Etwa 50 Meter neben dem Waisenhaus, wenn man in Richtung Stadt bzw. Schule geht befindet sich ein kleiner Park, der sich noch zum Waisenhausgelände zählen darf. Dieser Park wird hauptsächlich von Kirschbäumen, vielen bunten Blumen und diversen anderen Bäumen beschmückt, welche die Athmosphäre in einen wunderschönen Raum ziehen. Einige Bänke befinden sich hier auch - der ideale Ort zum relaxen und die frische Luft zu geniessen.
Wiederbeleben? Für einen kurzen Moment fragte sich die Magierin, ob sie selbst das wohl tun würde, doch es lohnte sich eh nicht weiter darüber nachzudenken, denn in diese Situation würde sie wohl kaum geraten. Wenn es Personen gab, die sich gerne teilnahmslos irgendwo in der Gegend platzierten, dann sollte man sie auch in Ruhe lassen und nicht einfach herein platzen, um sie zu stören. Das der Fremde ihr Zur-Seite-Rutschen scheinbar als Aufforderung auffasste sich ebenfalls zu setzen war nicht im Interesse der Dunkelhaarigen gewesen. Anmerken ließ sie es sich dennoch nicht. „Ich lege nur eine Pause ein.“, ihre Worte wirkten hervor gepresst und man musste wohl völlig taub sein, wenn nicht heraus hörte, dass ihr diese Tatsache missfiel. Seit wann brauchte sie – Rosiel Midford – denn eine Pause? „Und selbst? Hast du mit deinem Stöckchen trainiert?“, sie wies dabei mit einem leichten Nicken in Richtung der Lanze, die der Rotschopf bei sich trug und mit der er eben noch an ihr herum gestochert hatte. Es war seltsam, doch je näher ihr dieser Kerl war, desto eingeengter fühlte sich die Magierin. Es schien beinahe anstrengend zu sein eine für sie angenehme Atmosphäre zu erhalten. Mein Gott, dass ist ja beinahe wie Zuhause, wenn der nette Herr Vater und sein Bruder mit mir in einem Raum sind. Ein angenehmer Luftzug ließ sie schaudern und jedes einzelne Härchen in ihrem Nacken begann sich aufzurichten. Diese Brise war bestimmt keine Laune des Wetters. So windstill wie es hier war konnte der Luftzug keinen natürlichen Ursprung haben. Fragend zog Rosiel eine Augenbraue hoch und ließ den Blick erneut über den Rotschopf wandern. Was auch immer er war, sie hatte bis jetzt keine Begegnung mit solchen Wesen gemacht. Zugegeben, der Ausdruck, der seinen Worten folgte, als er weiter sprach, hatte etwas an sich, das sie schließlich dazu brachte einen Mundwinkel leicht zu heben, ehe sie die Augen schloss und die Luft beinahe schnaubend ausstieß. „Nein...“, Rosiel machte eine kurze Pause, als sie die Augen schließlich wieder auf schlug und ihre Antworte zu ende führte „...Für gewöhnlich kommt niemand auf solch eine absurde Idee.“ Ein wenig widerwillig offenbarte die Dunkelhaarige dem Kerl an ihrer Seite, dass sie auf den Sommer und seine quälende Hitze getrost verzichten könnte. Warum unterhielt sie sich überhaupt mit ihm? Sie hätte jederzeit aufstehen und das Weite suchen können. Die Antwort war klar: Sie wollte wissen, was er war. Bevor sie diese Information nicht eingeholt hatte würde sie nirgendwo hin gehen. Ohne jegliche Vorwarnung drehte sie ihm plötzlich den Kopf zu, starrte mit diesen eigenartigen, violetten Augen direkt in das Gesicht des Rotschopfes und suchte seinen Blick. „Was genau bist du?“ Vielleicht war es ein wenig zu direkt, ihre Art ein wenig zu forsch, doch das sollte sie nicht weiter interessieren. Entweder passte es dem da oder nicht. Dann müsste er halt damit leben lernen. Das Rosiel ihn damit nicht fragen wollte aus welchen Land er kam oder ob er auch ein Schüler war, das dürfte ihm wohl klar sein. Ihr Ausdruck, ihre Haltung ihre ganze Erscheinung ließ darauf schließen, dass sie ihn nicht gehen lassen würde, ohne diese Information erhalten zu haben. Schüchtern war wohl etwas anderes. Gut, sie war nicht gerade der geselligste Typ und durch ihr für gewöhnlich eher desinteressiertes Auftreten machte sie sich nicht gerade Freunde, doch wenn sie Interesse an etwas gefunden hatte, dann wollte sie die Herrin der Lage sein und das Gespräch kontrollieren. Der Rotschopf hatte es geschafft. Er konnte sich glücklich schätzen, denn er hatte sich durch diese seltsame Ausstrahlung, die ihn umgab in Miss Midford's Augen durchaus interessant gemacht. Zumindest für den Augenblick...
