Besonders viele Sitzflächen gibt es im großen, dunklen Bambuswald kaum. Recht am Anfang des Waldes gelegen befindet sich eine ruhige Waldbank, die aus mehreren Steinplatten gefertigt wurde. Hier lässt es sich in Ruhe die Natur genießen und über vergangene Tage nachdenken.
Es überraschte Maeva etwas, dass er nicht verärgert reagierte – sie an seiner Stelle wäre mit großer Wahrscheinlichkeit aus der eigenen Haut gefahren und hätte jedem Störenfried eine verpasst. Akaya hingegen sah die Schuld bei sich, obwohl sie ihm nicht mal diese gab – er konnte tun was er wollte, es war weder ihre Bank, beanspruchen würde sie diese auch nicht, weshalb sie keinen Grund für sein Schuldeingeständnis sah. Etwas enttäuschend empfand sie es trotzdem – Personen, die sich in Wut verloren, zeigten stets ihr richtiges Gesicht und was wäre interessanter und aufregender gewesen, als jemanden so kennenzulernen? Wäre die Schülerin darauf gebürstet gewesen etwas Unruhe zu stiften, würde sie ihn so lange triezen bis er die Geduld verlor, allerdings gewann die Neugier, wie seine menschliche Form aussah, an Gewichtung, weshalb sich ihre gesamte Aufmerksamkeit darauf fixierte. Sie musterte ihn zwar, konnte jedoch keine Punkte festmachen, die ihr die Chance gaben seine humanoide Gestalt zu erahnen – er blieb ein Halbdrache. Seine normale Form, wie er es bezeichnete. Vermutlich hätte Maeva nicht nachfragen brauchen, schließlich war selbst ihre eigene Hülle nur dazu da, um den Dämon selbst zu verbergen, wenngleich es auf Isola niemanden stören würde – wirkliche menschliche Normalität gab es hier nicht, außer vielleicht wenn die Schüler im Unterricht saßen, könnte ein Außenstehender das Bild vermittelt bekommen, dass es sich hierbei um eine gewöhnliche Schule handelte.
Sie betonte bereits zweimal ihre Zweifel daran, dass es schlau war in dieser Gestalt herumzulaufen, erhielt jedoch zunächst keine Reaktion darauf bis Akaya sein Unwissen kund tat. »Wie lange bist du schon hier?«, hakte sie zunächst nach, bevor sie ihn darum bat ihr sein Gesicht zu zeigen. Er hingegen stellte eine – für sie zumindest – absurde Bedingung an sie, die sie mit Sicherheit nicht erfüllen würde. Möglicher Weise mochte er auch das Spiel mit dem Feuer, jedoch war Maeva diejenige, die immer als Siegerin aus solchen „Kämpfen“ herausging – nicht zuletzt, weil das Spiel mit dem Feuer ihr Liebstes war. »Du zeigst mir dein Gesicht, wenn ich dich darum bitte?«, wiederholte sie seine Worte mehr für sich, als für ihn, während sie nachdenklich ihm den Rücken zuwandte. Die goldenen Augen suchten dabei einen fernen Punkt im Bambuswald, welchen sie für einen Herzschlaglang fixierten, bevor sie sich zu ihm drehte, die Distanz zwischen ihm und sich mit wenigen Schritten schließend. »Hmmm…. Nein!«, damit war ihre Entscheidung gefallen, doch das würde Maeva nicht davon abhalten das zu bekommen, was sie wollte. In einer raschen Bewegung schnellte ihre rechte Hand hervor, den Kopf des Schülers packend, während sie ihn gen Boden drückte, so dass er nach hinten stürzen würde.
Die Lodge war darauf bedacht ihm nur einen Schrecken einzujagen ohne ihn dabei ernsthaft zu verletzen, weshalb sie ihm bei seinem Sturz keine Sekunde lang aus dem Auge ließ, um ihn gleichzeitig – noch bevor er sich erneut mit dem Boden begnügen durfte, festzuhalten. »Es gab einen Angriff auf die Insel, das Waisenhaus.. auf alles eben.«, machte sie sich daran ihm zu erklären, weshalb sie darauf erpicht war zu wissen ob er mit Absicht so herumlief. »Dementsprechend aufgewühlt ist die Bevölkerung. Du wärst mit Sicherheit auch beunruhigt, wenn plötzlich ein Halbdrache, nach dem Angriff, durch die Gegend herumläuft – immerhin sind dessen Intentionen unklar. Oder etwa nicht?« Auf ein Bitte würde Akaya noch lange warten müssen, allerdings war sie der Überzeugung, dass er verstanden haben durfte, weshalb sie Neugierig war.
