Nicht jedem Inselbewohner wurde eine paranormale Fähgikeit zur schnelleren Fortbewegung in die Wiege gelegt, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass man auch einige Meter vor dem Eingangstor zum Yanega-Anwesen auf eine Bushaltestelle trifft. Die Busse passieren das Wohnheim im 15-Minuten-Takt und fahren über die Schule und anschließend gen Süden in das Stadtzentrum, wo man an verschiedenen Haltestellen aussteigen kann. Schüler und Schülerinnen können den Bus kostenfrei nutzen.
Da die Schreibtischarbeit ein wenig auf das Gesäß schlug, fasste ich den Entschluss mir ein wenig meine Luxusbeine zu vertreten. Da ich den Schülern nicht das Gefühl vermitteln wollte, dass ich sie beobachte, was ich natürlich tat, entschloss ich mich ein wenig die Umgebung des Yanega Anwesens zu erkunden. Schließlich kannte ich mir hier ebenfalls noch nicht wirklich aus. Es war nicht nur für die Kinder eine neue Erfahrung auch für mich selbst. Den Schülern, welche meinen Weg kreuzten, nickte ich kurz zu. Vor dem Anwesen ließ ich erst einmal meinen Blick schweifen. Wohin sollte ich gehen? Die Entscheidung war gar nicht so einfach, wenn man nicht wusste wo man rauskommen würde. Ich schmiss mich in meine Denkerpose und wägte ab welche Richtung mir am meisten zusagte. Kurzerhand entschied ich mich weder für links noch für recht sondern für geradeaus. Den Weg der Ein- oder Ausfahrt. Somit wanderte ich hoffentlich auf dem Pfad der Erleuchtung. Meine Hände wanderten in die Hosentaschen und gemächlichen Schrittes spazierte ich weiter die Straße lang. Da schwirrte mir doch glatt ein Lied durch den Kopf: Also ging ich diese Straße lang und die Straße führte zu mir. [...]Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer. Ein richtiger Ohrwurm. Kurz erlaubte ich es mir sogar ein wenig mitzusummen. Singen war nicht mein Metier. Jaulen konnte ich.
Damit nicht doch noch ein Hundefänger geholt werden musste, verstummte mein Gesumme und ich befand mich bereits am Ende des steinigen Weges. Auch hier schaute ich mich kurz nach allen Seiten um, bevor ich mich dazu entschloss die Bushaltestelle aufzusuchen. Die Buszeiten zu kennen, war sicherlich nicht verkehrt. Möglicherweise musste ich irgendwann mal Gebrauch vom Bus machen. Es war sicher schon Lichtjahre her seit ich zum letzten Mal einen Bus benützt hatte. Wie die Zeit verging. Jünger wurde zum Glück niemand. Gleiches Recht für alle lautete die Devise.
Bei der Bushaltestelle angekommen, ließ ich mein Auge über die Zeittafel wandern. Es fuhr anscheinend alle 15 Minuten ein Bus. Die Busverbindung war nicht zu verachten, daher war das Yanega Anwesen als neue Unterkunft bestens geeignet. Mit einem zufriedenen Grinsen quittierte ich diesen Umstand. 15 Minuten zu warten, sollte man den Bus bereits verpasst haben, war nicht weiter tragisch. Außer man musste zu einer Verabredung. Nichts war unangenehmer als zu spät zu einer Verabredung zu kommen, zumindest für mich. Nicht jeder war mit Pünktlichkeit gesegnet worden. Wenn ich mich nicht irrte, dann würde sogar in den nächsten Minuten der Bus hier angekommen. Ich könnte also den Quälgeistern entfliehen und einfach nachhause fahren. Nur leider war ich pflichtbewusst genug um es nicht zu machen. Gerade war auch nicht der richtige Zeitpunkt für solchen Unsinn. Irgendwann später, vielleicht, aber wohl eher nicht.
