Yuu schien nicht sehr begeistert von meiner Rede zu sein - war ich auch nicht, denn eigentlich juckte es mich nicht, wenn ihm der Unterricht egal war. Er bekam ja die schlechte Note für die Mitarbeit, nicht ich. Hätte ich eigentlich am Anfang der Stunde noch erwähnen müssen, dass es schlechte Noten für mangelnde Mitarbeit gibt? Allerdings musste ich wohl gut differenzieren. Einige waren immerhin noch sehr neu und schrieben daher nur mit. Innerlich genervt nahm ich den Blick von dem Jungen und richtete ihn auf das Mädchen in der hintersten Reihe. Ungeziefer, so so. Mein Mundwinkel hob sich ein wenig. Mehr der Form halber nickte ich ihr zu, als sie sich wieder setzte. Anschließend glitt mein Blick wieder zu Strähnchen, weil dieser auf seinem Stuhl herum rutschte und das Wort erhob. Er erklärte an Stelle von Yuu, wo sich der Stadtpark befand, wobei ich doch einen Moment verwirrt die Braue hob, als er von einer Nase sprach. Betrachtete er das etwa als abstrakte Kunst? Leise ausatmend und mit einem Blick auf die Uhr deutete ich mit dem Zeigestock auf den Stadtpark, der auch sogleich seine Markierung (10) erhielt. "Genau. Da die Stunde gleich schon vorbei ist" Das nächste Mal, lasse ich sie allein arbeiten. "werdet ihr die zwei anderen Aufgaben, die ich vorbereitet habe, bis Mittwoch als Hausaufgabe erledigen. Das gibt euch außerdem die Möglichkeit die Orte selbst zu besuchen." Während ich sprang, platzierte ich den Zeigestock auf den einzigen Ort, der noch nicht genannt worden ist und markierte ihn mit einer 11. "Hier befindet sich der Kido-Schrein." Als nächstes griff ich nach der Kreide, um die anderen beiden Aufgaben anzuschreiben. Schwer waren die ja nun nicht. "Ich bitte die Schüler, die schon länger auf der Insel sind, sich mit den Neulingen zusammen zu setzen oder die Orte gemeinsam zu besuchen. Nehmt gegebenenfalls bitte einen Erzieher mit, der auf euch aufpasst. Wir werden die Insel im Laufe der nächsten Wochen aber auch in mehreren Ausflügen erkunden, also macht euch keine Sorgen, wenn ihr nicht dazu kommt euch bis Mittwoch alles anzusehen." Als ich fertig war, legte ich die Kreide ab und wendete mich wieder der Klasse zu. "Wenn ihr noch Fragen habt, ich bin noch ein paar Minuten nach Ende des Unterrichts hier. Schreibt bitte die Aufgaben ab und notiert euch die Markierungen." Ich deutete auf die Karte. Dann legte ich den Zeigestock beiseite, setzte mich an den Pult und seufzte leise.
Als Hausaufgabe zu erledigen Aufgabe II Zeichne auf deiner Karte die Mondinsel ein.
Aufgabe III Beschreibe die Orte der Aufgaben I und II in je 8-10 Stichpunkten und gehe dabei, wenn möglich, auf folgende Fragen ein:
-Wie wird der Ort genutzt? -Wie alt ist der Ort oder wann wurde er erbaut? -Was für eine Bedeutung hat der Ort für die Bewohner der Insel? -Was für eine Bedeutung hat der Ort für dich?
Nach dem Klingeln
Sobald das Klingeln den Unterricht beendete lehnte ich mich auf dem Stuhl etwas vor und notierte im Klassenbuch, wer nun ganz gefehlt hatte und wie gut die Mitarbeit gewesen war. Für die erste Stunde, fand ich, war es nicht schlecht verlaufen. Etwas holprig, aber aller Anfang war ja schwer. Ich überlegte kurz Yuu noch einmal heran zu rufen, entschied mich aber dann dafür mir erst anzusehen, wie er sich in den nächsten Stunden verhielt. Je nachdem würde ich dann eben hinterher das Gespräch mit ihm suchen müssen. Es war wichtig Respekt vor seinem Lehrer zu zeigen.
