Das Krankenzimmer ist ziemlich schlicht gestaltet. Hier und da hängen die üblichen Poster, die nunmal in einem Krankenzimmer hängen sollten. Zwei Betten, die durch Vorhänge voneinander getrennt sind befinden sich in diesen Raum. Diese sind besonders weich... und kuschelig... und verführen schlimmstenfalls zum Schlafen. Ein kleiner, chaotischer Pult, auf dem der Schularzt mit einem Computer arbeiten kann befindet sich neben den Betten. Desweiteren finden sich im ganzen Raum verteilt Medizinschränke und diverse Utensilien wie eine Waage oder ein Messgerät. An einem runden Tisch hat man die Möglichkeit, wichtige Gespräche die die Gesundheit betreffen zu führen. Der Geruch des Raumes ist wegen der vielen Desinfektionsmittel stets ein chemischer.
Er war älter als er aussah? Gut, dass brauchte sie nicht zu verwundern, immerhin war sie auf keiner normalen Schule – mal ganz abgesehen davon, dass sie selbst auch viel älter war, als ihr Erscheinungsbild. „Rede ich hier mit einem Senior? Dann bin ich zumindest nicht mehr allein.“ Ab wann mal als solcher galt, wusste sie zwar nicht, aber sie hatte es satt, ständig älter als alle anderen zu sein, wenn diese mit dem Erzählten nichts anzufangen wussten. Seine Fächer lagen nicht unbedingt in ihrem Interessengebiet, wobei letzteres vielleicht hilfreich sein könnte, etwas über ihre neue Heimat herauszufinden. Vielleicht würde sie irgendwann aus reinem Zufall in einer seiner Stunden vorbeischneien, wenn es nichts zu tun gab. Hoffentlich flogen da dann aber keine Tisch durch die Lüfte. Catarina sah seinem Gesicht deutlich an, dass sein Gehirn erst jetzt schaltete und realisierte, was er zuvor getan hatte, aber seine Reaktion darauf war einfach komisch, weshalb sie nicht anders konnte als laut loszulachen. Ob er wusste, was er da sagte? Jedenfalls amüsierte es das Mischwesen – entweder hatte er einen eigenartigen Humor, wie sie, oder sein Satz war unüberlegt. Was es auch immer war, Sympathiepunkte brachte es ihm schon mal ein. Die Zigarettenschachtel legte sie, nachdem Bernardo dankend abgelehnt hatte, auf den Tisch neben den Aschenbecher, während sie ihm das Feuerzeug reichte. Im Vergleich zu ihren Glimmstängeln, die den Standardgeruch hatten, rochen seine angenehmer, den Grund dafür offenbarte er ihr auch sogleich. „Tee?“ Die Vespucci wollte sicher gehen, dass sie sich nicht verhört hatte. Normalerweise trank man diesen doch und rauchte ihn nicht. Natürlich hätte sie ihn als Junkie abtun können, aber zum Glück löste Tee im Gegensatz zu richtigen Drogen keine eigenartigen Verhaltensweisen aus. Erneut nahm sie einen kräftigen Zug, die Asche in den dazugehörigen Becher klopfend. Hier gab es einen ordentlichen Verschleiß an Angestellten, wurden diese von irgendwelchen Schülern um die Ecke gebracht oder von Ungeheuern gefressen? Einen Grund für den ständigen Wechsel musste es ja geben, aber solange ihr nichts passierte, konnte ihr das egal sein. Sein Angebot machte Rina zunächst stutzig, aber ihre Intuition verleitete sie dazu, ihm zu trauen. Schlimmer als draußen oder in einem Gasthaus zu schlafen, konnte es nicht sein. „Bei mir fiel die Entscheidung zu plötzlich, daher hatte ich keine Gelegenheit dazu. Das hier ein Platz als Ärztin frei geworden war, war auch nur pures Glück“, erklärte sie Bernardo eine ihrer Haarsträhnen hinter das Ohr streichend, bevor sie wieder in den Genuss ihrer Zigarette kam und der Qualm seinen Weg ins Freie fand. „Sehr gerne“, nahm sie das Angebot, welches ihr nur gelegen kam, an und drückte ihren Glimmstängel aus. Es war nicht so, dass sie klein war, viel mehr waren es große Züge, so dass sie schnell ihr Ende fand. Die schlanken Finger drückten die Zigarette im Aschenbecher aus und ließen sie darin liegen, während sie die Hände auf ihrem Schoß ineinander legte – die jeweiligen Ellenbogen ruhten auf den Armlehnen. „Wie kommt es, dass du unterrichtest? Mir wäre das zu stressig, vor allem wenn sie sich so aufführen würden, wie deine Tischwerfer.“ Jugendliche, die ihren Anweisungen brav folgten, waren ihr deutlich lieber – Unordnung konnten sie woanders anstellen, nur nicht in ihrer Nähe, dafür hätte sie keinen Nerv. Sie richtete das Augenpaar aus dem Fenster hinaus, solange er nicht sprach, denn die Gedanken drifteten ab, versuchten irgendwelche Erinnerungsfetzen an die eigenen Kinder in Danvík zu finden, aber lediglich verschwommene Bilder ohne wirkliche Konturen, tauchten auf. Was war in dieser Nacht vorgefallen? Verdammte Scheiße, fluchte sie innerlich, so entkam ihr lediglich ein leises Seufzen. Zu dumm, dass sie auch niemanden danach fragen konnte. Mikael hatte sie aufgeklärt, aber wer ihre Schützlinge waren, wusste sie nicht. Lediglich ihre Beziehung zu ihnen als Mutter war ihr in Erinnerung geblieben. Sie verteufelte die Werwölfe, ganz gleich, dass sie selbst zu Hälfte einer geworden war. Ausgesucht hatte es sich die Vespucci nicht, dummes Schicksal. Warum lief alles auch schief!
