La Chic ist das vermutlich teuerste und hochwertigste Geschäft der Einkaufsstraße. Eigentlich ist das sogar ungewöhnlich, da weder die Stadt, noch die Inselbewohner pompös wirken. Irgendwie taucht "La Chic" immer irgendwo auf, aber ob sich die Waren auch gut verkaufen...? Ein Blick durch die stets glänzenden Schaufenster verraten bereits, dass die Preise nicht sehr schüler- oder sogar menschenfreundlich sind. Das Kleidergeschäft hat den besten Standort in der Einkaufsstraße. Es ist am Ende der Strasse an dem auch der große Brunnen des Freiheitskämpfer Koji steht.
Jegliche Bemühung den Arm von ihm irgendwie weg zu bekommen, verlief in nichts weiter als harmlosen und kleinen Bemühungen. Sie rüttelte an dem Arm, zerrte daran, doch irgendwo in ihrem inneren wollte sie wohl der schwachen Rolle gerecht bleiben und probierte es einfach weiterhin, so lange nichts anderes passierte. Wie gesagt, sie konnte der Fußgängerzone immer noch einen neuen Grünstreifen hinzaubern. Damit hatte ihr impulsives und bedrohtes Ich keineswegs ein Problem. Noch dazu, weil sie aufgrund der Sonne momentan recht aktiv war, wenn es um diese Seite ihres dämonischen Erbes ging. Es war ihr also sichtlich egal wohin er gerade seinen Blick wandern ließ, solange sie am Ende aus seiner kleinen Zelle an dieser Wand herauskam. Sie wurde sogar langsam richtig genervt davon nicht einen Zentimeter voranzukommen. Wobei sie gerade nicht einmal wusste, ob das Selbsthass oder einfach nur die Realisation ihrer eigenen Schwäche war. Falls man diese beiden Dinge bei ihr am Ende überhaupt voneinander trennen konnte. So, oder so – sie blieb tapfer. Allerdings schreckte sie hoch, als man ihr plötzlich mitteilte ihr Hassobjekt würde sich in ihre Richtung bewegen. Während ihre erste Reaktion ungefähr mit dem eines mordlustigen Serienkillers gleichzusetzen war, übernahm nur einen Augenblick später die Panik. „Dann lass mich hier raus, verdammt!“, fluchte sie und bekam gleich wieder etwas mehr Kraft in ihren Armen. „Also geh‘ einfach weg und lass mich …“ gehen? Das wollte sie eigentlich sagen, doch schon wenige Sekunden danach fühlte sich die Wand hinter ihr an, als würde sie aufhören zu existieren. Sie fiel irgendwie nach hinten… in die Wand?! Was zur Hölle?! Es ging alles so unglaublich schnell, dass Liliana nicht mal den Hauch einer Chance hatte, überhaupt die ganze Tragweite und Komplexität dieses Vorganges für sich zu begreifen.
Dementsprechend authentisch stand sie dann auch komplett verwirrt dort und starrte auf diese Wand vor sich, ehe ihre Augen in alle möglichen Richtungen wanderten, um ihre aktuelle Situation neu zu erfassen. Im Kern brachte sie das immer noch nicht weiter, wie zum Teufel sie gerade … nein, warum sie … ach! Es machte keinen Sinn! Natürlich war es die Schuld dieses Kerls vor sich! Genau, statt über Logik zu reden konnte sie auch einfach ihren Frust an ihm auslassen! Doch da war nichts, irgendwie. Liliana war eingeholt von diesem Wow-Moment, bei dem zum ersten Mal andere Fähigkeiten vor ihr präsentiert wurden. Noch dazu eine so unglaublich nützliche! Fast schon automatisch ging sie davon aus, dass der rothaarige Wandpirat wohl ein echt krasser Typ zu sein schien und das … machte sie scharf. Wer so leicht in Dinge hineinkam, der konnte …
„Willst du jetzt ein Danke für die Lösung deines eigenen Problems?“, ging Liliana wieder auf Abstand und riss sich mit ihrem Schritt auch vorerst von ihrem Kopfkino los, während ihre blauen Augen zwischen der Wand und seinem Gesicht hin- und herwechselten. Einfach nur, damit sie ihren Fokus nicht verlor und bei der Sache blieb. Sie durfte diesen Kampf gerade nicht verlieren! Ihre Blumen auf dem Kopf schlossen sich bei dieser inneren Anweisung ebenfalls leicht; und stoppten nun damit ihren kaum bemerkbaren Duft abzugeben. Nicht, dass die Stärke der Verwirrung in ihrer aktuellen Stufe überhaupt für irgendetwas ausreichen würde. Maximal für ein Kribbeln in der Nase; und dann auch noch höchstens bei ihr selbst. „Wer bist du überhaupt?! Mal ganz im Ernst? Ist das normal hier?“, schlug sie im nächsten Moment weiterhin leicht genervt um sich, damit man ihr diese innere Verwirrung weiterhin nicht anmerken konnte. Es tat ihr gerade wirklich nicht gut mit ihrer Fantasie von vorhin im Hinterkopf hier herumzuhängen. Sie verschränkte die Arme unter ihrer Brust und wandte sich von ihm ab. „Ist nicht gerade nen charmanter erster Eindruck, weißt du?“, und anstatt ihm weiter in die Augen zu blicken schossen sich ihre Blicke auf die Dessous-BH ein, damit sie nicht so aussah, als würde sie ziellos in die Gegend schauen. Zumindest bevor sie gerade realisierte, dass sie sowas überhaupt nicht sagen wollte. Scheiße, verdammt. Sie musste sich irgendwie aus dieser Situation rausmanövrieren! Oder einfach nichts dazu sagen. Sie konnte ja dann auch einfach gehen und … Liliana seufzte und griff sich einfach lieblos einen der Dessous-BHs von der Stange. Den Stoff zwischen ihren Fingern reibend, damit sie irgendeine Beschäftigung hatte, die nicht mit eindringenden Piraten oder soliden Oberkörpern zu tun hatte. Warum brachte sie der ganze Mist hier überhaupt so aus dem Konzept?!
