"Vom Heim fliegen?", fragte ich unglaubwürdig und mit geschlossenen Augen und war noch nicht so ganz von der Tatsache überzeugt, dass sich Reiko nun doch dazu duchringen würde. Auch hielt ich meine Augen noch geschlossen, als Rei anfing, mir nahezulegen, dass ich aufpassen solle und im nächsten Moment bebte es auch schon und ein dumpfer Schlag war zu hören. "HEILIGE SCHEISSE!", völlig geschockt sprang ich auf und im nächsten Moment flog mir auch schon ein Holzstück in meinem vor Schreck geöffneten Mund. "Bwäähh" Nicht lange dauerte es, da spuckte ich es wieder aus und während ich damit beschäftigt war, dieses Zeug aus meinem Mund zu entfernen, wer weiss wie viel Bakterien da drauf waren!, schaffte es Reiko irgendwie, uns einen Weg nach draussen zu verschaffen. Zwar relativ unsanft und nicht gerade feminin, aber immerhin. Die Türe war hinüber. "Naja, ich war's nicht!", gab ich ihr nur zurück und und beobachtete sie dabei, wie sie sich schnurstracks in ein wunderschönes Tierwesen, nämlich einen geflügelten Wolf verwandelte. "Jippi-ai-jey!" Mit diesen Worten landete ich mit einem Sprung auf dem Rücken dieses ... Tieres und hatte gleich mal irgendwie ein Platzproblem wegen der Flügel. "Alter, wie soll das gehen..", jammerte ich herum und hielt mich nur sporadisch an Reiko fest und hoffte, dass der bevorstehende Flug nicht ganz so turbulent wären würde, wie gedacht. Falls sie es überhaupt schaffen würde, zu fliegen.

Während Lyon damit kämpfte, die Zahnstocher aus seinem Mund zu kriegen, schnaufte ich augenrollend und wurde langsam unruhig. Wie lange wollte er mich noch warten lassen? Er wusste doch wie mich das immer nervte. Lyon war wirklich fast so schlimm wie eine Frau. Frauen bwähh!
Gerade als ich mich hinlegen wollte, sprang mein Sandkastenfreund aus der Hütte direkt auf meinen Rücken und machte mich somit platt. "KIYAHHH!", rief ich aus und versuchte mich mit wackeligen Beinen aufrecht zuhalten. ...Ich bring ihn um., dachte ich zerknirscht und zischte dann zu meinem Freund hoch: "Mahh!! Pack dein Schwabbelarsch wieder rein! Ich kann so nicht fliegeeennn!" Kurz knurrte ich ihn noch an und schlug ihn ziemlich unsanft mit meinem Flügel. Pah!
Als er dann endlich Ruhe gab und ich mich konzentrieren konnte - es war echt nicht so leicht mit seinem Elefantengewicht, ehrlich jetzt, wieso verwandelte er sich bei dem Gewicht in einen Löwen?! - begann ich langsam ein paar Meter zu gehen. Im ersten Moment schwörte ich darauf, dass ich sicher gleich umkippen würde, aber als ich ebenfalls mit meinen Flügeln zu schlagen begann, fiel es mir immer leichter und somit schaffte ich meinen Startflug mit 'Gepäck' ohne Probleme. Das Fliegen selber machte mir eher zu schaffen, zuerst einmal wegen dem Gewichtes von Lyon und dann noch wegen meiner Erschöpfung.
Wir flogen knapp über das bekannte Dach vom Schulhaus - wo ich wirklich dachte, dass wirs nicht schaffen würden - und ich hatte total vergessen, dass Lyon nun zum ersten Mal mit mir flog! Ob es ihm wohl gefiel, was er sah? Oder ob er eine Heidenangst hatte zu sterben? Irgendwie gefielen mir beide Gedanken. Aber schade nur, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte~
Es vergingen kaum fünf Minuten, als wir endlich im Waisenhausgelände ankamen. Ich suchte nach einem geeigneten Platz für die Landung, fand aber kaum etwas gutes ohne dass wir gleich sterben würden. Das Einzige was noch so halbwegs ginge, wäre der kleine Park. "Ha.. halt dich fest!", rief ich übereilt zu Lyon und flog im Sturzflug nach unten auf die Strasse. "Oh..mein Gott! OH MEIN GOTT WIR ÜBERLEBEN DAS NICHT!", schrie ich und machte einfach aus perplex die guten Augen zu. Ich fuchtelte mit meinen Pfoten herum und spürte irgendwann - und das war bald - den Boden unter mir und verhaspelte mich natürlich. "Ouch!" Wie eine Rakete flogen wir über den Boden und rollten sogleich einige schmerzhafte Meter die trockene Strasse entlang, bis wir endlich zum Stillstand kamen. "..ouu..chh..", murmelte ich und stöhnte lautstark. Mir tat wirklich alles weh und mein Körper bebte. "Mein Kopf.." Ich berührte ihn und öffnete zum ersten Mal wieder die Augen. Vorsichtig betrachtete ich meine Umgebung und merkte, dass ich wieder ein Mensch war. Dann fiel mein Blick auf Lyon. "Lyon?"

