Das Krankenzimmer ist in seiner Ausstattung zwar nur sehr schlicht gehalten, dennoch können die Ärzte hier beinahe alles finden, was zu Untersuchungen und Behandlungen erkrankter oder verletzter Schüler benötigt wird, denn die Schränke sind gut befüllt. In einer elektronischen Datenbank, auf die die Ärzte jederzeit Zugriff haben, können sie auf Daten der Schüler, wie Blutbilder, Testergebnisse und Krankheitsgeschichten jederzeit zurückgreifen. Neben dem Bett, das sich zu Untersuchungen und Akutfällen direkt gegenüber dem Schreibtisch befindet gibt es in einer hinteren Ecke noch zwei weitere, die von einem Vorhang abgedeckt werden. Es kann mitunter auch vorkommen, dass erkrankte Schüler hier für ein paar Nächte untergebracht werden, um ein besseres Auge auf sie haben zu können und um Ansteckungen zu vermeiden.
Gerade war die schwarzhaarige Babylonierin Semiramis dabei ihre restlichen Sachen innerhalb einer Reisetasche zu verstauen als ein kleiner Sonnenstrahl durch das Fenster drang. Ihr Blick erhob sich ohne jede Zweifel sofort nach oben und die vorbeiziehenden Wolken zeugten von einer Bewegung des Windes. Er schien nicht stark, sondern eher schwächer zu sein als die letzten Tage. Doch die geringe Wärme der Sonne, welche sich durch das Fenster einen Weg auf Semiramis Haut bahnte erfreute sie ungemein. Es war ein Gefühl als würde jemand sie an ihrer Hand festhalten und ihren gesamten Körper mit Wärme erfüllen. Die Tür des Zimmers knarrte und Semiramis war gerade so aufgeschreckt, dass sie einen Pullover aus der Hand fallen hat lassen und sich nun zu diesem niederkniete. Sie trug einen Rock mit langen schwarzen Strümpfen darunter. Darüber hatte sie einen Pullover der örtlichen Sportvereines an und die Haare hat die Frau zu einem Dutt gebunden. Dennoch hingen einige Strähnen in voller Breite an der Seite ihres Gesichts herunter. Etwas errötet hat sie wieder aufgerichtet und schaute dann in die Richtung der Tür ob nicht vielleicht der Arzt wieder hereingetreten war?
Als er die Küste hinter sich gelassen hatte und ließen ihn seine Füße keinerlei Pause zur Entspannung: Er woltle weg von der, die seine Gedanken aufgewühlt hatte. Dieses flaue Gefühl in der Leistengegend machte es sicherlich nicht einfacher. Als er zu diesem Zeitpunkt seine Wohnung betrat, spürte er die Kälte in seinen eigenen 4 Wänden weniger. Dieses Mädchen. "Sky..". Es fühlte sich wie eine weiche Schwingung an und sofort schüttelte das Halbwesen energisch den Kopf. Er war hier um seine Ausbildung fortzusetzen und nicht um eine Liebelei mit einem fremden Mädchen anzugehen. Er verstaute die Kleinigkeiten, die er in der Stadt besorgt hatte, in die Schränke als er einen merkwürdigen Brief auf der Küchenzeile bemerkte. War jemand in sein Reich eingedrungen? Oder lag der Zettel schon bei seiner ersten Besichtigung dort an Ort und Stelle? Hoffnungsvoll nahm er den Zettel in die Hand und laß aufrichtig die fein säuberlichen Linien. "Mister Adel, wir würden sie inständig bitten nach einer Kollegin zu schauen. Sie ist weit aus gesund und doch machen wir uns von der Verwaltung regelrecht sorgen. Leider sind wir selbst verhindert und würden uns freuen, wenn sie nach der Dame sehen würden. Sie ist im Krankenzimmer des Wohnheimes untergebracht." Musternd sah er den Zettel an. Wie bitte? War er ein Laufbursche für Fremde geworden? "Mit freundlichen Grüßen, die Verwaltung." Brummte er hinter her. Natürlich, warum soltle man einem billigen Refendariant nicht mit besseren Aufgaben betuchen. Trocken knüllte er den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Er war sicherlich nicht ein Mensch, der den Willen des Schule nicht nach kommen würde und doch kam ihm ein ungutes Gefühl hinauf. Seine Kehle brannte.