(Akaya war in seiner Drachenform und ist nun in seiner Menschenform)
Auf Maevas Frage, wie lange Akaya schon auf dieser Insel sei, antwortete er mit: ,,Ich bin erst heute angekommen und bin auch erst vor einem Jahr erwacht, weshalb ich mich noch nicht so gut auskenne zumindestens nicht in diesem Zeitalter." Akaya fand es interessant, wie die Welt sich in 1000 Jahren entwickelt hatte. Diese neue Art Magie Namens "Technologie" und die Digitalisierung waren für ihn schwer zu verstehen, doch er akzeptierte sie. Als Akaya sein gegenüber nochmal betrachtete, fiel ihm auf, dass Maeva ihm irgendwie bekannt vorkam. Nach kurzer Zeit wurde er durch sein Gegenüber aus den Gedanken gerissen, als sie Akayas Worte wiederholte. Sie wandte Akaya den Rücken zu und schnellte in einer schnellen Bewegung zu Akaya. Der Halbdrache war verwundert, wie schnell sie sich bewegen konnte. Ihm war nicht bewusste, das sich ein Mensch so schnell bewegen konnte. Naja Akaya kannte nicht viele Menschen und keiner von ihm hatte eine Begabung im Kämpfen. Er hörte sie noch sagen "Hmm..., Nein!", als sie Akaya nun überraschte und ihn gengen den Boden drückte, bewegte sich Akaya schnell und positionierte seinen Schwanz unter ihm, so dass er nicht so schnell zu Boden gehen würde. Während er fiel erhitzte er seine Hände auf 60°C was durchaus zu Verbrennungen führen kann. Er wollte sie packen, an sich drücken und somit ihre Bewegung einschränken. Doch als er ihre Augen nun von der Nähe betrachtete, verlor er sich in einer längst vergessenen Erinnerung. Er sah seinen Vater. Er war ein riesiger Drache mit goldenen Augen. Doch seine Augen unterschieden sich in einem grundlegenden Punkt von Maevas. Die golden Augen von seinem Vater sahen so aus, als ob sie aus der Urflamme selbst geschmiedet wurden. In ihnen war ein Lodern, ein ständiges Tanzen der Flammen es waren Flammen, die alles verschlingen wollten. Doch Maevas Augen sagten genau das Gegenteil aus, sie strahlten eine Kälte aus die selbst jede Flamme erlöschen könnte. In seinen Gedanken versunken löschte Akaya seine glühenden Hände und konnte nicht die Kraft aufbringen sie zu packen. Bevor Akaya auf dem Boden, oder eher auf seinen Schwanz aufkam hielt ihn Maeva fest und erklärte ihm, dass es einen Angriff auf die Insel gab. Auch erklärte sie, dass die Bevölkerung deshalb etwas aufgewühlt ist und ein Halbdrache die Lage nicht verbessern würde. Akaya nickte stellte sich wieder aufrecht hin und sagte zu ihr: „Okay, das war mir nicht bekannt, da hast du recht ich wäre nach einem Angriff auch etwas vorsichtiger.“ Dann musterte Akaya sie machte ein grimmiges Gesicht und sagte zu ihr: „Pass das nächste Mal aber auf, wenn du einen unbekannten Gegner angreifst. Nicht wenn man nicht weiß wie stark er ist. Ich hätte dich töten können, wenn mich deine Augen nicht an etwas erinnert hätten.“ Akaya wollte ihr klarmachen, dass sie etwas aufpassen sollte, vor allem bei unbekannten Personen. Akayas Gesichtsausdruck wurde wieder etwas weicher und er sagte daraufhin: „Aber irgendwie bin ich ja auch an dieser Situation schuld, da ich dich provoziert habe. Ich habe ohne drüber nachzudenken ein Zitat meiner Mutter wiederholt ich entschuldige mich dafür. Und wenn das so ist, zeige ich dir gerne meine menschliche Form." Daraufhin wechselte er zu seiner Menschenform und fragte sie mit leicht rotem Gesichtsausdruck: „Und zufrieden?“ Akaya konnte seine Schüchternheit in dieser Form nur schwer unterdrücken. Er hoffte, dass es nicht allzu sehr auffiel.
