Die Kissen-Ecke... ein perfekter Ort für Schüler, die sich in der Pause einfach nur mit ihren Freunden auf die faule Haut legen wollen. Diese Sitzecke ist durch eine Trennwand vom Gang abgegrenzt, viele Kissen und Decken wurden hier einfach aufeinander gepfeffert und laden zum Verweilen ein. Oft wird der Ort auch von verliebten Pärchen genutzt, die man besser nicht stören sollte.
Kyrin veränderte sich langsam und seit langem sah sie seine Verwandlung wieder, Liv reagierte total aggressiv wobei sie ja nicht einmal etwas gemacht hatte und ehe sie sich versah waren beide auch schon verschwunden wobei das Mädchen ihr Kissen nach Kobato warf. Seufzend nahm sie das Kissen und legte es zurück, wobei zurück nicht das passende Wort war. Auf dem unordentlichen Haufen konnte man nichts zurück legen. Was hab ich denn gemacht? Als wäre es meine Schuld ich habe nicht nach einer Zimmer Kameradin gefragt, wobei ich mich wirklich gefreut habe eine zu bekommen. Ich kann doch wirklich nichts dafür und Kyrin. Das Mädchen blickte auf den verlassenden Platz. Irgendwie ging es ihr jetzt noch viel schlechter als davor. Sie hatte ihre Eltern verloren und ihre Familie noch dazu, sie hatte schon lange die Hoffnung begraben ihre Familie leben wieder zu sehen. Zwei Dicke Tränen kullerten ihr über die Wangen die sie mit ihrem Ärmel abwischte und etwas schniefte. Du bist gemein! Damit meinte sie Kyrin auch wenn er ihr Wort wohl niemals hören würde. Hopsend sprang die sechzehnjährige vom Kissenberg und landete auf ihren Füßen. Sie ging, wohin nun vielleicht auf das Dach der Schule irgendwohin wo keiner war sie wollte Ruhe und in ihre Gedanken versinken, nach dem sie so traurig war.
Sie hatte endlich, nach so langem Kunstunterricht, den Raum verlassen dürfen. Schon hatte sie gedacht, dass der Unterricht nie enden würde, doch endlich hatte sie ihn hinter sich gebracht. Jedenfalls die Doppelstunde Kunst. Sonstiger Unterricht lag natürlich noch vor ihr. Doch sie musste mal schauen, ob sie diesen überhaupt besuchen würde. Im Augenblick nämlich war ihr nicht danach zu Mute. Viel lieber würde sie in ihrem Zimmer verschwinden und schlafen - das nämlich hatte sie letzte Nacht kaum. Den Grund dafür kannte das Mädchen nicht wirklich, hatte sie in letzter Zeit doch nichts schlimmes erlebt. Aber so war es nunmal gewesen und daran konnte sie jetzt auch nichts mehr ändern. Seltsam war schon, dass sie nicht die ganze Zeit über zu gähnen begann. Tatsächlich sah man ihr die Müdigkeit in keinster Weise an. Die schlechte Laune dafür aber umso besser. Noch immer hatte sie nichts zu trinken bekommen, geschweige denn etwas zu Essen. Zwar würde sie in der Pause locker zur Caféteria gehen können, doch große Menschenmengen waren einfach nicht ihr Ding. Und diese ließ sich um diese Zeit dort wohl nicht vermeiden. Deshalb aber hatte sie sich ein ruhigeres Plätzchen gesucht, an dem sie erstmal allein sein konnte - jedenfalls solange, bis Jun kommen würde. Auf dem Weg hierher hatte sie diesem Zwei SMS geschrieben und erwartete noch eine Antwort. Natürlich würde sie auch woanders hingehen können, aber nach einem Blick auf den Platz, den sie ausgesucht hatte, gefiel ihr die Idee, doch noch einen anderen Ort aufzusuchen, nicht mehr wirklich. Die vielen Decken und Kissen sahen sehr gemütlich aus und genau das war es, was sie nun brauchte. Sie schmiss ihre Tasche auf eines der Kissen und ließ sich dann auf ein anderes in einer Ecke des Ortes fallen. Dort versank sie erstmal in dem weichen Untergrund, doch schnell hatte sie sich eine gemütliche Position gesucht. Die Beine leicht angewinkelt und mit dem Rücken an dem Sitzsack lehnend, hielt sie nun ihr Handy in der Hand und betrachtete erstmal die Chillecke, wie man sie nannte, genau. Vielleicht würde dieser Ort ein Ort werden, an dem sie sich des Öfteren aufhalten würde. Gemütlicher als ihr Zimmer war es hier auf jeden Fall.