Nachdem er das zufriedene Klicken seines Türschlosses hörte, Er hatte seine ägyptische Kleidung behalten, darauf bedacht das er sicher auffallen würde und so begann er den Weg in das Wohnheim. Es war ein ruhiger Spaziergang. Die Sonne schien und eine kleine Brise wehte durch seine langen Haare. Es war eine schöne Jahreszeit, doch er hatte gehört das auf Isola wohl eh besondere Wetterbedingungen herrschten. Mit seinen roten Augen suchte er die Weite der Wiese ab. Dort, ein Stückchen weiter hinauf, sah er das großes Wohnheim empor steigen. Es war das erste Mal das er das Gebäude sah und schon wusste er, das es die richtige Entscheidung war auf diesen Fleckchen Erde zu kommen. Im Hause selber fand er sich schnell zurecht. Die wichtigsten Dinge waren ausgeschildert und so führten seine Füße ihn leicht in das Krankenzimmer des Wohnheimes. Wieso war eine Lehrerin gerade hier? Und nicht in ihrer eignene Wohnung? Augenbrauen hebend sah er sich um. Hier und dort sah er vereinzelt Schüler, aber nicht Diejenige die sein Herz verrückt spielen ließ. War es übertrieben ? Ein Gedankenspiel seines so manipulierbaren Gehirnes? Er biss sich auf die Lippe. 27 Jahre war das Halbwesen alt und noch so aus der Fassung zu bringen. Unbegreiflich. Er drückte die Türklinge hinunter und öffnete die Tür ein Stück. Sie knarrte. Murrend gab der Ägypter der Tür einen weiteren Schubs. Sein Geduldsfaden war nicht sichtlich lang gewesen. Er fand eine Frau vor. Lange schwarze Haare, ein blasses Gesicht. Rock und ein seltsamer Pullover. Örtlicher Verein? Irgendwie hatte er sowas doch schonmal gelesen.
Er trat einige Schritte ein und sah wie die Wangen der Fremden erröteten. Hatte sie den Arzt erwartet? Er zuckte die Schultern. "Guten Morgen." Wie sie hieß, wusste er nicht. Eigentlich wusste er gar nichts. Sparlich begutachtete er das Krankenzimmer. Es war..Nett. Reichlich ausgestattet für ein Krankenzimmer eines Wohnheimes. Hinter Ihm fiel die Tür zu. "Nun, die Verwaltung schickt mich. Sie seien wohl..Krank?" Doch so krank sah die Frau sicherlich nicht aus. Sie war Hübsch, der Dutt war locker gebunden und einige Strähnchen hingen an ihrem Gesicht herab. Seine Augen musterten den Körper der Dame. Er soltle sich doch ein wenig schämen. "Ach..wo bleibt mein Anstand. Ich bin Marik, Refendariant an dieser wundervollen Schule." Doch sein Gesicht zeigte keinerlei Regung eines Lächelns. Es war einfach.. ausdruckslos. Was diese Frau wohl an solch einem Ort brachte?
"Oh? Gu-Guten Morgen!", stieß die junge Frau von sich. Schon beinahe klang es verlegen und der kleine hochgetönte Piepser als sie erschrack, welcher doch attraktive junge Mann durch die Tür trat, gab dem sonst so blassen Gesicht ein wenig rötliche Färbung. Semiramis schaute langsam, verlegen und peinlich berührt an sich herunter. Was der Mann vor ihr wohl dachte? Vielleicht, dass eine solche Szenerie doch Clicheehaft ist? Oder war es etwa der Aufzug in welchem sie ihm gegenüber stand? Etwas unsicher biss sie sich auf die Unterlippe und schaute im Raum umher um doch auf andere Gedanken zu kommen. Gedanken die wohl schnell die Rötungen aus ihrem Gesicht verschwinden ließen. Es lag doch wohl auch auf der Hand, dass die sonst so gelassene und 'erwachsene' Semiramis - sich in die Ecke gedrängt fühlt. Alleridngs nicht auf die sonst so typische Art und Weise, sondern mehr gefühlmäßig. Wie sollte sie sich denn aus dieser Sache hier rausreden?