Der Unterricht war vorbei gewesen. Momoi hatte die letzten Atemzüge, der Inselkunde noch miterlebt und dramatischerweise mit verfolgt, oder auch nicht, wie sich die Schüler verhielten. Nicht alle schienen auf den ersten Blick mit dem Lehrer zurecht zu kommen. Doch die Rosahaarige hatte auch irgendwie das Gefühl vereinnahmt, dass alle Lehrer auf dieser Schule etwas mürrisch sind. Sie erhob sich von ihrem Platz. Packte ihre Sachen unordentlich, zerknittert oder zerrissen, je nachdem was es war, in die Tasche und schwang sich den kleinen Beutel in Form eines Drachen auf den Rücken. Den Rucksack hatte sie bekommen als sie das erste Mal in den Bergen wandern gewesen war. Eine nette Geste wenn sie zurückdachte und dabei war ihr aufgefallen, dass bis auf ein marodes Lächeln nichts von ihr kam. Herr Kurahashi... ein wahrlich guter Mensch. Sie schob die Tür auf und ging heraus. Natürlich sagte sie nichts und hauchte auch eher das 'Aufwiedersehen', statt es wirklich laut und deutlich auszusprechen. Warum denn auch? Sie schienen eh alle in ihrer kleinen perfekten Welt zu leben. Sie gaben nicht viel auf andere Leute, wie sie es vielleicht sogar tun würde. Doch irgendwie schien der schwarzhaarige Junge vor ihr, sie nach etwas gefragt zu haben. Was könnte es denn nur gewesen sein? Und wie konnte sie ihn denn einfach so übersehen? Mit etwas rötlichen Wangen ging sie durch die Flure der Schule, danach hinaus. Der Weg würde sie zurück zum Waisenhaus bringen. Denn laut ihren Plan, war die schule für sie heute vorbeigewesen.
Matthew hörte brav mit im Unterricht und machte sich auch viele Notizen. Es war interessant wie viele Leute in dieser Klasse schon die Orte richtig gut kannten. Der Rothaarige musste sich unbedingt auch einige dieser Orte anschauen und diese mit eigenen Augen erkunden. Nur so würde er wahrscheinlich etwas lernen. Plötzlich sagte der Lehrer, dass es gleich mal klingeln würde. Für den Engländer war dies ein sehr plötzlicher und abrupter Stopp, denn für ihn fühlte es sich so an, als würde der Unterricht gerade erst beginnen. Der Lehrer erklärte aber noch, wo der Kido-Schrein sei. Matt markierte sich diesen Ort, damit er dies in der Zukunft genaustens wusste. Anschließend gab der Lehrer noch Hausaufgaben auf, die bis Mittwoch erledigt sein sollten. Nun gut, dies gehörte ja zu einer Schule dazu, dass man Hausaufgaben bekommen konnte, jedoch hoffte der Rothaarige inständig, dass sie nicht in jedem Fach Hausaufgaben bekommen würden, denn dann konnte er sicherlich nicht die Orte entdecken und ein wenig Freizeit haben. Matthew schrieb sich die Aufgaben auf, damit er sie ja nicht vergessen würde. Eventuell würde er ja irgendwo eine Broschüre von der Insel finden, wo einige Daten zu Orten zur Verfügung waren, denn dann könnte er die Hausaufgabe auch selbst erledigen. Oder vielleicht konnte er diese Aufgaben gemeinsam mit einem anderen Schüler bearbeiten? Doch wer würde denn schon seine Zeit mit einem Neuling vergeuden? Matt war sich wirklich unsicher, ob er jemanden anreden sollte oder nicht, aber gut das würde er später entscheiden, da es gerade klingelte. Da sein Magen auch schon knurrte, kam das Klingeln ziemlich pünktlich. Er freute sich auch schon richtig auf das Mittagessen. Was es wohl geben würde? Er würde es sowieso gleich einmal erfahren. Darauf freute er sich schon richtig.
