Das Schwimmbecken der Schule wird nicht sonderlich oft benützt, da die meisten es einfach bevorzugen ins Meer schwimmen zu gehen. Der Schwimmverein jedoch trifft sich desöfteren hier um gemeinsam zu trainieren. Für Wasserballspiele oder ähnliches ist das Becken jedoch nicht wirklich geeignet.
Takumi wurde es allmählig langweilig. Für ihn ist es einfach nicht dasselbe, wenn man nur in diesem rechteckigen Kasten voller giftigem Chlor schwimmt, verglichen mit dem Meer, das jedes Mal nur darauf wartet, dass man weiter hineintaucht und es mit seinen vielfältigen Arten erkundet, dabei immer auf ein Abenteuer aus ist. Bei solchen Gedanken, flog er förmlich grinsend durchs Wasser und kam schließlich mitten auf der Bahn zum Stillstand. Der Blauhaarige machte einige Wassersaltos, bevor er, mit den Füßen am Beckenboden abdrückend, auftauchte und seinen Kopf kurz zur Sonne streckte und dann hin und her schüttelte, um seine Haare von dem Wasser zu befreien, bemerkte dabei nicht, dass er Natsuki, zumindest glaubte er, dass sie so hieß, abspritzte. Ohne sich weiter um das Mädchen zu kümmern, begann er ein wenig mit dem Wasser zu spielen, formte eine Kugel aus dem Wasser und hielt sie in den Händen. Dann warf er sie mit voller Wucht nach oben und wartete nur darauf, dass sie aus luftiger Höhe Bekanntschaft mit seinem Kopf machen würde, was sie schließlich auch tat und zerplatzte. Diesen Vorgang wiederholte er einige Male.
Natsuki schreckte aus ihrer Versunkenheit mit dem Wasser, als sie mehrere tropfen auf ihrem Gesicht und ihren Armen spürte. "Was zum?", brachte sie hinaus und riss den Kopf nach Vorne. Sie sah den Blauhaarigen in der Mitte des Pools stehen und sich die Haare schütteln. Darauf wandte er sich von ihr ab und begann, Kugeln aus Wasser zu formen. Aufmerksam betrachtete sie, wie er diese in die Luft warf und nach einer Weile wieder hinunter fiel und auf seinem Kopf zerplatzte. Ihr Blick wich nicht von ihm, selbst, als er es mehrere Male wiederholte. Als sie bemerkte, wie gebannt er von seiner Magie war, hatte sie eine Idee.Natsuki, immer noch in ihrer Schuluniform, ruschte bis zu ihrer Taille ins Wasser, und schloss die Augen. Konzentriert spürte sie langsam, wie die untere Hälfte ihres Körpers die Form eines Hais annahm - zumindest besaß sie die Schwanzflosse. So schnell wie möglich hob sie ihren Körper an, "schlug aus" und schickte somit eine recht große Welle in die Richtung Takumis, ein siegreiches, Zähne zeigendes Grinsen auf ihren Lippen.
Takumi bemerkte nicht, dass Natsuki sich bis zu ihrer Taille in das Wasser absinken ließ und konzentrierte sich weiter auf sein kleines Spielchenm, als plötzlich die Rache Natsukis sich seinen Weg zu ihm bahnte. Nicht nur dass sie ihn umgeschmissen hatte, nein, sie trug ihn auch noch bis zum anderen Ende des Beckens und drückte ihn gegen die Wand des Pools, bis sie wieder ausgeklungen war. Takumi brauchte einen Moment um zu sich zu kommen. Wütend funkelte er das Mädchen, das jedoch nun ihre wahre Gestalt angenommen hatte (zumindest zur Hälfte), an. "Hey!", rief er und es war sogar ein kleines Beben in seiner Stimme zu hören. Unbeherrscht wie er war, flogen die am Rand liegenden Schuhe und Strümpfe Natsukis kurz in die Luft und landeten anschließend in seinem Wasser. Das gleiche Schicksal ereilte seine Schuluniform, die in das Handtuch eingewickelt waren. Bevor Natsuki losschreien würde gab er noch ein kleinlautes "Wenigstens sind sie nicht komplett explodiert, hehe..." hervor.
