Wie so ziemlich jede Schule verfügt auch diese über ein sehr grosszügiges Schuldach, das umzäunt wird. Hier können schlaue Schüler ihre Ruhe finden und sich entspannen. Zwar sieht das Dach sehr trostlos aus, dennoch hat es auch etwas Anziehendes an sich. Seit kurzem befinden sich hier sogar ein paar Bänke und Pflanzen, um den Ort nicht ganz so kahl wirken zu lassen.
Caiwen war spät aber doch aus ihrem Schockzustand erwacht und kam den Aufforderungen des Engels nach, stellte sich zu jenem und bot Serenity etwas Wasser aus ihrer Flasche an. Langsam aber sicher schien sich die Situation wieder zu entschärfen - das Mädchen kündigte an, sie habe keine Schmerzen und ... "Ähh~" Reflexartig zuckte der Engel etwas zurück als er drohte, angereiert zu werden, was schlussendlich aber doch nicht der Fall war. Imagniär wischte sich der Junge die Schweißtropfen von der Stirn und ließ die Schultern des Mädchens dann schließlich auch wieder los, als sie den Eindruck machte, nicht gleich wieder tot umzufallen. "Hast du nicht?", entgegnete Levi ihr schnell und legte seinen Kopf leicht schief. Dass Serenity im nächsten Moment wie von der Tarantel gestochen aufspringen und wild um sich brüllen würde, damit hatte wohl niemand der hier Anwesenden gerechnet. Wahrscheinlich nicht mal sie selbst. Mit offenem Mund gaffte der Engel zu Serenity auf und stand dann ebenfalls wieder auf seinen Beinen. Blinzelte ein paar Mal. "Caiwen, hilf mir mal. Is das die von eben? Die mir eine in die Fresse geschlagen und die Insel verflucht hat?" Unglaubwürdig starrte er zu Caiwen, dann wieder zu Serenity, immer abwechselnd, sprach allerdings dann doch zumindest so laut, dass auch sie es hören würde. "Ja, das haben wir gesehen, aber das sah nicht so lustig aus." Nun war es wohl Levi gewesen, der über eine gewisse Sitaution sich nicht ganz so weg chillen konnte wie das Fuchsmädchen es gerade tat. "Ist zwar schön, dass du nicht mehr so eine Diva bist und doch ganz aufgeweckt zu sein scheinst, aber es klingelt jeden Moment und wir sollten in die Klasse.", erklärte der Nephilim und nickte dann wieder zu Caiwen, die seine Idee bestimmt befürworten wurde. Auch wenn Leviathan normalerweise alles andere als motiviert für den Unterricht war. Vor allem, als sie vor kurzem die Lautsprecheransage vernommen hatten, dass der Inselkundeunterricht wohl auf den Nachmittag verschoben werden würde und man sie nun mit etwas anderem Theoretischen im Klassenzimmer quälen würde. Dennoch lockte den jungen Engel doch irgendwas nach unten zu den Klassenräumen. Es waren einige Tage vergangen, seit er Kaede das letzte Mal gesehen hatte.
Serenity reagierte auf die Antwort des jungen Engels etwas stutzig. Wenn nicht sogar fast schon beleidigt. Sie hatte nun wirklich gehofft, dass nun noch etwas Zeit war um irgend etwas anderes zu machen. Sie wusste nicht ob sie nun Stundenlang ruhig im Unterrichtsraum sitzen konnte. Beleidigt verschränkte das Fuchsmädchen die Arme vor der Brust und zog ein Gesicht wie ein kleines Kind dem man gerade das Taschengeld gekürzt hatte. "Awwwww, wirklich? Schon so spät? Wollen wir nicht lieber schwänzen? Irgend etwas lustiges machen? In der Stadt oder so?", schlug sie halbherzig vor, ehe sie jedoch kurz darauf selbst den Kopf schüttelte. Was sagte sie denn da? Sie freute sich doch eigentlich auf den Unterricht! Sie wollte ihre neue Klasse immerhin auch kennen lernen! Da konnte sie nicht am ersten Tag direkt weg bleiben. Danach gerne, aber nicht heute. "Pffffft! Nichts da. Kommando zurück, das war eine blöde Idee! Auf zum Unterricht!", platzte es aus dem unbegründet glücklichen Mädchen heraus als diese schnellen Fußes zu ihrer am Boden liegenden Tasche rannte und sich auf dem Weg noch ein Brötchen in den Mund stopfte. Ehe man sich versah rannte sie auch schon an Caiwen vorbei, schnappte diese an der Hand und zog sie einfach mit. "Auff gehfts Caifehn fir müffen losf", brabbelte das Fuchsmädchen mit vollem Mund als sie Leviathan hinter her eilte. Sie konnte es kaum erwarten!
