Diese Wohnung befindet sich im dritten Stock des Yashidori Wohnbaus und ist mit dem Großteil seiner Räumlichkeiten zum Stadtpark ausgerichtet, auf welchen man von einem Balkon in dieser Höhe einen wunderbaren Ausblick hat. Dieses Domizil schließt direkt an die Wohnung Nr. 17 an, die Balkone beider Wohnungen sind lediglich durch eine untermannshohe Trennwand separiert. Wer im dritten Stock haust muss sich wohl oder übel darauf einstellen, dass nicht nur in den Hochsommermonaten zu fast jeder Tages- und Nachtzeit eine brütende Hitze besteht. Hoffentlich wird die Klimaanlage gut vertragen und sorgt nicht gleich nach der ersten Nacht für eine fette Erkältung!
Betritt man die Wohnung, so steht man in einem kleinen Eingangsbereich, der durch eine weitere Zimmertüre geradewegs mit dem Wohnzimmer verbunden ist. Bleibt man jedoch noch kurz im Eingangsbereich stehen, schließt rechterhand eine kleine Küche an, die über einen kleinen Bogen zu betreten ist. Die Theke der Arbeitsflächen sind zum Wohnzimmer hin geöffnet, es handelt sich bei der Küche also nicht direkt um einen eigenen, geschlossenen Raum, sondern lediglich um eine Küchennische, die man über den Eingangsbereich, oder - wenn man beweglich genugt ist - über einen Sprung über die Halbwand erreichen kann. Der große Wohnbereich teilt sich in einen Ess-, sowie daran anschließend einen schlichten Wohnbereich. Vom Wohnzimmer aus führt eine Türe in das quadratmetermäßig bescheidene Schlafzimmer, eine weitere in ein Badezimmer mit Toilette. An die Wohnecke anschließend erreicht man durch eine große Glasschiebetür den Balkon. Sowohl Wohn-, als auch Schlafzimmer sind mit einer Klimaanlage für die unzähligen, heißen Tage auf der Insel ausgestattet. Für die restlichen Räume wäre es in dieser hoch gelegenen Wohnung wohl auch keine schlechte Idee ... ob sich da etwas machen ließe?
Sie war so müde gewesen, bis sie schließlich eingeschlafen war. Nicht einmal bekam sie mit, wie sie aufs Bett getragen wurde und genauso wenig registrierte sie wirklich, dass sie noch ihren Arm um ihn gelegt hatte, bis auch er eingeschlafen war.
Viele Stunden waren vergangen, da schienen die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer, in dem die beiden schliefen; eng aneinander gekuschelt und noch immer völlig nackt. Es dauerte noch ein paar Minuten länger, nachdem die Sonne bereits aufgegangen war, als Velia langsam die Augen öffnete. Das erste, was sie spürte, war ein stechender Schmerz im Kopf und ein Gefühl der Übelkeit. Sie blinzelte mehrmals heftig, bis sie schliesslich erkannte, wer da neben ihr lag - oder dass überhaupt jemand neben ihr lag. Sofort schreckte sie zurück, entfernte sich auf dem Bett vom ihm und sah dann zuerst an ihm, dann an ihr selbst, herunter und kroch sofort noch ein Stück weiter zurück. Sie suchte fast blind ihre Klamotten, konnte sie aber nicht finden, weshalb sie zur Decke griff und sie sich um den Körper wickelte. Ob der Lehrer - dessen Name sie völlig vergessen hatte - davon nun wach geworden war oder nicht wusste sie nicht, und es war ihr auch egal. Das einzige was sie wollte, war weg hier. Sie versuchte bestmöglich aufzustehen, schwankte aber leicht und fiel zuerst zurück aufs Bett, sodass sie einen erneuten Start versuchte. Ihr war unglaublich schlecht, sie fühlte sich mies und...an mehr wollte sie schon gar nicht denken. Doch die Übelkeit nahm zu, als sie aus dem Zimmer rannte, nachdem sie all ihre Klamotten auf dem Boden aufgelesen hatte - nur weg hier, daran dachte sie. Nur bedachte sie nicht, dass Rennen in ihrem Zustand nicht gut war. Wo war nochmal das Badezimmer gewesen? Sie fing an zu zittern, ihr war zum Heulen zu Mute, und dann, noch mitten auf dem Gang, übergab sie sich doch und Tränen rannen über ihre Wangen. Sie hielt sich an der Wand fest, in der anderen Hand ihre Klamotten. Wie konnte das alles nur passieren? Wie hatte sie sich zu so etwas mitreißen lassen können? Sie war so dumm gewesen! Und das alles nur, um alle Probleme zu vergessen - die sich jetzt aber vermehrt hatten. Sie hatte nichts dabei gewonnen...
