Der Flur im Ostflügel, in welchem die Jungs untergebracht sind, verbindet die einzelnen Zimmer miteinander. Am Anfang des Gangs befinden sich die Einzelzimmer; direkt darauf folgen die größeren Zimmer, in denen bis zu 4 Personen wohnen können. Die Wände sind mit diversen Landschaftsbildern der Insel verziert. Außerdem hängt auch eine Liste der Zimmerübersicht samt ihren Bewohnern und bietet den Schülern, als auch den Erziehern einen besseren Überblick. Geht man in die entgegengesetzte Richtung, also kehrt den Zimmer wieder den Rücken zu, so erreicht man nach kurzer Zeit den Mittelflügel, in welchem sich auch die Bäder befinden.
Nachdem Yuu irgendwie den restlichen Abend mit den Jung hinter sich gebracht hatte, war er mit Lyall und Cyril leise aufs Zimmer geschlichen. Es war ziemlich Spät und eine Fluraufsicht hätte sicher die Jungs angeschissen, sofern es aufgefallen wäre. Yuu sah sich schlafgetrunken in seinem Zimmer um, bevor er begriff das es nicht sein eigenes Zimmer im alten Haus war. Nein - Er war ins Wohnheim gezogen. Von Heut auf Morgen. Ein Kopfschmerz schlief Yuu durch den Schädel und brummend richtete sich der Junge auf. "Verfluchter Mist." Er verließ sein Bett und stellte fest das Lyall und Cyril noch tief schlummerten. Auch der dritte in der Runde schien noch in der Welt der Träume zu hängen und somit war Yuu der Einzige der in diesem Moment duschen gehen würde. Er zuckte mit den Schultern und kniete sich zu seiner Sporttasche. Die Kartons waren noch nicht ausgepackt und irgendwie hatte Yuu auch nicht in der Planung es am heutigen Tag zu tun. Es schwirrten so viele Gedanken herum, vor allem die zerbrochene Freundschaft mit Ruby lag ihm schwer im Magen. Warum musste er auch sie JETZT gerade küssen? Jetzt, wo er Sie am meisten brauchte? Ein Bild seiner Eltern glitt durch seine Finger, doch ehe Yuu sentimental werden konnte, hatte er schon sein ekliges verschwitztes T-Shirt ausgezogen und das Handtuch über die Schulter gepackt. Eine Dusche würde ihn auf bessere Gedanken bringen.
Er verließ das Zimmer und sah sich nicht weiter im Flur um. Ein reges Treiben herrschte noch nicht, denn viele Schüler hatten Freizeit. Immerhin war heute FTF und Yuu hatte sich wegen der Umstände noch nicht dazu entschieden ein Fach am heutigen Tag zu belegen. Papierkram, Urkunden und einige Zeugnisse musste Yuu im Büro noch abgeben. Zwar war er schon länger Schüler an der SnK aber immerhin hatten sich die Umstände nun verändert. Er lief den Weg einige Meter hinab als er die feuerrote Mähne sah. Sie stand an der Wand gelehnt, mit dem Handy in der Hand. Auf wen sie wohl wartet? Ein Stich fuhr ihm durchs Herz und sein Schritt verlangsamte sich. Sie belastete nicht ihren vollen Fuß, so wie es Yuu im ersten Augenblick wahrnahm und das ließ ihn stutzen. Außerdem hörte er noch ein Gemurmel und Yuu blieb stehen. "Kann man dir helfen?" Auf dem Flur der Jungs war niemand zu sehen. Nur Ihn, halb nackt und völlig verschlafen und Ruby, welche einen hübschen Po in dieser Jeans hatte.
