Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
Das Hirn einer Schnecke?! Junge! Das Hirn hier ist 490 gottverdammte Jahre alt! Du machst einen wahnsinnig Arghhhdfiuhsfdui!!! Ja, er kochte vor Wut. Er konnte es kaum erwarten in diesen verdammten Hals zu beißen um den Jungen endlich still zu stellen. Dem werde ich sein freches Mundwerk zerstören! Ich zerfetz dich wie ein Sägeblatt! Ich schlitz dich mit Rasierklingen auf und lasse dich langsam verbluten! Während er den Jungen in Gedanken nur so mit Beschimpfungen bombardierte, ließ er sich äußerlich nichts anmerken und atmete tief und ruhig. Er blieb reglos, schaute ihn an und strahlte eine bedrohliche Ruhe und nahezu spöttische Gelassenheit aus, die Elions Nervosität und Furcht nur steigern sollte.
Als er sich endlich beruhigt hatte, beugte er sich zu ihm runter und ließ erneut seine Nase hoch und runter fahren. "Was wohl?! Jetzt halt endlich still", flüsterte er kaum hörbar. Elions Puls jagte das Blut so unbarmherzig, dass Ayato davon der Kopf weh tat. Die Adern an seinem Hals traten prall und pochend hervor, spannten seine Haut zum zerreißen. Ayatos Lippen öffneten sich ein wenig und die weißen Fangzähne blitzten. Der Vampir zuckte zusammen, als seine eisigen Lippen sich fest auf seine Haut pressten und sie so seine Halsschlagader festklammerten. Sofort kniff er die Augen zusammen und jeder Muskel seines Körpers krampfte sich zusammen. Er war wie in Trance. Nichts kümmerte ihn mehr. Jetzt begehrte er nur noch das Blut.
Und dann jagte ein erfülltes Gefühl durch Ayato und er erzitterte bis in seine Fingerspitzen. Er grub seine Zähne in Elions zuckendes Fleisch, als würde er herzhaft in einen saftigen Apfel beißen. Sofort schoss das Blut heraus, quoll über seine Lippen und ergoß sich pulsierend im Takt von Elions Herzschlages in seinem Mund. Mit viel Anstrengung ließ er dann das Gift austreten und ließ von Elion ab. Er musste sich in die eigene Faust beißen, um sich nicht nochmal auf den Jungen zu stürzen.
Er schaffte es nicht ganz ruhig zu sein und musste sich ab und zu drehen und wenden. Das schien dem rothaarigen gar nicht zu gefallen und er sagte zu ihm, dass er endlich still halten sollte. Die letzten Minuten waren so höllisch angestrengt geworden. Außerdem hatte sich noch nie ein Junge auf ihn gesetzt. Geschweige denn überhaupt jemand durfte ihm so nah sein. Elion biss sich auf die Unterlippe, versuchte sich auf das Ende zu konzentrieren. Am Ende war es noch nicht mal so schlimm, wie es sich alle vorstellten. Immer noch hatte Ayato ihn voll und ganz in seinem Griff, er war ihm also völlig untergeben. Allein schon der Gedanke ließ ihn wieder rot werden. Das er dem anderen damit Konzentration wegnahm hatte er nicht gewusst. Elions Herz schlug immer schneller und er hatte die Augen geschlossen. Vielleicht würde der Schmerz so nicht in ihn durchdringen. Und dann war es soweit, er konnte es spüren, wie die Lippen des anderen seinen Hals berührt hatten. Der Rest verlief quälend langsam. Als würde man auf ihn einstechen bohrten sich die Zähne in seinen Hals. Elion stöhnte laut auf, es machte ihm Angst, dieses unbekannte Gefühl. Immer noch diese komischen und dennoch