Ich kramte nicht lange nach dem Schlüssel mit dem ich meine Zimmertür öffnete, dort trat ich hinein und erblickte den Raum, den ich chaotisch hinterlassen hatte. Es war einige Zeit vergangen seitdem ich das letzte mal hier gewesen bin, doch bevor ich mich müde und schlapp ins Bett legen konnte musste ich aufräumen. Es hätte ja immer sein können, dass ich plötzlich Besuch von jemandem bekam, ein unordentliches Zimmer war nicht sonderlich schön. Nachdem ich als das Chaos an Klamotten, Papiertaschentüchern, herumliegenden Büchern und Hausaufgaben entsorgt hatte ließ ich mich auf dem Bett nieder. Es war so kuschelig weich und duftete noch immer nach Liam. Kurz schlummerte ich weg und träumte von einer Reise. Liam hatte mich mit sich genommen, weit weit weg von hier - nur wir beide. Irgendwie war es ein schöner Traum und doch war er anders. Er hielt meine Hand und liess sie niemals los, er klebte regelrecht an mir und engte mich ein, sodass der Traum ein schlechtes Ende nahm und ich erwachte. Lange dachte ich darüber nach, ob ich tatsächlich mit Liam mitgehen wollte, war es die richtige Entscheidung die ich traf? An die Decke starrend fielen meine Augenlieder allmälich wieder zu und ich träumte einen weitaus schöneren Traum mit Liam als Hauptfigur und dieser ließ meine Zweifel schwinden. Ich wollte mit ihm gehen, weil ich bei ihm sein wollte.
pp: Megateures Strandhaus, das nun leider verlassen werden muss ;_;
Liam
Vielleicht erinnerte sie sich ja gar nicht mehr daran. Oder sie hatte dieses halbe Versprechen als hirnrissig abgestempelt und somit verworfen. Ich saß auf dem engen Fenstersims und sah durch das Glas, wie sie schlief, teilweise lächelnd, dann ein wenig unruhig träumte. Leise öffnete ich das Fenster, indem ich mit einer scharfen Kralle zwischen den Rahmen fuhr und es somit knackte. Geradezu lautlos sprang ich in das Zimmer, mit dem kleinen Koffer unterm Arm und einem Hut auf dem Kopf. Sobald wir wieder unter Menschen waren, würde man mich lynchen, wenn meine Katzenohren unverhofft auftraten. Oder auch für einen schrägen Cosplayer halten - beides wäre mir mehr als unangenehm. "Du bist wach.", sprach ich, als ich ihre offenen Augen sah. Ob sie bemerkt hatte, wie ich eingetreten war? Das würde noch einige Fragen für später aufwerfen, aber wir würden eine lange Reise vor uns haben - auf der ich sowieso so Einiges erklären müsste. "Bist du noch dabei?", fragte ich direkt und setzte mich neben sie auf's Bett, für einen kurzen Moment auch den Hut ab. Jetzt zur Vormittagszeit war der Hafen gänzlich unbewacht, weil man niemanden erwartete. Nur ein Schiff legte zu dieser Zeit ab; und es war die ideale Gelegenheit, zu gehen. Mit oder ohne AJ. Aber am liebsten mit. Ich strich ihr eine Strähne des leicht wuschligen Haares aus dem Gesicht und lächelte vorsichtig.