"Marik..", flüsterte sie einen kurzen Moment nach seiner Vorstellung nach. Ein schöner Name. Der Wächter des Pharao oder auch der Stolze. Seine Eltern legten wohl eine sehr traditionelle Namensgebung in den Vordergrund. Sie schmunzelte doch das war nicht von langer Haltbarkeit. Eltern waren der Frau in ihren jungen Jahren verwehrt gewesen und sie selbst hatte nie die Möglichkeit bekommen Kinder zu zeugen. Fast unbemerkt hatte sie ihre Hand auf die Stelle des Bauches gelegt wo ein normal sterblicher, weiblicher Mensch sein Kind tragen würde. Doch ihr Blick blieb auf dem jungen Mann. Sie schüttelte ihre Trauer spielerisch zur Seite und legte den Kopf etwas schräg. Auch wenn er nicht lächeln würde, was Semiramis nicht all zu sehr störte, so würde sie dem nicht gleichtun. "Das ist ein wirklich sehr schöner Name.". Schnell bund sie sich den Pullover als Umhang um die Hüfte herum und griff nach ihrer kleinen Tasche, welche sie typischerweise auf die Schulter hing und ging auf Marik zu. "Es freut mich dich kennenzulernen, Marik. Mein Name ist Semiramis und ich lehre hier an der Schule Musik und Inselkunde.", stellte sie sich vor und wollte sogleich auf die nächste Frage antworten. "Ehhh... wer hat dir.. Oh, darf ich dich denn dutzen? Oh ich hab es ja schon wieder getan! Oh, verzeih mir.. ich meine.. ach was mach ich denn nur..", seufzte die schwarzhaarige und atmete einmal tief ein und aus.
"Ich bin sogesehen ohne Erinnerungen aufgewacht als ich erschienen bin. Früher zu Beginn meines zweiten Lebens waren es mehr als heute. Doch vor einiges Tagen habe ich wieder einen doch intensiveren Einblick in mein altes Leben erhalten und bin deswegen zusammengebrochen. Der Arzt, welcher hier arbeitet war auch jener Mann mit dem ich diese Thematik durchgebissen habe und so bot er mir an hier zu bleiben für ein paar Tage..", sagte sie und reichte ihm die Hand. "Aber das ist ja alles nur halb so wild. Auf gute Zusammenarbeit, Herr Marik!", sagte sie mit einem ehrlichen Lächeln auf ihren Lippen.
Als sie seinen Namen wisperte, stellten sich seine Nackenhaare auf. Verdammt was war bloß heute los mit Ihm? Er zog die Augenbraue nach oben und musterte die Frau erneut. Nun sie war etwas seltsam. Ihre Hand folgte auf ihren Bauch gelegt. Welchen Gedankengang sie wohl verfolgte. Sekundenweise war die Frau abwesend. Doch ehe er sich versah, war sie wieder in der Realität. Hier bei Ihm. "Dankeschön." Sein Name, war sicherlich ungewohnt in der heutigen Moderne und doch freute es den Ägypter das man ihn mochte. Selten bekam er zu hören, das sein Name eine Schöhnheit war. Er betrachte die Frau, die sich als Semiramis vorstellte. Er musterte die Frau, was wahrscheinlich schon ein Bild der Götter da stellte. Er ging mit leichten Schritten auf die Frau zu und nahm ihre Tasche. Sie sollte sich nicht über anstregend. "Nun Semiramis. Dein Name hat sehr wichtigen Hintergrund. Im Orient ist der Name bekannt als Heldin." Er würde ihr keine Komplimente machen. Dafür war er nicht der Typ. Er war einer, der gerne schwieg. Die Ruhe genoss und sichtlich nicht begeistert wirkte einer Fremden die