26.07.2015, Mittag/Nachmittagmit @Mathéo TristamNa, wenn das keine ehrliche Aussage war. Er machte auch nicht sonderlich den Eindruck tagtäglich über die Insel zu laufen, um irgendwo neue Orte für sich zu entdecken – und sei es auch nur, um seine Ruhe vor irgendwelchen Vollpfosten zu haben. Viele der „geheimen“ Locations in der Stadt waren nämlich alles andere als geheim. Plus: Sie bevorzugte Orte die sich in ihrer Höhe signifikant vom Rest der Umgebung unterschieden. Nicht umsonst lohnte sich immer ein Blick nach oben, sollte man die blonde Löwin mal nicht auf Anhieb erspähen. Tat man es nicht, war man wohl oder übel ihrer Gnade ausgeliefert. Hatte sie Lust auf Gesellschaft, dann zeigte sie sich oder machte sich zumindest gut genug bemerkbar. Wenn nicht … nun, dann nicht. Ein imaginärer Mittelfinger, wenn man so will. Wer sie in dieser Laune doch fand, bekam dann ganz schnell eine verbale – und natürlich äußerst liebevolle – Abfuhr.
Dinge, von denen Mathéo heute vermutlich nicht viel mitbekommen würde. Er war immerhin so schlau gewesen ihr nicht so stark auf die Eierstöcke zu gehen und hatte am Ende sogar noch einen sportlichen Ausflug im Petto gehabt. Alles richtig, um zumindest einen einigermaßen soliden Eindruck zu hinterlassen. Falls zu seinem Wort stehen und nicht bei jeder Beleidigung gleich ne Schnute zu ziehen nicht schon gut genug war. Bei Cynthia konnte es sich auszahlen auch mal mehrere Dinge gleichzeitig anzupeilen.
Als der Dämon allerdings anfing seine Schuhe auszuziehen, stand sie erst einmal einen kurzen Moment einfach nur dort und beobachtete den frisch ausgeruhten Fitnesstrainer mit einer leicht kritisch gehobenen Augenbraue. Was sollte das denn für eine Übung werden? Er wollte doch nicht, dass sie jetzt mit ihm in die Fluten stürzte und am Ende noch glücklich darüber war sich von oben bis unten nass gemacht zu haben? Konnte nicht sein Ernst sein … oder? War es auch nicht, wie sich schon kurz darauf herausstellte. Glück für ihn, aber sie blieb trotzdem lieber vorsichtig, was sich stattdessen so in seinem dämonischen Rotschopf-Hirn herumtrieb. Am Ende drehten sie sich im Kreis und versuchten einen Hula-Hoop Reifen auf ihren Hüften zu balancieren. Nur, weil besagter Ring gerade nicht vorhanden war, bedeutete das nicht, dass Mathéo nicht einfach einen aus irgendeinem Portal holen konnte. Fuck, es würde sie nicht mal wundern, wenn der Typ da drin sein Motorrad versteckt hatte. Falls er sich überhaupt die Mühe machte selbst am Steuer zu sitzen. Naja, war am Ende auch nicht weiter wichtig.
„Wenn du meinst …“, seufzte sie und folgte einfach mal seinem Beispiel. Schön geordnet landeten ihre Laufschuhe im Sand, wobei Cynthia sich herzlich wenig Mühe dabei gab den Sand von ihren Socken fernzuhalten. Sie würde auch Barfuß zurück zum Wohnheim sprinten, da kannte sie nichts.
Doch zurück zu ihrem gleich folgenden Workout. Der Wettbewerbseifer, der nur oberflächlich nicht geweckt wurde, sorgte ganz automatisch dafür, dass die Löwin keine von Mathéos Beschreibungen verpasste. Immer mal wieder zuckten ihre Ohren leicht zur Seite, als ob ihr die Bewegungen dabei halfen seine Aussagen besser im Kurzzeitgedächtnis abzuspeichern. Ebenso wie ihr Blick konstant seinen Bewegungen folgte. Zugegeben: Auf diese Art und Weise hatte sie noch nie trainiert. Klar, die Übungen waren nichts wirklich Neues für sie … und dennoch war eine Übung nicht zu verwechseln mit dem
„darin geübt sein“. Von daher betrat die Blondine hier regelrechtes Neuland. Nicht, dass sie das nun im ersten Augenblick offen zugeben würde. Sie war sowieso der Überzeugung, dass man das früher oder später an ihren weniger flüssigen Bewegungen erkennen würde. Wie der Tristam das bei seinem eigenen Workout genau anstellen sollte, darüber machte sie sich keine Gedanken. Es war schlicht und ergreifend eine simple Annahme.
„Nein, keine Fragen.“, erwiderte Cynthia nach der ausgiebigen Demonstration und ging gleich dazu über ihre vorhin erhaltene Wasserflasche in die Öffnung ihres Schuhs zu stecken, ehe sie sich ein weiteres Mal ausgiebig streckte. Was auch immer sie dazu fragen sollte. Vielleicht, wie viel Kalorien das verbrannte? Scheiße, nein. Die ganzen Statistiken - wenn er sie überhaupt kannte - konnte er für sich behalten.
