Rollenverteilung @Ciarán als schüchterner Verehrer @Luana als nichtsahnendes Objekt der Begierde
Schauplatz Stadtpark
Zeitpunkt Anfang Juni
Beschreibung
Es hat Ciarán viel Überwindung gekostet seinen Mut zusammen zu nehmen und das erste Mal ein Mädchen um ein Treffen zu bitten. Immerhin mag er Luana auch. Glücklicherweise hat sie zugesagt, aber nun muss er abermals seinen Mut sammeln. Für die nächste Frage.
"Hmm...", machte ich etwas unschlüssig und verzog ein wenig den Mund. Eigentlich störte es mich nicht sonderlich über den Fluch zu sprechen. Hin und wieder gab es aber ein paar Aspekte, die ich nicht unbedingt näher erläutern wollte. "So kann man das sagen, ja.", antwortete ich aber trotzdem ehrlich. "Das beschränkt sich allerdings nur auf die Abkömmlinge. Meine Ur-ur-ur... irgendwas-Großmutter hatte beispielsweise schon 5 Ehemänner, die sie alle überlebt hat. Sie ist dieses Jahr 347 Jahre alt geworden. Sie ist eine der ältesten noch lebenden Familienmitglieder." Eigentlich war sie tatsächlich die älteste und hatte damit ungefähr 50 Jahre Vorsprung. Ihr Fähigkeiten glichen noch am ehesten denen der ursprünglichen Gabe, die ich aus den Lehrbüchern meiner Familie kennen gelernt hatte. Schwieriger zu beantworten war ihre Frage nach der Anzahl meiner Familienmitglieder, weshalb ich länger schwieg, als beabsichtigt, weil ich versuchte sie zu zählen. Nach einer Weile scheute ich auch nicht davor zurück meine Finger zur Hilfe zu nehmen und murmelte leise die Namen der angehörigen vor mich hin. Wenn das älteste lebende Familienmitglied über 300 Jahre alt war, kam da eine ganze Menge zusammen. "Also, wenn ich mich nicht verzählt und auch niemanden vergessen habe...", hob ich langsam an und zog nachdenklich die Brauen zusammen, während ich versuchte grob nochmal alle durchzugehen, ohne mehrere Minuten vergehen zu lassen. "Wir müssten gerade... einhundert... dreiundsechzig?" Zögerlich überlegte ich noch ein weiteres Mal, ehe mir aufging, was ich vergessen hatte. "Wir haben 164 lebende Familienmitglieder auf dem Anwesen.", verkündete ich dann, "Eine meiner Großtante hat vor kurzem einen gesunden Jungen zur Welt gebracht.", erklärte ich meine Verwirrtheit mit einem schüchternen Lächeln, während ich hoffte, dass sie die Zahl nicht merkwürdig fand. Ich war damit aufgewachsen so viele Verwandte zu haben. Ich konnte buchstäblich sagen, in meiner Heimat kannte jeder jeden. Weil sie alle miteinander verwandt waren. Das Anwesen war wie ein Dorf. "Und wir haben im Vergleich zu Isola eigentlich nicht so viel Action. Ich meine, es ist immer irgendwas los, aber... Nun ja... andererseits hat auch fast die Hälfte des Jahres immer jemand Geburtstag.", bemerkte ich trocken. Mich schauderte es ein wenig bei der Erinnerung daran, wie wir diese Tage feierten. Unsere Versionen von Twister und Fangen gehörten noch zu den harmlosen Spielen, die wir dann spielten. Bezüglich der Anprobe meiner Handschuhe schien Luana nicht abgeneigt, was meine Motivation, ihr ein eigenes Paar zu schenken, etwas stärkte. "Das stimmt.", merkte ich angesichts ihrer zweiten Aussage an. Ich ging äußerst ungern ohne Handschuhe hinaus. An meinem ersten Schultag hier auf Isola hatte ich das gewagt und es hinterher bereut, auch wenn nichts passiert war. Nachdem ich das Thema schließlich irgendwie auf den Ball gelenkt hatte, stellte sie mir ausgerechnet die Frage, die ich am liebsten noch etwas hinaus geschoben hätte. Also konzentrierte ich mich lieber auf den ersten Teil. "Naja, ich denke, man kann auch allein zum Ball gehen. Aber ich stelle es mir schöner vor jemanden zu begleiten und im Umkehrschluss begleitet zu werden.", antwortete ich langsam, "Ich finde... Ich weiß nicht, es klingt irgendwie einsam, wenn man sagt, man geht allein hin." Das dieser Gedanke mich deprimierte äußerte ich besser nicht. Meine Anfälligkeit für diese Krankheit - wissenschaftlich tatsächlich anerkannt - störte mich schon so genug. "Mh... Bisher habe ich aber auch keine Begleitung.", beantwortete ich zaghaft nun auch den zweiten Teil und überlegte fieberhaft, ob ich sie jetzt schon fragen sollte, ob sie mich begleitete oder ob ich noch etwas warten sollte. Kindern wird ja immer gepredigt, man solle ein Pflaster mit einem Ruck abziehen. Allerdings wusste ich aus Erfahrung, dass das nur bei kleinen Pflastern galt. Nun war also die Frage, ob es sich bei dieser Frage um ein Date - und das wäre es doch, oder nicht? - um ein kleines oder ein großes Pflaster handelte. Mir gingen noch etliche Redewendungen durch den Kopf - Besser früh als spät; Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen; der frühe Vogel fängt den Wurm - allerdings machten die mir auch nicht gerade Mut. Also fragte ich mich, wozu Aoibheann mir wohl raten würde. Eine Frage, die ich auch nach einigen Sekunden nicht beantworten konnte - sie war eben unersetzlich. Also atmete ich leise durch und warf Luana aus dem Augenwinkel