Die Terrasse ist mit einigen bunten Pflanzen und Stühlen umgeben. Dieser Ort ist ideal für Leute die sich einfach ein wenig entspannen, den Gesang der Vögel oder dem Rauschen des Meeres lauschen wollen. Zwar bietet die Terrasse nicht viel Platz, jedoch steht in der Ecke eine gemütliche Hollywoodschaukel, die jeder unbedingt mal ausprobieren sollte!
Eigentlich hatte Asuka recht gute Laune, doch wie es für sie gewöhnlich war, wirkte sie ganz und gar nicht so. Ihr Gesicht war zu einer genervten Fratze verzogen. Die Mundwinkel hangen strickt nach unten und die Augenbrauen waren ebenso streng nach unten gezogen. Ihr Blick war etwas glasig, weil die Reise doch recht ermüdend war, doch eigentlich hatte sie ja wie gesagt nur halb so schlechte Laune wie es aussah. Aus ihrem Mundwinkel ragte der lange Stiel eines bunten Lutschers und sie lief mit ihrer genervten Mimik hastig über den Flur. Die Hände waren in den Taschen vergraben und ihr Schritt war gewöhnlich schnell und sehr bestimmt. Wäre ihr nun jemand entgegen gekommen, hätte sie denjenigen wahrscheinlich sogar absichtlich angerempelt oder sogar weg geschubst, wenn man mal davon absieht, dass das dieser zierlichen Person körperlich gar nicht möglich ist, wäre dies jedoch tatsächlich eine Alternative gewesen. Asuka wusste nicht wohin sie musste. Wann sie das erste Mal zum Unterricht musste, wusste sie auch nicht wirklich, doch dass sie pünktlich käme bezweifelte sie jetzt schon. Lust hatte sie momentan auch nicht wirklich, schließlich war sie ja vorhin erst angereist und hatte keine Ahnung wohin sie musste. Auch wo ihr Zimmer war hatte sie sich nach wie vor nicht informiert. Ihren einzigen Koffer mit den wenigen Sachen, welche sie besaß, stand irgendwo rum. Selbst wenn jemand da ran ging, gab es da nicht viel zu holen... Naja, Asuka machte sich für ihre Verhältnisse grad viele Gedanken und zwang sich innerlich dazu einfach weiter zu machen wie immer und alles auf sich zukommen zu lassen. Doch wohin nun? Asuka entschied sich irgendwo hinzugehen, wo hoffentlich niemand war und da bot sich die Terrasse am Ende des Gange an. Sofort ging sie strikt darauf zu und streckte die Arme aus um die Tür aufzustoßen, doch als diese aufschnellten und Asukas Haare im ihr entgegen wehendem Wind wehten, entdeckte das Mädchen erst, dass dort schon jemand war. Egal, Asuka wäre nicht Asuka wenn sie dies störte. Ohne sie weiter zu beachten, lief sie einfach an ihr vorbei, holte Anlauf und stürzte sich so auf das Geländer, dass man fast glauben könnte sie wolle springen. Doch stattdessen drückte sich das winzige Mädchen nur hoch, wobei ihre Füße schon in der Luft hangen. Von dort aus warf sie einen Blick über das Geländer und seufzte. Nebenbei rollten ihre Augen zur Seite und schauten das andere Mädchen an, welches scheinbar denselben Moment genoss wie sie... Sie war sich sicher, dass dieses Mädchen sie ansprechen würde, also legte sie sich schon einmal die Worte zurecht...