Tasche zu tragen. Doch er tat es. Weil er eine gute Erziehung genossen hatte. Weil er gebeten wurde. "Was haltet ihr, wenn ich euch Ira nenne. Zwar seit ihr dann keine Heldin mehr, aber eine griechische Frau meinte einst zu mir, das der Name der Frieden bedeutete und ihr seht mir nach Frieden aus." Ein kleines Lächeln schmeichtelte auf seinen Lippen. Sicherlich war seine Satzfolge verwirrend oder vielleicht auch überheblich. Doch er gab Menschen gerne Spitznamen. Er konnte es sich besser merken und mann würde sich die Zunge beim Aussprechen nicht brechen. Wahrlich verwirrt war die Frau dennoch. Er war über die Grenze geschlagen. Sie wirkte schüchtern und verwirrt. Doch er hörte ihr auf einer Weise zu, die nur Erwachsene verstanden. Die Frau vor ihm war nicht so schlagfertig wie das Mädchen an der Küste. Sie war..reifer. Verwirrt über seine eigenen Gedankenflüsse seuftze der Mann und schulterte die Tasche. Sie war nicht sonderlich schwer und vielleicht war es Übertrieben das Hab und Gut einer Fremden zu nehmen und doch war es sein Gewissen welches beruhigt war. Ira hingegen wirke weiterhin verlegen und stammelte einige Wörter vor sich hin. Es war eine Schwierigkeit dessen zu folgen und doch fand der Ägypter es auf einer Weise süß wie sie versuchte ihre Worte zu finden. "Natürlich, immerhin sind wir Kollegen." Er zuckte mit den Schultern und versuchte der Dame ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Sie brauchte in seiner Gegenwart nicht schüchtern sein, auch wenn er ein gutes Aussehen besaß. "Immer mit der Ruhe, wir haben es ja nicht eilig. Ich werde an dieser Schule Rassenkunde und Runologie unterrichten. Wir werden uns also nocht Öfters über die Flure begegnen." In diesem Moment wandte sich das Halbwesen von deiner Gesprächspartnerin ab und ging zu Tür, drückte die Klinke nach unten und das bekannte Knarren kam zum Vorschein.
Auf seine Frage hingegen, ließ er die Klinke wieder los und die Tür fiel wieder in ihr ehemalige Ausgangsform zurück. Überrascht drehte er sich um und sah Ira in die Augen. "Ein zweites Leben? Das klingt..interessant." Sein Interesse war wahrlich geweckt und doch woltle er der Frau sichtlich nicht zu nahe treten. Er hatte einen Auftrag, mehr nicht. Und doch war es ihre Bestimmung die ihn interessiert. Warum erlebte ein Mensch zwei mal das Leben? Er folgte ihren Worten und nickte. "Das scheint eine schwere Bürde zu sein. Ich würde ungerne Erinnerungslücken in meinem Kopf vorfinden wollen." Es war ein versuchter Trost, auch wenn er keinerlei Ahnung hatte ob es funktionierte. Er glaubte ihr nicht. Er wusste das es sich beschäftigte das sah er in ihren Augen. Doch er nickte nur und erhielt die Fassade aufrecht. "Wenn Du möchtest bringe ich dich nach Hause. Oder doch erst mal etwas zu Essen? Ich denke Krankenzimmeressen ist nicht ein Highlight worauf man sich als Lehrkraft wünscht." Dieses mal trat er an die Tür und öffnete sie und hielt sie auf. Er hoffte inständig das die Frau in Stande war selbst ständig zu laufen, immerhin wollte er sie nicht tragen. Zu viele Frauen an diesem Morgen. Dessen war er sich klar.
