Riecht ihr das? Der Sand, Sonnencreme, Salzwasser ... so riecht Freiheit! Oder eben das Meer. Der weiße Sand an den Stränden Isolas lässt in jedem Fall Feriengefühle erwachen. Am Strand selbst gibt es immer wieder Palmen und viele kleine Muscheln, in denen sich Krebse verstecken und um ihr Leben bangen, wenn die Muscheln von Kindern oder gar Erwachsenen gesammelt werden. Liegestühle gibt es hier nicht, denn Isola ist nicht als Ferienort ausgewiesen und so dient der Strand auch eher den Einheimischen. Hier und da liegen ein paar Handtücher, Sonnenschirme oder Luftmatratzen herum. Am vollsten wird es gegen späten Nachmittag bzw. Abend, wenn einzelne Familien nach einem Arbeitstag oder Schüler nach der Schule noch einmal ins kühle Nass springen möchten. Der Spaßfaktor ist garantiert hoch.
Ihre Idee hörte sich gar nicht einmal so schlecht an, abgesehen davon, dass er im Tauchen vielleicht nicht besonders talentiert war. Auf seiner alten Schule hatte er stets auf Ausdauer trainiert, selten auf Geschwindigkeit. Ihm war es wichtig gewesen auf möglichst langen Strecken seine Energie präzise einzusetzen und die Distanz somit klug zu überbrücken. Dennoch setzte er gerade zu einer Antwort an, sein typisches, selbstsicheres Lächeln auf den Lippen. »Wenn du meinst, dass du eine Chance gegen mich hast, können wir … «, seine nächsten Worte blieben ihm im Hals stecken, denn der Klingelton seines Handys, welches stets in seiner Hosentasche ruhte, brachte den Blonden dazu im Wasser gewissermaßen herum zu wirbeln. Den Kopf leicht schräg gelegt und die Augen leicht verengte, fragte er sich innerlich, ob er sich das Klingeln nicht nur eingebildet oder möglicherweise sogar erhofft hatte. Dennoch beschlich ihn das Gefühl, dass es um etwas wichtiges ging und er besser einmal nachsehen sollte, ob ihn seine Sinne getäuscht hatten oder nicht. Mit einem verlegenen Lächeln drehte er sich im Wasser (wenn man das eine Drehung nennen konnte) wieder zu Calleigh um, und kratzte sich am Hinterkopf. »Entschuldige, aber mein Handy hat geklingelt. Ich glaube, umh, dass es etwas wichtiges ist«, versuchte er ihr die Lage klar zu machen, während er bereits einige Züge rückwärts machte. Dafür würde sie ihn nun zu hundert Prozent hassen. Erst lockte er sie ins Meer und dann haute er plötzlich wieder ab, nur weil er meinte sein Telefon zu hören. Ihr noch einen flüchtigen, entschuldigenden Blick zuwerfend, wand Jun sich erneut um und kraulte die restlichen Meter zurück zum Strand. Als er festen Boden unter den Füßen spürte, lief er im Eilschritt zu seiner Kleidung und fischte das Handy aus seiner Hosentasche. Die nassen Haare hinterließen dunkle Flecke auf Kleidung und Display, aber darauf konnte er momentan keine Rücksicht nehmen. Die Nachricht überfliegend (irgendwie enttäuscht, da sie nicht von Chloe, sondern von Slevin war), schob er es wieder in die Tasche und machte sich daran sich sein Shirt über den Kopf zu ziehen und in seine Schuhe zu schlüpfen. Die Hose wollte er vorerst nicht anziehen, da seine Boxershorts noch zu nass waren. »Hey, Calleigh. Es tut mir echt leid, aber ich muss weg. Sei mir nicht böse. Wir sehen uns!«, rief er dem Mädchen winkend zu und machte sich rasch auf den Weg zu Slevins Hütte. Irgendwie schien es sich um etwas wichtiges zu handeln, das konnte er spüren, obgleich es ihm peinlich war seine neue Bekanntschaft im Wasser hängen zu lassen.
