Diese Wohnung befindet sich im zweiten Stock des Yashidori Wohnbaus und ist mit dem Großteil seiner Räumlichkeiten zum Stadtpark ausgerichtet, auf welchen man von einem Balkon in dieser Höhe einen wunderbaren Ausblick hat. Dieses Domizil schließt direkt an die Wohnung an die Wohnung Nr. 13 an, die Balkone beider Wohnungen sind lediglich durch eine untermannshohe Trennwand separiert.
Betritt man die Wohnung, so steht man in einem kleinen Eingangsbereich, der durch eine weitere Zimmertüre geradewegs mit dem Wohnzimmer verbunden ist. Bleibt man jedoch noch kurz im Eingangsbereich stehen, schließt rechterhand eine kleine Küche an, die über einen kleinen Bogen zu betreten ist. Die Theke der Arbeitsflächen sind zum Wohnzimmer hin geöffnet, es handelt sich bei der Küche also nicht direkt um einen eigenen, geschlossenen Raum, sondern lediglich um eine Küchennische, die man über den Eingangsbereich, oder - wenn man beweglich genugt ist - über einen Sprung über die Halbwand erreichen kann. Der große Wohnbereich teilt sich in einen Ess-, sowie daran anschließend einen schlichten Wohnbereich. Vom Wohnzimmer aus führt eine Türe in das quadratmetermäßig bescheidene Schlafzimmer, eine weitere in ein Badezimmer mit Toilette. An die Wohnecke anschließend erreicht man durch eine große Glasschiebetür den Balkon. Sowohl Wohn-, als auch Schlafzimmer sind mit einer Klimaanlage für die unzähligen, heißen Tage auf der Insel ausgestattet.
Weiterhin mit meinem Blick an die Decke des Raumes gerichtet saß ich aufrecht in seinem im Bett und merkte nur, wie die Wärme langsam in meine Beine zurückkehrte. Man könnte sagen ich war nun in einer Phase der Entspannung angekommen. Im Grunde genommen entsprach dies sogar der Wahrheit. Der "Patient" war nun in Sicherheit und ich konnte somit wohl einen Gang herunterschalten. Erst, als ich neben mir Geräusche vernahm, wendete ich meinen Blick wieder auf Gilgamesh links neben mir. Er war mittlerweile aus seiner Versenkung herausgekommen und schaute mich nun von unten heraus an. Ich erwartete eigentlich nicht wirklich, dass er großartig etwas zu mir sagen wollte. Überrascht sah ich ihn an als er mir sagte er wolle mir alles erklären. Ich hatte so spontan nicht damit gerechnet, wo er doch sonst nicht so viel von sich Preis gab. Aber er hatte wohl beschlossen etwas offener zu sein. Im ersten Moment wusste ich nicht was ich sagen sollte als er darüber sprach, das er in seinem Leben bereits viele Frauen kennengelernt hatte und keine auch nur ansatzweise so gewesen war wie ich. Als er dann noch sagte er wundere sich, dass er es überhaupt geschafft habe mich kennen zu lernen, schüttelte ich mit einem Lächeln leicht den Kopf. Trotzdem sagte ich nichts dazu. Als er wiederholend alles noch einmal in zwei Sätzen zusammenfasste und damit die Wichtigkeit seiner Aussage noch einmal genau betonte. Ich hörte sogar ein wenig Bewunderung aus seiner Antwort heraus. Kurz darauf aber drehte er sich plötzlich von mir weg und schaute, so schien es, an die Wand auf seiner Bettseite. "Weißt du...", begann ich mit sanfter Stimme meine Antwort, "Die meisten Menschen würden durchaus jedem helfen. Doch es sind meistens Ereignisse in der Vergangenheit welche ihr Verhalten und somit das Umfeld um sie herum prägen." . Nun überlegte ich wie ich das an einem konkreten Beispiel verdeutlichen konnte. "Sieh es doch mal so." , sagte ich und schaute dabei noch einmal kurz in Richtung der Decke. "Ich denke nicht, das ich genauso wäre wie jetzt, wenn ich in einer schlimmen Familie in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen wäre. Ich hätte mich einfach von Grund auf anders entwickelt und wäre wahrscheinlich nicht einmal zum Studieren gekommen. Du hast wahrscheinlich einfach nur an Orten gesucht, welche es nicht zuließen sich um andere zu kümmern. Was meines Erachtens nur Regionen sind, wo man entweder besonders viel Geld hat, oder zu wenig.". Natürlich konnte ich mit dieser Vermutung auch falsch liegen. Jedoch schien es mir persönlich die beste Erklärung zu sein. "Ich will jetzt nicht so weit gehen alles in Gesellschaftsschichten zu unterteilen. Aber ich denke, wo beides gleichermaßen vorhanden ist, findet man genau das was du so sonderbar findest."
Ich bewegte mich nicht und lauschte ihren Worten bevor ich kurz überlegte, sie hatte recht ich hatte mich immer nur unter den reichen oder unter den armen bewegt, auch wenn es zu dieser zeit so etwas wie eine Mittelschicht wohl nicht gegeben hatte. Andererseits war ich zu dieser zeit auch ein vollkommen anderer Mensch gewesen, wobei Mensch nicht stimmte aber auch nicht falsch war. Beides zusammen konnte wohl erklären wieso ich niemals jemanden wie sie getroffen hatte, dennoch war es wohl klar das sie die erste war und deshalb war sie mir wichtig. Du hast recht... Andererseits gab es damals nichts was man wirklich als Mittelschicht bezeichnen konnte, genau sowenig war ich damals das was du hier vor dir siehst. Ich habe den groß teil meiner macht verloren und genau deshalb bin ich momentan so empfindlich. Den letzten teil hatte ich ausgesprochen ohne nachzudenken, ich hoffte das sie es nicht gehört hatte und legte meine beiden Hände unter meinen Kopf. Im Endeffekt hatte sie mit all dem was sie bis jetzt getan hatte vollkommen recht, sie hatte mich wie ein Kind behandelt weil ich mich wie eines verhalten hatte, aber es war mir eben ziemlich neu auf jemand anderen zu hören. Schließlich war es für mich das allererste mal das ich so etwas überhaupt getan hatte. Ohne Eltern und ganz allein mit dem wissen von Generationen war man nun einmal gewisse dinge gewohnt, so etwas kannte ich dennoch ganz und gar nicht. Du musst nicht länger bleiben meine schöne, ich würde dich gerne hier behalten aber ich will dich nicht weiter aufhalten. Das war die Wahrheit, denn in diesem Moment wollte ich einfach jemanden bei mir haben, ich wollte nicht für immer alleine sein auch wenn das eigentlich normal für mich war so wollte ich dennoch jemanden der an meiner Seite stand. Nun fing mein Herz an zu pochen und ich schloss meine Augen, ich hatte Gefühle für sie entwickelt und das erschreckte mich mehr wie alles andere. Schließlich hatte sie mich abgelehnt und mir nur geholfen weil ich in Not war und alleine wohl einfach dort gelegen hätte bis ich wieder aufgetaut worden wäre. Somit hörte ich auf zu atmen und konzentrierte mich darauf das Gefühl zu unterdrücken, seltsamerweise hatte mir das bisher immer geholfen, auch wenn es eine seltsame Technik war. Und obwohl ich versuchte meine Gefühle zu unterdrücken bemerkte ich das mir tränen aus den Augen liefen, dennoch störte mich das zu diesem Zeitpunkt wenig da sie mich so oder so nicht sehen konnte.
Ich sagte nichts zu seiner Antwort. Auch als er, höchstwahrscheinlich eher unterbewusst, einen Teil seiner Schwäche Preisgab über die er nie geredet hatte, blieb ich still. Es war unnötig im Moment einen Kommentar dazu abzugeben. Abgesehen davon viel mir gerade auch keine gute Antwort ein, die ich ihm hätte geben können. Er legte sich nun wieder mit beiden Armen hinter dem Kopf in einer geraden Position auf das Bett und es trat eine kurze Phase des Schweigens ein. Er sagte nichts und ich auch nicht. Eigentlich ziemlich bedrückend wenn man so darüber nachdenkt. Aber genauso wenig wie mir eine passende Antwort zu seiner vorherigen Aussage einfallen wollte, genauso wenig fiel mir ein Gesprächsthema ein um die Konversation am Laufen zu halten. Alles was mir spontan in den Sinn kam waren total ausgelaugte - und nicht zum Thema passende Themen. Jedoch schien es mir bei genauerem Anblick seines Gesichtes so, dass er sowieso in Gedanken war. Mein Versuch eine Konversation aufzubauen hätte also nur unnötig gestört. Man gut das ich es nicht getan habe! Kaum war ich auf diese regelrecht bahnbrechende Erkenntnis gekommen, meldete er sich spontan zu Wort und gab mir wieder die "Erlaubnis" zu gehen. Dieses Mal aber würde ich die Aufforderung wahrnehmen. Ihm schien es nun wieder einigermaßen gut zu gehen und somit war eigentlich nichts mehr vorhanden was ich als Lebensbedrohlich ansah. "Gut.", sagte ich, setzte mich auf die Bettkante und packte die Bettdecke, unter welcher ich gewesen war, in ihre ursprüngliche Position zurück. Dann stand ich auf und ging zum Türrahmen des Schlafzimmers. Genau in diesem Moment viel mir eine passende Antwort ein. "Ich weiß zwar nicht wie du an Macht verloren hast.", begann ich zu sprechen. "Aber ich denke das ein wenig Schwäche in jedem vorhanden sein sollte. Ansonsten würden wir einander nicht brauchen.", ich lächelte zufrieden in seine Richtung und drehte mich dann im Weggehen um. Als ich an der Haustür angekommen war blieb ich noch einmal kurz stehen. "Ich schaue im Verlauf des Tages noch einmal vorbei. Nur um sicherzugehen das du nicht im Gefrierschrank schläfst.", rief ich in Richtung des Schlafzimmers in die Wohnung hinein und ging wieder rüber zu mir, wo ich inzwischen durch die Haustüre hören konnte wie die CD bereits von vorne begonnen hatte.