Isalija
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Ich gab zu, ich hatte echt Glück mit dem Weg zurück zum Wohnheim. Erst hatte ich gedacht, ich müsste den ganze Weg laufen, aber dann hatte ich den Bus gesehen, der gerade an einer Haltestelle hielt und schwupp schon saß ich drin und konnte aufgeregt die vorbeiziehende Landschaft genießen. Die Fahrt war aufregender als die erste - vom Waisenhaus zum Wohnheim - weil ich jetzt nicht mehr so ängstlich war. Nun konnte ich entspannen... und hätte beinahe verpasst auszusteigen. Ich hatte gehört, dass eine Stimme die Haltestelle ansagte, hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass wir sie schon so bald erreichten. Eilig hatte ich mir meine Tüten geschnappt und zur Tür gehastet. So kam es, dass ich nun erleichtert an der Bushaltestelle stand und dem Bus selbst hinterher sah, der fröhlich weiter fuhr. Das sollte ich öfter tun. Mit dem Bus fahren. Auch wenn ich es wirklich mochte mich zu bewegen. Nur herum zu sitzen hatte etwas für sich. Mit dem Gedanken wendete ich mich von der Straße ab und bemerkte den Mann, der nur etwa einen Meter von mir entfernt vor so komischen Dingern standen. Die gehörten wohl zur Bushaltestelle, denn ich hatte die auch schon früher an anderen Haltestellen stehen sehen. Allerdings hatte ich mir nie die Zeit genommen sie mir anzuschauen, weil ich nicht einmal genug Geld für eine Busfahrt gehabt hatte. Neugierig, was es da wohl zu sehen gab, trat ich nun etwas näher und beäugte die helle Tafel. Lauter Zahlen. Großartig. Ich hatte keine Ahnung, was man damit anstellen sollte. Kurz öffnete ich den Mund, um den Mann zu fragen, warum er sich die Zahlen ansah, hielt dann aber inne, weil ich mir dabei so blöd vorkam. "E-entschuldigen Sie, aber..." Unsicher legte ich den Kopf ein klein wenig schief und deutete auf die Tafel "Ähm... Ich meine.... Wo-wozu ist dieses Ding da gut?" Wenn er sie so ansah, dann wusste er das doch, oder?
Ich hörte den Bus bereits, machte mir jedoch nicht die Mühe mich von der Zeittafel wegzubewegen. Der Busfahrer würde schon wissen, dass ich nicht einstieg. Ansonsten hätte ich mich bereits dementsprechend hingestellt. Und selbst wenn er hier halten wurde, was er offensichtlich tat, konnte ich ihm noch immer mitteilen, dass ich nicht vorhatte in den Bus nach Nirgendwo zu steigen. Als der Bus nun endlich an der Bushaltestelle zum Stehen kam, riskierte ich doch einen Blick. Die Neugierde trieb mich förmlich dazu. Aus dem Bus stieg ein braunhaariges Mädchen. Von dem Mädchen ging ein Katzen-Geruch aus. Entweder sie war ein Tierwesen oder Gestaltenwandler. Eigentlich ging ich bei Gestaltenwandlern davon aus, dass sie menschenähnliche Gestalten annehmen und ändern konnten. Aber seit ich hier arbeitete wurde ich eines besseren belehrt. Auch Gestaltenwandler konnten Tierformen annehmen. Daher war es anhand des Geruchs doch nicht so einfach zu erkennen, ob es sich um Tierwesen oder Gestaltenwandler handelte. Diese Unterscheidung war für mich noch schwerer als die der Mischwesen. Daher war ich erfreut darüber, dass ich hier meine Nase trainieren konnte. Oder aber ich riskierte einen Blick in die Akte der Schüler. Das war mein Privileg. Selbst wenn ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, um welche Rasse es sich handelte, konnte ich schummeln und so tun als wüsste ich über alles bescheid. Bei diesem Gedanken