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Eine Pause nur, was? So ganz abkaufen wollte er ihr es nicht. Ihre Stimme sprach andere Töne als der Text voraussetzen ließ. Aber was war es, was sie insgeheim ausdrücken wollte? Mathéo wollte es wissen. Vorstellen konnte er sich nur, dass sie am liebsten nichts zu ihm gesagt hätte oder ihn am liebsten angelogen hätte. Eins von beiden musste es sein, denn zufrieden schien sie nicht damit, was sie getan hatte. Gerade dieser gezwungene Ton ließ den Dämon glauben, dass sie sich allgemein zum reden zwang. Kümmerte es sie etwa so sehr, dass er sie aus heiterem Himmel angestochen und angesprochen hatte? Mathéo verstand ja, dass man seine Konzentration beim Sport brauchte und in der Pause ebenso, um sich zu erholen, aber deswegen aufkommende Kommunikation von wunderschönen, fremden Menschen auszuschlagen, ging trotzdem zu weit. Es musste sein, dass er einen grimmigen Blick darauf erwiderte. Aber lange wollte er sie mit dem Anblick nicht nerven. Nur für den Moment sollte sie wissen, was er davon hielt. Außerdem fragte sie, warum er denn hier unterwegs war bzw. ob er gerade mit seinem Stöckchen beschäftigt. „Jupp, genau das.“ Die kurze Antwort hatte sie verdient und gleichzeitig wollte er sie ärgern. Wenn sie mehr wissen wollte, musste sie nachhaken und wenn sie das tat, würde sie gleichzeitig zugeben, Interesse an einem Gespräch zu haben. Bisher hörte es sich mit ihrem verärgerten Ton nicht besonders danach an, dass sie sich freute, dass Mathéo aufgetaucht war. Viel eher glaubte er, dass sie seinen Abschied bereits herbeisehnte. Doch das wäre – wie gesagt- kein Thema mehr, wenn sie in seine Falle tappen würde. „Ah, also ‘ne ganz neue Erfahrung gemacht, eh?“, reagierte er prompt nach ihrer Antwort auf seine letzte Frage. Allmählich machte sich die Neugier in ihm breit, wo sie herkam, dass es dort keine Schäkereien gab, welche sie auf Mathéos Verhalten hätten vorbereiten können. Was er da getan hatte, konnte man als Streich werten, aber nicht als Störung. Für ihn war es schon ein klitzekleiner Schock, dass sie derart reagiert hatte. Hoffentlich war sie keine konservative Schrulle, die ihm gleich die Leviten für unzüchtiges Benehmen lesen würde. Der Tristam wollte ihr gerne ein richtiges Grinsen entlocken oder sie dazu bringen, selbst einen Gag anzuzetteln. Erst dann wüsste er, dass man mit ihr etwas anfangen konnte – dass er es konnte. „Absurd?“ Ein mehr menschliches als dämonisches Lachen war zu hören, nachdem sie seine Idee für absurd abgestempelt hatte. Dass sie ebenso wie er etwas gegen die sommerliche Hitze hatte, beruhigte sein Gemüt wieder und stimmte ihn harmonisch. Sich in Gesellschaft vertrauter Empfindungen zu befinden, brachte seiner Seele ihre nötige Ruhe, um auch dem Kopf seine erwünschte Konzentration zu verschaffen. Doch ihre nächste Frage ließ ihn schon wieder auflachen. „Die Frage hast du dir doch schon selber beantwortet oder?“ Für einen kurzen Moment gab er ihr die Chance, in ihren Erinnerungen nach einer Antwort zu suchen, doch ehe sie nur die Chance hatte, ihre Vermutung preiszugeben, zappelte seine Zunge schon wieder heiter. „Wer läuft denn durch Parks und piesackt wildfremde Leute? Niemand? Entweder irrst du dich dabei ooooooder ich bin dieser legendäre Niemand. Allerdings …“ Schön offensichtlich schaute er an sich herunter, kniff sich sogar in den Arm, um zu prüfen, dass er physisch existent war. „… für jemanden, der eigentlich nicht existieren sollte, finde ich mich aber ziemlich fleischig, meinste nicht auch? Und wenn du dann noch davon sprichst, dass ich für gewöhnlich auf solche Ideen komme, musst du ja schon eine gewisse Erfahrung mit mir haben. Nur ...“ Dieses Mal setzte er einen traurigeren, entschuldigenden Blick auf, um sein kommendes Schmacheingeständnis vorzubereiten. „… kann ich mich nicht mehr ganz an dich erinnern. Wie war noch gleich dein Name? Vielleicht hilft das beim erinnern.“ Die Lippen wurden zusammengepresst, die Augenbrauen rückten enger zusammen, um kurzzeitig den inneren Konflikt widerzuspiegeln. Danach ließ er seinen Gesichtsmuskeln eine Verschnaufpause, um gleich darauf mit neuer Frische ein Grinsen herzustellen. Was ich bin?, reflektierte er innerlich nochmal ihre Frage. Dass mit ihr was nicht ganz stimmt, ist klar, aber dass er ihr deswegen gleich alle Fakten auf den Tisch legt, konnte sie sich abschminken. Natürlich war er auch daran interessiert, was sie war, denn ihre Aura, wollte er jetzt mal behaupten, fühlte sich auf einer Weise vertraut und auf einer ganz stärkeren total unvertraut an. Das, was sie besonders machte, hätte er gerne aufgedeckt. Ihr schien es genauso zu gehen, sonst würde sie ihm diese Frage nicht stellen, die absolut nichts mit dem zuvor geschehenen zu tun hatte. Der Moment war eingetreten, wo sie in seine Falle tappte und selbst dafür sorgte, dass dieses Gespräch aufrecht erhalten blieb. Eins zu Null.