tbc: der kleine Park (Waisenhaus)

cc: Tennisplätze

Yuna rannte weinend in den Schuppen und hörte schon nicht mehr was Reil noch sagte. Der Geräteschuppen war sehr voll, wie man eigentlich erwarten konnte, und Yuna steuerte auf eine dunkle Lücke zwischen zwei Regalen zu, in der sie nicht wirklich versteckt gewesen wäre. "Lass mich in R-"

Doch kaum hatte sie den Schuppen deutlich zu schnell betreten, stolperte sie über eine Stange, welche von Yuna übersehen wurde obwohl sie Mitten im Weg lag. Kreischend viel sie direkt aufs Gesicht, da sie ihre Arme nicht schnell genug nach vorne strecken konnte um den Sturz abzufangen. Als sie versuchte sich wieder aufzurappeln, sah sie nur noch ein wenig Blut, welches aus ihrer Nase kam, dann wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen und sie brach wieder zusammen.

cc: Tennisplätze

Reil hatte eigentlich vor ihr zu sagen das es so nicht geht. Die Freundeskarte machte ihn Fuchsteufelswild innerlich, er tobte, er verband damit wirklich nichts gutes und auch wenn er es nicht sagen würde. In ihm funkte ein keim an verdacht auf verrat von Yu, das auch sie ihn nur ausnutzen wolle.

Als er sie hörte wie sie anfing zu reden, wusste er schon was kommten würde. Sie wolle ihn wegschicken, doch damit wollte sie eigentlich nur locken, das kannte er schon und versterkte eigentlich nurnoch seinen Verdacht. Da er davon fest überzeugt war wollte er schon eintrehten, er wusste schon was zu tun war, doch dann hörte er das sie den Satz nicht beenden konnte, erst dachte er sich nichts dabei doch als er eintrat sah er da Yu liegen.

Reil hörte auf zu denken, er packte sie unter den Armen und zog sie vor den Schuppen, beugte sich zu ihr runter und begutachtete sie. Er untersuchte ob sie irgendwelche äußeren Verletzungen hatte. Er versuchte sich mit leichten klatschern ins Gesicht aufzuwecken, während er sie auf seinen Schoß setzte, er empfand dabei nichts es wirkte fast so als wäre es Routine, doch eigentlich war Reils Kopf zu den Moment komplett leer.

Yuna spürte etwas kaltes an ihrer Haut entlang fließen. Langsam wurde sie wach und sah, dass sie mitten im Meer war und neben ein paar Tunfischen umher schwamm. Alles schien so friedlich und die Sonnenstrahlen, welche das Wasser erhellten, strahlten Freundlichkeit und Ruhe aus. Kein Schiff an der Oberfläche oder Sturm am Himmel. Alles war so still und geborgen. Eine Delfinschule kam vorbei und bediente sich an den Fischen. Yuna schwamm ein wenig mit ihnen mit.
Plötzlich spürte sie etwas seltsames auf ihren Wangen. Leichtes Klatschen, doch da war nichts, weshalb sie noch eine Weile mit den Delfinen schwamm. Plötzlich würde alles rau und ungemütlich. Ein Stur zog auf und Yuna spürte wieder dieses Klatschen.