stahl sich ein leichtes Grinsen auf meine Lippen. Irgendwie kam ich mir ein wenig wie ein Creep vor. Hier bei der Bushaltestelle den Zeitplan studieren und vor mich hin grinsend. Zum Glück hatte ich meinen Blick bereits abgewandt. Der Bus war ebenfalls schon wieder auf dem Weg zu seiner nächsten Haltestelle. Die Schritte des Mädchens, welche direkt auf mich zu hielten, konnte ich deutlich hören. Innerlich zählte ich bereits die Sekunden bis sie an mir vorbei gelaufen war. Aber weit gefehlt. Erst als sie mit mir zu sprechen begann, drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung. »Das..«, damit zeigte ich auf die Zeittafel, auf der allerhand Uhrzeiten standen, »..ist ein Busfahrplan. Damit man weiß, wann der nächste Bus kommt. Kommt alle 15 Minuten. Also solltest du ihn mal verpassen, brauchst du nicht allzu lange auf den nächsten zu warten.«, vollendete ich meine Erklärung eines Busfahrplans. Man könnte auch noch präziser darauf eingehen, was ich auf alle Fälle tun würde, sollte das Mädchen mich fragen. Erst jetzt bemerkte ich die Tüten in ihrer Hand. Freizeitbeschäftigung: shoppen. Die Einkaufsstraße war nicht mein bevorzugtes Gebiet. Zu viele Menschen. Zu viel Lärm. »Deine Shoppingtour war anscheinend erfolgreich?«, grinste ich der Braunhaarigen zu und ging in Gedanken bereits meine Schäfchen durch. Der Name wollte mir aber partout nicht einfallen, ich glaubte mich aber zu erinnern, dass es irgendetwas mit I war. Das hieß wohl, dass ich die Akten und Namen noch einmal studieren musste. Mit dem Alter kam eben auch das Vergesslichwerden.
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Überrascht blinzelte ich die Tafel ein paar Mal an, ehe es mit Hilfe der Erklärung des Mannes endlich Klick machte. "Oooooh.", kam es mir dann über die Lippen, "I-ich dachte irgendwie, der fährt einfach hin und her." Aber ein Zeitplan machte natürlich Sinn. So wusste man immer, wann man hier sein musste, um den Bus zu erwischen. Vielleicht sollte ich versuchen mir die Zeiten zu merken, aber allein bei dem Anblick der vielen Zahlen hatte ich schon das Gefühl, dass sie anfangen würden zu tanzen, als wollen sie mich verhöhnen. Vielleicht könnte ich sie mir stattdessen notieren. Gute Idee. Aber da sprach der Mann mich auch schon auf meinen Einkauf an, woraufhin ich ganz bedröppelt auf die Tüten in meiner Hand herab sah. "A-ach so, ja. Das war dringend nötig.", stimmte ich zu und seufzte erleichtert, weil ich froh war mehr Kleidung zu haben. Dann schaute ich zu dem Mann auf und bemerkte zum erste Mal die Augenklappe. Im ersten Moment erinnerte er mich an meinen Helden, aber der trug die auf der anderen Seite. Ich öffnete bereits den Mund, um neugierig zu fragen, was denn mit seinem Auge sei - Mathéo musste ich das auch mal fragen -, aber weil ich ihn gerade mal 2 Minuten kannte - wenn man das denn so nennen durfte - schloss ich den Mund doch lieber wieder, ehe ich ihn erneut öffnete, um stattdessen etwas anderes zu fragen. "Sind Sie Erzieher hier?" Das erschien mir gerade ganz schlüssig, weil er immerhin vor dem Wohnheim stand. So eine Art... Putzfrau... Putzmann war er ja wohl nicht. Oder etwa doch? Da merkte ich, dass ich gar nicht so nervös war, wie sonst auch immer. Vielleicht hatte ich mich ja langsam daran gewöhnt neue Leute kennen zu lernen oder die Zeit mit meinem Helden hat mich etwas mutiger gemacht. Wer weiß?