Ich sah noch mal auf mein Handy, aber es war weiterhin noch keine neue Nachricht von Leviathan eingegangen. Meinem Rücken lehnte ich mich leicht an die Wand hinter mir, steckte mein Handy aber noch nicht zurück in die Hosentasche, sondern behielt es weiter in meiner Hand. Wahrscheinlich würde er erst in frühstens einer halben Stunde aufstehen, also hätte es nun keinen Sinn, hier stehenzubleiben. Gerade wollte ich mich wieder abwenden, als ich hörte, wie eine Tür geöffnet wurde und ich richtete meinen Blick dorthin. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz einen Tick zu lange aussetzte, als ich sah, wer aus dem Zimmer kam. Yuu. Als hätte ich vergessen, wie man Atmet, blieb mein Mund einen Spalt offen stehen. Nicht nur, dass gerade Yuu aus einen der Zimmer kam, nein, er hatte auch kein Oberteil an. Es schien etwas zu dauern, bis auch er mich bemerkte. Er blieb bei mir stehen, schien mich zu mustern und irgendetwas hatte sein Blick an sich, dass ich merkte, dass meine Wangen etwas rot wurden. “Ehm...“ Es war eine sehr simple Frage, die er mir gestellt hatte. Eigentlich nichts, wo man länger überlegen müsste, doch gerade brachte ich kein Wort raus. Zwar hatte Yuu einen gewissen Abstand zwischen uns gehalten und der Flur war nicht gerade vom Licht durchflutet, doch ich konnte seinen nackten Oberkörper deutlich sehen. Natürlich wusste ich, dass er einen guten Körperbau hatte. Nicht zu viele Muskeln, aber auch nicht gerade schlaksig. Ich fuhr kurz mit meiner Zunge über meine Lippen, weil diese plötzlich ziemlich trocken waren. So langsam sollte ich Antworten, aber ich wusste nicht so Recht, wie ich mich verhalten sollte. Nach diesem Kuss gestern... Aber seine Stimme hörte sich locker an und nicht so angespannt wie ich mich fühlte. “Ja, also nein.“ Endlich fand ich meine Stimme und Worte wieder. “Ich hatte gehofft, das Levi schon wach ist, aber der scheint noch zu schlafen.“ Ich zuckte mit meinen Schultern. “Und du willst duschen?“ Was war das bitte für eine komische Situation nun?
Schade das Ruby sich gerade zu Ihm gedreht hatte, denn nun konnte er den Ausblick nicht mehr genießen. Hingegen schien das Mädchen ziemlich verwirrt zu sein. Sie brachte nur ein klägliches 'Ehm..' aus ihrer Kehle und ließ den Gestaltwandler eine Augenbraue in die Höhe ziehen. Wahrscheinlich war Sie mit der Situation überfordert, immerhin war es Yuu auch und all seine Sehnen schrienen danach wegzurennen. Aber er versuchte irgendwie die Situation zu überspielen, irgendwie gelassen zu wirken. Jedoch war sein Körper verkrampft und sein Herz machte seltsame unterschiedliche Bewegungen. Mit ihrem 'Ja, also Nein.' Verwirrt darüber sah Yuu dann von ihren Gesicht hinunter zu ihrem Fuß, welchen sie immer noch nicht abgesetzt hatte. Sie belastete nur ihre Zehnspitze. Was hatte sie bloß wieder angestellt? Ruby hingegen erklärte, dass sie auf Levi warten würde - welcher jedoch noch schlief. "Achso." Das Wort klang so beiläufig wie auch seine Gefühle. Er wollte duschen. Er roch sicher nicht gerade 'lecker' und dagegen wollte er etwas machen. Wenn er schlafen würde, könnte Sie doch klopfen? "Also, Levi schläft in 205." Er zeigte mit einem Finger auf die Tür und doch wirkten seine Worte irgendwie kalt. Wie sollte er sich sonst verhalten? Am liebsten hätte er geflucht oder geschrien. Seine Hände waren immer noch verbunden und die schorfigen Wunden taten immer noch weh. Doch im Moment interessierte sich Yuu für etwas anderes. Er nickte auf Rubys Frage. "Sag mal Bee, was hast du mit deinem Fuß gemacht?" Er erwähnte ihren Namen so beiläufig, dass es ihm ein Stich ins Herz gejagt hatte. Solange hatte er es nicht mehr gesagt. Irgendwann hatte er aufgehört. Warum eigentlich? Außerdem lag in seiner Stimme eine gewisse Besorgnis. Müsse er sie wieder beobachten? Wie ein Held aus der Ecke springen und sagen: 'Hey, alles gut?', obwohl er wusste, dass nicht alles gut war?
