Die Yasumi-Klinik ist eines der ältesten Gebäude der Insel, auch wenn sie immer wieder renoviert werden musste, um die Sicherheit der Patienten nach wie vor zu gewährleisten. So kam es auch, dass die Klinik mittlerweile wie ein modernes und großes Stadtkrankenhaus aussieht. Der Standort in der Stadt hätte besser nicht sein können, da man im Yashidori Viertel den Patienten auch viel Ruhe bieten kann. Sowohl den Ärzten, als auch den Krankenpflegern liegt das Wohl der Patienten sehr am Herzen und man kann ihnen vertrauen, vor allem wenn es um operative Eingriffe geht. Niemand weiß, ob hier tatsächlich nur normale Menschen angestellt sind und mit ihren alltäglichen Fähigkeiten den vielen Isolanern helfen oder ob dabei Magie im Spiel ist - auf jeden Fall hat das Krankenhaus einen sehr guten Ruf, und darum geht es wohl auch. Die Klinik an sich ist mit Einzel-, Doppel-, und Dreibettzimmer ausgestattet, verfügt außerdem auch über eine Cafeteria, ein begehbares Dach und ist mir allem ausgestattet, was ein modernes Krankenhaus haben muss. Hygiene hat hier höchste Priorität, worauf der starke Geruch von Desinfektionsmittel und die Desinfektionsstationen auch deutlich hinweisen.
Cf: Die Stadt | Stadzentrum | Yashidori | Yashidori-Auf der Strassen
Nachdem Lucina ihre Antwort bekam, sagte sie, dass sie sich nicht in einen Werwolf verwandeln konnte, aber auch froh war, dass sie es nicht konnte. Lydia fragte direkt, warum Lucy froh darüber war sich nicht verwandeln zu können. Diese Frage brachte Lulu in eine kleine Zwickmühle. Sie wollte nicht die ganze Wahrheit verraten, aber sie wollte Lydia auch nicht anlügen. Sie schaute Lydia einen kleinen Moment an und überlegte was sie nun sagen sollte. „In der Vergangenheit ist etwas passiert, was mir gezeigt hat, dass ich dem Werwolf in mir drinnen nicht vertrauen kann“, sagte die Orangehaarige mit sehr ruhiger Stimme. Es dauerte lange bis Lucina mit ihrer Vergangenheit leben konnte. Sie hatte in dieser Zeit viel Unterstützung von ihren Eltern und von ihrer Freundin Sophia bekommen. Mit der Zeit hatte sie es auch geschafft die Schuldgefühle wegzubekommen, indem sie sich einredete, dass nicht sie die Leute umgebracht hatte, sondern der Werwolf in ihr drinnen. Nachdem sie wieder einen normalen Zustand erreicht hatte, versuchte sie mit viel Training sich komplett zu verwandeln, damit so was nicht mehr passieren konnte. Aber solange sie sich nicht verwandeln kann, ist sie auch sehr zufrieden. In der Stadt fragte Lulu Lydia, wo sie hingehen wollten und da die beiden Mädchen keinen Hunger hatten, entschieden sie sich zu einem großen Gebäude zu gehen. Lucy konnte anfangs nicht ganz ausmachen, was das für ein Gebäude war, aber als die beiden dem Gebäude immer näherkamen, wurde es auf einmal sehr klar was für ein Gebäude dies sei. Es war ein Krankenhaus. Das Gebäude war sehr groß und sah auch sehr modern aus. Es hatte aber nichts Besonderes an sich. Es sah so aus wie sich Lulu ein Krankenhaus vorstellen würde. Vor dem Gebäude blieb Lucina stehen. „Das ist ein Krankenhaus“, sagte sie und drehte sich dabei zu Lydia. Sie wusste nicht, was die beiden als nächstes machen sollten. Sollen wir reingehen? Ist das überhaupt erlaubt? Lucina stellte sich ein paar Fragen im Kopf, aber leider hatte sie keine Antwort auf diese. „Wollen wir rein gehen?“, frage die Orangehaarige mit einem sehr verwirrten Ton und Blick sehr fixiert auf den Eingang des Gebäudes.