>>> Klassenraum der Sternenklasse
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Ich war sichtlich erleichtert, als Serenity das Angebot annahm und etwas aus der Wasserflasche trank. Denn das hieß, sie war vernünftig genug und das Wasser tat ihr bestimmt auch gut. Ebenso froh war ich, als sie meinte, dass sie gar keine Schmerzen mehr hatte. Mir tat das Mädchen leid, aufgrund dem Ereignis, was hier gerade passiert war. Doch dieses Mitleid verflog als sie plötzlich und überraschend aufsprang, sodass ich zurück schreckte und auf meinen Hintern plumpste. Ich verzog meine Augenbrauen und man konnte mir deutlich ansehen, wie verwirrt ich war. Wie auf Drogen hopste sie rum und wollte unbedingt das selbe erneut erleben. "Um Himmels Willen! Du bist doch nicht ganz bei Trost!" rief ich empört und schaute zu dem Engel, der ebenfalls verwirrt zu sein scheint. "Ich hab Null Ahnung." erklärte ich und schaute wieder zu dem Mädchen. Ob bei ihr wirklich alles in Ordnung war? Mein Blick schnellte hoch und suchte nach einer Uhr. "Was? Schon so spät? Achherje!" entkam es mir und ich sprang auf, packte meine Sachen zusammen und verstaute die Wasserflasche fest verschlossen in meiner Umhängetasche. "Meinst du, es geht ihr wirklich gut? Vielleicht sollten wir sie noch etwas unter Beobachtung stellen. Nicht, dass sie während dem Unterricht plötzlich umkippt. Eh?" sagte ich leicht flüsternd zu Levi, nachdem ich wieder aufgeholt hatte und zu ihm hin gegangen war. Ehe ich mich versah, rupfte jemand an meiner Hand und schleifte mich mit. Ich sah mich um - hatte ja Leviathan's Gesicht erwartet, aber es war dieses Mädchen, welche mich einfach mitschleppte. "Uuuuaaaa!" entkam es mir, als wir auf die Türe zusteuerten, sie jedoch noch zu war! "AAAAACHTUUUUNG!"
============> ebenfalls Klassenraum der Sternenklasse
Völlig durch den Wind, eilte Reisen durch die Tür, welche zum Dach führte. Man musste ihr nicht lange in das von Paranoia und Angst gezeichnete Gesicht blicken um zu erkennen, dass das Mädchen im jetzigen Moment äußerst Labil und zerstreut war. "Das ist doch Irrsinn! Selbst wenn ich einen Herzfehler hätte, wieso spüre ich ihn erst jetzt?! Das kann nicht sein! Wenn...wenn ich zum Krankenhaus gehe, dann...nein...! Nein nein nein!", wie ein aufgebrachtes, in einen Käfig gesperrtes Tier lief das Hasenmädchen am Rande des Schuldaches auf und ab. Dabei klammerte sie sich mit beiden Händen an das Skalpell, welches sie kurz zuvor aus dem Krankenzimmer mitgenommen hatte. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Sie musste gar nicht in ein Krankenhaus gehen um zu erkennen, dass sie einen Herzfehler hatte. Das was sie vorhin zum Anfang der letzten Schulstunde durchgemacht hatte war definitiv das, was ihre Mutter immer durchmachen musste. Es war ziemlich eindeutig gewesen...die Befürchtungen der Ärzte war Wirklichkeit geworden...sie hatte wirklich den Herzfehler ihrer Mutter vererbt bekommen. "Das ist BULLSHIT! Wieso jetzt?! Wieso nicht früher! Das darf doch nicht