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Da waren sie wohl in die Edelboutique gestolpert. Mathéo staunte nicht schlecht und musste sich ein Lachen verkneifen, als er seine Umgebung realisierte. Die genervte Art von dem Mädel neben ihm unterstützte sein Amüsement nur. Letztere nahm erst mal etwas Abstand von ihm, was er auch ohne ein Widerwort gewährte. Stattdessen lehnte er sich am dekorativen Mobiliar an und genoss weiterhin ihre aufgebrachte Art. Sie regte sich ziemlich viel auf. Dazu stellte sie viele Fragen, von denen er kaum eine bisher wirklich beantwortet hatte; aber sie fragte trotzdem weiter. Wirkte beinahe so, als wolle sie sich absichtlich den Mund fusselig reden, um auf Betriebsklima zu bleiben - oder so. Aber Mathéo wollte nicht ewig den schlechten Gesprächspartner mimen. Er würde auch nicht widersprechen, wenn man sein bisheriges Verhalten als ungehobelt oder übertrieben beschreiben würde; sogar ihre Kritik an seinem Charme nahm er nickend an. »Verzeih, wenn ich dich etwas überrumpelt habe«, sprach er leicht untertrieben. »Ich bin Schüler hier - wie du. Allerdings scheinst du sehr neu zu sein, denn ich hab dich bisher noch nie gesehen. Und du wärst mir sonst sicher schon aufgefallen, denn du schnupperst nach Dämon.« Er tappte sich demonstrativ an die Nase und grinste selbstsicher. »Mein Name ist Mathéo, falls du das auch wissen willst. Und wer bist du?«
Allerdings wurde Lily kaum Zeit für eine Antwort gelassen. Neben Mathéo tauchte eine junge Frau auf, die sichtlich irritiert schien. Vermutlich wunderte sie sich, wie die beiden Halbstarken in den Laden gekommen waren, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Dennoch verlor sie nicht ihre Professionalität und wollte sich den anscheinend interessierten Kunden direkt mit Rat und Tat anbieten. »Guten Tag ihr beiden.« Sie nickte den Dämonen zu. »Kann ich vielleicht helfen?« Die Unsicherheit verschwand auf einmal aus ihrem Gesicht und ein kurzzeitig ernster, musternder Blick übernahm. Mit diesem untersuchte sie Lily gründlich, aber auch in Windeseile. Mathéo hatte kaum Zeit, sich etwas auszudenken, da sprach sie schon weiter. »Hm, ich glaube, du solltest eine größere Größe probieren. Soll es etwas außergewöhnliches sein? Irgendwelche Vorlieben?« Bei ihrer letzten Frage schaute sie plötzlich zu Mathéo, der sich als Liebhaber missverstanden fühlte. Doch statt irgendetwas direkt abzustreiten, kicherte er nur amüsiert. »Mh, rot mit Spitze vielleicht? Oder etwas, dass zu ihren wunderschönen Augen passt, würde mich reizen.« Das breite Grinsen schien nicht mehr weggehen zu wollen.
Lilianas linke Augenbraue wanderte merklich nach oben, als der Typ sich dafür entschuldigte sie einfach „überrumpelt“ zu haben. Mehr brauchte sie vermutlich auch nicht zu tun, um ihm darzulegen, wie bescheuert sich das gerade anhören musste. Mal ganz davon ab: Was hatte der denn bitteschön für Definitionen von überrumpeln in seinem Leben? Für sie war das ein schneller Moment, der direkt im Anschluss wieder vorbei war und kaum Spuren hinterließ außer dem initialen Schockmoment. Keine erotische Wand-Stellung mit anschließendem ich-falle-durch-eine-Wand-Charakter. Also genau die Sache, die er bei ihr abgezogen hatte. Das erotisch war natürlich von ihr dort eingesetzt worden, aber sie schob es aus purem Selbstschutz einfach zu ihm rüber. Dagegen wehren konnte er sich schließlich nicht, sie schmierte dem Wand-Piraten ja nicht alles direkt ins Gesicht, was ihr durch den Kopf ging. So auch ihre Verwunderung, dass er sie direkt als Schülerin abstempelte. Was zum?! Stand ihr das etwas irgendwo auf die Stirn tätowiert, wo es jeder interessierte einfach ablesen konnte? Gut, vielleicht hatte er auch simpel 1 und 1 zusammengezählt. Wenn er Liam kannte – und damit auch in seine Besonderheiten eingeweiht war – dann war diese Aussage natürlich schlüssig. Wie er allerdings darauf kam, dass sie ein Dämon sei, machte die brünette Emotionsbombe dann aber wieder recht stutzig. Die Skepsis, nachdem er sich so selbstbewusst auf die Nase gezeigt hatte, stand ihr mal wieder perfekt ins Gesicht geschrieben, bevor ihr Blick nochmal seinen Körper auf und ab wanderte, um seine dämonische Männlichkeit in einem kleinen Augenblick ihres Fokusverlustes in sich aufzunehmen. Wenigstens seinen Namen konnte sie in all diesen erneut aufkeimenden Dingen noch verstehen: Mathéo. Klang ja mal voll nach Matrosen. Am Ende war dieser Typ wirklich irgendein Seemann oder halt irgendetwas anderes mit Wasser. Das brauchte man aber auch, um so einen heißen … Liliana fokussierte sich weiterhin auf den BH in ihren Händen und schüttelte dabei den Kopf. Alles, was fehlte, war diese symbolische Hand, damit sie sein verstohlenes Grinsen nicht mehr sehen musste – und selbst dann konnte sie noch nicht einmal etwas sagen, weil sofort eine dritte Partei das gerade wieder ruhige Schlachtfeld betrat. „Eh?“, war ihre erste Reaktion auf diese sichtlich ungewollte Hilfsbereitschaft und ein sichtlich verwirrter, gleichzeitig überraschter, Blick haftete auf dieser Verkäuferin. Ihre Finger hatten derweil aufgehört den Stoff des BHs zu malträtieren, während ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf diesem Weibsbild lag, dass sie gerade von oben bis unten abcheckte. Zwar nicht aus erotischen Gründen, aber Liliana war das vollkommen egal.
