Einer der wenigen Orte im Bereich des alten Waisenhauses, die man auch nach dem Werwolfsangriff noch betreten kann, ist jener Strand, den sich die Bewohner und Mitarbeiter des Waisenhauses einst hart erkämpfen mussten. In den letzten Jahren vor dem Angriff wurde der kleine Strandabschnitt im Norden der Insel exklusiv nur noch von Waisenhausbewohnern benutzt und war auch eigens für diese vorgesehen. Vom Beachvolleyballplatz oder gar von der einst legendären Toku-Ni-Bar unweit des Strandes ist heute jedoch kaum noch etwas übrig. Das Netz des Feldes befindet sich längst nicht mehr an Ort und Stelle und liegt achtlos und zerfetzt irgendwo im Sand. Das Gebäude, das einst die Bar darstellte gleicht einem Trümmerhaufen.
Es überraschte mich etwas das Eva sich sofort von meiner guten Laune anstecken lies aber es gefiel mir auf jeden Fall sehr gut! "Wieeee seit 20 Jahren nicht mehr?" Klar, ich hatte gesagt das ich ewig nicht mehr tanzen war aber nunja, ihr ewig war eindeutig länger her als meins. "Das müssen wir heute eindeutig ändern!" Ich grinste sie hoch motiviert an als sie mich dann plötzlich umarmte. Natürlich hatte ich nichts gegen körperlicher Nähe, solange es kein komischer Freak war aber sie war kein komischer Freak, soweit ich beurteilen konnte. Doch ehe ich diese Umarmung auch nur in irgendeiner Weise erwidern konnte, zog Eva sich auch schon zurück also lächelte ich sie einfach nur an, als Zeichen dass es okay war. Mein Lächeln verschwand dann aber auch gleich bei ihren nächsten Worten, sie kannte außer Zero und mir niemanden, was ziemlich traurig war aber okay. "Hmm..." Ich ging in meinem Kopf schnell meine "unzähligen" Kontakte hier auf der Insel durch aber so auf anhieb fiel mir keiner an, den ich nun fragen könnte also schienen es nur bei uns beiden zublieben. Etwas irritiert sah ich in die Richtung zu der Eva zeigte, als sie meinte wir könnten die Person mal fragen. Erst wollte ich nachfragen, wie sie ihn dort hinten erkennen konnte aber klar auch sie war ein Vampir. Warum ich ihn jedoch nicht gleich bemerkt hatte? Nunja, natürlich hatte ich dieses mit dem übernatürlichen hören, sehen und riechen auch drauf aber ich war schlecht darin mich auf mehrere Sachen gleichzeitig zu konzentrieren und konnte es wirklich nur gut, wenn ich mich von nichts ablenken lies. Ja, ich war kein guter Vampir. Noch ehe ich dazu kam etwas zu sagen, kam der Junge auch schon auf uns zu, anscheinend hatte er auch gute Sinne, wie sonst sollte er gehört haben das es um ihn ging. Erst als er direkt vor uns stand bemerkte ich seinen schwarzen Katzeschwanz, ein Halbwesen also. Mich jedoch schien er nicht unbedingt zu bemerken, da er gleich mit Eva sprach. Alles klar, ich habe verstanden...pff.. "Wir können doch keinen gut aussehenden Kerl mitnehmen, Eva." meinte ich dann an meine neue Freundin gewandt. "Sonst wird uns doch keiner mehr ansprechen." Ihn würdigte ich keines Blickes, tat es ihm also gleich und wollte ihn damit eigentlich ärgern, das dies jedoch wohl nicht so recht ankommen würde, da ich zuvor ein Kompliment ausgesprochen hatte, wurde mir erst relativ spät bewusst.
Sky war fast schon geschockt darüber wie lange ich schon nicht mehr tanzen war und war der festen Überzeugung das das geändert werden musste. Was das Thema weiterer Begleitung anging schien Sky auch nicht wirklich jemanden zu haben den man fragen konnte. Der Junge den ich enttarnt hatte und der nun auch zu uns kam war also die einzige Person die wir fragen konnten. Fast schon lobend merkte er an das ich ihn also doch bemerkt hatte. Hatte er etwa erwarten ich würde ihn nicht bemerken? Er hatte sich ja wahrscheinlich nicht mal wirklich Mühe gegeben unentdeckt zu bleiben. "Tja, Verstecken spielen mit einem viel älteren Vampir ist eben fast unmöglich." entgegnete ich ihm und streckte ihm dabei frech die Zunge raus. Nun meinte Sky das wir doch keinen gutaussehenden Kerl mitnehmen konnten. "Sonst wird uns doch keiner mehr ansprechen." begründete sie ihre Aussage. "Also ich finde das nicht schlimm." entgegnete ich ihr und schaute sie dabei lächelnd an. Anschließend trat ich näher an sie heran sodass uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. "Ich habe nämlich ein etwas anderes Beuteschema." Mit diesen Worten strich ich ihr mit der Hand sanft über die Wange und schaute sie an als würde ich sie jeden Moment küssen wollen. Ich sagte bewusst nicht das ich lesbisch bin, schließlich war ich wenn man es wirklich genau nimmt nicht so wirklich lesbisch. Ich hatte nichts dagegen auch mal mit Männern meinen Spaß zu haben, allerdings waren sie für mich wirklich nur Spielzeuge. Aber wenn ich mich mal richtig verliebte dann nur in Frauen. Und ich hatte auch lieber etwas mit Frauen als mit Männern. Aber egal, jetzt gab es wichtigeres, weshalb ich mich wieder an den Jungen wandte. "Hättest du Lust mit uns beiden Schönheiten feiern und tanzen zu gehen?" fragte ich ihn lächelnd. Es war zwar eigentlich nicht meine Art unbekannte zu fragen ob sie etwas mit mir unternehmen aber wahrscheinlich würde ich auf dumme Gedanken kommen wenn ich mit Sky allein feiern gehen würde. Zumal wir wahrscheinlich auch nicht ganz nüchtern bleiben würden. Jedenfalls hätte ich dann einen Anstandswauwau dabei. Beziehungsweise eher eine Anstandskatze. Da fiel mir ein, wer war der junge Mann überhaupt den ich da einlud. "Ich bin übrigens Evangeline." stellte ich zunächst mich selbst vor. "Und dieses hübsche Wesen hier ist meine Freundin Sky. Freut uns dich kennen zu lernen." Damit war es nun an ihm sich vorzustellen und meine Frage ob er mitkommt zu beantworten. Gespannt schaute ich ihn lächelnd an und hoffte er würde zusagen.