Möglicher Weise hätte es Maeva ihm ansehen müssen, dass er noch nicht lange auf Isola sein konnte – wer würde sich ansonsten in einer Gestalt aufhalten, die nach den vergangenen Vorfällen für Aufruhr sorgen könnte? Die Tatsache, dass er allerdings erst vor einem Tag hierher gelangte, ließ sie kurz stutzen – die Verwaltung machte offensichtlich selbst nach etlichen Todesfällen nicht halt davor weitere Schüler aufzunehmen. Vermutlich weil sie Geld eintrieben, denn je genauer sie darüber nachdachte, umso klarer wurde es ihr, dass sie nichts über die Vorgänge im Hintergrund wusste. Sie wusste lediglich, dass es der Wunsch ihres Vaters war, damit sie in Sicherheit vor den Streitigkeiten, die nicht selten ausarteten, zu sein – doch was er dafür tun musste, sagte ihr niemand. Ihre Familie besaß Geld, das war nie ein Geheimnis gewesen, jedoch kannte sie ihren Vater gut genug, dass er es bevorzugte andere Einzuschüchtern, um an seinen Willen zu kommen – ob das hier auch klappte? Immerhin entpuppte sich Akaya nicht als dumm. Prompt, als er darauf aufmerksam gemacht wurde was vorgegangen war, verwandelte er sich wieder zurück, wenngleich seine Warnung – oder war es gar eine Drohung – die Schülerin schmunzeln ließ. Er hätte sie töten können – ha, da schien sich jemand ordentlich zu überschätzen oder war ihres ersten Eindruck entgegen doch dämlich und glaubte sie wäre eine Sterbliche. Gab es überhaupt normale Menschen auf Isola?
Sie tat seine Worte schulterzuckend ab – er sie töten? Das würde sie sehen wollen, wäre vielleicht auch angebracht für ein Sparring gewesen, jedoch würde sie bei diesem Wortlaut nicht halt machen. Erst bis einer von ihnen – ihrer Meinung nach Akaya – seinen letzten Atemzug tätige um aus der hiesigen Welt dahinzuscheiden. »Was glaubst du eigentlich was ich bin?«, hakte sie direkt nach, skeptisch die Brauen hochziehend. Gleichzeitig wusste sie, dass er sich wieder entschuldigen würde oder zumindest die Schuld auf sich nehmen würde, wie er es schon die ganze Zeit tat. Es war anstrengend und nervig, dennoch würde diese Eigenschaft ihr, richtig inszeniert zu Gute kommen, im Augenblick jedoch kam es ihr nicht einmal in den Sinn ihn als Sündenbock, wie er es offensichtlich zu gerne mit sich selbst tat, hinzustellen. In binnen eines Herzschlags löste sich seine schuppige Gestalt auf und offenbarte einen völlig unauffälligen Jungen, dessen rote Haar lediglich aufsehen erregend durften, wenngleich – dachte sie zurück – Mathéo aus ihrer klasse ebenfalls ein Rotschopf war, wenngleich seine Mähne weniger knallig war.
Maeva musterte ihn kurz. »Ja, ist in Ordnung.«, entgegnete sie ihm insgeheim wahnsinnig glücklich darüber, dass seine Kleidung bei seiner Verwandlung offensichtlich an seinem Leib blieb. Den peinlichen Moment, der sich aus seiner Nacktheit ergeben hätte, wollte sie sich beim besten Willen nicht ausmalen. Obwohl es für den Schüler wahrscheinlich wesentlich unangenehmer gewesen wäre, als für sie selbst. »Zu deiner Info: Ich bin kein Mensch. Kaum jemand auf dieser Insel ist ein Mensch, daher solltest du nicht im Glauben herumlaufen, du könntest irgendjemandem etwas antun. Manch einer besitzt ungeahnte Kräfte.«, erklärte sie ihm ohne auf eine Antwort zu ihrer vorangegangenen Frage zu warten. Akaya weilte noch nicht lange unter ihnen und sie wusste nicht wie lange er schlafen musste, aus welchem Zeitalter er stammte, weshalb sie kein Wissen über die Zustände der damaligen Zeit hatte, jedoch war seine Naivität gefährlich. Nicht für sie, aber für ihn. In der Annahme er wäre der einzig unverwundbare durch die Welt zu marschieren, die von diversen Bestien und Kräften beherbergt wurde, könnte tödlich enden. »Und nun?« Durch ihn war ihr geplantes Sparring ausgefallen, dementsprechend musste er sie nun beschäftigen, wenn er nicht mit einer gelangweilten Maeva konfrontiert werden wollte – denn diese konnte ungeheuerlich nervig und anstrengend werden.