weichen Lippen auf seiner Haut. Ayato hatte angefangen von seinem Blut zu trinken. Er konnte das leichte Saugen spüren. Komisch, dass er nicht starb. Es fühlte sich fast so an, als würde Ayato an seiner Haut herum saugen. Tat es ihm eigentlich gut, wenn er das Blut zu sich nahm? Mittlerweile öffnete Elion die Seelenspiegel um einen Spalt, der rothaarige war mehr als konzentriert gewesen. Dann der befreiende Schmerz, Ayato wandte sich von ihm ab und Elion blieb zunächst liegen. Als er sich langsam aufrichtete viel ihm auf, wie schwer sein ganzer Körper geworden war und er musste sich einen Moment den Kopf halten. Plötzlich war ihm aufgefallen, dass sein Gegenüber in seine eigene Hand biss. Elion war ein wenig erschrocken, wie konnte man sich selbst verletzten. Er wusste nicht, dass sein Blut, das gerade seinen Hals hinunter tropfte so lecker für den rothaarigen war. „Alles in Ordnung?“, fragte er leise und angestrengt, fiel aber dann wieder aufs Bett und vergrub sein Gesicht im Kissen. Stechende Schmerzen, was war denn los? „Ayato was...mein...ah!“
Er hätte ihn von sich schieben können, ihn wegzustoßen, doch wie erwartet könnte man nichts ausrichten, Ayatos Griff war wie der einer Würgeschlange, während er gierig und in schnellen Zügen die warme, hungerstillende Flüssigkeit aus seinem Hals getrunken hatte. Jetzt stand Ayato in einer Ecke, so gut es ging an die Wand gedrückt. Sah durch Elion hindurch ins Leere, als wäre er nur eine Erscheinung aus Licht und Nebel, nicht fest, nicht greifbar, flüchtig. Doch Elion konnte sicher seinen durchbohrenden Blick sehen, das leuchtende Grün seiner Katzenaugen, funkelnd wie Smaragd, das ihn fixierte. Noch immer konnte Ayato nicht von seiner Faust ablassen. Würde er sich jetzt bewegen, würde er sich auf ihn stürzen und ihm den letzten Tropfen austrinken. Was war los? Sonst biss er einmal zu, ließ das Opfer vergessen und ging seinen Weg. Doch bei Elion konnte er sich kaum beherrschen. Er wollte mehr. Ayato hörte auf zu atmen, denn der Blutgeruch verbreitete sich im ganzen Raum. Er war nicht mehr er selbst.
Schließlich sackte in sich zusammen. Sein Kopf schwankte unkontrolliert. Ihm brannte eine verzweifelte Frage auf den Lippen. Was ist los?! Als Ayato sich einigermaßen eingekriegt hatte, stand er auf und entfernte seinen Mund von seiner eigenen Faust. Er hatte sich doch tatsächlich selber gebissen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. "Man, das war vielleicht verrückt, was?" Keine Antwort. Fragend blickte er zu Elion und sah diesen sich auf dem Bett zusammenkauernd. Dann begriff er. Ayato sah ihn an, das Gesicht frei von jedem Ausdruck, die Augen reglos und in ein geheimnisvolles Funkeln getaucht, starr wie eine Statue. Er blieb stumm. Ayato trat zu ihm, beugte sich herab und legte ihm die Hand auf die nasse, fiebrige Stirn. In seinem Gesicht zeigte sich ein Anflug von Wehmut und eine Spur tröstendes Mitleid. Gleich würde sein Herz aufhören zu schlagen. Ayato konnte es klar und deutlich hören. Aufmunternd tätschelte er ihm auf dem Kopf, was so viel wie 'gleich hast du es geschafft' bedeuten sollte. Doch so plötzlich wie es gekommen war, verschwand sein Mitleid auch wieder.