Ein amüsiertes Grinsen legte sich auf meine Lippen, als ich ihrer Aussage lauschte. Einfach hin und her fahren. So konnte man es zwar betrachten, trotz allem steckte dahinter auch ein wenig System. Wäre auch ziemlich blöd, wenn der Bus keiner strickten Linie folgen würde. Das würde nur im Chaos enden. »Hin und her fährt er ja. Nur eben in geregelten Zeitabständen und an gekennzeichneten Haltestellen stoppend.«, führte ich weiter aus, um den Mädchen zu bestätigen, dass sie mit ihrer Annahme gar nicht so falsch lag. Ein fahrbarer Untersatz wies die Eigenschaft auf, jemanden von A nach B zu transportieren. Natürlich nur, wenn derjenige welche auch damit umgehen konnte. Illegal mit dem Auto durch die Gegend zu cruisen war definitiv mehr als leichtsinnig. Aber leider gab es solche Vorfälle immer noch. Zwar nicht hier auf Isola, aber anderswo auf der Welt. Und meistens endete es nicht gut, forderte sogar Todesopfer. Das waren alles andere als schöne Gedanken, daher wischte sich sie schnell beiseite. Als dringend nötig empfand die Braunhaarige den Einkauf. Frauen rechtfertigten ihre Einkäufe sowieso immer mit dringend nötig. Oder damit, dass sie gar nichts mehr anzuziehen haben, obwohl der Kleiderschrank aus allen Nähten platzte. Darüber konnte Mann nur den Kopf schütteln, aber meistens musste Mann dafür auch die Brieftasche aufhalten. »Na solange sich der Ausflug gelohnt hat.« Bei der Erzieherfrage musste ich lachen. Konnte ich mir einfach nicht mehr verkneifen. Als Erzieher konnte man mich schon irgendwie sehen, aber meine Position war eine andere. Vielleicht schüchterte ich das Mädchen mit meiner Antwort sogar ein, aber zu Lügen war keine Option, genauso wenig wie Schweigen. »Sowas in der Art vermutlich auch. Aber eigentlich bin ich als Heimleiter angestellt.«, gestand ich der Braunhaarigen. Auf die Reaktion war ich gespannt und studierte deswegen ihr Gesicht aufmerksam. Es war lustig die Reaktion der Kinder zu beobachten, wenn man mit dem Heimleiter um die Ecke kam. Die geschockten oder ertappten Gesichter waren noch immer am besten. Den gleichgültigen konnte ich nichts abgewinnen. Die waren langweilig. Also war ich auf den Gesichtsausdruck des Mädchens gespannt. Mein Augenmerk lag auf ihr.
Isalija
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Als der nette Herr mir auf meine Aussage hin erklärte, dass der Bus tatsächlich hin und her fuhr, aber halt geregelte Zeitabstände hatte, fühlte ich mich ein wenig bedeppert, fand aber, dass meine Logik immerhin nicht schlecht gewesen ist. Immerhin war meine Schlussfolgerung ja nicht falsch. "Verstehe.", murmelte ich und entschied für mich, dass die Zahlen- die Zeiten auf dem Busfahrplan doch recht nützlich waren. Blöd nur, dass ich nicht so gut mit Zahlen konnte. Aber vielleicht konnte ich das ja lernen. Ja genau. Ich lerne das einfach. So schwer wird das doch nicht sein. Auch wenn die Zahlen noch immer zu tanzen schienen, als ich wieder auf die Tabelle sah. Wahrscheinlich Einbildung. Egal... Schließlich glitt mein Blick wieder hinab zu den Tüten in meinen Händen. "Gelohnt hat es sich auf jeden Fall.", entgegnete ich lächelnd und nickte bestätigend. Ich fand es angenehm etwas Auswahl an Kleidung zu haben, auch wenn ich nicht gerade viel hatte. Aber so ein Shirt und eine Hose musste ich ja nicht sofort nach einem Mal tragen waschen. Die konnte ich doch sicher auch zwei oder drei Mal anziehen, ehe ich sie waschen musste. Also dürfte es vollkommen ausreichen, was ich nun an Kleidung hatte. Vorerst. "Ich probiere gerne