Als sie dann auch noch mitbekam, worum genau es hier ging – und was der rothaarige Pirat darstellen sollte –, weiteten sich ihre Augen. „Ha-“, wollte sie den Anfang eines Protestes formulieren und hielt sich selbst zurück. Hier eine Szene zu machen, würde sie nur in Schwierigkeiten bringen … und sie wollte nicht negativ auffallen. Nicht mehr, als es durch den rothaarigen Typen ohnehin schon passiert war. Änderte trotzdem nichts daran, dass der gekonnte und reibungslose Einsatz seiner Aussage sie mehr als unvorbereitet erwischte. Und sie natürlich mit ihrem ungehemmten „ROT MIT SPITZE?!“ lauter als gewollt sofort dieses Bild verstärkte. JETZT war sie überrumpelt! Gleichzeitig offenbarte ein fehlendes Stottern definitiv keine Scheu vor diesem Thema generell. Dementsprechend gab es nur eine Möglichkeit, warum Liliana sich peinlich berührt ihre freie Hand vor den Mund hielt und sich leicht von den beiden wegdrehte. Die Lippenblockade ließ sie dabei relativ langsam wieder von ihrem Gesicht fallen und starrte erneut diesen BH in ihrer freien Hand an, ehe sie diesen leicht paralysiert an den Ständer packte. Wohl etwas deprimiert darüber wirkend, dass ihre eigentliche Größe nicht diese Größe wäre. „Ich brauche auch nichts zu meiner Augenfarbe …“, nuschelte sie im Anschluss noch weiter. Klar, sie konnte sich schon vorstellen so etwas zu tragen, aber … verdammt! Das war einfach nicht der Punkt in diesem Moment. Sie wollte Liam im Auge behalten und zumindest sehen, wie er sich auf die Fresse legte oder in einer See des Unglücks versank. IRGENDETWAS, dass ihr persönlich ein kleines Gefühl von Rache einbrachte und diesen Schmerz in ihrem inneren wenigstens einen kleinen Funken an Bedeutung geben würde. Doch je mehr sie wieder auf das Thema zurückkam, umso mehr driftete ihre innere Uhr wieder zu Tanktops, Augenklappen und Piraten ab und … Liliana seufzte geschlagen aus, als sie die Realisation hatte nichts von all dem am heutigen Tag erreichen zu können. Stattdessen setzte der pragmatische Denkprozess ein sich von diesem … eh … was auch immer er für ein Wesen war, einen kleinen Einkauf spendieren zu lassen. Im besten Fall könnte sie ihn dadurch auf Abstand halten, weil sicherlich keiner einfach so Geld für eine wildfremde ausgeben würde, die er gerade durch die Wand teleportiert hatte. Bevor ihr andere Sachen aus der Zeit in Russland einfielen. Dementsprechend wurde es Zeit endlich mal zum Gegenschlag auszuholen und sich ein bisschen zur Wehr zu setzen. Hielt sie auch sehr gut davon ab andere Gedanken zu kriegen. „Ach, was weiß ich. Er steht auf diese dünnen Dinger mit Spitze – und so lange sie nicht rot sind, mir egal.“, womit sie das wohl lieblichste Fake-Lächeln aufsetzte, dass sie momentan zu bieten hatte. „Oh! Er mag Kniestrümpfe unglaublich gerne! Haben sie das was?“. Sie faltete brav die Arme hinter ihrem Rücken zusammen und nutzte eine kleine Lücke in der Aufmerksamkeit ihrer neuen Begleitung, um ihm einen tötenden Blick zuzuwerfen. Wenn sie unterging, dann zog sie ihn da mit rein. So einfach war die Geschichte.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Als das Mädchen die drei Capslock-Worte förmlich herausschrie, schauten Mathéo und die Verkäuferin sehr überrascht zu ihr rüber. Für einen Moment wusste auch er nicht, was er sagen sollte; doch es dauerte eben nur diesen Moment, bis ihm etwas einfiel. »Hey, nicht so laut«, meinte er mit ruhiger Stimme. Danach wandte er sich zu der Dame neben sich. »Sie tut sich etwas schwer mit … well … sagen wir: extravaganten Sachen. Aber es würde ihr sicher super stehen und deshalb will ich sie etwas in die Richtung schubsen … sie verstehen?« Die Verkäuferin sah noch immer überrascht aus und fragte sich wohl, wie sie den jüngsten Aufschrei einordnen sollte. Mathéos Worten konnte sie dahingehen etwas beruhigen und zurück auf ihren Job fokussieren lassen. Sie nickte ihm zu und dachte kurz nach. Währenddessen murmelte die Dämonin, deren Namen Mathéo ja gar nicht kannte, noch ein paar Sachen vor sich hin.