einen prüfenden Blick zu, ehe ich die Hände in die Hosentaschen schob. "Also...", hob ich zögerlich an und dachte angestrengt darüber nach, wie ich die Frage nun am besten formulierte. Sollte ich dafür vielleicht am besten stehen bleiben? Du denkst zu viel nach."Wenn du noch keine Begleitung hast..." Nervös blieb ich nun doch stehen und wendete mich ihr zu. "Würdest... du... mit mir hingehen? Also, nicht, damit wir nicht allein hingehen, sondern, weil..." Einen Moment schloss ich die Augen und fragte mich, was ich da eigentlich gerade sagte. "Weil ich gern mit dir hingehen würde.", beendete ich den Satz dann aber hastig und sah fragend auf sie herab, während mir zahlreiche Argumente dafür durch den Kopf gingen an dieser Stelle Nein zu sagen. Ganz vorweg die Tatsache, dass Körperkontakt mit mir keine einfache Sache war.
Gespannt hörte die Langhaarige dem Blondschopf zu. Das Alter war schon sehr beträchtlich und Luana kannte niemanden, der eine solche Zahl sein Alter nennen konnte. Irgendwie fand die Nixe es doch ein wenig traurig, dass man alle Ehemänner überlebte. Denselben Schmerz des Verlustes öfter zu spüren und durchleben zu müssen, stellte sich Luana nicht gerade leicht vor. Es war schon schwer genug Abschied von einem Haustier zu nehmen. Aber das waren wieder negative Gedanken, die an einem schönen Tag und einer wunderbaren Begleitung nichts zu suchen hatten. Auch anderen Rassen konnte ein langes Leben zugeschrieben werden, daher sollte es wohl nicht außergewöhnlich sein. Aber bei relativ normalen Menschen war es doch ein wenig kurios. Luana konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Ciarán seine Finger zum Zählen zur Hilfe nahm. Eine ungefähre Zahl hätte ihr bereits gereicht. Der Blondschopf schien diese Frage allerdings sehr ernst zu nehmen und bemühte sich kein Familienmitglied zu vergessen. Eine stolze Zahl von 164 war das Endergebnis und ließ Luana mächtig staunen. Daher konnte sie ihr Erstaunen kaum verstecken. »Da hast du eine wirklich große Familie. Wenn dir mal jemand auf den Senkel geht, hast du noch eine Menge anderer Optionen.«, sprach die Nixe ihre Gedanken aus. Hatte doch auch seine Vorteile so eine große Verwandtschaft zu haben. Man verstand sich auch sicher nicht mit jedem gleich gut, mit anderen verband einen doch eine Gemeinsamkeit, man konnte aus einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen. Luana kannte auf alle Fälle niemanden, der mit einer solchen Anzahl an Verwandten aufwarten konnte. »Gegen Kuchen und Torte wirst du wohl nichts einzuwenden haben oder?«, fragte sie unverblümt. Ciarán schien nicht gerade megamäßig glücklich über diesen Umstand. Gut, vielleicht hatte man nach ein paar Jahren einfach die Schnauze voll. Konnte durchaus sein. Die Meerjungfrau hatte ja keine Ahnung wie es war, die Hälfte des Jahres damit gemästet zu werden. Dafür hielt sich der Blondschopf allerdings sehr gut. Irgendwie konnte sich die Neuseeländerin so eine riesen Familie nicht vorstellen. Das musste man vermutlich einmal gesehen haben um es zu begreifen. Wirklich erstaunlich. Genauso erstaunlich war auch die Antwort auf die Frage der Ballbegleitung. Wie sich herausstellte hatte der blonde Riese ebenfalls noch keine Begleitung, wobei sie sich bereits vorstellen konnte, dass manche Mädels sicher gerne mit ihm hingehen würden, trotz des Umstandes des nicht vorhandenen Körperkontakts. Alleine aufzutauchen war für den Blonden allerdings wohl keine Option, wenn man seine Worte interpretierte. Das wäre genau der richtige Zeitpunkt gewesen um vorzuschlagen, dass man gemeinsam gehen konnte, wenn da nicht bereits der Blonde wieder das Wort ergriffen hätte. Die Langhaarige wandte ihren Kopf in seine Richtung als er zu Reden begann. Als er dabei zum Stehen kam, blieb sie ebenfalls stehen. In ihrem Kopf erahnte sie bereits, worauf der junge Mann hinauswollte. Es dann aber wirklich aus seinem Mund zu hören, war etwas ganz anderes. Und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass es doch nicht darauf hinausgelaufen wäre. Wunschdenken konnte sogar funktionieren. Ihre Mundwinkel zogen sich unwillkürlich nach oben. »Ich dachte schon du fragst nie. Ich würde dich sehr gerne zum Ball begleiten.«, gab die Langhaarige von sich und konnte nicht verhindern, dass ihr die Röte in die Wangen stieg. Wobei der erste Teil eigentlich mehr als Scherz gemeint war. Es war ihr vorher gar nicht in den Sinn gekommen, dass Ciarán überhaupt in Erwägung zog sie auf den Ball einzuladen. Das Grinsen wollte einfach nicht aus ihrem Gesicht verschwinden, daher wandte sie ihren Blick ab und betrachtete die Tulpen in ihrer Hand. Darum vielleicht auch die kleine Aufmerksamkeit. »Ich...freu mich wirklich, dass du gefragt hast.«, sprach sie und warf dem Blondschopf einen kurzen Seitenblick zu. Jetzt freute sich die Langhaarige wirklich darauf auf den Ball zu gehen. Die Wartezeit bis dahin war allerdings ein Problem.