Die angespannte Haltung, welche ich automatisch eingenommen hatte, als ich Yuu bemerkte, wirkte sich Schmerzhaft auf meinen verstauchten Fuß aus und ich versuchte mich irgendwie anders hinzustellen, doch keine Position brachte mir Linderung, also blieb ich einfach ruhig weiter stehen. Ich nickte, als Yuu mir mitteilte, welches Zimmer Levi hatte. “Danke, irgendwie sind wir noch nicht dazu gekommen uns die neuen Nummern zu sagen.“ Klärte ich ihn dann noch weiter auf und dabei fiel mir ein, dass er mir seine Zimmernummer auch noch gar nicht genannt hatte, aber wäre die nun überhaupt noch wichtig? Mein erster Gedanke war es, ihn danach zu fragen, doch ich ließ meinen Mund geschlossen. Ich hatte meinen Blick auf einen beliebigen Punkt im Flur gerichtet, um nicht unbedingt auf seinen Körper zu schauen, aber ihn weiter direkt ins Gesicht zu schauen, war mir gerade zu unangenehm. Doch als er mich plötzlich bei meinem Spitznamen nannte, sah ich ihn mit großen Augen an. Schon lange hatte er mich nicht mehr Bee genannt und ich war wirklich froh darüber gewesen, denn ich hasste diesen Namen. Immerhin war ich keine Biene und sah auch eindeutig wie keine aus, er passte einfach null zu mir. Aber aus Yuus Mund klang er plötzlich so vertraut, dass sich eine leichte Gänsehaut über meine Arme zog und ich an ihnen rieb. “Ach, nichts Schlimmes. Ich bin gestern aus gerutscht und habe ihn mir dabei verstaucht.“ Beantwortete ich ihm dann seine Frage. “Ein paar Tage werde ich wohl noch etwas humpeln, aber dann sollte es gut sein.“ Es war wirklich nichts Dramatisches, vielleicht würde ich mir später noch etwas kühlende und schmerzlindernden Salbe aus dem Krankenzimmer holen. Nur mit dem Schwimmen musste ich schauen. Ich sah zu meiner Tasche runter, in der ich auch meinen Badeanzug hereingelegt hatte und erst dabei bemerkte ich, dass seine Hände verbunden waren. Rein Instinktiv griff ich mit meinen Händen nach seinen und sah sie mir genauer an. “Was ist passiert?“ Der Verband sah nicht gut aus, der musste eindeutig gewechselt werden. Hatte er sie sich selber verbunden? Professionell sah es nicht gerade aus.
Er zog seine Augenbrauen zusammen und biss sich auf die Lippe. Ausgerutscht. Verstaucht. Was wenn er bei Ihr gewesen wäre? Hätte er? Er wollte seine Hände verstecken. Nicht darüber nachdenken und doch war Ruby mal wieder schneller als Yuu. Sie sprach Ihn auf die Verbände an und ehe er sich versah hatte sie seine Hände. Er seuftze. Der Band war schon leicht runzelig und sicher nicht der Beste. Immerhin hatte Lyall sich große Mühe gegeben, denn vorher hatte er nur ein paar Krawatten drum gehabt. Er zog seine Hände zurück und fing an den Verband geistesabwesend zu lösen. "Ein Sandsack war im Weg." Seine Stimme klang rau und seine Nerven flatterten. Eigentlich wollte er nur Duschen, doch sein Geist war viel zu wach. Die Verbände fielen auf den Boden und er hielt Ruby erneut die Hände hin. Sie waren immer noch ziemlich rot, manche Stellen färbten sich langsam blau. Die blutigen Stellen waren mit einer Kruste versehen. Er spürte es nicht, aber er wusste das er den Schmerz irgendwann in der Nacht verdrängt haben musste. Als sie erneut mit ihren Fingern darüber fuhr, zuckte er merklich zusammen. Die Stellen brannten wie Feuer. "Lyall hat sie verbunden. Im Grunde waren sie recht gut verbunden, aber durch das Schlafen.." Er brach im Satz ab und sah Ruby in die Augen. "..und den Albträumen, muss der Verband verruscht sein." Natürlich hatte er es bemerkt, dass Sie ihn nicht ansah. Aber jetzt tat sie es. Mit ihren wunderschönen Augen. Doch sofort tadelte Yuu's innere Stimme. Sie hatte ganz klar gezeigt, dass sie keinerlei Interesse an Ihm hat. Er zog die Hände wieder zurück. Sein Gesichtsausdruck wirkt kalt. "Ich werde duschen gehen." Er zuckte mit den Schultern und schob sich an Ruby vorbei. Ihre Art, die Tatsache das sie ihm auswich und nur eine ernsthafte Verletzung ihre Aufmerksamkeit erlangt hatte, verletzte Ihn. Er hatte gedacht, dass sich seit damals nicht viel verändert habe. Doch anscheinend war es falsch. Einfach falsch. Er sah nochmal zu Ruby und aus Reflex strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er hielt inne. "Du solltest nicht auf Levi warten. Der schläft wie ein Stein." Er zuckte mit den Schultern. Immerhin kannten sich die Jugendlichen schon seit dem Sandkasten.