Nachdem ich schnell eine Antwort an Chloe getippt hatte, machte ich mich auf ins Obergeschoss. Ihre Gesellschaft würde mir momentan sicher gut tun, immerhin schien sie deutlich 'normaler' zu sein, als Jinai. Falls nicht, konnte sie ihre Kräfte jedenfalls ziemlich gut verstecken. Mit federnden Schritten bewegte ich mich die Treppe hinauf, durch einen Schwarm Schüler, die in die Cafeteria liefen. In der einen Hand hielt ich einen angebissenen Donut, in der anderen eine Flasche Cola. Beides hatte ich eben am Kiosk erworben, um meinen Hunger und Durst zu stillen. Die Tür zu der sogenannten Chillecke – da ich den Namen nicht mochte, nannte ich sie Ruhezone – stand einen Spalt weit offen, sodass ich mich samt Schultasche hindurch quetschte und schließlich auf die vielen Kissen und Decken hinunter schaute. Hier sah es sehr chaotisch, aber auch gemütlich aus. Mit dem Donut zwischen den Zähnen, hob ich ein kleines, eckiges Kissen auf und pirschte mich an Chloe heran, die sich in eine Ecke gesetzt hatte. Grinsend holte ich aus und pfefferte ihr das Kissen ins Gesicht. Mit zwei Bissen verschlang ich den Donut und grinste, während ich abwehrend die Arme an hob. »Hey«, begrüßte ich sie fröhlich, und ließ mir meine Verwirrung vom vergangenen Ereignis nicht anmerken. Vielleicht würde ich es ihr später erzählen .. oder auch nicht.
Ihr Handy vibrierte erneut in ihrer Hand. Die Nachricht war schnell gelesen und Chloe wollte eine Antwort schreiben, doch ließ sie sich damit Zeit. Musste sie denn überhaupt noch etwas darauf schreiben? Wenn er kam, war doch alles in Ordnung. Sie musste doch wohl nicht extra noch sowas schreiben wie 'Ok, bis gleich' oder ähnliches. Stattdessen packte sie ihr Handy zurück in ihre Tasche, die sie neben sich gelegt hatte, um gleich darauf die Augen zu schließen. In diesem Moment wohl konnte man ihr ansehen, dass sie am liebsten schlafen würde. Aber der Moment hielt nicht lange an, denn schon hatte sie ein Kissen abbekommen - genau ins Gesicht. Sie ließ ein empörtes "Hey!" erklingen, bevor sie das Kissen nahm und geradewegs zurück schleudern wollte - es sich dann aber spontan anders überlegte, da sie die Coladose in seiner Hand sah und nicht unbedingt wollte, dass etwas davon verschüttet wurde. Trinken, egal welches, war kostbar und musste nicht durch soetwas verschwendet werden. "Du hast Glück, die Dose in der Hand zu halten." sagte sie unter zusammen gekniffenen Augen, jedoch mit einem grinsen im Gesicht. Tatsächlich hatte er es geschafft, ihre miese Laune etwas zu heben. Auch wenn sie es nun wirklich nicht toll fand, dass Jun etwas zu Trinken hatte, sie selbst aber nicht. "Du scheinst gut gelaunt zu sein. War der Unterricht den so interessant?" fragte sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen von unten herauf. Aufstehen oder Platz machen würde sie nicht. So war sie nunmal nicht. Er musste sich schon einen eigenen Platz suchen - von denen es hier ja genug gab.
