Es war wirklich kein angenehmer Vormittag gewesen. 6 Stunden Unterricht waren ohnehin schon sehr kräftezerrend für den jungen Engel. Jeder kann sich vorstellen, was diese 6 Stunden ohne ein Handy in der Seele eines Teenagers zusätzlich anrichten. Hatte der Engel doch tatsächlich während des gestrigen Lehrausgangs zur alten Steinküste sein Smartphone irgendwo angebaut. „Ich versteh echt nicht, warum ich nicht allein da hin kann“, quengelte der Schüler, während er am Beifahrersitz im Auto der Schuldirektorin Julia Bardera saß und dabei gelangweilt aus dem Fenster stierte. Fürwahr hatte diese ihren Schützling während der Mittagspause aufgesucht, um ihn ordentlich eins aufs Dach zu geben. Sie hätte ihn seit einer gefühlten Ewigkeit nicht erreichen können – dass er einfach nur sein Handy verschlampt hatte, konnte sie zuerst nicht ahnen. Ohne ihm eine wirkliche Wahl zu lassen, fing sie den Engel direkt nach der Schule ab, der sich nur sehr widerwillig in das Auto setzte. „Wie oft waren wir im Inselkundeunterricht schon dort und wie oft ist jemand gestorben?“, fragte er sie monoton und betrachtete die Palmen im Vorbeifahren an der Küstenstraße. Wenn sie normalerweise einen Ausflug machten, dann nicht unbedingt zur Ostküste der Insel, die verrufen wie nur sonst was ist und bei der mit Sicherheit schon einige ihr Leben gelassen hatten. Nur eben nicht aus Levis Klasse. „Genau, niemand.“ Oder nicht, dass er es wüsste. „Wahrscheinlich hat’s einer der Köter eh schon als Nachspeise verdrückt. Oder schickt anzügliche Nachrichten von meinem Handy. Alter, hoffentlich nicht.“ Köter war aber auch ein sehr verharmloster Ausdruck für die isolanischen Lykanthropen. „Lass uns einfach umdrehen und was essen gehen… Ey, Jul!“ Mittlerweile hatte Leviathan es tatsächlich geschafft, seinen Blick von der Straße abzuwenden, widmete sich stattdessen der Fahrerin und piekte ihr mehrmals mit dem Zeigefinger gegen ihre Wange. „Schau nicht immer so streng, echt jetzt!“
Julia
Julia Bardera
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Gut, es war eine Sache sein Handy zu verlieren und eine ganz andere es an einem Ort zu hinterlassen, wo generell Gefahr herrschte jeden Moment von einem Werwolf überrascht zu werden. Zumindest wenn es wirklich schlecht um das eigene Schicksal bestellt war. Umso mehr versuchte Julia gerade in ihrem Kopf zu verdrängen, dass der Schwarzhaarige dort einfach alleine hingehen wollte. Es war also nur verständlich, dass die Blondine ihn am Ende des Tages aufgabelte, um besagtes Gerät zu suchen. Die große Menge an Ärger mal ausgenommen, welche der Engel einstecken musste, als seine Ziehmutter genau das herausgefunden hatte. Und so saßen die beiden jetzt hier in ihrem Wagen und fuhren die Küstenstraße hinunter. Eine mit Unverständnis gesegnete Julia links, sowie ein teilweiser genervter Leviathan rechts.
