Isolas Busse verbinden die Stadt, die Schule, das Wohnheim, den Strand und den Vergnügungspark miteinander und werden vermehrt von Menschen als von paranormalen Wesen verwendet. Der Bus fährt im 10- Minuten Takt seine Linie und passiert jeden der genannten Orte. Für Schüler ist die Fahrt kostenlos, Erwachsene müssen pro Fahrt einen Zen liegenlassen.
Dieser Ortsthread ist nicht nur an die Stadt, sondern an alle Orte, die der Bus passiert, gebunden!
Der Engel konnte seinen Klassenkameraden überzeugen, den Bus zum Waisenhaus zu nehmen, weshalb beide Jungs nach etwa einer Viertelstunde an der nähesten Bushaltestelle angekommen waren. In Zeiten wie diesen schien der Engel froh über diese Möglichkeit der Fortbewegung auf der Insel zu sein. Immerhin war er kräftemäßig noch immer nicht ganz auf der Höhe und an einem Fußmarsch von einer halben Stunde fand er angesichts seines Zustandes auch wenig Interesse. "Da isser schon.", teilte Levi dem Dämonenjungen mit, als er den Bus bereits in der Ferne erahnen konnte. "Ich frag mich, ob sie ihr Handy im Klo versenkt hat." Mittlerweile waren beide in den Bus gestiegen und Levi hatte sich an ein Fenster gestellt, um sich gegen dieses zu lehnen, während er mehrmals versuchte, Kaede mit seinem Handy zu erreichen - jedoch ohne Erfolg. Ihr Gerät war jedenfalls nicht ausgeschalten - ob sie keine Lust hatte, mit ihm zu sprechen? Womöglich war ihr aber auch etwas zugestoßen ... Der Engel schüttelte sich, als wolle er dieses Horrorszenario von sich abrütteln. Der perfekte Moment, sich selbst auf andere Gedanken zu bringen und um Mathéo von seinen Fantasien zu befreien. "Aber unsere Direktorin kennst du schon, oder? Zumindest vom Sehen?", hinterfragte der Junge. Denn übersehen konnte man @Julia Bardera nur schwer. "Die Große, Blonde. Die sich immer so streng kleidet. Jul ist die Direktorin unserer Schule und unterrichtet teilweise auch. Ich kenne sie schon sehr lange. Sie hat sich früher immer viel um mich gekümmert ... sofern das halt für sie möglich war. Hatte es etwas schwer in der Familie.""Da hab ich lieber keine Familie als so einen Vaterwie sie ihn hatte...", schwirrte es dem Engel durch den Kopf, ehe er fortfuhr. "Ich glaub, sie wird im neuen Schuljahr auch unsere Klasse unterrichten. Sie hat viel auf dem Kasten, das kann ich dir sagen." Der Blick des Engels glitt durch das Fenster nach draußen. Die Sonne scheinte und nur wenige Wolken zeichneten sich am Himmel über der Insel ab. Die Fahrt über die Landstraße in den Norden der Insel mitsamt seiner Umgebung wirkte fast schon malerisch. So friedvoll wie dieser Teil Isolas war nach den letzten Ereignis wohl kein anderer der Insel. Die Lykantropen hatten auch nur wenig Grund, in diesem Gebiet um sich zu schlagen, war das Waisenhaus und die Schule doch durch eine größere, unbewohnte Landschaftsfläche vom Zentrum entfernt.