Ihre empörten Worte nahm ich gelassen und sagte nichts weiter. Mein Blick fiel auf die halbvolle Dose in meiner Hand, bevor ich einen Schluck daraus nahm, und einige Schritte an das Mädchen heran trat. Sollte sie immer noch Durst haben, wollte ich hier nicht stehen und die Dose leer machen. Etwas Anstand besaß ich schließlich noch, auch wenn es manchmal nicht so wirkte. »Immer noch Durst, Chloe-chan?«, fragte ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen und hielt ihr die Cola entgegen. Zwar hatte ich bares Geld dafür bezahlt, aber mein Gott, die paar Zen konnte ich schon für sie opfern. Immerhin war sie eine der wenigen an dieser Schule, die in Ordnung war. In ihrer Nähe fühlte ich mich zumindest nicht, wie ein Außerirdischer vom Mars. Leise seufzend ließ ich mich auf einen Stapel Kissen fallen und zog die Beine an meinen Körper heran. »Ganz im Gegenteil. Ich hasse Alchemie«, erklärte ich mit einem schiefen Grinsen, welches sich aber sofort wieder in ein vorsichtiges Lächeln verwandelte. Mir war nicht wirklich nach lächeln, nach grinsen schon gar nicht. »Wie war dein Unterricht?« Eigentlich eine überflüssige Frage, da ich mir die Antwort schon fast denken konnte. Dennoch wollte ich ihr noch nicht von der vorherigen Begegnung erzählen. Ich schnappte mir ein Kissen und nestelte ein wenig an dessen Stoff. Dabei betrachtete ich meine rechte Hand – die Hand mit der ich Jinai geschlagen hatte. Was war nur mit mir los gewesen?
Dankbar nahm Chloe die Dose entgegen, doch bevor sie einen Schluck davon nahm, kam ihr der Gedanke in den Sinn, ihm gerade etwas wegzutrinken. Eigentlich war ihr das immer egal gewesen, dieses Mal aber war es etwas anderes. Immerhin war Jun bisher der Einzige, mit dem sich Chloe überhaupt unterhielt bzw der sich mit Chloe unterhalten wollte. Alle anderen, so glaubte Chloe jedenfalls, schienen sie kaum bemerkt zu haben. Auch ihre so genannten Klassenkameraden schienen sich nicht für sie interessiert zu haben. Stattdessen redeten sie lieber untereinander, grenzten Chloe aus und beachteten sie nicht mehr. "Hast du dafür nicht bezahlt? Ich will dir nichts wegtrinken." sagte sie dann zu dem Blonden, als dieser sich nun auch endlich gesetzt hatte. Bei seiner Antwort auf ihre zuvor gestellte Frage musste Chloe irgendwie grinsen. Sie wusste zwar nicht, was Alchemie überhaupt war, aber wie er es gesagt hatte, klang irgendwie komisch. Außerdem fühlte sie sich ganz plötzlich nicht mehr allein. Sie war nicht die einzige, die den Unterricht langweilig gefunden hatte. Allen anderen in ihrer Klasse schien es dabei nämlich ganz anders ergangen zu sein. "Naja..ziemlich langweilig. Mein Bild hatte ich schon in der ersten Stunde fertig und dann saß ich da eine ganze Stunde rum, ohne jemanden zum Reden gehabt zu haben." erläuterte sie, ohne zu wissen, ob Jun das überhaupt interessierte. Wenn nicht, dann langweilte sie ihn wohl gerade. "Ich bin jedenfalls froh, endlich Pause zu haben." Und, so hoffte sie doch, auch endlich etwas trinken zu können. Denn die Dose hielt sie noch immer in ihrer Hand, ohne einen Schluck daraus genommen zu haben.
Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf meine Züge als Chloe offenbar nichts vom dem Getränk zu sich nehmen wollte. Es erschien mir als reichlich unnötig noch um Erlaubnis zu fragen, wo ich ihr die Dose schon freiwillig angeboten hatte. Da mein Durst gestillt war, wäre es nur gerecht, wenn sie sich nun bedienen dürfte. »Nun trink schon, bevor die Cola zu warm wird, und nicht mehr schmeckt«, forderte ich sie nun nachdrücklicher auf und ließ von dem Kissen ab. Bei unserem ersten Treffen kam sie mir deutlich frecher und rüder vor. Aber vielleicht hatte ich mich da auch auf Grund meiner eigenen schlechten getäuscht. Im Prinzip war es mir auch egal, Hauptsache ich konnte mich normal mit ihr unterhalten ohne plötzlich fünf Meter über dem Boden zu schweben. Allein bei dem Gedanken daran erfasste mich leichte Panik und ich schüttelte entsetzt den Kopf. Ich war gewiss kein Feigling, aber jeder hätte wohl leicht schockiert reagiert. »Ich nehme an ihr hattet Kunst? Ein ödes und unnötiges Fach, der trotzdem nicht so schlimm wie Alchemie. Unserer Lehrer wollte uns tatsächlich verklickern, dass jedes Lebewesen aus Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht – oder so.« Ich machte eine abwertende Handbewegung und rief mir die Sms von Slevin in Gedanken. Er wollte also nochmal sehen was sich bezüglich meiner Akte machen ließ. Wollte ich überhaupt die ganze Wahrheit erfahren? »Chloe? Kann ich dich mal was fragen?« Unruhig spielte ich mit den Fransen eines Kissens herum und vermied es ihr ins Gesicht zu sehen. »Stell dir vor du würdest erfahren, dass du kein .. 'normaler' Mensch bist. Wie würdest du darauf reagieren?« Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe und seufzte leise auf.
Chloe musste lächeln, als er schließlich sogar darauf bestand, etwas von der Cola zu trinken. Noch einmal würde das Mädchen sicherlich nicht frage, denn sagen, dass sie keinen Durst hatte, konnte sie ohnehin nicht. Immerhin hatte sie schon den ganzen Tag nichts getrunken - und das war, auch wenn der Tag noch nicht lange angebrochen war, dennoch ziemlich lang. Also setzte sie nun die Dose an ihren Mund und nahm drei kräftige Züge daraus. Noch war etwas darin, was Chloe nicht austrank. Stattdessen hielt sie die Dose nun in der Hand und überlegte, ob sie ihm diese zurück geben sollte. "Danke. Willst du den Rest?" fragte sie ihn deshalb, obgleich sie fand, dass sie schon wieder viel zu nett war. Aber im Grunde war sie das ja auch. Ihre Vergangenheit aber hatte sie verändert. Warum sie ausgerechnet jetzt wieder netter wurde, war selbst ihr schleierhaft. "Ja, wir hatten Kunst." bestätigte sie Juns Worte, hörte ihm dann aber erstmal zu und zog, nachdem er geendet hatte, die Augenbrauen in die Höhe. Beinahe hätte sie losgelacht, denn das, was Jun ihr erzählte, konnte sie weder glauben noch nachvollziehen. "Was war das denn bitte für ein Lehrer?" fragte sie leicht lachend, auch wenn es ehre wie eine Aussage rüber kam - so, wie es auch hatte rüber kommen sollen. Denn Chloe konnte nicht leugnen, dass sie das für verrückt hielt. Gut, Menschen bestanden größtenteils aus Wasser, aber aus Feuer? Das konnte überhaupt nicht sein. Und auch die anderen Elemente waren kaum vorstellbar. Etwas verwirrt über Juns Fragen, dauerte es etwas, bis sie ihm antwortete. "Klar, frag nur." sagte sie dann lächelnd, während sie sich aufrichtete, um nicht die ganze Zeit an die Kissen gelehnt dazusitzen und den Eindruck zu machen, als würde sie das alles nicht interessieren. Bei seiner Frage sprangen ihre Gedanken allerdings schlagartig wieder zu dem einen Tag vor zehn Jahren. Sie starrte eine Weile nur vor sich hin und schien, als wäre sie in einer anderen Welt. Erst nach ein paar Minuten öffnete sie ihren Mund. "Ich...kommt drauf an, wie ich es erfahre." Noch immer sah sie ihn nicht an. Erst, als ihr der Gedanke daran kam, dass Jun es scheinbar noch gar nicht gewusst hatte und sich vielleicht immer noch unsicher war, wanderte ihr Blick zu ihm. Fragend und auch leicht verwirrt sah sie ihn an. Sie erinnerte sich an die erste Begegnung mit ihm. Dort hatte sie ihm doch gesagt, dass sie sich selbst nicht als wirklichen Menschen ansah. Jetzt wusste sie auch, wieso er darauf so komisch reagiert hatte. Nach einer Weile, als Chloe bemerkt hatte, dass sie ihn wohl etwas zu lange angestarrt hatte, setzte sie ein leicht verunsichertes Lächeln auf. Die Gedanken an den Tag, an dem sie erstmals erfahren hatte, was sie war, schwirrten ihr noch immer im Kopf herum - gerade, als sie dabei war, es zu vergessen.