Ich achtete nicht wirklich darauf das sie gegangen war, ich wusste das ich keine Chance hatte ihr zu sagen was ich dachte und wie es mir dabei ging, ich war abgelehnt worden und das aufs härteste. Möglicherweise würde ich mich von ihr in Zukunft fernhalten müssen um doch noch irgendwie einen kühlen Kopf zu bewahren, mit Sicherheit war es besser für sie wenn ich nichtmehr mit ihr über solche dinge sprechen würde, da wir allerdings Kollegen waren musste ich gezwungenermaßen mit ihr reden, aber das konnte ich ja rein beruflich gestalten. Es war schade aber etwas anderes konnte ich nicht tun um nicht vollkommen meinen verstand zu verlieren und so entschied ich mich es mit diesem etwas drastischen schnitt in unserer Beziehung zu beginnen und mich so zu verhalten wie ich mich früher verhalten hatte. Ich durfte nun keine schwäche mehr zeigen und meine Gefühle komplett für mich behalten, es würde wohl nicht so einfach werden und dennoch würde ich es nun in die tat umsetzen müssen. Also stand ich auf und zog mir ein neues Oberteil an, darüber zog ich noch einen dunkelgrauen Mantel und setzte noch eine schwarze Mütze auf. Dann stellte ich mich vor den Spiegel, schaute mich selbst an und bemerkte meinen Gesichtsausdruck, man sah das ich nicht mehr zum spaßen aufgelegt war, ich sah aus wie ein Veteran welcher gerade aus einer langen und blutigen Schlacht gekommen war. Es war genau das was ich an mir vermisst hatte, ich würde sicher nicht noch einmal von einer Frau auch nur ansatzweise verletzt werden, denn vorher würde ich wohl meine Fähigkeiten benutzen und dann war das ende abzusehen. Nun bewegte ich mich in Richtung Tür und schloss diese hinter mir zu, schließlich musste ich noch Lebensmittel kaufen gehen. Auf dem weg Richtung Ausgang sah ich sie immer noch vor ihrer Tür stehen und entschied mich dafür sie nicht zu beachten und einfach weiter zu gehen.
Tbc : Supermarkt
Julia
Julia Bardera
63 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Violettes Sommerkleid mit einem weißen Zusatz in der Mitte und schwarzen Sandalen (Siehe Signatur)
Es waren die frühen Morgenstunden des neuen Tages welche heranbrachen und sich durch eine zunehmende Beleuchtung im Schlafzimmer der Wohnung 12, im Wohnbezirk, von Isola breitmachten. Still war es in der Wohnung, nicht einen Ton vernahm man, wenn man das Summen des Kühlschranks in der offenen Küche der Wohnung einmal ausschloss. In diesem Moment war es nur das Licht, welches den Raum weiterhin munter und fröhlich erhellte und letzten Endes dafür sorgte, das sich im Schlafzimmer des Apartments letzten Endes doch etwas bewegte. Mit einem qualvollen und beinahe dem Tode genahten Stöhnen, begannen sich die Falten in der Bettdecke zu bewegen. Das Lebewesen, welches sich unter dieser Decke verbarg und niemand geringeres als Julia war, kehrte langsam zurück in die Welt der Lebenden. Mit einer langsamen Drehung, weg von dem Licht, versuchte die Blondine ihren nun unterbrochenen Schlaf doch noch fortzusetzen. Musste aber nach wenigen Momenten sehr schnell feststellen, das dies wohl nichts mehr werden würde. Nur langsam ließ sie sich wieder auf den Rücken zurücksinken und stieß dabei erneut einen lauten Seufzer aus, bevor sich langsam aber sicher ihre Augenlieder nach oben schoben und den Blick auf ein Paar saphirblaue Augen preisgaben, welche so langsam die Umgebung des Raumes abtasteten.
Julia war überhaupt nicht gut gelaunt, als sie die Umrisse ihres Schlafzimmers langsam aber sicher immer schärfer wahrnahm. Die letzten Tage waren einfach nur die Hölle gewesen und so richtig erholt hatte sich die junge Frau nicht von den ganzen Strapazen. Die Rede war natürlich von dem Angriff der Lykantropen, welcher vor kurzer Zeit eine riesiges Chaos angerichtet hatte und mehr als nur Sachschaden auf der Insel hinterlassen hatte. Sie erinnerte sich genau in diesem Moment daran, wie plötzlich das alles kam, wie hart die wenigen Schüler der Schule gekämpft hatten und wie viel sie alle in den letzten Tagen durchgemacht hatten. Ganz besonders sie selbst macht sich in diesem Punkt Vorwürfe. Wie eine verbissene Walküre kämpfte sie selbst gegen den plötzlich aufgetauchten Feind, nur um am Ende selbst sehr mitgenommen aus der Sache herauszukommen. Sogar einen Tag im Krankenhaus hatte die Direktorin verbringen müssen, damit man sich um ihre, zum Glück nicht schlimmen, Wunden kümmern konnte. Doch sie konnte nicht alle Schüler beschützen und das war es, was der Schulleiterin sehr stark am Gewissen nagte.
Ihr Blick wandte sich zum Fenster. Die ganze Zeit hatte sie während ihres Gedankenganges unterbewusst in die obere, linke Ecke des Zimmers gestarrt. Mehr als nur ein Zeichen das sie Mental gerade nicht sehr auf der Höhe war. Eine Tatsache die ihr gar nicht ähnlich sah und mit der sie sich auch nicht im Geringsten anfreunden konnte. Aber andersherum wollte sie sich auch nicht weiter damit beschäftigen und richtete sich deswegen mit einer ziemlich plötzlichen Bewegung in ihrem Bett auf. Ihren eigenen Zustand dabei vollständig vergessend. Schmerzen durchfuhren die Dämonin wie ein Blitz die Luft. „Scheiße“, zischte sie langsam zwischen ihren Zähnen hervor und hielt sich sofort mit einem ihrer Hände die seitliche, linke Hüfte. Vom Status fit war sie noch lange entfernt, aber vermutlich würde es nicht mehr lange dauern bis auch diese Wunden gänzlich geschlossen waren. So lange musste sie wohl etwas vorsichtiger mit sich umspringen, es sei denn sie wollte die ganze zeit mit so einem Schmerzverzerrten Gesicht herumrennen. Einen kurzen Moment verharrte sie in dieser Position im Bett. Mit ihrem Blick die Tür des Schlafzimmers fixierend. Gleich würde sie sich aus dem Bett bewegen…gleich.
Langsam bewegte sie nun ihren Arm an die Bettdecke, welche ihren Körper noch bis zum Bauch-Ansatz verdeckte, um sie mit einem schnellen Stoß von ihr zu befördern. Schon einen kleinen Moment später setzte sie sich auf die Bettkante um und erhob sich letzten Endes vollständig auf ihre beiden Beine. Nicht einen Moment verbrachte die Dämonin damit, sich weiter umzuschauen. Mit einem leichten Stöhnen begab sich Julia schleichend und langsamen Fußes in Richtung des Badezimmers. Beinahe schon geübt schien es angesichts ihres Verhaltens, als sie mit Leichtigkeit, ohne auch nur einen Blick damit zu verschwenden, den Lichtschalter dort erwischte und sich gleich danach vor dem Spiegel wiederfand und im selben Moment auf ein Ebenbild ihrer selbst zurückstarrte. Sie hatte leichte Augenringe, das war das erste was ihr an diesem Anblick auffiel. Abgesehen von ihrer, wohl durch einen unruhigen schlaf, total unordentlichen Frisur. Mit einem erneuten Seufzer bei diesem Anblick im Spiegel wandte sie sich auch gleich wieder von diesem ab. Ohne auch nur einen weiteren Moment zu vergeuden, entledigte sie sich ihrem Nachthemd und schlüpfte unter die Dusche, was man an dem gleichmäßigen Prasseln hören konnte welches sich nun im Badezimmer verteilte.