wahr sein! Alles ist kaputt! ALLES! SCHEIßE!", das labile Hasenmädchen riss wütend das einweg Skalpell aus seiner Verpackung und richtete die Spitze eben dessen von unten an ihren Hals. Sie hatte einen Herzfehler. Ihr Leben lang war es das wichtigste für sie stark und eigenständig zu sein. Und nun war alles kaputt. Sie hatte doch selbst mit ansehen müssen wie hilfsbedürftig ihre Mutter durch ihren Herzfehler geworden war. Doch im Gegensatz zu ihr war Reisen ein absolut unangenehmer, verachtenswertes Wesen. Kein Schwein der Welt würde sich um sie kümmern, wenn sie es wirklich brauchen würde. Sie war bisher immer ein Einzelgänger gewesen. Ein starker, selbstbewusster, eigenständiger Einzelgänger. Doch das war nun alles vorbei. Sie war nichts weiter als ein beschissener Pflegefall. Zumindest würde sie irgendwann zu so einem werden. "Keine Chance...keine Chance! Mach es, du Dreckstück...MACH ES!", fauchte Reisen wütend als ihre Hände anfingen zu zittern, als sie mit beiden Händen das Skalpell an ihren Hals hielt, jedoch nicht den Mut aufbringen konnte zuzustechen. Ihr ganzes Leben würde bald in Schutt und Asche liegen. Sie hatte sich solch eine Mühe gegeben später alleine und ohne die Hilfe Anderer leben zu können. Diese Zukunft konnte sie nun vergessen. Sie hatte keine Zukunft mehr. "Hm?!", Ohne das Skalpell von ihrem Hals zu entfernen drehte sich das sichtlich verzweifelte Hasenmädchen in die Richtung des Treppenhauses als sie anfing Schritte zu hören.
Ich hatte den Weg in Null Komma Nichts hinter mich gebracht und auch wenn ich ziemlich gut in Form war kam ich keuchend auf der Treppe an. Nur noch wenige Stufen trennten mich von der Tür hinter der sich das Dach befand. Meine Schritte wurden etwas langsamer und ich hoffte inständig, dass ich nicht zu spät sein würde. Mit etwas zittrigen Händen öffnete ich langsam die Tür, sehr darauf bedacht Reisen nicht zu erschrecken. Was ich dann sah schockierte mich sehr. Ich hatte zwar im Hof noch gedacht, dass Reisen meine Hilfe brauchte, doch dass es so schlimm stand hätte ich nicht gedacht. "Reisen?! Was machst du da?", fraget ich verwirrt und schritt langsam auf sie zu. Auch wenn ich es nicht vorhatte ihr wehzutun, so ließ ich Flammen hinter meinem Rücken an der Hand entfachen, damit ich sie zur Not mit Gewalt zwingen konnte. "Ich will, dass du das Skalpell sinken lässt. Egal was los ist, wir können drüber reden und ich helfe dir. Wir sind doch Freund.", versuchte ich beruhigend auf sie einzuwirken damit sie vielleicht darauf einging und das Skalpell sinken ließ oder aber zumindest nicht bemerkte, dass ich immer noch langsam immer weiter auf sie zu schritt. Endlich war ich dicht genug bei ihr bei, dass ich es wagen wollte. Ich machte einen Satz nach vorne und zog die Hand mit dem Skalpell erstmal mit aller Gewalt von ihrem Hals weg und die andere Richtung, ob ich ihr nun damit wehtat war mir egal, solang sie sich nicht das Skalpell in den Hals rammen konnte, denn ich wollte sie unter keinen Umständen verlieren.
