Die Aula umfasst eine riesengrosse Bühne für unsere Theater-AG mit allen Drum und Dran, daneben befinden sich die Umkleide- und Abstellräume mit vielen wichtigen Klamotten und Utensilien, um die Bühne ein wenig "aufzupeppen". Die Stühle für die Zuschauer sind sehr bequem und laden nur dazu ein, sitzen zu bleiben und das Kunststück anzusehen. Außer den Proben und den Vorführungen finden hier auch die Einweihungen, Glückwünsche, Abschiede etc statt.
Nachdem die Griechin ihr Kleid ihrer Freundin gezeigt hatte, meinte sie kichernd, dass man da ja fast ihren Schlüpfer sehen würde. Danach fügte sie noch hinzu, dass sie es nicht tragen würde, es aber Chloe sicher gut stehen würde. „Keine Sorge, den Schlüpfer sieht man nicht“, sagte sie zu ihr und grinste dabei. Sie hatte ja schon ein paar Mal das Kleid an und wusste, dass es lang genug war, dass man nichts sehen würde. Das war früher beim Kauf auch ihre einzige Sorge, doch die Verkäuferin zeigte ihr genau, dass man da nichts sehen würde.
Als Chloe gesagt hatte, dass sie das weiße zuerst probieren sollte, machte Sabi dies auch. Sie ging in die Kabine und die Schwarzhaarige blieb davor stehen. Als der Vorhang geschlossen war, rief Sabi zu ihr, dass sie schon dableiben würde. „Ja, ich warte hier, keine Angst“, sagte sie zu ihr und lächelte. Wasabi war schon eine liebe junge Frau, wobei sie manchmal wie ein Kind wirkte, was die Griechin aber nicht störte. Im Gegenteil, sie fand, dass Sabi so echt süß war. Nach kurzer Zeit war Wasabi auch schon fertig und sie sagte, dass Chloe nun schauen könnte. Sie öffnete den Vorhang und sah die Kleidung an Sabi. Es sah richtig gut aus und es stand ihr wirklich. Auch Sabi schien es sehr zu gefallen, denn sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Sie sagte auch, dass Chloe das richtige ausgesucht hätte. „Das steht dir wirklich sehr gut. Indem Fall nimmst du das so?“, fragte sie sie und lächelte sie an. Chloe fand, dass Wasabi nun so viel erwachsener aussah, als zuvor und es stand ihr wirklich ausgezeichnet. Es schien schon fast so, als ob es für sie gemacht wäre. Chloe freute sich mit Sabi zusammen und war wirklich glücklich. Dann fiel Chloe noch was ein. „Brauchst du Schuhe, oder hast du zuhause welche?“, fragte sie die Grünhaarige und wartete ihre Antwort ab. Chloe hatte schon einen Ständer mit Schuhen gesehen, doch die Auswahl war nicht sehr groß, aber ein klassischer Schuh zu Sabis Outfit würde gut passen.