Eine grobe Viertelstunde verbrachte sie unter dem warmen Strom von Wasser, welcher beinahe wie ein entspannender Balsam wirkte, bevor sie sich wieder daraus entfernte und sogleich mit einem Handtuch bedeckte. Es war entspannend und das merkte die Dämonin auch sobald selbst. Denn erst jetzt merkte sie wie verspannt sie wirklich gewesen war. Außerdem hatte das Ganze einen weiteren guten Nebeneffekt. Die Dusche hatte sie wachgemacht und mit nun schnelleren Bewegungen trat die junge Frau aus der Duschkabine, trocknete sich ab und föhnte in einer geübten und professionell kurzen Zeit ihre langen Haare. Es folgte das alltägliche Zähnen putzen und gleich im Anschluss eilte sie schnellen Schrittes durch die Wohnung. Warum sie sich gerade so beeilte, das wusste sie selbst nicht so wirklich. Aber Ablenkung wäre auf jeden Fall erst einmal nicht fehl am Platz. Deswegen versuchte sie sich wohl gerade mit einer Reihe von Tätigkeiten zu erdrücken. Bestimmend zog sie die Türen ihres Schrankes auf und umso schneller landeten Sachen wie Unterwäsche, eine weiße Bluse, ein schwarzer Bleistiftrock sowie ihr Jackett auf der Bettkante. Ihr sonst so fürsorglicher Umgang mit der Kleidung suchte man gerade vergebens und ehe man sich versah, hatte sie sich bereits umgezogen.
Der letzte Weg führte sie nun nur noch einmal in das, durch den Duschvorgang, gewärmte Bad zurück. Schmerzlos und schnell hängte sie das Handtuch zurück an den Haken, wendete sich zum Spiegel und begann damit, ihre Augenringe loszuwerden. Bereits einige Minuten danach fand sie sich geschniegelt und gestriegelt am Essenstisch wieder. Er war weder gedeckt, noch in irgendeiner Weise hatte sie gerade Hunger auf etwas zu essen. Sie dachte nach. Die Schule musste sie sicherlich heute auch noch besuchen, nach dem Rechten sehen. Sie hatte trotz allem auch noch einen Unterricht zu organisieren. Abgesehen davon konnte sie sich nicht davon abbringen in diesem Moment das Waisenhaus ebenfalls zu untersuchen. Es waren schließlich zwei Hotspots die extrem wichtig waren. Keiner wusste das so ziemlich besser als sie. Sie schnaufte leicht durch und lehnte sich in ihrem Stuhl, auf welchem sie saß nach hinten. Dabei war erneut ein Schmerzverzerrtes Gesicht zu vernehmen. Ihre Augen wanderten an die Decke und die Direktorin begann in Gedanken zu versinken. Sie hätte sich tausend schönere Tage vorstellen können. Wenn sie so darüber nachdachte, war jeder Morgen wohl gerade schöner.
Ihr Magen grummelte und holte Julia wieder aus ihrem Tagtraum hinaus. Leichter Hunger machte sich breit, aber im Haus selbst hatte sie nichts. Das war unschwer bei einem Blick in die leere, offene Küche der Wohnung zu erkennen. Es sei denn, sie wollte ihren Tag mit einer Flasche Rotwein und einem Stück Fleisch beginnen, aber das war so überhaupt nicht ihr Geschmack. Ihr Blick wanderte zum Schlüsselbrett, wo ihre Haus und Autoschlüssel hingen. Sie musste sich wohl oder übel etwas besorgen. Vielleicht, so dachte die Blondine, könnte sie sich das zunutze Machen und auch in der Stadt gleich einmal nach dem Rechten sehen…oder auch einfach erst einmal generell die Insel umrunden und schauen ob alles so gut wie es ging wieder im Normalzustand war. Normal allerdings, würde es wohl eine lange Zeit nicht mehr sein.
Eigentlich war Julia nun schon abfahrbereit und wirklich heiß darauf, wieder nach Hause zu kommen. Es brannte ihr quasi in den Fingern, nun die letzten Handgriffe zu tätigen um sich endlich in Bewegung zu setzen. Doch so schnell sollte es nun auch nicht passieren. Mathéo zumindest hatte anscheinend noch etwas, was ihn daran hindern sollte, mit der Blondine nun das Weite zu suchen. Etwas verdutzt über die plötzliche Aussage des Rothaarigen, schaute sie ihm entgegen. „Na gut, ich warte.“, bestätigte sie seine Bitte und ließ sich schon einmal ins Auto sinken. Mal schauen, wie lange der Tristam brauchen würde, für was auch immer er noch zu erledigen hatte. Mental einstellen tat sich Julia schon einmal auf grobe 15 Minuten. Ein ziemlich angemessener Zeitrahmen, wenn man bedachte, das der Dämon das Wort „kurz“ benutzte. Diese Zeit war Julias Definition von „kurz“. Sollte er diese Zeit überschreiten, so war es wohl unausweichlich, dass sich die Direktorin ein wenig veräppelt fühlen würde. Schließlich war sie kein Hund der treu an jeder Ecke auf sein Herrchen wartete und am Ende auch noch froh darüber war, das sie nun seine Aufmerksamkeit wieder für sich hatte. Nein, so ein devotes Wesen war sie nicht.
Ihre Neugier allerdings, lies die Bardera dann doch nicht in Ruhe. Wie ein Spion versuchte sie die Spuren des Tristams im Rückspiegel ihrer Beifahrertür zu verfolgen. Als er aus diesem Winkel allerdings austrat, musste sie sich umorientieren. Der mittige Spiegel, wurde das nächste Opfer von Julias Augen. Aber auch hier war von dem Rothaarigen nicht viel – bis gar nichts zu sehen. Keine Chance also für sie, dabei etwas herauszufinden. Ein Seufzer entglitt ihr und sie schaute einfach vorne aus der Windschutzscheibe hinaus und in die immer dunkler werdende Umgebung. Aber selbst das half nicht, ihre Neugier in diesem Punkt zu stillen. Vielmehr staute sie sich jetzt in ihren Gedanken, wollte endlich eine Antwort haben. Wie ein Kleinkind das nicht aufhören würde zu schreien, bis es endlich an die Brust genommen wurde. Warum die Blondine gerade so darauf erpicht war herauszufinden was der Tristam tat? Sie wusste es selbst nicht so richtig, aber es war nichts Oberflächliches. Vielleicht hatte ihre eigene Vermutung, dass die beiden mehr Verband als nur eine Begegnung, etwas in ihr ausgelöst. Aber sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, half ihr auch nicht weiter. Stattdessen blieb die Direktorin geduldig sitzen. Bis im Seitenspiegel eine Silhouette auf die Beifahrertür zu kam und sie schließlich so behutsam öffnete, das sich Julia ein belustigtes Lächeln auf den Lippen bildete.
„Mhm, danke.“, bestätigte sie nur grinsend seine Aussage zum Fahrzeug, während ihre Augen schon längst auf der Frisur des Tristams lagen, welche durch die Lampe im Wagen erhellt wurde. Sie sagte natürlich nichts dazu, hielt sich erst einmal zurück und genoss den Anblick, der ihn teilweise Aussehen ließ, als hätte er gerade noch seinen Dschungel-Marathon beendet, welchen er am Morgen abbrechen musste. Ihn selber schien es in jedem Falle sehr wenig zu stören. So selbstverständlich wie er dort Platz nahm und nochmals betonte, was sie sich dort für ein schickes Prachtstück geleistet hatte. Die Erwähnung ihres Vornamens, störte sie dabei ziemlich wenig. Immerhin war das Duzen doch erlaubt worden. Das schloss ihren Vornahmen auch mit ein. Nur bei der Bezeichnung „Jul“ würde er sich noch in Ungnade bewegen. „Es war eine der wenigen Ausgaben in meinem Leben, die sich mal gelohnt haben, Mathéo. Mehr habe ich von zuhause nicht mitgenommen.“, erwiderte sie in normalem Ton, lächelte leicht zu ihm hinüber und setzte das Gefährt schon einmal in Gang. Wie eine Raubkatze schnurrte der Motor im Heck des Fahrzeugs auf, als sie bereits anfingen sich zu bewegen.