Ein paar Sonnenstrahlen kitzelten schon die Nasenspitze des Lehrers, jedoch hielt er die Augen geschlossen. Um kein Geld der Welt würde er jetzt aufstehen. Als ihm dann jedoch auch noch die Decke weggerissen wurde, war es vorbei mit der Müdigkeit. Die Augen sofort aufgeschlagen konnte er gerade noch den nackten Hintern von einem Schwarzhaarigen Mädchen sehen, bevor eben diese aus dem Schlafzimmer, und somit aus seinem Sichtfeld, verschwand. "Ehhh..da war ja was.", murmelte er kurz grinsend vor sich hin. Vorsichtig richtete er sich auf, auf der Suche nach seinen Klamotten, welche er auch, nahezu lückenlos, wiederfand. Gemütlich zog er sich wieder an, konnte dabei leise aus dem Gang eine Mischung aus Heulen und Übergeben vernehmen. Ohne sich groß zu kümmern, zog er weiter die Klamotten an, bis er schließlich nur noch einen entblößten Oberkörper hatte. Mit einem emotionslosen Ausdruck im Gesicht lief er in den Flur, einfach an dem armen Mädchen vorbei. Von der Couchlehne griff er sich sein Hemd und zog es sich über, aber knöpfte er es noch nicht zu. Lautstark gähnte er kurz, als er sich an den Küchentisch setzte, eine Zigarette ansteckte und kopfschüttelnd zu dem Mädchen sah. "Der Teppich war neu gekauft...", beschwerte er sich, die eine Hand an die Stirn gelegt, in der anderen die Zigarette. Er schob sich die Zigarette zwischen die Mundwinkel und schnippte mit der nun freien Hand. Das Erbrochene auf dem Boden verwandelte sich ausnahmslos in Staub und zerfiel. Zwar war es so nicht sauberer, aber dennoch deutlich besser als vorher. Er hatte nur einen Schmutz durch einen anderen ersetzt. Durch einen weiteren Schnipser öffneten sich ein paar Fenster. Er wollte nicht, das der Qualm der Zigarette sich in den Möbeln festsetzte. "So nen schlimmer Kater?", fragte er zwar mit kühler Stimme. Die Zigarette drückte er im Aschenbecher aus und ging zu ihr, half ihr wieder komplett auf die Beine zu kommen. "Die Dusche ist da drüben." Emotionslos zeigte er auf die nächst gelegene Tür.
Es dauerte nicht lange, da kam der Mann aus dem Schlafzimmer, der sie letzte Nacht tatsächlich dazu gebracht hatte, sich zu betrinken und letztlich mit ihm ins Bett zu steigen; doch er schien sich nicht um sie zu kümmern, sie einfach zu ignorieren und sie in ihrer Übelkeit allein zu lassen - was Velia nur recht kam. Seine Nähe wollte sie nicht. Sie wollte nur noch hier weg, aber das konnte sie nicht. Vermutlich würde sie die Treppe hinunter fallen oder, wenn sie es bis nach unten schaffen würde, irgendwo auf dem Gehweg stolpern. Außerdem hatte sie noch immer nicht mehr als die Decke um den Körper gewickelt, während derjenige, dessen Name ihr entfallen war, sich bereits komplett wieder angezogen hatte. Ob er sich nun über seinen Teppich beschwerte oder nicht, war Velia vollkommen egal; so wie ihm auch egal war, wie es ihr ging oder was er getan hatte. Wunderlich war es, dass der Boden plötlich nur noch staubig war, aber Velia interessierte auch das nicht. Stumm liefen ihr noch immer Tränen über die Wangen; ihr Blick war weiterhin starr auf den Boden gerichtet. Sie versuchte wirklich, sich zu beruhigen, schaffte es aber nicht; genauso wenig wie sie etwas Positives in der ganzen Sache fand. Auf seine Frage reagierte sie nicht. Sie tat so, als hätte sie sie überhört. Als er dann allerdings zu ihr kam und ihr aufhalf, riss sie sich sofort von ihm los und wich einen Schritt zurück - den einzigen, der sie noch von der Wand getrennt hatte. "Fass mich nicht an!" schrie sie panisch, lauter als sie es sich selbst zugetraut hatte. Dann rannte sie ins Bad und knallte hinter sich die Tür zu, an die sie sich anlehnt - jedoch nicht abschloss. Dort ließ sie sich auf den Boden fallen, ihre Klamotten neben sich, und vergrub ihren Kopf in ihren Händen. Warum hatte er das nur getan? Er war Schuld an dem Ganzen! Nein...du bist selbst Schuld.. führte sie ihre Gedanken zu Ende und stand weinend und zitternd auf, um zur Dusche zu gehen. Je schneller sie hier fertig wurde, desto schneller konnte sie diese Wohnung verlassen. Die Decke hatte sie auf den Boden geschmissen, dann machte sie das Wasser an, sodass dieses zuerst eisig kalt, dann lauwarm auf sie herabprasselte. Sie atmete tief ein, tief aus, doch es brachte nichts. Ihr war noch immer schlecht, noch immer tat ihr Kopf weh und sie fühlte sich einfach komisch. Lange Zeit stand sie da, ihre Haare waren bereits komplett nass, doch soetwas wie Seife hatte das Mädchen noch nicht benutzt.