Irgendwie kam ich nicht dagegen an fast schon erschöpft aufzustöhnen, als Luana anmerkte, ich hätte eine Menge anderer Optionen, wenn mir jemand auf den Senkel ging. "Ganz so einfach ist das nicht.", entgegnete ich und lächelte matt. "Wenn dir jemand auf die Nerven geht, ist er stur genug einfach hinterher zu kommen." Das beste Beispiel war meine Tante Mór. Ich übertrieb ganz und gar nicht nicht, wenn ich mal erzählte, dass sie mir mal ganze vier Tage gefolgt war, weil sie etwas von mir wissen wollte, das mir viel zu peinlich war. Der Gedanke an den Kuchen und die Torte, die Luana dagegen erwähnte, war viel angenehmer. "Gegen Süßes habe ich nichts.", entgegnete ich, "Im Gegenteil. Meine ganze Familie liebt Süßes. Wegen der vielen Geburtstage natürlich hauptsächlich Kuchen und Torte. Ohne das Zeug wären einige möglicherweise einfach verhungert." Ich schnalzte mit der Zunge. "Es sind die Familienspiele, die nicht so schön sind. Räuber und Gendarm. Twister. Rugby. Football. Wir haben unsere eigenen Spielregeln. Und eine findet sich in jedem Spiel." Ich rollte seufzend mit den Augen. "Männer spielen ohne Oberteil und Frauen tragen ein sehr knappes Top. Damit wird gewährleistet, dass die Chance auf Hautkontakt möglichst groß ist. Mh..." Abschätzend wiegte ich den Kopf hin und her. "Im Grunde ist das nur eine Reflexübung. Damit wir lernen Berührungen zu vermeiden. Das üben wir schon in sehr jungen Jahren." Unbewusst und etwas in Gedanken versunken rieb ich mir über den linken Oberarm, ehe ich merkte, dass ich abdriftete, blinzelte und zu Luana sah. "Tut mir leid, das ist wahrscheinlich ein etwas langweiliges Thema.", bemerkte ich entschuldigend und lächelte schräg. Schließlich brachte ich die Frage, die mir schon seit Wochen auf der Seele brannte, endlich hervor und untersagte es mir selbst zu lauschen, um herauszufinden, ob sie sich über die Frage freute. Stattdessen bemühte ich mich an ihrer Reaktion abzulesen, ob es ihr gefiel oder nicht. Das Ergebnis überraschte mich, auch wenn ich genau darauf gehofft hatte. Mein erster Impuls war ungläubig Wirklich? zu fragen, aber allein die Vorstellung war albern, weshalb ich nur hastig die Hand vor meinen Mund schlug, damit ich keine dummen Sachen von mir gab. Daher betrachtete ich Sekunden lang einfach nur ihr Gesicht und lauschte ihren Worten. Sie... freut sich tatsächlich., wiederholte ich gedanklich und wendete verlegen den Blick ab, während ich versuchte mit der Hand nicht nur meinen Mund, sondern auch meine roter werdenden Wangen zu bedecken. Die Freude in ihrem Gesicht war so pur und ehrlich, dass ich ihr nahe kommen wollte. Wirklich nahe. Ich wollte ihre Wange berühren, meine Stirn an ihre lehnen und nach ihrer Hand greifen und ihre Wärme spüren. Obwohl zwei der Dinge mit den Handschuhen sogar machbar gewesen wären, schob ich stattdessen meine Hand tief in meine Hosentasche und ballte sie da zu einer Faust, um der Versuchung zu widerstehen. Ich war mir sicher, wenn ich einmal nachgeben würde, bekäme ich sicher nicht genug und wollte mehr. Als mir der Gedanke kam, dass ich vielleicht einen merkwürdigen Eindruck machte - immerhin sah ich sie nicht mehr an, seit sie sagte, dass sie sich freute -, schluckte ich hastig und sah aus dem Augenwinkel zu ihr, um zu prüfen, ob alles in Ordnung war. Dann räusperte ich mich leise. "Ich-" Hastig räusperte ich mich erneut, weil meine Stimme ganz rau war. "Ich freue mich, dass du mich begleitest. Ich glaube, ich... ähm... Ich weiß, dass ich mit sonst niemandem hingehen möchte." Mein Herz klopfte so fest vor Aufregung, dass ich einmal tief durchatmen musste, ehe ich mich überhaupt traute, die Hand endlich von meinem Gesicht zu nehmen. Dann gab ich der Versuchung doch ein wenig nach, zog die Hand aus meiner Tasche und griff schweigend nach ihrer. Ihre Hand fühlte sich in meiner großen Pranke irgendwie klein und zart an. Und sie war angenehm warm. "Lass uns weiter gehen.", murmelte ich dann, wich aber weiterhin verlegen ihrem Blick aus.