Hinter den Toren des Wohnheims, war es der Tirstam, welcher erneut das Wort an sie richtete. Zugegeben, Julia hatte es etwas versäumt ihrer Neugier genug Raum zu geben, als sie den Rothaarigen mit seiner Mähne gesehen hatte. Eine perfekte Ablenkung hatte er da geschaffen, könnte man sagen. Doch nun wollte er sich von selbst erklären. Sein Haustier war also der Grund für diese Aktion gewesen. Bedächtig schaute sie im Licht des Tachos ab und an zu ihrem Beifahrer hinüber. Ein Lächeln ihre Lippen schmückend, als er erwähnte wie schön ihre Konversation doch gewesen sei und er sein Tier darüber hinaus einfach aus dem Sinn verloren hatte. Ein zuckersüßes Lachen entfloh ihr. „Nein, ich habe keine Katzenallergie.“, eine kurze Pause folgte. „Zumindest nicht das ich wüsste.“. Ganz im Gegenteil. Die Bardera mochte Katzen sogar mehr als Hunde. Immerhin taten diese, was sie wollten und wann sie es wollten. Sie streicheln zu dürfen war ein Privileg, keine Selbstverständlichkeit – und sie gingen, wenn es ihnen nicht passte. Ja, diese Tiere gefielen ihr durchaus, wenn sie nicht nur immer so Haaren würden. „Dann will ich hoffen, dass sie den Weg zurückfindet, mit deiner Hilfe. Aber da Katzen ja generell sehr eigenständig sind, habe ich daran keinen Zweifel.“, sprach sie amüsiert weiter, während sie auf die Landstraße in Richtung Stadt einbog. Eine Sache die sie sehr elegant und ruhig hinbekam. Es eilte nicht. Wer Auto fuhr, der musste sich Zeitnehmen. Rasen und Drängeln war etwas für Leute mit niedrigem Selbstbewusstsein.
Genau mit dieser Einstellung im Fahrverhalten, passierten die beiden ein paar Minuten später die Stadtgrenze. Als würde sie den Weg jeden Tag fahren, steuerte die Blondine ihren Wagen durch die Straßen von isola, welche bei Nacht nun noch leerer waren als vorher. Man merkte eindeutig, dass der Schock von vor ein paar Tagen immer noch tief sitzen musste. Doch sie selber störte es nicht. Julia selbst freute sich in diesem Moment einfach nur noch auf ihre eigenen vier Wände. Wo ihr Fahrzeug dann auch auf einem der Stellplätze zum Stehen kam. „Da wären wir.“, kündigte sie selber an, während sie den Motor ihres Wagens abstellte und noch einmal zu dem Tristam hinüberschaute. „Ich hoffe der Hunger ist nicht zu unerträglich geworden.“, scherzte sie noch leicht hinterher und begab sich dann aus ihrem Fahrzeug. Dabei schloss aber auch sie gekonnt sanft die Türen des Sportwagens. Dann holte sie noch einmal die Tasche vorne aus dem Fahrzeug, ohne dabei auf ihre gekonnte Positionierung zu verzichten, welche ihre Reize noch weiter betonen würden. Nur dieses Mal streifte sich die Direktorin noch schnell ihre Haarsträhne mit der rechten Hand zurück, während die linke ihre Tasche griff und die Klappe des „Kofferraumes“ schloss. Mit einem schnellen Druck auf den Schlüssel, schloss sie den gelben Flitzer dann noch ab und machte sich zusammen mit ihrem Gast auf den Weg zur Haustür. Was sich für sie etwas seltsam anfühlte, jetzt wo Leviathan nicht dabei war und ein bisschen kam die Dämonin schon ins Grübeln, verwarf die aufkeimenden Gedanken aber letzten Endes schnell wieder.
Gekonnt und schnell öffnete sie die Tür des Gebäudes und legte zusammen mit dem Rothaarigen die Treppenstufen bis zu ihrer Wohnungstüre zurück. Es gab hier keinen Fahrstuhl, weswegen Julia damals schon froh war, das der Umzug von anderen Leuten übernommen worden ist. Alleine wäre das echt zu einer Tortur geworden. Was aber auch seine Vorteile haben konnte, wenn man es denn als einen Werten wollte. Denn bei jeder Treppenstufe, welche die junge Frau hinter sich brachte, verstand sie es ihren ohnehin schon sehr femininen, mit Schwung versehenen Gang fortzusetzen. Was sich besonders im Hüftbereich bemerkbar machte. Doch dieses Schauspiel war nun vorbei, als Julia bereits den Schlüssel zu ihrer Wohnungstür zuckte. „Hier endet undere Reise.“, kündigte sie fröhlich das Ende der Bergsteigertournee an und schloss schnell ihre Wohnungstür auf, trat aber Beiseite um ihrem Gast nun den Vortritt zu lassen. „Bitte sehr.“, lud sie ihn ein und betrat dann hinter dem Dämon die Wohnung. Ihm sollte sich jetzt der Anblick ihrer eigenen vier Wände eröffnen. Allein vom Eingangsbereich aus, ließ die Wohnung einige Schlüsse auf ihren Besitzer zu und konnte einem aufmerksamen Auge nun helfen, fehlende Persönlichkeitslöcher des Gastgebers zu schließen. Das erste was auffallen sollte war die Abwesenheit von Schmutz. Die Wohnung der Bardera war sauber und aufgeräumt. Die Art von Sauberkeit die man nicht einfach so erreichen würde, wenn man schnell einmal für Besuch aufräumte. Was den Schluss nahelegte, dass es beinahe immer so aussah. Ihre Küche war ebenfalls sehr sortiert. Alles hatte dem Anschein nach seinen Platz, wobei es ähnlich im Wohnzimmer aussah. Vereinzelt hingen aber auch Bilder an der Wand im Eingangsbereich. Das auffälligste war eines von ihr und Levi zusammen. Auch ein Bild von ihr selber als Kind hing dort in der Nähe. Wenn man es so betrachtete. Dann konnte man sich wirklich echt wundern wie aus einem kleinen Mädchen mit Kleid, eine so streng gekleidete Geschäftsfrau geworden war. Sofern man sich natürlich auf so eine Spekulation einließ.
„Häng deine Jacke einfach an die Garderobe, ja?“, bot sie ihm nett lächelnd an und entledigte sich auch ihrem Jackett, was nun den Blick auf ihre weiße Bluse eröffnete. „Ich werde mich nur noch schnell einmal in angenehmere Klamotten bewegen. Also fühl dich wie zuhause, es sollte nicht lange dauern.“. Mit einem nach Entschuldigung betenden Blick verabschiedete sich die Dämonin auch zugleich in das Zimmer, welches dem Dämon als einziges wohl verwehrt bleiben würde, ihr Schlafzimmer. Von dort aus waren dann nur noch vereinzelt Geräusche zu hören, bis sie selber dann wieder heraustrat. Julia war praktisch nicht wiederzuerkennen. Sie trug eine lange Jeans, welche ihre Beine und Hüfte noch mehr betonte, als es ein Rock jemals tun könnte. Eine rosa Bluse mit kurzen Ärmeln, die die oberen zwei Knöpfe nicht strickt zugeknöpft hatte, sowie ihre Haare wunderschön hochgesteckt. Verbunden mit ihrem freundlichen Lächeln, welches nun in ihrer Wohnung noch freundlicher und wärmer ausfiel asl irgendwo anders, wahrscheinlich ein unglaubliches Schauspiel. Oder um es literarisch auszudrücken Kafkas „Die Verwandlung“; nur dieses Mal in schön. Da stand sie nun und platzierte sich in einer etwas neckischen Körperhaltung vor dem Dämon. „Willst du was trinken?“, fragte sie nett und warm, während ihre saphirblauen Augen nun nicht mehr streng auf ihm ruhten. „Beim kochen kannst du mir selbstredend auch helfen. Es sei denn du willst nur die halbe Portion.“. Sie grinste, dann wartete sie seine Antwort ab. Das er trotzdem einen vollen Teller bekommen würde, war sowieso klar, Dennoch konnte es die Dämonin ja mal versuchen.
Angekommen auf dem Parkplatz vor dem Wohnhaus, in dem Julia lebte, achtete der Tristam wieder darauf, die Tür möglichst sorgsam zu öffnen und zu schließen. Irgendwie hatte er das Gefühl, etwas anzufassen, welches bei Julia einen enorm hohen Wert besaß und er seine Finger verlieren würde, wenn er auch nur den kleinsten Fehler beging. Es war die Aura des Wagens, die ihm dies vermittelte, ohne dass die Besitzerin selbst etwas dazu sagen musste. Aber Julia war auch eh damit beschäftigt, sich mal wieder vor dem Auto zu rekeln. Im Gegensatz zum letzten Mal legte sie sogar noch eine Schippe drauf und spielte mit einer verwahrlosten Strähne vor ihrem Gesicht. Die Horde kleiner Krawallmänner in Mathéos Kopf tauchte wieder auf und schwänkte wutentbrannt ihre Miniatur-Schilder. Alle waren sie sich einig: Diese Frage machte das absichtlich! Einen Spaß erlaubte sie sich mit ihm, seine Bedürfnisse auf so hinterhältige Art auszunutzen und ihn in Qualen zu werfen, die im Tartaros nicht schlimmer sein konnten.