Ach? Hatte sie den Herrn etwa mit ihrer Art gereizt? Sie dachte gar nicht erst daran sich genauer mit seinem Stöckchen zu befassen. Es musste schließlich doch nur irgendeine Art von Waffe sein. Warum sonst sollte jemand so etwas mit in den Park schleifen. Als Accessoire war es doch wohl eher ungeeignet und der kurzen Berührung, als die sein kleines Spielzeug berührt hatte, war zu entnehmen, dass es auch nicht unbedingt leicht war. Um es auf den Punkt zu bringen... Er trainierte hier, während sie ihre morgendliche Runde versucht hatte zu Joggen. Sie war immer noch dabei diesen Gedankengang weiter zu spinnen, als sein Lachen sie in die Realität zurück riss. Die junge Magierin schüttelte kaum merklich den Kopf, als sie dem Rotschopf wieder ihre volle Aufmerksamkeit widmete. Hatte er gerade wirklich vor jedes einzelne ihrer Worte auf die Goldwaage zu legen? Misstrauisch verengten sich wieder ihre mandelförmigen Augen und das Mädchen lehnte sich schließlich ein Stück weit zurück, um ihren Arm auf der Lehne der Bank abzusetzen, damit sie ihren Kopf in der Handfläche abstützen konnte. Erst als seine letzten Worte über seine Lippen gedrungen waren richtete sie sich wieder ein wenig auf. Nicht schlecht. Zumindest ist dies ein kreativerer Versuch an meinen Namen zu gelangen, als mich plump danach zu fragen. Die Dunkelhaarige seufzte schließlich und beugte sich vor, legte die Arme auf ihren Oberschenkeln locker über einander, als sie ihm eine Antwort gab, die nicht wirklich etwas über ihren Namen verriet. „Nun,...solltest du wirklich ein Konstrukt meiner Gedanken sein, dann würde es erklären, weshalb ich dieses seltsame Gefühl habe bedrängt zu werden. Ich würde mit einem Teil meiner selbst konfrontiert werden, den ich gerne Abblocken würde. Warum also sollte ich diesem Teil dann meinen Namen nennen, wenn er sich doch selbst daran erinnern könnte?“ War das wirklich ein Schmunzeln auf ihren Lippen? Machte ihr diese Unterhaltung etwa Spaß? Es tat gut eines dieser oberflächlichen Smalltalkgespräche zu führen, bei denen man doch immer wieder nur die selben Fragen herunter leierte. Rosiel spürte, wie der Schweiß auf ihrer Kleidung trocknete und die Energie allmählich zurück kehrte, die sie brauchte, um weiter zu laufen. Ohne ein weiteres Wort erhob sich die Engländerin und stemmte eine Hand in die Hüfte, während die andere lose neben ihrem Körper baumelte. Ob es eine unbewusste Handlung war? Oder setzte sich das Mädchen immer bewusst in Szene? Sie wusste, wie sie sich zu bewegen hatte, um sich bestmöglich zu präsentieren, oder? Vielleicht sollte sie den Rotschopf für seinen Gedankengang loben. Er hatte sich doch solch eine Mühe gegeben, doch das wäre nicht ihre Art. Ihr Blick wanderte schließlich in die Ferne. Je länger sie hier warten würde, desto schlimmer würde es mit der Wärme werden. Ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass sie mitten in einem Gespräch war begann sie mit ein paar Lockerungsübungen. „Wenn du mich davon überzeugen willst, dass du kein Niemand bist, dann musst du mir wohl deinen Namen nennen.“ Nur wer einen Namen besaß war kein Niemand. Denn der Umstand ein Niemand zu sein setzte voraus keinen Namen zu haben, da er sonst eindeutig als Person identifiziert werden würde. Allmählich begann sie sich an diese seltsame Atmosphäre zu gewöhnen, die dieser Fremde erzeugte. Lag es daran, dass sie etwa begann seine Gegenwart zu dulden und ihn als sympathisch zu empfinden? Ein eigentlich vollkommen ausgeschlossener Gedanke, oder etwa nicht? Sie drehte sich schließlich mit dem Rücken zu ihm, als sie einen Blick auf die Strecke warf, sich nach vorne beugte, um die Zehen mit den Fingerspitzen zu berühren und nach oben zu ziehen. Wenn er sich wirklich dafür interessierte wer sie war...würde er mit ihr Laufen, oder? Es wäre ein guter Beweis. Sollte dem nicht so sein, dann würde es sich auch nicht lohnen weiter seine Zeit mit ihm zu verschwenden. Vermutlich säße sie unter anderen Umständen gerade bereits im Speisesaal und war mit ihrem Frühstück beschäftigt. Doch...wie gesagt...unter anderen Umständen...
