Liam besitzt eine sehr geräumige Wohnung in der Stadt voller weicher, gemütlicher und möglichst billiger Möbel, falls er seine Katzenkrallen mal ausfahren sollte. Er wohnt in einem Loft, eine Wohnung die sehr hochgelegen ist. Natürlich gibt es einen Fahrstuhl, aber meistens läuft Liam die Treppen hoch. Die ganze Wohnung wird tagsüber von einem hellen Strahlen erleuchtet, welches nur durch Vorhänge zu verhindern ist, nachts sieht man die Sterne, sowie die Lichter der Stadt. Die Wohnung ist im zehnten Stock, da Liam es mag, weit oben zu sein, es erinnert ihn an das Klettern auf Bäumen. Außerdem ist es für ihn in etwa ein Stützpunkt(wegen der geräumigen Terrasse), von dem er alles beobachten kann. Liam ist nicht gerade der Typ, der seine Wohnung steril einrichtet, sondern hat öfter Sachen rumliegen, der einzige Zeitpunkt an dem die Wohnung blitzblank und aufgeräumt anzutreffen ist beim Einzug. Überall liegen Bücher, Mappen, Schnipsel, Zeitungen herum, die Regale sind ebenfalls voller alten zerfletterten Büchern. Obwohl Liam ein Bett hat, schläft er meist auf der bequemen Couch, nahe beim Fenster, um abends vor dem Einschlafen noch nach draußen schauen zu können. In seinem Kühlschrank befindet sich das, was zum Singlehaushalt gebraucht wird, Milch, Cornflakes, Wasser, Fertigzeug, und das obwohl Liam sehr gut Kochen kann. Sein ganzer Stolz ist der Tisch mit den Zähnen (siehe Bild). Ein Einzelstück, das er ergattern konnte. Nicht jeder ist hier willkommen und außerdem erwartet Liam meist auch keinen Besuch. Doch wer sich in die Höhle wagt, muss auf alles gefasst sein. Gutes, wie auch Schlechtes. Maunz!
>>Dort draußen? <<, fragte er mich, ich nickte, klar wollte ich jetzt gern dort draußen sein. Ich liebte den Regen, ich liebte es in nassen Klamotten herum zu laufen und auch, wenn meine Frisur komplett vom Regen zerstört wurde. Natürlich, aber liebte ich es am meisten nach dem Tollen und Spielen im Regen wieder Heim zu kommen und mir ein heißes Bad zu gönnen, mich anschließend in einen übergroßen Pulli zu werfen und dicke Wollsocken zu tragen. Am Kamin sitzend, dann einen heißen Kakao zu trinken und Marshmallows dazu zu essen. Lächelnd musterte ich Liam, nickte, auf seine Frage hin. >>Hätte es nicht denselben tollen Effekt, wenn ich dich einfach in die Badewanne schmeissen würde? <<, fragte er, >>Vielleicht? Vielleicht auch nicht <<, grinste ich breit und wurde sogleich von ihm ein wenig hoch gehoben, begann mich zu kitzeln, ich musste lachen, zappelte, >>Ahahaha ~ Nein Liam <<, lachte ich und versuchte ihn umzuschmeißen, jedoch hatte ich nicht genug Kraft. >>Katzen wollen nicht raus in solches Wetter <<, sagte er und schüttelte sich kurz, dann lies er von mir ab und öffnete das Fenster. Er meinte, dass er irgendwie auch gern draußen wäre und stupste meine Nase an, >>Heh! <<, rief ich erschrocken und rieb mir die Nasenspitze. Ob ich Flügel hatte wollte er wissen, stolz grinste ich, >>Jap <<, doch sie waren verborgen, seine nächste Frage war, ob es mir nun besser ging, als vorher, >>Besser? <<, ich musterte mich selbst von oben bis unten, eine ganze Weile, dabei fiel mir am ehesten meine Haut auf, die nicht mehr von Schrammen und Narben übersät war. Liam strich mir über meine Wange, lächelte, >>Schon irgendwie...<<, murmelte ich gedankenverloren und sah Liam tief in die Augen. >>Es ist schon fast alles vergessen...<<, alles, was er mir damals angetan hatte, mein Vater, der so liebevoll nach Außen schien und doch so boshaft im Innern war. Er hatte mein ganzes Leben zerstört. Trüb blickte ich schließlich zu Boden, erinnerte mich an blasse Bilder von Blut und Schmerz, von Hass und Angst, >>Nerven dich meine dauernden Frage? <<, Liams Frage unterbrach meine Erinnerung und ich war ihm sehr dankbar dafür, >>Nein <<, erwiederte ich mit einem unglaublich breiten Lächeln im Gesicht.