Trotz ihrer weiten und ungewöhnlichen Wege, die die Möwe an diesem Tag bereits zurückgelegt hat, zeigt sie keine Schwäche. Sie wurde damit beauftragt, Nachrichten in Form von Schriftrollen, die sie sich fest zwischen den Schnabel geklemmt hat zu verteilen und ist heute bereits weit gekommen. Eine ihrer letzten Stationen steht bevor: Der Bambuswald. Kein Laut entgeht dem Gefieder, als es über die hohen Bäume des Waldes gleitet. Kein Zweifel - vor Botanik scheint sie mehr Respekt zu haben als vor Menschenmassen in einem Junk-Food-Restaurant. Mit ihrem Roten Auge, das sie mit einer bestimmten Gabe ausstattete, durchforstet sie von oben den Wald. Selbst durch die Bäume hindurch müsste es funktionieren. Ein, zwei, ganze drei Mal umkreist sie den Wald, bis sie ihre Zielobjekte endlich erahnen kann. Die Möwe geht etwas in die Tiefe. Nähert sich den hohen Bäumen und verharrt an einer Stelle mit sicheren Höhenabstand. Die Rollen würden ihren Weg durch die Bäume und die Bambusblätter finden, dessen ist sie sich bewusst. Das obligatorische laute Kreischen der Möwe erklingt und die Schriftrollen schweben in sicherem, langsamen Tempo nach unten. Über den Köpfen zweier Persönlichkeiten, ihrer Zielobjekte, auf der steinernen Waldbank halten die Schrifstücke inne. Es handelt sich um Akaya Buredo, einen Neuling auf der Insel und Maeva, eine Dämonin, die der Insel, allen voran der Schule nicht fremd war. Die Nachrichten, die in jeweils zwei Schriftrollen verpackt sind, würden so lange ihrer Position über den Köpfen der Zielpersonen folgen, bis sie ergriffen werden würden.
Akaya und Maeva unterhielten sich prächtig. Es machte ihm Spaß mit ihr zu plaudern. Maeva fragte den Rothaarigen, was er eigentlich glaube was sie sei. Er musste darüber erstmal nachdenken, denn er hatte eigentlich keinen Ahnung von den ganzen anderen Rassen. Er kannte nur die Magier und die Tiermenschen und von ihnen auch nicht sehr viele. " Wenn mich nicht alles täuscht bist du entweder ein Magier oder ein Tiermensch. Ich kenne leider keine andere Rassen, weshalb ich dich nur als einer dieser zwei einschätzen kann. Und ich denke nicht, dass du ein Mensch bist, denn bisher habe ich noch nie so einen schnellen und starken Menschen gesehen", erklärte er ihr. Akaya beobachtete aus dem Augenwinkel wie der kleine Panda von vorhin sie beobachtete. Als sich die Blicke der beiden trafen, rann der kleine Panda leider weg. Nun erklärte Maeva dem Halbdrachen etwas und sagte ihm auch noch, dass sie kein Mensch sei. Akaya überlegte kurz und sagte dann: "Ich wollte nicht unhöflich klingen es gibt nur manche Menschen, die ihren Platz nicht kennen und deshalb oft auf dumme Ideen kommen." Gerade als Maeva fragte: "Und nun?" hörte man das Kreischen eines Vogels was Akaya dann zu stoppte versuchte. Sie flog so unbeschwert durch die Lüfte und ließ etwas fallen. Akaya hoffte nur, dass es nicht auf seinen Kopf fallen würde, denn man wusste ja nie, was so ein Vogel fallen ließ. Doch das, was die Möwe dann doch fallen gelassen hatte, war ein Brief, der neben Maeva und Akaya landete. Akaya hob ihn auf und las ihn laut vor. Es gab ein neues Waisenhaus? Was war denn überhaupt mit dem Alten passiert? Akaya verstand es nicht, jedoch prägte er sich den Weg ein. Er wollte Maeva die Karte da lassen, da es für den Rothaarigen so schien, als ob sie noch ein wenig an diesem Ort verbleiben möchte. "Hier, Maeva. Du kannst die Karte behalten, weil ich hab sie mir eingeprägt. Ich möchte jetzt jedoch gerne dorthin gehen. Wenn du willst können wir uns beim Waisenhaus oder wann anders mal weiter unterhalten.", sagte er in einem freundlichen Ton. "Man sieht sich später", sagte er noch und verabschiedete sich damit. Er hatte die Karte genau vor Augen und lief einfach nach der Karte. Doch wie Akaya sein Glück kannte, landete er am Ende noch tiefer im Bambuswald und er wusste, dass er nicht so einfach rausfinden würde. Der Rothaarige war mittlerweile komplett verloren. Wäre er doch nur mit Maeva zusammen gegangen, dann wäre er jetzt nicht in so einer dummen Situation. Er zauberte sich nochmal die Karte vor Augen und dachte darüber nach, dass er von oben einen besseren Überblick haben müsste. Maeva hatte ihn zwar gesagt, dass er nicht so offen in seiner Drachenform rumlaufen sollte, doch Akaya war im Wald verschollen und wer weiß wie lange es dauern würde bis er da raus kommen würde. Er verwandelte sich in seine Drachenform und streckte erstmal seine Flügel aus. Nachdem er sich ausreichend gestreckt hatte hob er auch mal ab. Er flog hoch genug, damit die Landschaft so ziemlich wie auf der Karte aussah. Der Halbdrache vermisste das Gefühl, wenn seine Flügel im Wind geleiteten. Auch das Gefühl, wenn der Wind auf seine schuppige Haut schlug. Er genoss kurz den Ausblick und flog dann Richtung Waisenhaus.