„Also worauf warten wir noch, huh? Lass knacken.“. Und damit läutete sie auch gleich die erste
„Aufwärmrunde“ ihres Workouts ein. Angefangen bei den Burpees, bei denen ihr die tierische Beweglichkeit sicherlich von Vorteil war. Sie empfand die Übung tatsächlich eher als lästig, anstatt darin irgendeinen aktiven Sinn zu sehen. Sie musste allerdings innerlich zugeben, dass nach einer dezenten Strecke wie dieser auch bei ihr langsam leichte Erschöpfungserscheinungen auftraten. Insbesondere wenn es nicht mehr nur um pure Ausdauer an sich ging, sondern die reine Körperkraft ebenfalls mit ins Gewicht fiel. Gut, dass sie keine 100 Kilo auf die Wage brachte, wenn sie auf zwei Stelzen umherlief. Auch, wenn das die aktuelle Übung nicht unbedingt erträglicher gestaltete.
Umso erfreuter war sie, als es an so etwas Simples wie die High Knees ging. Sie empfand bei Mathéos Anblick zwar eine leichte Abneigung dagegen, weil man bei dem Zeug aussah wie ein Hampelmann, der auf Kohlen herumlief. Eine Feststellung, die sie auch direkt verbal mit einem soliden
„Alter, sieht das beschissen aus.“ kommentierte. Klar, sie machte es trotzdem mit … aber sollte sie gleich jemanden Lachend am Strand erspähen, wurde einer dieser High Knees definitiv zu einem High Kick umfunktioniert. Aufgewärmt war sie ja schon, warum die Vorteile der Übung dann nicht direkt mitnehmen? Das würde sie vermutlich sehr gut davon ablenken, was gerade der Rest ihres Körpers veranstaltete. Denn bei dem heftigen Auf und Ab feierte ihr Vorbau eine dezent harte Party. Allerdings nicht so krass, als wenn sie hier ohne Sportzeug aufgekreuzt wäre. Probleme, mit denen sich ihr Portal-Magier logischerweise nicht auseinandersetzen musste. Rio’s Kommentar hatte sie dabei schon vor Augen. Wenn es nach der Tröte ging, könnte sie die Übung vermutlich auch nackt machen …
Die Abwechslung mit den Pushups kam ihr also mehr als nur gelegen. Nicht nur änderte sich die Körperlage. Nein, es kehrte endlich auch wieder mehr Ruhe im vorderen Körperbereich ein. Nicht lange, klar – aber lang genug, damit es einem nicht konsequent auf den Sack ging. Die Liegestützen vollführte sie auch ganz brav nach dem gegebenen Vorbild. Eigentlich machte sie die Dinger verstärkt mit enganliegenden Armen und dem Stützpunkt ungefähr auf Höhe der Taille, damit der Kraftaufwand beim Hochdrücken größer wurde. Aber warum nicht auch mal was Neues ausprobieren? Sie konnte Mathéo ja nachher noch sagen, wie scheiße sie die Übung fand. Wären da nicht diese Kniesprünge, bei denen ihr schon langsam die Atemluft knapp wurde. Es wäre gelogen, wenn ihr diese Grundhaltung nicht schon leicht im Oberschenkel zog. Scheiße, eh. Wo war sie da nur reingeraten? Als sie dann auch noch anfing diese zwanzig Wechsel zu vollziehen … angenehm war was anderes.
Das symbolisierte Cynthia auch gut genug, nachdem sie sich am Ende der Proberunde – wie Mathéo vorhin – den Sand vom Tanktop klatschte … oder es zumindest versuchte.
„Fuck, eh. Die letzte Übung ist ja mal richtig für'n Arsch.“, wetterte sie gegen das Programm und schnaufte einmal durch. Er wollte ihr doch nicht weiß machen, dass er das jeden verdammten Tag abzog, oder? Ein Gedanke der sich in einem skeptisch musternden Blick ihrer gelben Augen äußerte.
„Mein ganzer Oberschenkel zwiebelt von dem Rotz, ohne Spaß.“, und dabei hätte sie nie gedacht so ein Gefühl überhaupt jemals in ihrem Leben zu haben. Außer natürlich sie legte es in einem heftigen Ausdauertraining darauf an. Doch wer war sie, wenn sie sich davon unterkriegen ließ? Mit dem Kopf durch die Wand war immerhin eine ihrer Spezialitäten.
„Fuck it, wird schon klappen.“, signalisierte sie ihre Bereitschaft für den kompetitiven Teil des Workouts und schüttelte einmal ihre Arme durch. Den ganzen Sand an ihrem Körper ignorierte sie schon jetzt vollkommen. Gab schließlich schlimmeres als das.
„Also wenn du nich‘ noch ne Pause brauchst, dann ziehen wir das jetz‘ durch.“, forderte sie ihn auf und stemmte ihre Hände an die Hüfte. Innerlich bezweifelte sie zwar, dass sie den Bonzen-Dämon hier schlagen würde, aber den Versuch allein würde sie sich nicht nehmen lassen.