„Oh, Madame Großmütterchen?“, lächelte er ihr keck entgegen. „Nein, das bist du nicht mehr, mein Kind.“ Bernardo ging immer noch davon aus, dass er Catarina altersmäßig überragte. Wenn sie jedoch einen guten Tausender auf dem Buckel hatte, gab sich die Chance, mit ihr über vergangene Tage zu reden und die verschiedenen Blickwinkel zu diversen geschichtlichen Ereignissen. Vielleicht hätten sie sich sogar einst über den Weg laufen können, hätte das Schicksal nicht zwei Meter zu viel zwischen sie gebracht. Ein motiviertes Grinsen huschte über sein Gesicht. Es war schon fast als Vorfreude abzustempeln, zu ergründen, welche gemeinsamen Erinnerungen die beiden teilten. Erstmals kam Bernardo auch die Frage in den Sinn, welche Rasse mittlerweile am besten zu seiner Bekannten passte. Fähigkeiten hatte er bisher nicht wahrnehmen können und wenn sie ein Engel wäre, hätte er das sicher sofort bemerkt. Einerseits blinkte seine Dämonen-Warnlampe leicht, andererseits war es merkwürdig, dass sie es tat. Immerhin sollte sie richtig ausschlagen, wenn sich Dämonen in der Nähe befanden. Über die Jahre hinweg hatte er in seinem Metier ein gewisses Gespür entwickelt gehabt. Catarina jedoch sendete fast schon vollkommen fremde Signale aus. Böse waren sie keinesfalls. Hm … So ganz sicher war er sich nicht, aber er empfand auch nicht den Drang, sie danach zu fragen. Im Moment verhielt sich alles so menschlich, dass er die angenehme Atmosphäre nicht zerstören wollte, indem er auf Unmenschliches lenkte. Also nahm er noch einen guten Zug. So schnell wie Catarina war er nicht und wollte er auch nicht. Kein Vorwurf, dass sie ihre Auszeit so weniger genoss, aber Bernardo brauchte seine Zeit, um seine kleinen Freuden zu schmecken. Sonst hätte er nichts von. Andererseits war es beruhigend. Ganz sicher war er sich nicht, ob er sich der Zigarette wegen besser fühlte oder weil die Kopfschmerztabletten zu beginnen schienen. „Jupp. Tee. Ist eine Eigenkreation zusammen mit einem guten Freund von mir, der in der Ferne seine Teefelder bewirtschaftet. Wir sind über Handelswege in Kontakt gekommen, haben Ideen ausgetauscht und voilà: die Super-Zigaretten wurden geschaffen. Bei den dicken Dingern machen wir allerdings keine Sperenzien, da zählt nur das Original.“ Um ehrlich zu sein: In seiner Ledertasche hatte er sogar noch ein kleines Päckchen mit einer Kubaner drin. Aber das sollte keiner wissen und durfte vor allem keiner. Immerhin waren die Zigarren äußerst beliebt und ohne zu wissen, wer alles scharf drauf sein könnte, war es das sicherste, ihre Existenz von vornherein geheim zu halten. Sicher war sicher. Besser war’s, dass er sich von Catarina wieder auf andere Gedanken bringen ließ, indem sie wieder etwas von sich und ihrer Jobfindung erzählte. „Pures Glück?“ Das klang fast schon nach einem Lotteriegewinn, für den so viele Menschenherzen Feuer und Flamme waren. Eine andere Option war, dass sie über die Jobanzeige zufällig gestolpert war. Ähnlich erging es Bernardo damals. Als Normalsterblicher wäre man wohl nie darauf aufmerksam geworden, viel zu geheim wird das Thema der Unmenschlichen in der gemeinen Welt gehalten. Bernardo fragte sich eh, wie eine abgeschottete Insel wie Isola es schaffte, immer wieder neue Arbeitskräfte anzuziehen. Da draußen mussten ein paar Leute ziemlich gute Werbung machen, wenn man bedachte, wie breit die Nationalitäten sich fächerten. Auch nicht jede Familie oder jeder Waise hätte von der hiesigen Schule auf normalem Wege erfahren. Als nächstes sprach die Lady eine recht interessante Sache an. Warum er unterrichtete, ließ sich nicht in ein Wort packen. Es waren viele, viele Jahre, welche ihm die Begeisterung dafür eingepflanzt hatten. Angefangen hatte es mit dem simplen Wissensdurst, dann kamen die Faszination der menschlichen Wissenschaften und schließlich auch das Bedürfnis, Angeeignetes weiterzuvermitteln. Nun musste das Gedachte nur noch in fassbare Worte umgewandelt werden. „Mh, gute Frage. Ich denke mal, es hat damit angefangen, dass ich neugierig war. Wenn man lange lebt, hat man auch Zeit, viele Fragen zu stellen. Die Menschen haben sich überall auf der Welt den Kopf darüber zerbrochen alle möglichen Fragen zu beantworten – und das fand ich faszinierend. Ich konnte mich ziemlich schnell mit ihren Lehren anfreunden; hab‘ studiert. Irgendwann wurde es ein Wahn, immer mehr Bereiche zu ergründen. Für manches ist man auch einfach veranlagt. Wenn man die Menschheitsgeschichte begleitet hat, kann man auch gut im Geschichtskurs etwas beitragen. Wobei – glaub mir – es nicht immer einfach war, die verdeckte Identität zu wahren. Ich konnte mich immerhin schwer als jahrtausendealter Herr an einer Universität einschreiben, ohne merkwürdige Blicke und Fragen zu ernten. Aber mit Erfahrung und ein paar Tricks sowie den richtigen Kontakten klappte das. Man lernt auch viele interessante Leute dabei kennen.“ Bernardo nickte gedankenversunken. „Ich hatte meinen Professor in Geschichte und Mathematik gemacht, sowie meinen Doktor in Physik, Medizin und Amerikanistik. In Geografie, Chemie, Psychologie, Pädagogik und Skandinavistik schrieb ich mein Diplom. Ich bin studierter Theologe. Na ja und in so manch anderes hab‘ ich nur mal kurz die Nase reingehalten.“ Bernardos Worte hingen nach. Die Erinnerungen an die Lehrjahre ließen seinen Blick nostalgisch wirken und für einen kurzen Moment vergaß er sich, ehe er ruckartig zurückkehrte. Verlegen und ein wenig überrascht rieb er sich am Hinterkopf. „Ach, verzeih, ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu eitel. Es ist nur … es war die Neugier und viel zu tun hatte ich sonst auch nicht mehr zu der Zeit, als von ein Fachgebiet ins nächste zu hechten. Am Ende überkam mich das Bedürfnis, das Angeeignete weiterzugeben und es machte sogar Spaß, vor einem Studentenpublikum Vorlesungen zu halten und sich um seine Schützlinge zu kümmern. Es erinnerte mich immer wieder an mich selbst und es fiel mir schwer, davon loszulassen. Die Aussicht, ein etwas anderes Publikum hier auf Isola zu unterrichten, war sehr reizvoll. Außerdem kommt man hier mit vielen verschiedenen Wesen in Kontakt, wie ich es seit langem nicht mehr.“ Und wieder merkte man, wie seine Stimme eine besondere Emotion innehielt. Er redete wieder und das tat er nun mal am liebsten in gutem Ausmaß. „Ich hoffe, es stört nicht, wenn ich ein wenig plappere.“ Wieder schaute er ihr verzeihend in die Augen. Die Zigarette hatte mittlerweile auch er geschafft und drückte mit seinen kräftigen Fingern das kleine, zarte Stängelchen aus. Auf der Zunge schmeckte er sie immer noch. „Bist du derzeit die einzige Ärztin oder betreibt ihr Schichtdienst?“ Um auch mal von sich abzulenken, wo er schon so viel erzählte, wechselte er zurück zu Catarinas Arbeitsthema. Liebend gern hätte er auch mal etwas Freieres als Thema gewählt, doch vorerst fiel ihm nichts derartiges ein. Und solange sie zu lächeln wusste, wusste er, weiter nachzudenken.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