Der Inselkunde-Unterricht neigte sich bereits dem Ende zu. Und Damian kam sich wirklich ziemlich unterbelichtet vor, da er so gut wie keine Orte kannte und dementsprechend auch nicht hatte einzeichnen können. Da merkte man mal wieder, selbst wenn es nur eine Insel war, gab es doch genügend Plätze die man noch nicht kannte. Das schrie ja förmlich danach diese Orte kennenzulernen. Die goldenen Irden wanderten kurz zu Helena. Da sie bereits mit ihm das Team Korrupt bildete, könnte sie auch in diesen Dingen seine Komplizin sein, insofern sie wollen würde. Diesem Umstand würde er wohl noch auf den Grund gehen, als Herr Mandala den Unterricht, nicht ohne Hausaufgaben, beendete. Wobei die Hausaufgaben ihm ein wenig in die Hände spielten. Schließlich wollte er selbst die Insel erkunden, zwar stellte er es sich ziemlich unmöglich vor alle Orte bis Mittwoch abzuklappern, aber ein paar würden wohl drin sein. Vielleicht. Der Rest der Aufgaben war eher määäh, was man vermutlich auch an seinem Gesicht ablesen konnte. Dem Bianchi war es auch ziemlich egal, dass sich Mandala noch im Klassenraum befand, selbst als es bereits geläutet hatte, er konnte ruhig mitbekommen was er von seinen Hausaufgaben hielt. Wieso machten Lehrer eigentlich immer gleich am ersten Tag nach den Ferien oder sonstigen Ereignissen solch ein Fass auf und bombardieren die Schüler mit unnützen Hausaufgaben? Ein lautes Seufzen entfuhr dem Italiener, als er sich die Aufgaben und die letzten Punkte auf der Karten notierte. Bis Mittwoch würde er sich schon was aus dem Hut zaubern. Ein paar Punkte würden vielleicht nicht zur Gänze gefüllt werden können, aber damit musste Mandala rechnen, vor allem bei Leuten die nicht schon bereits ihr Leben auf der Insel begonnen hatten.
Damian machte sich daran seine Schreibutensilien zu verstauen. Er wollte nicht länger als nötig im Klassenraum verweilen, es gab schließlich irgendwo Essen. Egal ob hier oder im Wohnheim. Da sich sein Magen aber bereits leer anfühlte, würde er sich wohl in der Cafeteria was zu essen holen. »Sehen wir uns in der Cafeteria?«, sprach der Blondschopf in Helenas Richtung, wartete kurz einen Augenblick, ehe er sich bereits mit seiner Umhängetasche zum Gehen wandte. Sollte sich Helena dazu entschließen ebenfalls was essen zu gehen, wusste sie ja jetzt, wo man den Bianchi finden konnte, sollte er gesucht werden. Ansonsten gab es ja noch immer das Kommunikationsmittel Handy, sollte man sich doch auf wundersame Weise verpassen oder jemand andere Pläne haben. Der Plan des Blondschopfs bestand darin sich jetzt auf den Weg in die Kantine zu begeben.
Nachdem Yuu weiter gelangweilt aus dem Fenster starrte, vergingen einige Sekunden. Er ignorierte den Hampelmann dort vorne an der Tafel. Es interessierte Ihn nicht mehr. Für mehrere Sekunden verstrich die Zeit, ein flaues Gefühl legte sich in seiner Magengegend. Doch ehe sich Yuu versah, war das Gefühl verschwinden und eine Papierkugel hing in seiner Nase. Verwirrt flog das Kügelchen auf seinen Tisch und ein Niesen folgte. "Was zur Hölle?" Auch seine Stirn juckte, aus Reflex kratzte er darüber und sah dann seine Hand an. Schwarz. Sein Blick landete auf @Leviathan und ein Seufzen entglitt ihm. "Idiot." Flüsterte er leise vor sich hin. Das Mädchen hinter ihm hatte seine Frage auch nicht beantwortet und schon klingelte die Schulglocke. Erst jetzt nahm er das Kügelchen und laß die Botschaft. "WAS?" Doch seine Stimme ging im DING DONG DING DONG - DONG DONG DING DONG unter und Yuu lehnte sich zurük. Er musterte den Blondschopf dort vorne an der Tafel und biss sich auf die Lippe. Er hatte keinerlei Ahnung. Doch zu erst musste er die Tinte auf seiner Stirn los werden. Die Schüler verließen den Klassenraum und laut quietschend ließ er sein Stuhl zurück gleiten, seine Tasche landete auf seinem Rücken und eilig ließ er die ersten Reihen hinter sich, hielt kurz bei Leviathan und steckte ihm die Zunge raus. Danach verließ er den Raum und betrat einige Schritte weiter das Jungsklo. Auf seiner Stirn war ein Penis abgebildet und ein Murren entglitt dem Isolaner. "Ein vollkommender Idiot." Eilig wusch er sich die Tinte von der Stirn und sah wieder in den Spiegel.