Sie legte ihren Kopf leicht verspielt zur Seite und setzte ein kindliches Lächeln auf. Es freute sie, dass Marik dieses von irh ausgehende Kompliment angenommen hat und es wohl nicht als spielerische Freundlichkeit empfindet. "Mhh..", murmelte sie. Für einen kurzen Augenblick überdachte sie dieses Wort: Heldin. Wofür stand es? War es nicht ein Symbol der Hoffnung und der Freude, dass Menschen und andere Wesen als ihr Vorbild betrachteten und es ehrten? Alles woran sich Semiramis in diesem Momemt erinnert war dieser hell erleuchtete Raum, gefüllt mit Menschen. Sie alle jubelten und hoben ihre Hände. Aber Semiramis war es nicht die dort gefeiert wurde, selbst als sie auf diesem Thron saß. Ein Blick auf ihre Hand und es wra wieder alles ganz frisch. Warmes Blut, ihr Blut an ihren eigenen Händen und ein Schmerz im Bauch. Wieder legte sie ihre Hand auf den Bauch, doch dieses Mal war ihr Gedanke nicht das Geschenk des Lebens, sondern der Mord ihres Ehemannes an ihr. ".. ich meine, dass wusste ich gar nicht?", stellte sie sich unwissend und ignorierte kurze Zeit darauf wieder die Fetzen ihrer Vergangenheit - ihres alten Lebens. Sie schüttelte jegliche negativen Gefühle von sich und begann sich völligst auf ihr Gegenüber zu konzentrieren. "Ira, was?", sie lächelte verlegen und akzeptierte mit einem raschen Kopfnicken. Es war schon beinahe peinlich wie schnell sie ihren Kopf bewegte. Die Färbe, welche das sonst so farblose Gesicht zeichnete, schien an gewissen Stellen äußert intensiver zu sein. Semiramis war ein reines Gefühlsbündel und in den zwei Jahren, welche sie sich hier befand nur einmal so eine Scham und eine solche Verlegenheit gegenüber einer Person gespürt. Die sonstige Apathie unter welcher sie zu leiden scheint, plötzlich weggespült und durch die schönsten und reinsten Gefühle dieser Welt ersetzt worden zu sein. "Ich finde diesen Namen schön. Er gefällt mir, wirklich.", antwortete sie dann auf seine Frage und behielt dieses glückliche und freundliche Lächeln auf ihren schmalen rosa Lippen bei.
Die Fächer, welche Marik nannte waren schöne Fächer zum Unterrichten gewesen. Sie hatte oftmals beobachtet, sogar beneidet, dass die Schüler zu älteren Ruinen während des Runologie Unterrichts gefahren sind und manchmal mit kleineren Andenken zurück gekommen sind. Einmal da brachte ein Schüler aus der Oberstufe, sogar ein kleines Gefäß mit, dass heute auf Semiramis Schreibtisch im Lehrerzimmer steht. Sie hatte sich zu dieser Zeit sehr darüber gefreut. Denn außer den Fundstücken, welche ihr Mentor ihr damals brachte, war auch Platz - nein sollte auch Platz für viele Sachen von den Schülern sein. Semiramis ist und bleibt einfach eine entgegenkommende Person und sie wird sich auch immer die Zeit nehmen, falls jemand Probleme hat. Ob es nun ihre Aufgabe ist oder nicht.
"Oh, wie aufmerksam..", wisperte sie und sah erfreut dem Mann nach, welcher ihre Tasche entgegen nahm und sich zur Tür drehte. "Es ist manchmal schwer zwischen dem hier und dem jetzt zu unterscheiden..", sagt sie in einem dann doch nüchteren Ton. Sie war sich plötzlich unsicher, was gerade hier geschah. Sie hatte kurzzeitig Angst verspürt. Eine Angst wieder dorthin zu kommen, wieder die Person zu sein, welche ermordet wurde - was hat sie nur getan, dass man sie hinrichten wollte? Sie biss sich auf die Lippe. Ein Ausbruch der Tränen, welchen sie damit schnell untermauern wollte, konnte sie gerade noch im letzten Moment verhindern, doch man konnte es ihr in gewisser Weise schnell anmerken, dass es sie beschäftigt. "Ich lade dich auf einen Kaffee ein! Trinkst du denn Kaffee? Oder magst du eher Tee?", schnell und hastig überspielte Semiramis ihre Probleme und öffnete sich gänzlich dem Mann ihr gegenüber. Seine Wärme war deutlich spürbar. Sie waren knapp einen Meter von einander getrennt und irgendwie hatte sie sich wohlgefühlt. Auch wenn sie sich wie ein kleines Mädchen benimmt und manchmal gar nicht so richtig weiß, was sie nun sagen sollte um sein Interesse zu wecken. Ob er wohl Single ist? Denn gerade blöd scheint er ja nicht zu sein.