Ich war noch nie wirklich sportlich gewesen aber so schnell wie in diesem Moment war ich wohl noch nie wirklich gelaufen. Ich war voller Adrenalin und konnte gar keinen klaren Gedanken fassen, ich musste einfach Reisen hinterher, wohin auch immer sie wollte, sie durfte sich nichts antun. Nachdem ich gefühlte tausend Treppenstufen hochgerannt war, kam ich auf dem Dach der Schule an und da war Reisen, lebendig. Ein Glück. Ich holte tief Luft und bemerkte erst dann, das dort noch jemand stand. Es war ein rothaariger Junge, der Reisen anscheinend schon kannte, denn er versuchte sie dazu zubringen das Skalpell wegzulegen, welches sie an ihren Hals hielt. "Reisen, bitte hör auf ihn" meldete auch ich mich zu Wort, versuchte meine Stimme so ruhig wie möglich zuhalten. "Du hast mich falsch verstanden. Dich wird keiner zu Vorschungszwecken verwenden, das verspreche ich dir" Ich versuchte Reisen in die Augen zu schaun, damit sie sehen konnte, das ich es wirklich ernst meinte. "Es geht nur um ganz normale Untersuchungen, alles Routinemäßig." Ganz vorsichtig und langsam ging ich ein paar Schritte auf das Mädchen zu. "Und wenn du da wirklich nicht hin willst, dann finden wir auch eine andere Lösung. Wirklich, du musst da nicht hin."
"Na wunderbar...", gab Reisen sarkastisch von sich als Luziel aus dem Treppenhaus kam und sie entdeckte. Dieder Typ hatte heute anscheinend wirklich das Monopol auf schlechtem Timing. Erst sein ausraster vor dem Unterricht, sein auftauchen in der Mädchentoilette, seine Umarmung und nun auch noch das hier. Es war einfach ein verdammtes Chaos mit diesem Jungen. Auf der anderen Seite war sie dennoch irgendwie froh...zumindest einen kurzen Moment, bis ihr derzeitiger Wahnsinn jede Freude über sein Auftauchen wieder im Keim erstickte. "Reden? Reden?! Ist das dein Ernst?!, Reisen fing lauthals an hysterisch zu lachen, als Luziel von ihr forderte, dass sie das Skalpell von ihrem Hals entfernte. Dafür war es nun schon etwas zu spät, nicht wahr? Sie hatte ihren Entschluss gefällt. Sie würde lieber sterben als irgendwann zu einem ausnutzbaren, wehrlosen Pflegefall werden würde so wie es damals bei ihrer Mutter der Fall gewesen war. "Worüber sollte ich noch reden?! Hahaha! Ich bin hier hoch gekommen weil ich eben nicht mehr reden will!", obwohl in ihrer Stimme Wahnsinn und Standhaftigkeit zu hören war, wich sie mit jedem Schritt den Luziel tat als Antwort einen weiteren zurück. Das ging so lange bis sie mit dem Rücken an der Umzäunung an kam. Gerade als sie unter Lachen wieder den Mut fassen wollte sich das Skalpell in den Hals zu rammen, tauchte Juliet auf und begann ebenfalls auf sie einzureden. Was war hier überhaupt los?! Warum wollten sich diese Beiden um sie kümmern? Das war völliger Schwachsinn. Wieso sollte sich irgendjemand um sie kümmern? Das Gegenteil sollte der Fall sein! Alle sollten verdammt nochmal froh sein, Reisen endlich los werden zu können.