"Du hast recht, verstecken spielen mit Vampiren ist langweilig." entgegnete Kyo auf Eva's Aussage, dass man mit älteren Vampiren nicht verstecken spielen könne. Als sie ihn das erste Mal richtig ansah, und er diesen Blick neugierig erwiderte, war er einen Moment lang fasziniert von ihren Augen. Sie waren blau, aber von einer ganz anderen Natur als seine eigenen, ebenfalls blauen Augen. "Entschuldigt mich einen Moment" sagte er, mit den Gedanken schon wo anders. Er holte schnell seinen Block und den Bleistift raus und kritzelte schnell ein paar Worte drauf:
Blau und Blau, doch von so unterschiedlicher Natur. Ruhig wie ein vereisender See die einen, und wild, aufgebracht, wie ein Windstoß der übers Meer zieht, die anderen. Blau und Blau, aber doch wie Schwarz und Weiß.
Er hörte gerade noch, wie das andere Mädchen, dass ihm sogleich als Sky vorgestellt werden würde, ihn als gutaussehend bezeichnete, und als er seinen Block gerade wegpackte konnte er noch beobachten, wie Eva auf verführerische Weise bekannt gab, dass ihre Beute nicht unbedingt die Männer waren.Ich bin mir sicher, ihre Augen lügen nicht. dachte er sich. Laut sagte er: "Dann hätte deine" - er wandte sich an Sky - "Logik allerdings keinen Sinn mehr. Wenn du bei Eva bist wird kein Mädchen sie ansprechen, da bin ich mir sicher." Es sollte sich dabei um eine Art Entschuldigung an Sky handeln, dass er sie zunächst verurteilt und zu wenig beachtet hatte, und als Revange für das Kompliment. Die Wahrheit war es zudem auch. So konnte er Eva nur recht geben, als sie ihn fragte, ob er mit ihnen beiden Schönheiten was trinken gehen wolle. Im nächsten Moment Stelle sich das Mädchen, dass Kyo ja schon als Eva kannte, als Evangeline vor, und er erfuhr endlich den Namen des anderen Mädchens. Er ärgerte sich einen Moment lang, wo waren denn seine Manieren geblieben. Er gab zuerst Sky die Hand mit den Worten "Freut mich. Mein Name ist Kyo. Ich bin zwar gerade erst hier angekommen, aber gegen ein Bier hätte ich jetzt wirklich nichts." Er lächelte sie an und wandte sich dann an Eva. "Evangeline also." - er betonte ihren Namen ganz langsam als würde es ihm Freude bereiten diesen Namen auszusprechen. Er hielt auch ihr seine Hand hin und hielt ihrem wilden blauen Blick stand.
Ein leichtes Nicken, mehr bekam Leviathan nicht auf seine Frage. Zumindest im ersten Moment. „Ja, es ist alles in Ordnung.“, beendete sie die Tests an ihrer Prothese und ließ ihren Arm wieder sinken. Vivian sah keinen Grund darin jetzt ein riesengroßes Thema daraus zu machen. Weder wollte sie ihm nun ihren Arm zeigen, noch würde der Nephilim davon Ahnung haben. Auf der anderen Seite waren sie hier auch noch mit anderen Leuten, da war das sowieso schon einmal ein No-Go für die Engelin. Außerdem war ja – wie sie es schon gesagt hatte – nun wieder alles in Ordnung. Ob es bei der nächsten Übung wieder anfangen würde zu schmerzen, dass konnte die junge Frau wirklich nicht sagen. „Ich danke dennoch, für deine Fürsorge. Es beschämt mich, dass ich dich damit behelligt habe.“, folgte - wie meistens - auch eine sanft gesprochene Entschuldigung mit leichter Verbeugung von ihrer Seite aus. Damit, so schien es, war das Thema dann auch erledigt und die Truppe fand sich zu einer neuen Besprechung zusammen.