Ich bemerkte gar nicht, wie sich jemand - Liam - in das Zimmer einschlich, durch das Fenster war er gekommen. Das Geräusch, das er beim nahezu lautlosen Springen auf meinen Zimmerboden machte, weckte mich. Vorsichtig rieb ich mir die Augen, horchte auf als er meinte ich wäre wach. >>Jetzt, schon <<, erwiederte ich etwas verschlafen und sah zu ihm auf, einen Koffer trug er bei sich und einen Hut hatte er aufgesetzt, doch dieser stand ihm nicht besonders. Ob ich noch dabei war, fragte er mich und ich glaubte er meinte unseren Plan miteinander durchzubrennen - oder wie wir es verzweifelt als "abhauen" tarnten um es und irgendwie leichter zu machen. >>Selbstverständlich! <<, meinte ich streng und nickte, dann musste ich lächeln, es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass er mich dabei haben wollte. Dass er nicht einfach nur etwas gesagt hatte um mich zu beschwichtigen. Liam ließ sich neben mir auf dem Bett nieder, ich setzte mich derweil auf, dabei fiel mir eine Strähne ins Gesicht, die Liam vorsichtig wegstrich und lächelte. Auch mir fuhr ein Lächeln über die Lippen. >>Aber vorher sollte ich packen <<, meinte ich, erhob mich und drehte mich kurz zu ihm um. Ich war mir so sicher, dass ich gehen wollte, ich wollte mit ihm gehen, weit weg, ganz egal wohin, doch was hielt mich hier? Langsam nur ging das Packen, es fiel mir schwer diesen Ort hier verlassen zu müssen, obwohl ich es doch so sehr wollte. Endlich hatte ich fertig gepackt und stand mit einem Koffer bepackt vor Liam - zum gehen bereit.
Sie hatte noch gar nicht gepackt? Da war sie aber ganz spontan. Oder sie hatte nicht den Plan gehabt, wirklich zu gehen. Vielleicht hatte sie doch gedacht, dass ich scherzte. Was auch immer. "Solltest du.", meinte ich und sah zu, wie sie doch sehr lange dafür brauchte. Sie war sowas von gar nicht bereit. "AJ, du musst nicht.", meinte ich lächelnd, "Ich will es, aber wenn du Shima No Koji nicht verlassen kannst, dann bleibt es bei dir." Ich legte eine Hand an ihren Koffer und strich darüber, setzte ihr meinen Hut auf, "Und ich bereue es gerade, dir noch eine Chance zu lassen.", verlegen lächelte ich, schaute auf den Boden und nahm den Koffer und ihre Hand. Doch schon maschierte ich aus der Tür mit ihr, und führte sie Richtung Hafen. "Egal wie das läuft, das Leben dort draußen, du bist übrigens auf keinen Fall gezwungen, bei mir zu bleiben.", erklärte ich und biss mir auf die Lippe. "Was für meinen Teil gilt, drücke ich mich vor keiner Verantwortung.", meinte ich und lächelte, drückte ihre Hand. Ich war aufgeregt, doch sie schien sich nicht wirklich Trennen zu wollen. "Egal was du tust; komm zumindest mit bis zum Hafen." Das war nun das letzte Wort, das ich sprach; ich schwieg, bis wir unten am Hafen waren, kurz vor dem Neubeginn, kurz vor dem Abschied.
>>AJ du musst nicht <<, meinte er und lächelte, mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, er hatte zwar recht, doch mein Entschluss stand fest, ich wollte mit ihm gehen und das würde ich auch tun, nichts in der Welt würde mich davon abhalten. Ich ergriff den gepackten Koffer um zu verdeutlichen, dass ich mit ihm gehen würde und schritt wortlos auf ihn zu. >>Ich will es, aber wenn du Shima No Koji nicht verlassen kannst, dann bleibt es bei dir <<, fuhr er fort und legte eine Hand an meinen Koffer, strich darüber und setzte mir seinen Hut auf, ich sah zu ihm auf und der Hut rutschte tief in mein Gesicht, weil er etwas zu groß war. Dann sagte er noch, dass er bereuen würde, dass er mir noch eine Chance gelassen hatte, er nahm den Koffer und meine Hand, ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. >>Ich möchte mit dir gehen <<, hauchte ich und drückte seine Hand sanft. Vorsichtig zog er mich hinter sich her, es ging zum Hafen das wusste ich, denn darüber hatten wir bereits gesprochen, >>Egal wie das läuft, das Leben dort draußen, du bist übrigens auf keinen Fall gezwungen, bei mir zu bleiben <<, sagte er plötzlich und ich sah, wie er sich auf die Lippe biss, ein neckisches Lächeln machte sich in meinem Gesicht bemerkbar, doch ich versuchte so gut es ging es zu verbergen. Er konnte mir nichts vormachen, er wollte, dass ich mit ihm ginge. Er würde Verantwortung übernehmen sagte er, doch ich begriff nicht so recht wofür?! Meine Hand drückend spatzierte er weiter in Richtung Hafen. >>Egal was du tust; komm zumindest mit bis zum Hafen <<, sagte er zuletzt und führte mich weiter, die Wärme seiner Hand und die Berührung durchflutete mich mit wohligen Gefühlen, ich war sehr aufgeregt, weswegen ich nur nicken konnte - vielleicht wollte ich ihn auch etwas auf die Folter spannen, denn ob ich nun wirklich mitginge oder nicht, das würde er erst am Hafen wissen.
