Es überraschte mich etwas das sie sofort gemerkt hatte das mir die Frage unangenehm war. "Naja, ich schätze mal jedem Vampir der über 100 Jahre alt ist dürfte diese frage unangenehm sein." antworte ich verlegen. "Mir macht allerdings mehr mein Aussehen als mein Alter zu schaffen. Nach über 200 Jahren bin ich immer noch klein und flach." erklärte ich Kitsune. Als Kitsune dann meinte sie würde mich nur noch Dinge über die Schule fragen war ich damit allerdings nicht wirklich einverstanden. "Du kannst mich ruhig auch über mich ausfragen. Schließlich kann man sich nicht kennen lernen wenn man nichts über den anderen fragt." entgegnete ich ihr lächelnd. Als nächstes erklärte sie mir erstmal das sie gerne ihre Tasche in ihr Zimmer bringen würde. "Welches ist denn dein Zimmer?" fragte ich neugierig. "Ich helfe dir tragen." fügte ich noch scherzhaft hinzu während ich im Kopf einen Zauberspruch aufsagte, mit dem ich Kitsune's Tasche durch die Luft schweben ließ.

"Ich verstehe"entgegnete Kitsune erleichtert. Ihre Befürchtungen hatten sich also nicht bestätigt, Evangeline war also keine von diesen leicht Verunsicherten Personen. Sie machte einen ziemlich lebensfrohen Eindruck. "Soso....ein Vampir was?"sagte Kitsune und lächelte. "Dann sage ich dir schonmal das ich nicht gut schmecke, und Respekt! Für dein Alter hast du dich prächtig gehalten.", fügte sie lachhaft hinzu. Es war ihr ehrlich gesagt richtig unheimlich. Wer reagiert schon gelassen auf so etwas. Trotz der Antwort die sie bekam versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen.
"Sag mal...was hast du die ganze Zeit eigentlich so gemacht? Ich meine über hundert Jahre? Das ist ne menge Zeit." der Gedanke das jemand so viele Jahre lebte kam ihr als schier unscheinbare Qual vor. Zumindest wenn sie es aus ihrem Blickwinkel betrachtete. Eine Zeit voller Schmerz, Einsamkeit, Selbstmitleid und ähnlichem. Sie selbst war über die Zeit emotional abgestumpft. So gut wie alles was man von außen von ihr sah war nichts als eine leere Hülle wo irgendwo tief drin der sehr verletzliche Kern war, den sie selber so fest wegschloss wie ein Schwerreicher seine Goldbarren wegschließen würde.
Dennoch schien sich etwas geändert zu haben. Als wäre ihr verletzlicher Kern ein wenig mehr an die Oberfläche zurückgekehrt, und die tatsache das sie seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder eine Konversation auf freundlicher Basis hatte schien die Ursache zu sein.
"Das mit dem Tragen mach ich schon selber, danke! Die Zimmernummer ist übrigends 115", entgegnete Kitsune,doch als sie die Tasche schweben sah entlockte dies ihrem Gesicht einen ziemlich entgeisterten Ausdruck.
"So gehts natürlich auch, wenn du dann soweit wärst, ich bin direkt hinter dir.", hängte sie immernoch entgeistert dreinblickend hinzu."

Aus irgendeinem mir unbekannten Grund schien Kitsune erleichtert zu sein. Als sie dann meinte das sie nicht schmecken würde konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen. "Ob du schmeckst oder nicht entscheiden ja wohl meine Geschmacksnerven." entgegnete ich ihr und steckte ihr frech die Zunge raus. Jedoch verging mir der Spaß schnell wieder, denn Kitsune fragte mich nun danach was in all den Jahren gemacht habe. "Naja, ähm...der größte teil meines Lebens bestand darin ständig umzuziehen, so wenig Kontakt zu Menschen haben wie möglich und dem 2. Weltkrieg." erklärte ich etwas bedrückt. "Mit anderen Worten: mein Leben bestand bis jetzt aus Einsamkeit, Angst und Schmerzen." Ich bemerkte wie mir langsam eine Träne die Wange hinab lief und drehte mich etwas von Kitsune weg um sie wegzuwischen. "Aber das ist jetzt vorbei. Hier brauche ich mich nicht zu verstecken und kann endlich Freunde finden." mit diesen Worten drehte ich mich mit einem breiten Grinsen wieder zu ihr um. Nachdem Kitsune mir nun ihre Zimmer immer gesagt hatte liefen wir langsam zum Ende des Ganges. "Das hier ist übrigens mein Zimmer." erwähnte ich ganz beiläufig als wir am Zimmer mit der Nummer 111 vorbei kamen.