Wasabi brauchte Chloes Bestätigung, was das Outfit betraf. Sie hatten es immerhin gemeinsam ausgewählt. Und generell würde Wasabi nichts tragen, was nicht von Chloe oder Rhea oder einer anderen ihr nahestehenden Person abgesegnet wurde. Daher freute sie sich gleich doppelt so sehr, als die Ärztin ihr OK gab und damit gewissermaßen ihre Zustimmung zu der Klamottenwahl gab. Allein hätte die Grünhaarige vermutlich nie etwas gefunden. Sie wäre in die Aula gelaufen, hätte die Unmengen an Kleidern gesehen und sich davon abschrecken lassen. Beinahe wäre es auch so gekommen, hätte sie Chloe nicht an ihrer Seite gehabt. „Jap! Ich nehme es!“, verkündete sie freudestrahlend und begutachtete sich erneut im Spiegel. Die enge Hose brachte ihre kaum vorhandenen Hüften zur Geltung, was für Wasabi ein ungewohnter Anblick war. Während für viele Frauen ihr Körper ihr Kapital war, stand Wasabi mit ihrem eher auf Kriegsfuß. Sie fühlte sich selten adäquat in ihrer Hülle und versteckte sich lieber hinter übergroßer Kleidung. Doch die Tatsache, dass Chloe behauptete das Outfit würde ihr sehr gut stehen, gab der Hausmeisterin einen kleinen, aber feinen Selbstbewusstseins-Schub. Die Frage, ob sie Schuhe bräuchte, verwirrte Wasabi. Verdutzt wandte sie den Blick von ihrem eigenen Spiegelbild ab und musterte Chloe für einen Moment, während ihr Kopf ratterte. Dann deutete sie auf das Schuhpaar, das in der Ecke der Umkleide stand. „Ich habe doch Schuhe. Zu Hause habe ich auch welche. Das gleiche Paar in weiß“, erklärte sie. Ja, sie hatte wirklich nur dieselbe Ausführung eines Turnschuhs, das sich lediglich in der Farbe unterschied. Das eine trug sie auf der Arbeit, das andere privat. Schwarz für die Arbeit und weiß für ihr Privatleben. Ganz unkompliziert. „Ich wollte heute Abend die weißen Schuhe tragen“, fügte sie nickend hinzu und hielt das für eine grandiose Entscheidung. Die schwarzen Treter waren immerhin schon etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, durch ihre Tätigkeiten als Hausmeisterin. Sie schaute Chloe abwartend an, falls die Ärztin noch etwas hinzuzufügen hatte. Denn, wenn Chloe der Meinung wäre, dass schwarze Schuhe besser passten, würde Wasabi noch heute ihr Schuhwerk schrubben und polieren.
Wasabi schien mit ihrer Wahl sehr zufrieden zu sein. Sie sagte auch, dass sie dieses Outfit nehmen würde. Chloe fing an zu lächeln, denn sie freute sich so sehr für ihre Freundin. Die Griechin freute sich auch darüber, dass sie Sabi helfen konnte bei der Auswahl der Kleidung. Es war nicht immer einfach bei solch einem Verleih das passende zu finden. Doch zum Glück hatte Sabi dieses Problem nicht.
Nachdem die Schwarzhaarige die Schuhe angesprochen hatte, veränderte sich der Blick der Grünhaarigen. Sie deutete dann auf das paar Schuhe, das in der Umkleide stand und meinte dann, dass sie dasselbe Paar auch noch in der Farbe weiß hatte, die sie auch heute Abend eigentlich anziehen wollte. Chloe war sichtlich verwirrt über die Farbwahl. Weiße Schuhe? Das war eindeutig nicht ihr Lieblingsstil, doch wenn es Sabi gefiel, warum nicht? „Hm... also mir würden die schwarzen Schuhe hier besser gefallen, aber wenn du lieber die weißen trägst ist das auch gut“, sagte die Griechin vorsichtig, denn sie wollte Sabi ja nicht kurz vor dem Ball verärgern. Ob sie nun die weißen oder die schwarzen Schuhe nehmen würde, würde nun von Wasabi abhängig sein. Gespannt wartete die Schwarzhaarige ihre Antwort ab. Anschließend kam ihr noch eine Frage. „Schmuck willst du keinen, oder eine Handtasche? “, fragte die Griechin die Grünhaarige noch. Ob Schmuck hier gut dazu passen würde, wusste sie selbst nicht wirklich. Dies müsste Sabi dann einfach mal ausprobieren. Doch Chloe ging davon aus, dass Sabi nicht so die Schmuckträgerin war. Jedenfalls hatte sie sie noch nie mit Schmuck gesehen, was aber auch nicht weiter schlimm war.
