Teilnehmer: Gabriel, Nojra Startort: Eingangsbereich Waisenhaus Zeitpunkt: 24. Juni 2015, Nachts Beschreibung: Beschreibung: Seitdem ihre erste Begegnung unerwartet in einem intimen Austausch von Zärtlichkeiten endete, sind bereits 3 Monate vergangen in denen die beiden aufgrund eines unglücklichen Zufalls keinerlei Kontakt zueinander hatten. Beide fühlen sich vom jeweils anderen unschön abserviert und sehen sich nun einem emotionalen Chaos gegenüber, als ihr Weg sich in dieser Nacht erneut zufällig kreuzt.
Auch die Braunhaarige raffte sich vorsichtig auf und betonte erneut, wie wichtig ihr diese Notiz war. Nun… Dann musste er wohl seine Wohnung ziemlich gründlich durchsuchen, wenn er den Rest noch zusammenpackte. “Uff…“ Dieses Mal war sie diejenige, die zuerst aufstand und sich ihre Sachen zusammensammelte, während er sie vom Bett aus beobachtete und versuchte jede Bewegung von ihr im Dunkeln wahrzunehmen, bevor sie verschwinden würde. Erst als sie bei ihrem Rucksack angelangt war, schnappte auch er sich seine Sachen. Es beruhigte ihn zwar, dass sie ziemlich genervt von der Situation war, dass sie ihn nun wohl verlassen musste. Dennoch überkam ihn eine gewisse Unruhe, da auch der Nebel in seinem Kopf sich lichtete und es wieder eindeutiger wurde um welches Tabu es sich bei ihrem Tun handelte. Das, was die beiden miteinander hatten, war unerwünscht. Es war nicht in Ordnung. Es war gegen die Regeln. Und dennoch fühlte es sich so richtig an. In Gedanken versunken nahm er ihr Handy entgegen und blickte sie erst verwirrt an. Als hätte der Erzieher seine eigene Forderung bereits vergessen, brauchte er wenige Sekunden, ehe sein Verstand wieder einsetzte. “Oh. Ja.“, entkam es ihm, als sich der Hüne wieder besann und zügig seine Nummer eintippte, seinen Namen hineinschrieb und auf speichern drückte, damit es ja nicht wieder zu einem Missverständnis kommen konnte. Kurz drückte er auf den grünen Wahlknopf, wartete wenige Sekunden, ehe er ein Vibrieren in seiner Hose spüren konnte. “Hier, bitte.“, flüsterte er, nachdem der rote Knopf gedrückt wurde und überreichte das Gerät wieder der Besitzerin. Als sie mit ihren Lippen den seinen näherte, schlang der Blondschopf erneut seine Arme um ihren Körper um den zierlichen Körper sehr nahe an sich zu spüren. Anschließend wählte sie ihre verabschiedenden Worte mit der Bitte, dass er ihr schreiben soll und wollte bereits zur Tür hinaus. Dem Norweger schaltete das Hirn langsam wieder ein, sodass er schnell zum Ausgang stürmte und die Türe, die sie gerade öffnen wollte zudrückte. “Nojra, stopp. Warte.“ Der Gepiercte stand ihr direkt gegenüber, blickte tief in die braunen, müden Augen und wollte noch so viel sagen. Doch er brachte gerade so wirklich gar nichts heraus. Verunsichert wandte er den Blick wieder von ihr ab, stierte ungewollt das Türschloss an, als würde er es mit seinen Gedanken verzaubern wollen. Schlussendlich atmete der Norweger tief durch, bevor er etwas sagte, was ihm sichtlich schwer fiel. “Nojra wir…“, begann der Blondschopf, ehe er fortfuhr: “…ich… hab wohl ein Riesenproblem, wenn …“ Seine Gefühle wuselten unklar durcheinander. Doch er musste es ansprechen und versuchen dieses Problem – das Alter, sein Job, diese Beziehung – zu bändigen. Sein unkenntlicher Blick erhob sich und versuchte das Gesicht seines Gegenübers zu lesen. “Du solltest wohl vorerst niemanden von uns beiden erzählen.“ Es war eine Bitte an sie. Das Mädchen würde keine großen Konflikte damit verursachen. Doch bei dem Erzieher stand einiges auf dem Spiel. Er wusste nicht, was für Auswirkungen es haben würde. Jedoch wollte er es nicht in Erfahrung bringen. Erst jetzt ließ sein Druck auf die Türe nach, ehe sein Arm schlapp an seinem Körper hinunter hing. “Bitte.“