Auch als es die Treppen hinauf ging, musste Mathéo mit sich kämpfen. Der englische Gentleman in ihm verlangte, dass der Mann beim Treppensteigen hinter der Dame ging, damit er sie, sollte sie das Gleichgewicht verlieren und drohen, hinabzufallen, mit seinen starken Armen auffangen konnte. Ebenso ging er abwärts vor ihr aus demselben Grund. Die Dame war zudem stets an der Seite zu führen, wo sie sich am Geländer festhalten konnte. Auf der Straße nutzte der Mann die Seite des Gehweges, welcher an der befahrenen Straße lag. All so was hatte man ihm eingetrichtert und nun kam es fast schon unterbewusst aus ihm heraus. Unerwartet fiel ihm daher auf, dass er beim Besteigen der Treppen Julias wackelnden Pfirsichpopo wieder vor Augen hatte. Beschämt von sich selbst wandte er den roten Kopf ab, blickte nach unten. Lieber folgte er den Hacken der Blondine. Das konnte man ihm nicht zur Last legen. Aber verdammt nochmal, dachte sich der Dämon, Was ein Knackarsch.
Schließlich stand das dämonische Duo vor Julias Wohnung. Mathéo wurde allmählich nervös, auch wenn es eigentlich keinen Grund dazu gab. Heute Nachmittag hatte er sie erst kennen gelernt, am Morgen das erste Mal von ihr gehört – und nun war er drauf und dran, in die Höhle der Löwin zu treten. Mit einem beherzten Schritt überquerte der Tristam die Schwelle des Heiligtums. Eine Wohnung, die auf den ersten Blick einen ausgesprochen ordentlichen und reinen Eindruck machte, zeigte sich Mathéo in voller Pracht. Instinktiv atmete er so tief ein, wie es ihm seine Lunge ermöglichte. Er wollte den Geruch von Julia aufnehmen, der überall sein musste. Hier im Eingangsbereich war der Geruch einer Julia, die sich für die Arbeit fertigmachte oder gerade betagt nach Hause kam. Da drüben musste das Wohnzimmer sein, wo es nach einer entspannenden Julia roch. In der Küche würde er erschnuppern können, was sie gerne aß. So viele Informationen lagen in der Luft – zu viele. Nie und nimmer würde er sie alle separieren können. Aber das war nicht schlimm. Das einzig Wichtige war, dass es ihr Duft war, der in der Luft lag.
Julia bemerkte die Garderobe, an welche er seine Lederjacke hängen konnte. »Geht klar«, antwortete er sofort und trat zu besagter Garderobe hinüber. Sofort danach kündigte die Bardera an, sich schnell umziehen zu gehen. Man muss nicht erwähnen, dass die wildesten Fantasien in diesem Moment durch den Kopf des Dämons zischten. Am liebsten hätte er ja gefragt, ob er ihr zur Hand gehen könnte, doch das wirklich auszusprechen, lag fernab des Möglichen. Geduld war hier Gold wert. Nachdem er den blonden Strähnen noch kurz hinterherträumte, bis diese hinter verschlossener Schlafzimmertür verschwunden waren, ließ er seine Augen etwas durch die Räumlichkeit schweben. Direkt im Eingangsbereich fielen ihm ein paar Bilder auf, auf denen Julia abgebildet war. Das erste zeigte sie zusammen mit Levi. »Seltsam«, flüsterte er zu sich selbst. Levi so zu sehen, hätte er nie erwartet. An dem nächsten Bild blieb er dagegen länger hängen. Es zeigte Mathéos Schwarm in sehr jungen Jahren. Ein kleines blondes Mädchen stand da in ihrem zuckersüßen Kleidchen. Fast unvorstellbar, wie aus ihr eine so adrette Geschäftsfrau werden konnte. Zudem war sie damals so unglaublich niedlich. Heute war sie dagegen ein derart scharfer Feger geworden. Was das Leben doch aus einem machte. An seine eigenen Kinderbilder zurückdenkend, fiel ihm zwar nicht ein, wie sehr er sich verändert hatte, aber man selbst hatte dafür eh selten ein Auge. Die anderen waren es, denen der Unterschied sofort auffiel, hatten sie den Prozess anders oder gar nicht miterlebt.
Mathéo konnte die Tür vom Schlafzimmer hören. Julia war schnell. Schon nach kurzer Zeit stand sie in Pose vor ihm, trug nun eine enge Jeans, die ihre Figur so deutlich abzeichnete, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, ob sie nun eine trägt oder nicht. Dazu gab es eine legere rosa Bluse, die auf Grund der Farbe viel Weiblichkeit ausströmte. Die Geschäftsfrau erhielt so einen sehr häuslich femininen Teint. Die Haare, die zuvor noch lang herabgehangen hatten, waren nun gezähmt und hochgesteckt. Der Hals, von dem Mathéo zuvor so wenig gesehen hatte, strahlte ihn nun unverhofft an. Er war nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz. Keiner Adern drückten heraus, aber die Züge der Halsmuskeln waren deutlich zu erkennen. Die Haut war straff, wirkte weich zugleich. Sie war phänomenal. Julia war phänomenal. »Wow«, kam es Mathéo unbewusst und in leisem Ton über die Lippen, während er total begeistert, aber irgendwie verloren die blonde Frau anschaute. Erst ihre Frage, ob er was trinken wollte, riss ihn wieder zusammen. »Äh, oh, ja, gerne. Was hast du denn im Angebot?«
Zum Thema Kochen äußerte sie sich auch schon. Ein Wunsch ging für ihn in Erfüllung, als er ihr Angebot, ihm zu helfen, sofort annehmen konnte. Ihren feinen Scherz bestätigte er ebenfalls mit einem schelmischen Grinsen. Es fühlte sich so warm an, mit ihr auf diese Art zu kommunizieren, sich ein wenig zu necken, zu fordern, aber gleichzeitig konstruktiv miteinander zu reden. »Halbe Portionen gibt’s nur für halbe Portionen«, antwortete er selbstsicher und plusterte sich in theatralischer Weise etwas auf, ließ die Luft aber sofort wieder ab, als sich die beiden in die Küche begaben. Mathéo schwebte Julia förmlich hinterher. Von der modern eingerichteten Küche ließ er sich anfangs gar nicht ablenken. Sein Blick lag auf dem freien Nacken vor sich, von dem er einfach nicht den Blick abwenden konnte; musste es aber, als er sie überholte und sich neben ihr positionierte. »Du siehst wirklich gut aus.« Ja, er hatte es tatsächlich gesagt. »Also, so mit den hochgesteckten Haaren!« Ob das falsch war? War es zu direkt? Egal, nun konnte er es auch durchziehen. »Mit den langen Haaren konnte man deinen Hals kaum sehen.« Dabei fasste er sich an dein eigenen Hals mit den Händen, um zu verdeutlichen, worum es ihm ging. »Jetzt aber sieht man ihn in seiner vollen Pracht. Ich finde, das hat was.« Er brauchte eine Rettung, ehe er sich noch ganz verlor. »Also so allgemein gesehen!« Verallgemeinerungen halfen immer. »Sonst versteckt, fragt man sich, wie er wirklich aussieht. Das ist wie bei einer Braut vorm Altar, die ihren Schleier trägt und man nur zum Teil etwas erkennt. Wenn man ihn dann aber lichtet … BÄM, total schön.« Seine Mimik passte zum Schauspiel eines erstaunten Bräutigams, der seinen Augen nicht glauben wollte. Dann deutete er wieder auf ihren Hals. »Genau so ist das mit Hochsteckfrisuren, finde ich. Das hat was. Geht aber auch nur bei sonst langen Haaren. Wer normal kurze Haare hat, da klappt das nicht irgendwie.« Mathéo setzte ein nachdenkliches Gesicht auf, als würde er tatsächlich gerade darüber murren. Schnell verlor sich diese Visage jedoch wieder und ein einfaches Lächeln kehrte zurück, welches er auch nicht wegbekommen würde, solange er in Julias Nähe war. Zurückblickend meinte der Tristam, die Sache gut abgewickelt zu haben. Einerseits hatte er ihr ein Kompliment gemacht, andererseits hatte er es versucht, logisch zu erklären.