Kitsune war relativ überrascht von der antwort. "Hey! behalt deine Zunge bei dir!" entgegnete Kitsune in einem gespielt beleidigten Ton. "Ganz schön frech." setzte sie mit einem Lächeln nach und hörte Evangeline weiter zu. Sie hatte also den zweiten Weltkrieg miterlebt? Es war schon ewig her seit sie diesen Abschnitt der Geschichte das letzte mal intensiv behandelt hattte. Alles, an das sie sich gerade noch erinnern konnte waren die schrecklichen Ereignisse dieser Zeit sowie das ganze Leid das den Menschen zu dieser Zeit widerfahren war. Nichts desto trotz spürte sie wieder Evangelines Emotionen als sie über dieses Thema sprach, beschloss aber, sie nicht darauf anzusprechen und es für sich zu behalten. Sie wollte ja schließlich kein Öl ins Feuer gießen, oder zumindest kein Öl mehr nachschütten. Das brennende Thema hatte sie ja wie es schien schon angesprochen.

Kitsune beschloss deswegen ihr einen kleinen Blick hinter ihren Vorhang zu gewähren während sie hinter Evangeline herlief die sie zu ihrem Zimmer führen wollte.
"Weißt du..", begann sie immer noch mit Zweifel erfüllt ob sie das wirklich sagen sollte.
"Es ist zwar kein direkter Vergleich, und bei weitem auch nicht so dramatisch wie bei dir, aber dennoch kann ich dir sagen das Menschen sehr grausam sein können. Sie reißen eine Art Loch in dich hinein. Und wenn du es nicht schaffst dieses Loch zu füllen, und sei es mit irgendwas, gehst du jämmerlich zu Grunde. Vor allem wenn du bemerkst wie die Leute um dich herum die noch zu dir halten mit dir zu Grunde gehen und du dir selber noch mehr Vorwürfe machst als vorher. Es ist eine nie endende Spirale die sich bis an dein Lebensende zieht. Vorrausgesetzt du hast nur so lange gelebt wie ich. Was denke ich 90% der Menschheit schon geschafft haben. Was ich damit sagen will ist, dass ich so wie du es darstellst zwar nicht das gleiche aber etwas ähnliches durchgemacht habe.", sie lächelte dabei nicht. Es viel ihr schwer dabei zu lachen. Und noch schwerer dabei zu weinen. Es war eine aus ihrer Sicht brutale Wahrheit an der ihr altes Ich schon am ersten Satz vor Leid und Trauer zusammengebrochen wäre, nicht aber ihr neues, ihr Blick war ernst und ihre Augen starr während sie über das Thema sprach.

Nur der Satz von Evangeline das die Zimmernummer von ihr 111 war riss sie aus ihrer Gedankenwelt.
"Nett, ist der Ausblick in deinem Zimmer schön?", sagte sie zu Evangeline."Ist es noch weit bis zu Zimmer 115?", setzte sie mit einem fragenden Ton in ihrer Stimme nach. "Ich habe nämlich gerade auf die Uhr geguckt.... Fängt der Nachmittagsunterricht nicht um 14 Uhr an? Wie soll das mit der Führung denn noch in dieser Zeit klappen?". Der Blick auf die Uhr war ihre Rettung um endlich ein neues, vernünftiges und nicht von trauer durchsetztes Thema anzusprechen. Abgesehen davon wuste sie auch nicht wo die Klassenräume waren.  "Wollen wir die Führung auf nach dem Unterricht verschieben? In welche Klasse gehst du eigentlich? Ich wurde in die Mondklasse gesteckt.", innerlich betete sie das der Themawechsel funktionieren würde. Während sie Evangeline weiter durch den Gang folgte.