„He, wer hat hier die weißen Haare!“, protestierte Catarina, ihren Zopf zwischen den Fingern betrachtend, bevor sie ihn wieder nach hinten warf – aber selbst schuld, wenn sie ihn als Senior bezeichnete. Zugegebener Maßen war seine Haarpracht schon eine Sache für sich, da es Stellenweiße schwarze Flecken besaß, die sich zwar nur am Rande befanden, aber dennoch so etwas hatte sie noch nicht gesehen. In entfernter Weise erinnerte es die Frau an eine Kuh, wenngleich die dunklen Stellen in mitten der weißen hätten sein müssen – aber dennoch! Zu seinem Körperbau würde es auch passen, schließlich war dieser ganz schön bullig, wirkte aber nicht übertrieben. Genug gemustert, mahnte sich die Vespucci und richtete den Blick, der nur flüchtig auf und ab gewandert war, wieder in sein Gesicht. „Mit meinen paar tausend Jahren bin ich zu alt für ein Kind, Bürschchen.“ Sollte er jetzt auch noch beginnen sie wie ein Kind zu behandeln, würde sie ihm zeigen, was dieses Kind konnte, doch zu seinem Glück ließ er es bleiben. Ein Schmunzeln huschte ihr über die geschwungenen Lippen, während er noch immer an seiner Zigarette hing, erklärte er ihr auch direkt, wie es zu der eigenartigen Zusammenstellung dieser kam. Was den beiden durch den Kopf ging, um auf so etwas zu kommen? Eigentlich hätte das Mischwesen nun erwartet, dass er selbst bei den Kubanern eine besondere Mischung hatte – wofür auch immer – aber siehe da, er genoss nur die Originalen. „Gibt es einen Unterschied zu normalen, außer dem Geruch? Geschmack? Gesundheitsfaktor?“ Sie war bestimmt kein gutes Vorbild als Ärztin, wenn sie rauchte, aber solange sie niemand erwischen würde – hätte seine Teemischung, jedoch weniger schädliche Wirkung, würde sie ihn wohl um eine Stange anheuern, so konnte sie zumindest behaupten, dass es keine gewöhnlichen und gesünder waren. Catarina nickte nur auf seine Frage, die mehr einen überraschten Ton, als nachdenklichen innehatte, bevor er auf seinen Weg zum Lehrer zu sprechen kam. Ihr war nicht bewusst, welchen Redefluss sie damit auslösen würde, er redete mehr als die meisten Frauen, die sie kannte – gut es waren nicht viele, aber mit den meisten kam sie einfach nicht zurecht. Den Ellenbogen auf der Armlehne und den Kopf in der rechten Hand gestützt, grinste sie den Hünen an, als er aus seiner Nostalgie wiedererwachte – seine Stimme vermittelte sein Empfinden dabei deutlich, vermochte sie es doch herauszuhören, was für eine Emotion in ihr mit schwang. Wie ein altes Waschweib, dachte sie sich, als sich ihre Blicke kreuzten, jedoch entgegnete sie ihm etwas ganz anderes. „Himmel, nein. Das ist mir lieber, als dass du mich anschweigst“, winkte sie ab den Kopf aus der Stütze lösend. Immerhin sprach Bernardo überhaupt. Catarina war schon Personen begegnet, denen man alles aus der Nase ziehen musste und wenn sie etwas erzählten, war es nur stichpunktartig oder in einem Wort zusammengefasst, da war ein kleines Plappermaul, wie er eine willkommene Abwechslung – solange er nicht in einem ewigen Monolog enden würde natürlich. Nachdenklich legte sie die glatte Stirn in Falten. Einen Schichtplan hatte man ihr nicht gegeben, geschweige ihr überhaupt etwas gesagt. „Gut möglich. Einen Schichtplan bekam ich nicht und hier scheint er auch nirgends zu sein. Kollegen sind mir auch nicht über den Weg gelaufen, entweder machen sie sich einen schönen Tag daheim oder ich bin wirklich die einzige hier.“ Die Schule konnte doch nicht nur eine einzelne Person damit beauftragen die medizinische Verpflegung der Schüler zu übernehmen, selbst wenn es nicht viele waren und nicht jeden Tag irgendjemand aufkreuzte – die ganze Woche über den lieben langen Schultag hier zu verbringen gefiel ihr gar nicht, zur Not würde sie auch ein Wörtchen mit der Schulleitung sprechen. „Muss ich mich jetzt vor dir als Konkurrent in Acht nehmen?“, scherzte sie, ihre Gedanken hingegen zogen andere Kreise. Diese faulen Schweine genießen bestimmt ihren freien Tag. Das klang für sie plausibler, aber zum Teufel nochmal, was dachten die sich dabei? Oder wussten sie von ihrem Erscheinen? Unwahrscheinlich, davon wusste nicht mal wie bis vor wenigen Tagen. „Du scheinst ja richtig herumgekommen zu sein“, meinte sie beeindruckt, denn im Vergleich zu ihm, war ihre Reise doch ziemlich kurz gewesen und wurde von den Sklavenhändlern vereitelt. Melancholisch fuhr ihre linke Hand zu ihrem Nacken, tastete mit den Fingerspitzen das Mal, welches sie für immer gezeichnet hatte, während die Bewegung mehr den Anschein einer Verspannung machte, die sie mit einer kleinen selbst Massage lösen wollte. Catarina war kein Freund von Hass, doch immer wenn die Bilder an diese Zeit den Weg zurück vor ihr geistiges Auge fanden, brodelte es gefährlich in ihrem Inneren und das würde es immer wieder, solange sie diesen Schandfleck auf ihrem Nacken trug. „Welchen interessanten Leuten bist du denn begegnet, Professor?“, hakte sie ein und unterbrach die kurze Stille, wenngleich ihre Stimme unmerklich zitterte, allein durch die Wut auf die Menschen in denen sie sich so geirrt hatte. Das Lächeln diente lediglich dem überspielen, bevor die Hand wieder den Platz auf der Armlehne annahm. Bernardo musste schon eine unstillbare Neugier und einen unendlichen Wissensdurst haben, dass er sich durch so viele Fächer geackert und auch noch den Professor, Doktor und sonst noch was gemacht hatte. Das machte Eindruck – sie glaubte nicht noch jemanden hier anzutreffen, der so was in petto hatte.