"Irgendwo siehst du auch gesünder aus." Und das, obwohl sie tot war. Das sollte mal jemand nachmachen. Und von BH Größe A auf Doppel D, meine Güte. Ich schüttelte den Kopf. Gedanken wie diese waren jetzt höchst unpassend. Ihr süßes Lachen war immerhin gleich geblieben. Zufrieden registrierte ich das, bevor ich ihr einen Kuss auf die Wange drückte. "Ich geh duschen. Du kannst ja derweil bleiben und wir unternehmen noch irgendwas, im Regen, in der Mittagspause.", schlug ich vor. "Oder du gehst, wie du willst." ich stand auf und drückte sie ein letztes Mal, "wäre aber sehr schade, jetzt, wo du wieder da bist.", meinte ich und ließ sie los, um vorsichtig die Treppe runterzulaufen, mir mein Shirt über den Kopf zu ziehen und ins Badezimmer zu gehen. Vor Ort entkleidete ich mich und stellte mich unter die Brause.
Huh, ich fühlte mich, als hätte ich seit dem Camping nicht mehr geduscht. Moment, das war Realität. Hoffentlich hatte ich nicht unglaublich gemieft oder so. Nach einiger Zeit [die Haarewaschen und Duschdassen beinhaltete] kam ich aus der Dusche hervor, schlang mir ein Handtuch um die Hüften und lief zu meinem Schrank, suchte Klamotten raus.
>>Irgendwo siehst du auch gesünder aus <<, sagte er, dabei war ich doch eigentlich tot, blass, mit dunklen Haaren, leuchtenden Augen und einen psychopathischen Lächeln, das sich um meine vollen lachsfarbenen Lippen schmiegte. Nachdem er mit dem Kitzeln aufgehört hatte, da drückte er mir einen Kuss auf die Wange und um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte, das war zu viel Zuneigung, für eine bloße Freundschaft. Oder doch nicht? Mit hochrotem Kopf sah ich bei Seite, sodass er mein Gesicht nicht sehen konnte, vielleicht war es ja doch normal, sich so unter Freunden ab und an mal so nah zu sein. Das kannte ich ja nicht. Jedenfalls nicht auf diese Art und Weise. Mit meinem Vater war das immer etwas anders gewesen, zwar musste ich ihm alles pres geben, musste mich vor ihm ausziehen, mich von ihm misshandeln und auslachen lassen, doch trotz allem hatte ich meinen Vater niemals hassen können, nicht bis zu dem Tag, an dem etwas geschah, das ist verdrängt hatte und mich nicht mehr erinnern konnte. Das war sicher auch gut so. Ich wusste nicht wo er war und wie es ihm ging, aber ich war froh, fort von ihm und sicher zu sein. >>Ich geh duschen. Du kannst ja derweil bleiben und wir unternehmen noch irgendwas, im Regen, in der Mittagspause <<, sagte Liam und fuhr fort, dass ich auch gehen könnte, >>Ich warte <<, meinte ich liebevoll lächelnd, wie ein Engel es eben tat und blickte ihm nach, wobei die Röte aus meinem Gesicht schwand, Liam war schon ein eigenartiger Typ.