Er setzte zu Worten an, sprach sie aber nicht zu Ende. Ich hatte mir nur gedacht, dass ich natürlich eine Chance hatte, ihn zu schlagen. Die beste wohl. Aber auch ich kam nicht dazu, auszusprechen, was ich dachte. Sowohl Jun als auch Ich hatten ein Klingeln vernommen. Jun schien ganz genau zu wissen, um welches Klingeln es sich handelte, ich aber konnte es nur erahnen. Er hatte sich umgedreht, in Richtung unserer Sachen und als er mir sagte, dass sein Handy geklingelt hatte, wusste ich schon längst, dass es sich darum gehandelt hatte. Aber wieso glaubte er, dass es etwas Wichtiges war? Soetwas konnte man doch überhaupt nicht wissen. Oder erwartete er etwa eine SMS? Vielleicht von seiner Exfreundin? Oder einer Freundin, die seine feste Freundin werden sollte. Innerlich musste ich lachen, aber eigentlich war der Gedanke gar nicht so abwägig. Trotzdem. Was wurde jetzt aus dem Wettkampf zwischen uns? Ich wartete im Wasser, während er zu seinem Handy ging und es gerade erreicht hatte. Schon leicht wütend blickte ich in seine Richtung. Er würde doch jetzt wohl nicht ernsthaft gehen, oder? Erst lockte er mich ins Wasser, wollte unbedingt, dass ich mich mitten in der Öffentlichkeit meiner Kleider entledigte und dann verschwand er einfach? Gut, noch stand das ja nicht fest. Er las die SMS und schon als er sich sein Shirt wieder anzog, wusste ich, dass er mich jetzt allein lassen würde. Dieser blöde...! Echt unglaublich. "Nicht böse sein? Wie denkst du denn, sollte ich sonst reagieren?" rief ich ihm stinksauer hinterher, als er, in Boxershorts wohl bemerkt, den Strand schon fast verlassen hatte. Aber ich war mir sehr sicher, dass er mich noch gehört hatte. Ich ballte die Hand im Wasser zu einer Faust und schlug auf die Wasseroberfläche ein. Na ganz klasse. Erst mich im Wasser haben wollen und dann einfach verschwinden. Ich hätte mich niemals überreden lassen sollen. Wenn ich ihn jemals wieder sehen würde, und das würde ich ganz sicher, würde er etwas erleben! Ich spielte kurz mit dem Gedanken, mich in einen Hund oder einen Wolf zu verwandeln und seinem Geruch zu folgen. Aber würde das nicht etwas zu...seltsam sein? ich war wütend, ja, aber Jun wollte anscheinend keine Zeit mehr mit mir verbringen. Andere Leute waren ihm wichtiger als ich, die extra für ihn ins Wasser gekommen war. Zugegeben, auch für mich, aber nur wegen ihm. Wäre er nicht gewesen, würde ich jetzt nicht in Unterwäsche im Meer schwimmen, kein Handtuch, keine Liege, kein Schirm dabei. Nur meine Tasche, in der ich Make-Up und einen Spiegel bei mir hatte. Immerhin etwas. Es würde sicher lustig werden, ihm zu folgen, aber das würde dann so rüber kommen, als würde ich etwas von ihm wollen. Und das war bisher nicht so gewesen und würde sich nach dieser Aktion auch nicht mehr ändern. Nur was sollte ich jetzt machen? Den Weg zurück ins Waisenhaus würde ich bestimmt nicht ohne weiteres finden, wenn ich keine Hilfe hatte. An den Strand legen konnte ich mich nicht, aber ich musste zusehen, dass meine Unterwäsche trocken wurde, sonst würde ich ohnehin nicht mehr weg kommen. Denn ohne mir meine Kleider wieder anzuziehen, würde ich sicher nicht vom Strand weg gehen. Ich war nicht Jun. Musste es ihm nicht peinlich sein, ohne Hosen durch die Gegend zu laufen? Ich schüttelte den Kopf, zum einen noch immer wütend, zum einen verwundert und zum anderen unglaublich sauer auf mich selbst. Ich war doch tatsächlich so dumm gewesen, einem mir noch nicht einmal Bekannten zu vertrauen, mich vor ihm halb nackt zu machen, um mit ihm schwimmen zu gehen, damit er mich hatte sitzen lassen können. Oh ja, ich war dumm. Und Jun würde dafür büßen. Wie, wusste ich noch nicht, aber mir würde schon etwas einfallen. Einmal tauchte ich noch in die Tiefen des Meeres, die an dieser Stelle, an der ich mich befand gewiss nicht sehr tief waren und schwamm am Boden entlang. Ich fand zahlreiche Muscheln und Fische schwammen um mich herum, wichen mir aus. Aber sie waren so klein, dass mir egal war, dass mich der ein oder andere sogar streifte. Nur als ich eine Seekatze erblickte, wurde ich vorsichtiger. Ich wusste gar nicht, dass es die so nah am Rand des Strandes bereits gab. Ich rührte mich kein bisschen weiter, wartete eine Weile, ehe ich kaum noch Luft bekam. Diese Fischart zu beobachten, gefiel mir zwar, aber ich musste aufpassen, kein Gift von ihnen abzubekommen. Kurzerhand, und nur, weil ich wirklich keine Luft mehr bekam, verwandelte ich mich in einen recht kleinen Fisch, den es hier überhaupt nicht geben würde. Aber das machte nichts. Eine Weile beobachtete ich den giftigen Fisch unter mir noch, dann schwamm ich an die Oberfläche zurück. Kurz bevor ich das Wasser verließ, verwandelte ich mich wieder in einen Menschen; in mein normales Ich. Mit meiner Unterwäsche am Leib also schmiss ich mich, noch immer wütend, in den Sand neben meine Klamotten. Wow. Mein erster Tag könnte echt nicht besser werden..einerseits war er ja ganz in Ordnung, andererseits war er das reinste Chaos. Ich nahm mein Handy in die Hand und bemerkte, dass auch ich eine SMS bekommen hatte. Von Jade. Ich lächelte, als ich sie las. Wenigstens ging es ihr besser als je zuvor. Mit nem Freund an der Seite auch kein Wunder. Ich verzichtete darauf, ihr zu antworten. Stattdessen richtete ich mich auf und schnappte mir meine Tasche. Ich holte Make-Up und Spiegel heraus und schminkte mich neu; das Wasser hatte alles vollkommen verschmiert. Als ich fertig war, war auch meine Unterwäsche einigermaßen getrocknet, sodass ich mir mein Top und meinen Minirock wieder anziehen konnte. Schnell war ich auch in meine Schuhe geschlüpft. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, den Weg zurück zum Waisenhaus zu finden; darauf, Jun zu folgen, ihm nachzuspionieren und ihm anscchließend meine Meinung zu sagen, verzichtete ich. Das hatte ich gar nicht nötig. Spätestens im Schwimmclub würde ich ihn eh wieder sehen.