Ein paar Treppen und Gänge später kam ich vor dem, auf dem Schlüssel genannten Zimmer, an. Ich stellte meine Beiden Taschen vor der Tür ab und schnaufte erst einmal durch. So viele Sachen. Unglaublich das es überhaupt noch in meine Tasche passte mit der ich hier angekommen bin. Wirklich, sehr verwunderlich. Seufzend steckte ich den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Ich war gespannt was mich hinter der Tür erwartete. Denn zugegebenermaßen hatte ich keinen Plan von dem Zimmer. Alles was ich erwartete war ein kleines Bett und ein noch kleineres Zimmer. Einmal noch atmete ich tief durch, öffnete die Tür, nahm meine Sachen und ging in das Zimmer hinein. Ich stieß die Tür mit meinem Fuß zu und stellte meine Sachen ab, jetzt schaute ich mich um. Ich konnte zuerst nicht glauben was ich da sah. Von wegen kleiner. Größer! Viel größer! Und das Bett erst. Eine Sache entdeckte ich aber erst jetzt. Es war eine Tür. Komisch, wo führt die denn hin? Hatte ich einen Balkon oder so? Nein, konnte nicht sein. Die Tür sah aus wie eine Zimmertür. Zielstrebig ging ich zur Tür und öffnete diese. Es war......ein Badezimmer?! Nun war ich mir absolut sicher, dass ich hier nie wieder raus wollte. Kein Gemeinschaftsbad mehr! Hallo Privatsphäre! Ich hatte mich selbst noch nie so glücklich gesehen. Wobei ich als negativen Fakt leider erkennen musste, das ich mich so weiter von den anderen hier distanzierte. Aber das hatte ich ja sowieso schon, also von daher. Voller Freude öffnete ich meinen Koffer und begann in einem Atemberaubenden Tempo den Schrank im Zimmer einzuräumen. Bei meinen Schulsachen war es nicht anders. ich glaube ich hatte einen inoffiziellen Rekord aufgestellt. Aber ich stand im Moment einfach so unter Strom, ich musste mich bewegen. Von der Müdigkeit vorhin war nichts mehr zu spüren gewesen. Jedoch hielt sich meine Motivation weiterhin in Grenzen. Als letztes packte ich noch meinen Koffer mit in den Schrank, da dieser nun genug Platz bot und ließ mich auf das Bett fallen. Es war weich, sehr weich und groß. Es dauerte nicht lange da folgte die gleiche Prozedur wie heute Mittag. Kleidung aus, Nachthemd an und zum Schluss.....unter die Decke, Es war unglaublich. Zufrieden lag ich im Bett und schaute an die Decke. Jetzt im Nachhinein kam die Müdigkeit wieder und ich gähnte. Langsam aber sicher schloss ich wieder meine Augen...