Als das Mädchen plötzlich die Stimme erhob, warf er überrascht die Hände in die Luft. Nicht anfassen? Nagut..Dabei hatte er doch noch viel schlimmeres gemacht die Nacht als anfassen. Mit einem grinsen leckte er sich kurz über die Lippe. Jedenfalls wankte das Mädchen nun hinfort in das Badezimmer. Auch wenn die Tür lautstark zugeworfen wurde, so hörte er kein veräterisches Klicken. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sollte er sich den Spaß gönnen und hinterherlaufen? Ach nein, er hatte genug spaß mit Ihr gehabt, jetzt wäre es langweilig. Emotionslos lief er in die Küche und fing an, einen Kaffee aufzubrühen. Aus dem Kühlschrank nahm er sich gelangweilt einen Jugohrt und aus der Schublade einen Löffel. Währendessen vernahm er das Geräusch des laufenden Wassers aus dem Bad. Würde die denn niemals fertig werden? Eigentlich wollte er jetzt ja in Ruhe Frühstücken und sich den weiteren Tag mal zurecht legen, aber da störte Ihn etwas dabei. Ein leises Piepen in seinem Kopf störte Ihn jedoch dabei. Die Nervensäge in seinen Gedanken wurde wieder stärker und stärker. DU SCHWEIN! donnerte es nur durch den Kopf des Lehrers, als dieser auf die Knie fiel. Es schien so, als würde wieder der andere, der nettere der beiden die Kontrolle übernehmen...jedoch huschte plötzlich ein Lächeln auf das Gesicht des Silberhaarigen. Die Lippen bewegten sich und leise entkam es aus seinem Munde, für niemanden sonst hörbahr. "Was willst du denn Kleiner? Ich kontrolliere den Körper, du darfst dann wieder, wenn ich keine Lust mehr habe.." Er richtete sich wieder auf und schritt in die Küche. "Siehs ein Bruderherz, ich hab die Macht!" Mit einem grinsen führte er sich die Tasse Kaffee zum Mund, jedoch kam er nicht dazu, zu trinken. Die andere Hand war plötzlich komplett Taub und ohne Gefühl, jedoch noch mehr..sie hielt die Pistole Slevins fest in der Hand. Den Lauf an die Stirn gepresst starrte der Kurzhaarige zu der Waffe. "Über...überrerleg dir gut...was du tust!", stotterte der sonst so sichere Slevin aus seinem zitternden Mund. Wir sind keine Brüder, lern das gefälligst!", hallte es durch den Schädel des Lehrers. Würde jemand anderes diese Szene sehen, so würde er Ihn wohl für Verrückt halten, aber leider war dies auch der Fall. "Du..drückst nicht ab! Ich kenn dich Feigling!" Langsam gewann die Stimme wieder an Stärke, dennoch blieb sie voller Angst. Todesangst. Gib mir meinen Körper wieder!! Der junge Mann zuckte bei jedem Geräusch zusammen. "NEIN!", brüllte der kurzhaarige aufeinmal und übernahm wieder die kontrolle über die Hände. Die Pistole sicherte er wieder und legte sie auf den Tisch, aber die Tasse Kaffee flog geradewegs aus dem Fenster. Der Herzschlag raste, eine paar Tropfen Angstschweiß liefen über die Stirn. "Er wird stärker...", murmelte der kurzhaarige wieder. Damit hatte er nicht gerechnet, ab sofort war Vorsicht geboten. Inständig höffte er vor allem aber, dass die Schwarzhaarige nichts davon mitbekommen hätte.