Egal was er machte, es brachte den weißhaarigen jedes Mal wieder aus der Fassung. Allein schon, wie sie sich kennen gelernt hatten. Mit der einzigen Absicht von seinem Blut trinken zu wollen hatte er sich zu ihm begeben. Eigentlich wollte Elion sich noch eine Mahlzeit dort kaufen, vielleicht einen kleinen Tee, oder ein Croissant. Oh ja, er hatte heute besonders Lust auf Französische Lebensmittel. Aber das würde ja alles nicht mehr gehen, weil der rothaarige ihm einen schönen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Und das alles umsonst. Der hatte doch tatsächlich versucht den kleinen einzuschüchtern, sodass er sich von ihm beißen ließ. Allerdings hatte der weißhaarige schnell verstanden, was dem Vampir eigentlich wichtig war. Bestimmt nicht diese Rundführung, die er ihm versprochen hatte. Nein, die wurde gar nicht mehr erwähnt. Er hatte es von Anfang an nur auf sein Blut abgesehen. Die Menschen mussten wohl das beste von allen haben, wenn er schon durchs Fenster kletterte um in den Raum zu gelangen. Dabei musste er doch einen Schlüssel besitzen, da er das Zimmer auch als erstes gekannt hatte. Wie auch immer, den müsste Elion dann bekommen, weil er das Fenster bestimmt nicht nutzen würde. Aber das schlimmste hatten die beiden immer noch vor sich gehabt. Der Moment, an dem Ayato ihn gebissen hatte. Obwohl der Zeitpunkt vorher fast noch aufregender schien. Der rothaarige hatte sich wirklich auf ihn drauf gesetzt und war ihm besonders nah an den Hals gekommen. Er wusste nicht wieso, aber dieses Szenario spielte sich die ganze Zeit in seinem Kopf ab. Dieser starke Körper, der sich aber nicht schwer anfühlte, diese Hände an seinen Gelenken und dann auch noch die Lippen auf dem Hals. Das waren einfach so viele Berührungen auf einmal gewesen. Elion war schon fast komplett rot im Gesicht, aber dies hatte den Jungen doch nur gereizt schneller in seine Haut zu beißen und das Blut zu nehmen. Ayato machte einen gierigen Eindruck und schien auch ziemlich unregelmäßige Schlücke zu nehmen. Die Schmerzen waren noch auszuhalten, doch es war nichts schönes gewesen. Als die Lippen sich endlich von Elion gelöst hatten war ihm schlecht geworden. Und seit dem lag er dort. Was wäre eigentlich passiert, wenn Ayato nicht auf ihn zugegangen wäre. Hätte der weißhaarige seinen Traum besser verfolgen können? Oder wäre er einfach wieder nach Hause gegangen? Jetzt konnte man ohnehin nicht in die Zukunft sehen. Elion spürte, wie ihm die Luft weggeblieben war, doch irgendwie war er noch am Leben. Er konnte eine Wärme an seinem Kopf spüren und schloss nach einem Moment gequält die Augen. Während er laut auf stöhnte, bäumte er sich nach vorne, als würde ihn etwas in den Rücken piksen. Nach einigen Minuten war es soweit. Er war bei Sinnen und konnte die Augen öffnen, blickte in die grünen und irgendwie auch schönen Seelenspiegel des rothaarigen. „Wo..bin ich?“, fragte er leise und angestrengt, sein Mund tat ihm weh. Wahrscheinlich lag es daran, dass seine Zähne anfingen sich neu zu positionieren und Spitzer wurden. Er fühlte sich total anders, leblos, aber gleichzeitig noch am Leben. Dieser Moment war so gruselig, es machte ihm regelrecht Angst. Weswegen er auch ziemlich froh war, dass er Ayato in der Nähe hatte. Immer noch konnte er sich daran erinnern, wie Ayato an seiner Haut herum gesogen hatte. Das Gefühl wollte einfach nicht aus ihm heraus gehen. Bei dem Gedanken wurde er sogar ein bisschen rot. Aber er blieb zunächst liegen, weil er sich nicht sicher war, ob er schon auf eigenen Beinen stehen konnte.
"Deine ach so schönen Träume vom Reichtum und der damit verbundenen Faulheit ... ein Leben am Strand und im Sonnenschein wurde jäh zerrüttet, zerschlagen von den schleimigen Tentakeln der Realität. Du bist bei mir im Zimmer .. eh entschuldige - unser Zimmer. Und du bist jetzt ein Vampir." Ayato wusste nicht was los war. Aber er hatte plötzlich dieses starke Verlangen dieses Wesen vor ihm zu beschützen. Elion kam Ayato ohne seinen Schutz so zerbrechlich, so schutzlos vor. Und Blut mit so einem Geschmack musste beschützt werden. Niemand durfte es kosten - niemand außer Ayato. Bei der Erinnerung an Elions Blut leckte sich Ayato die Innenseite seiner Unterlippe. "Ruf mich wenn du Hunger hast", murmelte der rothaarige Vampir dann kaum hörbar. Elions Blut war verdammt berauschend! Ayato atmete tief durch und torkelte wie in einem wunderbaren Drogenrausch schlaftrunken ins Badezimmer. Total benebelt sah Ayato sich im Badezimmerspiegel an. Was stimmte bloß nicht? Er spritzte sich ein wenig Wasser aufs Gesicht und ging wieder Richtung Bett. Er musste sich hinlegen. Er musste diesen Rausch in Ruhe auskosten. Ayato ließ sich einfach neben Elion fallen und starrte an die Decke.