Während die beiden auf dem Weg zu dem Gebäude waren, erzählte Lucina, dass das was in ihrer Vergangenheit in ihrer Werwolfsform passiert war ihr gezeigt hatte, dass sie dem Werwolf in ihr selbst nicht vertrauen konnte. Lydia hätte gerne gewusst, was passiert war, aber ihre Mitbewohnerin schien ein wenig traurig zu wirken, deswegen ließ Lydia lieber das Fragen und lief mit ihr zusammen zu dem Gebäude. Als die beiden vor dem Gebäude ankamen, sagte Lucina, dass dies ein Krankenhaus sei. Krankenhaus… Krankenhaus… Die Irin kannte diesen Ausdruck. Sie erinnerte sich an ihre Schulzeit und was man über das Krankenhaus gesagt hatte. Es war ein Ort, an dem alle kranken Menschen hingingen, um wieder gesund zu werden. Manchmal mussten die Menschen auch operiert werden, um gesund zu werden. Das Dorf, indem Lydia lebte, hatte einen Arzt, der sich mit alternative Heilmedizin sehr gut auskannte. Er wusste immer was zu tun war, wenn jemand leicht oder schwer verletzt war. Er wusste auch immer Rat, wenn jemand nicht mehr weiterwusste. Plötzlich riss Lucina die Schwarzhaarige aus ihren Gedanken indem sie fragte, ob die beiden in das Gebäude hineingehen sollten. Lydia wurde ein wenig nervös, denn sie wusste nicht ob dies okay war, da sie ja beide nicht krank waren. Doch irgendwie wollte Lydia unbedingt hinein gehen und es ein wenig von innen anschauen. Sie war einfach ein wenig zu neugierig, um nein zu sagen. „Ja, gehen wir. Ich bin gespannt, wie es dort drinnen aussieht. Ich war ja noch nie in einem Krankenhaus, aber ich weiß für was es da ist“, sagte sie enthusiastisch. Sie freute sich schon richtig darauf. Vielleicht ein wenig zu sehr? Immerhin wusste sie ja nicht wie es dort so war. Vielleicht hatte sie eine ganz andere Vorstellung, als wie es in der Realität war? Doch ohne es zu sehen, konnte sie es nicht beurteilen. Außerdem wäre es sicher nicht verkehrt in der Zukunft zu wissen, wo man hinmusste. Lydia folgte Lucina in das Gebäude.
Die beiden Mädchen standen nun vor dem Gebäude, welches offensichtlich ein Krankenhaus war. Lucina hatte leichte Bedenken, dass die beiden nicht in das Gebäude rein durften, weil sie ja nicht krank oder verletzt waren. Aber gegen ein wenig umsehen würde wohl keiner etwas sagen, dachte sie sich und stellte deshalb die Frage, ob die beiden reingehen wollen. Lydia wirkte sehr aufgeregt, sie sagte, dass sie reingehen sollten und dass sie sehr gespannt darauf war, wie es von innen aussehen wird. Außerdem sagte sie noch, dass sie noch nie in einem Krankenhaus war, aber wüsste wozu dieses da war. Lucina war auch nur selten in einem Krankenhaus. Sie war keines von den Kindern, welche sich beim Spielen verletzt hatten und dann in Krankenhaus geschleppt werden mussten. Egal wohin Lucy ging sie versuchte immer auf sich selber aufzupassen. Als die Orangehaarige nun die Bestätigung zum Betreten des Gebäudes erhalten hatte, ging sie vor und lief in Richtung der Eingangstür. Die öffnete sich automatisch und Lulu ging in das Krankenhaus. Der Eingangsbereich war nicht Besonderes man sah die Rezeption und viele Stühle. Der Raum war sehr groß und hatte viele verschiedene Gänge in welche man weiter gehen konnte. Etwas weiter entfernt konnte Lucina auch ein Fahrstuhl erkennen, welcher sehr wahrscheinlich in die oberen Etagen führt. „Du weißt ja das hier kranke und verletzte Menschen her kommen, um wieder gesund zu werden“, begann Lucy zu erzählen. „Wenn du einmal krank oder stark verletzt sein solltest, kannst du einfach hier her kommen und der Arzt und die Krankenschwestern kümmern sich um dich. Du musst dich einfach nur vorne an der Rezeption melden“, erzählte sie weiter und zeigte anschließend mit dem Finger auf die Rezeption. Da sie Lydia nun erklärt hatte wo man sich melden konnte, wenn man krank oder verletzt war, wusste sie nicht, was die beiden als nächstes hier erkunden sollten. Deshalb wartete sie auf Lydia Reaktion.