Irgendwann, da schien sich ein Plan im Kopf der Verkäuferin mehr und mehr zu festigen, schien sich die Dämonin plötzlich dazu entschieden zu haben, doch bei der amüsanten Show mitzumachen. Vielleicht wollte sie auch nur Rache; auf jeden Fall beteiligte sie sich endlich mal nützlich am Thema. Mathéo zog kurz die Augenbrauen hoch, als sie von seinen Vorlieben und den Kniestrümpfen sprach. Das führte zum einen dazu, dass er seine Fantasie spielen ließ und zum anderen dazu, dass er das Mädel für einen flüchtigen Moment imaginär umzog. Ohne Röntgenblick und nur mit viel Vorstellungskraft geschah das Außergewöhnliche. Ein Schmunzeln war dabei nicht zu vermeiden. »Well.« Der Dämon fasste sich ertappt ans Herz. »Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Die Teile sehen wirklich mega an ihren Beinen aus. Vielleicht haben sie eine Art … Komplettset?«, fragte er an die Verkäuferin weiter. Zu beiden Fragen - also beider Dämonen - nickte die Frau sehr zuversichtlich. Sie versicherte den beiden, dass sie etwas finden würde. Das Sortiment war breit, aber konnte auch mit hoher Qualität überzeugen. Einen Schritt später hatte sie sich bereits bei der Dämonin eingehakt und führte sie ein kleines Stück weiter zu einem luxuriös aussehenden Regal mit integrierten Ständern und Haltern. »Uiuiui«, murmelte Mathéo vor sich hin, während er seinen Blick schweifen ließ. Die Verkäuferin lenkte ihre Schritte derweil auf ein Sortiment am Rand. »Hier hätten wir einiges, das zu deinem Teint und deiner Haarfarbe passt«, erklärte sie einleitend. »Ein Rotton wäre wirklich nicht verkehrt, da hat dein Freund schon Recht. Aber ich kann mir auch ein kräftiges Violett sehr gut bei dir vorstellen.« Kaum hatte sie das gesagt, holte sie bereits ein Set aus dem Regal und hielt es der Dämonen vor den Körper. »Ansonsten könntest du auch mit etwas Schwarzem gehen - ein Klassiker, der fast immer passt. Aber vielleicht möchtest du erst mal das Violette versuchen, hm?« Sie schaute die Dämonin so erwartungsvoll an, dass klar war, sie würde nur ein Ja akzeptieren. »Ach und um die Vorlieben deines Freundes zu berücksichtigen, habe ich auch passende Spitzenstrümpfe dazu.« Parallel dazu holte sie aus einem Fach eine Etage tiefer besagtes Upgrade hervor. »Die Kabinen sind gleich um der Ecke.«
Mathéo kam auf einen halben Schritt näher und inspizierte aufmerksam, was da vor dem Mädchen gehalten wurde. Streng nachdenklich schaute er es an, dann schaute er ihr ins Gesicht. »Hm, yes, sieht super aus. Probier das unbedingt an.« Man konnte nur schwer sagen, ob es die Schadenfreude war oder ob es ernsthafte Begeisterung war, die ihn da gerade antrieb und ihm das breite Grinsen ins Gesicht zeichnete. Auf alle Fälle wäre er enorm enttäuscht, wenn sie jetzt einen Rückzieher machen würde.
Lilianas Plan diesen rothaarigen Piraten mit in die Misere zu ziehen, ging in den ersten Moment buchstäblich nach hinten los. Schon ironisch, weil ihre hinterhältige Rache – oder was auch immer das werden sollte – ja genau auf diesen Fakt abzielte. Andererseits komplett bescheuert, weil der Kerl in ihren Augen besser nun besser hätte verschwinden sollen. Von daher war sie wieder einen kleinen Augenblick sichtlich konfus darüber, wie absolut NORMAL er das Gespräch auf Komplettsets und ihre verdammten Beine lenkte! Als wären diese Worte eine Anweisung schaute Liliana dann auch noch absolut verdattert nach unten, als würde diese Aussage einer weiteren Prüfung bedürfen. Unnötig, wie sich ein externer Betrachter nun vorstellen konnte. Dennoch trug es zum authentischen Schauspiel zwischen den beiden bei und grub dieses Loch, in welchem sich die Dämonin nun befand, einfach immer tiefer. Irgendwie war löste der spontane Gedanke, dass sie ihm ihren Namen nicht genannt hatte, ein paar erleichterte Glücksgefühle aus. Bevor ihre Gesellschaftliche Paranoia dann wieder triggerte und sie daran erinnerte, wie weird es kommen würde, wenn Mathéo am Ende ihren wirklichen Namen nicht kannte. Eine Schülerin ging zusammen mit einem anderen Schüler – hatte er ihr ja schon gestanden – Reizwäsche kaufen, ohne sich dabei genauer zu kennen. Oh man! Wenn sie dann schon wieder an die Gerüchteküche dachte und wie sich das am Ende verbreiten würde und …
