder aufzuwachen. Ein Traum. Ja, dass war es bestimmt. Ich musste nur aufwachen. Vielleicht war ich in der Kabine ja doch ohnmächtig geworden und lag dort noch immer. Ob sie sich Sorgen machten?
Nein, es war kein Traum. Das wurde mir in dem Moment klar, als ich wieder die Augen öffnete und noch immer Liam vor mir stehen hatte. Er grinste. War es lustig, dass ich mich zum Deppen gemacht hatte? Ja? War es das? … das war okay. Ich hatte nichts weiter zu verlieren, als etwas von meinem Stolz, der innerlich so klein war, das selbst eine Maus wie ein Monster erschien. Doch verwunderten mich seine Worte, nachdem ich seine Hände auf meinen schmalen Schultern spürte, die nicht annähernd dazu geeignet waren, große Laster zu tragen. In diesem Moment wirkten sie so zerbrechlich, wie pures Glas. Bitte brecht nicht, ich brauche euch noch.
Ich sah ihn an, wusste darauf nicht zu antworten, aber mir wurde warm ums Herz und ich schaute hinab. Hinab auf unsere Hände, die sich verschränkten und ich merkte, wie mir nicht nur warm ums Herz wurde, sondern auch, wie sich mein Körper erholte. So war es doch wie pures Balsam. Balsam auf meinem gesamten Körper. Erholung pur. Unbeschreiblich. Wärmend und der pure Segen. Jetzt wurde es kitschig, oder?
Von unseren Händen aufgesehen, folgte ich ihm schließlich, um bei den Ablagen erneut stehen zu bleiben. Auch wenn ich seine Hand nicht loslassen wollte, ließ ich es zu. Denn, zwingen konnte ich ihn immerhin schlecht. Wollte es auch gar nicht. Es war unfreundlich. Ich war nicht unfreundlich. Nicht in diesem Leben und nie. Nur damals, als ich mich gewehrt hatte… und dann… starb.
Schnell wurde der Gedanke wieder an die Seite geschoben und ich beobachtete Liam dabei, wie er meinen Oberkörper trocknete, sodass ich es regelrecht merkte, wie mir die Röte wieder auf die Wangen wanderte. Wenn ich daran dachte, was am kleinen See passiert war, so wusch ich diesen Gedanken sofort weg und ersetzte ihn nun durch jenes, was hier passierte. Er war liebevoll. Genauso, wie in seiner Wohnung. Liam kümmerte sich um mich, obwohl er das gar nicht hätte tun brauchen. Nicht, um mich einfach zu trösten. Aber auch wenn es so war… es erfüllte seinen Dienst. Das Handtuch nahm ich entgegen und schaute ihn wieder an. Noch immer beobachtete ich ihn ein bisschen. Tat dies auch mit seinem kurzen Abschied, nickte zustimmend und sah ihm schweigend nach, ehe auch ich mich nun endlich in Bewegung setzte, um mich in die Umkleidekabine zu bewegen, nachdem ich meine Sachen geholt hatte.
Und in der Tat, ich saß länger in meiner Kabine, als eigentlich gewollt. Obwohl ich schon fertig war, stand ich vor einem der Spiegel, um dieses noch immer leicht verheulte Gesicht anzusehen, wobei ich eigentlich glücklich sein musste, waren immerhin meine Sachen sauber und ich war… ehrlich. Mein Gesicht kam mir vor wie ein aufgesogener Schwamm, der an manchen Stellen in rote Farbe getunkt wurde, um aufzufallen. Noch immer war ich in der Erwartung, einfach aus diesem Traum aufzuwachen und starr hinauf an die Decke zu sehen. Auch wenn ich seit Anbeginn des Umziehens versuchte wach zu werden - mit kneifendem Nichterfolg - blieb es so, wie es war. Ich stand angezogen in der Kabine, mit sauberen Klamotten und dem Wissen, genau das getan zu haben, was ich dachte, geträumt zu haben. Es war real. Mir kurz auf die Hände gesehen, seufzte ich leise und zog nun auch die Handschuhe wieder an, um daraufhin die Handtücher in den Korb zu legen. So bewegte ich mich auch langsam hinüber zur Tür, legte die Hand an die Klinke und trat hinaus, wo ich nach etwas umsehen auch Liam entdeckte. Und etwas verwunderte mich… selbst seine beiden Worte “bis gleich”… selbst sie waren keine Einbildung. Mir wurde warm ums Herz.
Ein wenig ungeduldig hatte ich schon mit den Füßen gewippt, als ich Gilli erspähte. Ich grinste breit, als ich ihn sah und beeilte mich, aufzustehen. Zwar hatte er den ganzen langen Moment vorhin gar nichts mehr gesagt - wahrscheinlich hatte er vorhin genug für einen ganzen Tag geredet - bis auf eine kleine Entschuldigung, die ich nicht eines Wortes würdigte, da es weder eine Entschuldigung zu geben noch zu aktzeptieren gab, aber insgesamt, so schien alles nun..in Ordnung zu sein. Hoffte ich zumindest. Das vorhin, das war schon ein wenig Verzweiflung seinerseits gewesen, wenn ich mich nicht irrte. Ich kratzte mich kurz am Kopf- huch, meine Ohren - und lief entspannt auf ihn zu, die Hände in den Hosentaschen, zu ihm hochschauend.
