Das Schwimmbecken der Schule wird nicht sonderlich oft benützt, da die meisten es einfach bevorzugen ins Meer schwimmen zu gehen. Der Schwimmverein jedoch trifft sich desöfteren hier um gemeinsam zu trainieren. Für Wasserballspiele oder ähnliches ist das Becken jedoch nicht wirklich geeignet.
"War das gerade ein Kompliment oder wie darf ich das verstehen?", fragte er sie herausfordernd und legte den Kopf in den Nacken. Tatsächlich war es ihm selbst noch nie aufgefallen, dass er gut singen konnte, wobei der Schüler sich nicht recht sicher war, ob sie es ernst meinte. Nachdem Natsuki zu einer kerzengeraden Form wuchs und ihm befahl nicht zu gucken, richtete er seinen Blick sofort auf das morsche Holz der Bank. "Sorry. War nicht mit Absicht", murmelte der Junge ebenfalls und kratzte sich ein wenig verwundert am Nacken. Als sie sich dann noch genau dort niederließ, wo er immer noch hinschaute, drehte er sich selbstverständlich wieder weg, da er nicht noch auf ihren Hintern starren wollte. "Na, du machst es mir ja nicht gerade leicht", hätte Takumi am liebsten ausgesprochen, aber er hielt es für besser die Sache auf sich beruhen zu lassen und schaute ebenfalls einfach nur gerade aus. Nach einigen Minuten hielt er es nicht mehr aus und sah sich gezwungen das Schweigen um sie herum mit seiner tiefen, jedoch leicht gedämpften Stimme zu brechen. "Und wo sollen wir jetzt hin. Der Unterricht beginnt erst in weniger als vierzig Minuten. Und vor Allem was sollen wir machen? Wir können ins Waisenhaus, in mein Zimmer, sofern es dir nichts ausmacht." Es wunderte ihn ein wenig, dass er nicht anfing zu stottern, so wie Natsuki es sich von sich gedacht hatte.
"Ja, es war ein Kompliment. Hat man doch gehört.", fügte sie noch hinzu und strich sich mit der Hand durch ihr Pony, welches ihr leicht ins Gesicht hing. Die zwielichtige Stille zwischen ihr und ihm machte es ihr nicht sonderlich leicht, da sie nicht wirklich eine Idee hatte, womit sie eine Konversation starten konnte. Als Takumi seine jedoch endlich Stimme hob und somit die unangenehme Stille brach, drehte die Schülerin ihren Kopf leicht in seine Richtung und betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. "In sein Zimmer?", wiederholte sie innerlich, nachdem er und spürte, wie ihre Wangen erneut warm wurden. Sie war, natürlich, noch nie im Jungentrakt gewesen. Würde es heute das erste Mal sein, dass sie den Gang betreten würde? Etwas unwissend zuckte sie mit den Schultern und stellte ihre Tasche beiseite. "Wenn es dir nichts ausmacht, wobei, wolltest du nicht eigentlich etwas essen?", murmelte sie und schaute auf den Boden, während sie auf seine Antwort wartete. Natsuki stützte ihre Ellebogen auf ihren Knien ab und bettete ihr Kinn auf ihren handflächen, um die Position etwas gemütlicher zu gestalten, als sie eigentlich war. Ihr Blick huschte hin und wieder zurück zu Takumi, dann wieder auf den Boden, den sie inspektierte, als sei er das interessanteste auf der ganzen Welt.
Auf Natsukis Antwort konnte er nur schmunzeln. Sah sie tatsächlich so viel Potenzial in ihm oder meinte sie es einfach nur gut, um ihn nicht zu kränken? Etwas abwesend richtete er seinen starrenden Blick auf die Berge im Hintergrund. Dass sie sich auf seine Frage hin zu ihm drehte, bemerkte Takumi nicht. Als sie zunächst nicht antworte wurde der Junge langsam nervös und begann an seiner Lippe zu piedeln. Schließlich ertönte ihre hohe Stimme doch noch und erkundigte sich nach seinem Hunger. "Ach was, der Hunger ist nicht mehr so groß", log er ihr vor und betete, dass sich sein Magen nicht in den nächsten paar Minuten melden würde. Tatsächlich hatte er seinen Hunger vollkommen vergessen. Doch ob es an Natsuki lag? Er war sich nicht sicher. "Außerdem habe ich eben ein Blick in meine Tasche geworfen und gemerkt, dass ich kein Geld dabei habe", ergänzte er sich und stand folglich auf. "Also, was ist?", stellte er ihr die alles entscheidende Frage und streckte ihr seine Hand hin. Ohne zu wissen was er tat, zog er sie im nächsten Moment wieder zurück und konnte das rot auf seinen Wangen nicht verbergen. Ein weiteres Mal über seine eigene Handlungen überrascht, kratzte er sich am Hinterkopf und ließ seinen Arm dann neben sich runterfallen.
Die Rothaarige hätte fast nicht bemerkt, dass Takumi etwas gesagt hatte, da sie sich so sehr auf einen Stein konzentriert hatte, der vor ihr lag. Natsuki rieb sich die Wange, als er meinte, er wäre nicht mehr allzu hungrig. Innerlich wünschte sie, sie selbst könnte den Hunger auch so schnell vergessen, aber dass er log, wusste die ahnunglose Schülerin ja nicht. "Gut, das macht alles einfacher.", sagte sie und fixierte ihre roten Augen schlussendlich auf ihm. Zwar hätte sie ihm angeboten, ihm Geld zu leihen, aber wenn er keinen Hunger mehr hatte, warum dann unnötig Geld ausgeben? Als er die Hand austreckte und sie ihr somit anbot, wollte sie diese mit einem Lächeln annehmen, aber so schnell wie sie da gewesen war, wurde sie auch wieder zurückgezogen. Schnell fiel Natsuki auf, dass sich Röte auf seinen Wangen abzeichnete und sie schmunzelte unauffällig, stand aber darauf trotz allem etwas verdutzt und, sofern sie es richtig einschätzen konnte, enttäuscht auf und nickte in seine Richtung. "Dann würde ich sagen, wir gehen?", schlug sie vor und nahm ihre Tasche erneut an sich, die sie sich um die Schulter legte und darauf die Hände in die Hüfen stemmte. Inwendig war ihr der Gedanke, in sein Zimmer zu gehen, etwas unangenehm, aber sie vertrieb das Gefühl, indem sie es ignorierte und einfach bereits losschlenderte.