Nachdem mir Kitsune auf eine etwas merkwürdige Art erklärt hatte das es ihr ähnlich ergangen war wie ihr drehte ich mich zu ihr um, nahm ihre Hände und schaute sie lächelnd an. "Wir haben also beide keine besonders schöne Vergangenheit. Lass uns gemeinsam unsere Vergangenheit hinter uns lassen, sofern du das nicht schon hast, und gemeinsam die Gegenwart genießen und Spaß haben. Anders ausgedrückt..." ich brach den Satz ab, stellte mich auf Zehenspitzen und gab Kitsune ein Küsschen auf die Wange. ...lass uns Freunde sein und zusammen alles vergessen. beendete ich den abgebrochen Satz. Als Kitsune dann fragte ob es noch weit bis zu ihrem Zimmer war konnte ich es mir schon wieder nicht verkneifen zu kichern. "Wir stehen schon fast davor." antwortete ich ihr. Leider verging mir das lachen auch gleich wieder als sie die Zeit erwähnte. "Oh shit!!! Das hatte ich völlig vergessen! Ähm...ja, ich führe dich nach dem Unterricht herum." antwortete ich ihr auf die Frage ob wir die Führung verschieben. Allerdings machte Kitsune mich unbewusst sofort wieder extrem glücklich. "Oh mein Gott, bitte kneif mich. Ich glaub ich träume! Wir sind in derselben Klasse." rief ich und hüpfte vor Freude auf und ab.

Kitsune war überrascht von der plötzlichen Reaktion die Evangeline an den Tag legte. Der Kuss auf die Wange war selbst für sie etwas ungewöhnliches, was für sie niemals infrage gekommen wäre. Das mit dem Freunde sein kam selbst für sie etwas überraschend aber sie akzeptierte es. Um ihrer selbst Willen und weil das Gefühl einen Freund gefunden zu haben doch sehr schön war.
Die tatsache das Evangeline in der gleichen Klasse war machte es für sie ungemein einfacher. Denn nun war sie wenigstens nicht komplett allein in einer neuen Klasse. Kitsune setzte ein lächeln auf, aber diesmal war es kein gefälschtes, es war orginal. "Gerne! Lass uns Freunde sein!", sagte sie annehmend. Doch mit einer Sache war sie nicht einverstanden, sie konnte ihre Vergangenheit nicht vergessen. Noch nicht. Sie fand es jedoch sehr amüsant das Evangeline dabei hoch und runterhüpfte. Dennoch fand sie das ihre Reaktion ein wenig übertrieben war.
"Wir sind schon da? Sehr gut!" .Das Zimmer sah von außen recht intakt aus. Sie erwartete nicht das ihre Zimmergenossin da wäre aber das war ja egal. Sie musste ja nur schnell ihre Schuluniform anziehen die sie in ihrer Tasche hatte.
"Übrigends... nett das du die Führung verschiebst", sagte sie zu Evangeine, "Ich weiß das zu schätzen... Vielen Dank! Ich muss mich aber noch umziehen, was aber sehr schnell gehen sollte.!"
lächelnd drehte sie sich zu Evangeline während sie den Schlüssel in das Türschloss schob und ihn umdrehte.
Es klinkte einmal und Kitsune drückte die Türklinke hinunter und öffnete die Tür. Da sie ihre Schuluniform bereits anhatte musste sie nur ihre Tasche hineinbringen was sie auf eine schnelle weise tat. Tür auf, Tasche rein, Tür zu. Ganz einfach.
Nachdem sie dies getan hatte schloss sie wieder ab und widmete sich Evangeline.
"Wir wollen doch nicht zu spät kommen oder? Das Zimmer seh ich mir später an.", entgegnete sie dann wieder Evangeline und lsignalisierte ihr die bereitschaft zum Dojo zu gehen.