Und jetzt verspürte Ayato alle möglichen Gefühle. Er verspürte Angst. Elion hat Angst. Dieser Satz wiederholte sich in Ayatos Kopf unendliche Male, so dass ihm davon schon der Kopf pochte. "Hab keine Angst", gab er dann knapp von sich und klopfte sein Kissen auf. Wie ein kleines Kind kuschelte er sich dann an das Kissen und grinste vor sich hin. Wieso hatte er sowas nicht schon viel früher gemacht? Es war ein unglaubliches Gefühl. Aber irgendwie bekam er das Gefühl nicht los, dass es Elion noch bitter bereuen würde.
Eigentlich konnte Elion sich diese blöde Frage auch sparen, denn als er schon in die Richtung des rothaarigen sah, war ihm schon dieser Raum aufgefallen. Hier war es passiert und jetzt lag er da im Bett des anderen und wusste einfach nicht, was machen. Er war völlig orientierungslos, schien wie neu geboren und war auf den anderen angewiesen. Ausgerechnet auf Ayato, den er überhaupt nicht leiden konnte. Wenigstens bekam er keine blöde Antwort, auch wenn er sich den Anfang hätte sparen können. Elion tippte ihm auf die Stirn und antwortete ihm, wenn auch leise und angestrengt. „Du Trottel. Ich bin doch reich. Das wird sich schon nicht ändern. Wer soll dir denn sonst deine Kleidung kaufen. Ich hab dein Oberteil verschmiert... tut mir Leid.“. Die Flecken würden bestimmt nicht so einfach aus der Kleidung zu entfernen sein. Eigentlich hätte er sofort wegwerfen können, die waren hin. Selbst die Klamotten von Elion. „Wo ist mein Hut?“, fragte er den rothaarigen. Er war wahrscheinlich hinter das Bett gefallen, als die beiden mit sich selbst beschäftigt waren. Um ehrlich zu sein war das nicht der passende Moment um darüber nachzudenken, wo seine Anziehsachen sich befanden. Aber es war ihm wichtig, dass seine Blumen nicht zerstört und immer noch in den Glassturz geschützt waren. Mittlerweile begab sich der rothaarige in einen anderen Raum und Elion hatte nicht mitbekommen, was er tatsächlich meinte. Der weißhaarige biss sich einen Moment lang auf die Unterlippe, dieser pochende Schmerz würde wahrscheinlich noch ein wenig länger bleiben. Wie ging es eigentlich dem rothaarigen nach dem Biss? Ernährten die sich eigentlich noch von anderen Lebensmitteln, als von dem Blut anderer? Und würde Ayato das jetzt immer mit ihm machen? Etwas verwundert, dass Ayato ihn nicht aus dem Bett gescheucht hatte blieb er liegen und beobachtete den anderen. Dieser legte sich einfach zu ihm, schien sich über das Geschehen sichtlich zu freuen. Er grinste, währen das Gesicht des 16-jährigen neutral war. Und Angst haben sollte er auch nicht mehr. Hieß das, es war vorbei und es würde keine schlimme Phase mehr kommen wie eben? Elion war also nun ein Vampir. Neugierig berührte er seine spitzen Zähne, schnitt sich selbst an ihnen. „Autsch!“ Wie blöd musste man eigentlich sein. Elion beobachtete sein Blut. Ayato wollte es haben. Hieß das, dass Elion irgendwann auch Blut haben wollte? Er hatte Angst, jemanden zu verletzen. Und war gleichzeitig unsicher, wie er mit seinem Durst nach Blut umgehen sollte. War das wirklich so einfach, wie man es sich vorstellte? Zubeißen und fertig? Nach einer Weile hatte Elion die Augen wieder geöffnet. Sein Körper wurde verdammt unruhig. Was war denn jetzt los? Unsicherheit, ja, die prägte ihn schon die ganze Zeit. Er konnte seinen Körper kaum kontrollieren. Und irgendwie schon Ayato immer besser zu wissen, was in Elion vorging als er. Der weißhaarige fasste sich an den Bauch. Keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte. Vielleicht würde er bald Blut haben wollen? Er war sich nicht sicher und blieb erst mal ruhig. Das musste sich doch bestimmt legen.