Nachdem er eilig den Zellstoff in den Papierkorb und ließ die Jugentoilette hinter sich. Was hatte er heute vor? Der Unterricht war beendet und die Hausaufgaben lagen hinter Ihm. Sein Magen meldete sich. Er sah an sich hinunter. "Natürlich. Was sonst." Somit war seine Entscheidung getroffen. Er folgte der Menge aus Schülern, hier und dort sah er ein paar bekannte Gesichter, ließ aber jeden Unbegrüßt. Als er seine Schritte in den Speisesaal lenkte, blieb er an einer Schlange stehen. Sein Blick glitt durch den Raum und fand einen leeren Tisch. Meiner. Eifrig füllte er seinen Teller und setze sich dann auf den Platz der Plätze. Seine Tasche glitt auf seinen Nachbarstuhl. Nun, essen und dann? In den Kindergarten? Sein Blick geriet auf seinen Block, wo einige Textzeilen versehen waren. Vielleicht...? Er sah sich um. Nein, hier defnitiv nicht.
Nun, die Hausaufgabe war selbst für Helena eine sehr erwartete gewesen. Wie sollte man auch sonst sicher gehen, dass auch wirklich alle Schüler sich mit der Insel befassen würden? Einzig und allein wie er damit umgehen würde entschied am Ende darüber, ob es von Erfolg geprägt war. Gemeint war damit die Überprüfung in der nächsten Stunde. Obwohl er das auch schon bei seinen nächsten Aussagen wieder vollkommen in den Wind schoss. Etwas kritisch beäugte die Französin ihren Lehrer. Sie würde es zwar machen, das stand außer Frage, aber den Sinn konnte sie sich noch nicht ableiten. Es klang für sie so ein bisschen wie: „Jetzt geht mal da hin und schaut euch das an, das war’s.“. Aber gut, es gab sicher noch einige andere die das machen würden und da konnte man sich auch zu einer Gruppe zusammenschließen. Einen Kandidaten hatte sie bereits ins Auge gefasst und dieser schien sie, rein zufällig, ebenfalls in gleichen Moment anzusehen. Vielleicht hatten da gerade zwei Leute den gleichen Gedanken, aber auch nur vielleicht. Ein kleines Lächeln ließ sie dem Italiener zu kommen, dann wandte sich ihr Kopf wieder nach vorne und beobachtete den Schluss von Madaras Schulstunde, welche nicht allzu lange dauern würde. Mit ihrer grazilen Handschrift übertrug sie noch schnell die Aufgaben auf das Papier, dann nahm sie das Blatt auch schon und heftete es ab. Der Unterricht war vorüber! Endlich Freizeit! Oder zumindest teilweise.
Naja, es hat schon schrecklichere Tage in ihrem Leben gegeben, eindeutig. Den Unterricht würde sie jetzt nicht dazu zählen. „Und damit wäre der Unterricht beendet.“, kommentierte sie eher zu sich selber als zu ihrem Umfeld und sortierte ihre Utensilien in ihre Tasche. Eilig hatte es die Pariserin dabei nicht wirklich. Das Essen rannte ihr ja nicht weg und wenn doch, dann wollte sie es eh nicht. Abgesehen davon konnte sie selber kochen. Ihre Klassenkameraden hielt es wohl allerdings nicht so lange auf den Stühlen. Beinahe alle waren schon zur Hälfte auf dem Sprung als die Blondine wieder nach vorne sah und auch Damian hatte sich ebenfalls schon bereit gemacht zu gehen. Trotzdem richtete er noch einmal sein Wort an ihre Wenigkeit. „Ich denke schon, mal sehen.“, gab sie freudig als Antwort und nickte noch einmal als wolle sie das eben gesagt damit untermauern. Aber so dringend nötig hatte er ihre Gesellschaft beim Essen wohl nicht. Immerhin wäre er sonst noch die zwei Minuten, welche sie noch zum zusammenpacken brauchen würde, dort geblieben. Aber er hatte sicherlich noch eine Menge anderer Freunde hier, da war das kein Wunder. Diese wollte er bestimmt nicht verpassen. Mit einem kleinen Seufzer erhob also auch sie sich von ihrem Stuhl und schob diesen, ganz vorbildlich, auch wieder so hin das er niemandem im Weg stehen würde. Mit einem gekonnten Schwung war die Tasche über ihrer Schulter gelandet und das Telefon gezückt. Keine neuen Nachrichten warne dort verzeichnet. Da fiel ihr Blick auf Mathéo, welcher sich noch im Raum befand. „Du hast es wohl auch nicht so eilig, mh?“, richtete sie sich in einem normalen Ton an den Rothaarigen neben ihrem eigenen Platz, „Kann ich dir nicht verdenken.“. Ein Lächeln streifte ihre Mundwinkel, dann machte sie sich gedanklich schon einmal auf den Weg. „Vielleicht sieht man sich ja ebenfalls der Mensa, so lange es da was Gutes gibt. Falls nicht, wünsche ich dir noch einen schönen Nachmittag. Genieße die Sonne!“, und fröhlich und mit einem Winken ging auch sie ihrer Wege. Verabschieden taten sich die Leute heutzutage auch nicht mehr richtig, ging es ihr so nachträglich durch den Kopf als sie den Klassenraum verließ. Eigentlich schade, wie sie fand. Aber vielleicht dachte sie da auch zu altmodisch. Obwohl…eigentlich nicht, oder? Langsamen Schrittes bewegte sie sich deswegen auch nur vorwärts. Mh, wäre eigentlich eine gute Frage. Ob es dazu ein Buch in der Bibliothek gab? Oder waren Gesellschaftsstudien hier nicht so hoch im Kurs? Ein kleines zucken durchfuhr ihre Schultern, sie würde es ja sehen.