Innerlich fasste sich die komplett in ihrem gedanklichen Szenario gefangene Liliana an die Stirn. Die Verkäuferin konnte sie in dem Zustand quasi wehrlos, wenn auch wenig begeistert, mit zu dem speziellen Sortiment des Ladens ziehen. Wie eine Puppe, die nur noch auf ihren richtigen Anstrich wartete, um zu neuem Glanz poliert zu werden. Das ihm dieser Anblick gefiel, überraschte sie an dem Punkt nicht einmal mehr sonderlich; und ihre blauen Augen quittierten dies mit einem leicht genervten Seitenblick. Dabei würde sie schon irgendwie gerne wissen, was sich für Gedanken in seinem Kopf zu diesem Thema formten. Allem voran die Szenarien, welche damit in Verbindung standen, trieben den Herzschlag von ihr weiter in die Höhe. So hoch, dass ihr Gesicht sichtlich peinlich berührt von dieser Thematik war, während sie erneut die Zuflucht bei den Stücken vor ihrer Nase suchte. Die Verkäuferin nahm sie auch nur als Geräuschkulisse wahr, bis ihr dann ein violettes Set einfach vor den Latz gedrückt wurde. Instinktiv übernahm sie das Set am Ende auch in ihre eigenen Hände und blinzelte ein Stück weit überrumpelt von der plötzlichen Aggressivität dahinter. „Also …“, versuchte sich Liliana irgendeinen Vorwand herauszusuchen jetzt selbst einen Rückzieher zu machen, ehe neben der vorherigen Paranoia auch noch ihr eigener Stolz einschritt. Insbesondere, weil dieselbe süßholzraspelnde Stimme in ihrem Hinterkopf stets darauf pochte diesen Piraten da vor ihr mit allem möglichen Zeugs verrückt zu machen. Ihn quasi mit diesem Schauspiel an Attraktivität regelrecht mitzureißen und … sie schüttelte den Kopf leicht und blickte zwischen beiden hin- und her, ehe sie schlichtweg ein bittersüßes „Zufrieden?“ hervorbrachte. Grund dafür waren natürlich die Strümpfe, die ihr gerade noch zusätzlich zum Set aufgedrückt wurden. „Sieht so aus, als wäre Violet dann wohl die Farbe der Wahl.“. Worte, die ihre Lippen zum Glück vor seinem erneuten herantreten verließen und sie damit wieder in eine unterwürfige Stille drückten, während lauter unartige Dinge ihren Kopf fluteten. Sie starrte quasi wie ein schreckhaftes Reh in das eine Auge seines Jägers, bevor ihr Blick peinlich berührt zur Seite wanderte. „Mach ich ja schon! Beruhig dich doch ...“, kommentierte sie leicht angefressen und drückte ihm als indirekte Abstandsmessung ihre Handtasche entgegen. Damit seine Finger was anderes an grabschen konnten. Ungeachtet der Intention, ob das überhaupt deren Ziel war. „Liliana.“, offenbarte sie ihm leise ihren Namen, bevor sie seinen Körper wieder etwas nach hinten beförderte. Hoffentlich war er präsent Genug das zuzuordnen. „Halt das mal so lange. Ich brauche das Ding da drin sowieso nicht!“, und mit diesen Worten verschwand sie – wie angewiesen – um die Ecke und innerhalb der Umkleide. Endlich hatte sie mal einen kleinen Moment der Ruhe, um ihre eigenen konfusen Gedanken zu sortieren. Allerdings hatte sie auf alle Fragen in ihrem Kopf einfach absolut keine Antworten. Weder, warum sie der Anblick des Kerls so unglaublich scharf machte – noch, warum sie dieses innere Bedürfnis hatte sich so an jemanden ran zu werfen. Sie dachte mit der Großstadt konnte sie diese Launen hinter sich lassen … das war wohl eine falsche Hoffnung. Ganz im Gegenteil: Es wurde schlimmer! „Verdammt …“, fluchte sie zu sich selber und betrachtete dabei ihre genervte Mimik im Spiegel der Umkleide. Der Anblick war hübsch, könnte man sagen. Doch Liliana widerte dieser Anblick einfach nur an. Sie hasste dieses Gesicht, was wohl für niemanden gut genug zu sein schien – und indirekt hasste sie damit auch alles, was sie irgendwie ausmachte. Also warum nicht einfach mit dem Strom der Dinge gehen? Machte es überhaupt einen Unterschied? Nicht wirklich, in ihren Augen. Also ließ sie ihren Kranz am Kopf kurzzeitig verschwinden und entledigte sich ihrer bisher getragenen Kleidung. Das helle Oberteil, dass nahezu alles bedeckt hatte, den roten Rock, ihre schwarzen Strümpfe … die Schuhe. Am Ende stand sie nur noch in ihrer eigenen Unterwäsche da und brauchte tatsächlich nicht lange, um sich auch den letzten Hüllen zu entledigen. Irgendwo in ihrem Hinterkopf war wieder dieses Verlangen danach dieses Set nun endlich anzulegen – und sie gehorchte. Befolgte diesen inneren Trieb danach sich so zu präsentieren. Zugegeben: Es fühlte sich gut an sich am Ende im Spiegel zu betrachten, während sie die Strümpfe mit Spitze ihre Beine emporzog. Peinlich penibel darauf achtend, dass auch ja kein Makel an ihrer Erscheinung zu sehen war. Sie richtete im Anschluss sogar noch einmal den BH, damit auch ja nichts auszusetzen war. Irgendwie ein seltsam attraktiver Anblick, wenn sie den nun deutlich gehobenen Ausschnitt betrachtete. Auch die Farbe, dieses Violett. Sie war diesem Look einfach nicht abgeneigt. Selbst nach ein paar Drehungen vor dem Spiegel, der ihr alle Winkel einmal schamlos darstellte. Damals brauchte sie sowas … nicht. Liliana seufzte bei dem Gedanken erneut und schüttelte den Kopf, bevor sie sich einfach nur umdrehte und die Kabine in ihrem neuen Look verließ. Ganz so selbstverständlich präsentierte die Dämonin sich am Ende aber nicht der Öffentlichkeit, sondern gab ihren Status mit „Ich bin fertig? Denke ich zumindest.