Fast schon fluchtartig hatte ich mein eigenes Zimmer und dann auch noch das Wohnheim verlassen. Eigentlich wollte ich erst was Essen im Speisesaal, doch ich hatte keine Lust auf die anderen Bewohner und somit machte ich mich auf den Weg nach draußen und entschloss mich, in der Stadt etwas Essbares zu kaufen. Die Sonne war schon am Untergehen und mittlerweile war es auch etwas kälter als noch am Nachmittag. Ich zog mir meine Jeansjacke eng um meinen Körper und überlegte, ob so nackte Beine um diese Uhrzeit noch eine gute Idee waren. Obwohl ich eigentlich eine ziemliche Unempfindlichkeit bei Hitze und Kälte hatte, zog sich doch eine Gänsehaut über meine Beine. Wahrscheinlich lag es an meiner gesamten Situation. Zwar war der Kater überwunden, doch mein Magen war schon viel zu lange leer und mein Herz fühlte sich immer noch so ekelhaft schwer an. “Kacke verdammte.“ Grummelnd lief ich den Weg entlang, der zur Stadt führte. Zu mindestens war ich der Meinung, dass er es tat. Der Weg war da anderer Meinung, denn plötzlich befand ich mich im Bambuswald. “Nicht mein ernst oder...?“ Ich drehte mich um und eigentlich konnte ich noch gar nicht so weit in den Wald reingegangen sein, wiederum war ich mir aber auch nicht sicher, ob der Weg hier durch nicht auch etwas kürzer sein könnte. Langsam ging ich noch ein paar Schritte weiter, bis ich zu einem großen Baum mit einer Bank davor kam. Genervt, dass ich keinen Orientierungssinn hatte und hungrig entschied ich mich dazu, auf diesen Baum zu klettern, um nach dem besten Pfad Ausschau zu halten. Ich sprang etwas hoch, damit ich mit meinen Händen den untersten Ast erreichen konnte und dann... ja und dann hing ich dort, denn weiter kam ich nicht. Ich versuchte mit meinen Beinen auch an den Ast zu kommen, hob sie hoch, doch der fehlende Sport machte sich deutlich bemerkbar. Mir fehlte die Kraft in den Bauchmuskeln so wie in den Armen und ich ließ wieder los, landete auf dem Boden. “Meine Fresse... Das kann doch nicht so schwer sein.“ Als nächstes stieg ich zuerst auf die Bank und sprang von der ab, verpasste dabei aber den Ast und landete dies Mal etwas unsanft auf dem Waldboden. “Wie schwierig konnte es bitte sein auf so einen scheiß Baum zu klettern?!“
Mit dem glorreichen Mahl vom Mc Donalds konnte sein Magen nicht nur verdauen, sondern auch sein Kopf. Er war also nun auf dieser Insel ausgesetzt worden, welche sich Isola nannte. Was sich sein Master dabei gedacht hatte? ,,Werd erwachsen", waren dessen Abschiedsworte gewesen. Ryder war 18 Jahre alt und somit volljährig. Dieses 'erwachsen' schien sein Master also nicht gemeint haben, sondern - mental? Würde eher passen. War er mit seinen 18 - ok, streng genommen 90 - Jahren noch ein ziemlicher Quatschkopf, unerfahren. Besonders wenn es um sein nuniges Sein ging. War halt schon krass, wenn er starb, von irgendnem Kerl in einer Flasche versiegelt und dann zu einem Geist wurde. Und so lief er noch kein Jahr herum, war er mit seiner Geisterform also noch nicht vollends vertraut, was man jeden Abend daran erkannte, wenn er transparent wurde - oder allgemein, wenn er erschöpft war. Das ganze war schon extrem paradox. War er mal gespannt, warum sein Master ihn ausgerechnet hier ausgesetzt hatte - was diese Insel und dieses Wohnheim wohl mit sich brachte? Seine Ausbeute aus dem Mc Donalds hatte er fast alle verschlungen, sein Magen war glücklich. Den Müll hatte er in seiner Tasche zwischengelagert, bis er auf eine Mülltonne traf - würde er das Zeug garantiert nicht in den Wald werfen. Lediglich seine Cola war noch etwas über, hatte er diese in einer Hand, samt seines verbliebenen Chickenburger und in der anderen eine brennende Kippe, an welche er im Gehen immer wieder zog. Tat das gut. So kam er dann auch bald im Wald an, inzwischen wurde es frischer. Hm, sollte er sich bald eine Jacke überziehen, wenn es so weiter ging. Aber erstmal ging er noch etwas weiter, bis er von Bäumen umrungen war, zielstrebig auf dem Weg verbleibend - und er müsste bald eine Taschenlampe rauskramen, wenn der Wald sich zog.