Prompt tauchten seine Finger wie vier Schlangen in ihr Haar hinein und untersuchten es, um den Ansatz sichtbar zu machen. Die Augenbrauen rutschten näher und machten klar, wie aufmerksam er ihre Kopfhaut untersuchte. Dabei gönnte er sich jedoch jegliche Rücksicht, an keinem Härchen zu stark zu ziehen. „Hm, zu erkennen ist nichts. Also entweder du färbst gut oder ich bin wirklich der Einzige von uns beiden mit weißen Haaren.“ Wobei er seine ersten weißen Haare schon mit ca. 500 Jahren bekam und dann alle auf einmal. Warum der Rand ausblieb, verstand weder er noch irgendein übernatürlicher Friseur. Es war einfach so. Vorsichtig ließ er seine Pranke wieder aus ihrem Haar herausfahren. Erstaunlich, wie zärtlich er es schaffte, die Unruhen, welche er ins Haarsystem gebracht hatte, wieder wegzustreichen. Wie gut es ihm gelang, sei dahingestellt. Schönes Haar, das muss man ihr lassen. Aber sicher steckte auch eine Menge Arbeit dahinter, es zu pflegen. Jemand, der immer nur kürzere Haare trug, konnte sich da nur schwer hineinversetzen und dabei trug Bernardo schon keinen allzu kurzen Schnitt. „Bürschchen?“, fragte er halb lachend. „Mich mit meinen knappen viertausend Jahren als Bürschchen zu bezeichnen, ist ziemlich schmeichelhaft, mein kleines Mädchen.“ Scheinbar war der Krieg der Kosenamen ausgebrochen. Keiner nutzte eine Bezeichnung, welcher der Wahrheit nahekam. Bei Bernardo war es vielleicht noch tragbar, dass er sie ein kleines Mädchen bezeichnete, denn obwohl sie für eine Frau wirklich groß war, überragte er sie immer noch klar. Dennoch musste er nochmals bemerken, wie unverhältnismäßig groß sie doch war. Ganz anders sonst, wenn die kleine Durchschnittsfrau sich neben ihn stellte und er bei geradem Blick und zugekniffenen Augen sie übersehen könnte. Der Gavri-El musste kurzauflachen, als ihm wieder in den Sinn kam, wie sich Catarina jüngst gegen seine Worte gewehrt hatte. Auch wenn nur klein, war ihre niedliche Seite doch existent. Um sie heraus zu kitzeln, schien allerdings viel Mühe von Nöten. Aber wer seine Jahre Erfahrung mitbrachte, der war auch nicht so leicht aus der Reserve zu locken. Bernardo schätzte solche Wesen sehr, da der Umgang mit ihnen weitaus angenehmer war. Die Jungen und Unerfahrenen hingegen ließen sich noch durch eine viel zu große Bandbreite aus der Fassung bringen. Das sollte kein Beinbruch sein, doch grundsätzlich fühlte sich Bernardo diesen Leuten eher fremd denn nahe. Als Catarina neugierig nach seinen Zigaretten fragte, schwang auch das Bewusstsein des Hünen um. Das bisherige Thema wurde beiseitegeschoben und das neue wieder in den Vordergrund gerückt. „Natürlich schmecken sie anders. Jede Zigarette schmeckt wohl anders je nach Marke. Bei denen hier wirkt sich der Tee aber auch besonders intensiv aus. Man kann es mit einer Duftkerze vergleichen. So wie der Tee ist, so ist auch der Geschmack.“ Eigentlich logisch und ein wenig unzufrieden war er schon mit der Erklärung, aber alles andere wäre falsch gewesen. „Gesundheitlich sind diese hier eh viel besser. Natürlich kann man nicht alles Schlechte ausmerzen, aber wir haben es schon geschafft, ein riesiges Ausmaß der … Verschmutzung auszumerzen. Frag jetzt aber bitte nicht wie, denn …“ Bernardo überkam ein verschmitztes Lächeln und einen geheimnistuerischen Blick. „… das ist unser ganz besonderes Geschäftsgeheimnis.“ Die Bio-Zigarette, wenn man es so nennen wollte. „Ansonsten: Sie brennt eigentlich gleich. Farblich können Unterschiede auftreten und die Kosten für die Herstellung sind natürlich anders. Es gibt sie auch nirgends zu kaufen, insofern wir immer noch die einzigen mit dieser Idee sind. Nur bei meinem Geschäftspartner kann man welche erwerben. Ich flieg‘ nicht immer extra zu ihm hin, sondern lasse sie mir liefern. Morgen sollte zum Beispiel meine erste Lieferung auf Isola ankommen. Bin gespannt, ob das klappt.“ Man wusste ja nie, wie die internationalen Zustellservices sind und wie sie miteinander konnten. Es gab wirklich schon Fälle, wo die Lieferung ausblieb und dann hieß es Akzeptanz oder Nachforschung. Ein Mal entwickelte sich sogar ein kleines Abenteuer aus der Suche der verlorenen Zigaretten – aber das war eine andere Geschichte. Über Catarinas möglichen Schichtplan dachte Bernardo nur kurz nach, dann war der Gedanke schon beiseitegeschoben. Nur die Sache mit der Konkurrenz verstand er nicht ganz. Daher blickte er Catarina auch verwirrt an mit fragend aufgebauschten Brauen und drückender Unterlippe. „Hm?“ Sie dachte doch hoffentlich nicht, dass Bernardo morgen als Chefarzt neben ihr stehen würde. Es stimmt zwar, dass er mal als Arzt in einer Klinik tätig war, doch diesen Beruf wollte er vorerst nicht mehr aus freiwilligen Stücken annehmen. Es war gut, dass Catarina da war, so benötigte man ihn nicht für den Job und Bernardo konnte sich einzig auf seine Unterrichtsfächer konzentrieren. Glücklicherweise kommentierte die Lady gleich weiter und fragte im Anschluss, welchen interessanten Leuten er bereits begegnet war. „Du solltest keine Fragen stellen, die solch großen Raum zum Antworten geben. Ich denke mal, wenn ich von allen erzählen würde, würden wir übermorgen noch hier sitzen. Immerhin fallen mir sicher nicht alle auf einmal ein und das Nachdenken zwischendrin … mmmmh … nicht so gut.“ Er grinste frech, so wie er es eigentlich nur selten tat. „Ich hatte irgendwann aufgehört, zu zählen, aber über 3500 Jahre werd‘ ich schon auf dem Buckel haben. Besonders bei den großen historischen Ereignissen der Menschheit war ich dabei, weil es gerade dort etwas zu tun gab.“ Bernardo schnaufte erstmal ordentlich Luft aus, ehe er darüber dachte, welche Auszüge er bringen konnte und ob er das überhaupt sollte. „Meist sind es die Unbekannten, die am interessantesten waren. Aber auch Menschen wie … Martin Luther waren gute Gesprächspartner. Ich fand seine Überlegungen zu seiner Zeit sehr begeisternd und las mit größter Spannung seine Briefe, die er mir regelmäßig schickte.