»Ach und wegen dem Essen.« Mathéo wollte es dennoch nicht drauf ankommen lassen und schritt besser schnell wieder zurück zum Thema davor. »Ich würde gerne ein Dessert machen. Was Traditionelles aus meiner Heimat.« Noch breiter grinste er sie an, schaute dann aber neugierig, ob sie darauf eingehen würde. »Teamarbeit also. Du das Hauptgericht und ich die Nachspeise. Wie wär’s?«
Julia
Julia Bardera
63 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Violettes Sommerkleid mit einem weißen Zusatz in der Mitte und schwarzen Sandalen (Siehe Signatur)
Es war zugegeben ein wenig ungewohnt, wie die Dämonin von ihrem Besuch angeschaut wurde, als sie die Gefilde ihrer privaten Gemächer in einer neuen Kleidung wieder verlassen hatte. Obgleich sie Mathéos leisen Ausspruch vernahm, so war sie sich nicht wirklich sicher, wie sie damit umzugehen hatte. Natürlich schmeichelte es ihr in einem sehr positiven Wege und das, konnte an auch an einem sehr minimalistischen, kurz verlegen abgewendeten, Blick sehr deutlich sehen, sofern man denn darauf achten würde. Äußern tat sich die Direktorin dazu in jedem Falle nicht. Außerdem war das ja nur die Kleidung, welche sie meistens immer in ihrem Häuslichen Umfeld trug. Nicht gut genug um damit nicht kochen zu können und schick genug um darin die Tür zu öffnen, sollte jemand unverhofft vorbeikommen. Zwar gab es in ihrem Kleiderschrank da noch einige weitere Variationen, aber tragen tat die Dämonin halt nur eine Kombination. Der gastfreundliche Übergang, dem Freund ihres Schützlings etwas zu trinken anzubieten, war also eine willkommene Gelegenheit für die Bardera, die Szenerie hinter sich zu lassen. Eine Taktik die wohl auch Früchte trug. „Ein paar Sachen.“, erwiderte sie auf die Frage des Tristams hin und machte mit ihren Fingern eine unterstützende Aufzählung. „Ich hätte Wasser, Saft, Cola oder eben Wein.". Bei letzterem erhob sie etwas aufmerksamkeitsringend ihre Stimme. „Vorausgesetzt du bist schon alt genug.“, ließ sie mit verspielten und neckischem Unterton verlauten. Nicht, dass es sie interessieren würde. Immerhin war Levi auch manchmal mit von der Partie, wenn es um dieses Getränk ging. Aber da vertrat sie die Devise, lieber ein Glas bei ihr, als zwei ganze Six-Packs Bier an der nächsten Straßenecke. Also war es wohl offensichtlich, das sie dem Rothaarigen den edlen Tropfen nicht vorenthalten wollte.
Ihren zweiten Kommentar nahm der Dämon in jedem Falle mit Humor auf und entlockte Julia damit ein herzhaftes Lachen, welches ein zufriedenes Gesicht bei Julia hinterließ. Besonders als er sich noch einmal künstlich aufplusterte, schien sie begeistert. Wenn man auf ihre kleinen Aussagen einging, oder selbst mal etwas scherzhaft war, konnte man die Blondine immer leicht auflockern. „Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen, so halb siehst du nämlich nicht aus. Vielleicht werden da sogar zwei Teller fällig.“. Im gleichen Moment musterte ihn ihr spielerische Blick, welche sogleich etwas herausfordernd in seinem Gesicht stehen blieb. „Aber mal sehen, vielleicht macht dich die Arbeit ja wieder schlank. Könnte ja fordernd werden.“. Diese Aussage über die Lippen gebracht, begab sie sich in Richtung der Küche. Mathéo stets hinter ihr, folgend.
In der Küche angekommen, merkte man eindeutig, das dies ihr Gebiet war. Innerhalb weniger Handgriffe, holte sie schon einmal vorsorglich eine Pfanne, sowie einen Topf aus einer der Schubladen, welche unter dem Herd gelegen waren. Immerhin würde sie diese später einmal brauchen. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, brauchte sie vielleicht sogar zwei Pfannen. Aber die konnte sie gleich noch herbeizaubern. Doch ihr Gast schaffte es ihre Aufmerksamkeit, vor besagter Aktion, wieder einmal auf sich zu lenken. Ihre Bewegungen stoppten einen kurzen Moment, während ihre Augen in die des Tristams schauten. Überrascht und ein wenig verwirrt stand sie gerade dort und wusste im Ersten Moment nicht, wie sie diesen Kommentar zuordnen sollte. Schon wieder ein Kompliment, welches sie erhielt. So etwas passierte in ihrem Leben nicht oft. Die meisten unterließen es wohl einfach, weil sie diese Ausstrahlung innehatte, wenn sie draußen unterwegs war. Andersherum verteilte die Bardera selbst nicht oft welche; und wenn, dann waren diese auf Persönlichkeit und mehr innere Werte bezogen. Auch, wenn die Optik trotzdem immer mit reinspielte. Es richtig zu beschreiben, würde wohl ewig dauern. Ihre saphirblauen Augen blieben in jedem Falle an dem Rothaarigen hängen. Die Verwirrung wich langsam aus ihren Gesichtsmuskeln und die sanfte Mimik kehrte wieder auf ihre Lippen zurück, je weiter ihr Gesprächspartner sein Kompliment erläuterte, ja gerade schon begeistert davon schwärmte, wie schön sie doch Aussah. Er hielt es zwar sehr allgemein, aber es war zu bezweifeln, das er so etwas jeder Dahergelaufenen sagen würde, wenn er sie gerade erst gesehen hatte. Einen kurzen Moment lang wurde sogar ihre eigene Fantasie beflügelt und sie kam um die Vorstellung nicht herum, sich selbst einmal vor ihrem inneren Auge in einem Brautkleid zu betrachten. Verbunden mit der Frage, wann es bei ihr eigentlich soweit sein würde. Auch der Gesichtsausdruck ihres Gastes spielte dort mit hinein. „Oh, danke sehr.“, fügte sie an seine Aussage an und fasste sich selber an ihren Hals, strich sachte mit ihrer Hand daran vorbei. In einer Manier wie man es durchaus als niedlich bezeichnen konnte. „Wenn ich den gleichen Effekt wie mit dem Schleier erzielen konnte, dann war ich doch recht gut dabei, oder nicht?“. Sie grinste herausfordernd und schelmisch zu ihm hinüber und strich sich betonend über die hochgesteckte Frisur. Nur der Teufel wusste, was gerade in ihrem Kopf von statten ging. „Sag jetzt bloß nichts Falsches!“, schloss sie gleich neckisch hinten an und holte kurz die zweite Pfanne heraus, welche sie ebenfalls auf der Herdplatte positionierte. „Es sei denn, du willst heute gefährlich essen.“. Sie grinste wieder wie eine Hyäne und fixierte ihn mit einem scharfen Blick, bevor sie sich ihm erneut komplett mit ihrem Körper zuwandte, während sie sich lässig an die Küchenzeile anlehnte. „Deine Frisur ist außerdem auch nicht schlecht. Hat das gewisse wilde etwas, könnte man sagen.“ Sie begutachtete seine Mähne ebenfalls. „Auch wenn ich mich schon seit geraumer Zeit frage, wofür die Augenklappe sein soll.“
Hier zuhause, war Julia ganz sie selbst. Konnte scherzen, Kommentare hinausposaunen und einfach mal die Seele baumeln lassen. Doch schnell sollte sich die Szenerie vom Schleier lösen. Nun ging es ums Essen und die Professionalität sollte sich wieder einschalten. Doch das sollte selbst dem Tristam auffallen. Mit der Kategorie „kochen“, lag man bei der jungen Frau meistens immer goldrichtig. Sie machte es gerne, es entspannte sie ungemein – Plus, sie wusste was dort auf ihrem Teller lag. Dementsprechend gespannt lauschte sie ihm auch, als er das Wort „Essen“ in den Mund nahm. „Gerne, wenn du alles findest, was du brauchst.“, gab sie ihm quasi die Erlaubnis in ihren Vorräten zu stöbern und schmunzelte etwas leicht, als er die Arbeitsteilung ansprach. „Da bin ich ja mal gespannt, ob die sich dann auch auszahlt.“, kommentierte sie es herausfordernd an den zweiten, neu angestellten ,Koch gerichtet und holte aus einem der Küchenschränke den Reis heraus, welchen sie nun zubereiten wollte. Selbstverständlich wollten die Körner auch vorher noch gewaschen werden. Genauso wie noch Kräuter geschnitten und das Hühnchen präpariert werden musste. Aber das machte die erfahrene Köchin alles so nebenbei. „Achja, du kannst gerne einen hiervon mittrinken, wenn du möchtest.“. Dabei präsentierte sie dem Dämon eine Flasche Weißwein, welcher elegant in ihrer Hand lag. „Ich werde ihn zwar auch zum kochen verwenden, aber auch so sollte er genießbar sein. Falls das Interesse besteht.“, sie wartete kurz ein paar Sekunden und setzte sofort mit frecher Stimme nach, „Es sei denn du, willst doch lieber Wasser.“.
