Beschreibung: Ein abendlicher Spaziergang am Strand gehört für die junge Nixe zum Ritual für einen Start in das Wochenende einfach dazu. Während Gabriel seinen Feierabend nutzt um sich am Strand den Tiefen seiner Ängste, dem Wasser, auseinanderzusetzen und sich selber konfrontiert, scheint dies für Nojra ein interessantes Schauspiel zu sein. Ob es einfacher ist sich seiner Angst zu stellen, wenn man nicht alleine ist?
Und wie sicher sie sich war. Ihre Antwort folgte prompt in Form eines Bisses in seine gepiercte Unterlippe. Von da an ereigneten sich allerhand sinnliche Dinge, die vor allem für die junge Nixe ausnahmslos Premieren waren. Dass der heutige Freitagabend eine solch unerwartete Überraschung bereithalten würde, das hätte sie sich nicht einmal ansatzweise selbst in den kühnsten ihrer Träume vorstellen können. Nachdem sich die aufregende Hitze zwischen den beiden endlich ein wenig abgekühlt hatte, lagen sie ineinander verschlungen noch einige Zeit verträumt im gemütlichen Bett des Blondschopfs. Am liebsten hätte sie die Stunden bis zum Morgen kuschelnd neben ihm verbracht. Warm, geschützt, geborgen. Leider war im wochenendlichen Ausgangsplan ihrer Eltern kein Platz für spontane Übernachtungen in fremden Wohnungen und so musste sie bis spätestens 0 Uhr auf der Türmatte vor ihrem Haus aufkreuzen. Nach Möglichkeit im Ganzen und vor allem nüchtern. Um ersteres machte sie sich keine Sorgen, aber was den vernünftigen Umgang mit Alkohol anging... Ein ruhiges und gleichmäßiges Atmen unter ihrem Kopf legte nahe, dass der Pizzabäcker erschöpft in einen wohlverdienten Schlaf abgedriftet ist. Eigentlich wollte die Braunhaarige sich noch von ihm verabschieden, bevor sie den kurzen Weg zu sich nach Hause und damit zu ihrem eigenen Schlafplatz antrat. Aber irgendwie brachte sie es nicht übers Herz ihn deshalb aus seinen hoffentlich schönen Träumen zu reißen. Also kletterte sie vorsichtig von der Matratze, schlüpfte in ihre zusammen gesammelte Kleidung und kramte in ihrem Rucksack leise nach einem Notizblock plus Kuli. Schnell kritzelte sie ihre Handynummer auf ein freies Blatt, trennte dieses langsam von den restlichen Seiten und legte es schließlich unterschrieben rechts neben dem Kopfkissen auf das Laken. Danach verstaute sie die Utensilien wieder in ihrer Tasche, schnappte sich ihr gesamtes Gepäck inklusive der über der Stuhllehne hängenden Decke und schaute sich noch einmal prüfend in dem kleinen Zimmer um. Dabei blieb ihr Blick für einen Moment an dem friedlich schlafenden Wuschelkopf hängen und eine Schar Schmetterlinge flog wild durch ihren Bauch. Lächelnd winkte Nojra ihm zum Abschied zu, öffnete behutsam die Eingangstür und entschwand in das kühle Dunkel der Nacht.
Tief durch die Nase schnaufend wurde Gabriel immer ruhiger. Das monotone Kraulen an seinem Kopf ließ ihn ohne schlechte Gedanken abtauchen. Sein Gesicht sah friedlich aus, so wie er da lag. Kurz zuckte er, als das Mädchen versuchte unter seinen Armen herauszukrabbeln. Von all ihren weiteren Tätigkeiten wie das Anziehen ihrer Kleidung, die Nachricht mit ihrer Telefonnummer, die Blicke, die sie ihm zuwarf, bekam der Hüne nicht mit in seiner Traumwelt.
Recht erschöpft erwachte der Pizzabäcker ziemlich früh am nächsten Morgen neben seiner Bettdecke liegend. Blinzelnd entkam ihn ein großer Gähner, ehe er sich auf den Rücken drehte und sich seine Augen rieb. Langsam schaltete sich sein Hirn wieder ein. Wenn man genau hingehörte, würde man das Rattern der in Betrieb genommenen Räder bemerken. Mit schmalen Schlitzen blickte er zu seiner linken Seite, auch zu seiner Rechten, ehe er seinen Kopf erhob und den Raum musterte. Gestern Abend war flüssig gewesen. Glücklicherweise konnte er keine Kopfschmerzen verspüren. Aber war da nicht... das Mädchen - "Nojra!" Wo war sie? Verwirrt, dass die junge Schülerin nicht mehr neben seinem Körper lag, ihn nicht mehr liebkoste und er sie nicht mehr spürte, setzte er sich mit besorgter Miene auf. Auf dem Boden lag lediglich seine eigene Kleidung, sogar ihre Decke war weg. "Fuck!", rief er brüchig und prügelte mit der Faust auf seine Matratze ein. Zügig rückte er an die Bettkante, stand auf und schaute sich im Bad um. Keine Nojra. Warum auch immer - er hetzte zur Wohnungstür und öffnete diese. Doch sie war schon längst abgehaun. Die Morgensonne kitzelte seine Nase und seinen nackten Bauch. Wütend warf er die Tür zurück ins Schloss. War das alles nur ein Traum gewesen? Warum war er eingeschlafen? Warum... war sie einfach weg? Sie hätte ihn doch wecken können. Mit beiden Handballen an der Stirn drückte er sein eigenes Gesicht nach hinten und krallte sich seine blonde Mähne, ehe er daran zog. "Scheiße verdammt.", fluchte er weiter ehe er schwer atmend sich gegen die Türe lehnte. Was er leider nicht mitbekam, war die Notiz des Mädchens, welche mittlerweile in den Tiefen unter seinem Bett lag und er nie zu Gesicht bekam.