"Fertig?", fragte ich überflüssigerweise..schließlich fielen mir nicht laufend Gesprächsthemen ein. Und schon gar nicht jetzt, wo ich eh keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. Ich nickte Richtung Ausgang, was wohl so viel bedeuten sollte wie, lass uns hier mal weggehen, schlurfte dann auch schon ein wenig los, darauf bedacht, dass er auch mitkommen würde. Nicht, dass ich ihn plötzlich aus lauter Nervosität mit neunzig Sachen abhängen würde. Aus dem Gebäude rauskommend drehte ich mich nochmal zu Gilli um, überlegte dann, was wir nun..tun würden. Worauf mir jedoch gleich wieder einfiel, dass er Unterricht hatte. Mensch. "S-soll ich dich noch zur Schule begleiten?", fragte ich unsicher und strich mir ein paar Strähnen hinter's Ohr, verschämt lächelnd.
Plötzlich schüttelte ich den Kopf. "Ich geh jetzt einfach mit.", bestimmte ich und schlug die Richtung ein, die ich für richtig hielt. Irgendwie war ich extrem verunsichert. Und, was war jetzt zwischen uns? Freundschaft..irgendwie ja nicht mehr. Liebe auf keinen Fall. Also, jetzt doch noch nicht.
Ich schob die Gedanken beiseite und dachte mir, dass eigentlich alles okay war, solange es nicht der angespannten Situation wie vorhin glich. "Du gibst mir doch sicher noch deine Handynummer, oder?", fragte ich und kramte in meiner Hosentasche nach meinem uralten Handy, während ich den Weg zur Schule einbog.
Noch immer war es kein Traum und ich war dermaßen erleichtert, dass es die Realität war. Ich fühlte mich doch irgendwie erleichtert. Und ich fühlte mich nun wesentlich ruhiger, als zuvor. Womöglich ganz im Gegenteil zu Liam. Hatten wir die Rollen vertauscht? Seine knappe Frage beantwortete ich, indem ich einfach nickte und ein ruhiges ”ja“, hinzufügte. Daher folgte ich ihm schließlich auch und suchte auf dem Weg nach draußen meine Innentaschen ab. Und kaum hatten wir das Gebäude verlassen, schaute ich etwas auf, um ihn anzusehen. Und wirklich. Dieses mal waren die Rollen doch irgendwie… vertauscht. Während ich mich in meiner Ruhe wieder gefangen hatte, wirkte mir Liam etwas… aufgewühlt. Aber auch… ziemlich süß. Innerlich musste ich warm lächeln, was sogar nach außen drang. Ich konnte doch nicht anders.
Und da wollte ich gerade antworten, als er sich selber schon dazu brachte, zu antworten. Nachdem ich meine Zigaretten herausgefischt hatte und auch das Feuerzeug, stippte ich mir einen der Giftstängel in den Mundwinkel, um die Schachtel im inneren wieder zu verstauen. Dennoch folgte ich ihm schweigend, noch immer vor mich herlächelnd. Ja. Ich fühlte mich durchaus besser. So wie… erlöst. Dumm, oder? Nachdem ich auch meine Zigarette angemacht hatte, verschwand das Feuerzeug ebenfalls wieder in der Tasche und ich blies den Qualm etwas zur Seite aus, während ich meinen Katzenfreund etwas von der Seite musterte. ”…ich würde mich sehr darüber freuen“, murmelte ich leise und packte den Stängel erstmal zwischen Zeige- und Mittelfinger. Doch eines verwirrte mich wieder etwas und zwar die Frage nach dem Handy, sodass ich etwas blinzelte und nach oben in die Luft sah, während ich mir die Zigarette wieder in den Seitenwinkel steckte und mir der beißende Qualm ins Auge stieg, sodass ich es zukneifen musste. Wieder gerade aus geschaut, lächelte ich entschuldigend. ”…uhm… würd ich gerne, aber… ich besitze kein… Handy…”, Fakt war einfach, ich kam mit diesen Teilen einfach nicht zurecht, ”…und um ehrlich zu sein… hatte ich noch nie eines…” Obwohl es eigentlich ein toller Gedanke wäre, so etwas zu besitzen, um jemanden zu erreichen. Wenn es wichtig war oder so. Aber wenn man damit nicht umgehen konnte, war das schon eine andere Sache.
come from: Shima No Koji :: Das Waisenhaus :: 2. Stock/ Jungentrakt Austausch :: Zimmer 28 - Yue, Ryu
"Badehauuuuus!!!" rief ich begeistert. Vieleicht etwas kindisch, aber egal. Ich wollte nur noch ins Wasser. "Boa sogar mit außenbereich." meine Augen funkelten. Ich war in meinem Leben erst einmal in einem Onsen gewesen. Damals war ich sechs... "Lass uns in den Außenbereich gehen." funkelte ich Ryu an und lief zu einer der Umkleiden um meine Sachen da abzulegen und mir ein Handtuch um die Hüften zu wickeln. Ich dachte gar nicht an die ganzen Kratzer über all an meinem Körper, es war eh nur Ryu hier also war das nicht so schlimm. wieder flitzte ich quer durchs Bad, wo ich ausrutschte und mich mal wieder der länge nach hinpackte. Leider schlitterte ich noch ein Stück weiter bis die Holztür zum Außenbereich mich bremste. "Outch..." murmelte ich und hielt mir die Nase.