"Strand klingt gut!" Tatsächlich sagte Jinai dies noch begeisterter, als sie eigentlich vorhatte. Sie freut sich wirklich auf den Strand! Glitzerndes Wasser, warme Sonnenstrahlen, weicher Sand - was konnte man daran schon auszusetzen haben? Bevor sie aufstand, schlüpfte sie unter dem Tisch mit ihren Füßen allerdings erst wieder in ihre Schuhe hinein - wäre ja irgendwie blöd gewesen, hätte die Weißhaarige sie nun hier vergessen. Schnell erhob sie sich, schob den Stuhl an den Tisch heran und lächelte Jun dann zu, um ihm somit mitzuteilen, dass sie nun losgehen konnten. Während des Weges überließ sie ihm mehr oder weniger die Führung, immerhin meinte er ja, dass er den Weg finden würde. Jinai würde wahrscheinlich nur stur in eine Richtung gehen, um irgendwann dann an irgendeinem Ende der Insel anzukommen, wo es dann wahrscheinlich noch nichtmal einen schönen Strand gab, sondern nur Steine. Allzu weit schien das Meer auch nicht weg zu sein, da der Weg nicht unbedingt lange dauerte. Währenddessen jedoch schaute Jinai sich ausgiebig um, und versuchte sich den Weg zu merken, damit sie langsam aber Sicher die Straßen hier gedanklich miteinander verknüpfen konnte, um sich besser zurecht zu finden. Wahrscheinlich erwartete eh niemand von ihr, sich direkt am ersten Tag perfekt auszukennen, doch es war immer besser, wenn man nicht fragen musste. Besonders, wenn niemand zum fragen da war. Nach wenigen Minuten konnte man das Meer schon sehen und der Boden begann, immer sandiger zu werden. Die Dämonin blieb kurz stehen und schlüpfte wieder aus ihren Ballerinas, nahm sie dann in die rechte Hand und ging barfuß weiter auf dem weichen und vor allem warmen Sand. "Wow, hier ist es so schön", sagte Jinai begeistert und schaute fasziniert auf das Meer hinaus, während ihr langes Haar leicht im Wind wehte. Egal wie lange man schon lebte, oder wieviel man gesehen hatte, solche Anblicke konnten einen immer wieder begeistern. Allein das glitzern des Wassers war schon wunderschön, sodass man sich bewusst wurde, wie toll die Natur eigentlich war. Inzwischen waren sie dem Wasser schon etwas näher gekommen, und Jinai beschloss, gleich mindestens mit den Füßen darin rumzulaufen. Doch vorher wollte sie noch etwas anderes machen. Die Schülerin drehte sich leicht zu Jun und berührte ihn sanf am Arm, damit er auch zu ihr sah. Ein leicht verlegenes Lächeln lag auf ihren Lippen, während sie ihn ansah. "Ich wollte ja noch mit dir reden", fing sie an zu sprechen, "Naja, eher nur... etwas sagen. Erwarte jedenfalls nichts unheimlich Tolles." Kurz sah Jinai nocheinmal aufs Meer hinaus, dann in Jun's Augen. Bevor sie aber tatsächlich weitersprach, schaute sie wieder zur Seite. "Ich wollte mich nur... für eben bedanken. Wenn du nicht da gewesen wärest, und mich beruhigt hättest, weiß ich nicht, was passiert wäre." Aber sie konnte es ahnen. Das Jun auch eigentlich Schuld daran war, dass sie fast ihre ganze Kontrolle verloren hätte, sagte sie lieber nicht. "Vielleicht fragst du dich ja, ob ich mich an alles erinnern kann, und... ja, kann ich. Und es war alles ernstgemeint." Damit meinte sie die Umarmung und ihre Worte, ihr sanftes Verhalten. Jinai wusste nicht, warum sie Jun dies nun sagen musste... aber sie hatte einfach so einen inneren Drang. Er musste ja nun auch nicht alles von ihr hören, was sie fühlte. "Und für die Szene auf dem Dach wollte ich mich entschuldigen. Ich.. mag dich wirklich." Nun sah sie ihm wieder in die Augen und lächelte ihn an, konnte sich für einige Sekunden nicht von ihm abwenden, drehte sich schlussendlich aber dann doch wieder zum Meer, da sie lieber mit keiner Antwort rechnete, anstatt sich Hoffnungen zu machen.