“ Er nickte. „Ich denke mal, wenn wir uns noch öfter treffen, werde ich sicher ab und an mit Anekdoten meiner Vergangenheit und den Treffen diverser Persönlichkeiten herausplatzen. Davor sei gewarnt.“ Dass er gerne viel redete, wusste er auch selber; und dass manche ein Problem damit hatten, hatte er auch schon kennen gelernt. Wenn Catarina aber meinte, dass es besser war, als wenn er schwieg, wollte er sich nicht allzu sehr zurücknehmen. Allerdings fühlte er ein starkes Ungleichgewicht, was den Informationsfluss anging. Aber bevor er daran etwas ändern wollte, langte seine schwere Hand wieder nach vorne. „Verspannungen?“ Sie waren die meisten Gründe, wenn sich die Leute selbst den Nacken massieren wollten. So was sollte man dann aber besser von Zweiten übernehmen lassen, die sich einen besseren Einblick verschaffen konnten. Gedacht – getan: Bernardo packte Catarinas Sitzmobiliar und drehte es einmal um 180°. Somit hatte er ihren Rücken vor sich und vor allem ihren Nacken, an dem er sich auszulassen wusste. Wenn man viel herumkam, kam man auch irgendwann auf den Gedanken, einen Massagekurs zu belegen, um die liebe Frau daheim zu verwöhnen. Das war damals, vor vielen, vielen Jahren, als er seinen ersten Kurs genommen hatte. Später folgten drei weitere, um immer mal wieder auf dem neusten Stand zu sein. Außerdem wusste man besser über den eigenen Körper Bescheid und gerade während des Medizinstudiums sackte er ein paar ziemlich hilfreiche Tipps ein. Für so etwas waren acht kräftige Finger und zwei starke Daumen gut einsetzbar. Da hatte keine Verspannung eine Chance dagegen. Diabolisch zuckten seine Brauen auf und ab, was die Lady vor ihm natürlich nicht sah. „Und wie kam’s, dass du Ärztin wurdest?“ – um anzufangen, ein Informationsgleichgewicht herzurichten. Vielleicht würde Bernardo auch ein Indiz auf ihre Rasse bekommen, falls sie ihre besonderen Fähigkeiten für ihr Metier einsetzte.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Ganz ungeniert fasste er ihr doch tatsächlich in die Haare, um sich nach weißen umzusehen, aber der Erfolg blieb aus – sie hatte keine. Dass sie dabei versuchte nach oben zu sehen, brachte sie an ihre Grenzen, weshalb sie es sein ließ, nötig hatte es Catarina sowieso nicht, immerhin spürte sie ja wo sich seine Finger befanden. „Ich färbe nicht, das würde nur mein Haar kaputt machen.“ Was dachte er sich dabei? Als würde sie das brauchen, immerhin war sie noch jung! Zumindest sah es das Mischwesen so. Ihr Zopf hatte sich durch das herumfuschen Bernardos etwas gelockert, so dass sie ihn kurz löste, um ihn einen Atemzug später wieder hergerichtet zu haben. „Nicht schlecht für einen Buben.“ Wenn es ein Geplänkel aus Spitznamen werden sollte, konnte er das haben, ihr Repertoire war noch nicht ausgeschöpft, blieb nur die Frage ob diese ihr auch alle einfallen würden. Nicht selten kamen ihr Dinge, welche sie noch hätte erwähnen können, erst viel später in den Sinn, genau dann, wenn sie nicht mehr von Nöten waren. Wie auch immer. Etwas verwirrt legte sie den Kopf schief, denn so recht klar war es ihr nicht, warum er auflachte, aber noch bevor sie überhaupt einhaken konnte, war es seine Stimme, jene die Luft in Zimmer in Schwingung versetzte. In ihren Gedanken ging sie schon alle möglichen Teesorten durch, die besser als eine normale Zigarette schmecken würden, dass sich ihre Vermutung in Bezug auf die Gesundheitlichen Schäden bestätigte, ließ ihre Mundwinkel in die Höhe zucken. Sehr gut. Damit war sie natürlich neugierig geworden, weshalb der Grund für diese Wirkung zu wissen die Krönung gewesen wäre, aber das verschwieg der Hüne ihr. Etwas Vorwurfsvolles spiegelte sich in den eisblau-grauen Augen wieder, als sie ihm einen schmollenden Blick widmete, jedoch verflog dieser Ausdruck wieder. Grinsend knallte sie mit der flachen Hand auf das Pult und konnte nur froh darüber sein, dass es unter der Wucht nicht kaputt gegangen war. „Das trifft sich gut! Ich will eine Stange.“ Enthusiasmus schwang in ihrer leicht rauchigen Stimme mit, der sich auch in den Okularen der Ärztin wiederspiegelte. Catarinas Scherz hatte er nicht verstanden, denn sein verwirrtes „Hm“ ließ keinen anderen Schluss zu, aber die Anspielung auf sein Medizinstudium brauchte er auch nicht aufzufassen, wichtig war dieser sowieso nicht gewesen. Soso…, begleiteten ihre Gedanken den Fluss an Informationen, die seine Lippen verließen, aber damit tat sich erneut eine Frage auf. Wie alt war sie denn? Vielleicht hätte sie wirklich nicht aufhören sollen zu zählen, aber daran war sie ja nicht schuld, schließlich fehlten ihr noch einschneidende Erlebnisse. Da würde sie sich noch an Mikael wenden. „Das will ich doch hoffen.“ Und wie sie das hoffte. Geschichte interessierte sie schon immer und da Bernardo auch noch bei einigen Dingen hautnah dabei gewesen war, könnte er ruhig viel mehr darüber erzählen. Andererseits würde ihn die Vespucci irgendwann mit Fragen Löchern und solange nicht gehen lassen, bis diese beantwortet waren. Sie selbst war wohl bei keinem geschichtlichen Ereignis dabei gewesen, zumindest glaubte sie sich an keines zu erinnern, aber ihrem eigenen Gedächtnis traute die Frau sowieso nicht. Nein, rief die Ärztin in Gedanken, aber da war es auch schon zu spät, denn ehe sie sich versah, drehte der Hüne ihren Stuhl so, dass sie mit dem Rücken zu ihm saß. Im Nachhinein bereute sie es eine Verspannung angedeutet zu haben, umso nervöser fuhr sie zusammen, als sie seine Finger an ihrem Nacken spürte. Die folgende Frage warf sie dann endgültig um, rein bildlich gesprochen, denn sie saß immer noch fest in ihrem Stuhl. Was solls. Ein Seufzen entfuhr ihr. Spätestens jetzt beim Massieren dürfte er das Brandmal entdecken, weshalb sie sich dazu entschloss einfach damit rauszurücken. Zu befürchten gab es nichts, es war ihr lediglich unangenehm. „Ich war, wenn ich mich nicht täusche, in Russland und traf dort auf Menschen, da ich in meiner früheren Heimat gute Erfahrungen gemacht hatte, wollte ich mich mit ihnen anfreunden. Wie sich jedoch herausstellte waren es Adelige, die sich Sklaven hielten. Ich weiß nicht mal wie ich so naiv sein konnte, aber ich bin ihnen gefolgt.