"Das ist doch Schwachsinn! Glauben sie wirklich, dass diese verdammten Menschen die Chance nicht ausnutzen würden?! Ich habe doch gesehen wie wenig diese Schweine getan haben als das Herzleiden meiner Mutter immer schlimmer wurde! Nichts haben sie getan außer sie auszunutzen! Ihr ging es immer schlimmer als diese Köter angefangen hatten sich mehr um sie zu kümmern. Sie konnten ihr bei ihrem Herzfehler nicht helfen!", begann Reisen wütend auf Juliet einzuknurren. Diese Frau hatte doch keine Ahnung wie es war vollständig von den Menschen abhängig zu sein. Das Hasenmädchen auf der anderen Hand wusste es. Sie musste damals mit ansehen wie alles immer schlimmer wurde je mehr die Ärzte der Menschen sich um den Fall ihrer Mutter kümmerten. "Keiner auf der Welt gibt auch nur den geringsten Dreck auf mich seit Mama tot ist! Nicht einmal mein Vater! Ich habe seit ihrem Tod als ich noch ein Kind war alles daran gesetzt von allen Anderen gehasst zu werden! Das WAR mein verdammter Plan! Und jetzt soll ich ein verdammter Pflegefall werden, der von Anderen abhängig ist? Wirklich? Ich meine...WIRKLICH?!", Reisen begann wieder damit sich in ihre Hysterie hinein zu steigern als sie versuchte Juliet ihren Standpunkt zu erklären. Dies ging sogar so weit, dass das Hasenmädchen völlig Luziel zu vergessen schien. Eine Tatsache die sie kurz danach bereuen sollte, als dieser auf sie zu sprang und unter Gewalteinwirkung das Skalpell von ihrem Hals zog. "H...hey! Lass das! Gib...ich bringe dich...AAAARGH!", Reisen war aufgrund ihrer doch recht zierlichen Art keine all zu große Herausforderung für Luziel. Als sie dies realisierte und beide um das Skalpell rangen, welches die Hasendame immer noch fest mit beiden Händen umklammerte, begann Reisen damit Luziel von sich zu stoßen und wild um sich zu treten. Doch so sehr sie es auch versuchte, sie bekam diesen Jungen einfach nicht von sich weg.
Als Reisen im Eifer des Gefechts bemerkte, wie sich Juliet ebenfalls immer weiter nährte, begann das Hasenmädchen noch mehr zu Paniken. Wenn die Beiden sie überwältigen würden, würde man sie vermutlich auch noch in die Irrenanstalt einweisen. Zumindest war dies das einzige woran sie im derzeitigen Gefühlschaos denken konnte. Sie musste das um alles in der Welt verhindern. Man würde sie nicht einfach wegsperren. Sie würde kein Pflegefall werden. Das würde sie um nichts in der Welt zulassen! "Ich schwöre es dir, Luziel! Lass...Lass mich los!!", knurrte das Hasenmädchen keuchend vor Erschöpfung. Sie hatte nicht die geringste Chance sich gegen Luziel körperlich zur Wehr zu setzen. Er war einfach viel stärker. Sie hatte keine Wahl. Wenn das Skalpell nicht mehr zu ihr kommen würde, dann würde sie eben zu diesem gehen. Ohne Vorwarnung mobilisierte das Hasenmädchen ihre letzten Kräfte und machte einen Satz auf Luziel zu und sprang ihm förmlich in die Arme, woraufhin beide zu Boden gingen. In diesem Moment ließ Reisen das Skalpell los und ermöglichte es Luziel endlich ihr dieses ans der Hand zu schlagen. Aufgrund von Reisens plötzlicher Verstummung hörte man nur noch wie das metallene Objekt über den Boden schleifte, ehe es unweit des Kampfes am Boden liegen blieb.