Es dauerte nicht lange, da hörte er komische Geräusche - es raschelte. ,,Slenderman, bist Du das?", fragte er, während er an seiner Coke zog. Doch anstatt eine Antwort, hörte er es rascheln - und rumpsen - und fluchen? Hatte sich Mr. Tentakel etwa hingelegt? Der Geist ging den Weg weiter, da sah er abseits einen großen Baum, wo gerade etwas oder besser gesagt jemand. Eine sanfte Mädchenstimme war zu vernehmen, welche alles andere als begeistert klang. Machten das Mädchen hier so, im Dunkeln auf Bäume klettern? Wobei klettern, sie war gesprungen und schmerzvoll gelandet. War sicher nicht in ihrem Sinne gewesen. Er ging zu ihr, stellte dabei Tasche, Burger und Coke auf der Bank ab, die Kippe behielt er im Mund: ,,Hey, alles klar bei Dir?", fragte er und ging dann zu dem Mädchen, zu welcher er sich kniete. Und wow, sie war auch echt unglaublich hübsch - er muss auf der Insel der süßen Mädels gelandet sein. Wurden seine Gebete erhört? Hier konnte er leben. Definitiv. Musste er seinem Master bei Gelegenheit doch noch danken. Vorsichtig legte er die Hand an ihre Schulter, um sie etwas zu stützen, dabei musterte er sie, ob er irgendwo Schrammen fand - allerdings stachen ihm lediglich hübsche Beine ins Auge, auch nicht schlecht. Noch besser sogar. Aber ein komisches Outfit, um klettern zu sehen, so im kurzen, schwarzen. Zu anderen Situationen würde er es sicherlich befürworten, aber so, ne. ,,Hast' Dir nichts getan, oder?", grinste er ihr freundlich zu, wand aber dann den Blick auf, zum Baum. ,,Du magst da rauf, was? Komm", damit stand er auf und hielt der Brünetten dabei die Hand hin: ,,ich helf Dir hoch, bevor Du dir noch den hübschen Kopf wo anstößt." Darum wäre es nun wirklich zu schade, wollte er das Braunköpfchen gerne näher kennenlernen. Und den Grund, warum sie hier Bergsteigen spielte.
Grummelnd saß ich auf dem Waldboden und verfluchte in meinen Gedanken diese Insel. Da wollte ich mal einen Baum hoch klettern, um nicht die ganze Nacht zwischen Bambus zu verbringen, doch nichts will gelingen. Gerade wollte ich wieder aufstehen, als ich plötzlich eine Stimme neben mir hörte, welche mich fragte, ob bei mir alles klar sei. Erschrocken zuckte ich zusammen, konnte gerade so noch einen schrillen Schrei unterdrücken und rutschte auf dem Boden ein paar Meter zurück. Mit aufgerissenen Augen sah ich zu einem Jungen, dessen hellen Haare zu seinen roten Augen deutlich im Kontrast standen. “Hat man dir nie beigebracht, dass man sich Frauen in einem dunkeln Wald niemals so still und leise nähern sollte?“ Argwöhnisch sah ich ihn an, denn bekannt kam er mir nicht vor und an die meisten Männer auf der Insel erinnerte ich mich ziemlich gut, besonders wenn sie auch noch attraktiv waren. Er hielt mir seine Hand hin und erkundigte sich danach, ob ich mir etwas getan hätte. Kurz zögerte ich, doch dann nahm ich seine Hilfe an und ließ mich von ihm mit hoch auf die Beine ziehen. “Ach, damit ich mich verletzte, muss es schon etwas mehr geben, als so ein scheiß Baum.“ Als ich endlich stand, klopfte ich mir kurz meine Kleidung ab und zog mein Kleid zurecht. Natürlich war es nicht wirklich schlau, in so einem knappen Outfit auf einen Baum klettern zu wollen, aber bis eben war ich hier auch noch alleine gewesen und somit war ich nicht davon aus gegangen, dass irgendwer meine Unterhose sehen könnte. Ich musterte den Jungen noch mal, jetzt wo wir beiden standen. Er war ca. 20 cm größer als ich, trug lässige Kleidung und insgesamt sah er wirklich gut aus. “Irgendwie finde ich es nicht gerade intelligent, mir von einem Fremden auf einen Baum helfen zu lassen“ meinte ich zu ihm. “Wer bist du?“ Erst jetzt bemerkte ich, dass auf der Bank plötzlich eine große Tasche und Essen von Mc Donalds stand. Mein leerer Magen lag mir schwer im Bauch und mein anfängliches Misstrauen war sofort verflogen. “Oh, vergiss es. Viel wichtiger ist die Frage: Ist das dein Essen? Ist es vergiftet? Und wenn es nicht ist, kann ich dann davon was abhaben?“ Ich lächelte ihn so freundlich wie ich konnte an. “Danach, kannst du mir auch gerne auf den Baum helfen.“ Weil er dies wahrscheinlich auch unbedingt wollte und deswegen alles tun würde.