Allerdings schien Vivians Vorstoß selbst auf nicht gerade viel Zuspruch zu treffen. Sie sah es an den Gesichtern um sich herum, dass dort eher weniger Enthusiasmus vorherrschte. Hatte sie etwas falsches Vorgeschlagen? Eigentlich war ein Ausdauerlauf doch genau im Sinne einer Lauf-AG … oder doch nicht? Leicht verwirrt legte die Blondine ihren Kopf schief und ließ ihren Blick durch die kleine Gruppe wandern. Man machte sich nicht einmal die Mühe darauf einzugehen. Stattdessen schien der Strandvorschlag von Leviathan beinahe schon gewonnen zu haben, ehe er überhaupt richtig geäußert war. Vivians Zurückhaltung war zwar nichts Neues, spielte sie doch immer die sehr zurückhaltend und variabel Rolle. Letzten Endes - und das war wohl der Hauptgrund - hatte die Engelin aber auch keine andere Wahl. Nach einer kleinen Unterredung, die großteilig nur unter den Anderen stattfand, waren alle der Anwesenden aufbruchsbereit. Vivian hatte jedoch sehr wenig Lust darauf, sich jetzt am Abend noch einem ausgiebigen Bad auszusetzen. Sie spielte sogar mit dem Gedanken jetzt einfach direkt zum Wohnheim zurückzukehren. Wobei das beim zweiten darüber nachdenken schon gar nicht mehr in Frage kam; sie waren eine Gruppe. Oder besser gesagt: Eine AG. Was allerdings nicht um den Gedanken herumführte, was sie beim Schwimmen alles zeigen müsste. Sie hatte definitiv keine Lust ihre Arme einfach so jedem zu präsentieren. Aus Rücksicht auf die Anderen, um sie nicht zu verschrecken, sowie aus Selbstschutz. Vivian würde einfach am Strand selbst noch einmal entscheiden ob sie sich dann zurückzog, oder doch einfach bis zum Ende dort verblieb. Selbst, wenn sie an den Badeaktivitäten der anderen nicht teilnehmen würde. Als eine Art stiller Beobachter, wenn man so wollte. Aber wirklich Ideal hörte sich das selbst für ihre Wenigkeit nicht an.
Der Weg zu besagtem Wasserparadies wurde kurz danach auch schon klar festgelegt: Der Privatstrand des alten Waisenhauses. Kaum waren die Vorbereitungen abgeschlossen, die Rucksäcke aufgeladen und alle beisammen, ging es los. Über Stock und Stein, ein paar Trampelpfade entlang der Baumgrenzen bis hin zum Rauschen des Meeres, welches schon kurz vor Ziel klar und deutlich an die Ohren der jungen Erwachsenen herangetragen wurde. Das sie selbst noch ihren Rucksack auf dem Rücken hatte, während sie ihre Jogging-Tour vollzogen, störte Vivian dabei nicht wirklich. Sie war es gewöhnt, allein schon durch ihre eigenen Routinen. Da verwunderte es wohl kaum, wenn sie nicht die Schnellste im Rudel war, aber dafür kaum eine beschleunigte Atmung aufwies, als man endlich die Grenze zum Sandstrand erreichte. Statt einer nostalgischen Atmosphäre allerdings glich dieser Ort einem wahren Erinnerungskonzert für die Engelin. Dunkelheit, Feuer, Kampf. Als wäre der Lärm an Ort und Stelle verblieben und hätte nur darauf gewartet, bis sie wieder hierhin zurückkehrte, um ihr Echo in sich aufzunehmen. Mit geschärften Blicken betrachtete sie den Trümmerhaufen der ehemaligen Bar und das zerfetzte Volleyballnetz. Zusätzlich spielten sich die Szenen des letzten März in ihrem Kopf ab. ohne das sie da wirklich Einfluss drauf hatte. Ihre Hand griff instinktiv neben ihren Rucksack. Doch sie hatte ihr Gewehr gar nicht dabei. Warum auch? Sie war nicht deswegen hierhergekommen … Vivian schaute zurück zu ihrer Gruppe. Still ruhten ihre türkis-blauen Augen auf ihnen. Dieses Mal nicht neutral oder leicht freundlich. Von ihrer Position aus wirkte es eher wie ein stilles Urteil von oben herab, eine leise Wut, ein generelles Unverständnis. Es gab vieles, was der Engelin gerade durch den Kopf ging, aber sie sagte es nicht. Sie sollten ruhig schwimmen gehen. Ihre Wenigkeit würde hier sitzen und Wache halten, das wäre wohl das Beste.