Mathéo tat nicht mal so, als wolle er sich beeilen, den Klassenraum zu verlassen. Keine Sorge jedoch, es lag nicht daran, dass er so sehr daran hing. Es gab lediglich keinen Grund, sich zu hetzen. Wenn er heute morgen richtig gesehen hatte, war dies eben der letzte Unterricht für heute gewesen. Das bedeutete: frei. Er konnte nach Hause gehen; oder in die Stadt gehen; oder irgendwas machen. Auf alle Fälle musste er nicht mehr in der Schule bleiben. Sein Blick galt der Uhr an seinem Handgelenk. Es war Mittagszeit - natürlich. In der Cafeteria sollte es jetzt was Essbares zu ergattern geben. Das hatte er auch bitter nötig nach dem eben noch so vereitelten Fehlstart heute Morgen.
Plötzlich sprach ihn jemand von der Seite an. Es war Helena. Sie bemerkte seine Faulheit, den Raum als erster zu verlassen. Mathéo musste etwas grinsen, erwiderte dann ihren Blick und nickte ihr zu. »Warum auch, eh?« Ferner sprach sie davon, dass man sich eventuell noch in der Mensa sehen würde, falls er dort vorbeischneien würde. Ansonsten wäre es das für den Tag gewesen. Ein seltsamer Moment irgendwie, über den Mathéo noch nachdachte, nachdem Helena sich von ihm abgewandt hatte. Die meisten Schüler hier würden sich sicherlich auch nach der Schule noch sehen. Mindestens aus dem Grund, weil sie zusammen im Wohnheim wohnten. Vielleicht passierte da wieder etwas. Letzte Nacht hatte Levi ihm etwas von einer Party geschrieben. Zwar ging Mathéo nicht davon aus, dass die Kinder dort mehrere Einweihungspartys nacheinander machten, doch wenn so viele junge Wesen auf einem Haufen hingen, war es dennoch vorstellbar, wenn jede Nacht gefeiert wurde. Doch wo würde Mathéo dann sein? Genau - in seinem Haus im Park. Vor allem würde er alleine sein und im besten Fall die Nachricht von Levi lesen, dass schon wieder Party war, er sich dieses Mal jedoch dazugesellt hatte. Levi - von dem Typen hatte er auch kaum was mitbekommen heute. Sie saßen nicht mehr nebeneinander und in der Pause war auch nichts gelaufen. Kein Wort hatten sie also effektiv gewechselt und nun war er bereits raus. Ein seltsames Gefühl - definitiv. Doch es beim Namen zu nennen, da war sich Mathéo gerade etwas zu stolz zu.
Schließlich erhob auch er sich und klopfte sich den imaginären Staub vom Schoß. Es sollte nicht verkehrt sein, in der Cafeteria vorbeizuschauen. Allerdings war ihm die Lust darauf vergangen, sich lange dort aufzuhalten. Schnell etwas finden, schnell etwas reinstopfen und dann wieder verschwinden. Mal schauen, was der Tag noch so bringt, dachte er sich und verließ nun auch das Klassenzimmer.