Zusammen gingen die beiden in das Gebäude hinein. Es freute Lydia, dass sie nun auch eine Sache erleben konnte, die ihre Geschwister schon erlebt hatten. Auch wenn es für andere nichts Besonderes war, vielleicht auch für Lucina, war es doch für die Schwarzhaarige etwas Besonderes. Sie freute sich, dass sie dieses Erlebnis mit ihrer Mitbewohnerin teilen konnte, auch wenn sie sich noch nicht so gut kannten. Trotzdem hatte die Irin das Gefühl, dass die beiden jetzt schon einen guten Draht zueinander hatten. Und für Lydia war dies wichtig, denn nur so könnten sie ein gutes Zusammenleben haben. Naja, so empfand es Lydia, ob es für Lucina auch so war, wusste sie nicht. Aber sie glaubte, dass ihre Mitbewohnerin genau gleich fühlte, oder auf jeden Fall ähnlich. Als die beiden im Gebäude waren, staunte die Wölfin nicht schlecht. Sie dachte sich schon, dass alles eher hell war, jedoch strahlte dieses Gebäude irgendetwas aus, das ihr sehr gefiel. Lucina fing an zu erklären, dass wenn Lydia einmal krank oder verletzt sein sollte, sie hierherkommen sollte, damit die Krankenschwestern sich um sie kümmern könnten. Außerdem zeigte Lucina auf die Rezeption und sie erklärte, dass man sich hier anmelden musste. Lydia nickte zustimmend. Nun wusste sie wieder einiges neues, denn dass es eine Rezeption gab, wusste sie davor nicht. Lydia ging den Raum noch ein wenig durch. Sie sah viele Bilder an der Wand, die auch ziemlich teuer aussahen. „Gibt es immer solche Bilder an den Wänden eines Krankenhauses?“, fragte die Schwarzhaarige erstaunt. Sie wartete die Reaktion ihrer Mitbewohnerin ab, bevor sie sich wieder zu Wort meldete. „Sag mal, was möchtest du jetzt noch machen?“, fragte sie Lucina und wartete ebenfalls auf diese Antwort.
Lucina erklärte Lydia wie man sich in dem Krankenhaus anmeldet. Lydia nickte verständlich und ging ein paar Schritte weiter hinein. Lucy folgte ihr. Ihre Mitbewohnerin blieb an einer Wand mit sehr vielen Bildern stehen, welche auf Lulu sehr außergewöhnlich wirkten. Lydia fragte anschließend, ob es in jedem Krankenhaus solche Bilder gab. Die Oranghaariege überlegte kurz, aber sie konnte sich nicht daran erinnern solche Bilder im Krankenhaus von ihrer Heimat gesehen zu haben. Die meisten Bilder waren dort Pflanzen oder irgendein medizinisches Bild. „Hmm. Ich erinnere mich leider nicht so gut an mein letzten Krankenhausbesuch, aber ich weiß, dass dort auch viele Bilder hingen, aber ich erinnere mich mehr an Bilder von Pflanzen oder medizinische Bilder“, antwortete Lulu sehr unsicher, da sich an ihren letzten Krankenhausbesuch schon kaum mehr erinnerte. Lucina begutachte noch etwas die Gegend, bis sie Lydia dann fragte was sie nun als nächstes machen wollten. „Ich wollte vielleicht noch die Bibliothek besuchen, aber es ist schon spät wir sollten vielleicht schon zurück zum Wohnheim? Was meinst du?“, fragte Lucy und ging noch einmal die Situation im Kopf durch. Dabei fiel ihr ein, dass die beiden einen sehr langen Heimweg haben werden, da Lucina noch gar nicht weiß wie man noch schneller in die Stadt kommt. „Wir haben auch noch ein sehr langen Heinweg“, fügte sie anschließend noch hinzu und wartete nun die Antwort ab.