“ Ihre Hand strich ihren Zopf zur Seite um Bernardo ihren Schandfleck zu offenbaren. „Und wurde gebrandmarkt, bevor ich die folgenden Jahre zum Medizinstudium gezwungen wurde, damit sie nicht zu irgendwelchen Ärzten gehen mussten. Zu dumm, dass sie wussten meinen Fähigkeiten Einhalt zu gebieten, ansonsten hätte ich alles in Schutt und Asche gelegt.“ Es klang nahezu gleichgültig, als wäre es das normalste auf der Welt, doch im Inneren verengte sich alles und die Wut fütterte nur ihren Hass, der einen Kloß in ihrem Hals bildete. Zum Glück konnte er das Gesicht der Vespucci nicht sehen, denn die Augenbrauen waren gefallen und Ärger glomm in ihren Augen. „Nachdem ich freikam, wollte ich das Wissen nutzen um anderen zu helfen. Leider kann ich keine Heilungsfähigkeiten anbieten, weshalb ich auf schlicht menschliche Methoden zurückgreifen muss“, beendete sie das Ganze, gleichzeitig hellte sich ihre Miene wieder auf. Überraschender Weise musste sich die Frau eingestehen, dass Bernardo wusste wie man massierte, so das selbst die dunklen Gedankenwolken sich aus ihrem Geiste bis zum nächsten Mal verzogen. Immerhin etwas. Dabei war das ihre kleinste Plage. Wenngleich sich ihr inneres vehement wehrte, hatte sie es überstanden und was sie nicht umbrachte, machte sie stärker. Der Gedanke ihre Familie alleine zurückgelassen zu haben, sowie die Unwissenheit was aus ihnen geworden war, lastete schwerer
An der Sache mit dem Haare färben war etwas dran. Da konnte ihr Bernardo nicht widersprechen. Glücklicherweise hatte er noch nie einen Tropfen Farbe angerührt bzw. sich über den Kopf gekippt. Von so her sollte sein Schopf als kerngesund sein und noch viele, viele weitere Jahre mit kräftigem Ton zu überzeugen wissen. Nicht zu vergessen: Der Großteil seiner Haare war weiß – also wirklich weiß. Graue Haare kann man ihm insofern schon mal nicht vorwerfen, weil es die Haarfarbe Grau eigentlich nicht gibt. Meistens wirkt es nur so auf Grund der Mischung von pigmentlosen Haaren und pigmentierten. Ansonsten kann es nur weiß oder eben farblos sein. Bei Bernardo fehlten jedoch keine Pigmente. Ein ärztliche Untersuchung hatte ergeben, dass er tatsächlich weiße Pigmente intus hatte. So unglaublich es auch für den Fachmann klang, aber es war tatsächlich so. Von Vererbung konnte man nicht reden, da Bernardo aus dem Nichts auf einer Bank aufgeploppt war, anstelle aus einer menschlichen Öffnung herausgezogen worden zu sein. Zumindest war das die Geschichte, die man ihm eingeflößt hatte. Woher aber hatte er nun diese Pigmente? – war die Frage des Arztes. Ihn davon zu überzeugen, sein Interesse fallen zu lassen, war nicht zwingend einfach gewesen, aber am Ende klappte es. Selbst wenn Bernardo gewollt hätte, dem armen Mann von der menschenfremden Welt zu erzählen, aus welcher er stammte, hätte er schlussendlich nie begründen können, warum seine Haare damals weiß wurden. Das wusste selbst er nicht. Zudem hatte sich Bernardo nach einer gewissen Zeit damit abgefunden gehabt, es nicht zu wissen und ging der Lösungsfindung nicht weiter nach. Das war damals. Heute hatte er diese Haare immer noch. Und er hatte Zigaretten, die absolut selten waren und das Interesse der Dame ihm gegenüber geweckt hatten. Ziemlich schnell kam ihre Nachfrage formuliert als halbe Anweisung. „Dann werd' ich mal sehen, was im nächsten Paket so drin ist“, meinte er nur. Was genau drinsteckte, konnte er nie hundertprozentig sagen. Zwar hatte er Wünsche geäußert, jedoch … na ja … manche Menschen waren nun mal speziell auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Als sich Bernardo über Catarinas Nacken hermachte, um ihre angeblichen Verspannungen zu lösen, reagierte sie erst nicht so begeistert, wenn man das so sagen durfte. Im Normalfall kam ein Ton der Freude über die nahende Entspannung. Sie aber wirkte dadurch nur noch angespannter. Bernardo wusste nicht, ob es daran lag, was er da sah, denn von hinten schien etwas Merkwürdiges durch die lange Mähne. Sachte suchte er sich einen Spalt zwischen den Strähnen. „Schick, schick. Was haben wir denn hier?“ Er hatte tatsächlich mal keine Ahnung, worum es sich hier handelte. Zumindest sah es nicht zufällig aus, aber genau zuordnen … dem Hünen war bewusst, dass es in vielen verschiedenen Kulturen Bräuche gab, in denen bewusst Brandmale verteilt wurden. Catarina begann auch sofort, zu sprechen. Die Atmosphäre schwang mit dieser Aktion ruckartig um. Dennoch wollte er sich nicht bremsen lassen. Immerhin musste er seiner Linie treu bleiben und von den Gemütswandeln anderer Leute hatte er sich noch nie beeindrucken lassen. Dann ist das hier also ihr Zeichen als Sklavin. Den Satz ließ er lieber in seinem Kopf zurück und sprach ihn nicht aus. So wie Catarina sich ausdrückte und wie Bernardos Gewissen zu ihm sprach, war es besser, sie nicht weiter damit zu konfrontieren. Allerdings dachte er sich auch, dass, wenn er nun allein deswegen aufhörte, würde er eine Art abgeneigte Haltung offenbaren, welche er nun mal aber nicht besaß. Für Bernardo spielte das Mal keine größere Bedeutung als es die Vergangenheit allgemein tat. Es war vergangen. Catarina saß vor ihm als angestellte Schulärztin für einen großen Haufen, bunter Tierchen. Als solche hatte er sie auch kennen gelernt und nicht als Sklavin des russischen Adels. „Welcher Rasse gehörst du eigentlich an, dass du über keine Heilungsfähigkeiten verfügst?“ Wenn er sich nicht eben noch etwas vorgenommen hätte, hätte er weitergefragt, warum man sie zu einer Ärztin gemacht hatte, obwohl sie keine Heilungsfähigkeiten hatte. Ihre anderen Fähigkeiten hatte man immerhin erfolgreich zu unterdrücken gewusst. Warum nicht lieber diese verwenden? Für Bernardo eine seltsame Geschichte. Die Frage nach der Rasse war nun auch endlich veröffentlicht. Der Hüne war gespannt, wie sie wohl reagieren mochte und was sie ihm antworten würde. Noch immer spürte er seine Alarmglocke im sachten Wind wippen – mehr aber nicht.