Eine lange Zeit lang lag Ayato einfach nur da, kuschelte sich wie ein kleiner Junge an sein Kissen und grinste vor sich hin. War er gerade auf nem' Trip?! Alles war so verdammt schön und Ayato konnte für einen Moment lang seine Sorgen vergessen. Er wollte schon die ganze Zeit etwas sagen, aber die Worte schienen ihm im Hals stecken zu bleiben. Stattdessen kicherte er immer wieder los und wuschelte durch Elions Haare. "Du willst mir Klamotten kaufen?! Musst du nicht~", säuselte er bevor er wieder loskicherte. Dann sah Ayato kurz an sich runter. Tatsächlich, sein Hemd war voller Blutflecken. Was für eine Verschwendung.. Enttäuscht unterdrückte er sich ein Schmollen.
Und wie Ayato es vorausgesehen hatte - der Junge bekam Hunger. 'Neugeborene' Vampire waren unausstehlich. Sie hatten diesen non-stop Hunger. Also hielt Ayato ihm den Zeigefinger hin. "Na los, beiss schon. Aber solltest du die Kontrolle verlieren bring ich dich eigenhändig um." Würde er natürlich nicht. Dieses Blut musste beschützt werden. Er würde ihn nur anketten und nie wieder frei lassen. Ja - genau das würde er tun.
Eigentlich war sich der weißhaarige bis zum Anfang nicht sicher gewesen, ob er das mit dem Vertrag tatsächlich machen sollte. Vor allem als es darum ging, dass nicht alle Menschen dem gewachsen waren. Aber im Grunde genommen hatte er es gut überlebt. Der Biss an sich war nicht total schmerzvoll verlaufen, sodass Elion sich nach einer Weile beruhigt hatte und nicht mehr wie verrückt an der Bettdecke gebunden war. Er konnte mittlerweile sogar etwas lauter reden und bewegte sich deutlich mehr als vorher. Es tat auch nicht besonders weh den Kopf zu wenden. Das einzige, was ihm nicht so gefiel war das pochen der Wunde, die Ayato hinterlassen hatte. Wie lange es wohl dauern würde, bis der Schmerz vorüber ging? Er war sich nicht besonders sicher, aber wenn es zu lange war, würde der rothaarige dafür büßen. Oh ja, der weißhaarige würde Pläne schmieden und dafür Sorgen, dass es Ayato schlecht ging. Wahrscheinlich hatte er ihm schon keinen Gefallen damit getan, dass sie sich das Zimmer teilten. Oder er drehte ihm einfach den Bluthahn zu. Das klang ganz schön witzig. Einfach mal kein Blut mehr geben. Ja, solange der Schmerz anhielt musste auch er daran leiden. Ob er es wollte oder nicht, Elion entschied. Die ganzen Blutflecken hatte Elion nicht beabsichtigt und es tat ihm wirklich Leid. Schließlich hasste er es selbst, wenn seine Sachen zerstört worden waren. Und vielleicht handelte es sich um die Favoriten in seinem Kleiderschrank. Elion hatte den Entschluss gefasst ihm etwas neues zu kaufen, doch er wollte nicht. Wieso denn nicht? Der weißhaarige hätte mehr als genug Geld. Er war in der Lage ihm das Oberteil sogar doppelt und dreifach zu kaufen. Zusätzlich wurde ihm auch noch durch die Haare gewuschelt und aus unerklärlichen Gründen wurde er wieder rot. „Pack mich nicht an“, knurrte er ihn an und schubste ihn ein wenig von sich weg. Blödmann. Idiot. Trottel.Vollhorst! Was gab es eigentlich die ganze Zeit zu lachen? Der weißhaarige wurde schon wieder ein bisschen rot und versuchte sein Gesicht ein wenig in der Decke zu verstecken. Das war ihm peinlich immer wieder rot anzulaufen. „Was ist denn so lustig?“, fragte er leise nach, sein Zustand hatte sich ein kleines bisschen gebessert, auch wenn er sich immer noch schwach fühlte. Hatte sich die ganze Sache für ihn tatsächlich gelohnt? Ayato schien es gut zu gehen, womöglich noch besser, als der rothaarige selbst es erwartet hatte. Das Blut des 16-jährigen hatte es in sich, darauf hätte er wirklich stolz sein können. Als er dann auf einmal Hunger bekam, war ihm das noch nicht mal wirklich bewusst. So als Neuer in der Welt der Vampire stellte sich der weißhaarige ganz schön komisch an. Fast wie Babys. Die schrien vor sich hin und die Eltern mussten wissen, was mit denen los war. Hier war es aber so, dass Elion sich an den Bauch fasste und sein Gegenüber sofort wusste, was mit ihm war. Allein schon bei dem Gedanken vielleicht Durst haben zu können würde dem Jungen wieder flau im Magen. Auf einmal hielt der rothaarige ihm den Finger hin und Elion war nicht sicher, ob er es machen wollte. Doch sein Bauch verlangte einfach danach. So nahm er sich die Hand des anderen und sah sich diese etwas länger an. Und langsam fing er an zu spüren, wo und in welche Richtung das Blut floss. Eine komische Eigenschaft. Bevor sein Gegenüber ungeduldig wurde, näherte er sich mit seinen spitzen Zähnen dem Finger, versuchte zunächst vorsichtig rein zu beißen. Nein, Elion schaffte es noch nicht mal einen Finger zu durchbohren. Nicht so einfach, wie er dachte... aber sollte er wirklich fester beißen? Tat das dem anderen nicht weh?