“ relativ schlicht an, ehe sie leicht um die Ecke linste. Es interessierte Liliana irgendwie schon, was man nun zu ihr sagen würde. Was ER zu ihr sagen würde. Einerseits aus Schadenfreude, andererseits um diese leichte Anerkennung zu ernten und … Was zur Hölle war nur los?! Sie kannte ihn seit geschlagenen zwanzig Minuten und … und … ach, wen kümmerte das schon. Sie hatte selbst keine Ahnung mehr, was hier mit ihr los war. Liam brauchte sie auf alle Fälle nicht mehr zu verfolgen. Der Zug war schon längst abgefahren …
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Es amüsierte ihn enorm, wie sie sich ziemte, wie schwer sie sich mit diesem Schaustück tat. Während er voller Spaß in seiner Rolle aufging, schien sie nicht derart geübt zu sein. Vielleicht war ihr Leben bisher deutlich gradliniger verlaufen oder einfach nur mit weniger Spaß. Vielleicht kannte sie es auch einfach nicht, spontan Leute zu verarschen. Was es auch war, es spielte ihm in die Karten. Gleichzeitig hob es den Tristam aber auch auf eine sehr hohe Stufe der Selbstsicherheit. Als sie ihm plötzlich ihre Handtasche in entgegendrückte, wollte er noch siegessicher grinsen; doch als sie ihm hinzu einen Namen nannte - ihren Namen, blinzelte er nur perplex zurück. Mit Eigeninitiative - in dieser Form - hatte er nicht gerechnet. Drum brauchte er einen flüchtigen Moment und das Wiederholen ihrer Worte in seinem Geiste, um die Gesamtheit dieser kurzen Tat zu begreifen. Liliana. Wieder und wieder lief das Band ihrer Stimme in seinem Kopf ab. »Hm«, murmelte er noch zustimmend und nahm ihren Hinweis nickend entgegen. So wusste sie wenigstens, dass er sie verstanden hatte. Danach verschwand sie - mit den Dessous - in der Umkleidekabine. Ihr blumiger Duft schwebte noch in der Luft und der Vorhang schlug schwächer werdende Wellen. Irgendwie fühlte er sich gerade wohl. Ob es an dem Duft lag? Oder es lag an dem Erfolg, den er sich zuschreiben durfte. Moralisch vielleicht nicht perfekt zu behaupten, erfolgreich eine fremde Mitschülerin dazu gebracht zu haben, Spitzenunterwäsche anzuziehen; aber hey - nun kannte er ja ihren Namen und somit waren sie sich nicht mehr fremd. Sie wusste, wie er hieß; und er wusste, wie sie hieß. Das machte sie zu Bekannten, beinahe schon Blutsverwandten. Dämonen waren sie beide. Der schmale Grad bis zur Familie war kaum noch zu erkennen.
Mathéo grinste genüsslich in sich hinein. Liliana sollte sich ruhig Zeit lassen. Er würde ewig warten - wenn nötig. Und in der Zwischenzeit konnte er sich anderweitig umschauen. Außerdem waren sie nicht die einzigen in der Boutique. Ältere wie jüngere Kunden schlängelten sich durch die Abteilungen. Sogar ganz junges Gestrüpp tauchte auf. Helles, weißes Haar, sportliches Outfit, unzufriedener Blick - Mathéo schluckte. Beinahe hätte er sich verschluckt, denn gleichzeitig wollte er auflachen. Das Schicksal meinte es heute wieder gut mit ihm. Nicht nur hatte er ihr ein hübsch anzusehendes Opfer für seinen Schabernack zugeworfen, nun spazierte auch noch ihre Nemesis in jenen Laden hinein, in den sie geflüchtet war. Der Typ, dessen Namen sie nie verraten hatte, geschweige denn ihre Verbindung zu ihm, betrat soeben die Boutique. Was so einen Typen in so eine Edelboutique führte, war gar nicht mal die erste Frage, die Mathéo in den Sinn kam. Noch immer fragte er sich, womit er diese Freuden verdient hatte. Dann aber kehrte die Rationalität zurück und er hinterfragte Stück für Stück die Kausalitäten des zugrundeliegenden Szenarios. Viel Zeit opferte er damit jedoch nicht. Als er spürte, wie sich hinter ihm etwas regte und die zuckersüß unsichere Stimme seiner jüngsten Bekanntschaft zu vernehmen war, kehrte auch der Schalk auf seinen Lippen zurück. Man konnte sich die Frage stellen, warum ein Mädchen auf Geheiß eines ihr unbekannten Jungen das Angebot einer Dessousabteilung in Anspruch nahm. Man konnte aber auch die Frage stellen, wie der Kerl reagieren würde, der in irgendeiner Form mit ihr in Verbindung stand, dem sie aus dem Weg ging und dann plötzlich leicht bekleidet vor ihm auftauchte. Da war die Überlegung gerechtfertigt, ob Mathéo sie warnen oder ins offene Messer laufen lassen wollte.