[NonRPG: Ihr könnt uns gerne ignorieren, ich habe ganz vergessen nach zu sehen ob hier jemand bereits spielt. ^^“]
pp: Einstieg
„Ne vas pas si vite!”, schallte die tiefe Stimme ihres Gepäckträgers hinter ihr, gequält von ihrem Koffer und den unzähligen Taschen musste sich der Matrose mühsam hinterher schleppen. Die Reise mit dem Schiff hatte ihr zu lang gedauert, festen Boden – der nicht hin und her schwappte – war ihr deutlich lieber. Von dem ganzen hin und her, hatte sie ihren Mageninhalt bereits dreimal in die Tiefen des Meeres entleert, das war definitiv nichts für sie. Doch zu ihrem Glück hatte sie Pfefferminz einstecken, um den Mundgeruch zu bekämpfen. Erleichtert darüber Festland erreicht zu haben, war die Französin davon gerast, ganz gleichgültig ob sie Orientierung hatte. Irgendwie kam es ihr selbstverständlich vor, erneut unter den Leben zu Weilen, wodurch es schon wieder Fremdartig war. Ein kribbelndes Gefühl beschlich Angélique, bis sie feststellte, dass es lediglich der Wind war, der sie kitzelte und ihr kurzes Kleid eifrig wirbeln ließ. „Enfin!“, meinte sie streng und hielt ihr Kleid im Zaun, als sie sich zu dem Mann drehte. „Désolé, Mademoiselle Jolie.“„Ich heiße Insidieux! 'Op 'op! Bring mein Gepäck ins Waisenhaus, ich will mich umsehen.“ Gefolgt von ihrem eisigen Blick jaulte der Mann unter der Last auf und begab sich Schwankend von dannen. Neugierig spazierte das Mädchen durch den Park und musste zugeben, dass es ihr hier gefiel – zumindest war die Natur schön anzusehen, das Wetter hingegen war ihr zu windig. Jetzt fehlten nur noch irgendwelche Anzeichen von Wesen. Beeindruckend, kommentierte sie die prächtigen Kirschbäume, die sich vor ihr auftaten und lächelte, dennoch wirkte ihre Mimik eisern ohne jegliche Freundlichkeit. In der Unterwelt hatte sie nichts weiter als den finsteren Wolken gesehen und den gelb-grün schimmernden Himmel, der von leiderfüllten Schreien getrübt wurde. Es fesselte Angélique. Es war ein kostbares Schmankerl, dass sie erneut diesen Anblick genießen konnte, dabei mochte sie Farben wie Pink nicht. Jedoch war niemand hier und solange niemand hier auftauchen würde, dominierte der Gedanke der Abreise in ihrem Kopf, denn für Langeweile hatte sie die Unterwelt nicht verlassen. Sie wollte Abwechslung und erneut den süßen Nektar des Lebens kosten.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Jetzt versuchte sie es tatsächlich, ihn mit ihrem eigenen Psychospielchen zu kontern. Zugegeben, es amüsierte ihn und vor allem der Anblick, dass sie zu schmunzeln begann, bezirzte ihn sehr. Mathéo konnte nicht anders, als den Kopf dabei zu senken und kurz seine Worte imaginär auf den Boden zu malen. Im selben Moment stand die geheimnisvolle Dame auf und stellte sich in reizender Pose vor ihn. Einzig die Bewegung von der Bank in die Luft vor ihm hatte seinen Kopf samt Blick wieder hochgeholt. Wollte sie jetzt etwa weiterlaufen?, fragte sich der Tristam. Mitten im Gespräch? Doch sie ließ sich Zeit, begann mit Lockerungsübungen. Wollte sie ihn etwa massakrieren? Leider hatte ihre Konterfrage einen Haken: Mathéo selbst hatte bereits gesagt, sich nicht mehr erinnern zu können. Ihre Behauptung, dass er es doch können sollte, widersprach dem. Also entweder sie war nicht für Logik zu haben oder sie unterstellte ihm, zu lügen. Aber würde man den Tristam an einen Lügendetektor anschließen: Warum sollte das Gerät ausschlagen, wenn er antworten würde, ihren Namen nicht zu kennen? Das war Unsinn. Daher reagierte Mathéo auch nicht verbal auf ihren Versuch, sich seinem Schabernack gleichzustellen. So viel Gentleman gab er indirekt preis, sie nicht auf den Boden der Tatsachen zu stoßen. Außerdem sah sie nach einem Behälter für ein sehr ausgeprägtes Ego aus. Wenn der Dämon es nun darauf anlegen würde, dieses zum knacksen zu bringen, würde sie es ihm sicherlich nicht gut anschreiben und damit wäre diese morgendliche Bekanntschaft just beendet. Drum