Zeitlich versetztes Play | findet direkt nach dem Unterricht statt
Das Klingeln, auf das wohl alle Schüler in der Sternenklasse so sehnsüchtig gewartet hatten, ertönte endlich und beendete den Unterricht – Madara ließ es sich jedoch nicht nehmen, allen noch einen schönen Batzen Verpflichtungen mit ins Gepäck zu geben. „Ist das jetzt sein Ernst?“, jammerte der Engel in Gedanken, als er mitlas, was der isolanische Wiedergänger alles aufschrieb. „Sie wissen aber schon, dass wir auch noch andere Fächer haben, für die wir lernen müssen, oder?“, zischte es zwischen den Lippen des Nephilims hervor, ehe er sich auf seinem Stuhl etwas nach hinten gelehnt hatte. So konnte man auch freie Nachmittage ruinieren – Jul und Madara wussten bestens Bescheid. Da Levi sowieso nicht wusste, welchen Neuling er sich zur Hand nehmen sollte, beschloss er erstmal, Hausaufgabe Hausaufgabe sein zu lassen. Der Unterricht war nicht anstrengend oder sonderlich fordernd, aber trotzdem zerrte es an den Nerven und an der Konzentration des Engels, der sich damit ja wirklich schwer tat.
Die meisten verließen eilig das Klassenzimmer, @Yuu hatte sich auf Levis herzliche Botschaft in seiner Nase auch nicht zurückgemeldet, sondern schlich sich einfach durch die Reihen nach draußen. Auch @Mathéo Tristam schien nicht sonderlich viel Gefallen dran zu finden, noch weitere Sekunden im Klassenzimmer zu verharren. Warum hatte der überhaupt einen neuen Sitzplatz bekommen und Levi musste sich immer noch in der scheiß ersten Reihe rumplagen? Einzig seine treu ergebene Sitznachbarin zeigte keine Spur von Hektik, platzierte im Gegensatz dazu sogar ihre Beine auf Levis Oberschenkel, nachdem sie sich zu ihm gedreht hatte. „Mit Yuu?“, fragte er leicht skeptisch und umfasste @Caiwens in Hausschuhe gepackten Füße auf seinen Oberschenkeln und klopfte sie gegeneinander. „Ich glaub, der hat eher ein Date mit sich selbst“, stellte der Schwarzhaarige fest und blickte sich kurz um. Außer die beiden waren bereits alle Schüler geflüchtet. Madara saß hingegen noch am Lehrertisch und machte einen auf wichtig, indem er so tat als würde er professionelle Dinge im Klassenbuch notieren. „Wartest du noch?“, fragte Levi seine Freundin, nachdem er ihre Füße auf den Boden abstellte und sich erhob, mit dem Kopf kurz in Richtung Madara deutete. „Sonst komm ich später nach“, hing er noch dran. Zu erwähnen, dass es sich um das Mittagessen handelte war eigentlich nicht notwendig.
„Du kommst ein paar Tage zu spät, das ist dir schon klar, oder?“ Plötzlich war der Körper der neuen Lehrkraft in Schatten gehüllt – Levi stand vor seinem Pult und schirmte das Sonnenlicht etwas ab, das kurz zuvor noch auf den schwer beschäftigten Madara gefallen war. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben, als er den ehemaligen Heimbewohner, der vor ihm saß musterte. Er hatte sich nicht viel verändert. Vielleicht war Levi mittlerweile sogar größer als er, aber das konnte der Engel so nicht beurteilen. „Wie war’s in Tokio?“
Ich war schon fast fertig mit den Notizen im Klassenbuch, als jemand neben mir erschien und mir die Sonne nahm. Ganz aus Reflex öffnete ich den Mund, um die Person anzuschnauzen, stoppte mich aber noch früh genug, weil es sich ohnehin um einen Schüler handelte. Also schrieb ich nur noch den Satz zu Ende, während mir auffiel, dass besagter Schüler schon etwas gesagt hatte und ich die Stimme kannte. Mit einem leisen Seufzen legte ich also den Stift ab und wendete mich Strähnchen zu. "Ja, das habe ich schon gehört.", entgegnete ich etwas zerknirscht und ging davon aus, er meinte den Angriff vor einigen Tagen und das Waisenhaus, das ich ehrlich gemocht hatte. Hätte ich irgendwie erahnen können, das etwas derartiges passierte... Dann hätte ich meine Anreise vielleicht sogar etwas früher angesetzt. Aber ändern konnte man das nun nicht mehr. Das Gute an einem Gespräch mit Levi war, dass ich nicht so tun musste als wäre ich nett. Er kannte mich schon. "Tokio war... laut und für meinen Geschmack etwas zu überfüllt." Nonchalant zuckte ich mit den Schultern. Menschenmassen waren nie mein Ding gewesen und würden es wohl auch nie sein. "Ich war nicht ganz sicher, ob du noch hier bist, sonst hätte ich dir 'n Souvenir mitgebracht." Damit... wäre er wohl der einzige, den ich kannte, dem ich überhaupt irgendwas mitgebracht hätte. Was soll's. "Du kannst dir stattdessen meinen Kater ausleihen." Geschieht dir ganz Rest, Natsume. Ich war mir nicht sicher, ob Levi mittlerweile in der Lage wäre sich um ein Tier zu kümmern, aber mit ziemlicher Sicherheit würde er den Schutzgeist mögen. Dieser war zwar hin und wieder nervig, hatte aber ein gutes Herz und kuschelte gern. "Wie lief es die letzten Jahre bei dir?" Mit dem Kopf deutete ich in Richtung des Mädchens, dem er nahe zu sein schien. "Deine Freundin?"