Es war ihre Mimik, die Sie verriet. Er hatte dieses Glitzern in ihren Augen gesehen. Als würde sie mit ihren Gefühlen ringen. Er verstand nicht viel von den Frauengefühlen. Immerhin war seine Mutter nicht gerade ein Beispiel welches man aufführen sollte. Ihre Gefühle hatte der jünge Ägypter auch nie verstanden. Es war sichtlich anstregend für Ihn mit dieser Situation umzugehen. Er wollte seine Lippen öffnen, aufmunternde Worte sprechen - doch es blieb aus. Er schwieg und schloss die Lippen wieder. Er beobachtete wie sie sich gab. Ihre Züge waren weich und wenn er es nicht besser wüsste, hatte sie Angst. Aber vor was? Er biss sich auf die Lippen. Er hatte keinerlei Geduld für so viel Gefühlsdrama und doch war es sein Beschützerinstinkt was in seinem Inneren Unruhe stiftete. Er nickte und verstand. "Nun, das ist verständlich. Oftmals vermischen sich Gefühle von Damals mit Denen von Heute. Sicherlich ist es oft die selbe Situation oder eine Ähnliche." Wie ein Déjà-vu war es förmlich zu vergleichen. Er seuftze. Es würde ein langer Tag werden und doch folgte er seiner Kollegin. Er war sich auch ihrer Musterung bewusst. Er wusste das er eine gewisse Aura austrahlte, doch er hielt die Fassade aufrecht und steuerte mit der Frau den Speisesaal an. "Ich denke, ein heißer Tee würde uns Beiden gut tun." Als Beide die Cafeteria erreichten und er Gentleman-Like einen Stuhl vor zog damit sich Semiramis setzte, verabschiedete er sich kurzerhand in die Küche um beiden eine heiße Tasse Tee zuzubereiten. In der Mensa selber war eine gewisste Ruhe eingekehrt. Nur noch wenige Schüler waren hier und aßen die Reste ihres Frühstücks. Das Buffee war schon lange abgeräumt und die ersten Vorbereitungen für das Mittagessen wurden vorbereitet. Die ältere Dame und Herrin des Speisesaals sah ganz entzcükt dabei zu wie Marik den Tee aufbrühte und sich bedankte. Danach ging er mit leichten Schritten wieder dorthin wo er Ira zurück gelassen hatte und setzte sich gegenüber. "Es ist schwarzer Pfefferminztee. Ich hätte nie gedacht das die Herrin des Speisesaals sogar ägyptischen Tee hat." Er wirkte sekundenweise begeistert und wusste das Minztee die Sinne beruhigte, etwas was Semiramis definitv gebrauchen könnte.
"Nun, liebste Ira. Ich denke das deine Erinnerungen irgendwann vollständig wiederkehren werden." Noch nie hatte er über solch einen Fall gehört. Von einem zweiten Leben. Vielleicht erinnerte Sie sich nur nicht Richtig und war in eine Art Schlaf gefallen? Fragen, die der Lehrer gerne beantwortet hätte. Er war Neugierig, immerhin war er ein Rassenkundelehrer und somit war diese 'Entdeckung' sicher eine gewisse Erweiterung seiner Fachkenntnisse und doch war er kein Psychologe. "Vielleicht mögen einige Erinnerungen Grausam sein. Aber die Ein oder Andere ist vielleicht Friedlich. Und diese sollten wir Schätzen. Egal aus welchem Leben sie stammen." Hatte er überhaupt die Befugniss über ihre Geschichte zu urteilen? Ihr zu erklären wie man mit Erinnerungen umging? Seine Gedanken kreisten. Wahrscheinlich würde Sie ihm gerne in diesem moment die Meinung geigen. Ihm den Tee um die Ohren werfen. Frauen waren so