Julia war eine Dämonin durch und durch – wie aus dem Bilderbuche. So teuflisch wie zärtlich sie mit den Fingerspitzen ihren Hals entlangfuhr, hörte man schon die Wände knacksen, weil nicht mal diese dem verführerischen Anblick standhielten. Erneut stellte sie ihn auf eine harte Geduldsprobe, schaffte es aber, ihn zurück zu einem verträumten Blick zu führen. Mathéo bekam zwar mit, dass sich Julia über den Schleier-Effekt freute, den sie erzielte, doch machte der Dämon weniger den Eindruck, als wäre er aufmerksam. Erst als sie eine neckische Aufforderung plötzlich folgen ließ, wachte der Tristam wieder auf. Als hätte man ihn ertappt, nahm er die Hände vor die Brust, die Flächen zu Julia gewandt und wedelte in kurzen Intervallen herum. Er würde einen Teufel tun, ihr zu widersprechen, wo er doch dasselbe dachte. Nochmal legte Julia nach – nicht nur mit einer zweiten Pfanne. Die Aussage mit dem gefährlichen Essen wollte Mathéo lieber als Flirtversuch aufnehmen. Noch viel lieber hätte er den Satz in seinen Gedanken ihr erwidert: Wenn das Essen so scharf wird wie du, überlebe ich es ganz sicher nicht. Aber Mathéo war nun mal Mathéo und hielt seine Zunge im Zaum. Trotzdem konnte er sich keinen Nachteil vorstellen, gefährlich zu speisen. Es hatte etwas sehr verführerisches – ob sie es nun beabsichtigte oder nicht. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ablehnen sollte«, brachte er dann doch frech hervor und zwinkerte ihr schelmisch zu.
Mathéo war sichtlich überrascht, dass Julia nun seine Frisur ansprach. Ihm selbst war diese ja gut bekannt. Er störte sich daran nicht wirklich. Als die Dämonin den neuen Schopf aber kommentierte, musste sich Mathéo unweigerlich ins Haar fassen. Ein Mal fuhr er von vorne nach hinten durch, entblößte für diesen Moment Stirn wie Augenklappe und ließ beides kurz darauf wieder verschwinden. Mit einer stilvollen Kopfbewegung, wie sie nur die Models auf den Pariser Laufstegen draufhatten, warf er die Strähnen wieder auf die Augenklappenseite. Ansonsten hätte er die wunderschöne Frau vor sich nicht mehr mit seinem anderen Auge betrachten können. Dass sie sein Frisur wild nannte, überraschte ihn ein weiteres Mal. Sogar verblüfft schaute er sie an. Dabei hingen die Haare doch nur locker herunter. Wild – so stellte er sich einen Irokesenschnitt vor oder einen Stachelkopf. Wenn er sein Stirnband trug, ja, dann sah er vielleicht etwas wild aus. Aber ansonsten? Julia hatte eine interessante Sichtweise. Hätte sie nachfolgend nicht die Augenklappe angesprochen, die lockere Atmosphäre wäre wohl auch weitergegangen – zumindest auch für den Tristam. So aber eckte sie bei einem Thema an, welches ihm eins der unangenehmsten war, die es gab. Allerdings wollte er nicht schuld daran sein, dass auch Julias Stimmung plötzlich kippte. Wacker biss er innerlich die Zähne aufeinander und legte irgendwie ein Lächeln auf. Es mochte kein starkes sein, man sah sicherlich, dass Anstrengung dahinterlag, doch er schaffte es, eines zu präsentieren. »Na damit ich wie ein cooler Pirat aussehen kann«, gab er dann eine falsche Antwort und bediente sich dabei bei den Auffassungen seiner bisherigen Bekanntschaften. Auch in Newcastle gab es hin und wieder die Fälle, dass man ihn den Piraten nannte.
Zum Glück wechselte das Gespräch zum Thema Essen und der Zubereitung von eben diesem. Mathéo machte seinen Vorschlag mit der Teamarbeit und dem Dessert, welches er zubereiten konnte. Zwar hatte er noch nicht direkt etwas vor Augen, aber ihm würde sicher etwas einfallen, sobald er einen Blick in den Kühlschrank geworfen hatte. Julia kramte bereits in den Schränken herum und suchte sich die Zutaten zusammen, die sie selbst brauchte. Dabei tauchte auch eine Flasche Weißwein auf. Julia bot ihm sogar ein Glas an, was Mathéo an ihre Frage zuvor im Eingangsbereich erinnerte. Da hatte sie sich erkundigt, ob er etwas trinken wolle, woraufhin sie sogar Wein angeboten hatte. Gleichzeitig hatte sie ihn necken wollen, ob er denn schon alt genug sei. An der Stelle hätte man sich die Sorge bereiten können, ob Julia ihn als Kind ansah. Das würde seine Chancen natürlich immens gen Boden treiben. Um diese Option also direkt zu ersticken, hatte er ihr ein »Ob du’s glaubst oder nicht, aber ich bin nach hiesigem Gesetz volljährig!« entgegnet. Das war im Flur gewesen. Nun standen sie aber bereits in der Küche und seine Worte waren längst Vergangenheit. »Ich nehme gerne etwas vom Wein«, antwortete er mit einem seichten Grinsen und überging somit das Wasser. »Wo finde ich ein paar Gläser?«, fragte er und machte Anstalten, sie selbst aus dem Regal zu holen. Nachdem ihm Julia sagte, wo er sie finden konnte, ließ der Dämon nicht lange auf sich warten und platzierte die glänzend sauberen Gläser weniger Sekunden später auf der Arbeitsfläche. »Wenn ich dürfte?« Auffordernd schaute er Julia in die Augen, wechselte zur Flasche in ihrer Hand lag und dann wieder hinauf. Er ließ sich den Wein reichen und begutachtete das Etikett einen kurzen Moment. »Hm«, machte er einen auf Weinkenner. Den Blick zurück an Julia wendend, wackelte er geheimnisvoll mit den Augenbrauen. Zauberer Mathéo lud zur Zaubershow ein. Mit Daumen und Zeigefinger rieb er langsam am Flaschenhals - nahm dabei eine bühnenreife Pose ein. Das Reiben wurde immer schneller und schneller, bis – Plopp – der Korken aus der Flasche sprang. Stückchenweise hatte man sehen können, wie er nach draußen rutschte. Den letzten Zentimeter nahm er dann aber mit viel Schwung. Noch in der Luft schnappte der Dämon nach ihm. »Et voilà!« Nun nahm er sich die Gläser, rückte sie an den Rand der Fläche und goss bedächtig, wie es sich gehörte, ein. Kaum war der Rumpf gefüllt, stopfte er den Korken für ein paar Millimeter zurück in die Flasche und erhob das Glas. »Auf einen angenehmen Abend«, äußerte er sein Prosit.
Mathéo überließ Julia nun ihren Vorbereitungen. Währenddessen ging er zum Kühlschrank hinüber und öffnete diesen. Reichlich gefüllt schaute der Tristam erstaunt in das kalte Innenleben. Viel zu viel stach ihm ins Auge, weshalb er sich kaum etwas ausdenken konnte. Sein Blick schwenkte wieder zurück zu Julia, fasste den Wein ins Auge und da kam ihm doch noch der rettende Gedanke. Er brauchte … »Das mit der Augenklappe war übrigens gelogen«, beichtete er plötzlich seine Tat von vorhin. Er selbst blieb versteckt hinter der Kühlschranktür, wusste er nicht, was für ein Gesicht er machte bei diesem Thema. »Um ehrlich zu sein … rede ich nicht gerne darüber. Es ist etwas, was leider da ist und wogegen ich nichts machen kann. Ein Familienerbstück. Sowohl die Klappe als auch das, was darunter liegt.« Es vergingen ein paar Sekunden, dann tauchte der Tristam mit flüssiger Sahne, Eiern und Zitronensaft wieder auf. Sein Gesicht eher nachdenklich, nicht mehr so vif wie zuvor. Es er schien ihm unmöglich, einen scherzhaften Spruch aus der Tasche zu kramen und mit ihm seine Stimmung wieder gen Himmel zu befördern. Der Dämon fühlte sich schwach und schwer. Das Thema hing an ihm wie tonnenschwere Gewichte. Aber irgendwie musste er sich da wieder rauskramen. Mathéo stellte die Zutaten auf der Arbeitsplatte ab und rieb sich kurz an der Nasenspitze, eher er wieder durch den roten Schopf fuhr – dieses Mal jedoch schräg und nur bis zur Hälfte. So hielt er noch für ein paar Augenblicke die Haare von Stirn und Augen fern, fast als wolle er noch mehr zeigen. Jedoch schob er die Strähnen nur erneut zur Seite, um mit seinem normalen Auge die wunderschöne Frau neben sich betrachten zu können. »Tut mir leid, wenn ich die Atmosphäre kaputtgemacht habe.« Er versuchte zu lächeln, irgendwie; strengte sich an und das sah man auch. Nicht nur dass er sich entschuldigt hatte, es grämte ihn auch innerlich enorm.