Matheo
Mathéo Tristam
309 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: grüne Haremshose mit orientalischem Muster, schwarzes Leinenhemd, kein Stirnband, Augenklappe
»Öhm, nö? Ist die neu? War die letzten Wochen doch nicht auf der Insel«, antwortete der Dämon nachdenklich auf die Frage, ob er die aktuelle Direktorin kannte. Wobei ihn die Frage zugleich verwunderte, weil Mathéo keine Relation zu dem bisherigen Thema erkannte. Erst als Levi weitersprach, machte es Klick. Die Augenbrauen des Dämons wanderten nach oben und zeugten von einem überraschten Mathéo. »Die Direktorin ist das?« Hatte Levi nicht noch eben ziemlich vertraut geklungen am Telefon. Der Levi, den man auch als Schul-Clown abstempeln konnte? Der Levi, dem man nie und nimmer eine positive Beziehung mit einer Lehrkraft oder jemandem darüber hinaus anhängen würden? Mathéo verstand die Welt nicht mehr. Irgendwas lief hier schief. Zum Glück erklärte Levi die Beziehung der beiden und ließ durchblicken, dass Jul so was wie eine Mutterfigur für ihn war, wo er seine richtigen Eltern früh verloren hatte oder eventuell nie gekannt hatte. Wie genau sein Ursprung zu bezeichnen war, wusste Mathéo immerhin nicht. Überhaupt – erstmals erfuhr er etwas dieser Art von Levi. Daher konnte er nicht anders, als ihm aufmerksam zuzuhören und sein Bild vom Engel zu zeichnen. Gleichzeitig formte sich eine blonde, große Gestalt vor seinem inneren Auge, welche zu Jul gehörte. Er konnte sich nicht entsinnen, sie mal gesehen zu haben. Argwöhnisch blickte Mathéo erst, als Levi davon sprach, wie viel Jul auf dem Kasten hatte. Bei jemandem wie ihm musste man zwei Mal drüber nachdenken, wie er das meinte. In den meisten Fällen würde Mathéo ja denken … aber bei seiner Ziehmutter … nein, ab sofort musste er ein ganz neues Kapitel aufschlagen. Mathéo konnte seinen Freund nicht mehr nach altem Muster interpretieren. Levi hatte Kontrast gewonnen, merkbaren Kontrast.
»Also so was wie deine Ersatz-Mutter?«, schlussfolgerte der Tristam. »Hast nie zuvor was von ihr erzählt. Well, well. Bin ich mal gespannt, wie sie so ist, wenn du von einer Lehrerin so viel hältst. Kannst mich ja heut‘ Abend mitnehmen. Wolltest doch zu ihr, eh?« Zugegeben: Mathéo war ungeheuerlich neugierig, wie diese Jul war. Jemand, der auf Levi aufpasste und trotzdem die Entstehung einer solchen Persönlichkeit zuließ, war sicher kein Standard-Lehrer. Am Ende würde er in die Augen von zwei Levis schauen. Beinahe hätten sich die Härchen in seinem Nacken aufgestellt. Schaurige Vorstellung – aber auch lustig irgendwie. Mathéo musste grinsen, während er sich mit seinen zweifelhaften Gedanken erwischte.
Aber noch ein anderes Thema, weshalb Mathéo wieder forsch aufschaute: »Diese Kaede – war das deine Kirsche von damals?«
„So in etwa.“, antwortete der Engel auf die Erkenntnis seines Freundes hin, dass Jul wohl so eine Art Ersatzmutter sein würde. Er selbst würde Jul wohl nie als eine solche ansehen oder beschreiben – obwohl das Wort am ehesten die Beziehung zwischen den beiden beschreiben konnte. Einen etwas misstrauischen Blick setzte Levi dann allerdings doch auf, als sich Mathéo quasi selbst am Abend in Julias Wohnung einlud. „Ähm.“ Der Engel wartete kurz ab. Sein Gegenüber machte aber keine Anstalten, dass es sich hierbei um einen Scherz gehandelt haben könnte. „Schauen wir mal!“ Immernoch misstrauisch verschränkte der Junge seine Arme vor der Brust. Mittlerweile war das Gefährt an der vorletzten Haltestelle vor dem Waisenhaus angelangt und beschleunigte nach einem kurzen Stopp an jener, um die letzte Station anzusteuern. Die Schule hatte der Bus bereits passiert. „Kirsche?“ Für einen kurzen Moment legte der Engel doch tatsächlich seinen Kopf schief. Zumindest solange, bis er bemerkte, dass es nicht um Obst ging. „Die ich am Weihnachtsabend kennen gelernt habe, ja. Du erinnerst dich?“, fragte er Mathéo grinsend. Der Gedanke an den verkleideten Weihnachtsmann, der ausgiebig Geschenke im Speisesaal verteilt hatte, heiterte den Schüler ungemein auf. Damals war die Welt noch Ordnung. Die Insel zumindest. Trotz des Wintereinbruches waren die Gemüter von Heiterkeit geprägt. Die Stimmung an jenem Abend war ausgelassen. Levi konnte sich nicht erinnern, jemals so einen Weihnachtsabend im Waisenhaus verbracht zu haben. „Das Problem ist nur, dass ich sie nicht erreiche. Und weil ich jetzt nicht davon ausgehe, dass sie mich abgrundtief hasst und mir aus dem Weg geht, würde ich zuerst gerne in ihrem Zimmer vorbeischauen, bevor wir Caiwen suchen.“