»Hm …«
Er überlegte scharf, während er zur Umkleide zurückkehrte. Liliana linste bereits um die Ecke. Zwar versuchte sie dabei, den Großteil ihres freizügigen Körpers zu verdecken, doch der Zipfel einer ihrer Schultern reichte bereits aus, um die wilde Fantasie seines Tristams anzuregen. Mathéo merkte nicht mal, wie ihm langsam die Röte das Gesicht emporstieg. Zum Glück kam ihm die Verkäuferin zuvor. Eiligen Schrittes sprang sie Liliana zur Seite und gönnte sich einen ausgiebigen Blick hinter den Vorhang. »Oh, wundervoll … einfach … also … hervorragend. Du siehst soooo schööön aus und suuuper attraktiv.« Sie warf Mathéo einen Blick zu. »Dein Freund wird hin und weg sein. Ach, was sag ich da, er wird sofort umfallen vor Sexness. Thihihi.« Die hatte scheinbar ihre Freude. Mathéo machte sie nur wuschig damit. Drum konnte er sich auch nicht zurückhalten und wollte einen heimlichen Blick an ihr vorbei auf Liliana werfen. Das schaffte er auch - aber erstarrte sofort. Die Kinnlade schlug zwar nicht auf, aber die Mund stand dennoch offen. Luft zirkulierte kaum, denn der Atem war so festgefroren wie der Rest des Dämons. »Amazing«, murmelte er. Dann fing er sich aber erstaunlich schnell wieder. Unbewusst war Lilianas Handtasche vor sein Gesicht gewandert. Viel hatte diese aber nicht gebracht, denn er ließ sich noch genug Raum, um vorbeischauen zu können. Trotzdem musste sie jetzt erst mal wieder auf ihr normales Niveau absinken, ehe er zum nächsten Akt überging. Noch immer stand er hinter der Verkäuferin, die mit glitzernden Augen Liliana begutachtete, hier und da kleine Tipps und Meinungen verteilte. So konnte sie nicht sehen und würde er nicht auffallen, was der Tristam hinter ihr trieb. Mit dem Zeigefinger führte er ein Lichtlein durch die Luft wie einen Stift. Schwach leuchtend aber für die Dämonin gut erkennbar formten sie die Worte: »Er ist hier.« Ein Mal blinzeln durfte sie, dann verschwanden die Buchstaben wieder.
Gottverdammt nochmal! Mit einem regelrechten Satz sprang Liliana fast schon wieder zurück an die Wand ihrer Umkleidekabine, als die Verkäuferin sich daran machte jegliche Distanz, die zwischen Ihnen herrschte, aus dem breiten Ladenfenster zu werfen. Konnte die Frau ihren neuen Look nicht einfach aus einem Meter Entfernung begutachten? Das war zumindest ihr erster Gedanke, ehe sich der kleine Teufel in ihrem Hinterkopf meldete und das ganze in eine gänzlich andere Richtung lenkte. Immerhin war es doch gut, dass sie so angestarrt wurde, oder? Es bedeutete, sie hatte die Aufmerksamkeit der Leute auf sich liegen und konnte sich in Rampenlicht rücken. Sie war attraktiv, sie wahr begehrenswert, sie war … sexy? Die Dämonin schüttelte leicht den Kopf, um sich wieder ein Stück weit zu besinnen. „Ja, ich denke das wird er!“, stimmte sie in ihrem vorhin begonnen Schauspiel mit ein und versuchte einen Blick auf Mathéo zu erhaschen. Wenn sie schon so selbstsicher auftrat, konnte es nicht schaden, sich auch von der Authentizität ihrer eigenen Worte zu überzeugen. Einfach, damit ihr Schamgefühl von einem selbsterstarkten Ego übertrumpft werden konnte. Wie der Zufall es so wollte, erwischten sich ihre blauen – und sein unbedecktes Auge – direkt in der Mitte, als sich sein Kopf hinter der Verkäuferin vorbeischob und nun einen ungenierten Blick auf sie werfen konnte. Sofort verschwand diese Neugier und das eigene Schamgefühl trat wieder auf die Tagesordnung. Mit ihrer linken Hand am Ellenbogen ihres hinabhängenden Armes befestigt, übte sich die Dämonin an der leicht peinlich berührten Pose, ohne dabei irgendetwas von ihrem Abbild wirklich zu verdecken. Viel Fantasie brauchte der Stalker-Stalker nicht mehr, um die restlichen Dinge mit seiner Fantasie auszufüllen. Zumindest drehte er sich nicht sofort weg, sondern starrte eine kleine Sekunde lang einfach. „Starr nicht so viel!“, wies Liliana ihn mit peinlich abgewendetem Blick an und holte sich ein Stück weit ihr Selbstbewusstsein zurück. Innerlich war sie trotzdem noch hin- und hergerissen, ob sie sich geschmeichelt oder einfach belästigt fühlen sollte. Die Verkäuferin schien das in keinem Moment wirklich zu stören. Es wurde wohl als Geplänkel zwischen frisch verliebten abgetan, oder was auch immer. Als ob sie großartig Ahnung davon hatte, wie man sich neu kennenlernte. Das war alles so extrem verwirrend und die spontane Vorstellung in diesem Outfit von ihrer neuen Begleitung in der Umkleidekabine in die Enge getrieben zu werden, bevor … NEIN!