Mit frischen Klamotten haute ich ab ins Bad. Ich wollte hier ja keinen Zwischenfall erleben, von wegen, ich zog mich gerade um und AJ lief ins Zimmer. Das wäre mega peinlich. Denn auch wenn ich irgendwo immer mehr vergaß, dass ich eher ihr Lehrer als Freund sein sollte, so bräuchten wir doch wenigstens ein wenig Distanz. Also, die Distanz, die man als beste Freunde so hatte. Und was sollte der Wangenkuss? - schoss mir in meine Gedanken. Also, daran war ja gar nichts falsch und überhaupt war das absolut platonisch. Und ihre roten Wangen? - der nächste Gedanke. Man. AJ wurde einfach schnell rot. Etwas versteinert stierte ich den Liam ohne Katzenohren in meinem Badezimmerspiegel an, atmete durch. Und was sollte das mit Gil? Wieso hatte ich ihn auch geküsst? Das war unfair, ihm gegenüber, sagte ich mir. Aber was genau war unfair? Und ich wusste alle Antworten. Ich wusste sie einfach. Den hartnäckigen Kloß im Hals schluckte ich runter, bevor ich mir schließlich mein T-Shirt überzog und die Haare föhnte. Nur ein paar Minuten später kam ich raus, ohne mir etwas anmerken zu lassen rief ich nach AJ. "Komm, gehen wir irgendwas unternehmen. Wie zum Beispiel: Dir anständige Klamotten zu kaufen. Damit kann ich dich nicht unter die Leute lassen", ich grinste, obwohl ich mich erstmal gar nicht nach Grinsen fühlte. Es gab noch eine letzte Möglichkeit: Ich bildete mir alles ein. Denn als angehender Lehrer durften mir solche Fehler einfach nicht unterlaufen, nicht?
Da es dauerte, bis sie kam, kam ich sie eben holen. Zog sie auf meinen Rücken, Huckepack, weil ich nunmal ungeduldig war, zumindest jetzt. "Du bist eine lahme Ente geworden.", lachte ich und verließ meine wunderbares zehn Stockwerke hoch-Loft, nicht ohne meine Eingangstür sorgfältig zu verschließen.
Er war also duschen gegangen, ich hörte das plätschern des Wassers in der Dusche und auch den Regen, der an das Fenster klopfte. Als Liam wieder angezogen und frisch geduscht vor mir stand, da stieg mir dieser frische Duft von Duschdas in die Nase, man roch er gut! Da musste ich schon strahlen, weil ich es irgendwie so gern mochte. >>Komm, gehen wir irgendwas unternehmen. Wie zum Beispiel: Dir anständige Klamotten zu kaufen. Damit kann ich dich nicht unter die Leute lassen <<, sagte er, da fiel mir ein, >>Die Tüte! <<, hastig und irritiert zugleich sah ich mich um, suchte nach der Tüte, in der die gekauften Klamotten lagen, doch konnte ich sie nicht finden, lag sie wohl noch unten? >>Ich hab schon was! <<, grinste ich breit, >>Nur...find ichs grad nicht <<, das Grinsen verschwand sofort. Doch ehe ich noch etwas sagen konnte, da kam er auch schon auf mich zu, hob mich auf seinen Rücken und meinte, ich sei eine lahme Ente geworden, da musste ich doch ein wenig kichern, obgleich mir nicht danach war. >>Wah! Lass mich runter ich bin viel zu schwer! <<, beschwerte ich mich und riss die Augen auf, als ich dann doch schon auf seinem Rücken saß. >>Liaaaaam! <<, es war nunmehr ein amüsiertes Knurren, weil er mich einfach nicht hinunter ließ, er ging schon aus der Wohnung und verschloss diese. >>Sag mal?...<<, begann ich meinen Satz oder eher meine Frage und legte meinen Kopf auf seine linke Schulter, >>Hättest du mich vergessen, wenn ich nicht wieder gekommen wäre?<< Während ich Liam auf den Pausenhof zusteuerte, weil wir ja über eben diesen spatzieren mussten, um zum Schultor und somit in die Stadt zu gelangen, musterte ich sein fluffiges Haar, in dem ich meine Haare vergraben wollte.
Erschöpft lief ich die Treppen hoch, dachte im Nachhinein, dass ich auch hätte mit dem Fahrstuhl fahren können. Mein Herz schmerzte. Sie hatte geweint, oder? Hatte sie geweint? Ich war der Grund dafür, dass sie sich schlecht fühlte. Aber woher hätte ich von ihren Gefühlen wissen sollen? Hatte es je eine Andeutung, nur einen Wink gegeben? Wir hatten..ja, wir hatten uns geküsst, aber das war mehr ein Spiel, eine Herausforderung als echte Gefühle gewesen, richtig?
Und selbst jetzt hatte ich nichtmal klarstellen können, was genau war. Ich wusste nur, dass ich Gefühle hatte und sie wahrscheinlich auch. Und dass wir beide das vergessen sollten. Weil ich trotz alle wohl 'zu alt' als Lehrer war.