Nachdem Lydia gefragt hatte, ob es immer so viele Bilder in den Krankenhäusern gab, sagte Lucina, dass sie sich nicht mehr wirklich an ihren letzten Besuch erinnern könne, sie jedoch noch weiß, dass es mehrere Bilder und Pflanzen gab. Für die Irin war dies sehr interessant, denn sie wusste zwar, dass alles sehr sauber sein musste und dass auch viele Gegenstände mit der Farbe Weiß gab. Doch, dass es dort auch noch Bilder und Pflanzen gab, wusste sie nicht. Erst jetzt nahm die Wölfin den Geruch des Krankenhauses wahr. Es roch sehr stark nach dem Mittel, das man Desinfektion nannte. Für Lydia war der Geruch ein wenig seltsam, da er in hoher Konzentration im Krankenhaus vorhanden war, jedoch störte es sie nicht wirklich. Lucina riss die Schwarzhaarige aus ihren Gedanken und fragte, ob sie nun zurück zum Wohnheim gehen sollten, da es doch schon spät war. In diesem Augenblick fing auch der Magen der Irin an zu knurren. „Ich glaube das ist eine gute Idee. Ich habe anscheinend langsam einen Hunger“, gab Lydia zurück. „Gehst du dich heute auch noch waschen? Dann könnten wir gemeinsam gehen“, sagte die Irin zu ihrer Mitbewohnerin. Ob dies eine seltsame Frage war? Vielleicht würde sich auch Lucina nun unsicher fühlen, jedoch hatte Lydia ihre Mitbewohnerin schon jetzt ins Herz geschlossen und es würde ihr auch nichts ausmachen, wenn man zusammen ins Bad gehen würde. Trotzdem pumpte das Herz der Schwarzhaarigen, weil sie nicht wusste, wie Lucina nun reagieren würde.
Nachdem Lucina gefragt hatte, ob die beiden nun wieder ins Wohnheim gehen wollen, knurrte der Magen von Lydia leise, aber für Lucina hörbar, und die Antwort war für sie nun klar. Sie würden zurück ins Wohnheim gehen. Als Lydia dies mit ihrer Antwort auch noch bestätigte, musste Lucy leicht kichern. „Ja ich glaub ich bekomme auch langsam Hunger“, sagte sie und ging daraufhin langsam los genau in die Richtung zurück, welcher sie in die Stadt geführt hatte. Auf dem Weg dorthin fragte Lydia noch, ob Lulu nachher ins Bad gehen wollte, um sich zu waschen und schlug dabei vor, dass die beiden zusammen gehen könnten. Als Lucina diese Frage hörte, wurde ihr Gesicht direkt rot und ihr Blick richtete sich auf den Boden. War diese Frage so gemeint wie Lulu sie vernommen hatte? Oder hatte sie nur was falsch verstanden? Trotzdem wusste sie nicht wie sie antworten sollte. Nur ein „Ähm“ kann aus ihre Mund als Antwort. Ihre schüchterne Art hatte sie bei den Gesprächen mit Lydia schon fast abgelegt gehabt, doch jetzt wurde sie wieder etwas schüchtern. Ihre Aufregung wurde immer größer und sie schämte sich etwas für ihr Auftreten. „I...Ich weiß ni...nicht“, sagte sie sehr stotternd und mit dem Blick immer noch auf den Boden gerichtet. Es ist doch nichts schlimmes dabei? Versuchte sie sich die Situation im Kopf normal zu reden. „G...Gerne“, antwortete sie schließlich, in der Hoffnung, sie hatte Lydia nicht zu sehr verwirrt, da sie erst unschlüssig war, doch auch zugesagt hatte. Ob Lucina die Antwort noch bereuen würde, wusste sie nicht, aber sie hoffte, dass es im Bad getrennte Duschen gab. Denn sie war viel zu schüchter, um sich jemanden nackt zu präsentieren und außerdem würde sie sich auch viel zu sehr schämen.