Es kehrte eine bedrückende Stille ein, als Reisen und Luziel am Boden lagen. Lediglich das erschöpfte Keuchen der Beiden Schüler war noch zu hören. Es dauerte ein paar Momente bis das Hasenmädchen ihre Arme fest an ihren Oberkörper zog und seitlich von ihrem Mitschüler hinunter rollte. Es sah danach aus als wären beide unverletzt gewesen. Doch das langsam anrollende leise, gehässige Lachen der Hasendame sollte die nächste, hässliche Wendung ankündigen. "Fast...haha...fast...fast hättest du es geschafft du verdammter Mistkerl...keine Chance...ich habe es schon mit Schlimmeren zu tun gehabt als mit dir, weißt du?...ich bin nicht dumm, Luziel...ich bin nicht dumm...", sprach Reisen leise als sie weiter leise und beruhigt in sich hinein lachte. Das Hasenmädchen rollte sich auf den Rücken und erhob langsam ihren bandagierten rechten Arm in die Höhe. Ein Fluss an roter Flüssigkeit lief an diesem hinab. Bei genauerer Betrachtung erkannte man eine tiefe Schnittwunde am Handgelenk des Mädchens. Für ihren Hals hatte es zwar nicht gereicht...aber zum Glück war die Hasendame erfinderisch. Auch wenn sie sich etwas zu früh zu freuen schien. Denn bei genauerer Betrachtung erkannte man - zumindest als Fachmann -, dass Reisen ihre Pulsader knapp verfehlt hatte. Eine Tatsache, die das Mädchen nicht im geringsten zu bemerken schien. "Macht was ihr wollt...ich habe gewonnen", murmelte Reisen in tiefster Erlösung als sie die Augen schloss und ihren Arm wieder auf den Boden fallen ließ. Sie war sich sicher, dass sie es geschafft hatte. Sie dachte, dass nun alle Hilfe zu spät kommen würde. Sie empfand sich in diesem Moment einfach nur noch als Siegerin. Das war alles was für sie zählte. Fest stand jedoch, dass man mit sofortiger medizinischer Hilfe noch eine Verblutung verhindern konnte. Etwas womit das Hasenmädchen eindeutig nicht mehr rechnete. Sie würde sich nicht mehr wehren. Immerhin hatte sie ja "gewonnen".
Kurz nach mir kam noch eine andere Person auf das Dach und an der Art wie sie mit Reisen sprach merkte ich, dass sie ein Krankenschwester oder etwas in der Art war. Von dem was sie erzählte hörte ich zum ersten Mal auch von Reisens Gründen, doch ich versuchte mich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und schaffte es wirklich Reisen erstmal zu stoppen, doch sie wehrte sich heftig und schrie und fluchte. Für den Moment ignorierte ich es und kämpfte mit all meiner Kraft gegen sie an. "Ich werde es nicht zulassen.", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. Doch was sie dann tat war eben so genial wie auch wahnsinnig. Sie rannte auf mich zu und riss mich mit sich zu Boden. Auch wenn meine Rippen durch den Aufprall schmerzten und sie einiges an Gewicht auf eben jene lagerte, so war es auch ein wunderschönes Gefühl ihr so nah zu sein. Fast war ich gewillt wieder meine Arme um sie zu schließen und sie nicht mehr loszulassen. Ich wollte ihr zeigen, dass sie nicht alleine war und wie viel mir an ihr lag und eben dies wurde mein und ihr Verhängnis für den Moment. Sie nutzte meine Abgelenktheit und verfolgte das, was sie wohl schon von Anfang an geplant hatte als sie mich zu Boden warf, sie bewegte sich zum Skalpell. Ehe ich mich versah und wieder aus meinen Gedanken raus war, hatte sie es schon in ihren Arm gerammt und ich sah aus dem Augenwinkel Blut an diesem herab laufen. Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich zog sie enger an mich. Hoffentlich war es nicht zu spät, ging mir durch den Kopf als ich sie noch enger in meine Arme zog und dabei meine Hand auf die Wunde presste. Zum Glück war diese Krankenschwester hier und wenn man ihr noch helfen konnte, dann würde sie es schaffen, zumindest betete ich dies zu Gott. "Du bist ein sehr, sehr dummer Hase. Du bist den Leuten hier nicht egal und wir sind immer für dich da.", flüsterte ich in ihr Ohr in dem kurzen Moment den ich sie nah an mich presste und auf ihre Rettung durch die Krankenschwester hoffte.