Als nächstes dachte ich an Gilbert, und ob ich ihm davon erzählen sollte; aber er war schon wegen AJ geflohen, und an sich hatten wir [noch] gar keine Beziehung. Sollte er dann Bescheid wissen? Sollte ich von Anfang an reinen Tisch machen? Oder sollte ich ihm sagen, ich möchte noch keine Beziehung, bis ich die Gefühle für AJ vergaß? Aber ich wollte ihn. Irgendwo wusste ich das bestimmt. Ich war nur unsicher, hoffte ich.
Während dem Gedankengang hatte ich es geschafft, in meine Wohnung zu gelangen und mich unter die Dusche zu stellen. Ich wünschte mir, ehrlich Gefühle für Gilbert zu haben, und hoffte, dass es Aj gut ging, trotz allem. Aber eine Beziehung zwischen uns Beiden? Das konnte ich ihr einfach nicht geben, falls sie das überhaupt wollte.
EDIT:
Irgendwann saß ich schon, fertig gerichtet, gestyled, gewaschen, etc. auf meinem Zahntisch und starrte vor mich hin, dann auf die Uhr. Es war erst 18 Uhr, und wir hatten 20 gesagt; aber das war mir nun doch egal. Ich sprang auf - holte meine Lederjacke; steckte Schlüssel und Geld ein - ging zur Wohnungstür und hopste raus. Dann würde ich eben jetzt schon zu ihm gehen. Was auch war, ich brauchte jetzt Zerstreuung.
Und ich war ziemlich zusammengezuckt; war gerade noch doch alles harmonisch gewesen. Heho, let's go. "Keine Angst, ich bin doch da.", grinste ich, und das war wohl dick genug aufgetragen; aber falls da wirklich etwas Gefährliches im Gebüsch sein sollte, so würde ich ihn beschützen, klar. Selbstverständlich. Ich tappte sanft seinen Arm und zog ihn ein wenig weiter, damit er nicht so angewurzelt stehen bleiben würde; es war ja auch nicht weit mehr bis zu meiner Wohnung, man konnte sie bequem zu Fuß erreichen.
Und an sich, war es angenehm warm. Gil an sich war nicht unbedingt...warm...also schon so ein wenig, aber irgendwie kühl, wie alle Engel es so an sich hatten...aber ihn neben mir zu haben brachte mir ein wenig Hitze. Ich fuhr mit einem Finger an meinem Shirtkragen entlang, um ihn ein wenig zu weiten, das schwüle Wetter machte einem auch ein wenig zu schaffen, aber es ging. Ich glühte wohl nur ein wenig. Ich schloss vorsichtig die Tür zum Haupteingang des Gebäudes auf, bis dahin war noch alles in Ordnung. Der Fahrstuhl war frei, also wartete ich schweigsam darauf, dass Gil eintreten würde. Auch als wir dann vor der Apartmenttür standen, war noch alles okay, bis ich mir alle möglichen Szenarien vorstellte. Von Klamottenrunterreißen bis....ja. "Lass uns reingehen.", meinte ich entspannter als ich glaubte, zu sein und tastete nach dem Schalter der Wohnung. Ich fand ihn erst nicht, hörte dann ein Knallen. "Shit. Gilli?" Licht an, ich drehte mich nach ihm um. Uhoh.