Tbc: Das Wohnheim | 1. Stock | Westflügel | Zimmer Nr. 105
Nachdem Lydias Magen geknurrt hatte, sagte Lucina, dass sie auch langsam Hunger bekam. Anschließend gingen die beiden wieder zurück. Na, hoffentlich wird der Irin nicht schlecht vor lauter Hunger. Denn wenn sie längere Zeit nichts aß, trotz mehrmaliger Meldung des Magens, dann wurde ihr immer schlecht. Meistens ging das so eine bis zwei Stunden, doch ob es heute früher werden könnte mit dem Schlecht werden, wusste sie nicht. Auf jeden Fall hoffte Lydia darauf, dass es nicht so weit kommen würde, da sie sonst nichts mehr essen konnte. Auf die Frage von Lydia mit dem zusammen zum Bad zu gehen, schien Lucina plötzlich unsicher zu sein. Sie fing auch ein wenig an zu stottern und sagte zuerst, dass sie es nicht wissen würde, doch dann sagte sie doch, dass sie gerne mit ihr dorthin gehen würde. Jedoch merkte die Irin, dass sich ihre Mitbewohnerin unwohl fühlte. „Keine Angst, wir müssen ja nicht zusammen direkt baden oder so. Ich glaub es gibt sicher mehrere Duschkabinen und ich meinte, dass wir zusammen dorthin gehen und jeder in seine eigene Duschkabine geht“, erklärte sie und hoffte, dass sich Lucina nun ein wenig beruhigte. Für Lydia würde es mittlerweile nichts ausmachen mit Lucina zusammen zu baden, da sie das Gefühl hatte, dass die beiden einen sehr guten Draht zueinander haben. Doch sie verstand es auch, wenn Lucina das nicht so gerne hätte, da sie sich nicht so gut kannten und alles neu war. Die Schwarzhaarige lief der Orangehaarigen glücklich hinterher, denn immerhin hatte sie nun ein bisschen was von der Stadt gesehen und dies freute sie sehr. Nun konnte sie sich nachher auch etwas Essen, damit ihr Hunger verfliegen konnte. Doch während des Weges knurrte ihr Magen mehrmals und es war ein wenig unangenehm für die Irin. „Entschuldigung, dass mein Bauch so knurrt“, sagte sie ein wenig zurückhaltend und ein wenig peinlich berührt darüber zu Lucina.
Eine Woche. Das war die Zeit welche Vivian im Krankenhaus verbracht hatte. Vom Schock des Erwachens, bis hin zu einer ungewohnt schnellen Lösung ihres Problems. Zugegeben, ein bisschen merkwürdig kam ihr die Sache schon vor, während sie so in ihren Gedanken darüber grübelte. Wenigstens, so schien es, hatten sie den Angriff abwehren können. Zumindest deutete im inneren des Krankenhauses nichts mehr großartig auf einen Massenansturm an Verletzten hin. In der Tat hatte sich die Lage wohl wieder beruhigt. Langsam schaute sich Vivian dann im Eingangsbereich des Krankenhauses um. Sie sollte abgeholt werden, das hatte man ihr gesagt. Grund dafür war die zu starke Zerstörung des Waisenhauses gewesen. Kurz senkte sich der Kopf der Engelin und ihr Blick wandte sich Richtung Boden. Ein leichter Anflug von Trauer überkam die junge Dame. Jetzt hatte sie auch noch ihr altes Zuhause verloren. Aber – und das machte ihr Hoffnung – sie hatten ein neues gefunden. Sogar ein schöneres, wie ihr die Ärzte versichert hatten. Das alte Anwesen auf der Insel, welches schon seit Ewigkeiten leer stand. Sie hatten es wieder aufgehübscht und bewohnbar gemacht. Da bildete sich wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht, während ihre blauen Augen entgegen des Einganges schauten. Noch war niemand in Sicht. Lediglich ein paar Ärzte und Krankenschwestern liefen umher, jeder zu einem anderen Ziel.