Ein amüsierter Laut entwich Ryder, als das Mädchen erstmals von ihm zurückwisch - war auch gut so. Richtiges Verhalten, wenn man nachts, im Wald, auf einem Fremden traf, auch wenn er so gutaussehend war, wie er es eben war. Bei ihm würde man sicher freiwillig in den Van steigen, manch andere würden dies sicherlich ausnutzen. Doch so war er nicht - wirklich, er war zwar ein Weiberheld, aber kein Triebtäter. Nur gedanklich, wenn mal. Aufjedenfall - betrachtete er die hübsche Brünette charmant, welche ihn mit einer gewissen, gesunden Skepsis beäugte, bei ihren Worten entkam ihm ein leichtes Lachen. ,,Was, nicht? Wo bleibt denn da der Spaß?" Den Spruch, wozu er dann so eine große Tasche mit sich herumschleppte, verkniff er mal, war Madame ja schon skeptisch genug, nicht, dass sie ihn dann davonrannte - wenn, dann bitte so schnell, dass er sehen konnte, was für ein Höschen sie trug. Trotz des Misstrauens wurde schließlich seine Hand ergriffen - da hatte wer eine schöne, weiche Haut -, weshalb er sie mit einem angemessenen Zog auf die Beine ziehen konnte. Stolpern und an seiner Brust landen war aber auch gerne gesehen, aber immer ruhig, mit den jungen Pferden. Die gut einen Kopf kleinere befreite sich vom Schmutz des Waldbodens, da nutzte er natürlich die Gelegenheit, diese genauer zu mustern. Bildhübsches Ding. Wie konnte man sie nur alleine hier herumlaufen lassen? Die Männer auf der Insel mussten doch echt einen Schuss haben. Oder vielleicht war sie deshalb allein, weil sie so begehrt war und von ihren Fans davongestürmt war? Und auf den Kronen des Baumes Schutz suchen sollte? Wäre nicht unwahrscheinlich. Allerdings hätte sie dann sicher noch allergischer auf den Geist reagiert. Sei's drum, sollte dies der Fall sein, würde er dann Mädchen definitiv vor Stalkern schützen. Augenweide hin oder her, alles hatte seine Grenzen.
Sie war keck, dies gefiel dem Weißschopf ungemein, grinste er belustigt bei ihren Worten, fluchte sie schamlos über den Baum. Die Lady nahm kein Blatt vor den Mund, so mochte er es. ,,Nicht? Ach, schade, ich dachte, ich könnt' Dich nun Prince Charming like aus'm Wald tragen und ordentlich Pluspunkte abräumen", zwinkerte er, bekam dann auch bei den nächsten Worten das Grinsen nicht aus dem Gesicht, was auch wunderbar seine spitzen Schneidezähne demonstrierte. ,,Dann müssen wir uns mal schleunigst kennenlernen, was?" Und da kam auch schon die Frage, wer er war. Ehe er darauf eingehen konnte, schien etwas anderes die Aufmerksamkeit der Kleineren auf sich zu ziehen. Der Burger und dazu diese Formulierung, herrlich. Amüsiert schnaubte er, zuckte dann mit den Schultern: ,,Vergiftet? Ach, quatsch, dass bissl' Chloroform sorgt erst für den richtigen Geschmackskick~" Dieses Lächeln war ja einfach mal echt süß, zum Auffressen, glucksend setzte er sich auf die Bank, nachdem er die Tasche auf den Boden abgestellt hatte, um dort Platz zu schaffen. ,,Klingt nach 'nem fairen Deal~" Zwar war er noch nicht pattsatt und hätte den Burger selbst noch gut vertragen - aber wie konnte er solchen Rehaugen nur eine Bitte abschlagen? Dann wär er ja ein Monster. Doch war er ein Gentleman, also überließ er ihr zu gerne zu Mahlzeit, das Lächeln war dafür wirklich Preis genug. ,,Übrigens - Ryder", stellte er sich beim Niederlassen schließlich vor, um die Frage nicht unbeantwortet zu lassen. Den noch warmen, verpackten Burger hielt Ryder ihr hin, schaute dabei freundlich. ,,Isn' Chickenburger, ich hoff', dass passt. Kannst auch gern was von der Coke haben, wenn's Dich nicht stört." Indirekter Speichelaustausch unter Fremden war doch stets hocherotisch. Wo er auch gerade saß und die Hände frei hatte, nutzte er dies und nahm sich seine schwarze Lederjacke aus der Tasche, welche er sich überzog. Sich etwas zurücklehnend zog er nochmals an seiner Zigarrette, dabei wanderten die rotengelben Augen wieder zu der Hübschen. ,,Ist Dir nicht etwas frisch?" Ihre Beine mussten sicher frieren, sicher könnte er ihr eine Hose leihen oder so, auch wenn diese ihm viel zu groß sein sollte.