wurde nur gegrinst und zugeschaut. Sie wollte es doch bestimmt so, dass fremde Blicke an ihr haften blieben. Einen anderen Grund konnte sich Mathéo nicht vorstellen. Erst ihre nächste Frage war zu beachten. Zwar hatte er nicht drum gebeten, die Identität des Niemands ablegen zu dürfen, dennoch stimmte es, was sie sagte. Wenn er es doch wollte, müsste er ihr einen Namen nennen, der belegte, dass er einer von vielen Jemanden war. Die ganze Welt bestand aus Jemanden – sie und er waren zwei davon. Als sich die Unbekannte umdrehte und dem Dämon den Rücken zeigte, dachte er schon, sie würde jetzt loslaufen, doch dem war nicht so. Ganz im Gegenteil: Sie blieb. Sie beugte sich mit dem Oberkörper nach vorne und langte mit den Fingern nach den Füßen. Alles tat sie nur, um ihm möglichst offensichtlich das Gesäß entgegen zu deuten. Aber das war dem Tristam dann doch ein wenig zu deutlich. Mit argwöhnisch geformten Brauen im Gesicht stand er selbst erst mal auf und schlich vorsichtig von ihrer Rückseite an ihre Linke. Dort hob er schon den Finger, um sie zu tadeln, aber einen Bruchteil einer Sekunde früher setzten sich ihre Beine doch noch in Bewegung und somit stand der Dämon unbeachtet in seiner Pose vereist. Die Kühle verscheuchte er schnell wieder. Ein kurzer Blick auf sein paar Schuhe kündigte an, dass sich da unten etwas rühren würde – und so war es auch. Allerdings konnte man nicht vom klassischen rühren sprechen, denn sie bewegten sich nicht – seine Füße. Trotzdem rauschte er über den Boden. Mathéo hatte die Reibungseigenschaften seiner Sohlen und des Bodens unter ihm einfach insofern manipuliert, dass er mit nur einem minimalen Stoß schon nahezu widerstandslos über den Boden schlitterte. Je nachdem, ob er schneller oder langsamer werden wollte, variierte er die Stärke der Reibungskraft. Fürs Lenken war dann doch die Beinkraft von Nöten. Aber so schaffte er es jedenfalls, die junge Dame einzuholen und sich neben ihr zu bewegen. Vollkommen unangestrengt, wie es einem nun mal erging, wenn man nicht lief und nicht rannte, schaute er von der Seite in ihr Gesicht und musterte anfangs nur ihre Regungen bzw. ihre Atmung. Sie schien öfters zu joggen, man sah er eine klare Routine an. „Mathéo Tristam mein Name, englisch meine Herkunft und Seelen bedrücken mein Metier.“ Das letzte war eine Anspielung auf eine der letzten Aussagen seiner jüngst begegneten Bekanntschaft. „Ich denke mal, nun kannst du mir auch bei deiner Namensfindung unter die Arme greifen, allerdings …“ Schnell blickte er von ihr ab und richtete seine Augen zum Waisenhaus zurück bzw. dorthin, wo es stehen sollte. „… es sollte schon Mittagszeit sein. Wie wäre es, wenn wir das bei einem Happen in der Mensa bereden? Also deinen Namen.“ Mit einem einladenden Lächeln verbeugte er sich im Vorwärtsschlittern und bat so höflich um ihre Zusage. Nach ihrer Hand wollte er nicht extra greifen, um zu vermeiden, ihr Gleichgewicht negativ zu beeinflussen. Gestern Abend war er erst dort speisen gewesen zusammen mit Kotori. Er war ehrlich gespannt, ob er sie dort antreffen würde und ihm somit sicher sei, dass es ihr wieder besser ging. Andererseits: Er würde sich nicht sofort rege Sorgen machen. Vielleicht war sie nur eine Langschläferin in dem Fall oder sie war schon fertig, bevor Mathéo dort eintraf. Alles war möglich. Auf dem Weg aus dem Park heraus fiel dem Duo – also Mathéo auf alle Fälle – ein ungleiches Paar auf. Der weibliche Part machte einen affektierteren Eindruck als der männlicher. Dieser schien sich ganz und gar nicht auf einer Ebene mit der jungen Dame zu befinden. Hinzu kamen sein Outfit und die Tatsache, dass er sich derart mit dem Gepäck abrackerte. Ein Grinsen schenkte der Tristam den beiden und an der Dame blieben sogar noch einige Blicke hängen, die ihn fast vom Weg abgebracht hätten, doch so konnte er im besten Moment noch die Kurve bekommen. Der Mission stand folglich kein Gestrüpp mehr im Weg.