Vivian schlug die Zeit damit tot, ihre Arme zu betrachten. Die längen Ärmel ihrer Kleidung und die braunen Handschuhe verdeckten das, was nun ihre neuen Hände waren. Immer noch war sie fasziniert davon. Sie bewegten sich genau so schnell wie ihre originalen, machten keine Geräusche, ja sogar ein klein wenig fühlen tat sie damit. Ein wenig drehte sie ihre Hand ein wenig hin und her, dann senkte sie ihren Arm wieder zufrieden und faltete die Hände vor der Hüfte zusammen. Doch so lange hielt sie nichts mehr im Wartesaal der Yasumi-Klinik. Sie war eine Naturliebhaberin und Draußen sah es, so konnte sie durch die gläsernen Türen beobachten, nicht schlecht aus. Ohne also großartig zu überlegen, nahm sie den braunen Koffer neben sich, mit ihren Sachen darin, auf und setzte sich in Bewegung. Das Gewicht störte sie dabei nicht. Sie war stark genug um so etwas um die ganze Insel zu schleppen, wenn es denn sein musste. „Ich wünsche ihnen einen schönen Tag! Und Verzeihen sie die Umstände, welche ich ihnen bereitet habe.“, verabschiedete sie sich mit einem freundlichen Ton und nickte dabei. Wobei die Verwirrung dem Personal ins Gesicht geschrieben war. Die Entschuldigung war für sie gerade relativ aus dem Blauen herausgekommen. Die Engelin allerdings sah das ganz logisch. Hätte sie besser aufgepasst, wäre sie nicht hier gewesen.
Mit gleichmäßigen Schritten bewegten sich die Füße von Vivian vorwärts, in Richtung des Ausgangs. Die Türen schoben sich automatisch zur Seite und schon ab diesem Moment, spürte sie die frische Luft auf ihrer Haut. Ein befreites Gefühl überkam sie innerlich, als sie die letzten Schritte unter der Überdachung am Eingang hinter sich ließ und nur einen Schritt dahinter zum Stehen kam. Eine leichte Brise wehte der Engelin durchs Haar und ihre blauen Seelenspiegel sogen die Umgebung quasi auf. Vorsichtig stellte sie den Koffer neben sich auf den Weg und schaute in die verschiedensten Richtungen. Auch der Himmel konnte sich vor der Blondine nicht verstecken und dieser nutzte die Gelegenheit ihr ohne Unterbrechung Sonne zu schenken. Die Wärme auf ihrem Gesicht war dabei wie eine Genesungskur für sie. Ja, hier ließ es sich doch schon eher warten! Außerdem war frische Luft gut für die Lungen, hatte man ihr mal gesagt. Ob es stimmte konnte sie aber nicht wirklich sagen. Sie nahm es einfach als gegeben hin. Machte ja auch irgendwo Sinn. „Schön…“, sagte sie im Anflug eines inneren Monologes zu sich selbst, bevor sich ihre Augen wieder öffneten. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Mundwinkeln aus, wie es ehrlicher nicht sein konnte. Sie versuchte den Moment zu genießen so gut sie konnte. Immerhin hatte sie sich fest vorgenommen ihr Leben umzukrempeln. Zumindest in dem Wege, wie es nicht mit ihren Idealen im Konflikt lag. Ihr Blick wanderte wieder zurück zum Koffer. Angeblich waren ihre anderen Sachen aufs Zimmer im neuen Wohnheim gebracht worden. Naja, mal sehen. Zugegeben, ein bisschen aufgeregt war sie schon. Aber trotzdem wollte sie ja bei weitem nichts überstürzen. Hier würde sie ihre Abholung auf jeden Fall nicht übersehen, da war sie sich sicher. Dementsprechend brav wartete sie dort mit übereinander gefalteten Händen und einem seichten lächeln, während sie die Straße hinunterschaute.