„Du weißt ganz genau, warum das nicht geht.“, ermahnte die Direktorin eher ruhig den vorlauten Bengel neben sich und fokussierte sich auf die Straße vor ihr. Damit war sie wenigstens nicht gezwungen ihm einen strengen Blick zuzuwerfen. Der hätte, so ihre Ansicht, gerade eh nichts gebracht. Nicht wenn schon solche Aussagen aus seinem Mund kamen. Sie brachte nicht mal ein Seufzen zustande, als der gesträhnte Junge danach mit seinen Ausführungen weitermachte. Es war schon wieder so typisch für ihn, dass sie darauf einfach nichts antworten konnte…und wollte. Ganz besonders als er das Thema zu wechseln versuchte. Das klappte vielleicht manchmal, aber nicht jetzt. Nicht in dieser Situation. Sein stupsender Finger war dort ebenfalls keine wirkliche Hilfe. „Ich schaue nicht streng.“, erwiderte sie nur und schaffte es ihren Blick ebenfalls kurzzeitig von der Straße zu lösen, „Ich bin leicht gereizt, das ist ein Unterschied.“. Und mit dieser Aussage lenkte die Direktorin den Wagen sanft an den Straßenrand, stellte den Motor ab und blieb einen kleinen Moment still sitzen. „Außerdem! Bin ich es, oder du, welcher sein Handy hier verloren hat? Wobei das ja echt noch das kleinste Problem ist.“, eindringliche Blick streiften das Gesicht des Engels. „Und selbst wenn da noch niemand gestorben ist, Ich bezweifle, dass du der erste sein willst.“, sorge schwang in der Stimme der Dämonin mit und ihre Mimik spiegelte das zum Teil wider. Zumindest bewies sie damit indirekt, dass sie ihn vorher nicht ignoriert hatte. „Ich zumindest kann mir besseres vorstellen. Außerdem findet dich keiner, wenn dir noch etwas anderes passieren sollte.“, dabei transformierte sich die anfangs steife Mimik zu einem sanfteren Antlitz. „Also lass uns das Ding finden und dann…aber auch nur dann gehen wir richtig was essen. Und damit meine ich nicht Mecces.“. Das sollte zumindest auch klargestellt sein. Auf Kochen hatte die Blondine heute nämlich echt keine Lust, genauso wie sie kein Fastfood essen wollte. Bäh!
„Dann wollen wir mal, komm.“, machte sie den Vorschlag und öffnete die Tür des Wagens um auszutreten. Da schlich sich die Realisation ein, dass sei vermutlich noch das Schuhwerk hätte wechseln sollen. „Über Stock und Stein mit Absätzen…“, seufzte sie leicht frustriert. Das war kein Frauentraum, ganz und gar nicht. „…ich erleide wohl schon auf dem Weg Qualen.“. „Du Schuldest mir was, Levi. Hab‘ ich spontan so festgelegt.“, grinste sie ihn leicht neckisch beim Schließen der Autotür an. Vielleicht spornte das ja an, wer wusste es schon? Das und die versprochene Einladung zum Essen. Mecces ist eine Sache, ein gutes Restaurant eine andere.
„Nein eh nicht, du schaust zahm wie ein Schoßhündchen!“, erwiderte der Schwarzhaarige schnatternd. Der Mund des Engels wollte sich bereits ein weiteres Mal öffnen, um sein Klagelied fortzusetzen, entschied sich aber weise dagegen, als die Direktorin erzählte, sie wäre leicht gereizt, während sie endlich am Ziel zu sein schienen und Jul ihren Wagen am Straßenrand vor den Steinklippen abstellte. Und jetzt, wo sie sich nicht mehr um das Straßengeschehen kümmern musste, schenkte sie dem Engel ihre Aufmerksamkeit – wohl mehr als ihm lieb war. Immer mehr sank Leviathan im Beifahrersitz zusammen, als Jul gar nicht mehr aufhörte, endlich auf Leviathans Gezänk zu reagieren. Okay, was hatte er sich auch vorgestellt? „Ja okaaay, du hast ja Recht“ war ein Satz, den Jul in letzter Zeit wohl öfter von Seiten des Engels hörte. Irgendwo verstand er ihre Einwände vielleicht auch ein kleines bisschen. Aber nur wenig! Wie jetzt, nicht zu Mc Donalds? „Wenn du eine andere Burgerbude vorschlägst!