Für einen kurzen Moment verschwand der Rotschopf aus ihren Augen. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass er sie nun in Ruhe lassen würde doch er lief wirklich mit! Naja, wenn man es denn laufen nennen konnte, was er da tat. Rosiel konnte gar nicht anders, als den Blick immer wieder irritiert zu Boden – auf seine Füße – gleiten zu lassen, die sich nicht so bewegten, wie sie es eigentlich sollten. Darum bemüht ihre Konzentration wieder herzustellen schüttelte sie den Kopf und fixierte einen unbestimmten Punkt am Ende des Weges – vergebens. Gereizt schoben sich ihre Augenbrauen zusammen, als sie wieder aus dem Augenwinkel auf seine unangestrengten Züge sah. Was um alles in der Welt bist du? Was auch immer es sein mag... es nervt! Was genau sie daran nervte konnte sie ohne Zweifel benennen. Er war schneller als sie. Wenn er es gewollt hätte, dann würde er sie mit solch einer Leichtigkeit schlagen, dass sie sich lächerlich vor kam. Ihr gesamtes Training war die reinste Lachnummer und diese Niederlage gefiel ihr überhaupt nicht. Schlagartig versuchte die Engländerin ihr Tempo noch ein wenig anzuziehen. Das sie heute nicht in Form war half ihr jedoch nicht unbedingt dabei. Das würde wohl noch einen Muskelkater geben. Diese Gedanken waren schlagartig vergessen, als sich der Rotschopf vorstellte. Ungläubig weiteten sich für einen Moment die mandelförmigen Augen der jungen Magierin und ihr konstantes Tempo verlor sich, wurde unregelmäßiger und vor allem langsamer. Ja, seine Herkunft hatte sie ein wenig aus dem Konzept gebracht und ihr war es nicht möglich gewesen dies zu überspielen. Vereinzelte Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und klebten der Dunkelhaarigen in Gesicht, welches mittlerweile einen leichten, durch Anstrengung erzeugten Rotton angenommen hatte. England...Soll das ein schlechter Scherz sein? Unbewusst nahm sie das auf, was er ihr noch zu sagen hatte. Ihre Beine schienen sich von allein zu bewegen, während ihre Gedanken rasten. Sie war so damit beschäftigt einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen, dass ihr die beiden Personen am Wegesrand völlig entgingen. Allmählich sickerten seine Worte in ihr Bewusstsein. Nach einem gemeinsamen Essen mit ihm war ihr nun wirklich nicht mehr. Dennoch war er so fair gewesen ihr seinen Namen zu nennen. Wenn sie den ihren verschwieg, dann wäre sie ihm etwas schuldig. Allein der Gedanke daran in der Schuld jemand anderes zu stehen widerstrebte ihr so sehr, dass sie gar keine andere Wahl hatte als ihm zu zustimmen. Musste seine Geste denn auch noch eine so höfliche Form haben? Nein, es war wirklich nicht daran zu denken diese Bitte auszuschlagen. Rosiel wandte den Blick für einen Moment auf das Waisenhaus, ehe sie dem Tristam mit einem entschlossenen Ausdruck aus den violetten Augen entgegen sah und vor dem Waisenhaus inne hielt, das sie just in diesem Moment erreichten. „In zwanzig Minuten im Speisesaal."
So schnell, wie Roxy verschwunden war, hatte Calleigh ihr gar nichts mehr sagen können. Aber das war auch nicht weiter wichtig. So hatte sie wenigstens genug Zeit gehabt, sich herzurichten. Mit ihrer Handtasche hatte sie dann ihr Zimmer verlassen, wobei sie allerdings die Schmerzen vergessen musste, die durch ihren Fuß zuckten. Also war sie zurück gegangen und hatte sich die Salbe von ihrer Zimmernachbarin genommen, um damit ihren Fussknöchel einzuschmieren. Allerdings nur wenig, damit es auf keinen Fall auffiel. Und dann hatte sie das Waisenhaus schneller verlassen, als man es ihr hätte zutrauen können. Sie wollte nur noch etwas Luft schnappen, auch wenn es ziemlich windig war. Wenigstens regnete es nicht. Und solange würde sie ein wenig spazieren gehen - nicht ganz ihre sonstige Art, aber hier war ohnehin alles anders. Sie wollte keine neuen Gesichter sehen, sondern einfach nur allein durch den Park gehen. Und dann, als sie gerade den Park betreten hatte, klingelte ihr Handy. Sie wusste, wer ihr geschrieben hatte, aber dennoch sah sie nach. Immerhin ging es gerade um ihren Abend. Schnell tippte sie eine SMS zurück und schaffte es gerade noch so, ihr Handy wieder in ihre Tasche zu packen, als es anfing, zu donnern. Sie sah in den Himmel hinauf, konnte noch aber keine Regenwolken erblicken. Also sah sie sich erst einmal im Park um. Nur eine weitere Person, ein Mädchen, war noch mit ihr da, die sie allerdings nicht kannte. Wieder donnerte es, und obwohl sie hoffte, dass es nicht regnen würde, bekam sie die ersten Tropfen ab. "Ach komm schon." murmelte sie vor sich hin. Der Regen wurde immer stärker, der Wind ebenso und sie war froh, nicht nur einen Minirock angezogen zu haben. Nach nur ein paar Sekunden wurde der Regen so heftig, dass man darin hätte schwimmen können - und damit war Calleigh auch sehr schnell sehr nass. "Ach verflucht!" schrie sie lauthals und suchte Schutz unter einem Baum - viel helfen tat das allerdings nicht. Sie wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und sah zurück zum Eingang. Warum nur war sie so weit vom Waisenhaus weg gegangen? Aber immerhin schützte der Baum etwas - nur noch warten bis der Regen schwächer wurde.