Noch immer stand sie unter dem fließenden Wasser, ohne auch nur ein bisschen Duschgel benutzt zu haben, als sie plötzlich einen Schrei vernehmen konnte und zusammen zuckte. War noch jemand in der Wohnung? Der Lehrer hatte lauthals ein Nein gebrüllt, daran gab es keine Zweifel für Velia - aber würde er sowas zu sich selbst sagen? In dieser Lautstärke? Tief einatmen - dir passiert nichts mehr. Du bist bald weg und siehst diese Wohnung - und hoffentlich auch ihn - nie wieder. redete sie sich ein und vergaß dabei die Tatsache, dass er ein Lehrer an der Schule war, auf die sie ging und dass er möglicherweise sogar ihr Lehrer sein könnte. Schnell seifte sie sich ein, wusch sich wieder ab und war in Windeseile aus der Dusche raus - da es dauerte, ehe sie ein Handtuch hatte finden können, war der halbe Boden nun nass, aber das machte Velia nichts. Es war nicht ihre Wohnung, nicht ihr Bad, und ob derjenige, der hier wohnte, das nun sauber machen musste, intererssierte das Mädchen kein bisschen. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, schlüpfte sie zuerst in ihre Unterwäsche, wobei sie beinahe umgekippt wäre, sich aber noch rechtzeitig festhalten konnte, dann kam ihre Hose und ihr Top an die Reihe. Ihre Haare rubbelte sie nur trocken, da sie keine Geduld dazu hatte, diese anderweitig zu trocknen. Die Decke ließ sie im Bad liegen, als sie die Tür wieder aufriss und sich umsah - wo war nun der Ausgang? Sie war sich nicht sicher, lief aber zu einer Tür, von der sie vermutete, dass es die Wohnungstür war. Dafür musste sie an der Küche vorbei, aber sie sah nicht zu ihm. Kurz bevor sie die Tür erreicht hatte, hielt sie jedoch inne. Sie hatte etwas vergessen! Ihre Hände zitterten noch immer und sie schluckte, als sie darüber nachdachte, ob sie zurück gehen oder einfach verschwinden sollte. Letztlich kam sie jedoch zu dem Entschluss, dass ihre Kopfhörer auf keinen Fall hier bleiben durften! Sie hatte nicht vor, zurück zu kommen und sie später zu holen, wollte sie aber auch nicht hier lassen - immerhin waren sie ein Geschenk gewesen. Also drehte sie sich wieder um und rannte zurück zum Schlafzimmer, in der Hoffnung, dass er sie einfach in Ruhe lassen würde - ob jemand anderer noch hier war, wusste sie immer noch nicht. Dann schnappte sie sich ihre Kopfhörer vom Nachttisch und drehte wieder um. Nur noch weg hier!
Er hatte sich wieder einigermaßen im Griff, als plötzlich die Badezimmertüre aufschlug. Das Mädchen kam, angezogen und klitschnass, aus dem Bad heraus. Anscheinend wollte sie sofort weg und das letzte, was er machen würde, war sie aufhalten. Die Tatsache, dass sie wohl immer noch zu berauscht von gestern war, verstört von den erlebnissen oder klitschnass und sich wohl bei dem Wetter draußen eine Erklätung einfangen würde ignorierte er einfach. War Ihm doch egal. Was hatte er denn für einen nutzen davon? Sie ignorierte Ihn selbst doch auch, also wieso er nicht auch? Er schritt gelangweilt zur Wohnungstür als sie wieder im Schlafzimmer verschwand und holte sich eine Zeitung. Was wollte sie denn jetzt wieder da? Der junge Lehrer wusste es nicht, aber es interessierte Ihn auch nicht. Gelangweilt setzte er sich mit seinem, noch offenen, Hemd an den Tisch in der Küche und schlug die Tageszeitung auf. Nebenbei zündete er sich noch eine Zigarette an, welche jedoch eher im Aschenbecher ruhte. In seine Zeitung versunken schlürfte er an seinem Kaffee und zog hin und wieder an der Zigarette. Auch als er wieder Schritte hörte, sah er nicht auf, die Zeitung vor seinem Gesicht ausgebreitet. "Du gehst schon?", meinte er nur nebensächlich und total dessinteressiert. Ja, es interessierte IHN gar nicht. Den anderen würde es bestimmt interessieren, aber ihn nicht. "Sei am Montag pünktlich im Unterricht.", fügte er noch beiläufig hinzu, bevor er wieder an seiner Zigarette zog.