cf:Am Sportplatz “Du hast mich noch nie mit irgendetwas behelligt, Vivian.“, hatte der Schwarzhaarige seiner Artgenossin noch geantwortet und es vermieden, mit den Augen entnervt zu rollen. Die beiden kannten sich schon so lange und immer noch behandelte sie den Nakamura wie … keine Ahnung. Wie einen Geschäftspartner, den man ordentlich in den Arsch kriechen musste, um zu bekommen, was man wollte? Ja, am ehesten. Bis auf Caiwen, die im Gegenzug zum Rest der Truppe Hummeln im Arsch hatte und sogar Satoru versuchte irgendwie zu motivieren, konnte jeder seine Freude über den Vorschlag einer anstehenden Joggingtour zum Strand ziemlich gut verbergen, obwohl dem Engel einvernehmlich zugestimmt wurde. Wow, was für eine Power-AG. Etwas teilnahmslos war Leviathan herumgestanden, als sich die anderen mit ihren Taschen und sonstigem Kram, der ihnen während einer sportlichen Aktivität vielleicht von Nutzen sein könnte, ausrüsteten. Er wünschte sich immer noch sehnlichst einen Schluck Flüssigkeit herbei, aber im Moment überwog die Freude darüber, bei ihrem Jogging-Trip zum Strand abgesehen von der Pizza, die ihm noch schwer im Magen lag, keinen Ballast mit sich tragen zu müssen. Der anschließende Ausdauerlauf gen Norden entpuppte sich jedoch als wesentlich entspannter als der gestörte Sprint von vorhin, sodass man sich währenddessen sogar einigermaßen vernünftig unterhalten konnte. Während der gesamten Strecke hatte sich der Engel an Caiwens Rockzipfel gehängt, lief ergo neben ihr her und quatschte sie mit belanglosem Zeug und dem neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Wohnheim voll, wofür er von Satoru hin und wieder nicht ganz so begeisterte Blicke erntete. „Was is‘? Stell dich nicht so an“, raunzte der Nakamura lediglich und quasselte weiter. Seine Stimme unterbrach jedoch abrupt, als er das Ziel, den Strand des alten Waisenhauses und die Trümmer der einstigen Toku-Ni Bar aus der Ferne erkennen konnte. Auch sein Schritt wurde allmählich langsamer, bis er gänzlich zu joggen aufhörte und die letzten Meter zum Strand nur noch mit normalem Tempo ging. Er wusste zwar, dass sein Zuhause in Schutt und Asche lag und war nach den Angriffen auch einige Male an den Ort des Geschehens zurückgekehrt, nicht direkt aber zum Privatstrand. Was hatte er erwartet? Das blühende Leben inmitten von längst getrockneten Blutflecken an den Wänden? Warum waren sie hierhergekommen? „Scheiße, mann.“, fluchte der Engel vor sich hin und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Wasser sammelte sich zwar in seinen Augen, aber noch fand keine Träne den Weg über seine Wangen. Leviathan schluckte, ehe er der Gruppe den Rücken zuwandte und zum Beachvolleyballfeld schritt, wo er begann, die einzelnen Teile des Netzes zusammen zu sammeln. Als könnte ein wiederhergestellter Volleyballplatz als das Leid und Übel wieder wett machen, versuchte er krampfhaft zu improvisieren, als er das Netz, oder das, was davon übrig blieb, schildbürgerhaft um den Pfahl band. Dass es einfach nicht halten wollte (wie auch?) machte den Engel immer wütender, seine Handgriffe wurden grober und schlampiger, bis er das Netz anschließend fluchend auf den Boden warf und letztlich achtlos drauf trampelte. „War eine scheiß Idee hierher zu kommen! Sorry!", rief er so laut, dass es die anderen hören könnten, drehte sich aber nach wie vor nicht zu ihnen um. Warum waren sie nicht einfach dort geblieben?
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Zwar war mir nicht entgangen, wie die Zeiten der Anderen waren, dennoch fragte ich nicht groß nach, da wir alle doch recht gut gelaufen sind. Das hatte Miyako ja auch bestätigt. Auf Leviathan’s Vorschlag waren nur Miyako und ich höchst motiviert darauf eingegangen. Die anderen Beiden schienen nicht so begeistert zu sein, jedoch stimmte Ivy wenigstens mit ein mitzukommen. Während Vivian hingegen es nicht in Ordnung fand. Etwas besorgt musterte ich sie kurz. Ob etwas nicht stimmte? Hatte sie Schmerzen? War sie deshalb nicht so gut beim Laufen gewesen? Satoru konnte überraschenderweise das Klemmbrett auffangen und war sogar motiviert mitzukommen. So wollte ich auch mein Gepäck holen und schulterte die zum Glück nicht so schwere Tasche. Vivian hingegen hatte etwas mehr zu tragen, da sie doch viel Wasser für alle mitgenommen hatte. Als alle bereit waren, starteten wir also und liefen in einer Gruppe den Weg zum Strand ab. Es gab einige, die etwas weiter vorne liefen, es gab ein paar, die weiter hinten liefen. Und da waren auch noch Leviathan und ich, die den Windschatten hinter Satoru nutzten. Es war eine sehr gemütliche Joggingtour, besonders als man in einen gewissen Gleichschritt hinein kam und man wie von alleine lief. Dass der Engel die Zeit nutzte um über Klatsch und Tratsch zu quatschen, zeigte mir, dass er ordentliche Ausdauer hatte. Wer laufen und reden gleichzeitig konnte, der hatte wohl das richtige Tempo. Ich tat mir zu Beginn etwas schwerer, doch musste ich des Öfteren lachen und konnte ihn nicht weiter ignorieren. Daraufhin bekamen wir unbeliebte Blicke von Satoru, die ich persönlich gut übergehen konnte, der Schwarzhaarige jedoch nicht. Während dem Laufen boxte ich ihm in die Schulter. “Lass das.