Erleichtert darüber, dass sie offenbar Begeisterung für den Vorschlag zeigte, rief er sich nochmal vor seinem geistigen Auge den Weg vom Strand bis in die Stadt auf, um sich gleich im Gewirr der vielen Straßen und Menschen nicht zu verlaufen. Zusätzlich musste er nun rückwärts denken, was sich als schwieriger gestaltete als er vermutet hatte. Dennoch schaffte er es das Mädchen und sich durch die Stadt und geradewegs zum Strand zu navigieren. Sie waren zwar einmal in eine Sackgasse gelaufen und zugegeben kam ihm die Strecke beim ersten mal kürzer vor, aber nach knapp zehn Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Strand hatte nichts von seiner Magie verloren, gegenteiliges war eher der Fall. Auf den zweiten Blick nahm er den Geruch des Salzwassers, das Schäumen der Gischt und das Platschen der Wellen viel intensiver wahr. Der Schüler konnte sich ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dieser Ort die Dämonin sonderlich beeindrucken konnte. Sie musste in ihren bisherigen Leben unzählige Strände, wie diesen gesehen haben. Vermutlich noch viel schönere als hier auf der Insel, und doch hatte er sich in ihr getäuscht. Jinai wirkte sogar noch verzauberter von der Atmosphäre als er selbst. Er tat es ihr kurzerhand gleich und zog sich seine Turnschuhe aus, um zwischen seinen Zehen den warmen, beinahe schon heißen Sand zu spüren. Es war angenehm so verbunden mit der Natur zu sein, besonders wenn man aus der Stadt kam und solche Strände gerade einmal aus Filmen kannte. Auch Wälder waren ihm unbekannt; im Endeffekt hatte er noch so vieles zu lernen und entdecken. Hier fühlte sich Jun fast schon, wie ein kleines Kind. Nicht wahr?, bestätigte er ihre Aussage und sah kurz in ihr verzücktes Gesicht, worauf sein Lächeln noch eine Spur breiter wurde. Es war ungemein schön sie so glücklich zu sehen. Dem Wasser nun näher kommend, nahm auch der Wind etwas zu, sodass sich der Junge sein Haar aus dem Gesicht streichen musste, um nicht in seinem Blickfeld beeinträchtigt zu werden. Während er den Blick wieder gen Horizont gerichtet hatte, spürte er eine sanfte Berührung an seinem Arm, auf welche hin er sich zu Jinai hin umdrehte und sie fragend ansah. In diesem Moment fiel ihm wieder ein, dass sie ja noch privat etwas mit ihm bereden wollte. Hätte sie nun nichts gesagt, so hätte er es wahrscheinlich vergessen oder es wäre ihm erst am nächsten Tag eingefallen. Schieß los … , erwiderte er mit einem Lächeln, konnte aber nicht leugnen, dass ihm etwas mulmig zu Mute war. Er mochte solche Gespräche nicht wirklich gerne, weil es ihm einfach so unheimlich schwer viel sich auszudrücken. Gewiss, bei belanglosem Smalltalk konnte er plappern, wie ein Wasserfall, aber wenn es nur eine Stufe ernster wurde, verstummte der Junge plötzlich. Bevor sie weitersprach, sah er auf das Meer hinaus, um weitere Sprachlosigkeit zu vermeiden. Obwohl er deutlich ihren Blick auf seinen Zügen ruhen spürte, konnte er sich nicht zu ihr umwenden. Selbst als sie zu Ende gesprochen hatte, brauchte Jun eine Weile, um das eben gehörte zu verarbeiten. Im Prinzip hatte sie ihm ja gar nichts so weltbewegendes gebeichtet, aber irgendwie hatte er damit gerechnet, dass sie ihre Erinnerungen an den Vorfall gerade verloren hatte oder zumindest den größten Teil davon. Schließlich atmete er leise durch, schloss für einen Moment seine Augen, bevor er diese wieder öffnete und Jinai ansah. Hättest du dir das alles nicht aufteilen können? Das überrumpelt mich etwas, antwortete er zögerlich, aber nicht mit einem ernsten Tonfall. Er sagte es viel eher leichthin als würden sie gerade über das Wetter oder die Schule sprechen. Wenn es nur irgendwie in Richtung Gefühle ging, wurde er einfach aus Reflex unsensibel und … kindisch. Aber Jinai ..., er griff nach ihrem Handgelenk, um sie vorsichtig zu sich umzudrehen. Ich mag dich auch. Wirklich. Wie stockend das klingen musste, peinlich. Da er nicht mehr wusste, was er sagen sollte, ließ er von ihrem Handgelenk ab und trat ein paar Schritte auf das Meer zu.