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Damit hatte sie ihre Stange seiner Spezialzigarreten wohl sicher. Na hoffentlich war etwas dabei, dass ihrem Geschmack entsprach, ansonsten musste sie wohl oder übel zu ihren ungesunden Glimmstängeln greifen, was für sie ärgerlich wäre, wenn es die gesündere Variante gab. Auf ihre Erklärung was es mit ihrem Brandmal auf sich hatte, sagte er nichts. Catarina wusste nicht ob es ihm einfach unangenehm war oder ob etwas Falsches seine Lippen verlassen hätte, wenn er diese aufgemacht hätte. Im Grunde war es ihr auch egal, schließlich bat sie weder um Mitgefühl noch wollte sie dieses. Jenes mochte sie sowieso nicht, also kam ihr sein Schweigen bezüglich ihrer Vergangenheit nur recht. Ihre Anspannung löste sich folglich auch wieder, ob es an seinen geschickten Finger lag oder einfach, dass es ihr Gleich war, konnte man ausdiskutieren. „Hm?“ Ob ihre fehlenden Heilungskräfte an ihrer Rasse hingen, blieb fraglich, immerhin war sie bereits Dämonen über den Weg gelaufen, die dazu in der Lage gewesen waren, aber vielleicht wusste er mehr dazu. „Ich bin eine von Hades‘ Sprösslingen. Zumindest war ich das“, meinte sie mit einem Lächeln, bevor das Augenpaar die eigenen Hände auf dem Schoss fixierte. „Bei der Verteidigung Danvíks von einem Werwolf gebissen, wurde ich zu einem Mischwesen. Diese Hände können nur zerstören.“ Mit einem leisen Auflachen betrachtete sie ihre schlanken Finger, ehe sich die Okulare schlossen und sie sich für wenige Sekunden einfach der Stille hingab. Ein leises Knurren riss sie aus der eigenen Ruhe – ihr Magen kündigte sich und seine reizende Begleitung, den Hunger, an. Es war noch zu früh, um Essen zu gehen, weshalb sie einfach – bevor überhaupt Bernardo es mitbekam – das Thema erneut aufgriff. „Keine Ahnung ob es an der Mischung liegt, aber ich habe auch einige Dämonen gesehen, die dazu durchaus in der Lage waren. Jedoch war ihre Wundheilung außergewöhnlich, meine würde mich wahrscheinlich sterben lassen.“ Unwissend zuckte die Ärztin mit den Schultern und versuchte dabei seine Massage zu unterbrechen, um sich mit dem Stuhl etwas drehen zu können. Etwas Trügerisches lag in ihrem Blick, als sie den Hünen ins Visier nahm. „Und du? Gehörst du zu den Buben, die unsere Köpfe rollen sehen wollen?“ Über seine Rasse hatte sich die Vespucci nie große Gedanken gemacht, für sie spielte es keine Rolle was er war, lediglich was für eine Person er war hatte Gewichtung. Vorurteile verabscheute sie und wollte dementsprechend niemanden verurteilen, bis sie ihn nicht kennengelernt hatte. So zumindest ihre Einstellung. Eine diese selbst auch einhielt, im Vergleich zu ihrer in Bezug auf sinnlose Gewalt. Andere durften es nicht, sie jedoch schon..
Sein erster Gedanke war, dass sich sein Gefühl doch nicht geirrt hatte bezüglich der dämonischen Ader. Als Catarina jedoch fortfuhr, kam er erneut ins Stocken. Bernardo ahnte, gleich zu erfahren, warum er sich so unsicher war. Ein Mischwesen? Nicht, dass er daran zweifelte, dass sie ein Mischwesen sein konnte. Das, woran er zweifelte, war, dass ein Dämon zu einem Mischwesen werden konnte. Bernardo kannte es nur so, dass die dämonischen Gene nicht einfach unterzukriegen zu waren von keinem anderen Gen. Wie stark musste dann dieser Werwolfseinfluss sein, sodass er die Dämonin in ihr bezwang und etwas Neues erschuf? Fast schon beängstigend, denn Bernardo war immer sehr von der Beharrlichkeit des dämonischen Erbgutes gewesen, auch wenn er die meiste Zeit seines Lebens damit verbracht hatte, den weltlichen Genpool von Dämonen zu befreien. So gesehen stellte Catarina sein ehemaliges Feindbild dar. Allerdings waren die Dämonen damals nur zu Schandtaten bereit gewesen. Der kleine Auszug aus Catarinas Leben überzeugte den Hünen, dass sie nie eine böse Tat vollbracht hatte und nicht wie die meisten anderen ihrer Rasse die Menschheit terrorisierte. Sie wäre eine Ausnahme gewesen. Mit diesem Gedanken, auch wenn es heute eh keine Priorität mehr hatte, konnte er zufrieden ausatmen und ein entspanntes Grinsen aufsetzen, welches nur langsam wieder in eine neutrale Lage zurückschwand. Einzig die Aussage mit den zerstörerischen Händen wollte er kritisch beäugen. Natürlich hatte man als Dämon und vor allem als Werwolf die Möglichkeiten, Dinge zu zerstören. Sich als Ärztin jedoch hinzustellen und so was zu sagen, wäre nicht sonderlich hilfreich, um die Patienten von den eigenen medizinischen Fähigkeiten zu überzeugen. Dahinter musste mehr stecken. Vermutlich hing dies mit ihrer Zeit in Russland zusammen. Wer weiß, wozu man sie gezwungen hatte bzw. zu was man sie trieb. Bernardos Feingefühl sagte ihm jedoch, dass man Frauen, welche man seit wenigen Minuten erst kannte und nicht im eigenen Behandlungsraum auf einer ergonomisch geformten Couch lagen, um einem ihre Sorgen mitzuteilen, nicht nach ihren tiefsten Traumatas ausfragte. Als Catarina von ihrer mangelnden Wundheilung sprach, zuckten Bernardos Augenbrauen erst recht nach oben. Das war etwas, was ihn total überraschte, denn Dämonen waren noch mehr dafür bekannt, enorme Selbstheilungsfähigkeiten zu besitzen. Catarina fiel mal sehr stark aus der Reihe. „Aber war deine Wundheilung vor dem Vorfall in Danvík auch schon so schlecht? Ich meine: Das ist ziemlich ungewöhnlich für einen Dämon.“ Wie sie wohl reagieren würde, wenn sie erfahren würde, dass er früher Ihresgleichen … verfolgt und geschlachtet hatte? Das wäre, als wenn sich ein Kaninchen mit einem pensionierten Metzger unterhielt, ohne dass das kuschelige Tier wusste, welche Hintergrundgeschichte sich um seinen Gesprächspartner rankte. Natürlich kam noch, was kommen musste: Catarina erkundigte sich nach der Rassenzugehörigkeit Bernardos. Immerhin gab er ihr eine hervorragende Vorlage, wo sie nur noch zu sagen brauchte: Und du? Bernardo schmunzelte kurz bei ihrer Formulieren. Was dachte sie denn, dass er auch ein Dämon war oder warum sollte er Köpfe rollen sehen wollen? „Nein, nein, bezeichne mich besser als ... Amors Sprössling.