"I remember when we were gambling to win, everybody else said: better luck next time. I don't wanna bend like the bad girls bend, I just wanna be a friend but you're giving me a hard time. I remember when we were gambling to win, everybody else said: ah ah ah ah ah ah!", sang sie vor sich hin und wippte mit dem Kopf dabei hin und her. Sie liebte das Singen und die Musik. Den Rest der Melodie pfiff sie vor sich hin und schloss die Augen. Sie hatte leider nicht ihre Gitarre mitnehmen können, dafür hätte das Geld nicht gereicht, deswegen hatte sie diese dem kleinen Kind auf welches sie als Au Pair aufgepasst hatte geschenkt. Vielleicht gab es hier ja auch so etwas wie ein Musikraum mit Instrumenten oder so... Sie summte weiter als plötzlich ein junges Mädchen mit leuchtend rot-braunen Haaren auf die Terrasse lief. Sie wirkte irgendwie total angenervt, zumindest empfand Pino das so, und ihre Mimik übersetzte sie mit 'Red mich bloß nicht an!', ob das stimmte, wusste sie nicht. Trotzdem wirkte sie irgendwie niedlich mit dem Lolli in dem Mund und ihrer Art. Amüsiert überlegte sie, ob sie sie ansprechen sollte oder nicht. Es würde bestimmt ein Gespräch mit gewissen Reizen sein, zumal dieser Rotschopf unter anderem ziemlich keck auf sie wirkte. Andererseits dachte sie an den Red-mich-bloß-nicht-an-Gesichtsausdruck zurück, nerven wollte sie sie auch nicht. Aber vielleicht konnte sie ja auch ein Lächeln auf das Gesicht des Mädchens zaubern! Probieren kostet ja nichts, bekannter maßen. Sie sah wieder ihre rechte Hand an, ließ die Federn verschwinden und schloss sie zu einer Faust. Nach ein paar Sekunden öffnete sie sie wieder und fünf Monarchfalter - Penelopés Lieblingstiere - saßen auf der Handinnenfläche. Zufrieden mit sich selbst lächelte sie und sah die Falter begeistert an. Es war eine Art 'Fähigkeit' die sie sich selber ausgedacht, selber entwickelt und angeeignet hatte. Mit einer leichten Winkbewegung zu dem Mädchen hin schüttelte sie die Schmetterlinge ab sodass sie zu diesem hinflatterten. "Hehe", lach-kicherte sie kurz und sah das Mädchen erwartungsvoll an. Monarchfalter flogen nämlich nicht immer und überall. Sie hatte auch schon Leute angetroffen, die erschrocken aufkreischten und die armen Tiere wegschlugen. So zart wie sie waren überlebten sie das natürlich nicht. Sie spürte den Schmerz des Todes der zarten Falter in sich zucken da sie selber diese Tiere ja 'erschaffen' hatte.
Während Asuka sich fast über das Geländer der Terrasse stürzte, hörte sie das andere Mädchen summen. Etwas dass das Mädchen tatsächlich etwas von ihrem genervten Gesicht befreite. Die Fremde schien ein Händchen für schöne Melodien zu haben und das gefiel Asuka natürlich. Schließlich liebte das rothaarige Mädchen Musik über alles. Da Lächeln allerdings nicht so ihr Ding war, wich das genervte Gesicht vorerst einer absolut neutralen Mimik und sie schaute weiter heraus in den Horizont. Erst jetzt, bei einem kurzen Blick auf das Mädchen, fielen Asuka die Federn in ihrer Hand auf. Woher sie diese wohl hatte? Ob sie auch eine Art von magischen Kräften hatte, die Asuka nicht kannte? Plötzlich verschwanden die Federn und Asuka war so neugierig, dass sie nicht anders konnte als dahin zu starren. Als das Mädchen die Faust öffnete und daraus einige Schmetterlinge kamen, konnte selbst die sture Asuka einen Moment lang ihre Neugier nicht verbergen und schaute noch genauer hin. Ja, sie drehte sich sogar zu der Fremden hin und starrte eindeutig auf die Hand. Dann plötzlich kamen die Schmetterlinge auf Asuka zu und das Mädchen kicherte. In dem Moment wurde das Mädchen etwas panisch. Natürlich liebte sie Tiere, zwar nicht mehr als Musik, aber doch sehr doll, doch so kleine zierliche Tiere wie Schmetterlinge besorgten sie. Asuka hatte etwas Angst, dass wenn sie die Tiere berührte, sie diese verletzen könnte. Sie schaute die Schmetterlinge nur an, dabei leuchteten ihre Augen etwas. Natürlich würde sie nie zugeben, dass ihr das gefiel, doch komplett verbergen war auch nicht drin. Es schien als würde sie gar nicht auf die Tiere reagieren, stattdessen schaute sie diese nur an. Zwar wollte sie die Tiere schon gern mal auf ihre Hand lassen oder so, doch die Angst war zu groß... Asuka beschloss irgendwas zu tun um sich erkenntlich zu zeigen, schließlich hatte sie sich schon irgendwie darüber gefreut. Auch wenn Asukas Art Freude auszudrücken etwas anders war... Aus ihrer Tasche kramte sie eine Packung mit Schokosticks, öffnete diese und hielt sie dem Mädchen entgegen. "Asuka.", sagte sie trocken und schaute das Mädchen an. Sie war verlegen ... hoffentlich sah sie das nicht!