neue Dinge aus." Auch wenn es auf Dauer nicht viel Spaß machte sich ständig aus und wieder anzuziehen. Und das in einer kleinen engen Kabine. Zum Glück hatte mein Held ein gutes Auge für Größen, sodass eigentlich so ziemlich alles auf Anhieb gut gepasst hat. Was mich nun aber wieder etwas verunsicherte was das Lachen des Mannes auf meine Frage, ob er Erzieher sei. Eigentlich fand ich die Frage recht schlüssig, denn er schien alt genug zu sein und stand hier vor dem Wohnheim. Warum sonst sollte er hier stehen, wenn er kein- "O-o-oh.", kam es mir stockend über die Lippen, ehe ich rot anlief, weil er offenbarte, dass er der Heimleiter war. Toll, Isa. Das hast du gut gemacht. "Das, ähm... wusste ich nicht, Herr... äh... Heimleiter." Musste ich mich ihm gegenüber irgendwie anders verhalten? War es in Ordnung, wenn ich ihn so nannte? Es fühlte sich etwas merkwürdig an. Aber er hatte ja gesagt, er wäre vermutlich auch so etwas in der Art wie ein Erzieher, also war das vielleicht auch mit eines seiner... Pflichten? Ich hab doch keine Ahnung.... Ich hatte das Bedürfnis die Ohren anzulegen, die es die Katze in mir gerade tat. Fast so, als erwartete sie ein Tadel. Auch wenn mein Verstand natürlich wusste, dass das unwahrscheinlich war. "Das klingt nach einer sehr verantwortungsvollen Aufgabe.", bemerkte ich kurz darauf, als mein aufgeregtes Herz sich beruhigt hatte.
Das Thema des Busfahrplans schien somit wohl vom Tisch zu sein. Trotzdem wollte ich ihr noch einen Tipp mit auf dem Weg geben. »Du kannst den Plan abfotografieren. Dann brauchst du dir keine Uhrzeiten merken.«, schlug ich ihr vor. Ein Handy würde das Mädchen wohl besitzen, somit dürfte das Fotografieren kein Problem darstellen. Natürlich musste sie meinem Vorschlag nicht Folge leisten. Irgendwann würden die Abfahrtszeiten sicher in Fleisch und Blut übergehen, meistens wurde der Bus sowieso von den Schülern benützt. Nach einer Woche sollten die Abfahrtszeiten um pünktlich im Unterricht zu sitzen eingeprägt sein. Über den Busfahrplan musste ich mir soweit Gott sei Dank keine Gedanken machen. Mein fahrbarer Untersatz würde sicher noch ein paar Jährchen aushalten und sonst konnte ich immer noch Costa darum bitten, dass er mich ins Wohnheim fuhr. Als Arzt musste er schließlich immer einsatzbereit sein. Mit einem Grinsen quittierte ich ihre Aussage. Dass es sich gelohnt hatte, war wohl auch an ihren Tüten zu erkennen. Wobei es nicht den Anschein hatte, dass die Braunhaarige übermäßig viel in den Tüten trug. Da kannte ich ganz andere Exemplare, die beinahe einen ganzen Laden leerkauften und dann noch immer so taten, als wäre es immer noch zu wenig. Da war mir ein solches genügsames Exemplar wesentlich lieber. »Neues auszuprobieren ist immer gut.«, sprach ich meinen ersten Gedanken aus. Sei es bei Klamotten oder bei der Freizeitgestaltung. Im Notfall konnte man die Sachen immer noch zurückbringen. Nicht jeder probierte seine Ausbeute in der Umkleidekabine an. Wenn man seine Größe kannte und den Schnitt des Kleidungsstücks beurteilen konnte, dann musste man sich auch nicht in einer miefigen kleinen Umkleidekabine aufhalten. Wobei manche Kleidungsstücke erst beim Tragen beurteilt werden konnte. Einen Anzug sollte man auf alle Fälle probieren bevor man die Brieftasche aufhält. Nur mit Müh' und Not konnte ich mir ein erneutes Lachen verkneifen. Ich war beinahe versucht, mein Lachen als Hustanfall zu tarnen, entschied mich dann aber doch anders. Ich war immer noch eine Respektsperson und diesen Ruf konnte ich mir unmöglich gleich zerstören. Die Röte stieg dem Mädchen ins Gesicht. Sah beinahe schon niedlich aus. Und erst die Ansprache. Herr Heimleiter. »Herr Tunstell oder Vincent reicht. Herr Heimleiter klingt da doch sehr gewöhnungsbedürftig.