Seufzend ließ ich mich in die weichen Kissen fallen, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die Decke an, welche weiß und makellos wirkte. Offenbar war dieses Gebäude entweder frisch renoviert, oder wurde schlicht weg über die Jahre sehr gut gepflegt. Beides ließ sich nicht ausschließen, denn auch die Flure wirkten sauber und rund um ordentlich. Mit einer knappen Handbewegung signalisierte ich Chloe, dass sie die Cola ruhig behalten durfte. Ich wusste mit dem Getränk nichts mehr anzufangen, da konnte es nicht schaden, wenn sie sich bedienen durfte. Mit Lebensmitteln war ich in der Regel nicht geizig, auch wenn ich zugeben musste, dass Essen eine meiner Leidenschaften war. Wahrlich konnte ich alles mögliche in mich hinein stopfen, und wurde durch mein regelmäßiges Sportprogramm einfach nicht dicker. Leider blieb auch die erwünschte Muskelmasse aus, aber man konnte nicht alles haben. »Sensei Slevin. Ein merkwürdiger Kerl«, erwiderte ich tonlos und dachte kurz an das Gespräch nach dem Unterricht zurück. Er war meinen Fragen ständig irgendwie ausgewichen und hatte mir keine vernünftigen Antworten gegeben. Viel konnte ich mit ihm daher nicht anfangen. Es blieb eine Weile vollkommen still, sodass ich mich bereits fragte, ob sie meine Frage gar nicht verstanden hatte. Doch dann kam eine zögerliche und knappe Antwort, die mich nicht zufrieden stellte. Ich hatte mehr erwartet, ausführlicheres. Aber was verlangte ich hier überhaupt von Chloe? »Eher unfreiwillig und durch Zufall«, antwortete ich vorsichtig und biss mir auf die Unterlippe. Wenn ich ihr von dieser Begegnung erzählen wollte, musste ich es jetzt tun – oder nie. So sammelte ich mich, atmete tief durch und setzte schließlich zu meiner holprigen Erzählung an. »In der Freistunde war ich auf dem Dach, dort habe ich ein Mädchen getroffen. Sie sagte, ich sei ein .. Dämon.« Ich mochte diesen Ausdruck nicht, vor allem wenn er mit mir in Verbindung stand. »Offenbar ist sie auch einer, denn sie hat plötzlich die Bank zum Schweben gebracht. Jedenfalls hat mich alles so wütend gemacht, dass ich sie ins Gesicht geschlagen habe .. und auf einmal spürte ich so eine Kraft in mir, das war ..« Abrupt brach ich ab und seufzte abermals. Diese ganze Geschichte klang so absurd und erfunden, dass ich mich nicht wundern würde, wenn Chloe mich auslachen würde. »Hältst du mich für verrückt?«, fragte ich leise und sah ihr in die braunen Augen, die mich freundlichen anlächelten.