Sie war wirklich gespannt, wie das Mädchen reagieren würde. Würde sie desinteressiert weiter stur gerade ausschauen, oder aber würde ihr vor Staunen die Kinnlade herunterklappen? Pino hatte sich schon die ganze Weile wo sie die Federn noch auf ihrer Hand hatte ein ganz kleines bisschen beobachtet gefühlt, versuchte aber, ihr Unbehagen zu verbergen. Doch als sie die Schmetterlinge erscheinen ließ war sie sich ganz sicher, dass sie das Interesse oder zumindest die Aufmerksamkeit von dem Rotschopf bekommen hatte. Ein leichtes selbstzufriedenes Grinsen lief ihr kurz flüchtig über die Lippen, aber dann war es auch schon wieder verschwunden, arrogant oder selbstverliebt zu sein war so gar nicht ihre Art. Sie beobachtete, wie das Mädchen auf die schönen orangen Falter reagierte. Auf den ersten Blick war Pino ein wenig enttäuscht, denn ihr Gesicht wirkte vollkommen emotionslos. Doch irgendwo auf den zweiten oder dritten Blick, wenn man ganz genau hinsah, konnte man bei dem Mädchen mit den rötlichen Haaren... eine Art 'Leuchten' in ihren Augen sehen, und das deutete die Gestaltenwandlerin sofort als positive Reaktion. Auch wenn sie nur sehr gering war, vorhanden war sie. Und! Der mürrische Gesichtsausdruck war verschwunden. Vielleicht war eine neutrale Mimik schon ein Freudenausbruch bei der Rothaarigen, wer weiß wer weiß. Doch Penelopé sagte erst einmal nichts, schließlich konnte sie ja auch vollkommen falsch liegen. Doch da hielt ihr Gegenüber ihr auf einmal ein Paket mit Schokosticks entgegen und stellte sich mehr oder weniger mit 'Asuka' vor. "Pockys!", dachte sie erfreut. Pino liebte Süßigkeiten, und Pockys waren wirklich ganz oben auf ihrer Liste. "Pockys!", sagte sie strahlend und nahm einen Stick aus der Packung und steckte ihn sich in den Mund. Zufrieden mümmelte sie auf ihm herum. "Hallo Asuka! Ich bin Pino, freut mich!", antwortete sie lächelnd und winkte Asuka noch einmal freundlich als Begrüßungsgeste zu. Sie überlegte kurz und meinte dann: "Willst du sie mal anfassen...? Also die Falter?" Die meisten wollten das. Nicht, dass sie das junge Mädchen gegenüber von ihr jetzt mit allen möglichen Leuten unter eine Decke steckte, aber sie selber fand es ja immer toll, wenn die zarten Tierchen mit ihren zerbrechlichen Beinchen auf der Hand herumkrabbelten. Es kitzelte ein wenig und es war einfach etwas Besonderes, da Schmetterlinge normaler Weise nicht auf Menschen zugeflattert kamen oder zumindest Wegflogen, wenn man auf sie zukam. "Du brauchst keine Angst zu haben, ihnen weh zu tun, halt einfach deine Hand ganz still hin", meinte sie und lächelte. Es war ja nur ein Angebot, wenn Asuka nicht wollte, dann müsste sie ja nicht.