Unweigerlich strich mit meinen Fingern vorsichtig über den Verband an Yuus Händen. Allein von dem Wissen, dass er sich verletzt hatte, zog sich mein Bauch unangenehm zusammen. Er entzog sich meinen Fingern und fing an, den schon ranzigen Verband abzunehmen, während er mir erklärte, dass ein Sandsack im Weg war. Ich sah ihn fragend an, denn diese Aussage verstand ich nicht, doch dann sah ich auch schon wieder auf seine Hände, die er entblößt hatte. Natürlich hatte ich kein Problem damit Wunden zu sehen, immerhin wollte ich später mal Medizin studieren, doch bei dem Anblick, zog ich scharf die Luft ein, nahm seine wieder sanft in meine Hände. “Da solltest du auf jeden Fall eine Wund-und Heilsalbe drauf machen, Yuu.“ Ich sah mir die blaue und blutverkrustete Haut genau an. “Kannst du alle Finger normal bewegen?“ Sie sahen nicht danach aus, als seien sie gebrochen, aber nicht jeder Bruch war offensichtlich. Ich nickte, als er mir sagte, dass Lyall die Verbände gemacht hätte und sie wohl in der Nacht verrutscht sein. “Einen Albtraum?“ Ich schluckte schwer, es gab so viele Gründe, die ihm einen schlechten Traum verschaffen könnte und wahrscheinlich gehörte auch ich dazu. Gerne hätte ich ihn umarmt, seine Hand weiter gehalten und ihm ein bisschen Trost gespendete, aber er entzog sich meinen Händen und damit machte er deutlich, dass er dies nicht von mir wollte. “Okay. Danach solltest du deine Verletzungen gut abtrocknen und wieder verbinden. Vielleicht kann das Lyall ja wieder machen, wenn du es nicht alleine schaffst.“ Lieber hätte ich es getan, weil ich wusste, dass ich seine Verletzung vernünftig versorgen konnte, doch wahrscheinlich würde er dies nicht wollen. Ich wollte mich gerade von ihm verabschieden, da hob er plötzlich seinen Arm und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und bei dieser kleinen und kurzen Geste hielt ich meinen Atem an. “Ehm, ja... Da hast du wohl recht.“ Bracht ich nur leicht Atemlos raus und sah ihn aus meinen großen, rot-braunen Augen an.
Irgendwie war es belustigend das Ruby sich solche Sorgen um Yuu machte, aber es waren nur ein paar Schürfwunden und würden nicht allzu gefährlich werden. "Ich pass schon auf mich auf, Bee." Seine Stimme war sanft und seine Hand lag immer noch auf ihrer Wange. Sie sah so verletzlich aus und ihr Atmen stand still. Hatte er immer solch eine Wirkung auf sie gehabt? Sanft strich er mit seinem Daumen über ihre Wange und die Zeit schien angehalten zu haben. Er lehnte sich leicht vor, versucht sie zu küssen, und doch beherrschte er sich. "Seit wann.." Er wollte sie Fragen, seit wann er diese Wirkung auf sie hatte, aber traute sich nicht. Seine grünen Augen erforschten ihre Augen und er atmete langsam aus. "You're in my veins And I cannot get you out." Es war nur ein Flüstern doch irgendwie kam ihn diese Zeile in den Sinn. Es stimmte und ließ ihn nur einen Moment länger den Moment genießen. Er spürte ihre Haut unter seinem Finger und eigentlich hätte er sie liebend gerne mit unter die Dusche gezogen. Aber... Er löste den intimen Blick mit Ruby und ging einen Schritt zurück. Die Nähe war zerstört. Und es zerrte in seinem Bauchraum, weil er einfach beinah..sie wieder geküsst hat. Seine Hand fiel und er sah wieder düster aus. Seine Augen wirkten leer. Ruby war eigentlich alles was er hatte. "Wir sehen uns." Damit ließ er das Mädchen stehen und ging den Gang einfach weiter. Eigentlich wollte er nicht gehen. Er wollte da bleiben, sie in den Arm nehmen und ihr sagen was er empfand. Doch es blieb ihm verwehrt. Dieser Schmerz, war das Liebeskummer? Er öffnete die Tür zum Gemeinschaftsbad der Jungen und ließ die Tür hinter sich zu fallen. Er zitterte am ganzen Körper. In Ihm stieg eine Wut auf, welche er nicht beschreiben konnte und ehe sich Yuu versah hatte er in den Spiegel geschlagen, welcher klirrend auf den Boden fiel. Erst jetzt fiel Ihm auf, dass er vielleicht gar nicht alleine im Bad war und ließ seinen Blick gleiten. Niemand. Niemand war hier. Niemand konnte bezeugen das er einen Spiegel klein geschlagen hatte. Auf das Waschbecken tropfte Blut. "Mist." Einer seiner Schürfwunden hatte sich aufgerissen. Vielleicht mit einer Scherbe. Was macht er nur?