gestrickt. Sie waren emotional und nahmen sich fast Alles zu Herzen. Er hatte es nie anders erfahren. Er hatte seine beste Freundin im Stich gelassen und dabei mit ihren Gefühlen gespielt. Er war damals nicht für eine Beziehung geeignet. Sie wollte mehr, er nicht. Er war einige Minuten in seinen eigenen Gedanken versunken als er langsam den Löffel in seiner Teetasse bewegte. Was konnte er tun das diese Frau vor Ihm sich besser fühlte? War er überhaupt in der Lage, ihr das Leben einfacher zu machen? Es war dieses Gefühl in seiner Brust. Ein Beschützerinstinkt. Eine fürsorgliche Ader hatte er auch geerbt. Wahrscheinlich wollte die Verwaltung genau aus diesem Grund das ER sich um Ira kümmerte. Doch wann würde er die Grenze überschreiten. Er starrte weiterhin auf seine Teetasse als er wieder die Stimme erhob. Die Stille war mittlerweile Unerträglich geworden. "Wenn du möchtest, kannst du mir erzählen was vorgefallen ist. Egal um welche Uhrzeit. Ich gebe dir gerne meine Telefonnummer. Ich meine wenn du jemanden zum Reden brauchst." Er lehnte sich in diesem Moment zurück. Er wusste nicht was ihn geritten hatte, seine Gedanken zu offenbaren. Und in diesem Moment zog er die Mauer in seinen Gedanken wieder hoch. Wann war sie gefallen? Dieses Mädchen...am Strandt. Verdammt.
Sie lächelte und ging voraus als die knarrende Tür durch Mariks Zug geöffnet wurde. Ob er es wohl auch bemerkt hat, dass man der Tür mal etwas Pflege nachstellen sollte? Als sie das Krankenzimmer verlassen hat und nun den hölzernden Gang zum Speisesaal antrat, musste sie immer und immer wieder nach hinten schauen. Sich vergewissern, dass ihre Begleitung nicht weit von ihr entfernt war. Sie wollte es irgendwie auf das Gefühl schieben, dass falls ihr etwas passieren sollte, er sie sofort wieder in das Zimmer bringen konnte. Doch als in ihr ein Konflikt dieser Realität in den Sinn kam und sich etwas gänzlich anderes breit machte, lief ihr Gesicht rot an. "Nein nein nein, so ist das nicht...", flüsterte sie vor sich hin und ballte ihre Fäsute um sich die schwarzlackierten Fingernägel in die Händflächen zu stoßen. Naiv oder nicht, aber der kleine stechende Schmerz half ihr dabei schnell auf andere Gedanken zu kommen.
Die Antwort des Doktors kam zum Glück schneller als erwartet. Bereits wenige Minuten nachdem sie die Terrasse verlassen hatten gab das Handy des Erziehers einen Nachrichtenton von sich. „Jetzt beruhig dich doch, es ist ja nichts weiter passiert.“ Mit einem etwas angestrengten Lächeln drehte er sich zu ihr um und sah sie aufmunternd an. Dem Mädchen war selbst bewusst, dass sie übertrieben hatte. Es gab also keinen Grund, noch weiter darauf herum zu reiten. Zumal sie mittlerweile gemerkt haben sollte, dass ihn die ganze Situation ziemlich stresste. Da halfen auch ihre tausend Entschuldigungen nichts. Natürlich hatte sie das alles nicht gewollt, doch in dem Augenblick als sie im Himmel war, machte das einen ganz anderen Eindruck. Mit etwas Mühe schob Jake diese Gedanken beiseite und versuchte vorerst, die vergangenen Minuten zu verdrängen. So lange, bis sie dem Doc erklären müssten, was denn überhaupt passiert war.