Noch immer schaute Asuka das Mädchen erwartungsvoll an. Was sie wohl zu den Süßigkeiten sagte? Eigentlich war Asuka nicht jemand der wenig sprach. Sie konnte viel zicken und meckern, aber viel Gutes reden oder gar Smalltalk war irgendwie nicht so ganz ihr Ding. Nicht dass sie es nicht wollte, es lag ihr einfach nicht und meistens vermasselte sie es dann, weswegen sie sich vornahm es nun doch lieber bei kurzen netten Gesten zu belassen. Etwas verlegen beobachtete Asuka wie das Mädchen fröhlich auf die Pockys reagierte. Die erste nette Geste war also geglückt. Sie selbst liebte Süßkram ja unglaublich doll, also ging sie meist auch davon aus, dass andere es mochten. Komischerweise kam dies bei Mädchen immer wesentlich besser an, als bei Jungen. Doch darauf kam es nicht an, denn das Mädchen hatte akzeptiert und Asuka hatte somit den ersten Punkt erzielt. Aber warum wollte sie das? Eigentlich war sie doch der Typ der eher Abstand hielt? Egal, es konnte ja nicht schaden, wenn man sich mit wenigstens einer Person unterhalten konnte. Dieses Mädchen schien so ganz anders zu sein als Asuka, doch irgendwie erschien sie auch nett auf irgendeine Art und Weise. Sie zeigte ihre Gefühle recht offen, schien auch so sehr freundlich und offen zu sein und sprach eine ganze Menge im Vergleich zu Asuka, welche ja bis jetzt erst ein Wort gesagt hatte. Doch wenn sie sich schon vorstellte, sollte sie vielleicht wenigstens ein bisschen reagieren. "Freut mich dich kennen zu lernen.", sagte sie recht ruhig. Fast schon etwas viele Worte für Asuka und auch noch so nett... Da lief ihr fast schon ein kalter Schauer über den Rücken. Als sie dann aber hörte, dass das Mädchen fragte, ob sie die Falter nicht mal anfassen wollte. Eigentlich war es nicht so ihr Fall genau das zu tun, was man von ihr wollte oder erwartete, doch Asuka besann sich wieder darauf, dass dies ihr erster Tag hier war und sie es sich vielleicht nicht mit allen verscherzen sollte. Sie nickte nur leicht und zuckte mit der Hand. Nur wie? Dann sprach das Mädchen von Angst. Und schon wollte Asuka zicken und schmollen... Stattdessen biss sie sich eine Sekunde lang auf die Lippe und nickte erneut. Dann streckte sie langsam und vorsichtig die Hand aus und wartete auf die Schmetterlinge. Was sollte sie nun sagen? Wie sollte sie reagieren? Sie hatte keine Ahnung... Asuka schaute immer wieder zu den Schmetterlingen und zu dem Mädchen. Und nun?
Sie wusste wirklich nicht, wie sie das Verhalten des Mädchens deuten sollte. Hatte sie ihr wirklich eine Freude mit den Schmetterlingen bereitet? Nur widerwillig hielt die Rothaarige ihre Hand hin, entweder aus Angst oder weil sie eigentlich gar keine Lust hatte. Pino zuckte kurz mit den Schultern, sie hatte sie ja nicht dazu gezwungen, also wusste Asuka schon was sie tat. Die Augen der Weißhaarigen fingen an zu glitzern, das taten sie immer, wenn sich jemand (scheinbar) für ihre Fähigkeiten interessierte. Das gab ihr das Gefühl, dass sie richtig waren und das Pino mit ihnen zufrieden sein konnte, was sie letztendlich auch war. So ballte sie die rechte Hand nocheinmal zu einer Faust zusammen. Diesmal musste sie sich ein bisschen mehr konzentrieren und brauchte auch länger Zeit, da sie für den Rotschopf einwenig mehr Falter hervorbringen wollte. Sie spürte, wie es sich anfühlte, als ob etwas aus ihrer Hand herausgezogen wurde, ein Faden oder ein dünner Schlauch. Und dann waren sie da, die Monarchfalter. Sie waren aber wegen der höheren Anzahl ein wenig kleiner geworden als die vorherigen. Dennoch, schön waren sie. Mit geschlossenen Augen stellte sie sich vor, wie sie gleich losfliegen würden und auf die Hand ihre Gegenübers zusteuern würden um dann sanft dort zu landen. Gedacht, getan! Ganz sanft und leicht hauchte Penelopé die Tierchen an, sodass sie losflatterten, schnurrstracks auf Asuka zu. "Ob sie die Hand doch noch in letzter Minuter wegziehen wird?", dachte sie sich gespannt und schaute zu dem Mädchen und den Faltern, währendessen knabberte sie weiter an dem Pocky herum. "Es könnte ein bissche kitzeln, ich hoffe, das erschrickt dich nicht! Deine Hand ist ganz schön klein und zierlich, ich frage mich, ob sieben Monarchfalter überhaupt auf sie drauf passen. Vielleicht setzten sie sich auch auf deinen Arm!" Kurz lachte sie, das erinnerte sie an einen Tag, wo sie unheimlich viel Langeweile gehabt hatte. Sie hatte so viele Monarchfalter erschaffen, dass sie ihren Körper komplett bedeckt hatten. Doch damit war die Langweile noch nicht getilgt gewesen. Zu erst hatte sie ihr ganzes Zimmer mit den zierlichen Geschöpfen geflutet, dann den Flur und schließlich das ganze Haus. Leider musste Pino sie alle wieder auflösen. Man konnte nicht mehr einen Schritt machen ohne auf sie drauf zu treten, außerdem hatte ihre 'Mutter' beinahe einen Schreikrampf bekommen, als sie den Flur betreten hatte und ein Schwarm von leuchtend orangenen Schmetterlinge auf sie zugeflogen war. Sie kicherte immer noch, die Gesichter von ihren Eltern waren einfach unbezahlbar gewesen.