Mit Sturköpfen kannte sich die Langhaarige auch ein wenig aus, aber aus der Sicht des Blondschopfs war es bei seiner Familie anscheinend noch eine Spur schlimmer. Dieses Thema sollte sie vorerst beiseitelassen. Irgendwann später ergab sich vielleicht noch einmal die Chance etwas genauer nachzufragen. Immerhin war der blonde Riese Süßkram ganz und gar nicht abgeneigt. Diese Info notierte sich die Langhaarige in Gedanken. Soweit würde sie zwar nicht gehen, dass sie verhungern würde, wenn es keine Kuchen und Torten mehr gab, aber es wäre doch recht traurig. Die Partyspiele allerdings hörten sich eher wie Folter an. War vermutlich auch so gedacht. »Hört sich trotzdem fragwürdig an, wenn man bedenkt, mit welchem Fluch ihr euch rumschlagen müsst. Der Fluch wirkt aber auch bei deiner Familie? Oder ist der Fluch nur auf den Rest der Bevölkerung beschränkt?«, stellte die Langhaarige noch ein paar Fragen zu seinem Manko. Es konnte durchaus sein, dass der Fluch bei Familienmitgliedern nicht wirkte, dann waren die Spiele nicht ganz so schrecklich. Aber irgendwie bezweifelte die Nixe, dass der Fluch sich nur auf den Rest der Bevölkerung bezog. Sonst würde Ciarán über diese Spiele nicht so abschätzend sprechen, wie er es gerade tat. Als er sich auch noch dafür entschuldigte, winkte die Langhaarige ab. Dafür musste er sich ganz sicher nicht entschuldigen, schließlich war es ja auch Luana die immer wieder nachfragte. Schlichtweg weil es einfach interessant und sie neugierig war. Zwar konnte nicht jedes Thema ihren Fragezwang hervorrufen, aber Ciaráns Geschichte interessierte sie eben.
Der Ball war ein ziemlich peinliches Thema zwischen den Jugendlichen geworden. Sie hatten beide mit heißer werdenden Wangen zu kämpfen, die jeder auf seine eigene Art und Weise versuchte zu verstecken. Innerlich rief sich die Langhaarige zur Ruhe, half nur nicht. Aus den Augenwinkeln konnte sie den Blondhaarige dabei beobachten, wie er seine Hand an die Wange legte und die andere in seiner Hosentasche vergrub. Die Tulpen in ihrer Hand gaben ihr auch einen gewissen Schutz, dahinter konnte man sich prima verstecken und trotzdem noch zu seinem Nebenmann schielen. Vielleicht hätte sie doch mal ihrem Bruder zuhören sollen, wenn er von seinen Eroberungen sprach und wie er es zustande brachte. Der Drang ihrem Bruder eine SMS zu schreiben, auch auf die Gefahr hin ausgelacht zu werden, stieg ins unermessliche. Erst die Stimme von dem Blondschopf riss die Langhaarige aus ihrem Dilemma. Die blauen Irden richteten sich auf den jungen Mann, als dieser zu sprechen begann und Luana konnte nicht verhindern, dass ihr Herz einen kleinen Sprung machte und die röte abermals in ihre Wangen stieg. Und als wäre das noch nicht genug, ergriff er sogar ihre Hand. Dabei hatte sie extra so sehr darauf geachtet ihn nicht zu berühren. Luana drückte seine Hand vorsichtig, als sie sich wieder in Bewegung setzten. »Du lässt los, wenn’s zu viel wird, oder?« Sie hatte nämlich absolut keine Ahnung, ob der Kontakt, selbst mit Handschuhen, ein gewisses Zeitlimit aufwies, bevor sich der Fluch bemerkbar machte. Und sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass Ciarán sich an seine Grenzen brachte. »Also nicht, dass es mich stören würde....«, nuschelte die Langhaarige, immerhin wollte sie ihm nicht das Gefühl vermitteln, dass es ihr unangenehm war, ganz im Gegenteil. Es kam allerdings doch sehr überraschend. Und eigentlich mochte die Langhaarige keine Überraschungen. Vielleicht würde sie diesen Umstand noch einmal überdenken.