Triumphierend hatte sie mitangesehen, wie Takumi bis ans andere Ende des Pools geschwappt wurde und dort ein paar Sekunden verweilte, bevor er Natsuki anfunkelte, was sie weiterhin mit dem Grinsen konterte. Selbst das 'Hey!' ließ sie kalt. Das folgende hatte sie jedoch nicht erwartet. Ihr Blick glitt über ihre Schulter, als sie bemerkte, dass ihre Strümpfe mitsam Schuhen, die sie gerade nicht trug, vom Boden abhebten und im Wasser landeten. "Hast du sie nicht mehr alle?", fuhr die Rothaarige den Jungen an, als sie ihre Zähne so gut wie möglich fletschte, um bedrohlicher zu wirken. 'Als sei es nicht schlimm genug, dass mein Rock komplett durchnässt ist!' Sie wollte sich nicht komplett verwandeln, weshalb sie wieder ihre Augen zuschlug und sich darauf konzentrierte, dass ihre Beine wieder normal wurden. Als dies geschah, schwamm Natsuki hastig auf ihre untergehenden Schuhe und Strümpfe zu, den letzten Kommentar Takumis ignorierend. Sie tauchte unter und öffnete unter Wasser die Augen zu einem Spalt, die jedoch dann von den Wassermassen gefühlt zerdrückt wurden und sie dazu zwang, sie zu zudrücken. Die Arme ausgestreckt suchte sie den Boden nach ihren Sachen ab, die sie schnell fand und an sich drückte. Rasch tauchte sie auf und atmete die befreiende Luft ein und durchbohrte den Magier mit ihrem Blick, als sie sich gefangen hatte.
Als Natsuki wieder aus den Tiefen des Schwimmbeckens empor kam, realisierte Takumi erst, dass er seine Sachen ebenfalls aus dem Wasser fischen sollte. Ohne weiters, Natsukis Blick ignorierend, tauchte er hinab und suchte ebenfalls seine Sachen und legte sie nach seinem Auftauchen an den Rand, an dem er sich immer noch aufhielt. Da er nicht auf einen Streit aus war, kam ihm ein genialer Einfall. Allerdings war er etwas waghalsig, denn Natsuki hatte ihre restlichen Kleiderstücke immer noch an ihre Brust gedrückt. Der Junge presste seine Augenlieder mit enorm steigenden Druck aufeinander. Er konzentrierte sich vollkommen auf Natsukis nasse Kleidungsstücke, öffnete seine Augen wieder, als er meinte sein Plan würde funktionieren. Tatsächlich! Ein wenig Dampf stieg von ihren Socken und Schuhen auf. Das Wasser verdampfte. Als er der Meinung war, sie wären trocken genug, wandte er sich wieder von ihr ab und wiederholte den Prozess bei seinen Kleidern. "Zufrieden?!", meinte er und ein Hauch von Genervtsein war in seiner rauen Stimme zu vernemhmen.
Natsukis Blick blieb an Takumi haften, analysierte jeder seiner Bewegungen vorsichtig, vielmehr aus Respekt als aus Angst oder Sonstigem. Wer wusste, was er sonst noch alles mit seiner Magie anstellen konnte. Als jedoch etwas an ihrer Brust heißer wurde, riss sie die Augen auf und starrte auf die Strümpfe und Schuhe, die zu trocknen begannen, während etwas Dampf von ihren empor stieg. Sie hielt sie sich über den Kopf, als sie aus dem Pool watete und sie an den Rand legte. Danach hievte sie sich ebenfalls aus dem Wasser, was sich aber dank ihrer durchnässten Montur als beschwerlich erwies. Die Rothaarige stand auf und schaute auf ihre Schuluniform hinunter, ihre Haare in ihrem Gesicht klebend. Sie wandte sich wieder Takumi zu, den sie weiterhin wütend anstarrte. "Nein, nicht zufrieden!", zischte sie und strich sich die wilde, nasse Haarpracht aus dem Gesicht, "Der Rest meiner Kleidung ist auch durchnässt! Sag mir bitte, dass du die auch trocknen kannst!" Beleidigt stemmte sie die Hände in die Hüften. In ihren Augen blitzte jedoch keine wirkliche Wut, sondern eher Belustigung. Obwohl der Scherz eskaliert war, empfand sie ihn als amüsant.