Widerwillig war wohl das falsche Wort für Asukas Handeln. Zwar war ihr das alles noch nicht ganz geheuer und sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte, doch war es halb so schlimm. Immerhin liebte das Mädchen mit dem feuerrotem Haar doch Tiere so sehr. Auch wenn Insekten nicht unbedingt die schönsten Tiere waren, zählten Schmetterlinge immerhin zu denen unter diesen, welche nicht ganz so abstoßend hässlich waren, sondern sogar relativ hübsch aussahen. Ein Problem hatte Asuka aber immer noch, denn dieses kleinen fragilen Geschöpfe wirkten so zerbrechlich, aber sie musste es wohl probieren. Wenn sie kaputt gingen, konnte sie sich ja immer noch entschuldigen, oder? Entschuldigen gehörte zwar definitiv zu den Dingen die sie hasste, aber egal. Aber eines wunderte das Mädchen noch immer. Bis jetzt hatte Asuka noch keine andere Magie außer ihrer eigenen gesehen und umso erschreckender war es irgendwie, dass es noch so etwas ganz anderes gab. Mit Feuer kannte Asuka sich richtig gut aus, aber mit Tieren erschaffen, konnte sie nicht so viel anfangen. Zerstören wirkte so viel einfacher als etwas zu erschaffen. Doch daran musste sie sich hier wohl oder übel gewöhnen. Mit Sicherheit konnten die Leute hier die verschiedensten Sachen. Asuka hielt noch immer die Hand hin und wartete auf die Schmetterlinge, als das Mädchen ihre Hand wieder schloss und noch viel mehr viel kleinere Schmetterlinge machte. Gespannt beobachtete Asuka dies und dann kamen sie schon auf sie zu. Das Mädchen erklärte, dass sie sich nicht erschrecken sollte und dass sie schon irgendwie landen würden. Zierliche Hand... Schon wieder wollte Asuka schmollen, ließ sich aber nichts davon anmerken. Es dauerte nicht lang, da landeten die zierlichen Tierchen auf der Hand und dem Arm des Mädchens. Es kitzelte tatsächlich ziemlich, doch Asuka verzog weder das Gesicht, noch zuckte sie irgendwie. Sie starrte einfach total ruhig auf die Schmetterlinge, welche auf ihrem Arm mit den Flügeln wackelten. In dem Moment schmunzelte Asuka ganz kurz, doch so schnell wie es gekommen war, verschwand es auch schon wieder. Dann blickte Asuka hoch zu dem Mädchen. Sie bewegte den Arm dabei überhaupt nicht, damit die Tiere nicht erschraken oder flohen. "Wie machst du das?", fragte Asuka dann doch etwas neugierig und schaute immer wieder zwischen Pino und den Tieren hin und her. Es war faszinierend und sicher schwer, doch es interessierte das rothaarige Mädchen doch irgendwie.