“, schoss der Schwarzhaarige zielsicher zurück, während er es der Blondine gleichtat und aus dem Auto stieg, die Tür hinter sich vielleicht etwas zu fest zuknallte. Sofort setzte er sich in Bewegung um über die ersten recht flachen Klippen zu wandern, als er jedoch keine Schritte hinter sich hörte blieb er nach kurzer Zeit stehen und erkannte … erst jetzt das Problem. Jetzt, wo er ein paar Meter weiter weg stand. Und Jul ihre Füße nicht im Fußraum ihres Autos verstecken konnte. Sie schien auch nicht wirklich begeistert darüber zu sein, wie ihre Wehklage bewies. Der Schüler konnte nicht anders. Anfangs war es nur ein sehr zurückhaltendes Prusten, doch alsbald folgte ein lautes Gelächter, als er mit dem Zeigefinger auf ihre Schuhe deutete. „Dein Ernst?“ Es konnte wohl kaum sein, dass Jul nach all dem was sie alles drauf hatte auch noch in der Lage war mit derartigen Storchenschuhen über die schärfsten und steilsten Klippen der Insel zu klettern. Nein, das traute er nicht einmal ihr zu. Und wann gab sie schon zu, Qualen durchstehen zu müssen? „Hast Recht!“, meinte er und grinste frechzurück. „Du wartest hier bevor es dich voll auf die Fresse haut und ich hol’s schnell!“ Prompt hatte sich der Junge umgedreht und hüpfte über die ersten, flachen Felsen. Wie immer war es außerordentlich ruhig an der Ostküste, sogar die engelsgleichen Schritte des Jungen konnte man im Widerhall vernehmen. Es musste nicht mehr weit sein, vielleicht noch ein paar Meter, bis zu dem sandigen Platz, der von viel Klippen viel höheren Ausmaßes umringt war. Diese Stelle war am Vortag der Treffpunkt der Schüler gewesen – von dort aus hatten sie sich aufgeteilt, um die angrenzenden Klippen, Höhlen und teilweise auch diverse Gewässer zu untersuchen.
Julia
Julia Bardera
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Das ihr Schützling sichtlich amüsiert von der Tatsache zu sein schien, dass sie ihr falsches Schuhwerk für diesen Trip angezogen hatte, war nur verständlich. Wann gab es nicht diese Momente, wo man sich als Teenager über die ungenügende Vorbereitung der Erwachsenen lustig machte, welche stets davon predigten sich in der Zukunft auf alles zu wappnen. Aber warte nur, dachte sich die Dämonin in diesem Moment. Seinem Grinsen würde sie schon noch Einhalt gebieten. Aber da war der Schwarzhaarige schon wieder verschwunden und hatte sich bereits auf den Weg gemacht. „Oh na warte du…“, sagte sie leise zu sich selber, während sie langsam ein paar Schritte in seine Richtung ging und den Engel beim springen beobachtete. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht, bevor ein leichter schwarzer Schimmer die Dämonin umhüllte. Sie hatte nun einfach ihre erste Barriere geöffnet. Zeit ein paar ihrer Fähigkeiten zu benutzen.
Doch vorerst sollte sich der Engel selber am Ende seiner Klettertour befinden. Sie selber nutzte die Möglichkeit, um sich die Distanz zwischen den einzelnen Plattformen einzuprägen und das Risiko abzuwägen. Aber sie würde es schon schaffen, davon war sie überzeugt. Als Levi sich nun endlich unten befand und nur noch wenige Meter zwischen ihnen und dem Ziel lagen, legte auch sie los. Innerhalb eines Wimpernschlags, löste sich die Blondine in einer kleinen Wolke von dunklem Rauch auf und sprang in einzelnen Etappen über die einzelnen Plattformen. Ohne Pause, ganz schnell hintereinander und mit einem letzten Schattensprung erschien sie direkt neben dem Nephilim. Manchmal musste man auch einfach mal Dominanz walten lassen. Noch ließ sie sich nicht von ihrem Schützling an der Nase herumführen. „Ich komme immer hinterher, egal wie schnell du kletterst.“, gab sie als Antwort und ließ sofort ihre blauen Augen den Boden absuchen. Seinen nächsten Alleingang zu kommentieren unterließ sie in diesem Fall einmal. Es reichte der Unterton in ihrer Stimme. „Soll ich dich mal anrufen? Wäre, denke ich, besser.“, schlug sie vor und hatte bereits ihr eigenes Handy in der Hand und ließ professionell ihre Finger über den Touchscreen gleiten. Ihre Ohren warteten demzufolge auch nur auf eine Bestätigung des Engels.