Luanas Frage ließ mich für einen Moment die Unterlippe zwischen meine Zähne ziehen, während ich den Blick ganz kurz schweifen ließ. Mir war gerade aufgefallen, dass ich noch nie einer Person so viel über den Fluch erzählt hatte. Es fühlte sich nicht schlecht an und war prinzipiell auch kein Problem. Es war eher die Sorge, dass sie irgendwann erkannte, wie... nun ja... störend dieser Fluch war, die mich dazu veranlasste etwas vorsichtiger zu sein. Auch wenn ich das Bedürfnis hatte ihr jedes Detail darüber zu verraten. Einen Teil des Fluchs hatte ich ihr aber noch nicht offenbart und scheute noch immer davor es zu erwähnen. Sie wusste nur von dem Teil, dass ich die Tode der Leute erfuhr. Nicht von der Empathie, die sich bei jedem Familienmitglied anders verhielt. Aoibheann beispielsweise spürte die Gefühle anderer eher körperlich, als hätte sie einen sechsten Sinn. Für mich fühlten sie sich an, als wären es meine eigenen, nur auf einer anderen Ebene. Mór hatte mir einmal gesagt, sie würde sie ganz anders wahrnehmen. So als ob da etwas in der Luft wäre. Jedenfalls war die Empathie eingeschränkt, während das Miterleben des Todes sich auf jedes empfindende Lebewesen erstreckte, das in der Lage war Reize über eine Berührung zu verarbeiten. "Also..." Nachdenklich schloss ich nochmal den Mund, ehe ich einen weiteren Versuch startete. "Ich bin in der Lage den Tod jedes Wesens zu spüren, dass etwas wie ein Selbstbewusstsein besitzt.", erklärte ich langsam und versuchte mich angestrengt an die Wortlaute aus meinem Lehrbuch zu erinnern. Ich spielte sogar für einen Sekundenbruchteil mit dem Gedanken ihr davon ein Exemplar zu schenken, verwarf ihn aber hastig wieder, weil es zum einen ein merkwürdiges Geschenk war - wer verschenkte schon Lehrbücher? - und zweitens Dinge darin standen, die ich eventuell noch für mich behalten wollte. Wie beispielsweise die Empathie. "Dazu zählen hauptsächlich Humanoide und Tiere." Was zwangsläufig bedeutete, dass ich noch nie einen Hund oder eine Katze gestreichelt hatte. Auf dem Anwesen gab es auch sehr wenig Tiere. "Es gibt tatsächlich eine wissenschaftliche Erklärung dafür, aber ich glaube, das würde gerade den Rahmen sprengen." Nichtsdestotrotz wollte ich den Spaziergang hier im Park mit ihr genießen. Und ich war mir nicht ganz sicher, ob sie das selbst tun würde, wenn ich ihr mit Wissenschaft daher kam. "Jedenfalls ist hauptsächlich der Fluch der Grund für diese Spielregel. Wenn wir nicht in der Lage sind diesen Fluch zu unterdrücken, müssen wir Berührungen ausweichen können. Als Kind lernt man am besten, wenn man spielt." Ich zuckte mit den Schultern. "Überhaupt lernt jeder am besten spielerisch."
Die peinlichen Momente des Schweigens zwischen uns schienen mir unendlich lang. Trotzdem war ich froh darüber den Schritt gewagt und sie gefragt zu haben. An dem Abend des Mittsommerballs wäre sie also an meiner Seite, nicht an der eines anderen. Ich hielt mich nicht für einen eifersüchtigen Kerl, aber die kurze Vorstellung sie an der Seite eines Mitschülers zu sehen missfiel mir ein wenig. Nun drückte sie aber meine Hand, nachdem ich ihre genommen hatte. Ich nahm das als Zeichen dafür, dass sie nichts dagegen hatte, wagte aber nicht zu hoffen, dass es ihr auch gefiel. Man sollte sich ja bekanntlich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ihre Rücksicht wärmte mir für einen Moment das Herz und ich lächelte sie an, als sie mir versicherte, dass es sie nicht störte meine Hand zu halten. Noch immer erstickte ich jede Facette meiner Empathie im Keim, wollte jeden Funken meiner Gefühle auskosten, wenn ich mit ihr allein war. Dass ich etwas Angst davor hatte zu erfahren, wie sie sich gerade fühlte, war nochmal etwas anderes, auch wenn ich niemals glauben würde, dass sie mir irgendwas vorspielte. Trotz allem würde ich jede Lüge schmecken. Egal unter welchen Umständen. Egal, ob ich es wollte oder nicht. "Es wird nicht zu viel.", versicherte ich ihr und spürte, wie sich das Gewicht auf meiner Brust etwas hob. "Das funktioniert nur bei direktem Hautkontakt. Das hat was mit Reizübertragung zu tun." Schlichte Biologie, auch wenn es in Verbindung mit einem Fluch vielleicht etwas abwegig klang. "Aber mal langsam genug von mir.", versuchte ich nun doch ein wenig abzulenken. Ich hatte das Gefühl die ganze Zeit nur über mich zu sprechen. "Was ist mit deiner Familie? Wir haben nie so wirklich über sie gesprochen." Neugierig schaute ich sie an, während mir allerlei Dinge durch den Kopf gingen, die einer freudigen Hoffnung entsprangen, die ich gerade nicht weiter ausloten wollte. Ich wollte jedenfalls nicht, dass sie dachte, ich hätte kein Interesse an ihr.