Erfreut beobachtete sie wie die Schmetterlinge bei Asuka landeten und wie erwartet verteilten sie sich nicht nur auf der Hand sondern auch auf dem Arm. Als sie das zaghafte Schmunzeln des Mädchens sag war sie wirklich glücklich. Es bereitete ihr einfach eine große Freude andere Menschen zufrieden oder glücklich zu sehen. Ein Lächeln oder in dem Fall ein Schmunzeln war das größte Geschenk, was man Pino machen konnte. Es sagte ihrer Meinung nach viel mehr aus als ein 'Danke' oder 'Das ist aber nett von dir'. Das klang meistens so einfach daher gesagt, oft kam es reflexartig aus dem Mundgeschossen, dabei hatte man gar nicht wirklich darüber nachgedacht. Früher war das Wort 'Danke' noch ein schönes Wort gewesen, doch mit der Zeit hatte es an Bedeutung verloren, es wurde alltäglich und zu einer Gewohnheit, nichts Besonderes. Doch ein Lächeln (oder Schmunzeln), wirklich ein wahres, reines, ehrliches Lächeln (...oder Schmunzeln) war viel. Und gerade bei dem Mädchen mit den feuerroten Haaren bedeutete es der Gestaltenwandlerin so viel, weil der Rotschopf anscheinend generell nicht so viel Emotion zeigte, und wenn dann nur negative. Sie war auch nicht sonderlich gesprächig, doch das machte ihr nichts. Auch wenn sie so unterschiedlich waren, das Gefühl, dass sie sich noch gut verstehen würden, gab die Weißhaarige nicht auf. Gegensätze zogen sich ja bekanntlich an. Dann fragte sie der Rotschopf auf einmal, wie sie das gemacht hatte, das mit den Schmetterlingen. "Nun jaaa... das ist nicht so einfach zu erklären. Ich bin eine Gestaltenwandlerin musst du wissen. Dabei ist das hier was du gerade vor dir siehst meine wahre Gestalt, ein junges Menschenmädchen. Jedoch kann ich meine Gestalt in jedes beliebige Tier wandeln oder ändern. Zu Anfangs war das nicht ganz so einfach, aber mittlerweile kann ich es gut kontrollieren. So habe ich zu Tieren eine spezielle Bindung. Schmetterlinge mag ich besonders gerne, oder sagen wir, fliegende Tiere. Die Fähigkeit, Schmetterlinge aus meiner Hand zu 'zaubern' habe ich mir selber ausgedacht und beigebracht. Es steht nirgends geschrieben und es war auch nicht angeboren. Fast als wenn ein Magier oder Zauberer sich einen neuen Zauberspruch ausdenkt und sich dann beibringt. Ich schätze, dass ich das kann, weil ich zu diesen zierlichen Faltern eine besondere Bindung habe und selber auch irgendwo zum Teil ein Tier bin. Wie genau ich das mache kann ich dir nicht sagen, nur, dass wenn ich es mache, ich eben an Schmetterlinge denke, an Geburt und Wiedergeburt, an Fusion und Umwandlung, eben Dinge, die ich damit assoziiere und, ich verspüre eine innere Wärme und Glücklichkeit, als ob etwas in mir anfängt aufzuleuchten und zu glühen und ganz viele Funken von Glückseeligkeit versprüht", meinte sie, sofort hörte sie auf zu reden. Sie laberte und laberte und laberte die ganze Zeit wie ein Wasserfall. Nun ja, sie redete generell eher viel als wenig, manche fühlten sich davon überrumpelt. Gerade weil Asuka so ein stilles Wasser zu sein schien könnte es negativ auf sie wirken. "Ups... hoffentlich habe ich sie jetzt nicht über den Haufen geredet!", ging es ihr durch den Kopf. Sie grinste das Mädchen kurz schief an und seufzte dann. Doch dann fiel ihr ein, was sie vergessen hatte zu fragen! "Sag mal, was bist du eigentlich? Oder besser gesagt, bist du ein Mensch, eine Nixe, ein Vampir, oder oder oder...hm?" Neugierig schaute sie ihr Gegenüber an.