Doch da war noch etwas, was Julia auf ihrem magischen Radar verspürte und mit Unbehagen füllte. Das ließ sie auch einen kurzen Moment sehr abwesend wirken, während sie sich auf die Lokalisierung fokussierte. War es ein Werwolf? Sie grübelte, während sie sich ausgiebig umsah. Nein, war es nicht. Aber was war es dann? „Wir sind nicht allein...“, deutete sie etwas unheilvoll an und brach sobald ihre nächste, magische Barriere. Der Machtanstieg war nun eindeutig zu spüren. Nicht zu vergleichen mit der Aura eines zahmen Lammes, welche sie sonst immer mit sich trug.
Nach der kurzen, sportlichen Maßnahme, in welcher der Engel über die einzelnen ersten, flachen Klippen gesprungen war, konnte der Junge nach wie vor hinter sich nichts vernehmen. Keine hohe Stimme, die eindeutig Jul zuzuordnen war und auch keine Schritte, die man in solch Teufelsschuhen bestimmt kaum verbergen konnte. Leviathan zuckte mit den Schultern. Zwar hatte er nicht gedacht, Jul so schnell abwimmeln zu können, grinste dann aber doch etwas in sich hinein. Er hatte sich durchgesetzt, wehehehey! Okay, wo war nun sein Smartphone? Hatte er es hier im Sand verloren oder doch an einem der Höhleneingänge, die sie am gestrigen Tag besucht hatten? Zumindest konnte er es sich sparen, innerhalb dieser Hohlräume zu Land und zu Wasser nach dem Gerät zu suchen. Mehrmals wurde den Schülern gesagt, dass sie die Höhlen und Grotten ohne Lehrkraft nicht betreten sollten. Dass es aber immer wieder dumme Kinder wie Leviathan gab, die erstrecht danach strebten, Regeln in aller Form zu missachten war auch dem Inselkundelehrer nicht fremd. Wahrscheinlich war Leviathan ein Grund von mehreren, weshalb die Zugänge zu den Höhlen von einer kraftstrotzenden Barrikade verschlossen wurden. Man konnte sie mit bloßem Auge jedoch nicht sehen. Wie abertausend glühende Nadeln von Monsterspritzen, die man aus Horrorfilmen über eine Psychoanstalt kannte, hatte sich das Bein des Nephilims angefühlt, als er es nur wenige Centimeter innerhalb dieser Barrikade bewegte. Kein schönes Gefühl. Ob die Eingänge auch heute noch verbarrikadiert waren? In Gedanken schwelgend hockte der Schüler inmitten der sandigen Fläche und wischte mit seiner rechten Hand flach über den Sand, versuchte ihn nach seinem Handy abzutasten. „OAH!“ Wann zur Hölle war Jul ihm eigentlich hinterhergestiegen? Stand sie doch plötzlich mucksmäuschenstill neben dem Schwarzhaarigen, der sich so erschrocken hatte, dass er mit seinem Fuß leicht ausrutschte und etwas zur Seite gekippt war. Nach ihren Worten war aber auch dem Engel alles klar. Leise fluchend erhob sich der Junge wieder, putzte sich kurz den Sand von den Knien und starrte Jul fast schon enttäuscht an. „Du bist disqualifiziert, Jul. So war das nicht ausgemacht!“ Warum war er eigentlich nicht geflogen? „Yo, ruf mich auf meinem Handy aaan~“, trällerte er mit hoher Stimme und machte dazu eine übertrieben homoerotische Pose. Jul reagierte allerdings so gar nicht drauf, schien von irgendetwas abgelenkt zu sein. „Hallo? Was is‘ jetzt?“, fragte er ungeduldig und schnippte mit seinen Fingern vor ihrem Gesicht herum. Wie jetzt, nicht allein? Unglaubwürdig blinzelte der Engel herum. Nach links, nach rechts, nach oben und unten. Bis auf eine kleine Krabbe die gerade an den beiden vorbeistolziert war, konnte der Engel nichts - … „Da!“ Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete der Schwarzhaarige in die Luft hinter Juls Kopf. Ein seltsames, winzig kleines gelblich-rötliches Licht schwebte hinter dem Kopf der Direktorin vorbei. Fast schon tanzend. „Ok, wir müssen jetzt echt aufpassen, ohne Scheiß. Sonst frisst uns das Glühwürmchen hinter dir. Gaanz ruhig!“ War das überhaupt ein Glühwürmchen? War es dafür nicht etwas zu früh? „Es schaut uns schon ganz ausgehungert an!“, log er, obwohl sich das mysteriöse Licht gerade in den weiteren Verlauf der Klippen hinfort bewegte. „Ist es … ist es der Teufel höchstpersönlich?“, fragte er mit hauchender, gestellt zittriger Stimme und rückte näher an Jul heran.
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Beinahe hatte der Nephi9lim die Blondine zum Lachen gebracht. „Disqualifiziert, interessant.“, kommentierte sie gespielt nachdenklich und fixierte ihn mit einem leicht hämischen Grinsen auf ihren Lippen. Fast so, als ob sie ihn gleich Fressen würde, so wie er da im Sand schon immobilisiert herumlag. Aber einen weiteren Kommentar verkniff sich die Dämonin im Anflug erwachsener Selbstbeherrschung einmal. Sie wollte ihren Schützling ja nicht zu sehr vor den Kopf stoßen. Den Vorschlag mit dem Anruf bereute sie aber im nächsten Moment schon wieder. Auch, wenn sie bereits das Symbol auf ihrem Touchscreen gedrückt hatte und es jeden Moment klingen sollte. Irgendwie überkam sie das Bedürfnis ihn ein paar Minuten suchen zu lassen. Aber auch nur ein bisschen. Julia grübelte einen Moment. Sie war heute echt selten sadistisch. Mh, schwer zu sagen.
Doch leider kam in diesem Moment die Aura dazwischen, welche die Direktorin gerade vernahm und dafür sorgte, dass sie schnell das Handy verschwinden ließ. Leicht systematisch suchten ihre Augen die Umgebung ab, als ein Aufschrei ihres Begleiters die Aufmerksamkeit der Dämonin auf ein leuchtendes Objekt bündelte, welches über ihrem Kopf schwebte und sogleich in eine andere Richtung entschwand. Julia entspannte sich ein wenig, als sie dass Objekt etwas genauer betrachtete. Wer kannte sie nicht? Die Legende, oder das Gerücht hier in der Umgebung. Sie hatte nur nicht damit gerechnet, dass es wirklich eistieren würde. Mh…na gut, eine Person würde ihr einfallen, der bestimmt in Inselkunde nicht aufgepasst hatte und gerade eine kabarettwürdige Darstellung hinlegte. „Der Teufel im Licht sollte dich nicht so einschüchtern, wie die Dämonen die du gerade in mir heraufbeschwörst.“, kommentierte sie seine Überheblichkeit mit einem Klaps auf den Hinterkopf. „Wenn das deine Standardreaktionen bei magischen Begegnungen sind, dann weiß ich, denke ich, sehr gut wo deine Noten herkommen, junger Mann.“, strafte sie ihn auch noch zusätzlich mit der Leistungspeitsche ab. Nur war die noch nicht einmal Ansatzweise ausgerollt. Gezeigt bekam sie der Nephilim gerade. „Ich sollte also, egal was um dich herum passiert, stets dein größter Alptraum sein.“, rief sie ihm noch einmal auf den Punkt gebracht mit dem Grinsen einer Hyäne ins Gedächtnis, bevor sie sich wieder dem Licht widmete. Harmlos schien es immer noch hin – und her zu schweben und seine Richtungen zu wechseln.