Erst als sie die Tür zum Krankenzimmer erreicht hatten ließ er Ivys Handgelenk wieder los, um an die Tür klopfen zu können. Da nach dem dritten Anklopfen noch immer keine Antwort kam, öffnete er die Tür einen Spalt und lauschte einige Sekunden. Stille. Es schien noch niemand da zu sein, das war aber nicht weiter schlimm. Dann störten sie auch niemanden. Sich kurz zu der Kleineren umdrehend öffnete der Vampir die Tür nun komplett und trat ein. Das Krankenzimmer war nicht sehr groß, schien jedoch mit dem Nötigsten ausgestattet zu sein. Sich auf dem Stuhl niederlassend deutete der Schwarzschopf zum Bett. „Setz dich lieber.“ Das Humpeln war ihm keinesfalls entgangen, doch hatte er mit dem schmerzenden Handgelenk nicht gerade Lust dazu, das Mädchen zu tragen. Und sie hat es selbst ja doch ganz gut geschafft. Grübelnd sah er sich im Raum um, überlegte, was er ihr nun am besten sagen sollte. Sie hatte doch zuvor von einer Kette gesprochen, die ihr bei der Verwandlung helfen sollte, oder? Vielleicht würde es ihr ja helfen, wenn sie diese zurück bekam? „Sag mal, wegen deiner Kette“, er machte eine kurze Pause und sein Blick stoppte bei ihr. „Weißt du, wo du sie verloren haben könntest?“ Auch wenn die Chancen gen Null gingen, sie wieder zu finden, so konnte die Suche nach ihr vielleicht beim Verarbeiten des Todes helfen. Und wenn nicht, so war es immerhin ein Versuch. Man könnte dem Erzieher also nicht vorhalten, er gibt sich keine Mühe. „Zur Not gibt es bestimmt irgendwo jemanden, der eine ähnliche Kette anfertigen kann. Hast du dich da schon mal umgehört?“ Die rechte Hand langsam aus der Tasche ziehend, zuckte er kurz leicht zusammen. Das wird definitiv mehr als nur ein blauer Fleck, na super. Vorsichtig legte er den Arm mit dem blauen und ziemlich geschwollenen Handgelenk auf dem Tisch ab, den Blick abwechselnd auf Ivy und die Tür gerichtet. Was freute er sich schon auf die eine oder andere Schmerztablette, die vielleicht für ihn rausspringen könnte.
Ivy folgte Jacob zum Krankenzimmer und wurde mehr oder weniger hinterher geschliffen. Jacob versuchte zwar nett zu sein, doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sie am liebsten los werden würde. Und wer könnte ihm das verübeln? Erst wütete sie wie ein verrückter Drache herum und dann musste Jacob sie auffangen und hatte sich vermutlich eher selber dabei verletzt. Er konnte sich sicherlich nicht vorstellen, dass Ivy nach ihren Flashbacks einen kurzen Moment lang einfach nicht sie selbst war, doch es würde bestimmt sinnlos sein, ihm das zu erklären. Sie setzte sich auf die Liege und schaute betrübt zu Boden. Danke, dass du mich aufgefangen hast... sagte sie leise und ein wenig beschämt. Und es tut mir wirklich Leid. Das Alles. Dabei schaute sie ihn kurz an und bemerkte dann erst sein blaues Handgelenk. Er hatte sich wirklich schwer verletzt und das nur wegen ihr. Sie fühlte sich so mies deshalb. Meine Kette ist ins Meer gefallen... sagte sie hoffnungslos. Ihre geliebte Kette würde sie nie wieder sehen, genauso wenig wie sie Jaden jemals wiedersehen würde. Sie versuchte den schrecklichen Gedanken zu verdrängen. Sie schüttelte nur den Kopf auf seine nächsten Worte, dann hoppste sie wieder von der Krankenliege. Das konnte sie sich doch nicht ansehen! Sie schaute sich ein wenig um, und entdeckte kleine Kühlpacks. Zwar würde der Arzt bestimmt bald kommen, doch Jacob konnte ja schon mal etwas für seine Gesundheit tun. Vorsichtig legte sie es ihm auf das Handgelenk und setzte sich dann wieder auf die Liege. Wir müssen wegen mir wirklich nicht hier sein. Mir geht es super! Ihr Knöchel war zwar leicht dick, doch das tat ihr noch nicht einmal weh und deshalb war es ja eigentlich nichts. Oder vielleicht sollten wir die Plätze tauschen? sagte sie leicht lächelnd und schaute dabei auf sein Handgelenk. Immerhin hatte es ihn schlimmer getroffen als Ivy.