Ja~ ich schlug garantiert wieder über die Strenge. Andererseits fühlte ich mich dieses mal nicht allzu schlimm dabei. Nicht so, wie immer. Ich schaute vorsichtig zu ihm auf, ehe ich entschuldigend nickte, ”uhm… ja“, vorsichtig zog ich die Mundwinkel hoch. Obwohl es - nein. Mir war es nun doch etwas peinlich. Ich war immerhin erwachsen und ein Mann! Und dann passierte mir so etwas~ Trotz allem blieb ich an ihm kleben wie ein Kaugummi am Schuhwerk. Doch ich folgte ihm auch brav und fühlte mich - wie bereits öfter erwähnt - wohler, wenn ich bei dieser Dunkelheit nicht alleine war. Es war irgendwie einfacher. Erst als wir wieder vor dem großen Gebäude zum Stehen bekommen waren, dachte ich wieder an die luftige Höhe, die mir bei ersten mal schon Schwierigkeiten bereitet hatte. Doch ich folgte ihm und wollte nicht weiter dumm da rum stehen. Und doch war es wieder der Fahrstuhl, der mir zu schaffen machte. Ich würde diese engen Dinger wohl nie mögen. Und wenn sie mal plötzlich stecken bleiben würden? Ich bekam einen imaginären Kreislaufzusammenbruch. Vorsichtig heran geschritten, stieg ich vorsichtig ein und hielt mich weit hinten in der Ecke. Es war durchaus eine gewisse Tortur, die ich da wieder über mich ergehen lassen musste. Aber ich wollte nun auch nicht meckern. Der für mich nun wieder feste Boden unter den Füßen und die Tür des Apartments erlösten mich doch etwas von der Angst. Außerdem war ich doch irgendwie froh darüber, dass es bereits dunkel war. So konnte ich gut damit zurecht kommen, draußen nichts mehr erkennen zu können.
Verließ ich auch ein nicken zur Bestätigung, ”ja.“ Besser, als nun hier draußen herumzustehen. Trat ich schließlich auch mit ihm ein. Was wir jedoch nicht wissen konnten, war die Tatsache, dass sich hier einige Dinge als nicht gerade nett herausstellen würden. Gab es auch schon bald einen schlagartigen knall, wodurch ich mit einem schmerzlichen Aufschlag auch auf den Boden landete. Schlagartig dröhnte mir der Kopf und das Steißbein schrie auch regelrecht vor sich hin. Der Boden war unglaublich… nicht weich. Bestimmt hatte ich mir eine kleine Platzwunde zugezogen. Glücklicherweise würde ich nicht davon sterben. Gott sei Dank… uhm, ja. Und mit dem Licht, welches Liam anschaltete, sank ich vom Versuch aufzustehen, wieder zurück. Es war doch etwas grell. ”alles… okay“, mehr oder weniger, ”ich bin nur… ausgerutscht“, krächzte ich nachträglich und versuchte nun, mich wieder ansatzweise aufzusetzen. Und ganz plötzlich fiel er mir wieder ein… der böse Blick… für einen Bruchteil einer Sekunde hatte ich ihn vergessen. Nun hatte er sich so brennend in meinen Kopf festgesetzt, dass ich eine unangenehme Gänsehaut davon bekam. Und jetzt fiel es mir plötzlich nicht mehr so einfach. …ouhhh…, jammerte ich innerlich und glaubte, dass der Rachefeldzug damit mir gegenüber gestartet wurde. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ein sehr schlechtes.
Meine Mundwinkel zogen sich nach unten. "Oh gott, tut mir leid." Er war sicher gegen irgendetwas, das von mir hier rumflog gestoßen..wie zum Beispiel. Oh. "Komm, steh erstmal auf.", ich rieb mir verschroben den Kopf, bevor ich mit der anderen Hand die seine nahm und ihn vorsichtig aufstützte, um ihn nicht wenig weiter auf einem Stuhl zu platzieren.
Ich fuhr mir über die Stirn, den Blick auf sein Schienbein gelegt; "Tut es arg weh?" Wahrscheinlich schon. Ich überlegte kurz, lief dann zum Kühlschrank und holte einen Eisbeutel heraus. Gleich nachdem ich wieder vor ihm stand, streckte ich ihm diesen entgegen; hockte mich vor ihn und versuchte sanft sein Hosenbein...hochzuschieben. "Hoffentlich knittert die Hose jetzt nicht." Die sah nicht so billig aus wie Jeans. Mjamjam, fetter blauer Fleck. "Autsch.", meinte ich und lächelte ein wenig quer, da die Verartzungen heute wohl gar nicht aufhörten.
Ich streckte die Hand nach oben, um ihm den Eisbeutel wieder aus der Hand zu nehmen, legte diesen vorsichtig auf die blaue, dunkel gefärbte Stelle, die nicht gut aussah. "Du solltest wirklich mehr aufpassen.", meinte ich ein wenig besorgt, ohne es mir groß anmerken zu lassen. Strich vorsichtig über sein Knie und setzte mich dann in den Schneidersitz auf dem Boden. Ganz brav; so wie ich es wollte.