Noch immer kitzelte es auf Asukas Arm und sie bewegte diesen kein Stück. Hin und wieder warf sie einen Blick auf die Tiere und musterte dieses kurz, doch dann schaute sie wieder zu Pino, denn schließlich hatte sie ihr grade eine Frage gestellt, auf dessen Antwort sie recht gespannt war. Immerhin war sie die Magierin her, aber das war eine Art von Magie, von der Asuka rein gar nichts verstand und das obwohl es recht interessant aussah, was das Mädchen da machte. Die Erklärung, welche kurz darauf folgte, war lang und ausführlich und doch hörte Asuka aufmerksam und genau zu ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Ab und zu nickte sie um zu verdeutlichen, dass sie verstand, doch das reichte dann auch dazu. Ein Gestaltenwandler also... Ob das viele Menschen hier konnten? Asuka hatte das nie zuvor gesehen, naja sie hatte bis jetzt ja auch niemand anderen mit solchen Fähigkeiten getroffen, also was solls? Auf jeden Fall war es interessant was das Mädchen da von sich gab. Dies bedeutete nämlich, dass sie dies mit allen möglichen Tieren konnte, obwohl eines Asuka ein Rätsel war. Sie sagte, dass sie sich in jedes beliebige Tier wandeln konnte, aber bedeutete das nicht, dass sie dafür verschwinden musste? Denn momentan wirkte es viel mehr so, als würde sie diese herbeizaubern. Egal wie es funktionierte, es war interessant. Sie sprach recht viel, im Vergleich zu Asuka mehr als jeder Mensch wohl erwarten würde. Aber egal, es war nichts uninteressantes, deswegen hörte sie auch einfach weiter zu. Dass sie dabei zwischendurch kaum Luft holte, besorgte die junge Dame dann doch etwas. Nicht dass sie irgendwann umfiel, dann würden ja die Schmetterlinge verschwinden! Moment mal, eigentlich waren das ja keine Schmetterlinge, sondern das Mädchen selbst, oder nicht? Irgendwie ziemlich verwirrend das Ganze. Dann kam eine Frage gerichtet an Asuka, welche sie bisher nur selten gestellt bekam. Sie hatte noch niemandem so wirklich gezeigt was sie konnte, außer natürlich als sie sich bei dieser Schule gemeldet hatte. Man bezeichnete sie als Magierin, etwas dass sie aus Märchen kannte und dort schon gehört hatte. Eigentlich etwas, an das sie nicht glaubte. Doch Asuka kannte viele Märchen. Magierinnen waren die Guten und die Bösen nannten sich Hexen. Sie konnte mit Feuer gut umgehen und Dinge verbrennen und in lodernden Flammen aufgehen lassen. Zwar konnte sie die Elemente bändigen, doch konnte sie damit nichts positives anrichten, sondern im höchsten Maße Zerstörungen anrichten. Deswegen lag Asukas Antwort klar auf der Hand: "Ich bin eine Hexe.", sagte sie recht ruhig und ausdruckslos. "Aber hier nennt man das Magier." Asuka konnte eben keine süßen Tierchen herbeizaubern oder irgendwas anderes Putziges. Sie konnte nur verbrennen... Nach einem kurzen Moment der Stille hob Asuka den Arm, auf dem keine Schmetterlinge saßen und hielt ihn recht weit abseits von den Tieren. Dann öffnete sie die Handfläche und darin keimte eine kleine lodernde Flamme auf. Das was sie so lange als ihre eigene Fantasie abgetan hatte, lag nun in ihrer eigenen Hand. Etwas nachdenklich starrte sie darauf und beobachtete, wie die Spitze der kleinen Flamme immer mal höher ausschlug und sich dann wieder senkte. Sie wusste, dass sie nicht halluzinierte, denn es war warm in ihrer Hand und dennoch war dies immer noch ein sehr merkwürdiges Gefühl... "Stört dich Feuer? Fürchtest du dich davor? Sicher gefällt es den Tieren nicht, oder?", fragte sie zum Schluss noch etwas trocken und schloss die Hand wieder.