“, meinte ich des guten Willen wegen. Schon von Weitem nahm ich den bekannten Geruch war, sodass mir etwas mulmig wurde und meine Schritte sich minimal verlangsamten. Besonders als der Junge aufhörte zu reden, beobachtete ich ihn genau. “Ohje.“ Etwas stimmte nicht. Ich war überwältigt von dieser unausgesprochenen Gefühlswelle, die mich überkam. Beim Strand angekommen, blieb ich abrupt stehen. Normalerweise würde ich im langsamen Schritt noch etwas weiter laufen um ein Cooldown zu machen, jedoch war dies hier nicht notwendig. Ich atmete dadurch schwerer, als während dem Lauf und merkte, wie hinter mir auch Vivian stehen blieb und sich die Situation anschaute. Mein Blick fiel erneut besorgt zu Leviathan, welcher mich traurig stimmte, als er mit seiner innerlichen Wut kämpfte. Ich bewegte mich einen Schritt auf ihn zu, jedoch entfernte er sich abrupt von der Gruppe und lief den Strand entlang. Kurz schaute ich zu Ivy um mich zu versichern, ob es ihr gut ging. Dann zu Vivian, wessen Emotionen ich nicht deuten konnte. Verwirrt blickte ich den Weg weiter und tat meine Verunsicherung kund: “Wo ist Miyako?“ Ich zuckte zusammen, als ich wieder in Richtung des Engels sah und erkannte, wie er verzweifelt versuchte das Netz des Volleyballfeldes wieder aufzustellen. “Entschuldige.“, sprach ich der AG Gruppe zugewandt und lief dann zügig zu Leviathan rüber. Ich verstand seine Wut, seinen Ärger und seinen Kummer. So blieb ich direkt bei ihm stehen und griff nach seiner linken Hand. “Tut mir leid.“, entschuldigte ich mich. Es war seine eigene Idee gewesen, scheinbar nicht gerade die Tollste. Eigentlich wollten wir hier etwas mehr Spaß haben als beim Sportplatz. Ich atmete immer noch schwer und tief durch und bemerkte, wie schwindelig mir plötzlich wurde. So drückte ich die Hand etwas fester und schloss meine Augen. “Das ist zu viel für mich.“ Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mit diesen gemischten Gefühlen klar kommen würde. Leicht schwankend ließ ich mich zurück fallen und plumpste unelegant auf mein Gesäß. Da ich gerade nur schwarz erkennen konnte, legte ich mich rücklings zurück in den Sand. Mein Herz raste, meine Atmung war zu schnell. Ich versuchte mich zu konzentrieren, einen ruhigeren Ablauf herzustellen und brauchte einfach einen Moment im Liegen. "Alles gut.", flüsterte ich mir selber zu um mich zu beruhigen. "Alles gut."
Sie war still gewesen und hatte nichts mehr dazu gesagt, lediglich nahm sie ihre Wasserflasche und folgte den anderen im leichten Tempo. Levi hatte sogar so viel Ausdauer, dass er während des Weges noch Caiwen zuquatschte. Irgendwie musste Ivy deshalb schmunzeln. Er war einfach ein lustiger Idiot gewesen. Sie selbst allerdings hatte nicht genug Ausdauer für so etwas, also lief sie etwas konzentrierter neben Vivian her, die anscheinend nicht so begeistert von der Idee mit dem Strand gewesen war. Sie hatte Levi bereits versichert, dass es ihr gut ginge, deswegen wollte sie Vivian nicht deshalb noch weiter nerven, allerdings machte sie sich dennoch irgendwie Sorgen um sie. Irgendetwas schien sie doch zu beschäftigen oder nicht?
Die Stimmung kippte schnell, als sie am Strand angekommen waren und erkannten, was aus ihm geworden war. Die Bar war ein Trümmerhaufen und das Volleyballnetz lag zerfetzt irgendwo im Sand herum. Ivy schluckte und sie musste direkt an Jaden denken. Er war bei diesem Kampf ums Leben gekommen und das hatte sie immer noch nicht verdaut. Schnell versuchte sie krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken und schaffte es auch, als sie sah, wie sehr es Levi mitgenommen hatte. Er tat ihr Leid und am liebsten wollte sie ihn umarmen. Sie konnte ganz genau verstehen, wie er sich fühlte und obwohl sie gerade vielleicht ein wenig Knatsch hatten, waren sie ja immer noch Freunde. Bevor sie allerdings wagte einen Schritt auf Levi zuzugehen, hatte Caiwen sich bereits in Bewegung gesetzt. Leise seufzte sie, aber es war wohl besser, wenn sie erst einmal alleine sein würden. Sie drehte sich zu Vivian um und versuchte ein lockeres Lächeln herauszubringen. Zwar hatte sie die Tränen unterdrückt, doch ihre Augen waren immer noch ein wenig glasig. Hast du Miyako gesehen? Ist sie überhaupt mit losge.... wollte sie eine Frage an Vivian stellen, da bemerkte sie, dass Caiwen einfach umgekippt war. Ohje! Rief sie besorgt und lief sofort zu Caiwen und Levi. Caiwen trink einen Schluck! Sofort holte sie ihre Trinkflasche heraus und stellte sie neben Caiwen in den Sand. Levi, heb mal ihre Beine hoch, damit das Blut besser ins Gehirn fließen kann. Sie hatte diesen Trick irgendwann einmal mitbekommen, ob er nun wirklich half wusste sie selber nicht. Sie war ja keine Ärztin oder sowas, aber ein Versuch war es doch wert. Sie versuchte sich zu beruhigen und atmete ein paar Mal langsam ein und aus. Hoffentlich ging es Caiwen bald besser!