Gefesselt von den Blüten bemerkte Angélique nur flüchtig die zwei anderen, die mit dem aufkommenden Windhauch verschwanden – lediglich das kurze Grinsen des Rotschopfes nahm sie war, bevor auch dieser verschwunden war. Mit ihrem Gehen, kam das nächste Problem auf: der Regen. Jedoch suchte sie keinen Schutz, ganz im Gegenteil die Französin stellte sich direkt darunter, um die ersten Tropfen abfangen zu können, bevor der Schauer über sie hereinbrach. So fühlt es sich an wieder zu Leben. Wundervoll. Kurz schloss sie die Augen und ließ die altbekannten Eindrücke auf sie wirken, der Geruch der Blumen, der kühle Wind und die Gänsehaut, die sie durch die Brise bekam. Ich bin tot und trotzdem lebe ich. Kann man das Leben nennen? Eine Frage, die sie seit ihrer Rückkehr in die menschliche Welt beschäftigte. Damals kaltblütig von ihrem Ehemann ermordet, war viel Zeit vergangen in der sie vergessen hatte was es bedeute Mensch zu sein – nicht da sie jetzt einer war, aber sie sah wie einer aus, musste sich wie einer benehmen, oder etwa nicht? Nachdem die Tropfen immer schwerer wurden und sich verdichteten, riss Angélique die Augen auf. Sie hatte ganz vergessen, dass sie etwas Weißes trug und das wurde nass bekanntlich durchsichtig. „Ah non!“ Ihr wütender Ausruf wurde von einem lauten Schrei, der den ganzen Park erfüllte, übertönt so, dass sie direkt nach derjenigen suchte zu dieser die Stimme gehörte. Ihre leblosen Augen verengten sich etwas, als sie die Blondine unter dem Baum erfassten. Die Insidieux war kein Freund vom Lärm und Regen war kein Grund zum Schreien, zumindest nicht für sie, weshalb sie das Mädchen zunächst als unmöglich abtat ihre Meinung jedoch rasch änderte, als sie daran dachte, dass sie vielleicht wusste wo es zum Waisenhaus ging. Kurz ließ sie ihre Mundwinkel fallen, um sich ein sanftes Lächeln, dass sprichwörtlich so falsch wie das einer Schlange war, aufzusetzen. „Excuse-moi! Ich suche das Waisenhaus, können sie mir weiter’elfen? Im Regen stehen ist doch ungünstig, wenn es eine warme Unterkunft gibt.“ Je näher sie der Blondine kam, umso genauer erkannte sie ihren Zustand. Sie sah etwas lädiert aus, besonders ihr Hand- und Fußgelenk machten keinen gesunden Anschein – hatte sie deshalb geschrien? Was kümmert dich das?, mahnte sich die Dunkelhaarige und wollte in ihrer Handtasche nach einem Glimmstängel greifen, bemerkte jedoch rasch, dass sie gar kein Feuerzeug dabei hatte. Selbst wenn würde es in diesem Wind keine Sekunde brennen. Angéliques eisiger Blick legte sich auf das hübsche Gesicht des Mädchens, während sie in Gedanken danach schrie endlich eine Antwort zu bekommen. Sie mochte Regen nicht. Wo zum Teufel war die Sonne?
Da stand sie nun, im Regen, und demnach durchnässt. Ihre Laune war direkt wieder rapide gesunken. Sie hatte sich ihre Jacke zumachen müssen, da sie ein weißes Top anhatte und es sonst auch zu kalt geworden wäre - wobei zweiteres sie eigentlich nicht groß störte. Sie war eben nicht ganz normal, was das betraf, denn selbst im Regen würde sie noch mit Minirock durch die Gegend laufen - Hauptsache, man sah gut aus. Immer perfekt. Nur hatte der Regen das jetzt wohl zerstört. Große Klasse. Und dazu tat ihr Fuß weh und ihre Hand schmerzte. Sie schloss die Augen und atmete tief ein und aus und hatte gerade beschlossen, einfach durch den Regen zurück zum Gebäude zu laufen - viel nasser konnte sie ohnehin nicht mehr werden - als sie doch tatsächlich angesprochen wurde. Ihre Ruhe hatte sie wohl nie. Aber Moment - hatte man sie gesiezt? Und dieser Akzent - er war französisch, oder? Verwundert über diese Tatsachen öffnete sie ihre Augen wieder und sah direkt in ein Gesicht, das von dunklen langen Haaren umrahmt wurde. Nur kurz musste Calleigh sie mustern, um festzustellen, dass das Mädchen vor ihr zumindest in Sachen Klamotten genauso verrückt sein konnte wie sie selbst. Wer trug schon ein weißes so kurzes Kleid bei so einem Wetter? "Ich wollte sowieso gerade zurück. Du kannst mir ja einfach folgen." antwortete Calleigh ihr; erst später fiel ihr ein, dass sie sie vielleicht auch hätte siezen sollen. Aber das machte sie für gewöhnlich nur bei Lehrern - wenn überhaupt - und ihr Gegenüber war bestimmt eine Schülerin. Wenn ihr die Anrede nicht passte, würde sie wahrscheinlich