Innerlich hätte sich Pino am liebsten selbst gegen die Wand geklatscht. Sie redete dieses doch recht schweigsame Mädchen ihr gegenüber fast über den Haufen, nein nicht fast, sie tat es ganz sicherlich. Bestimmt würde sie jetzt schreiend das Weite suchen und sich so schnell wie möglich von dem Plappermaul entfernen. Tja, selbst dran Schuld, wenn sie so viel redete, ohne dabei auf ihre Umwelt zu achten war das auch ihre eigene Schuld. Aber aus irgendeinem Grund lief ihr Gegenüber nicht weg, nein, sie blieb standhaft an der Stelle stehen, wo sie gerade eben auch noch gestanden hatte. Ein wenig verwundert sah die Weißhaarige sie an, aber sie sollte es nicht stören, wenn der Rotschopf trotz ihres Geredes noch blieb war das durchaus ein positives Zeichen, durch welches sich die Gestaltendwandlerin um einiges ermutigt fühlte. Schließlich antwortete das Mädchen auf die rhetorische Rückfrage doch so eine Antwort hatte sie eigentlich eher weniger erwartet. "Eine... Hexe?", fragte sie verdutzt. Nicht, dass sie keine Hexen mochte, im Gegenteil, sie fand das ganze sogar recht interessant, nur noch war sie ein bisschen unglaubwürdig, sie hatte in ihrem Leben noch nie eine Hexe angetroffen und konnte ihr Glück einfach nicht fassen, dass gerade eine Waschechte vor ihr stand. Langsam weiteten sich die Augen Pinos und ihre vorher verwirrte Mimik wechselte zu einem Staunen um. "Ich glaub's nicht, ich rede hier gerade wirklich mit 'ner waschechten Hexe!", ging es ihr durch den Kopf und sie musterte die Rothaarige noch einmal ganz genau. Eigentlich hatte sie sich Hexen immer klassisch mit Besen und einem Kopftuch und zerschlissenen Klamotten vorgestellt, viel aufbrausender und lebendiger, aber Asuka war wohl so ziemlich das komplette Gegenteil von ihrer vorherigen Idee - ruhig, gefasst, ordentlich angezogen, kein Besen, nur die feuerroten Haare die leicht durcheinander und zottelig wirkten wiesen vielleicht auf ihr Wesen hin. "Magier? Sind Magier und Hexen nicht etwas... vollkommen unterschiedliches?", meinte sie und schaute die Hexe vor sich interessiert an, "kannst du auch so...so...so Blitze aus deinen Fingern schießen und so lange Zaubersprüche herunterrattern? Oder nein halt, das waren Zauberer, oder? Oder sind Zauberer auch so etwas ähnliches wie Magier...?" Jetzt war sie verwirrt. Die ganzen Büchern wo die bekannten Märchen und Geschichten drin standen die einem als kleines Kind oft vorgelesen wurden entpuppten sich ja somit als Lüge! Herr je, wenn man nicht wusste, worüber man ein Buch verfasste, sollte man es doch lieber gleich sein lassen, anstatt Gerüchte und fixe Ideen in die Welt zu setzten... Und da Leuchtete auf einmal eine warme gelb-orange-rötliche Flamme aus der Handfläche der Magierin, von dem Arm, wo die Falter nicht drauf saßen. Reflexartig wich Penelopé ein winziges stück zurück. Ein bisschen Angst vor Feuer hatte sie schon, aber so gleich rückte sie auf wieder näher an ihr Gegenüber heran und beobachtete fasziniert, wie das kleine Feuer aus ihrer Hand loderte. Das ihr dabei die Haut nicht verbrannte, das war mindesten genau so toll wie gestaltenwandeln, wenn nicht sogar noch viel besser. "Nein, im Grunde genommen stört es mich nicht, ich habe... sagen wir Respekt davor. Aber die Tiere mögen es ganz und gar nicht, aber ich kann die Schmetterlinge ja beeinflussen, und wie ich dir gesagt hatte sind sie irgendwo ein Teil von mir, weswegen sie nicht wegfliegen weil ich auch nicht weg gehe und keine Angst verspüre, normale Weise hätten sich die Falter wahrscheinlich schon längst aus dem Staub gemacht", flüsterte sie und starrte wie hypnotisiert in die kleine Flamme, "und sag mal... wie machst du das?" Sie deutete mit einem Nicken auf ihre Hand mit dem Feuer, ein wenig enttäuscht, als es wieder erlosch richtete sie sich auf und sah Asuka fragend an. Das musste ganz schön kompliziert sein, das Feuer zu beherrschen, sie könnte sich ja möglicher Weise auch selber damit verkohlen und wenn man es einmal nicht im Griff hatte oder nicht darauf achtete konnte es sich rasend schnell ausbreiten und großen Schaden anrichten.