“Ich bin keine Biene...“ murmelte ich leise und spürte seine Finger viel zu deutlich auf meiner Haut. Ich konnte meinen Augen nicht von ihm abwenden und dann glaubte ich, dass er sein Gesicht weiter zu mir herunterbeugte, weil... weil er mich küssen wollte? Doch es passierte nichts, weil ich es mir wahrscheinlich doch nur eingebildet hatte. Stattdessen fing er einen Satz an, brach diesen ab und flüsterte mir was auf Englisch zu. Ich begriff nicht, was sie zu bedeuten hatte. Natürlich verstand ich es, in Englisch hatte ich auch immer gute Noten, aber mir erschloss sich nicht, warum sie gerade jetzt zu mir sagte. “Wie bitte...?“ flüsterte ich genauso leise zurück. Doch anstatt einer Antwort, löste er diese Situation auf und das war auch gut so, für beste Freunde, war sie viel zu intensiv gewesen. Yuu verabschiedete sich von mir, ging dann den Flur entlang zu den Gemeinschaftsbädern und ich blieb an Ort und Stelle stehen. Mein Herz schlug kräftig und schnell in meiner Brust und ich merkte, wie leichte Panik in mir aufstieg. Da waren Gefühle die ich vor Jahren so unendlich tief in mir vergraben, verankert und verschlossen – mit mehr als nur einem Schloss- hatte und es fühlte sich so an, als würde sich gerade, langsam und nach einander, eine Kette nach der anderen lösen. Das war nicht gut. Das durfte nicht sein. Ich schüttelte energisch meinen Kopf. “Du hast genaue Pläne für deine Zukunft, Ruby und solche Gefühle kommen in keinem einzigen davon vor, also reiß dich zusammen.“ Ich atmete tief ein und aus, sah dann noch mal auf mein Handy, wo weiterhin keine Nachricht von Levi eingegangen war und beschloss dann in den Speisesaal zu humpeln.
“Hast du mich gerade ein Navikamel genannt?“ fragte ich den Weißhaarigen lachend, während wir mein Zimmer verließen und über den Flur liefen. “Ich dachte, wir hätten uns auf Prinzessin geeinigt, du... du... ach weiß ich auch nicht!“ Natürlich fiel mir für ihn kein so guter Spitzname ein, wenn es darauf ankam. Das Navikamel wie die Faust aufs Auge zu mir passte, war ja vollkommen egal. Wer würde schon gerne so genannt werden? “Außerdem kenne ich mich hier im Wohnheim wirklich sehr gut aus! Du wirst schon sehen, in null Komma nichts sind wir im Speisesaal und können genüsslich Frühstücken und dann wirst du mir noch auf Knien dafür danken!“ Grinsend sah ich ihn an, während wir durch die Flure und Gänge unseres Zuhause liefen. Ich hatte eigentlich recht gut geschlafen, an meinem Traum erinnerte ich mich nicht mehr und deswegen war meine Laune ziemlich gut, auf keinen Fall ein Vergleich zu gestern. Wir bogen um die nächste Ecke ab und ich blieb abrupt stehen. “Halt!“ rief ich laut aus, damit auch mein Begleiter stehen blieb. “Wir hätten doch die Treppe schon nehmen müssen, glaube ich.“ Entschuldigend blickte ich ihn an, denn nun befanden wir uns im Flur, wo die Jungszimmer begannen. Ich wollte schon gerade wieder umdrehen, als ich feuerrote Haare entdeckte. Ruby kam uns langsam entgegen, es schien, als würde sie humpeln und als sie noch etwas näher kam, wirkte ihr Gesicht auch nicht ganz so entspannt dabei. “Hey, Ruby. Brauchst du Hilfe?“ Wir kannten uns nur flüchtig durch Peter, aber sie schien ihm eine sehr wichtige Freundin zu sein und deswegen wollte ich mich gut mit ihr stellen, auch wenn ich glaubte, dass sie mich nicht wirklich mochte. Das Mädchen mit den roten Haaren sah uns an, blieb stehen und lehnte dann mein Angebot ab: "Nein, ist schon gut, aber danke.“ Skeptisch sah ich sie an. Sie hatte eindeutig eine Verletzung an ihrem Fuß, die ihr beim Laufen wehtat. “Ach quatsch, Ryder kann dich bestimmt tragen. Wir wollen Frühstücken gehen, was ist dein Ziel?“ Ruby sah mich entgeistert an, als würde ich ihr Vorschlagen, dass wir nun gemeinsam in den Krieg ziehen würden und lehnte auch dieses Angebot sofort wieder ab, doch ich ließ nicht locker. “Keine Widerrede. Der gute Mann hilft nämlich liebend gerne jeder Jungfrau in Nöte.“
Out.: In diesem Post ist die Handlung und das Sprechen von Ruby (meinem eigenen Chara) mit eingebaut. Ihre gesprochenen Sätze sind Rot hinterlegt.