Plötzlich wurde alles schwarz, doch schon im nächsten Moment öffnete sie ihre Augen und es war wieder hell. Sie fand sich plötzlich bei den Tennisplätzen vor dem Geräteschuppen wieder.
Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Sonnenlicht und sie konnte erkennen, dass sie auf Reil's Schoß saß und er sie festhielt. Sie sah seine Augen und sah, dass er im Moment keinerlei Emotionen hatte. Nichts. Der Schmerz im Gesicht, welcher durch den Sturz entstand, schien noch wie gelähmt.

Reil blieb weiterhin emotionskalt als Yu aufwachte. Er hielt seine Stirn an ihre um zu testen ob sie eine erhöhte Temperatur habe. Sie schien noch nicht ganz fit zu sein, doch so ungewöhnlich war ihre Temperathur nicht. So stützte er ihren Kopf weiterhin nach oben und schaute wie es ihren Beinen geht, sie war schließlich ohnmächtig geworden das kommt nicht von ein paar schrammen.

Reil Analysierte das alles ohne eine Mime zu verziehen, richtig gedanken hatte er immer noch nicht und reden schon gleich zwei mal nicht. Was das auslöste das er so kalt wurde war zu dem moment noch absolut ungeklärt, vermutlich wusste er es selber nicht.

So versuchte er Yu huckepack zu nehmen, schließlich war sie schon ohnmächtig, da wollte er kein risiko eingehen und wollte barfuß sich zurück zur schule aufmachen.

Reil's Emotionskälte machte Yu Sorgen. Normalerweise konnte sie immer irgendwelche Emotionen sehen, doch im Moment war da gar nichts! Es kam ihr vor als hätten ihre Fähigkeiten ausgesetzt. Besorgt fragte sie dann mit gebrochener Stimme: "Sag doch was..." Sie klang etwas verzweifelt und hilflos. Als sie dann jedoch seinen warmen Kopf an ihrem spürte, ging es ihr schon viel besser, geborgener. So wie er sie festhielt fühlte sie sich sicher und der Schmerz war schon kaum noch zu spüren - solange sie nicht bewegt wurde.

Ruhig verfolgte sie seine Blicke in der Hoffnung, irgendeine Regung feststellen zu können. Doch keine Chance, er hatte keine Emotionen. Ihre Sorgen wurden immer größer. "Warum redest... du denn nicht mit mir?" Eine Träne lief ihr die Wange hinunter. Yuna wollte sehen können, was er fühlte. Sie hatte das Gefühl blind zu sein. Trotz Schmerzen drückte sie ihren Kopf an seine Brust, um die Träne verstecken zu können.

Mit einem Ruck tat ihr alles weh, weshalb sie leicht stöhnte vor Schmerz, als er sie auf den Rücken nahm. Wo will er hin? Will er so wie er ist gehen? Was ist mit unseren Sachen? Diese Fragen liefen durch ihren Kopf, doch sie schaffte es nicht zu fragen. Ihr Kopf tat höllisch weh und ihr Knie brannte. Wahrscheinlich hatte sie es sich beim Sturz aufgeschürft.
Vorsichtig klammerte sie sich an ihn und ließ sich tragen - wo hin auch immer.

Reil schafte es immer noch nicht wirklich zu reden, er versichterte das Yu richtig und vor allem sicher drauf saß, aber dann sprach er doch kurz "Wir gehen jetzt" ertönte mit bedrückter Stimme und auch recht leise.

So setzte sich Reil und Yuna in bewegung richtung Krankenzimmer in der Schule, ihr ganzes Zeug war unwichtig und blieb einfach liegen. Reil machte sich nur mit dem was er und Yu am leibe trugen unbetrübt auf. Die Sonne brannte immer noch herunter und erschwerte Reil das zusätzliche gewicht zu tragen doch er ließ sich nicht betrüben oder sich was anmerken.

tbc: Krankenzimmer (Reil & Yuna)