Noch bevor sie die Tür aus der Wohnung auch nur einen Spalt breit öffnen konnte, stürmte der Erzieher nach vorn und stemmte sein ganzes Körpergewicht gegen den verschlossenen Ausgang, um es ihr somit vorerst unmöglich zu machen den Raum zu verlassen. Verwirrt schaute das Halbwesen nach oben in die grünen Untiefen und wartete gespannt auf das was nun folgen würde. Ihr Herz schlug abermals aufgeregt bis in ihren Hals und ein angespanntes Kribbeln wanderte in Wellen durch ihren gesamten Körper. Wollte er sie vielleicht nicht gehen lassen? Fiel es ihm so schwer sich von ihrer Nähe zu verabschieden? Sehnsüchtige Gedanken jagten wild durch den verliebten Verstand der Braunhaarigen und zauberten Skizzen verschiedenster Wunschvorstellungen auf die Leinwand ihres geistigen Auges. Da waren so viele Dinge die sie von ihm hören wollte, so viele Situationen wie das Ganze enden konnte. Und absolut keine Version entsprach dem, was am Ende tatsächlich passierte. Ihr Herz sank wieder nach unten, vorbei an ihrem Brustkorb und stoppte erst irgendwo in der Magengegend. Es ist nicht so, als hätte sie selbst nicht auch schon über die eher prekären Umstände ihrer Beziehung...oder was auch immer das hier war...nachgedacht und er hatte auch vollkommen recht damit, dass am besten niemand anderes davon wusste. Aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich für die gerade Nixe so an, als würde der Blondschopf dadurch versuchen etwas Ernstem aus dem Weg zu gehen. Das ist doch Blödsinn, Hayes! Er hat dir eben seine Nummer gegeben! Mit zusammengekniffenen Augen schüttelte sie kurz abwimmelnd den Kopf und nickte anschließend einsichtig. “Ja, das verstehe ich. Mach dir keine Sorgen.” Dass sie ihren beiden engsten Freunden bereits von ihrem ersten Abenteuer mit dem Hünen erzählt hatte und ihnen auch von diesem berichten würde, behielt sie vorerst für sich. Caiwen und Levi konnten wichtige Geheimnisse für sich behalten und würden sie niemals so hinterrücks in die Pfanne hauen. “Ich weiß, dass wir eigentlich nicht sein dürften. Und ich weiß, du könntest dadurch deinen Job verlieren.” Ein müdes und zugegebenermaßen leicht trauriges Lächeln auf den Lippen legte sie ihre rechte Hand auf den Türknauf, um den nun wieder freigegebenen Durchgang zu öffnen und in den Flur hinaus zu treten. “Schlaf gut, Gabriel.” Mit einem schüchternen Winken verabschiedete Nojra sich ein letztes mal und setzte an sich auf die überschaubare Wanderung in Richtung ihres Zimmers zu machen.
Ihre Reaktion war ziemlich… zaghaft. Ob es an ihrer Erschöpfung lag? Ob es an seiner Wortwahl lag? Ob sie… Was auch immer es war, es beunruhigte den Blondschopf, obwohl sie Verständnis dafür zeigte. Ihr Lächeln wirkte nicht mehr ehrlich, doch Gabriel konnte sich gerade nicht zusammenreimen, was in dieser Situation nicht passte. Sogleich er die Hand von der Tür nahm, legte sie ihre schon auf den Türgriff. Er bekam nur mehr ein kurzes >Schlaf gut< von ihr. Kein Kuss, keine Berührung, sondern viel mehr deutliche Sorgen, die sie als Paket bei ihm in der neuen Wohnung abgestellt hatte. Als sie aus dem Raum trat, stand der Blondschopf an der offenen Türe, blickte dem Halbwesen hinterher, wie sie sich aus dem Staub machte ohne zurück zu blicken. Sie ließ ihn stehen, verunsichert, unruhig und sehnsüchtig wartend, dass sie wieder zu ihm zurück kam. “Scheiße.“ Verletzt stieß er die Türe zu, sodass man sie im Flur wohl noch hören konnte. Das war wohl einen Ticken zu laut. Doch was solls – er konnte diese beschissenen Gefühle einfach nicht unterdrücken! Verzweifelt lehnte er sich gegen die Türe und atmete schwer. War es nun jedes Mal so, wenn sich ihre Wege trennten, dass es sich anfühlte, als ob sie für immer weg war? Würde dieses schmerzende Gefühl auch irgendwann aufhören? Erneut fragte er sich, ob es vielleicht ein Fehler war, sich auf die Braunhaarige einzulassen. Unglücklicherweise war es zu spät. Es war schon längst zu spät. Dieser Gedankengang hätte er durchdenken sollen, als er noch am Strand saß und seine Pizza aß, kurz bevor die Schülerin zu ihm kam und ihn einfach so ansprach. Als er das Gefühl hatte, langsam wieder zu sich zu kommen und die Wahrnehmung der Umgebung wieder zu vernehmen, begann er die wichtigsten Sachen – also lediglich seine Schlüssel und das Handy – einzupacken und versperrte die neue Wohnungstür von außen. Nun musste er äußerst zügig zurück. Er wollte heute noch alles fertig packen um am nächsten Morgen rasch hier einzuziehen. Doch viel Motivation hatte er mittlerweile nicht mehr. Lieber würde er etwas anderes mit Nojra zusammen unternehmen.