So wie gefühlt 24/7 zierte ein breites Grinsen die Lippen des Ryder, wo die Brünette ihren neu ernannten Spitznamen hinterfragte. ,,Jop~" Auf die gescheiterte, beleidigende Spitznamenverkündung konnte er nur lachen, zu süß. Doch dann fasste er sich mit einem Räuspern, ehe er sich stilvoll vor der Mylady verneigte: ,,Oh, ja, bitte verzeiht, verehrte Prinzessin Navikamel." Daraufhin wurde sehr sehr breit zu ihr aufgegrinst und ehe er sich ein fangen konnte, stiefelte er schnell einige Schritte vor, blieb aber dann stehen, um seine Füherin nicht abzuhängen, welche gerade dabei war, sich selbst zu loben. Schief grinsend betrachtete er die gut einen Kopf Kleinere. ,,Na dann, werde ich Dir deine wohlverdiente Ehre zukommen lassen, wenn wir im Futterraum ankommen~" Allerdings kam dann etwas unerwartetes. Wobei, er hätte es sich doch denken können. Keine Minute war das Eigenlob verstrichen, da korrigierte Sky ihren weg und meinte, sie wären zu weit gegangen. Ryder konnte nicht mehr. Er musste einfach lachen. Gawd. Hielt sich den Bauch und das Knie, während er sich scheckig lachte und sich bemühen musste, dabei nicht halb zu hyperventilieren. Ouh, zog das im Bauch. Das würde tollen Muskeln ergeben. Oh man - einfach zu geil. Diese Frau war echt der Brüller. Ryder liebte sie jetzt schon, wenn auch nicht unbedingt im romantischen Sinne. Nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, klopfte er der Brünetten auf die Schulter und grinste, während er sich einige Lachtränen wegwischte: ,,God damn - Du bist sowas von meine neue beste Freundin, ey." Davon abgesehen, dass er noch keine hatte, waren diese Worte so wahr.
Weiter ging es dann aber auch nicht mehr, da schien Sky etwas oder eher gesagt jemand aufzufallen. Die roten Augen folgten ihren Blick und zu seiner Freude erblickte er dort ein ihm nicht unbekanntes Mädchen - die hübsche Rothaarige aus McDonalds, welche an der Schlange gestanden hatte. Sie war also auch hier im Heim? Jackpot! Beide Schönheiten unterhielten sich - Ryder unterdrückte die zweideutigen Gedanken, was er nun gerne machen würde -, welche sich zwar kannten, aber nicht unbedingt miteinander dicke wirkten. Na ja. Man hatte eben nicht jeden als besten Freund. Offensichtlich war das Mädchen, welche sich als Ruby herausgestellt hatte verletzt und wollte keine Hilfe anbieten. Doch wie Sky schon richtig handelte, nicht mit dem Geist - niemals würde er eine Schönheit auf sich alleine gestellt lassen. Mit einem leichten Grinsen ging er zu Ruby und deutete an, sie hochzunehmen, damit sie nicht erschrack und immer noch ablehnen konnte, sollte ihr das getragen werden wirklich zu wider sein. Dies wollte er nun wirklich nicht, sollte Rotkäppchen doch einen guten Eindruck von ihm haben. Er war ein Gentleman, niemals würde er eine Frau berühren, ohne dass diese es auch so wollte. Doch da keinerlei Protest kam, hob er sie auch schon vorsichtig im Brautstil auf seine Arme. Passte gut! ,,Schön festhalten, Mylady", grinste er charmant in das Gesicht der Rothaarigen, ehe sein Blick wieder zu Sky fiel. ,,Nun denn, wo lang nun, Prinzesschen?", ließ er ihr den Vortritt, um dann endlich im Speisesaal anzukommen.