Immer noch auf die Baumreihen fixiert, wanderten ihre vermehrt türkis erscheinenden Augen die Strandgrenze auf und ab. Nur, um ein weiteres mal Ergebnislos abzuziehen. Da war niemand, nicht eine einzige Menschenseele und – was sie am Meisten in dem Moment störte – nicht ein einziger Werwolf. Es erschien trügerisch und dennoch … die Umgebung schien tatsächlich sicher zu sein. Mit einem leichten - kaum hörbaren - Schnauben, prustete Vivian ihre gesammelte Anspannung heraus, während die Hälfte ihrer AG schon weiter auf den Strand gewandelt war.
Mit einem argwöhnischen Blick verfolgte sie den Nephilim dabei, wie er immer und immer wieder versuchte das Netz um den noch verbleibenden Pfosten zu binden. Allerdings konnte sie schon von hier hinten erkennen, dass seine Bemühungen niemals wirklich Früchte tragen würden. Seine Wut, die sich in teils aggressivem Verhalten äußerte, würde es nicht besser machen. Allein seine viel zu koordinationslosen Bewegungen sollten ihm das eigentlich beweisen, doch er machte einfach weiter. Vielleicht würde Caiwen ihn ja zur Vernunft bringen? Das ganze Szenario bis zum Ende mitverfolgen, war ihr jedoch nicht vergönnt. Sie hörte zwar noch Leviathan deutlich laut brüllen, aber mehr auch nicht. Ihre Aufmerksamkeit wurde von Ivy in Anspruch genommen. Sofort wandte sich Vivian zur Weißhaarigen herum, dessen Worte immer noch wie am Sportplatz wenig motiviert wirkten. Zumindest lächelte sie nun, was im Gegensatz zu vorher wohl eine Steigerung darstellte. Lächelnde Menschen waren glücklich, oder zumindest leicht erheitert? So richtig hatte die Engelin das immer noch nicht raus. Eine Antwort auf ihre – nicht einmal fertig gesprochene – Frage konnte ihr die Blondine auf jeden Fall nicht geben. Mit einem schrägen Blick folgte sie ihrer Mitschülerin zum Strand, wo sich Caiwen nun waagrecht statt senkrecht auf dem Boden befand. Sichtliche Anzeichen von Erschöpfung an den Tag legend. So wichtig schien es wohl nicht zu sein, ihre AG-Leitung zu suchen. Einen Moment lang folgten ihre türkis-blauen Seelenspiegel der Weißhaarigen, dann begann die Engelin ihr Telefon aus der Tasche zu ziehen. Langsam tippte sie eine Nachricht in die Gruppe der Lauf-AG. Immerhin war es der schnellste – und wohl beste – Weg einen Kontakt aufzubauen. Den ganzen Wald oder den Weg abzusuchen, erschien ihr im Anbetracht der momentanen Situation als wenig Zielführend. Ein prüfender Blick wanderte noch einmal über die Nachricht auf dem Display, dann machte auch sie sich auf den Weg zu ihrer noch präsenten Gruppe. Was vielleicht etwas teilnahmslos wirkte; wenn man betrachtete das dort gerade jemand zusammengebrochen war.
Wortlos trat sie an die bereits versammelten heran. Ihr Rucksack landete neben Caiwen im Sand, während sie sich seitlich auf Höhe des Kopfes positionierte und dort in die Knie ging. Mit einem kurzen Test berührte sie die Stirn der Dunkelhaarigen mit der ihren, um die Temperatur einzuschätzen. Ihre Arme waren dafür immerhin sichtlich ungeeignet. Danach wanderte ihr Blick weiter runter, um eventuell andere Sachen aufzudecken, die sich bislang vor den Augen der anderen verborgen hatten. „Erhöhte Temperatur.“, war ihre sanft klingende Prognose. Den Rest hatte Ivy bereits gut übernommen. Auch, wenn das auf Dauer nicht viel bringen würde. Wenn sie nur wenigstens ihren Sonnenschirm dabeigehabt hätte. So wäre nun die Sonne ein eher geringes Problem gewesen. Alles, was ihr in diesem Fall übrigblieb, war sich selbst so auszurichten, dass ihr die Sonne nicht direkt ins Gesicht schien. So war zumindest ein Teil von Caiwens Körper vor den erbarmungslosen Wärmestrahlungen abgeschirmt. „Es wäre zu empfehlen Caiwen in den Schatten zu bewegen.“, äußerte sie ihren Vorschlag und schaute dabei Leviathan und Ivy an, als ob sie bereits das außerwählte Personal für diese Aufgabe wären. Ungeachtet von deren eigenen emotionalen Lage, für die sie sowieso sehr wenig Empathie aufbringen konnte. Verstehen, ja. Mitfühlen, nein. Was mehr an ihrer eigenen Unfähigkeit lag, als an aktiv bösen Absichten. In diesem Moment gab es aber auch einfach wichtigeres, um das man sich kümmern sollte.