tbc: Dojo

Das Kitsune akzeptierte und meine Freundin werden wollte machte mich zum wohl glücklichsten Mädchen der Welt. So glücklich wie jetzt war ich schon lange nicht mehr gewesen. Und Kitsune schien sich auch zu freuen. Verständlich, immerhin freut sich doch jeder der neu an eine Schule kommt über den ersten Freund. Nur das Küsschen das ich ihr gegeben hatte schien sie etwas zu irritieren. Was mich dann allerdings irritierte war ihre Aussage das sie sich erst noch umziehen müsste. Wieso muss sie sich noch umziehen? Sie hat doch ihre Schuluniform schon an. fragte ich mich, entschied aber sie nicht darauf anzusprechen. Obwohl mich schon interessiert hätte wie sie darauf reagieren würde. Wäre es ihr so peinlich das sie rot werden würde? Oder würde sie das Thema wechseln um davon abzulenken. Ich entschied sie später darauf anzusprechen und warte bis sie ihre Tasche ins Zimmer geschafft hatte. Lange musste ich nicht warten, denn so schnell wie die für offen war so schnell verschwand die Tasche auch schon wieder hinter der geschlossenen Tür. Lächelnd nahm ich Kitsune's Hand und lief mit ihr los um noch pünktlich im Dojo anzukommen.

Tbc.: Dojo

cf: Badehaus

Vom Badehaus kommend bog ich in den Treppenraum ein, polterte die Stufen hinauf bis ich am oberen Ende angekommen war. Wo Evangeline bereits wartete. "So, da bin ich.", entgegnete ich ihr mit einem Lächeln. Nach dem Bad fühlte ich mich irgendwie, auch wenn das für einen Engel jetzt ziemlich behindert klingt, beflügelt. Ich fühlte mich einfach so, als ob ich satte 50kg abgenommen hatte. Vor Evangeline stehend schaute ich den Gang hinunter und dann wieder zu Evangeline. "Wollen wir?", sagte ich mit einem Grinsen im Gesicht und deutete in die Richtung in der die Zimmer lagen. Bis zu ihrem Zimmer würde ich sie begleiten und dann selbst in mein Zimmer verschwinden. Ich fragte mich gerade ob die Jungenversessene Zimmergenossin von mir auch da war, oder irgendwo anders hingegangen war nachdem ich so Hals über Kopf das Zimmer verlassen hatte. Ohnehin machte sie den Eindruck dass sie mich nicht so sehr leiden konnte. Leuten mit dem dringenden Bedürfnis nach Akzeptanz und Zugehörigkeit wäre das vielleicht ein Problem gewesen. Nur war ich nichts davon. Ganz im Gegenteil. je mehr mich die Leute in Ruhe ließen desto besser für mich.

Ich war kaum im Mädchentrakt angekommen da kam auch schon Kitsune. Das ich eben erst angekommen war weil ich mich verlaufen hatte verschwieg ich ihr und lächelte sie an. "Sag mal, hast du eigentlich eine Mitbewohnerin? Ich hatte bisher 2 Mitbewohnerinnen, die ich allesdings nie kennen gelernt habe." fragte ich Kitsune neugierig. Ich fand es irgendwie schade das ich meine Mitbewohnerinnen nie kennen gelernt hatte. Es gab mir das Gefühl als läge es an mir das sie die Insel einfach wieder verließen. Ob ich jemals eine Mitbewohnerin bekomme mit der ich mich anfreunden kann? Mit diesen gedanken lief ich mit Kitsune den gang entlang bis zu meinem Zimmer. "So, nadann: Gute Nacht Kitsune. Schlaf gut und träum was süßes." verabschiedete ich mich. Ich umarmte Kitsune kurz und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. "Bis morgen." Und mit diesen Worten verschwand ich in meinem Zimmer.

tbc.: Zimmer 111 - Evangeline

Zusammen ging ich mit Evangeline den Gang hinunter. "Ja, ich habe eine Mitbewohnerin. Sie heißt Fuschu.....ne...Fushigi oder so.". Vor ihrem Zimmer angekommen blieben wir stehen. Sie verabschiedete sich von mir und benutzte ihre übliche Geste. Umarmung und Kuss auf die Wange. "Wünsch ich dir auch." sagte ich zu ihre während sie hinter der Tür verschwand. Ich drehte mich um und ging den Gang weiter entlang bis zu meinem Zimmer. Einen kurzen Moment blieb ich noch davor stehen. Sollte ich jetzt auf mein Zimmer? Oder doch wo anders hin? Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es Schwachsinn wäre jetzt noch großartig durch die Weltgeschichte zu marschieren. Langsam öffnete ich die Zimmertür und trat ein.

tbc: Zimmer Nr.115 Kitsune, Fushigi