«, entgegnete ich dem Mädchen. Immerhin wusste die Kleine, dass es eine verantwortungsvolle Aufgabe darstellte der Heimleiter zu sein. Ich konnte nur hoffen, dass mir dieses Mädchen keinen Ärger bereitete. Eindringlich ruhte mein Blick auf ihr. »Ich zähl auf dich, dass du keinen Unfug anstellst.« Dieses Statement war sicher klar genug gewesen. Mittlerweile war es aber auch schon dunkler geworden, wenn mich mein Auge nicht betrog. Kurz ließ ich meine Gedanken kreisen. Wenn ich mich nicht irrte, dann musste ich sogar noch ein paar Zimmer einteilen. Das hieß, dass ich mich bereits viel zu lange im Freien aufhielt. »Ich sollte so langsam wieder zurück ins Wohnheim. Du musst sicher auch dorthin und deine Einkäufe verstauen oder?« , stellte ich dem braunhaarigen Mädchen eine Frage. Immerhin wollte sich sichergehen, dass sie auch ohne Zwischenfälle zurück ins Wohnheim fand. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
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Ich hatte gerade angefangen mich damit anzufreunden, dass ich mir ein paar der Uhrzeiten abschreiben musste, als der Mann erwähnte, ich könnte einfach ein Foto machen. Er sagte das dabei so leicht dahin, als wäre es selbstverständlich, was mich mehr verwirrte als die tanzenden Zahlen. "Ähm...", machte ich daraufhin verwundert, "Ich habe gar kein Fotoapparat.", bemerkte ich daraufhin vorsichtig. Dass man ein Foto mit einem Teledings machen könnte, auf die Idee kam ich gar nicht erst. Immerhin waren die doch in erster Linie zum Telefonieren gedacht. Wie also sollte ich völlig aus dem Nichts ohne ein Fotoapparat ein Foto machen? Das verstand ich nicht. Auf seine Anmerkung, es sei gut was neues auszuprobieren, nickte ich begeistert und zustimmend, sagte aber sonst nichts weiter dazu. Es war ja nicht mein Anliegen ihm, einen quasi Fremden, auf die Nase zu binden, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Kleidung gekauft hatte und bis heute, bis auf wenige Kleidungsstücke, fast gar nichts besessen hatte. Und keine Ahnung gehabt hatte, wie das mit dem Einkaufen von Kleidung so wirklich funktionierte. Wäre Mathéo nicht da gewesen hätte ich möglicherweise falsche Größen gekauft oder so. Stattdessen schaffte ich es irgendwie noch roter zu werden, als er sagte, es würde reichen ihn Herr Tunstell - Das kann ich mir doch niemals merken! - oder Vincent zu nennen. Und Vincent klang irgendwie so persönlich. Er war der Heimleiter, ich konnte ihn doch nicht beim Vornamen ansprechen. Oder? "N-n-natürlich!", versicherte ich ihm und unterdrückte den Drang zu salutieren, als er äußerte, dass er auf mich zählte, dass ich keinen Unfug anstellte. Dann dachte ich allerdings bereits verunsichert darüber nach, wurde jedoch darin unterbrochen, als er anmerkte, dass er ins Wohnheim musste. "Äh, ja.", stimmte ich zu und machte bereits die ersten Schritte in Richtung des Wohnheimes. Vor Nervosität war ich etwas hibbelig und meine Gedanken sprangen hin und her. "Sagen Sie, Herr.... ähm..." Verdammt.... Er hat mir seinen Namen gerade erst erzählt. Komm schon, erinnere dich. "Herr.... äh.... Tusell." In meinen Ohren klang das irgendwie falsch, aber nun war es nun mal raus. "Was... ähm... Was zählt denn so alles zu Unfug?", fragte ich vorsichtig und schaute etwas verunsichert zu dem großen Mann auf.