„Laut der Gerüchte erfüllt einem das Licht, sollte man es fangen, einen Wunsch.“, erwähnte sie etwas Beiläufig und machte einen ihrer schattenhaften Sprünge nach vorne um sich das Licht zu greifen, als es in ihrer Nähe herumtänzelte. Nur um festzustellen, dass es dies irgendwie von vornerein riechen konnte und den grazilen Fingern der Blondine entwich. „Mh…“, äußerte sie sich etwas nachdenklich über den gescheiterten Versuch. „Sieht so aus, als würde dein sogenannter Teufel Zukunftsweisende Reflexe haben.“, stellte sie fest und schaute dem Licht zu, dass sich nun umso schneller bewegte. Ein paar Kreise flog es, machte dann plötzlich stopp, bewegte sich in die andere Richtung. Fast so wie es diese verrückten in den UFO Dokumentationen beschrieben, die Nachts im Fernsehen liefen, wenn Julia noch arbeitete. „Na? Willst du deiner himmlischen Engelspflicht nachkommen?“, forderte sie den jungen Mann auf und ließ dabei ihre Stimme bewusst provokant klingen. „Oder sind deine Engelsfertigkeiten nur Deko, Leviathan?“. Natürlich hatte das Ganze auch einen anderen Hintergrund. Julia nutzte die Gelegenheit um eventuell über seinen Fortschritt in Sachen Magie und Fliegen beobachten zu können. Immerhin konnte man damit auch Rückschlüsse auf den Unterricht ziehen. Aber das musste ihr Schützling ja nicht wissen. Ihn würde die Herausforderung sicherlich locken. Und wenn nicht, dann schob sie eben noch etwas hinterher. „Wenn du es erwischst und ich nicht, dann kriegst du sogar einen Wunsch von mir oben drauf.“, sie zuckte mit den Schultern und beäugte das Licht sowie den Engel abwechselnd, „Nicht, dass ich dafür eine Gegenleistung bräuchte. Dafür musst du es erstmal in die Finger bekommen…vor mir.“. Ein weiterer Schattensprung fand statt. Fürs erste, würde sie fair spielen…aber nur vorerst.
Fürwahr sah es nun so aus, als würde das Smartphone des Teenagers noch warten müssen. Jul hatte ihrem Schützling eine Standpauke nicht vorenthalten, nachdem er sich über ihre Reaktion und über das kleine, leuchtende Etwas lustig gemacht hatte. Tatsächlich hatte der Schwarzhaarige noch nichts vom mysteriösen Licht der Insel erfahren, dass demjenigen, der es schaffte es in seine Hände zu bekommen, einen Wunsch erfüllen sollte. Während Jul gerade in Höchstform war und auf den Engel einredete unterdessen sie ihm böse Blicke zuwarf, summte der Junge im Kopf die Titelmelodie von Fluch der Karibik. Wurde aber abrupt unterbrochen, als er seinen Schlag auf den Hinterkopf kassierte. „Aua!“, schnaubte er empört und lauschte dann ihren weiteren Worten ohne die zufriedenstellende Musik im Hintergrund. „Eine Frau, die ihr Kind schlägt, ist sowieso sein größter Albtraum!“, übertrieb er weiter und hatte auch nicht groß über seine Wortwahl nachgedacht. Natürlich war er nicht ihr Kind, obwohl er es sich tief in seinem Inneren gewünscht hätte. Aber als Bezugsperson und Erziehungsberechtigte waren sie einer solchen Verbindung schon etwas näher. „Das Glühwürmchen soll Wünsche erfüllen?“, fragte er unglaubwürdig, folgte sogleich den Blicken der Blondine und beobachtete das nicht vorhandene Zusammenspiel zwischen ihr und dem leuchtenden Teil, das keine Anstalten machte, sich von ihr fangen zu lassen. In welchem Fach hätte er sowas überhaupt lernen sollen? Phantasiekunde? Flegelhaft applaudierte Levi über Juls gescheiterten Versuch. „Sieht so aus.