“ Er wollte nicht Gott sagen und Amor wurde in der römischen Mythologie oft mit Engelsflügeln dargestellt, von so her sollte sie verstehen, worauf er hinauswollte. Natürlich sah er auch genau so aus. Klischeehaft: Zart, blond, beflügelt. All das hatte er nicht mehr. Einzig die Flügel waren früher mal existent gewesen. „Allerdings ohne Flügel. Also irgendwo hinfliegen kann ich leider nicht mit dir, falls du das gehofft hattest.“ Sein Blick war keck und verzeihend zugleich, was in Sarkasmus mündete. Ein Engel ohne Flügel, war das noch ein Engel? Bernardo beantwortete Fragen wie Catarinas nur deshalb mit dieser Antwort, weil sie früher hundertprozentig mal gestimmt hatte. Heute war er sich selber nicht mehr sicher, ob er noch einer war und ob er noch einer sein wollte. Ein Mensch war er jedoch auch nicht, denn … Menschen wurden nicht so alt wie er. Eine seichte Ruhe kehrte ein, denn Bernardo führte seine Erklärung zu ihm selbst nicht weiter.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Da war es wieder. Dieser seltsamer Traum der ihn seit jener Nacht nicht mehr los lässt. Seit Tagen hatte er deswegen kaum vernünftig auch nur ein Auge zugetan, und erneut hatte er sich damit herum zu schlagen. Alleine wachte er in dem Zimmer auf, welches er sich mit Lucas teilte, durchgeschwitzt und die Schmerzen seiner Wunde spürend, die ihn jede einzelne Stunde beschäftigten. Als er sich die blonden Strähnen seiner Mähne aus dem Gesicht strich seufzte er schwer, ließ seinen Blick müde herüber wandern, ehe er überrascht auf die Uhr sah. Bereits so Spät? Da hatte er ja die ersten Stunde verschlafen.. Erneut musste er schwer atmen, erhob sich und hatte aus den Augenwinkeln etwas rotes erkannt, ehe er sich herum drehte um sich die Sache genauer an zu sehen, erkannte dabei auf seinem Bettlaken einen hellen, sehr schwachen Fleck, welcher Ansatzweise eine rötliche Färbung besitzen könnte. Skeptisch wanderte er zum Spiegel, wandte diesem seinen Rücken entgegen und betrachtete angestrengt jene Seite und musste erneut dabei seufzen. Ein roter Fleck. Vielleicht sollte er den kleinen Kratzer doch mal professionell behandeln lassen, schienen seine Methoden und Kenntnisse dafür wohl nicht aus zu reichen. Außerdem war er eh zu Spät um in den Unterricht noch zu gehen, weshalb es wohl klüger wäre das Krankenzimmer auf zu suchen. Sich also aus dem schmutzigen Shirt schälend zog er sich eilig einige frische Sachen an, wusch sich und hatte sich dann langsam aber sicher dazu aufgemacht zur Schule herüber zu wandern, um dort angekommen den direkten Weg ins Krankenzimmer zu starten. Höflich klopfte er erst, wartete einige Momente bis man ihn herein bat, ehe er die Türe aufschob und zwei Schritte in den Raum hinein trat und sogleich zwei erwachsene erkennen konnte. Einmal Bernado, einen Lehrer an dieser Schule, und die Schulärztin. Da er nun schon beinahe ein ganzes Jahr an dieser Schule gewesen war, waren ihm zu mindestens die meisten Lehrer und Gesichter bekannt, und wenn neue hier her kamen wusste man dies für gewöhnlich auch relativ schnell. „Die Herrschaften.“, begrüßte er die beiden, verbeugte sich höflich und entschuldigte sich zu Beginn erst einmal. „Verzeiht die Störung. Ich wollte fragen, ob sie sich etwas anschauen könnten, Catarina-san, sobald Bernado-sensei sie entbehren könnte.“ Das charmante Lächeln auf die Lippen gesetzt blickte er beim sprechen die jeweiligen Personen abwechselnd an, als sie die Namen genannt hatte. Sollte die Frau ein wenig Zeit erübrigen können für den Jungen Herrn, so würde er ihr seine Verletzung zeigen welche er von dem Werwolf angriff davon getragen hatte. Es war ein Prankenschlag von einem der Tiere, weshalb man also drei große Kratzer erblicken würden, welche sich diagonal von rechts oben bis unten links über den gesamten Rücken ziehen würden. Schlecht gesäubert, lieblos mit Tape und Watte ab geklebt. Eigentlich hatte er dies nicht für sonderlich schlimm empfunden, weshalb er sich darum auch nicht gekümmert hatte, doch nun musste er sich selber wohl zugestehen, dass er mit dieser Annahme falsch lag. So konnte er nur darum hoffen dass die Frau ihm helfen konnte, und es auch würde.
Zwei Ereignisse überschlugen sich plötzlich von selbst und ohne, dass Bernardo sie darum gebeten hätte, einzutreten. Zum einen hörte er das Vibrieren seines Smartphone in seiner Ledertasche, die gerade unweit von ihm stand. Wäre er weiter weg gewesen, wer weiß, ob er seinen eiligen Auftrag mitbekommen hätte. Es war eine Mail direkt von oben. Es gab eine Änderung für den Vormittagsplan. Alle Lehrer sollten zusammengetrommelt werden; war aber nichts arg Schlimmes. Sicherlich nur schlecht vorher kalkuliert. Bernardo wurde dabei aufgetragen, die Nachricht dort zu versprühen, wo niemand erreicht wurde. Es war unausweichlich, dass er Catarina für diese Aufgabe zurücklassen musste. Damit setzte das zweite Ereignis ein: Sein schlechtes Gewissen. Es war ziemlich aus dem Nichts gegriffen und hoffentlich würde sie nicht glauben, er hätte sich selbst eine Nachricht geschrieben, um das Weite suchen zu können. Bernardo hatte einst einen Menschen getroffen, der es mit seinen Pflichten besonders eng sah. Von ihm stammte der Spruch: Dienst ist Dienst. Der Hüne hatte ihn bis heute nicht vergessen. „Catarina“, dass der Grund, warum sich sein Smartphone gemeldet hatte, etwas einschneidendes mit sich brachte, sollte sie schon gespürt haben. „Ich habe soeben eine Nachricht bekommen. Der Plan der Lehrer wird für den Vormittag umgeworfen. Bis nach dem Mittag haben die Schüler erst mal verlängerte Pause. Ich muss eben zu Kollegen, Bescheid geben. Verzeih also bitte mein plötzliches Verschwinden. Wenn ich kann, werde ich in Windeseile wieder zurück sein.“ Abschließend verbeugte er sich leicht, um der Dame ihren Tribut zu zollen. Im nächsten Augenblick hatte er schon seine Tasche unterm Arm verstaut und verließ den Raum.
tbc: Raum E3 – Musik
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.