sowieso irgendetwas sagen. Aber das war dann auch nicht Calls Problem. Sie machte sich nun erstmal wieder auf den Rückweg. Sie lief recht schnell, ignorierte einfach den Schnerz in ihrem Fuß, nur um nicht noch viel nasser werden zu müssen. Und dann schon stand sie in der Tür des Waisenhauses; so, dass sie von oben bedeckt wurde. Nun wurde sie zumindest nicht mehr vom Regen getroffen, aber daran, dass sie bereits durchgefroren war, änderte das auch nichts mehr. Jetzt erst holte sie ihr Handy raus, um wieder eine SMS zu verschicken. Musste er sie eigentlich immer ärgern? Er würde schon noch was von ihr zu hören bekommen. "Calleigh Nathalja mein Name." sagte sie nun an das Mädchen gewandt, das ihr gefolgt war. Ihr Handy hatte sie wieder weggesteckt, ihr Blick war Auf ihr Gegenüber gerichtet. "Also, das ist das Waisenhaus. Drinnen ist es wärmer, die Luft aber nicht unbedingt auch besser." erklärte sie und wrang sich gleichzeitig ein wenig die Haare aus - beinahe nur mit einer Hand, da die andere im Augenblick nicht wirklich zu gebrauchen war. "Neu hier, schätze ich. Glück gehabt, erst heute angekommen zu sein und nicht wie ich vor zwei Tagen." Ja, ihre Ankunft war so ein Thema. In irgendeinem Fach sollten sie davon doch auch noch mehr erfahren, wenn sich Calleigh richtig erinnerte. Fraglich war nur, ob sie dann auch zuhören würde. Aber das spielte jetzt nicht zur Sache. Zwei Tage hatten sie immerhin noch frei und die würde sie nutzen. Da war an Schule noch gar nicht zu denken. Jetzt hieß es erstmal, ins Warme zu kommen. Also drehte Calleigh um und öffnete die Tür zum Waisenhaus. "Kommst du mit?" fragte Calleigh, war im nächsten Moment jedoch schon durch die Tür verschwunden.
Das Gewitter war vorüber gezogen und als die Dunkelhaarige aus der Tür hinaus trat schlug ihr ein leichter Wind entgegen. Der Geruch nach Regen hatte sich zu ihrem Bedauern über Nacht verflüchtigt, wenn auch der Boden immer noch feucht war. Als sie schließlich den Treppenabsatz hinunter trat spürte sie bereits die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Nicht gerade ein Grund, damit sich ihre Laune heben würde. Ein Gutes hatte es jedoch – Es war kühler geworden, nicht viel, aber immerhin. Der Boden vor dem Waisenhaus war relativ fest und nachdem die junge Engländerin ihre müden Glieder in Bewegung gesetzt hatte fiel ihr das Laufen wieder deutlich leichter. Es war einfacher als am gestrigen Tag. Gut so. Vielleicht wird der Tag doch noch brauchbar. Die Hoffnung, dass sie alles rechtzeitig erledigen würde stieg und trieb sie dazu an ihren Schritt zu beschleunigen. Das sollte keine gute Idee sein, denn in dem Moment, als sie in den kleinen Park einbog veränderte sich der Boden. Der Regen hatte ihn aufgeweicht und die Magierin geriet ins Stolpern, schlitterte über die Erde und wäre beinahe vorn über gekippt, doch sie fing sich. Fluchend stand sie mitten auf dem Weg und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, ehe sie die Hände in die Hüften stemmte und sich umsah. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, dass sie gerade zu diesem Ort lief, wenn sie versuchte, das Geschehene zu verdrängen. Aber wer wäre sie denn, wenn sie auf ihre gewohnte Route verzichten würde, nur weil sie an den Rotschopf erinnert werden würde. Das passte wohl überhaupt nicht zu der Miss Midford, die man hier kannte. Rosiel sog die Luft ein und stieß sie geräuschvoll wieder aus, ehe sie sich in Bewegung setzte, um ihre Runde fort zu führen. Sie war wirklich fitter als am gestrigen Tag. Warum sie wohl diesen seltsamen Aussetzer gehabt hatte? Heute hingegen lief es sich doch praktisch von selbst. Sie musste sich zwar auf den Boden konzentrieren, um heikle Stellen frühzeitig zu entdecken, doch sie kam zügig voran. Wenn sie anfänglich noch Gedanken an den Rotschopf geplagt hatten, so schienen diese mit jedem Schritt den sie tat mehr von ihr abzufallen. ]Gut so... Sie hatte bereits ein Drittel der Strecke hinter sich und würde wohl bald die Bank erreichen, an der sie der Dämon in ihrer Ruhe gestört hatte. Heute würde sie diese nicht brauchen, um sich auszuruhen. Und mal ganz im Ernst...wie wahrscheinlich war es denn schon, dass man die selbe Person zwei an zwei Tagen hintereinander am selben Ort und zur selben Tageszeit traf?