Am äußersten Rand des Parterres befindet sich das Gemeinschaftsbad der Mädchen. Gleich gegenüber liegt jenes der Jungen. Es besitzt zahlreiche Waschbecken samt Spiegel, eine große Badewanne und zwei Duschkabinen. Die meiste Zeit des Tages gleitet ein angenehmer Duft von Frauenshampoos durch die Luft. Der Vorraum kann als Umkleideraum benutzt werden; dort liegen rund um die Uhr frische Handtücher zur freien Verfügung bereit. Der Außenbereich grenzt direkt ans Gemeinschaftsbad an.
Ich zog meine Uniform aus und ging schon mal zur Tür die nach draußen führte. Etwas verlegen schaute ich zu ihr rüber und kratzte mich dabei am Hinterkopf. "Ja, seit dem 2. Weltkrieg. Während des Krieges mussten meine Familie und ich aus Japan flüchten. Dabei bin ich von ihnen getrennt worden. Aber naja, das is Geschichte. Was zählt is das wir jetzt baden gehen."
Erstaunt sah Jona Evangeline an. Wie alt war das Mädchen? Sie schüttelte erstaunt den Kopf, ließ dann ihre Sachen liegen und griff sich ein Handtuch um Evangeline nach draußen zu folgen.
Jona sah etwas verwundert aus. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet das ich sc hon so alt war. Wortlos lief sie an mir vorbei nach draußen, woraufhin ich ihr folgte.
Beinahe panisch kam ich zur Tür rein gestürzt. Ich wollte so schnell wie möglich weg, so peinlich war mir das eben. Da ich nicht aufpasste und meine Füße noch nass waren dauerte es auch nicht lange das ich ausrutschte und hinfiel. Ich schlug mit dem Hinterkopf auf den Fliesen auf und blieb erstmal eine weile liegen ehe ich wieder aufstehen konnte. Etwas benommen torkelte ich zu meinen Klamotten und nahm mir mein Handtuch um mich abzutrocknen.
"Evangeline?", rief Jona und betrat den Raum. Sie sah Evangeline gerade zu ihren Sachen torkeln und blieb für einen Moment verlegen in der Tür stehen. Hatte Evangeline ihre Worte von eben wirklich ernst gemeint? Aber wieso konnte sie sich eine Beziehung mit Jona vorstellen? Das Mädchen konnte die Gefühle der anderen nicht wirklich nachvollziehen. Natürlich mochte sie Evangeline, sehr sogar, aber halt nur als Freundin. Eine Beziehung hatte sie sich bisher nur mit einem Mann vorstellen können. "Es tut mir leid.", flüsterte sie deshalb, kaum hörbar. "Aber lass uns erst einmal nur Freunde sein, ja? Ich weiß nicht, ob ich mit einem Mädchen...", sie schüttelte den Kopf und zupfte leicht verlegen an ihren Ohren. Warum sagte sie nun so etwas? Sie straffte den Rücken und legte etwas mehr Festigkeit in ihre Stimme. "Komm, lass uns frühstücken gehen! Wir sind wahrscheinlich einfach beide noch nicht ganz wach.", sagte sie und zeigte ein unsicheres Lächeln.
Ich drehte mich zu Jona um und schaute sie verlegen an. "Entschuldige Jona." murmelte ich leise. "Eigentlich wollte ich erstmal ein paar Freunde finden bevor herauskommt, das ich lesbisch bin. Deswegen meinte ich vorhin das ich mir vorstellen könnte mit dir zusammen zu sein. erklärte ich ihr wobei ich wieder etwas rot wurde. "Was meine Gefühle für dich angeht bin ich mir nicht so sicher was ich empfinde. Ich weiß das es mehr ist als nur Freundschaft aber ob es wirklich Liebe ist oder nur eine besonders stake Zuneigung weiß ich nicht. Entschuldige bitte das ich dich so durcheinander gebracht habe. Ich wandte meinen Blick kurz von ihr ab als ich das Ticken einer Uhr hörte. "Oh shit! Es ist schon 08:05 Uhr. Wir haben keine Zeit mehr zum Essen."