Panisch wechselte ihr Blick zwischen der Verkäuferin und dem rothaarigen Scherzbold, wo ihr dann magische Schriftzeichen auffielen die … Ein weiterer Schock gesellte sich dazu und durchfuhr ihren Körper wie ein Blitz. Das konnte nicht sein Ernst sein!? Was wollte er hier? Noch dazu in einem Laden mit SOLCHEN Dingen im Angebot?! Das dieser Laden noch andere Sachen hatte, kam ihr in dem Moment gar nicht in den Sinn. Ihr Kopf war sowieso schon viel zu gefüllt mit Reizwäsche, erotischen Fantasien und ihrem eigenen Selbsthass. In diesem Chaos noch Platz für die Umgebung zu finden war keine leichte Angelegenheit. Jetzt stieg auch ihr zum ersten Mal die vollkommene Röte ins Gesicht. Er durfte sie auf keinen Fall so sehen! Nein, das würde sie nicht überleben! Aus mehreren Gründen! Allein ihm die Genugtuung zu geben, stand für sie außer Frage. Also packte Liliana ihre anhängliche Verkäuferin an den Armen und schob sie leicht aus der Umkleide heraus. „Vielen Dank, ich glaube das Starren war Signal genug, ich werde es mir also überlegen.“. Und damit schloss sich der Vorhang wieder und Liliana war – erneut – mit sich und ihren Gedanken allein. Immer noch sichtlich aufgeregt beobachtete sie ihre geröteten Wangen im Spiegel, die eine seltsame Mischung aus Wut und Erregung zum Ausdruck brachten. Ein leichtes und dumpfes Klopfen war zu hören, als sich ihr Handballen mit einem kleinen Schlag gegen die Verkleidung austobte. Warum? WARUM IN GOTTES NAMEN BESCHÄFTIGTE SIE DAS ÜBERHAUPT?! Konnte ihr das nicht eigentlich am Arsch vorbeigehen, ob er sie so sah? Sie waren nicht mehr zusammen. Weit davon entfernt, um genau zu sein. Und dennoch … es war … zum Verzweifeln.
Angestrengt seufzte Liliana aus und schaute an sich hinab auf den durch die Unterwäsche dominant geformten Ausschnitt. „Kch!“, brachte sie ihre persönliche Abneigung zum Ausdruck und fokussierte ihre blauen Augen direkt auf den Spiegel. Dem Gesicht vor sich alle Verachtung entgegenbringend, die ihre emotionale Lage gerade zuließ. Erst im Anschluss entspannt sich ihre Mimik wieder und Lilianas Aufmerksamkeit wechselte zum Vorhang. Sie konnte sich doch nicht ewig hier drin verstecken und darauf warten, dass Liam wieder irgendwohin verschwand! Aber ihm dort draußen direkt begegnen? Oh, wie gerne würde sie ihm auf der Stelle ihren hochkonzentrierten Hass überträufeln wie einen Eimer Pech, den man im Nachhinein willentlich anzündete.
„Ich denke, das wird für’s Erste auch erstmal genügen. Die Reaktionen waren schließlich eindeutig.“, kam es plötzlich durch einen neben dem Vorhang durchgestreckten Kopf wieder an beide anwesenden Gaffer gewandt. Die Rötung ihrer Wangen war damit wieder auf ein Minimum zurückgefahren worden. „Deswegen werde ich mich jetzt auch umgehend wieder anziehen und wir werden mal schauen, ob er sich dazu überreden kann.“. Sie lächelte Mathéo zu, während ihr Kopf wieder alles daran setzte die schamlose Kabinen-Situation vor ihrem inneren Auge abzuspielen. Nicht gerade passend, wenn man nebenbei immer mal wieder an beiden vorbeilinste, um irgendwo ein weißes Tanktop zu erspähen. Oh Gott! Bitte lass ihn nicht hierherkommen! Wobei … was wollte er anprobieren? Unterhosen? Sie glaubte kaum, dass er sich plötzlich so stark für die perfekte Unterwäsche interessierte. „Schlieeeeeßlich ist er derjenige, zu dessen Vorteil das hier verläuft! Also auch seine kosten!“. Womit sie wieder in ihrem kleinen persönlichen Safe-Space verschwand und sich – wieder einmal – mental sammelte. Was wollte sie noch gleich machen? Achja, genau … sich wieder umziehen.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
Auch wenn sich nicht beide gleichsam wohl fühlten in ihren Rollen, zogen sie ihr Spiel dennoch bis zum Ende durch. Mathéo ließ es sich nicht nehmen, Liliana die wunderschönen Textilien zu spendieren; einerseits zur Wahrung seiner Rolle und zum anderen als eine Art Entschuldigung dafür, dass er ihr Nervenkostüm so sehr strapaziert hatte. Aber nicht nur mit seiner Generosität durfte er glänzen sondern auch mit seinen improvisierten Fähigkeiten zur Entschärfung kniffliger Lagen. Liliana hatte sich wegen dem plötzlichen Erscheinen ihres Ex-Freundes nicht mehr aus ihrer Umkleide getraut. Daher schnappte sich Mathéo den Knaben und verwickelte ihn in ein Gespräch unter Schulkameraden. Das wiederum schreckte den Ex so sehr auf, dass es ihn auch verschreckte und er zum Rückzug blies. Als die Luft schließlich rein war, konnte Liliana aus ihrem Versteck hervorkommen. Zwar verließen die beiden Seite an Seite die Boutique, doch kaum hatten sie ihre Füße wieder auf die Einkaufsstraße gesetzt, trennten sie sich voneinander. Mindestens Liliana lag viel daran, den rothaarigen Scherzbold loszuwerden.