Irgendetwas hatte der Weißhaarige vor. Ayato konnte es spüren. Komisches Gefühl, dachte er sich sofort. Und er spürte sogar, dass es etwas war, was ihm überhaupt nicht gefallen wurde. Nachdenklich zog er seine Augenbrauen zusammen und versuchte dieses Gefühl zu vertiefen. Keine Chance, noch war ihre Verbindung nicht stark genug. Also wuschelte Ayato einfach drauf los, wurde dann aber auch schon ein wenig weg geschupst. Wieder kicherte Ayato drauf los - aber warum? Brauchte er überhaupt einen Grund? "Was so lustig ist? Niiiichts~", schnurrte er und zog die Decke über sich. Schon bald wurde es kuschlig warm, was dem normalen Ayato eigentlich egal wäre. Der normale Ayato schläft normalerweise ohne Decke. Er kann im Sitzen, sogar im Stehen schlafen. Aber jetzt auf diesem Trip wollte er es unbedingt kuschlig und warm haben. Er fühlte sich auf einmal so menschlich. Aber er froh, dass er sich nicht mehr an die Zeit erinnern konnte.
Ayato hatte sofort bemerkt, dass Elion Hunger hatte. Also hielt er ihm einfach den Zeigefinger hin und wartete. Erst schien es so, als hätte Elion keine Ahnung was er jetzt mit dem Finger anstellen sollte. Ayato seufzte genervt und hielt ihm einfach weiterhin den Finger vors Gesicht. Schließlich begriff Elion doch und biss zaghaft in Ayatos Zeigefinger. Kurz zuckte Ayato auf und verkrampfte seinen Mund. Er war es nicht mehr gewohnt gebissen zu werden. Er wurde in seinen ganzen 490 Jahren vielleicht ein oder zwei Mal gebissen. Wieder dachte er sich komisches Gefühl. Was war das denn?! Wieso versuchte er vorsichtig zu sein? Neugierig hob Ayato eine Augenbraue und sah Elion an. "Ehm.. nicht so schüchtern. Ich beiß schon nicht zurück", meinte Ayato dann scherzend und kicherte wieder los. "Feigling", säuselte er noch kurz bevor er seine Augen schloss um diesen Trip auszukosten bevor er nachlassen würde.