Als sie wieder an der Küche vorbei kam, hörte sie zwar seine Frage, gab aber wieder keine Antwort darauf. Sie brannte darauf, diese Wohnung zu verlassen und sich einfach in ihrem Zimmer einzusperren, ohne jemanden zu sehen oder hören zu müssen. Aber das würde ohnehin nicht funktionieren. So wie es auch am vorherigen Tag nicht funktioniert hatte. Oder in der Nacht, in der Blutmond war. Sie ging weiter zur Tür, hatte die Klinke breite herunter gedrückt, als sie wieder seine Stimme hörte und in der Bewegung innehielt. Ihr stockte der Atem und sie ließ die Klinke wieder los. Hatte sie sich gerade verhört? Oder es sich einfach nur eingebildet? Oder hatte er es wirklich gesagt? "Was?" fragte sie mit zittriger Stimme und drehte sich wieder um, traute sich aber nicht zu ihm in die Küche. Sie biss sich auf die Lippe, sodass diese anfing zu bluten, doch das störte sie nicht. Sie bemerkte es nicht einmal. Nein...du hast es dir bestimmt nur eingebildet. Er ist nicht dein Lehrer.. redete sie sich ein und wischte sich über die Augen, um die Tränen weg zu wischen, doch es kamen immer wieder neue nach. Vielleicht hatte er ihr ja auch nur nahelegen wollen, nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Das wollte sich Velia gern einreden.
Die Schwarzhaarige stoppte in Ihrer Bewegung, die Tür schon fast geöffnet. Jedenfalls vermutete der junge Lehrer das, wusste es jedoch nicht genau. Er sah ja auch nicht wirklich zu Ihr, sondern blätterte durch die Zeitung. Auch wenn er spürte, wie sie immer und immer zittriger wurde, behielt er seine Einstellung bei. Kurz zog er wieder an der Zigarette, dann legte er tatsächlich kurz die Zeitung weg und sah kurz in das Gesicht des jungen Mädchens. er grinste übertrieben breit. "Ich sagte nur, du solltest nicht zu spät in der Schule auftauchen. Die Lehrer sind komisch.", meinte er nur, bevor er sein Gesicht wieder hinter der Zeitung vergrub. Dachte sie etwa, er war Ihr Lehrer? Oder dachte sie jetzt, er wäre gar kein Lehrer? Ihm war es egal was sie dachte, er hatte seinen Spaß gehabt. Natürlich protestierte in seinem Kopf jemand wie wild dagegen an, wollte fast schon auf Knien um Vergebung bei dem Mädchen bitten, die letzte Nacht wiedergutmachen. Pah, was geschehn ist ist geschehn, ändern kann man daran nichts mehr. Er machte einen weiteren Zug von seiner Zigarette, bevor er eben diese im Aschenbecher ausdrückte. Weiter las er seine Zeitung, schenkte dem Mädchen wieder keinen Blick mehr. Wollte die nicht eigentlich gehen? Oder doch noch nen Kaffee oder was Frühstücken? "Keine Sorge, ich verrat schon nichts von gestern.", sprach er aufeinmal noch total desinteressiert zu dem Mädchen im Türrahmen.