Der junge Mann im Wald schien ein richtiger Spaßvogel zu sein, zu mindestens wusste er, was Sarkasmus war und das ließ ihn gleich etwas sympathisch wirken. Von einem Prinzen aus dem Wald gerettet werden? Klingt nicht nach etwas, was zu mir passen würde. “Tut mir wirklich leid, dich da enttäuschen zu müssen, aber ich muss gar nicht gerettet werden.“ Ich lächelte ihn an. “Und wie ein Prinz siehst nun auch nicht gerade aus.“ Fügte ich dann noch hinzu und zwinkerte ihm zu. Ich sah zu, wie er sich wieder auf die Bank setzte, leicht lachte und mir dann erzählte, dass nur etwas Chloroform im Essen mit drin sei. Ja, ich weiß. Eigentlich sollte ich viel vorsichtiger sein, wenn ich in einem dunklen Wald fremde Menschen begegne, aber die Beschreibung 'vorsichtig' gehörte noch nie wirklich zu meiner Art und deswegen machte ich mir darüber auch keine Gedanken, dass das Essen nun mal doch vergiftet sein könnte oder der Weißhaarige mir gegenüber sonst was für Absichten hatte. Ich nahm neben dem Jungen, welcher sich nun mir Ryder vorstellte, auf der Bank platz und öffnete die Tüte von Mc Donalds. “Chickenburger ist perfekt.“ Meinte ich und nahm ihn mir raus, packte ihn aus und wollte schon abbeißen, dann sah ich aber noch mal zu meiner neuen Bekanntschaft rüber. “Ich will dir aber auch nichts wegessen, also wir können den auch teilen.“ Ganz so unhöflich und gierig wollte ich dann doch nicht rüberkommen. “Das Geld dafür würde ich dir auch wieder geben. Habe aber gerade kein Geld dabei, also falls du mich ausrauben wolltest, muss ich dich auch hier enttäuschen.“ Ich grinste in Ryders Richtung und biss dann von dem Burger ab. Ein zufriedener Laut entwich meiner Kehle. So einen Chickenburger hatte ich jetzt wirklich gebraucht. Nachdem ich runtergeschluckt hatte, biss ich direkt wieder ab und kaute genüsslich vor mich hin. Meinen Kopf wendete ich wieder Ryder zu und überlegte, woher mir solche rote Augen bekannt vorkamen. Konzentriert sah ich den Jungen an, aß dabei weiter, bis mir dann selber auffiel, wie komisch das aussehen musste. Schnell schluckte ich alles runter, verschluckte mich leicht dabei und hustete. Ohne weiter nachzudenken, griff ich nach dem Getränk, welches ja auch eigentlich Ryder gehörte und trank hastig daraus. Ein paar mal räusperte ich mich noch, dann ging es wieder. “Achja, ich bin Sky, Sky Love.“@Marik. Genau in diesem Moment fielen mir seine roten Augen wieder ein und Alles andere gleich mit dazu. Die letzte Nacht und heute nach dem Unterricht. Bei den Erinnerungen an unsere Küsse und seine Berührungen meldete sich ein kleines Kribbeln in meinem Bauch zu Wort. “Du hast recht, das Chloroform gibt dem Burger oder Cola erst den richtig geilen Geschmack!“Jetzt bloß nicht zu viel an Marik denken. Am besten gar nicht an ihn denken! Ryder holte sich eine Jacke aus seiner Tasche und zog sie sich über, während er mich fragte, ob mir nicht etwas frisch sei. Ich folgte seinem Blick auf meine nackten Beine und zuckte nur mit meinen Schultern. “Sollte man meinen, was? Aber ich bin da nicht ganz so empfindlich und eigentlich war es auch nicht mein Plan, hier im Wald zu sein.“ fing ich an ihm meine Situation zu erklären. “Plan A war es nämlich in die Stadt zu laufen, um was zu essen, aber dann befand ich mich plötzlich hier und wusste nicht mehr, welchen Weg ich am besten gehen sollte. Deswegen wollte ich auch auf den Baum, für einen besseren Überblick und so.“ Ich nahm erneut einen kräftigen Schluck von der Coke, stellte diese dann wieder zwischen uns ab. “Und was war dein Ziel als du in den Wald gegangen bis, Ryder?“