Auch Chloe lehnte sich nun wieder an die Kissen an, da sie Jun ja nun sehr wohl gezeigt hatte, dass sie ihm zuhörte und dass sie das, was er sagte, auch interessierte. Außerdem war es angelehnt an die vielen Kissen viel gemütlicher hier. jedenfalls fand Chloe das so. Wie Jun dazu stand, konnte sie nicht sagen. Die Braunhaarige nickte ihm dankend zu und trank schließlich auch den Rest der Cola aus - daran erkannte man, wie durstig sie doch gewesen war. Lange war das nicht mehr der Fall gewesen, da sie bisher immer Leitungswasser getrunken hatte, wenn sie nichts anderes hatte. Doch das, so hatte sie vorhin entschieden, wollte sie hier nicht mehr so oft tun. Sicherlich war es merkwürdig für andere, wenn jemand nur aus dem Wasserhahn trinken würde, statt sich etwas Richtiges zu kaufen - wobei von Richtig oder Falsch wohl kaum die Rede sein konnte. Den Namen des Lehrers würde sie sich merken. Er schien in de Tat 'ein merkwürdiger Kerl' zu sein, wir Jun so schön ausgedrückt hatte. Chloe konnte nur hoffen, nicht auch bei ihm Unterricht zu haben. Denn dann würde sie sicherlich nicht viel machen geschweige denn lernen. Und das wollte sie ja eigentlich ver-....nein, eigentlich wollte sie hier nichts lernen. Einzig und allein wegen einem neuen zu Hause war sie her gekommen. Und das verlangte leider von ihr, auch zur Schule zu gehen. "Vielleicht werde ich ihn ja auch im Unterricht haben. Und vielleiht ist er dann immer noch so verrückt." sagte Chloe grinsend, kurz bevor sie die Cola-Dose zur Seite stellte, um sie nicht in Händen halten zu müssen. Dann allerdings hörte sie ihm weiterhin zu. Bei Chloe war es ähnlich wie bei ihm: sie hatte auch unfreiwillig und zufällig erfahren, was sie wirklich war. Nämlich kein ganz normaler Mensch, sondern ein Monster. Eines, welches sich in manchen Situationen nicht mehr unter Kontrolle hatte. Und das war es, was das Mädchen an sich selbst hasste. Auch Jun schien es nicht zu gefallen, dass er ein Dämon sein sollte. Zwar konnte Chloe nicht ganz nachvollziehen, woher das Mädchen plötzlich kam, warum diese einfah behauptete, dass Jun ein Dämon war und warum dieser sie einfach geschlagen hatte, aber das alles war besser als die Situation, in der Chlor selbst erfahren hatte, dass sie nicht so normal war, wie sie immer geglaubt hatte. "Warum sollte ich dich für verrückt halten?" fragte sie ihn, statt eine Antwort zu geben. "Weißt du noch? Vorhin auf dem Flur. Ich sagte dir, dass ich mich nicht als Menschen betrachte - jedenfalls nicht als kompletten." Vielleicht hatte sie ja Glück und er würde sich daran erinnern. Ansonsten wusste das Mädchen nicht so recht, wie sie fortfahren sollte. Stattdessen schweiften ihre Gedanken eher wieder zu dem Tag vor 10 Jahren und wieder dauerte es eine ganze Weile, bis sie den Kopf schüttelte und wieder in der Gegenwart gelandet war. "Ich halte dich nicht verrückt, weil ich weiß, was du meinst. Und zwar ganz genau." Er sollte sich nicht alleine fühlen. Nicht so, wie sich Chloe all die Jahre gefühlt hatte. Das nämlich war schrecklich. Wenn man niemanden hatte, mit dem man darüber reden konnte. Wenn alle Angst vor einem hatten oder einen für verrückt hielten. Gar nicht bemerkt hatte das Mädchen, dass ihr die Tränen gekommen waren, die sie erst etwas später wegwischte. peinlich... dachte sie sich, als ihr wieder bewusst wurde, dass Jun sie wohl gerade dabei gesehen hatte: sie mochte es nicht so wirklich, wenn jemand sie beim Weinen sah. Auch wenn sie in diesem Fall nicht wirklich geweint hatte. Es waren ein paar wenige, stumme Tränen gewesen. Das war ja wohl etwas ganz anderes. Immer hatte sie alles in sich hinein geschluckt und so sollte es auch weiterhin bleiben.