”Ist doch halb so… wild“, ich war ja immerhin nur gestürzt und nicht gleich gestorben oder so. Schaute ich auch kurzerhand zu ihm auf, als er mit der Hand nach meiner griff, um mich wieder vorsichtig auf die Beine zu ziehen, nur, damit ich drüben auf einen der Stühle Platz nehmen konnte. Der Boden war nicht wirklich bequem gewesen, nein. Auf mein Bein gestarrt, schaute ich nach seinen Worten auch zu ihm auf, um das Knie danach auch kurz zu bewegen. Es zwiebelte etwas, war aber nicht SO dramatisch. ”…allzu schlimm ist es nicht“, ich war es doch sowieso gewohnt. Dauerte es aber nicht sehr lange und ich hatte einen Eisbeutel in der Hand, welchen ich aber kurzzeitig in die andere Hand legen musste, um die Kälte nicht Herr über meine Adern werden zu lassen. Jedoch konzentrierte ich mich mehr darauf, was er tat. Warum er vor mich hockte und meine Hose berührte. Legte sich auch gezwungenermaßen wieder ein leichter rötlicher Schimmer auf meine Wangen. Doch empfand ich ihn gerade jetzt als äußerst unpassend. Der Tatsache wegen, weil ich wieder ein schlechtes Gewissen besaß. Und dieses Gewissen hatte ausgerechnet mit ihm zutun. ”…halb so… schlimm“, murmelte ich leise der Hose wegen. Und obwohl es mich eigentlich hätte irgendwie beflügeln sollen, fehlten mir dazu die Federn, die ich nicht an meinen Knochengerüsten hatte. Vielleicht sollte ich darüber nachdenken, eine Therapie zu machen. Hoffentlich würden sie mich dann nicht wegstecken. Aber… ich war ja kein kranker Psychopath. Seiner Reaktion zu urteilen, schien mein Knie nicht allzu gut auszusehen, sodass ich es mir nun selber auch ansah. Es war verdammt… verfärbt. Aber… vielleicht mit triftigem Grund. Übergab ich ihm schließlich auch den Beutel, um wenige Sekunden später zwar etwas zurück zuzucken, es dann aber seufzend über mich ergehen zu lassen. Schloss ich auch für einen Moment die Augen und versuchte Herr über die kalt werdende Stelle zu werden. Die Röte war mittlerweile wieder verschwunden und ich schlug die Lider etwas auf, nachdem er mich am Knie berührt hatte. Doch da saß Liam schon im Schneidersitz und ich besaß wieder mein altes Muster. So sehr, wie ich es auch wollte, wie ich es zum Schluss auf dem Spielplatz war… ruhig, ausgeglichen, einfach glücklich. Wieder hatte ich meine Fehler im Hinterkopf und nun auch das wissen, dass ich jemandem nicht gerecht werden konnte. Genau das, was ich verhindern wollte. Vielleicht hatte ich… wirklich einen Fehler gemacht. Mich mit der freien Hand in der Hose festgehalten, hielt ich natürlich mit der anderen den Beutel. Schaute aber mit bedrückter Miene eben zu diesem und bewegte mit dem Finger etwas des Inhaltes. ”Liam…?”, fing ich leise an, musste erstmal die passenden Worte finden, ”dieses Malör ist nicht deine Schuld. Ich glaube, es sollte so sein.” Immerhin hatte ich jemanden verärgert und jetzt im nachhinein machte mir das ziemlich Angst. Ich war schon so vom Pech verfolgt. Aber was gab dies nun für Auswirkungen? Blieb ich auch nicht allzu lange auf meinem Platz, sondern rutschte vom Stuhl hinab, um mich nahe zu ihm zu setzen. Wanderte mein Blick nun auch allmählich paranoid wirkend umher, ehe ich mich etwas zu ihm beugte, um zu flüstern. Sollte es schließlich niemand anderes hören, außer ihm, ”…sie… hasst mich“, murmelte ich leise und suchte mit den Augen jeden erdenklichen Zentimeter ab. Blicke, die mir höllisch vorkamen - sie bedeuteten immer - für mich - das man mich hasste. So ziemlich hasste. Und das machte mir auch dementsprechend Angst. Konnte dabei schließlich so einiges passieren.