Von wegen es gab nichts lustiges. Elion war kurz davor seinen.. hm.. was war er denn eigentlich? Er wusste noch nicht mal, wie er den rothaarigen nun nennen sollte. Jedenfalls war er kurz davor ihn zu erwürgen und das auch noch eigenhändig. Mittlerweile hatte er sich verändert und ob es an dem Blut des Jungen lag wusste er nicht. Aber er schien freundlicher als vorher und das gefiel dem weißhaarigen eigentlich ganz gut. Vielleicht sollte er öfter so bleiben. Aber er hatte vor ihm noch einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das ganze Blut nehmen, den Bluthahn zudrehen. Ja, das würde eine lustige Angelegenheit werden. Schon in seinen Jungen Jahren hatte der weißhaarige einen gemeinen Umgang mit vielen Menschen gehabt. Als er noch in England lebte und seine zukünftige Braut Monique noch am Leben war, hatte er sie den ganzen Tag so oft es ging schlecht behandelt. Sie stand immer unter ihm und musste alles für ihn tun. Die Frau sollte schließlich auch etwas nützen. Obwohl er schon immer etwas gegen sie hatte, so nahm er sich vor sie nicht gleich aus dem Haus zu schmeißen. Schon damals konnte er sich nicht vorstellen sie zu heiraten. Aber jetzt war das ohnehin kein Thema mehr, denn das Mädchen war in der besagten Nacht verschwunden und wahrscheinlich war Elion an dem Tod schuld. Aber genug an die Vergangenheit gedacht. Da war noch ein Junge, der sich wirklich eine Tracht Prügel verdiente. Als er ihm durch die Haare gewuschelt hatte, fragte er ihn, was die ganze Zeit so lustig sei. Seine Antwort war mehr als frech gewesen, sodass der weißhaarige es nicht einfach und ihn weg schubste. Daraufhin immer noch ein Lachen. Elion wurde das langsam zu blöd und er hatte sich schon auf die andere Seite gedreht. Das hatte er oft bei Monique gemacht, wenn sie meinte ihn die ganze Zeit ärger zu müssen. Eine Art um ihr zu beweisen, dass er sie völlig ignorieren wollte bzw. es versuchte. Aber das klappte bei Ayato nicht so gut, wie er es sich vorgestellt hatte. Der war nämlich völlig im Rausch und genoss jede Aktion, die der 16-jährige startete. Also blieb ihm nichts anderes, als sich wieder umzudrehen und den Jungen anzufallen. Er drückte mit seinen Händen auf seine Schulter und lehnte sich über ihn, während sein Gesicht ihn gereizt anstarrte. Das Blut an seinem Hals war schon getrocknet, sodass es nicht wieder auf seine Kleidung fallen konnte. „Was zum Teufel bringt dich die ganze Zeit zum Lachen? Wieso bist du allgemein so glücklich gerade!?“, fragte er einfach und versuchte ihm in die Augen zu schauen, ohne gleich wieder rot zu werden. Die Position an sich war schon wieder viel zu komisch, weswegen der weißhaarige sich wieder von ihm entfernte, die Beine zu sich zog und sich einfach neben ihn setzte. Wieder waren sie dabei den Neugeborenen zu füttern. Mit Blut. Und das ging noch nicht mal so einfach, wie Elion es sich vorgestellt hatte. Mittlerweile hatte er verstanden, dass er fiel zu leicht gebissen hatte. Und so würde das in Jahren nicht funktionieren! Ayato merkte es langsam auch und meinte, dass er ruhig noch ein wenig fester zubeißen konnte. Dann wieder dieses blöde Kichern. Danach sagte er etwas, dass den weißhaarigen rasen ließ. „Ich bin kein Feigling! Das ist nicht so einfach, für einen Neuling. Bist du schon so alt, das du das vergessen hast? Blöder alter Knacker“, das letzte sagte er ein wenig leiser bevor er versuchte ein wenig fester in den Finger zu beißen. Und tatsächlich, Elion fing langsam an zu spüren, wie eine Flüssigkeit auf seine Zunge traf. Er kniff die Augen zusammen. Es schmeckte ihm, unnormal gut.mit geschlossenen Augen trank der weißhaarige seelenruhig und schön langsam weiter. Er wollte sich nicht überschätzen. Sah wahrscheinlich aus wie bei einem Baby, das gerade zum ersten Mal die Flasche bekam. Der Vergleich war peinlich, aber es handelte sich nur um die Wahrheit. Es schmeckte verdammt gut, sodass Elion den Finger enger an sich drückte. War das der Non-Stop-Hunger? Er war sich nicht wirklich sicher, aber Ayato musste wissen, wie das mit diesem Hunger so war. Jedenfalls nahm Elion weiterhin von seinem Blut und wollte fast schon gar nicht mehr aufhören. Dieses Verlangen wollte mehr und sein Bauch zwang ihn dazu einfach weiter zu machen. Vielleicht war es wirklich der Non-Stop-Hunger, aber Elion hatte davon sowieso keine Ahnung. Einige Male seufzte er erleichtert auf, es diente ihm dazu, eine kleine Pause zu machen.