Es war ein piependes, sehr penetrantes Geräusch das meine Wenigkeit ziemlich ungemütlich aus dem Schlaf schmiss. Langsam aber sicher öffneten sich meine Augen und meine Hand tastete nach der Lampe am Nachttisch. "Was zum..", kam es aus meinem Mund und ich richtete mich langsam aus meinem nun ziemlich ungewohnten, überdimensionalen Bett auf. Es war mein Handy welches fröhlich neben mir lag und vor sich hin trällerte. "Ich sollte den Klingelton ändern.", gab ich etwas brummig von mir und griff nach dem Telefon. Mit dem Gedanken wer mich den jetzt noch anruft wollte ich gerade auf die "Anruf annehmen"-Taste drücken. Erst nachdem dies nicht funktionierte gab ich mir selbst einen Schlag mit der breiten Handfläche gegen die Stirn und las genauer. "Eine neue Nachricht" stand da. Mühselig öffnete ich die Tastensperre und fing an die Nachricht zu lesen. Die Nachricht war von Shiki, schön mal wieder etwas von ihm zu hören, wo ich ihn doch heute gar nicht gesehen hatte. Mit einem Lächeln im Gesicht las ich die Nachricht, antwortete und packte das Handy wieder auf den Nachttisch. Er hatte mich damit an die Geschenke zum Wichteln erinnert und auch an das Geschenk für ihn. Ich hatte für beides eine Idee. Aber ich war heute Nachmittag vom umräumen und dem ganzen Zeug zu müde gewesen um es umzusetzen. Genau deswegen musste ich es jetzt machen. Ich erhob mich von meinem Bett und setzte mich an den Schreibtisch um die Geschenke vorzubereiten. Es sollte etwas Besonderes, etwas einzigartiges sein. Etwas, das man nicht kaufen kann. Ein Glück das ich im Magie Unterricht bei Miss "Oberstreng" einiges zum Thema Verzauberung und Veränderung gelernt habe. Wenn man sich mit ihr gut stellte, konnte man bei ihr wirklich was lernen. Aber das war ein anderes Thema. Alles was ich im Moment vorbereiten musste waren die Geschenke. Wenn ich damit dann fertig wäre, würde auch ich mir wieder eine Mütze Schlaf bis morgen gönnen.
Es war bereits morgens gewesen als ich aufwachte. Ich hatte am Abend zuvor noch alles für heute fertig gemacht und war dementsprechend noch ein wenig müde. Ich richtete mich auf, rieb mir kurz die Augen und schaute mich im Zimmer um. Ich hatte in dieser Nacht besser geschlafen als in allen Nächten im Doppelzimmer zusammen. Was ich um ehrlich zu sein nicht erwartet hätte. Wie dem auch sei. Ein paar Minuten verstrichen ehe ich mich aus dem Bett schwang und in das Bad meines Zimmers schlenderte. Langsam, fast schon in Zeitlupe betätigte ich den Lichtschalter und schaute in mein total schläfrig aussehendes Gesicht, sowie meine total durcheinander liegenden Haare. Ich seufzte einmal, nahm meine Zahnbürste und begann kurzerhand meine Zähne zu putzen. Entspannend das ich nun nicht mehr ins Gemeinschaftsbad laufen musste um dies zu tun. Es ersparte mir Zeit und schaffte außerdem noch Privatsphäre. Nachdem ich mit Zähne putzen fertig war und alles wieder zurückgestellt hatte, zog ich mich direkt aus und begab mich unter die Dusche. Einen besseren Müdigkeits-Vertreiber gibt es meiner Meinung nach auch nicht. Abgesehen von Kaffee, aber in dem kann man sich ja bekanntlich nicht duschen. Ich fing mit meinen haaren an, sie waren zwar immer noch zerzauste, aber durch das Wasser wurden sie allmählich doch weich und fügsam. Gleich darauf folgte mein Körper. Wie sollte es auch anders sein nahm ich für jeden meiner Duschgänge natürlich Shampoo mit Rosenduft. Es ist einfach das Beste, keine Diskussion. Am Ende des Duschgangs trat ich nass aus der Dusche aus, trocknete mich mit einem Handtuch ab und bewegte mich dann zu meinem Schrank. Ich hatte heute sowieso nicht vor das Waisenhaus zu verlassen. Deswegen konnte ich mich ja ruhig Sommerlich anziehen. Das Gebäude hatte ja schließlich Heizung. Ich kramte mir also ein leichtes weißes Sommerkleid heraus, die dazu passenden Schuhe und machte mich dann auf den Weg aus meinem Zimmer in Richtung des Parterres. Meine Engelsflügel ließ ich dabei allerdings draußen. Ich hatte keine Lust sie drinnen zu behalten, außerdem passte es doch irgendwie zum heutigen Anlass. Engel und Weihnachten gehören doch schließlich zusammen, oder nicht?