Mit ernstem Gesicht hörte Jona Evangeline zu und nachdem diese geendet hatte, nickte sie mit einem Lächeln. "Eine Freundin hast du auf jeden Fall schon gefunden.", fügte sie grinsend hinzu. Auf Evangelines Feststellung bezüglich der Uhrzeit hin riss Jona schockiert den Mund auf. "K-kein Essen?", stotterte sie und es sah fast so aus, als würden Tränen in ihre Augen treten. Währenddessen begann ihr Bauch wie auf Kommando zu knurren. Ob ich mir noch irgendwo etwas stibitzen kann?, überlegte sie und begann leicht suchend durch die Luft zu schnuppern. Mit wenigen Schritten trat sie dann an ihre Sachen, trocknete sich schnell ab und schlüpfte in ihre Schuluniform. "Ich versuche mich zu beeilen, vielleicht finde ich irgendwo noch schnell etwas.", erklärte sie an Evangeline gewandt und griff sich alles, was sie mitgebracht hatte. Die Sachen unter den Arm geklemmt trat sie an die Tür. "Haben wir zusammen Unterricht? Ach, wenn nicht, dann finde ich dich danach schon wieder.", sagte sie schnell, tippte dabei lächelnd auf ihre Nase und verschwand dann aus dem Bad.
"Bis dann!" rief ich ihr noch hinterher bevor sie verschwunden war. Ich sollte mich jetzt auch auf den Weg machen. dachte ich mir und zog mich langsam an. Nur noch 10 Minuten dann würde mein erster Schultag beginnen. Ich war schon total aufgeregt und konnte es kaum abwarten meine neuen Klassenkameraden kennen zu lernen. Nachdem ich mich fertig angezogen hatte begab ich mich zu dem Raum in dem meine Klasse Unterricht hat.
Ich watschelte noch recht verpennt über die Gänge und verfehlte ein paar Mal den Ausgang, da ich mich immernoch nicht wirklich zurecht fand. War schon peinlich irgendwie, nicht? Verpeilt fummelte ich an meinen kurzen Haaren und blinzelte hin und her, um mich zu vergewissern, dass ich auch auf dem rechten Weg war. Überall in meinem Haar fand ich Sandkörner und weiteres.. Grünzeug, dass nicht gerade gern gesehen wurde. Nicht nur von mir. Und das war auch der zweite Grund wieso ich schon ein bisschen paranoid herumblickte. Als ich endlich das Gemeinschaftsbad der Mädchen fand, schmiss ich meine Sachen in die Ecke und betrachtete mich zum ersten Mal in diesem Morgen im Spiegel. Meine Haare standen zu Berge und meine Spangen verteilten sich überall auf meinem Kopf. Eines hing sogar noch an meiner Bluse. "Ohje..", murmelte ich und musste aber im nächsten Moment über mich selbst lachen. Wie sah ich nur aus! Kichernd wusch ich mir das Gesicht.
Nachdem ich den ganzen Weg von meinem Zimmer bis hierher gerannt war kam ich etwas aus der Puste im Mädchenbad an. Sofort stellte ich fest das ich nicht alleine war. Ein anderes Mädchen betrachtete sich gerade im Spiegel. Wenn man davon absah das ihre Harre total verwuschelt waren und sie irgendwelches Grünzeug in den Haaren hatte war sie echt hübsch. Sie hatte schulterlange blode Haare und golden glänzende Augen. Sie war ungefähr einen halben Kopf größer als ich. "Guten Morgen." grüßte ich sie kurz und betrachtete mich dann ebenfalls im Spiegel. Auch meine Haare waren etwas verwuschelt, aber das war bei mir nichts neues.