Leicht legte ich meinen Kopf schief, als die Braunhaarige mir eröffnete, dass sie keinen Fotoapparat besaß. Nun gut. Entweder wollte man mich hier auf den Arm nehmen oder .. Mir fiel einfach kein oder ein. Aber irgendwie konnte ich es mir auch nicht vorstellen, dass sich die Kleine einen Scherz mit mir erlaubte. Schon gar nicht nachdem klar war, dass sie es mit dem Heimleiter zu tun hatte. Kurzerhand holte ich mein Handy aus der Hosentasche, öffnete die Kamera und schoss ein Bild des Zeitplans. Trotzdem checkte ich noch schnell das Bild, ob es auch scharf war. »Wenn du mir diene Handynummer gibst, dann kann ich dir das Bild schicken.«, richtete ich meine Worte an das Mädchen deren Namen mir immer noch nicht eingefallen war. Sollte sie mir jedoch ihre Telefonnummer geben, würde ich wohl nicht drum herum kommen meiner Unwissenheit kund zu tun. Man würde es mir ganz bestimmt verzeihen. Das mit den Namen hatte sie auf alle Fälle noch nicht so ganz drauf. Tusell. Sollte ich auf keinen Fall meinem schlimmsten Alptraum erzählen, sonst würde der Junge mich damit nur aufziehen. Ein Grinsen legte sich trotzdem auf meine Lippen. Die Jugend. Meine Jugendzeit war schon lange vorbei. In meiner Jungendzeit trieb ich wesentlich unanständigere Dinge als mich mit Namen rumzuärgern. Mit meinen alten Kamellen wollte ich aber ganz bestimmt nicht hausieren gehen. Die Korrektur was meinen Namen betraf, ließ ich bleiben. Es störte mich nicht unbedingt. Man konnte meinen Namen sowieso am schwarzen Brett nachlesen. Mein Blick glitt zur Braunhaarigen als sie sich nach dem Unfug erkundigte. Nun, irgendwie definierte jedes der Kinder Unfug sicher anders. »Schule schwänzen, eine Essensschlacht veranstalten, sich zur Nachtzeit in fremden Zimmern rumtreiben, zur Ausgangssperre noch nicht im Wohnheim sein. Solche Dinge eben. Was verstehst du denn unter Unfug?«, zählte ich ein paar der Dinge auf, die vielleicht nicht unbedingt als Unfug eingestuft wurden, aber definitiv gegen die Hausordnung verstießen. Diese sollte jeder gelesen haben, schließlich wurde es mir bestätigt. Jede unterfertigte Hausordnung war in besagtem Akt des Bewohners abgelegt. Meine Schritte hatten sich während des Redens an die des Mädchens angepasst. Und et voilà waren wir bereits vor dem Wohnheim angekommen. Zwar war die Wegstrecke nicht die Längste, aber noch immer lange genug um trödelnd eine Ewigkeit zu brauchen. Manchmal war aber auch alles andere interessanter, als die eigentliche Aufgabe oder Arbeit. Davon konnten die Knirpse sicher ein Lied singen. »Heute noch was vor? Oder gibt's noch Hausaufgaben zu erledigen?« Zum Glück musste ich keinen Gedanken mehr an Hausaufgaben und Tests verschwenden. Bildung war eben auch mit unangenehmen Dingen verbunden, die Lehrer gerne verteilten. Zumindest war es zu meiner Schulzeit so gewesen. Die sadistische Ader war sicher in jedem Lehrer vorhanden nur ob auch jeder diesem Drang nachgab war eine andere Frage.