“, bestätigte er und grinste ihr breit ins Gesicht. Eigentlich hätte es ihm besser gefallen, sich gemütlich hinzusetzten und die Direktorin dabei zu beobachten, wie ihr das Ding Mal für Mal durch die Finger glitt, während sie sich abmühte. Als Jul dann aber seine Engelsfertigkeiten in Frage stellte, verwarf er diesen Plan wieder und sah sie durch seine schmalen Augenschlitze an. Weder schenkte der Engel der Legende Glauben, noch war er sich sicher, ob Jul sich die Geschichte nur ausgedacht hatte, um ihn in irgendeiner Weise zu testen. Das war dem Schwarzhaarigen nun aber auch egal: Seine Kampflust war geweckt und um das Smartphone machten sich wohl beide keine Gedanken mehr. Selbst wenn an der Geschichte nichts dran war, konnte ihm im schlechtesten Fall ein offener Wunsch bei Jul drohen. Könnte schlimmer sein! Und so schwer kann es nun auch nicht sein, so ein kleines scheiß Licht zu fangen. Und vor Jul? Sollte er auch noch hinbekommen! Dachte er. Natürlich war es ein Ding der Unmöglichkeit, es vor Jul zu fangen. Jul war wie Dumbledore – irgendwie konnte sie sowieso alles. Doch daran hatte der Engel nicht gedacht, als er eine gefühlte Viertelstunde damit vergeudete, der Lichtquelle hinterherzufliegen. Egal wie schnell er war, egal wie oft er die Richtung wechselte, um das Licht austricksen zu können – nichts funktionierte. Fast kam es ihm so vor, als würde das Ding ihn sogar auslachen. Jedesmal, wenn er danach schnappte und die kleine Leuchtkugel nur gespielt umhertanzte. Seinen Kopf sogar umschwebte. Neben diversen Schimpfwörtern, die an das Licht gerichtet waren, standen die Wörter „Fuck“ und „Scheiße“ ganz oben auf der Strichliste. Auch sein letzter Ass im Ärmel brachte ihn keinen Erfolg: Er hatte es geschafft, während dem Flug alles um ihn herum zeitlich einzufrieren. Sogar Juls Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr – oder war das nur gespielt? Einzig und allein die Lichtquelle baumelte zufrieden weiter umher. „JUUUUL“, jammerte der Engel, nachdem auch die nächsten Fangversuche im Flug, nachdem die Zeit wieder ihren normalen Lauf nahm, scheiterten. Erschöpft hing der Engel in der Luft und eigentlich war es ein Wunder, dass seine Flügel ihn noch trugen. „Warum schaust du überhaupt nur so blöd zu?“, beklagte er sich und flog dann direkt über sie, schlug seine dunklen Schwingen weiterhin und blickte zu ihr hinab. „Du hast mich verarscht, oder?“
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Die Kommentare des Nephilims ignorierte die Direktorin gekonnt. „Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen.“, erwiderte sie nur in monotoner Stimme und übte sich in einer neutralen Mimik. Das war natürlich noch, bevor sie mit ihrem ersten Fangversuch großartig scheiterte. Wobei ihr das Grinsen im Gesicht des Engels ein kleines bisschen an dem Ego entlangkratzte. Ungefähr vergleichbar mit dem Streifen eines Seitenspiegels mit dem eigenen Auto. Dementsprechend war das zurückfeuern der Dämonin gar nicht so überraschend, wie so mancher es vielleicht erwartet hätte. In jedem Falle hatte ihre Methode Erfolg gehabt. Der Schwarzhaarige biss an und war sogar schneller auf den Beinen, als wenn es Schokoladentorte zum Frühstück gab. Wobei sich Julia diese Sünde niemals verzeihen würde, aber das war ein Thema für andere Momente.