Also hatte sie sich doch alles nur eingebildet. Sie machte sich einfach viel zu viele Sorgen. Das, was er gesagt hatte, hatte rein gar nichts damit zu tun, dass er möglicherweise ein Lehrer war. Es war Blödsinn. Welcher Lehrer würde schon mit einer Schülerin schlafen? Sie sah ihn direkt an, noch immer zitternd, dann schloss sie die Augen, atmete tief durch und drehte sich wieder um. Zu seinen Worten wusste sie nichts mehr zu sagen. Es wäre ohnehin dumm für ihn, irgendetwas davon zu erzählen, wenn er seinen Job nicht verlieren wollte. Zumindest redete sich Velia das ein. Ob es wirklich stimmte, konnte sie natürlich nicht sagen. Aber darüber dachte sie auch nicht weiter nach, als sie ohne ein weiteres Wort die Klinge herunter drückte und die Wohnung mit zittrigen Beinen rennend verließ. Zum Glück gab es eine Fahrstuhl, den sie benutzen konnte. Sie drückte den Knopf, doch es dauerte ihr einfach zu lange. Also rannte sie doch die Treppe nach unten und fiel die letzten paar Stufen; irgendwie schaffte sie es, sich aufzufangen, jedoch knickte dabei ihr Handgelenk um. Doch obwohl es weh tat und die Tränen über ihre Wangen liefen, rannte sie weiter, hinaus in die Freiheit, weg von der Wohnung, weg von ihm, weg von einfach allem, das sie dort erlebt hatte. Hauptsache weg von dort. Aber sie würde es nicht vergessen können.
Ein wenig müde, soch recht gut gelaunt, öffnete Yoru Kurosawa gut gelaunt die Tür ihre neuen Wohnung. Zwar hatte er noch nicht wirklich eine Ahnung was ihn wirklich bei seiner neuen Arbeit erwarten würde. Doch freute er sich dennoch und hatte darum auch weiterhin gute Laune. Auch wenn er heute nicht mehr zum Wohnheim fahren würde. Es war schließlich schon spät und da morgen für die Kinder Schule war, sollten diese auch nicht mehr lange wach bleiben. Im Idealfall zumindest. Zwar kannte er schon die Hausregeln, doch nicht alle Kinder und ob sich auch daran gehalten wurde. Genauso wusste er auch noch nicht ob es auch mal Sonderregelungen gab. Aber da würde er sich morgen damit auseinander setzen. Heute waren sie schon den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen, die Wohnung ein wenig einzurichten. Zu zweit war es auch einfacher gewesen, als wenn sie alleine waren.
Danach waren sie noch ein wenig sparzieren gewesen, um sich etwas umzusehen und schon einmal mit der Umgebung vertraut zu machen. Yoru schließlich gleich morgen früh zum Wohnheim gehen und sowohl die Belegschaft als auch die Kinder begrüßen. Wobei das vielleicht nicht wirklich klappen könnte. Immerhin waren die meisten Kinder auch mal kleine Morgenmuffel. Vor allem nach dem Wochenende. Das war bei ihm nicht anders gewesen. Er blickte zu Kain. "Was meinst du wäre am besten... wenn wir direkt morgen um sechs schon im Wohnheim sind oder doch eher später um acht, wenn alle Kinder in der Schule sind? Dann könnten wir uns erst einmal mit den Erziehern besprechen, welche schon vor Ort sind.", fragte er seinen Dämonen.
Dieser würde schließlich auch als Erzieher in dem Wohnheim arbeiten. Doch gehörte er auch zu der Fraktion der Morgenmuffel und war daher oftmals eher schwer aus dem Bett zu bekommen. Fpr morgen wäre es in Ordnung erst ins Wohnheim zu gehen, wenn die Kinder bereits außer Haus waren, um sich selbst ein wenig umzusehen und die anderen Erzieher kennenzulernen um sich evtl. auf Probleme vorbereiten zu können. Anders fände es Yoru aber auch interessant alle in dieser morgendlichen Situation zwischen Müdigkeit und Unlust wieder in die Schule gehen zu müssen, zu sehen. So fand man schneller das ein oder andere über seine Schützlinge heraus.
Gleichzeitig freute er sich aber auch seine besonderen Schützlinge Ilyas und Cyril wiederzusehen. Bei Cyril war es noch nicht so lange her wie bei Ilyas. Daher freute er sich bei diesem vieleicht sogar ein wenig mehr. Vor allem wollte er aber auch wissen, wie es diesem bisher ergangen war. Ob er schon viele Freunde hatte oder auch langsam seine zweite Seite akzeptieren konnte. zwar hatte Yoru ihm beim klarkommen mit beiden Seiten geholfen, doch die andere Seite zu akzeptieren war wesentlich schwerer weshalb er manchmal die Sorge hatte, das es nicht der richtige Zeitpunkt gewesen war, Ilyas schon hier alleine zu lassen. Vielleicht machte er sich aber auch einfach zu viele Gedanken. So sah er wieder zu Kain "Möchtest du schon schlafen gehen oder noch etwas essen?"