Der Lilahaarige hatte noch schnell seine Sachen zusammengepackt und deutete auf die Tür. Mit einer geschmeidigen Bewegung war Ria draußen und fand sich im Gang wieder. Sie wollte also schwimmen.. Netter Gedanke, darauf musste sie nichts erwidern. Nur was ihr ein bisschen Sorgen bereitete war ihr riesiges Tattoo auf dem Rücken. Es war alles andere als unauffällig. Man würde so etwas sicher nicht auf dem Rücken eines zierlichen Mädchen erwarten. Ein Schock für Lucas. Auf sein Gesicht war sie schon gespannt. Aber bevor es zum Strand gehen sollte, wollte auch die Lilahaarige noch ein paar Sachen einpacken. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den unteren Stock zum Mädchentrakt. Nachdem sie ihren Zettel mit der Nummer gefunden hatte, bedeutete sie Lucas draußen zu warten. Sie wollte ihren Bikini gleich unter ihrem Gewand anziehen. Warum sollte sie ihn auch mitnehmen wenn es so auch ging? Schnell schlüpfte sie in eine bequemere Kleidung und dann war sie so gut wie bereit. Bevor der Junge noch weitere Minuten warten musste, schnappte sie sich die Tasche und stopfte die nötigen Sachen hinein. Handtuch und ein paar Kleinigkeiten wären wohl das Wichtigste. Ria öffnete wieder die Tür und lächelte dem jungen Mann an der Wand gelehnt an. "Wir können los.", gab sie ihm Bescheid, hatte er sich wahrscheinlich auch schon gedacht. "Ich wette, ich werde dich überraschen.", grinste die Lilahaarige. Die Aussage war wirklich nicht vielsagend. Er würde es schon noch früh genug merken oder eben sehen. Endlich hatten sie das Waisenhaus hinter sich gelassen und waren auf dem Weg zum Strand. Langsam wurde es auch Zeit, dass sie dort ankamen. Denn bald mussten sie wieder zurück in die Schule. Ria war schon gespannt weshalb. "Sag mal, weißt du warum wir heute wieder in die Schule müssen?", mit dieser Frage wandte sie sich wieder an ihren Klassenkamerad. Als Klassensprecher wusste man vielleicht ja mehr. Sie wartete gespannt auf seine Antwort, während sie neben ihm herlief. Ria konnte schon das Meer rauschen hören. Die Wellen, die immer wieder verschluckt wurden nur um für neue Platz zu machen. Es roch auch nach Meer, nach Wasser, nach Freiheit. Das Wasser war wirklich ihr Element. Und wie es schien sollte sie sich angewöhnen einen Bikini unter ihrer Kleidung zu tragen, denn es kribbelte in ihren Gliedern endlich in das kühle Nass zu springen. Sich von dem Wasser küssen zu lassen.
Es überrumpelte ihn. Okay, das war auch eine gute Antwort. Total gut, konnte man nichs dran aussetzen. Überhaupt nichts. Jinai sah immernoch auf das Meer hinaus und fing nun an, leicht niedergeschlagen zu lächeln. Warum musste sie mit ihren Vermutungen eigentlich immer Recht haben? Und warum konnte sie diesen Jungen nicht einfach umhauen, obwohl er sie so durcheinander brachte? Alles irgendwelche Mysterien, die sie nicht zu klären vermochte. In diesem Moment wünschte sie sich kurz, bei Vanth zu sein, sich wieder mit ihm bekriegen zu können und die Jinai zu sein, welche sie schon immer war. Rücksichtslos und gemein. Vielleicht sollte sie ja einfach nur aufhören, Jun mit solchem Gefühlszeug zu überschütten - der Dämonin fiel es aber recht schwer, solche Dinge für sich zu behalten, welche in ihr vorgingen. Doch anscheinend konnte der Blonde damit nicht viel anfangen, sie musste sich irgendwie zusammenreißen. Vielleicht sollte sie ja lieber gehen? Leicht erschrak die Weißhaarige, als ihr Klassenkamerad ihren Namen nannte und sie sanft zu sich drehte. Überrascht sah sie ihn an, nahm seine Worte wahr und blickte ihm dann hinterher, als er ein paar Schritte mehr auf das Wasser zuging. Was hatte sie eben nochmal alles gedacht, worüber hatte sie sich Gedanken gemacht? Jinai hatte es vergessen, in ihrem Kopf hallten nur die Worte die ganze Zeit wieder, welche der Schüler eben ausgesprochen hatte, und ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Wie konnte man in solch einer Situation nur Hass und Verderben vermissen? Jinai tat es nichtmehr, sie war froh, hier zu sein, bei Jun. Die Dämonin legte ihre Schuhe auf den Boden, dorthin, wo sicherlich kein Wasser hinkommen würde, und schritt dann langsam zu ihrem Klassenkamerad, Sitznachbar und auch neu gewonnenem Freund. Dicht hinter ihm blieb sie stehen. Ihre Körper berührten sich nicht, dennoch war höchstens ein Zentimeter platz zwischen ihnen. Jinai spürte deutlich seine Nähe, nahm bewusst seinen Geruch wahr. Sie wusste nicht, ob er sie bemerkte, denn sehen konnte er sie ja nicht. Ihr Blick lag auf seinem Hinterkopf, hatte das plötzliche Bedürfnis, ihm durch die Haare zu wuscheln und musste sich ein Kichern verkneifen. Sie setzte sich wieder in Bewegung, ging an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren, bis ihre Füße endlich das kühle Nass erreichten. In dieses schritt sie hinein, bis sie fast knietief im Meer stand, ihr Blick war nach unten gerichtet und hielt nach schönen Muscheln ausschau. Eine Weile suchte sie den Boden ab, doch dann sah sie wieder zu Jun und sah ihn nachdenklich an. "Ich weiß so wenig über dich. Erzählst du mir was über deine Vergangenheit?" Sie wusste ja nicht, ob er gerne darüber sprach, oder nicht, weswegen sie diese Frage eher vorsichtig stellte. Dennoch lächelte sie ihn danach an - sie wollte ihm ja nichts böses.