Julia
Julia Bardera
63 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Violettes Sommerkleid mit einem weißen Zusatz in der Mitte und schwarzen Sandalen (Siehe Signatur)
Die Art und Weise wie sich der Dämon bei Julias Erwähnung seiner Mähne durch die Haare fuhr, entlockte der jungen Frau ein sehr amüsiertes Lachen. Es war gut zu sehen, das er es mit Humor nahm. Dabei sah es aus, als würde er in irgendeinem Fotostudio für irgendwelche Strandmode posieren. Natürlich stimmte diese Ansicht nur bis zum Hals. Die Kleidung darunter hatte ziemlich wenig mit einem Gang zum Strand gemeinsam und wäre wohl auch nicht passend für den jetzigen Anlass gewesen. Dennoch, es hatte einen gewissen Schuss Bernardo in dieser Geste, wie sie fand. Wenn auch die Ausstrahlung dabei etwas ganz anderes war. Bei ihm wirkte es eher frech, jung und selbstbewusst. Ihr Kollege hingegen hatte dieses gemütliche, langsame und erfahrene in seiner Gestik untergerbacht. Zwar hatte die Dämonin jetzt nicht so explizit drauf geachtet, aber dies waren die Wörter, welche ihr beim Vergleich sofort in den Sinn schossen. Dabei bemerkte sie natürlich nicht vollends, wie sehr ihre folgende Aussage dem Tristam auf dem Gemüt rumtanzte. Alles was sie nun wahrnahm, war diese übertrieben lustige Aussage ihres Gastes, welche vollkommen aus dem Rahmen fiel. Sie war zu überspitzt und künstlich. Doch Julia sagte nichts weiter dazu, ließ es auf sich beruhen und seine Aussage damit im Raum stehen. Ohne einen weiteren Kommentar abzugeben. Merkte sie doch auch, wie die Laune des Rothaarigen etwas absank.
In ihrer damaligen Arbeit war Charismatisches Talent wichtig gewesen, man musste seinen gegenüber verstehen, analysieren können und dabei selbst wie eine Mauer erscheinen, an die der andere nicht anknüpfen konnte. Was auch die ganzen Gesten betonter Weiblichkeit erklären wollte. Sie machte sie nun nicht mehr absichtlich, aber damals war es ein psychologisches Mittel der Druckausübung. Ein männlicher Geschäftspartner war immer gewillt etwas riskanter vorzugehen, wenn er in Gegenwart einer Dame saß. „Unterbewusstes Imponieren“, nannte Julia das und damals war es Gang und Gebe für sie gewesen. Doch die Zeiten waren lange vorbei, nur die Reste waren geblieben.
Jetzt war vor allem der Weg in die Küche gefragt. Wo alles ganz schnell ging. Die Laune stieg auch langsam wieder an und die Sache mit der Augenklappe, schien sich erledigt zu haben. Innerlich atmete die Dämonin auf. Fehltritte bei anderen kamen zwar vor, aber umso erleichterter war sie, als der Fokus auf dem von ihr präsentierten Weißwein lag. „Aber sicher doch, wenn du dich volljährig fühlst, gewähre ich dir die Bitte.“, hängte sie an seine Entscheidung an und zeige auf die folgende Frage nur auf einen der Küchenschränke, welcher mit einer Glasfront ausgerüstet war. Dort sah man schon die Weingläser stehen, welche es für den heutigen Abend sein dürften. Er nahm natürlich due guten Gläser, mit dem Wohlgeformten Bauch. Viele glaubten ja immer, das es nicht auf das Glas beim trinken ankam, aber da irrten sie sich. Es machte einen enormen Unterschied. Aber um den zu realisieren, musste der Korken der Flasche erst einmal weichen. Was Mathéo nun übernahm, als er der Blondine sanft das Glas aus ihren Pfoten entfernte. Zumindest gestaltete er es spannend und unterhaltsam. Die Direktorin konnte gar nicht anders als zu ihm zu sehen und mit ein wenig Begeisterung zu betrachten, wie ihr Gast sich der gläsernen Flasche annahm. Es war eine kurze Aufführung, welche die Stimmung erneut beflügelte und Julia mit einem Schmunzeln dastehen ließ. Der Tristam hatte wirklich so seine Momente und wenn er was tat, dann kam er damit meistens gut zurecht. Es gefiel ihr, um es kurz zu sagen. Er legte eine gesunde Mischung aus Abstand und Aufdringlichkeit, gemischt mit ein wenig Unterhaltung an den Tag. "Sehr originell.“, lobte sie ihn nach fangen des Korkens und die beiden schenkten sich ein. Dann erfolgte der wohl offizielle Startschuss für den Abend. Der Anstoß. Mit einem sanften klirren berührten sich die Gläser und verströmten einen angenehmen klang im Gehör der Bardera, während sie den Blickkontakt aufrechterhielt. So, wie es eigentlich sein sollte. „Auf einen Schönen Abend.“, machte sie ihm nach und hob noch einmal danach kurz ihr Glas. Was nun folgte war mehr der genießerische Ablauf eines Weinkenners, der erst einmal das Glas begutachtete, es schwenkte und schließlich kurz einen kleinen Schluck davon nahm. „Fast schon zu schade zum Kochen.", entgegnete sie zur einflasche blickend und stellte ihr Gefäß auf der Küchenzeile ab.
Nun folgre alles einem routinierten Ablauf bei der Dämonin. Sie wusch den Reis ab und gab ihn mit der nötigen Menge in den Topf hinein, welchen sie schon auf dem Herd platziert hatte. Anschließend war es ein Netz, gefüllt mit kleinen zwiebeln, welche sie herausholte. Auch sie mussten geschält werden um am Ende auch ihren vollständigen Geschmack zu der Soße beizutragen, in welcher die Hühnerbrust, garen sollte. Doch etwas sollte der begabten Köchin dazwischen kommen, während sie weiter am Hauptgang werkelte und nur selten einmal ihren Blick zum Dämon gleiten ließ. Die Augenklappe wurde als Thema erneut aufgetischt und bestätigte die Befürchtung der Geschäftsfrau, das dieses Thema eindeutig sensibler war, als zuerst angenommen. Sie stellte ihre Arbeit ein und schaute dem Rothaarigen ins Gesicht. Die Worte kamen schwer, etwas bedrückt an die Oberfläche. Innerlich war sie gerade etwas erschrocken, so ernst hatte sie es dann doch nicht erwartet. Dementsprechend schnell hob sie auch die Hände abwehrend in die Höhe, als sich ihr Gast für die geminderte Stimmung entschuldigte. „Aber nein, das ist vollkommen in Ordnung.“, versicherte sie ihm warm lächelnd und stützte sich mit einer Hand an der Küchenzeile ab, während sie ihn musterte. „Jeder von uns hat Narben, welche er mit sich trägt. Manche sind offensichtlich, andere tief versteckt.“, aufmunternd und nur für einen kurzen Moment, hatte er ihre Hand auf seiner Schulter liegen. Es wirkte für die Blondine ein wenig als bräuchte er diese Zuneigung gerade. Sie war eben doch im Herzen eine nette Person. „Und wenn du darüber nicht reden willst, dann ist das vollkommen okay. Aber verschließen sollte man sich nicht davor.“. Ihre Stimme klang ein klein wenig besorgt bei dem letzten Satz. Besonders, weil er neben der Klappe auch noch das Auge andeutete. Julia konnte sich nicht einmal im Traum ausmalen, was dazu geführt haben könnte. Aber wäre das in ihrer Gegenwart gewesen. Sie hätte dem Wesen die Leviten gelesen, es in der Luft zerpflückt. Wenn ihr etwas passiert, war das eben so. Aber bei anderen, wenn sie es verhindern konnte, musste das nicht sein.
Ein leichtes Seufzen entkam ihr. „Ich bin leider nicht gut mit Sprichwörtern über Aufmunterung.“, sie fixierte seinen Blick mit ihren Blauen Augen, „Aber mit einer offenen Narbe umzugehen, erfordert schon Selbstbewusstsein und Mut. Dafür beneide ich dich. Denn man kann es nicht gut verstecken-“. Ein aufmunterndes Lächeln bildetes sich auf Julias Lippen, als sie das aussprach. Selbstverständlich war das nicht ihr bester Spruch, aber sie versuchte es wenigstens, so ihre Devise. Außerdem log sie ihn ja nicht an. Es gehörte viel Mut dazu. Die Abgründe ihrer Seele waren verborgen von einer femininen Figur mit kaum einem Makel. Doch dahinter, hinter den vollen Gräsern und Bergen, ging es auch tief hinunter. Wie sie schon offenbarte. Manche trugen es offen, andere versteckt mit sich herum.