Gespannt lauschte die Langhaarige seinen Erklärungen. Der Fluch machte selbst vor Tieren nicht halt. Das war doch wirklich zum Mäuse melken. Doch Mitleid mit dem Blondschopf zu haben, machte seinen Fluch leider auch nicht besser. Aber es schien auf alle Fälle so, dass sich seine Familie und er selbst natürlich damit arrangiert hatten, es blieb ihnen auch gar keine andere Wahl. Daher war es doch recht spannend, wenn er davon erzählte, wie er damit umging. Allgemein fand es die Nixe sehr interessant, etwas über seinen Fluch zu erfahren. Dieser Fluch war doch sehr ungewöhnlich. Möglicherweise ging ihm die ständige Fragerei ihrerseits aber auf die Nerven. Wobei sie ihn so einschätze, dass er schon sagte, wenn ihm etwas nicht passte. Daher schob sie diesen Gedanken doch recht schnell wieder beiseite und konzentrierte sich darauf die Röte in ihren Wangen zu vertreiben und gar nicht mehr aufkommen zu lassen. Aber damit sie ihm nicht doch noch irgendwann mit ihrer Fragerei auf die Nerven ging, ließ sie das Thema des Fluchs vorerst fallen.
Die Stille die sich ausbreitete, fand die Langhaarige allerdings nicht unangenehm. Es half die Gedanken ein wenig zu sortieren und sich zu sammeln. Die Tatsache, dass Ciarán noch immer ihre Hand hielt, erschwerte allerdings das Vorhaben. Gedanklich ermahnte sich die Meerjungfrau. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass ein Junge ihre Hand hielt. Aber der Blondschopf war immerhin etwas Besonderes. Die Wärme die von seiner Hand ausging, durchströmte die Langhaarige. Es war jedenfalls schon eine ganze Weile her, dass ein Junge, die sie auch mochte, eine solche Initiative ergriff. Daher konnte ein wenig Genießen nicht verkehrt sein. Die Stille wurde durch die Worte des Jungen unterbrochen und ein verlegenes Lächeln konnte sich Luana doch nicht verkneifen. Ciarán versicherte ihr, dass es nicht zu viel wurde ihre Hand zu halten, schließlich war es kein direkter Hautkontakt. Davon waren sie wohl meilenweit entfernt. Und das würde sich wohl so schnell auch nicht ändern. Aber das war okay. Weniger okay war die Tatsache, dass es jetzt um Luana ging. Ihr Leben war alles andere als spektakulär, wenngleich nicht eher langweilig, das wollte wirklich niemand wissen. »Da gibt’s auch nicht wirklich viel zu sagen. Meine Familie besteht aus meinen Eltern und meinem Zwillingsbruder.«, gab die Langhaarige bekannt. Das Thema Familie war wirklich langweilig. »Habe keine allzu große Familie aufzuweisen. Und daher auch nicht so viel zu erzählen, wie du. Also..ich liebe meine Familie keine Frage, aber wir sind doch sehr gewöhnlich.«, gestand die Langhaarige und wandte ihren Blick dem Blondschopf zu. Klar gab es genügend Anekdoten zu erzählen. Da fand die Langhaarige Ciaráns Familienstory viel spannender. »Ich versteh' mich ziemlich gut mit meinem Bruder, er heißt Tylor. Er spielt sich allerdings zu gerne als mein Beschützer auf, weil er ein wenig älter ist als ich. Das hat auch schon zu peinlichen Momenten geführt.«, grinste die Rosahaarige und dachte für einen kurzen Moment an ihren Bruder. »Ich bin ziemlich schlecht darin, über mich zu erzählen. Tut mir leid.«, entschuldigte sich die Nixe bei dem Blondschopf. Sie war sich auch nicht sicher, was sie alles erzählen sollte, ohne dass man sich langweilte. Und die Langhaarige war auch niemand der wie aus dem Nähkästchen plauderte und gleich alles von sich preisgab.