24. Juni 2015, später Nachmittag/Abend mit Caiwen, Ivy, Vivian
Es war offensichtlich, dass der traurige Anblick des alten Waisenhaus-Strandes an keinem der AG-Teilnehmer spurlos vorüber ging. Was angesichts der Tatsache, dass alle vier (wo war Miyako abgeblieben?) vor einigen Monaten, direkt mit der Situation, die dieses Übel hervorgerufen hatte, konfrontiert waren, wenig überraschend war. Jeder musste schwere Verluste hinnehmen, doch Ivys und Vivians waren weitaus am schlimmsten. Dennoch wirkten sie nach außen hin recht kontrolliert, ganz im Gegensatz zu den beiden Dramaqueens beim ehemaligen Beachvolleyballplatz. Der Körper des Engels zuckte vor Wut und Verzweiflung, seine Unterlippe bebte regelrecht und als Caiwen zu ihm gestoßen war und behutsam ihre Hand auf seine legte, wischte er sich mit der Handfläche der freien über die Augen, um ein Herausquellen der Tränen zu verhindern. Ohne ein Wort herauszubringen schniefte er und fixierte seinen leeren Blick auf das hoffnungslose Netz vor ihm, doch als er spürte, wie Caiwens Handgriff immer kräftiger wurde, wandte er seinen Blick doch ab. „Caiwen?“, fragte Levi vorsichtig als er sah, dass sie ihre Augen geschlossen hatte und schaffte es anschließend nicht mehr, den Aufprall ihres Gesäßes am Sandboden zu verhindern. „Hey, hallo? Siehst du mich?“, schoss er noch nach, doch als so schnell keine Reaktion kam und sie stattdessen rücklings in den Sand fiel konnte der überforderte Nakamura direkt spüren, wie ihm die Hitze hochkroch und sein Herz schneller schlug. Und noch nie war er so froh über Ivys Erscheinen gewesen, wie in diesem Augenblick. Einmal mehr bewies sie in einer außerordentlichen Situation die Fassung zu bewahren und stellte Caiwen ihre Wasserflasche in den Sand, während sie dem Engel eine Anweisung gab, die ihn im ersten Moment etwas überforderte. „J-ja, klar.“ Er nickte zwar bestätigend, doch wusste im ersten Moment nicht so richtig, wohin mit Caiwens Beinen, die er aufgeregt einfach in die Höhe hielt. Zu seinem Glück fiel der Groschen aber noch, bevor Vivian zur Gruppe stieß; so setzte er sich kurz vorher kniend in den Sand, um mit seinen Oberschenkeln eine erhöhte Ablage für die Waden des Mädchens zu dienen. Die passenden Worte an Ivy brachte er im Moment nicht über die Lippen, weshalb er mit zusammengezogenen Brauen den direkten Blickkontakt zu ihr nach oben suchte und sie einerseits entschuldigend, anderseits dankend ansah und dabei kurz nickte, während Vivian mit ihrer Stirn die Temperatur an Caiwens Stirn fühlte. Erst, als sie verkündete, dass das Mädchen wohl eine erhöhte Temperatur aufwies, wandte der Engel seinen Blick ab und sah zu Vivian. „Ja, erstmal in den Schatten mit ihr.“ Leviathan nickte bestätigend – meine Fresse, was hätte er in seinem Gemütszustand jetzt bitte ohne Ivy und Vivian gemacht? Man mag es sich besser nicht ausmalen – ,ehe er Caiwens Beine vorsichtig wieder ablegte und sich stattdessen so positionierte, dass er seine Hände im Bereich ihrer Kniekehle und ihrem Rücken schieben konnte, um sich im nächsten Moment mit ihr auf seinen Armen zu erheben. Besorgniserregend ließ er von ihrem Gesicht nicht ab, während er zu den Resten der Toku-Ni-Bar schritt. Zwar war sie übel zugerichtet, doch die Mauern standen zumindest noch so hoch, dass sie vor allem bei der jetzigen tiefstehenden Sonne einen großzügigen Schatten warfen, sodass auch alle vier genug Platz hatten. Vorsichtig legte der Schwarzhaarige sie wieder in den Sand, ehe er sich auch hinsetzte, mit dem Rücken an die Wand lehnte und Caiwens Beine wieder auf seine Oberschenkel legte. „Das nächste Mal trainieren wir besser, wenn die Sonne untergegangen ist und lassen uns bitte nicht auf meine blöden Ideen ein.“, meinte er mit ruhiger Stimme mehr zu Vivian und Ivy, als zu Caiwen, die er jetzt echt nicht zuquatschen wollte. Stattdessen streckte er seinen Oberkörper etwas, um zu ihrem Gesicht zu gelangen, wo er ihr einzelne, verklebte Haarsträhnen aus der Stirn strich. „Habt ihr vielleicht ein Handtuch oder so etwas, das ihr feucht machen könnt? Ich hab‘ leider … gar nichts mit.“