Wie aus dem Nichts, fing ihr Wecker an ihrem Handy an laut zu läuten. Selbst Chloe erschrak dabei ein wenig und zuckte zusammen. Danach holte sie ihr Handy heraus. Es war wohl an der Zeit, dass sie sich an den Großeinkauf machte. Das Geld hatte sie bei sich zuhause deponiert, dies hieß, dass sie dies noch schnell kurz holen musste. Die Griechin schaltete den Wecker gleich aus und wandte sich dann wieder an Sabi. "Du Sabi, das tut mir jetzt wirklich leid, aber ich muss gehen. Das habe ich komplett vergessen. Ich treffe mich gleich mal mit zwei Schülern und dann machen wir einen Großeinkauf für den Ball", sagte sie zu ihr. Die Schwarzhaarige hoffte, dass die Grünhaarige nicht sauer war. "Du siehst aber echt wunderschön aus. Wir können uns ja sonst später noch bei dir oder bei mir daheim treffen und uns zusammen fertig machen. Schreib mir einfach, oder ruf mich an, bis dann", bot sie noch an und machte sich auf den Weg.
Und mit dem einen Satz, den die Schulärztin aussprach, warf Wasabi die Wahl ihres Schuhwerks mir nichts dir nichts über Bord. Hätte Chloe gesagt, dass sie barfuß erscheinen sollte, wäre Wasabi ohne Zweifel barfuß erschienen. Chloe könnte ihr raten im Nachthemd aufzukreuzen und die Grünhaarige würde es ernsthaft in Betracht ziehen. So viel gab sie auf die Meinung einer ihrer engsten Bezugspersonen. „Dann… nehme ich vielleicht doch die schwarzen. Wenn du denkst, dass es besser ausschaut“, erwiderte sie grübelnd. Letztlich war es Wasabi mehr oder minder egal welche Schuhe sie trug, weshalb die endgültige Entscheidung vermutlich davon abhängen würde, ob sie es schaffte die undefinierbaren Flecken aus den schwarzen Tretern raus zu waschen.
Mit der Frage nach Schmuck war Wasabi vollkommen überfordert. Kleidung war das eine. Da sagte einem schon der gesunde Menschenverstand, dass sie sauber und ordentlich aussehen musste, wenn man eine öffentliche Veranstaltung besuchte. Ein Hemd zu tragen, gehörte auch noch zu den überschaubaren Normen, die Wasabi verinnerlicht hatte. Aber bei Schmuck — Ketten, Ringe, Armbänder — war sie mit ihrem Latein am Ende. „Nein?“ Der fragende Unterton war nicht zu überhören. Sie war sich einfach unsicher, was die richtige Antwort war. Vielleicht hätte Chloe ihr beratend zur Seite stehen können, hätte ihr Handy nicht plötzlich geklingelt. „Großeinkauf? Jetzt?“ Perplex wegen Chloes hektischer Abschiedsworte, fühlte Wasabi sich vor den Kopf gestoßen. Eben hatten sie noch zusammen Klamotten ausgesucht und nun musste ihre Freundin auf einmal in Aufbruchstimmung. „Na gut. Wenn du musst. Tschüssi“, verabschiedete sie sich etwas niedergeschlagen. Das „Kann ich mitkommen?“ blieb ihr im Hals stecken. Wahrscheinlich wäre sie sowieso keine große Hilfe. Sie winkte Chloe aus der Umkleide heraus hinterher und fühlte sich dabei, wie ein Welpe, der im Tierheim zurückgelassen wurde. „Chloe meinte das nicht böse. Sie hat etwas Wichtiges zu tun“, ermahnte Wasabi sich selbst, während sie die Klamotten ablegte, ihr gewohntes Outfit anzog und schließlich jemanden ausfindig machte, der den Verleih mit ihr durchging.
Mit dem Hosenanzug und Co. in einer Tüte, überlegte sie vor der Tür, was sie als nächstes tun sollte. Vielleicht konnte sie einen Abstecher bei Rhea machen. Sie vermisste die Erzieherin, als hätten sie sich seit Monaten nicht gesehen. Schlussendlich traf Wasabi jedoch die Entscheidung, erst einmal zurück zu ihrer Wohnung zu fahren, das geliehene Outfit zu deponieren und ihre Schuhe zu putzen. Alles Weitere würde sie danach entscheiden.