Ich war froh als ich bemerkte das der rothaarige Junge es geschafft hatte nah genug an Reisen ranzukommen und schon gleich wollte ich erleichtertet ausatmen, doch Reisen wollte sich nicht geschlagen geben. Sie fing wieder an rumzuschreien, egal was ich sagte, sie schien das alles nicht ansich ran lassen zu wollen. Anscheinend hatte sie wirklich schlimme Erfahrungen gemacht und mir wurde klar, das egal was wir nun sagen würden, es wäre ihr egal. Doch dann plötzlich ging alles ziemlich schnell; Reisen hatte zwar schon die ganze Zeit versucht den Jungen von sich los zubekommen aber schien stärker zu sein. Jetzt allerdings sprang sie förmlich auf ihn drauf, worauf hin beide zu Boden fielen. Ich hörte und sah wie das Skalpell über den Boden schlitterte und setzte mich sofort in Bewegung, mit meinem Fuß stoppte ich es, damit es liegen blieb und ich wollte mich gerade bücken um es aufzuheben, als ich dann Reisens Lachen vernahm. Ich blickte wieder zu den beiden Rüber und sah dann, dass sie es tatsächlich geschafft hatte sich zu schneiden und zwar am Handgelenk. Sofort lief ich zu ihr rüber, lies das Skalpell dort liegen wo es war. Der rothaarige Junge presste seine Hand sofort auf ihre blutende Wunde, was schon mal gut war. Als ich bei den beiden ankam, kniete ich mich hin und sah Reisen an. Sie hatte die Augen geschlossen aber ihre Atmung war noch deutlich zu sehen, was schon mal gut war. "Ich muss mir die Wunde anschaun." Ich wartete gar nicht lange darauf das der Junge seine Hand dort wegnahm sondern schob sie gleich selber zur Seite. Ein kurzer Blick darauf genügte um zu sehn ob sie wichtige Gefäße verletzt hatte. Schnell rieß ich mir von meinem Kleid ein streifen Stoff ab, was leider nicht so leicht ging wie in den ganzen Filmen immer aber ich bekam es hin. Mit viel Kompression bund ich das stück Stoff dann um ihre Schnittwunde, fühlte dann noch ihren Puls am anderen Handgelenk. "Okay, sie hat sich keine wichtigen Gefäße verletzt aber ich muss natürlich die Wunde steril und vernünftig Verbinden" Ich sah dem Jungen in die Augen. "Du wirkst stark genug, könntest du sie bitte schnell ins Krankenzimmer tragen?" Ohne auf eine Antwort zu warten stand ich schon auf und machte mich auf den Weg zurück.
Völlig überzeugt davon, dass sie nun hoffnungslos ausbluten würde und niemand etwas dagegen tun könnte, wehrte sich das Hasenmädchen nicht gegen Juliets Erstversorgung. Erst als Reisen jedoch hörte, dass sie anscheinend keine wichtigen Gefäße, geschweige denn ihre Pulsader verletzt hatte, verließ sie ihre Selbstsicherheit. Das musste doch ein schlechter Scherz sein. Sie war sich so sicher, dass für sie nun jede Hilfe zu spät kommen würde und dann passierte so etwas? Normalerweise hatte das Hasenmädchen einen Faible für grausige Wendungen des Schicksals. Aber das was sich hier gerade abspielte, war doch zu viel für sie. "Verreckt doch alle...ich bin euch so Leid...", flüsterte Reisen verbissen in sich hinein, als sie ihren unverletzten Arm auf ihr Gesicht legte und auf ihre Augen presste. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie mit den Nerven am Ende war. All ihre Hoffnungen und Pläne brachen heute Stück für Stück weg. Dazu kam auch noch, dass sie körperlich inzwischen sehr erschöpft war. Sie war nie die Ausdauerndste oder kräftigste gewesen. Die Vorkommnisse der letzten paar Stunden hatten sie völlig ausgelaugt. Selbst wenn sie wollte, würde sie sich nicht mehr wehren können. Natürlich hatte sie noch ihre Magie...aber so verzweifelt nun den Beiden anwesenden Löcher in den Kopf zu blasen war sie noch nicht. Sie war immerhin keine Barbarin. "Macht doch was ihr wollt...", fauchte Reisen erschöpft in sich hinein als Juliet davon sprach, dass Luziel sie doch bitte ins Krankenzimmer tragen sollte. Sich nun zu wehren hatte ohnehin keinen Sinn mehr. Ihr stiegen Tränen der Angst in die Augen, welche sie nach wie vor mit ihrem Arm versteckte. Sie erschien in diesem Moment schon jämmerlich und schwächlich genug. Um keinen Preis der Welt würde sie nun so tief sinken Anderen ihre Tränen zu zeigen...