Aber da stand er und war von dem Vorschlag, er würde auch von ihr einen Wunsch bekommen wohl ebenfalls sehr angetan. Das könnte alles sein, wohlgemerkt. Aber Julia war so ehrlich sich an ihre Aussagen zu halten. Was natürlich auch mit einem gewissen Grad an Vertrauen einherging, einem so einen Wunsch überhaupt zu unterbreiten. Der Nephilim würde sich schon keinen Unsinn wünschen…hoffentlich. Aber erst einmal vergingen die Minuten und Julia beobachtete ihren Schützling ausgiebig bei seinen Versuchen, das Licht doch irgendwie in seine Finger zu kriegen. Die Direktorin kam aus dem Grinsen nicht mehr hinaus. Es war erfrischend zu sehen, dass der Engel mit dem richtigen Ansporn doch noch etwas auf die Reihe bekam. Zwar nicht perfekt, aber gut genug um es als Fortschritt zu verzeichnen. Als er dann noch die Zeit anhielt, was sie an dem magischen Anstieg in der Umgebung wahrnahm, war sie sich absolut sicher über seinen Fortschritt. Diese Fähigkeit hatte ihm allein früher viel Probleme bereitet. Es nun für ein Glühwürmchen einzusetzen ist…bemerkenswert. Sie war zufrieden und das grinsen wurde zu einem Lächeln. Allerdings nur zu einem kleinen, denn Levi hatte es sich kurz danach zum Auftrag gemacht, ihre Frisur mit seinen Flügelschlägen etwas durcheinanderzubringen. „LEEEVIIIII“, gab sie frech als Antwort zurück und richtete ihren Kopf nach oben aus. „Ich schaue nicht nur zu, ich denke nach.“, gab sie eine Antwort und beobachtete das Licht aus ihrem Augenwinkel heraus. „Hast du dich nicht gewundert, wie es immer wissen konnte, wo du es greifen willst?“, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und es liegt mir fern, dich hinters Licht zu führen.“, grinste sie selbst über das Wortspiel und war kurz davor noch etwas mit „Erleuchtung“ hinten dran zu hängen, unterließ es dann aber.
„Wie wäre es, Levi?“, brachte sie schließlich hervor und fixierte ihren Schützling, ohne das Licht großartig zu beachten. Wenn ihr Plan aufging, dann hätte es zumindest eine neue Erkenntnis für sie gehabt. Ein Gewinn aus der Situation hatte sie ja jetzt schon gehabt. Außerdem war sie sehr wohl gewillt ihrem Schützling eben diesen Wunsch zu überlassen. Sie war ja keine gehässige Ziehmutter. Fies, Gemein und Frech, dass vielleicht, aber nicht durch und durch Böse. „Ein letzter Versuch das Licht zu erwischen? Oder bist du so schwach, dass du es nicht schaffst deine Kraft noch einmal zu mobilisieren?“, sie wartete geduldig auf seine Antwort, ihre fordernde Stimmlage sollte aber einiges aussagen. Ihre Vermutung war, dass das Licht seine Bewegungen und Gedanken irgendwie erahnen konnte, so lange sie auf es selbst fokussiert waren. Das bedeutet, dass es äußere Einflüsse geben musste, um das Licht in die Finger zu kriegen. Und hier kam sie ins Spiel. Wenn er danach greifen wollte, dann würde sie, aufgrund ihrer schnellen Reflexe seine Hand greifen und korrigieren. Das, so ihr Gedanke sollte funktionieren. Tarnen würde sie das als fehlgeschlagenen Versuch von ihrer Seite aus. Oder aber, je nachdem wie Leviathans Reaktion ausfiel, die Wahrheit sagen. Mal sehen, sie hielt sich bereit. Zeit für die eigene Niederlage zu sorgen. „Also los, keine Ausreden. Ich kann mich nicht erinnern einen schwachen Engel mit gutem Essen versorgt zu haben.“, stachelte sie weiter und grinste in einer herausfordernden Art zu ihm hinüber.