Immer noch verwirrt über sein eigenes Handeln, schaute er Natsuki zu, wie sie aufstand und ihre Tasche um sich legte. Die ganze Situation war Takumi etwas peinlich, weshalb er versuchte sie vorab möglichst wenig anzugucken oder generell zu beachten. "Hast du denn Hunger?", erkundigte der Junge sich nach ihr und schaffte es tatsächlich sie dabei kaum anzugucken. "Und ich glaube sowieso, dass es zu spät ist, um in die Kantine zu gehen. Das Essen ist zwar gratis, aber die Zeit ist zu knapp", fügte er verunsichert hinzu und setzte sich dabei in Bewegung und hatte das Gefühl, dass sie eher hinter ihm, statt neben ihm laufen würde. "Bloß nicht. Sonst kommt meine Paranoia durch, wobei eigentlich werde ich dann ja auch so gesehen verfolgt...", flehte er sie in Gedanken an und hoffte, dass sie es irgendwie bemerken würde. Unterdessen verstaute der Blauhaarige sein Handy, sowie die Kopfhörer in seinen Hosentaschen und sog tief Luft ein. Zwar lag noch ein Hauch von Chlor in ihr, aber das konnte seine halbwegs gute Laune nicht runterziehen und Takumi trug ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen.
Der Schülerin entfielen die Versuche, sie nicht anzuschauen, nicht, jedoch war ihr bewusst, dass es für ihn vermutlich recht unangenehm war, ein Mädchen, mit dem er nicht wirklich viel zutun hatte, einfach in sein Zimmer zu lassen. "Nein, ich hab keinen Hunger.", antwortete sie ruhig und pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Tatsächlich verspürte sie schon die ganze Zeit keinen Hunger. Wahrscheinlich war sie zu abgelenkt gewesen, um diesen zu bemerken. Oder eventuell wollte sie auch gar nichts essen, schließlich würde das bedeuten, dass sie danach vielleicht träge wäre und sich kaum noch bewegen wollte. Passierte ja leider oft genug. Als Takumi losging, überholte dieser Natsuki und ging nun mehrere Meter vor ihr. Ging er ihr aus dem Weg oder war es ein Versehen? Oder Gewohnheit? Egal, sie mussten ja nicht sprechen, aber wenn sie mit so enormem Abstand hinter ihm herlief, konnte man es aus der Umgebung falsch auffassen. Sie beschleunigte die Bewegung ihrer Beine auf und holte ihn nach einiger Zeit an, bemerkte auch sein zufriedenes Lächeln, was ebenfalls eines auf ihre eigenen Lippen trieb. Natsuki beobachtete ihn erneut aus dem Augenwinkel, während sie sich bemühte, bei dem schnellen Gang nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren, schließlich bewegte sie sich normalerweise lässiger.
Es war immer noch heiß... Die Temperatur ging jetzt am Abend leider immer noch nicht herunter. Das nervte den Amerikaner doch schon, denn somit wusste er, dass er in dieser Nacht wahrscheinlich kaum ein Auge zumachen würde. Eventuell würde es gehen, wenn Oliver sich jetzt am Abend noch eine schöne Abkühlung gönnen würde. Ein wenig sportliche Betätigung tat ja auch immer wieder gut! Also packte der Schwarzhaarige kurzerhand ein Handtuch, eine Wasserflasche und eine lange Badehose in blau karriert ein. Danach machte er sich auf den Weg. Der Dämon wollte wirklich schwimmen gehen und somit kam nur ein Ort für ihn in Frage und zwar das Schwimmbecken in der Schule. Zugegeben, wirklich bock an einem Samstag in Richtung Schule zu gehen, hatte Oli nicht, aber es gab halt nur dort ein Schwimmbecken, in dem man wirkliche Bahnen schwimmen konnte.
Der Weg dorthin war alles andere als angenehm. Es war heiß. Man merkte gar nicht, dass es Abend war, denn die Sonne strahlte immer noch so intensiv, sodass man das Gefühl hatte, dass es noch Nachmittag war. Schlimm! Für den Amerikaner hieß es deswegen, so schne wie möglich am Ziel ankommen, um sich die Abkühlung zu gönnen. Zum Glück hatte es der Dämon auch nicht mehr weit und war nach etwa einem Kilometer auch endlich am Ziel angekommen. In der Umkleide für Herren zog sich der Schwarzhaarige um. Er war alleine hier. Ob das Schwimmbecken überhaupt viel genutzt wurde? Sicher war sich Oli nicht, denn er sah nie viele Personen hier. Aber vielleicht lief er auch an Zeiten vorbei, in denen nie viele da waren. Nachdem er sich umgezogen hatte, versorgte er seine Kleidung in einem Spint. Danach nahm er den Rucksack und ging mit dem zum Schwimmbecken. Dort war wirklich niemand. Jetzt hatte er den ganzen Pool für sich. Geil! Das musste er wohl in Zukunft öfters machen. Seinen Rucksack gab er auf die Seite in Sicherheit, danach sprang er in den Pool und fing an zu schwimmen.