Lucas folgte Ria brav zu ihrem Zimmer und merkte sich zugleich diesen Weg. Vielleicht würde er ihn ja mal öfters gehen. Er war schon gespannt darauf wie die Zimmer der Mädchen so aussahen, ob sie wohl sehr anders waren? Doch die Frage blieb ihm wohl noch eine weile erhalten da Ria ihn draußen stehen ließ. Was hatte er auch erwartet schließlich hatten sie von Vorne Angefangen und selbst der Kuss wurde Vergessen. Aber konnte er den Vergessen? Er legte vorsichtig seine Hand auf die Lippen und konnte ein grinsen nicht verbergen. Nein, den Kuss konnte er wohl nicht vergessen, aber das musste Ria ja nicht wissen. Als die Tür zu Rias Zimmer sich endlich öffnete schob der den Gedanken an den Kuss bei Seite und nahm ihr die Tasche ab. "Ich liebe Überraschungen." Gab er grinsend seine Antwort und lief neben Ria her. Den Weg zum Strand über wechselten sie ein paar Worte, nichts von Bedeutung, dennoch verringerte es die Langeweile die der Weg mit sich brachte. Schon bevor Ria sie hören konnte, drangen die Geräusche von Wellen in sein Ohr. Auch seine feine Nase roch den Typischen Strandgeruch schon einige Meter bevor man ihn sah. Lucas war schon lange nicht mehr schwimmen und so freute er sich auf etwas Abwechslung. Seine Schritte wurden schneller bis er endlich das glitzernde Blau erblicken konnte. Abrupt blieb er stehen und ließ diesen Anblick auf sich wirken. Ein Traum, anders konnte man es nicht beschreiben. Nach dem er sich so lang Zeit gelassen hatte, beantwortete er auch nun Rias Frage. "Tut mir leid, ich weiß leider nicht warum wir am Abend schon wieder in der Schule sein sollen. Es ist für mich genauso ein Rätsel wie für dich." Lucas konnte noch nicht mal erahnen was da heute Abend passieren sollte und jetzt wollte er auch nicht wirklich darüber nachdenken. Er warf sich seine und Rias Tasche über dich Schulter und richtete abermals seine Worte an sie. "Lass uns ein Wettrennen machen, wer als letztes am Wasser ist muss einen Drink ausgeben!" Ohne auf ihre Antwort zu warten sprintete er los, warf auf halben Weg die Taschen an die Seite und wurde allmählich langsamer. Er wollte Ria gewinnen lassen, denn es kam nie gut wenn der Mann gewann. Ria zischte an ihm vorbei und kam nur ein paar Sekunden vor ihm an. "Tja, sieht so aus als hättest du gewonnen herzlichen Glückwunsch." Ein fieses grinsen legte sich auf seine Lippen bevor er weiter sprach. "Man trägt doch die Gewinner auf Händen oder?" Schnell schwang er sich Ria über die Schulter und rannte weiter ins Wasser bevor sie beide untertauchten. Beide Klamotten tränkten sich mit Wasser und klebten wie eine zweite Haut an ihren Körpern. Doch Lucas war sich sicher das bei diesem Wetter die Sachen schnell trockneten und sie nachher auch trocken zur Schule zurück konnten.