Takumi wendete seinen Blick ebenfalls nicht von Natsukis ab. Ehe sie auch nur den Mund aufmachte, wusste er, was sie von ihm wollte. Er stieg aus dem Becken und stellte sich ihr gegenüber auf, zwischen ihnen das Wasser. "Nun gut, es könnte ein wenig heiß werden...", murmelte er, zwar so, dass sie es verstehen konnte, aber er murmelte. Ohne eine Antwort abzuwarten konzentrierte er sich ein weiteres Mal auf Natsuki oder anders ausgedrückt ihre restliche Kleidung. Und wieder öffnete er die Augen und beobachtete wie der Dampf von ihren Hüften an ihrem Oberkörper empor stieg. Triumphierend grinste er und seine spitzen Eckzähnen lugten aus seinem Mund heraus. Dann begutachtete er sie und ihm fiel eine Kleinigkeit auf: "Hör mal, deine Haare und deine Haut kann ich nicht trocknen, dass brennt bestimmt zu sehr." Diesmal eine Antwort erwartend ergänzte er noch: "Ich komm mir vor wie ein überstrapazierter Föhn." Dem Blauschopf war es deutlich anzusehen, dass es ihn einiges an Kraft gekostet hatte.
Natsuki schaute auf die andere Seite des Pools und sah, wie sich die Lippen des Magiers bewegten, wusste aber verstand es trotz allem nicht. Sie fuhr durch den Schreck zusammen, als ihre Uniform urplötzlich heiß wurde. Der Dampf, der aufstieg, drang in ihre roten Augen, weshalb sie mehrmals blinzeln musste. Wenigstens verschwand dadurch das Brennen des Chlors. Sie stoß zufrieden die Luft durch ihre zusammengebissenen Zähne aus, als sie spürte, wie ihre Kleidung nun trocken war. Doch als ihr auffiel, dass ihre Haare noch komplett nass waren, war sie wieder unzufrieden. Auf diesen Zustand wies auch er hin. "Dann solltest du darauf hoffen, dass meine Haare rechtzeitig trocken sind, sonst zahl ich es dir heim. Schließlich ist es deine Schuld. Dank dir darf ich sie mir jetzt auch noch waschen." Der Vergleich zwischen ihm und dem Föhn brachte sie dazu, leise zu lachen. Er passte tatsächlich. Doch als Natsuki auffiel, wie kraftlos er wirkte, hörte sie auf und nahm ihre Tasche, Strümpfe und Schuhe an sich. Sie umrundete den Pool und kam neben ihm zum stehen. "Alles klar?", fragte sie und hob eine Augenbraue.
Die Tatsache, dass Natsuki ihm damit drohte, sich ein weiters Mal zu rächen, ließ in schmunzeln. Ja, er würde einen kleines Kräftemessen in Runologie sehr schätzen, denn dieses Fach war so schon langweilig genug. "Ja-a", presste er mühselig hervor und ging ein wenig in die Knie. Der Boden rund um das Schwimmbecken herum war immer noch aufgeheizt und die Tatsache, dass dieser Fakt zusätzlich auf ihn einwirkte schwächte ihn mehr. Es gelang ihm nur schwer aufrecht stehen zu bleiben, denn keinesfalls wollte er Schwäche zeigen. Aber auch dies wollte ihm nicht recht gelingen, also bückte er sich weiter, um seine Sachen aufzuheben. Als er seinen Kopf wieder anhob, blickte er auf das in der Sonne glitzernde Wasser und beobachtete wie sich die letzten Wellen zum Ufer bewegten und dagegen wappten. Leider geling es ihm nicht wieder aufzustehen und so war er mehr oder weniger gezwunger Maßen auf Natsuki angewiesen.
Unüberzeugt starrte sie Takumi an, als er in die Knie ging, sich wieder etwas aufrichtete und darauf folgend wieder bückte. "So wirkst du aber nicht.", kommentierte Natsuki und fuhr sich mit der Hand durch das nasse, rote Haar. Raubte ihm dieser magische Trick tatsächlich so viel Kraft? Sie kniete sich neben ihn und zog ihm die Sachen weg. Sie hielt sie fest und trottete mit ihren zu der Markise, die neben dem Pool aufgebaut war. Dort legte sie sie in den Schatten und betrachtete aus der Ferne ein weiteres Mal Takumi. Für Natsuki war es interessant zu sehen, dass Magie von Zeit zu Zeit genauso anstregend sein konnte, wie das Transformieren. Sie hatte Glück gehabt, dass es heute gut verlief. Nach längerem nachdenken und mustern eilte sie zurück zu Takumi und half ihm langsam auf die Beine. Natsuki legte einen Arm um seine Schultern und hielt ihn somit aufrecht, während sie ihn zu seiner Kleidung führte. Trotz allem achtete sie darauf, ihn nicht zu sehr zu berühren, denn es war ihr unangenehm, jemanden, der nicht mehr als eine Badehose trägt, um die Schultern zu greifen.