Nachdem es mir gelungen war das Thema von mich auf Luana zu lenken, um etwas mehr über sie zu erfahren, wartete ich geduldig auf ihre Antwort und ließ ihr die Zeit, die sie benötigen würde, um ihre Gedanken in Worte zu fassen. Was sie erzählte, klang für mich nach einem sehr entspannten Familienleben, auch wenn es mich ein wenig überraschte, dass sie einen Zwilling hatte. Einen Bruder. Irgendwie hatte ich damit nicht gerechnet. Tylor, also... Auf ihre Entschuldigung hin drückte ich vorsichtig ihre Hand. "Ich glaube nicht, dass man schlecht darin sein kann etwas zu erzählen. Wenn man nicht weiß, worauf genau man eingehen soll, ist das nun mal nicht einfach." Vorsichtig warf ich ihr einen kleinen Blick zu und fragte mich einen Moment, ob es ihr unangenehm war über ihre Familie zu sprechen. Aber wenn das so wäre, würde sie mir das sicher sagen. "Es ist schön zu hören, dass du eine enge Bindung zu deinem Zwilling hast. Seht ihr euch sehr ähnlich?" Meines Wissens nach war es ja nicht möglich, dass Zwillinge mit unterschiedlichem Geschlecht eineiig waren. Demnach sahen sie auch nicht immer identisch aus. Ein wenig hatte mich ihre Erzählung ja an Aoibheann erinnert, zu der ich immerhin auch ein enges Verhältnis hatte. Zwar war sie nicht meine Zwillingsschwester, sondern ein paar Jahre jünger, aber das Alter war in meiner Familie sowieso nur eine Variabel, die wir meistens gekonnt ignorierten. "Ich kann aber verstehen, warum er sich als dein Beschützer aufspielen könnte.", bemerkte ich und neigte den Kopf ein wenig. "Ich hab eine hinreißende jüngere Schwester." Das sollte eigentlich alles sagen. Dass ich nicht näher darauf eingehen wollte lag allerdings eher daran, dass ich das Thema nicht wieder auf mich lenken wollte sondern weiterhin versuchte etwas aus Luana herauszukitzeln. "Ich kann also gut nachempfinden, warum er sich um dich kümmern möchte." Dass die beiden Frauen, Luana und Aoibheann, beide hinreißend waren, legte dem ganzen natürlich noch eine Schippe oben drauf. Um Schwestern musste man sich kümmern. Um die liebenswerten ganz besonders.
Luanas meerblauen Irden wanderten wieder zu dem Blondschopf, als er vorsichtig ihre Hand drückte. Es schien ihn wohl nicht zu stören, dass sie nicht wie aus dem Nähkästchen über ihre Familie plauderte. Was er auch mit dem nächsten Satz bestätigte. Direkte Fragen beantworte die Langhaarige wesentlich leichter, als selbst einen Abschnitt aus ihrem Leben zu erzählen. Zumal man den Zuhörer ja nicht Langweilen und möglicherweise in den Selbstmord treiben wollte. Wobei dazu genügte bei Ciarán direkter Hautkontakt. Es wäre zwar kein Selbstmord, aber trotzdem der Tod höchstpersönlich. Diesen Fluch fand die Langhaarige noch immer spannender als alles was sie aus ihrem Leben erzählen könnte. Zumal sie auch kein Leben unter Wasser geführt hatte, so wie man es von Meermenschen eigentlich erwartete. Somit war ihre Kindheit regelrecht normal und trivial gewesen. Die Frage nach der Ähnlichkeit ihres Zwillingsbruders ließ die Nixe kurz auflachen. »Lass mich mal kurz überlegen.«, forderte sie den Blondschopf auf, gerne hätte sie sich in eine Denkerpose geschmissen, aber zum einen wurde ihre Hand von Ciaráns gehalten und zum anderen hatte sie den Strauß Tulpen in der anderen. »Sehr ähnlich würde ich jetzt nicht sagen, aber eine gewisse Ähnlichkeit ist schon vorhanden. Außer mein Bruder ist mal wieder der Meinung seinen Haaren eine neue Farbe zu verleihen.«, antwortete sie nach der kurzen Denkpause. Tylors Haare hatten bislang mehr Farbe gesehen als irgendein Haarschopf in ihrer Familie. Der Junge war eben nicht sonderlich stolz auf seine rosa Haarpracht, wobei ihm die Farbe trotzdem gut stand. Bestätigen auch immer wieder die Schreichöre der Mädels. Darüber konnte die Meerjungfrau nur den Kopf schütteln. »Er steht nicht sonderlich auf seine rosa Haare. Die haben wir nämlich beide und auch die blauen Augen.«, eröffnete sie ihren Zuhörer die Ähnlichkeiten. Vielleicht waren gewisse Gesichtszüge, Gestik und Eigenheiten ebenfalls gleich, aber das konnten wohl nur ihre Eltern und ihre Freunde bestätigen oder eben verneinen. Trotzdem wollte sie ihren Bruder nicht eintauschen und hin und wieder einen Beschützer an der Seite zu haben, war auch nicht verkehrt. Hatte auch schon seine Vorteile gehabt. Daher freute sie sich darüber, dass auch Kiri so jemanden aufzuweisen hatte. Seine Schwester. Luana hatte bislang zwar gewusst, dass er eine Schwester hatte, aber weder das sie jünger noch hinreißend war. »Wie viel jünger ist sie denn?«, stellte sie ihm die Frage, die ihr gerade auf der Zunge lang. »Also .. das heißt jetzt nicht, dass ich nicht von mir erzählen möchte. Aber deine Lebensgeschichte ist einfach spannender.«, entschuldigte sie sich mit einem schiefen Grinsen, da sie bereits das Thema wieder einmal auf Ciarán gelenkt hatte. Es war ebenso wie sie sagte. Sein Leben mit dem Fluch war einfach ungewöhnlich.
out: Bemerkung am Rande: Der Name "Aoibheann" wird I-VEN ausgesprochen. Wie das englische Wort even.
Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich glaubte fast, ich würde gar nicht genug davon bekommen können die unterschiedlichsten Emotionen auf Luanas Gesicht zu finden. Da das normalerweise mein sechster Sinn übernahm, verlor Mimik oft ihre Bedeutung. Aber ich gab mir Mühe sie ganz ohne diesen Einfluss kennen zu lernen. Jedenfalls versuchte ich mir einen Mann vorzustellen, der dieselben rosa Haare und blauen Augen hatte wie Luana, aber irgendwie hatten sie alle immer ihr Gesicht. "Gibt es ein Foto?", fragte ich, als ich ein weiteres Mal scheiterte. Dass sie bei der Erwähnung meiner Schwester näher nachfragte, zauberte mir ein breites Grinsen auf die Lippen. Nicht, um sie zu necken - naja, vielleicht weil es mir gefiel, dass sie meine Lebensgeschichte so spannend fand. Aber Hauptsächlich, weil das Thema diesmal Aoibheann war. Langsam stieß ich die Luft aus, um meine Aufregung etwas zu dämmen. "Sie ist zwei Jahre jünger." Kurz biss ich mit auf die Unterlippe, um nicht einen ganzen Redeschwall über sie zu ergießen. "Also, 15. Im Moment. Im August wird sie 16." Ich machte eine weitere Pause und erinnerte mich an Aoibheanns Frage, bevor ich losgegangen war. "Sie würde gern ein Foto von dir sehen, wenn es dir nichts ausmacht." Wenn sie was dagegen hatte, würde es eben kein Foto geben, das machte meiner Schwester sicher nichts aus. Dass ich das Foto aber auch selbst gern gehabt hätte, war ja nochmal was anderes.
Die Haarfarbe rosa mochte an sich schon recht ungewöhnlich sein, da konnte sie die Frage nach einem Bild irgendwie verstehen. Zumal es sich dabei ja auch um ein männliches Wesen mit eben dieser Haarfarbe handelte. Nicht umsonst färbte ihr Bruder seine Mähne öfter als jede Frau. Rosa war ja schließlich die unmännlichste Farbe überhaupt, wobei pink im Kurs von unmännlich vermutlich noch einen Platz vor rosa rückte und somit die unschlagbare Nummer eins war. »Ich habe sicher ein Bild von Tylor auf meinem Handy.«, gab die Langhaarige bekannt und ließ daraufhin Ciaráns Hand los, damit sie nach dem Handy in ihrer Handtasche fischen konnte. Wie bereits zuvor, überreichte sie ihm kurz ihren Tulpenstrauß, denn mit zwei Händen ließ es sich besser in den Tiefen ihrer Tasche suchen und besser nach dem passenden Bild scrollen. Während sie ihre Galerie nach einem Bild von ihrem Bruder mit rosa Haaren durchsuchte, nutze der Blondschopf die Gelegenheit die Frage zu seiner Schwester zu beantworten. Luana kam nicht umhin zu lächeln, als seine Augen regelrecht zu strahlen begannen. Es war wohl nicht abzustreiten, dass er seiner Schwester sehr nahe stand. Großer Bruder eben. Zwei Jahre Altersunterschied trennte die Beiden, was ihrem Verhältnis allerdings keinen Abbruch tat. Zwei Jahre waren jetzt auch nicht die Welt, wie es sich bei Geschwistern mit einem weitaus größeren Altersunterschied verhielt, vermochte die Langhaarige allerdings nicht zu sagen. Bis auf ihren Bruder konnte sie mit keinen weiteren Geschwistern dienen und kannte soweit auch niemanden, der einen solchen Altersunterschied in der Familie aufzuweisen hatte. Es gab vermutlich wie immer Vor- und Nachteile. Aber es brachte nichts sich weiter damit zu beschäftigen, da es die Langhaarige sowieso nicht betraf. Ein wenig verwundert schaute sie zu Ciarán als das Foto zur Sprache kam. »Wie viel hast du deiner Schwester erzählt?«, lachte Luana und stieß ihre Ballbegleitung spielerisch in die Seite. Sie wollte gar nicht wissen, welche Peinlichkeiten er mit seiner Schwester ausgetauscht hatte, das würde nur zu unmöglichen Gedankengängen führen. Wobei es sowieso schon peinlich genug wäre, seine Schwester unter diesen Umständen, zu treffen. Aber davon waren sie ganz bestimmt noch meilenweit entfernt. »Ich hab hier jetzt auch endlich ein Foto von Tylor gefunden.«, gab sie bekannt und hielt ihm bereits das Handy vor die Nase mit dem Ebenbild ihrer selbst, nur mit andere Geschlecht. »Wenn du jetzt ein Bild machen willst, musst du aber auch mit rauf.«, verlangte das Mädchen und blickte zu Ciarán. Diese Bitte war nicht ganz uneigennütziger Natur, immerhin konnte sie so das Bild ebenfalls verlangen. Ein verdammt guter Plan, wenn der Blondschopf denn mitspielte. Aber er würde Luana diese Bitte garantiert nicht abschlagen können. So schätzte sie ihn zumindest nicht ein.