Er stand also auf Überraschungen, das würde sich die Lilahaarige merken. Aber ob er auch dieser Überraschung gewachsen war, es würde sich noch herausstellen. Wahrscheinlich konnte Lucas so schnell nichts erschüttern und aus der Fassung bringen. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Der Weg zum Strand war ruhig und so konnte sie ihren Gedanken nachhängen. Das in Lucas Zimmer war nicht gerade optimal verlaufen, für Beide nicht. Ria spürte noch immer seine Lippen auf den ihren und die Röte stieg ihr ins Gesicht. Sie sollte es in die hinterste Ecke ihrer Gedanken verbannen und einfach nicht mehr daran denken. Nach einiger Zeit hatte der Klassensprecher sich wieder zu Wort gemeldet und ihre Frage von vorhin beantwortet. Nun, dann würde es für alle eine kleine Überraschung werden nur ob sie gut ausfallen würde wäre die andere Frage. "Dann bekommst du heute sogar zwei Überraschungen.", lächelte sie den jungen Mann neben sich an. Wirkliche Lust hatte die Lilahaarige nicht wieder in die Schule zu gehen, aber was getan werden musste, musste getan werden. Ein Wettrennen? War das wirklich sein ernst! Das junge Mädchen runzelte eine Augenbraue und blickte in Lucas lila Irden. Er meine es zu 100% ernst. Gentleman wie er war, hatte er ihr zuvor die Tasche abgenommen und sie sich über die Schulter gelegt. Noch bevor Ria etwas erwidern konnte lief Lucas los und Ria konnte seinen Staub schlucken. Aber nicht mit ihr. Was wäre sie denn für eine Freundin, wenn sie darauf nicht einsteigen würde. Auch die junge Frau setzte sich in Bewegung und lief hinter dem Langhaarigen her. Dieser pfefferte die Taschen in den Sand und wurde um eine Nuance langsamer. Wenn er glaubte es würde ihr nicht auffallen, dann war er schief gewickelt. Aber sie wollte nicht so kleinlich sein. Mit einem Affenzahn schoss sie an dem Tiermensch vorbei und hatte gewonnen. Mit einem entsetzen Schrei, hatte Lucas Ria über die Schulter geworfen und steuerte direkt auf das Meer zu. "Lucas, das wagst du nicht!!!", sprach die Lilahaarige etwas lauter und strampelte auf seiner Schulter rum. Er sollte sie runterlassen. Der Junge wagte es tatsächlich und Ria tauchte nach einem kurzen Augenblick wieder auf. Ihre Haare hingen ihr klamm herunter und die Kleider klebten an ihr wie eine zweite Haut. Sie sah aus wie ein begossener Pudel. Lucas sah zu ihrer Freude auch nicht besser aus. "Du bist unmöglich.", grinste die Lilahaarige und boxte ihm in die Schulter. Es kam ihr schon vor, als würden sie sich schon ein bisschen länger kennen als einen halben Tag. Der junge Mann verstand es wirklich Spaß zu haben und mit Frauen umzugehen.
Man, diese Frau sah sogar gut aus, wenn sie von oben bis unten nass ist. Lucas warf seinen Zopf zurück über die Schulter und lächelte verschmitzt. Solch späße hatte er schon immer gern gemacht und wer hatte nicht gern Spaß im Leben? Langsam zog er seine Sachen aus, knüllte sie zusammen und warf sie an Land. Er hatte vorsorglich doch noch seine Badehose drunter gezogen, schließlich schienen alle immer etwas beschämt wenn er nackt war. Daran musste er sich wirklich erst gewöhnen. "Willst du nicht mal deine Sachen ausziehen? Wer geht denn heut zu Tage noch mit voller Montur ins Wasser?" Ja, er war gemein, aber Ria etwas zu pieken fand er doch recht witzig. Vor allem hoffte er dadurch die Zeit davor vergessen zu können. Schnell tauchte er unter und drehte ein paar runden um Rias Beine. Als er wieder auftauchte schüttelte er sich so dolle das er Ria damit voll spritzte. "Du siehst aus wie ein begossener Pudel, aber ein hübscher begossener Pudel" Gut gerettet dachte er sich. "Wie ist das eigentlich mit deiner Verwandlung? Kannst du das selber bestimmen oder brauch es einen Auslöser? Also wenn ich dich jetzt Fragen würde ob du mir deine Flügel zeigen würdest ginge dies?" Er kannte sich mit solchen sachen gar nicht aus und daher war er doch relativ neugierig. Auch wie Engelsflügel aussehen wollte er wissen, schließlich kannte er das nur aus Zeichnungen. "Erzähl mir was von deiner Vergangenheit. Wie kam es das du ein Mischwesen bist. Also wer hat welchen Anteil dazu gesteuert. Ich mein...oh Gott stopp mich wenn ich zu viel Frage, aber wir Wandler lebten unter uns wir kannten keine anderen Arten. Nur andere Wandler kamen hin und wieder mal im Lager vorbei aber das war es auch schon wieder. So was wie Engel, Dämonen und Vampire kenne ich nur aus Büchern oder Erzählungen. Ich wäre damals nie auf die Idee gekommen das es so etwas geben soll. Ich weiß, schön dumm zumal ich auch nicht normal bin." Doch wie sollte man auf die Idee kommen das es wirklich Wesen gibt die freiwillig Blutsaugen oder irgendwelche Rituale abhielten. Gruselig. Doch bei Ria merkte man nichts von allen, weder das sie ein Dämon in sich hat noch das sie sich gleich in die Lüfte erhebt mit heiligen schein. Da kam Lucas Roxy in den Sinn, sie konnte er auch nicht bestimmen, er konnte nur sagen das sie kein normaler Mensch ist. Die kalte Haut und dieser Blick waren nicht normal. Was sie wohl war, sie sah nicht so aus als wolle sie das Lucas auf die Nase binden. Doch darüber konnte er sich später noch Gedanken machen, schließlich war er mit einer genauso Interessanten Frau zusammen.