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Wie Miyako die Situation wohl eingeschätzt hätte, wäre sie nun auch hier? Wusste sie wohl Bescheid über den Vorfall, was hier alles auf Isola passiert war die letzten Monate? Vielleicht war es auch besser, dass sie das nicht mit ansehen musste, wie ihre AG trauerte und es nun plötzlich nicht mehr um Sport oder Spaß handelte. So könnten wir beim nächsten Treffen wieder unvoreingenommen und motiviert durchstarten. Für mich hingegen war dies der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich bekam Angst, als ich spürte, wie meine Zähne spitziger wurden. Plötzlich überrumpelte mich ein Gefühl des Verlustes meines Körpers, sodass ich mich nicht mehr halten konnte. Ich spürte noch, wie ich auf den Boden plumpste. "Alles gut.", wiederholte ich erneut, als ich Leviathan’s Stimme hörte, doch ich brachte nichts heraus. Es wurde dunkel um mich herum. Kurz konnte ich noch Ivy’s besorgte Stimme vernehmen. Als ich die Augen öffnete, erkannte ich einen leeren Raum. Es gab keine Wände oder eine Decke. Ich schaute mich um und schauderte, da mir kalt wurde. Ein Knurren hinter meinem Rücken ließ mich zusammenzucken. Unsicher drehte ich mich langsam um, obwohl ich schon wusste, was mich erwartete. Meine Atmung wurde schneller, als ich den großen, weißen Wolf vor mir hatte. Zähne fletschend kam er Schritt für Schritt näher. Normalerweise machte ich einen Schritt zurück und versuchte vor ihm wegzurennen. Ich wusste jedoch, was dann passieren würde. Doch ich wollte es nicht zulassen. Nicht jetzt. „NEIN!“, befahl ich ihm, doch er kam weiter auf mich zu, sodass ich kurz inne hielt. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, sodass sie ruhiger wurde und blickte dem Wolf ernst in die Augen. Meine Hände ballte ich zu Fäusten. Ich lief zügig auf ihn zu, sodass auch der Wolf schneller wurde. Kurz bevor wir aufeinander trafen, blieb der Wolf stehen, damit ich bestimmt auf ihn zulaufen konnte und nur knapp vor ihm stand. „Nein!“, befahl ich erneut und schlug mit meiner Faust auf ihn zu. Rauchschwaden zogen durch die Luft.
Ich schnappte nach Luft, als ich zu mir kam. Es hatte sich ewig angefühlt, schlussendlich war ich nur wenige Sekunden weggewesen. Als ich die gelben Augen blinzelnd öffnete, hatte ich direkt helle Haare vor meinem Gesicht hängen. So schloss ich die Lider wieder, ohne genau erkannt zu haben, was da vor sich ging. Ich ballte meine Hände zu Fäusten um gegen eine Verwandlung anzukämpfen. Erst als ich spürte, wie meine Zähne sich wieder normalisierten, hätte ich mich getraut, meine Augen wieder zu öffnen. Plötzlich spürte ich etwas an meinem Rücken und an den Beinen. Ich roch einen mir vertrauten Geruch und drückte mich an den warmen Körper. “Levi?“ Mit blauen Augen blinzelte ich in sein Gesicht, ohne ganz zu verstehen, was gerade vor sich ging. Im nächsten Moment schon legte er mich wieder hin und hob meine Beine in die Höhe. Ich traute mich gar nichts zu sagen, an den Gesichtern der anderen erkannte ich, wie unangenehm die ganze Situation war. Dennoch erhob ich mich etwas und stützte mich auf meinen Ellbogen ab. Mein Blick fiel zu Ivy, welche mir die Wasserflasche reichte. Ich nahm sie dankend an und trank die halbe Flasche leer. "Tut mir leid.", meinte ich etwas leise und legte mich anschließend wieder etwas hin, um mich noch etwas auszuruhen. War das gerade wirklich passiert? Ich schloss erneut meine wässrigen Augen, da ich erst zu realisieren brauchte, dass ich es geschafft hatte, meinen Werwolf zu bändigen. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ich legte meinen rechten Oberarm über meine Stirn und grinste. Tatsächlich, ich hatte es geschafft. Plötzlich entkam mir ein Lachen. Es muss verrückt klingen in dieser Situation, doch ich konnte es nicht zurückhalten. Mein Körper zuckte, als ich weiterhin lachen musste. Doch es dauerte nicht lange, da kriegte ich mich wieder ein und ich schaute zu den anderen. "Danke für eure Hilfe.", bedankte ich mich, nachdem ich den Arm wieder abgelegt hatte. Ich zog meine Füße wieder zurück und schaute Leviathan zufrieden an. Langsam setzte ich mich auf und lehnte mich neben ihm gegen die Wand. "Hallelujah. Bei diesem Wetter mach ich nicht mehr mit.", erklärte ich nur. Ich war zwar stolz darauf, was gerade passiert war, jedoch erhoffte ich mir, dass außer mir wohl niemand Wind davon bekommen hat. "Die Pommes im Aquapark waren wohl nicht nahrhaft genug. " Es gab einige Faktoren, die hierzu geführt hatten. Hitze, Anstrengung, mangelnde Energie und dann noch die Gefühlsexplosion hier am Strand. Ich saß immer noch recht ruhig an der kühlen Mauer und merkte, wie mein Körper sich sehr langsam wieder erholte. Erneut griff ich nach dem Wasser um mir den Rest der Flasche zu gönnen. "Wie Assi von mir.", dachte ich, nachdem die Flasche leer war. Upsi.