Mit fast genauso wenig Begeisterung hatte Madara den Stift abgelegt, um sich an die Person zu widmen, die ihm soeben das Sonnenlicht genommen hatte. Nur mit noch weniger Begeisterung. Auf die grausamen Angriffe und die unzähligen Opfer der letzten Tage schien er auch nicht näher eingehen zu wollen, woraufhin der Engel starr mit seinen Blicken fixiert hatte. War er deshalb wiedergekommen? Mit Sicherheit befanden sich unter den Opfern auch Lehrer. Was zumindest erklären würde, weshalb Madara nun Lehrer auf der Shima no Koji Oberschule spielte. War er dazu nicht eigentlich auch noch zu jung? „Das sagst auch nur du.“, grummelte der Engel schon fast. Auch, als Madara doch tatsächlich erwähnte, dass er nicht wusste, ob Levi noch auf der Insel war, schien ihn nicht weniger aus der Fassung zu bringen. „Weißt du, was ich dafür geben würde, endlich mal nach Tokio zu kommen?“ Seine Stimme klang immer aufgeregter und seine Hände fingen an, passend zu seiner Tonlage zu gestikulieren. „Das ganze geile Essen, wilde Studentenpartys, kein lahmer Unterricht (oh-oh) und irdische Mädels!“ War das überhaupt ein Vorteil? Egal! Dass der Engel kein Souvenir bekommen würde war ihm ziemlich egal – immerhin hatte er nicht damit gerechnet. „Warum haben jetzt alle eine Katze?“, hinterfragte der er, als sein Bekannter ihm seinen Kater anbot. Die Gedanken des Jungen schweiften kurz zu Matti. Lebte seine Katze eigentlich noch? Dass es sich bei den nachfolgenden Fragen, die der selbsternannte Lehrer Levi an den Kopf warf und ihn somit aus seinen Gedanken an Matti und sein Haustier riss, nur um ein höflichkeitskonformes Wiedersehen handelte, war dem Schwarzhaarigen durchaus bewusst. Niemals würde es Madara tatsächlich interessieren, was Levi die letzten Jahre getrieben hatte. Die Frage nach seiner Freundin irritierte den Jüngling dann aber doch. „Höh?“ Verwirrt folgte der Blick des Engels seiner Kopfdeutung und drehte sich zu Caiwen um, die etwas gelangweilt am Tisch saß und sich nicht wirklich für das Gespräch der beiden interessierte – oder sie höflichkeitshalber allein reden ließ. Was sollte er jetzt sagen? Bestimmt hielt Madara ihn sowieso immer noch für den Typen, der sein Leben nicht so ganz im Griff hatte. Eine Freundin wäre da wohl genau richtig, um ihn ein verfälschtes Bild zu übermitteln! „Ja! … Nein. Doch.“ Okay, das hatte er schonmal vermasselt. Lügen war einfach noch nie seine Stärke gewesen. „Also normale Freundin. Warte, was geht dich das überhaupt an?“ Mittlerweile hatte er sich wieder in Madaras Richtung gedreht und stemmte nun seine Arme am Lehrerpult ab, fixierte mit fast schon funkelnden Augen wieder den Blondschopf. „Jetzt erzähl schon von den Studentenpartys!“