Er hatte nicht das Gefühl, dass ihr seine anfängliche Antwort besonders gut gefallen hatte. Doch hatte er lediglich seinen ersten Gedanken in Worte gefasst, nicht mehr und nicht weniger. Es kam nicht selten vor, dass er unüberlegt vor sich hin redete, ohne dabei auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Man konnte sogar sagen, dass der Schüler von Zeit zu Zeit ein emotionaler Trampel war, aber dieser Bereich zählte nun einmal nicht zu seinen Stärken. Dennoch schien es so als hätte er sie mit seiner zweiten Aussage besänftigen können, zumindest wirkte sie dem Lächeln nach zu urteilen, zufrieden gestellt. Seine Schuhe abgelegt, bewegte er sich auf die vor sich hin treibenden Fluten zu, welche zu einem erfrischenden Bad einluden. Allerdings wusste der Blonde nicht so recht, ob ihm nun nach schwimmen zu Mute war. Er hatte wohl bemerkt bereits einmal an diesem Tag Kontakt mit dem Meer schließen dürften, was nicht hieß, dass er nicht noch einmal das angenehm warme Wasser spüren wollte. Es hatte gut getan seine Sorgen zu vergessen und diese quasi von den Wellen davon tragen zu lassen. Als er dem Wasser inzwischen ein gutes Stück näher gekommen war, fühlte er eine gewisse Wärmequelle hinter sich, so wie einen regelmäßigen Atem an seinem Nacken. Augenblicklich bedeckte eine Gänsehaut seine Arme und das sanfte Rot suchte seine Wangen wieder heim. Vielleicht bildete er sich das alles auch nur ein, denn kaum eine Sekunde später überholte ihn die Dämonin und stieg bis zu den Knien ins kühle Nass. Litt er nun schon unter Wahrnehmungstäuschungen oder dergleichen. Verdutzt schüttelte Jun ruckartig den Kopf, sodass sein Haar an den Seiten leicht ab stand. Ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen, betrat er das Wasser bis zu den Waden, musste sich erst einmal an dieses Gefühl gewöhnen. Seine Hose konnte er hochkrempeln und mithilfe eines kleinen Knopfes befestigen, sodass er nun näher an Jinai heran treten konnte, ohne sich seine Kleidung nass zu machen. Welch praktische Erfindung. Kaum hatte er sich mit dem Mädchen auf einer Höhe wieder gefunden, stellte sie ihm auch schon eine Frage, die er nie von ihr erwartet hätte. Jedenfalls weder in solch einer Situation, noch so bald. Natürlich wollte er sie kennen lernen und umgekehrt, aber gab es keine besseren Themen über die man sprechen konnte? Unabhängige und oberflächliche Gesprächsthemen gab es doch zuhauf. Warum ausgerechnet über die Vergangenheit? Ihrerseits gab es bestimmt viel zu erzählen, aber alles was der Junge erlebt hatte, waren Verluste, Niederschläge und bittere Enttäuschungen. Nicht, dass er an diesen zerbrochen war, dennoch konnte er sich nur an wenige wirklich schöne Ereignisse in seinem Leben erinnern. Vermutlich war es ein wahrer Glücksgriff hier gelandet zu sein, wenn er es so betrachtete. Nach einem zu langen Moment der Stille, gab Jun ein kurzes Lachen von sich, legte eine unbekümmerte, sogar glaubhafte Miene auf und lächelte sie an. Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Außerdem lebe ich ja noch nicht so lange, um mit einer super spannenden Lebensgeschichte angeben zu können, versuchte er das Thema zu umgehen und es schließlich auf eine andere Schiene zu lenken, bzw. von sich weg. Ich würde gerne wissen … na ja, wie ist es eigentlich so 500 Jahre zu leben?, fragte er Jinai schließlich. Er stellte es sich unheimlich toll vor eine quasi unbegrenzte Lebensspanne zu haben. Man konnte so viel erleben und musste sich keine Sorgen machen, dass das Leben und die Möglichkeiten irgendwann vorbei waren. Über die Nachteile machte er sich keinen Kopf. Immerhin sah er darin keine.