Etwas unsicher stand ich im Klassenraum und schaute mich aufmerksam um, während ich auf das Mädchen wartete, dass mir half hier sauber zu machen. Ich wusste nicht genau was der Grund dafür war, dass wir das hier machen sollten, aber solange es jemandem half, tat ich das ganz gern. Also, mal sehen... Was muss den alles gemacht werden? Die Tafel sah furchtbar aus. Ich war mir nicht sicher, ob man von hinten überhaupt noch was erkennen konnte, wenn man etwas anschrieb. Das Bücherregal hatte auch schon bessere Tage gesehen und mit den Pflanzen hatte ich Mitleid. Da so eine Pflanze ja sowas wie ein Lebenwesen war, entschied ich, dass ich da wohl besser früh als spät anfangen sollte und ging zum Waschbecken, um Wasser zu holen. Glücklicherweise befand sich dort eine Gießkanne, die allerdings selbst bereits Staub angesetzt hatte. Etwas missmutig verzog ich das Gesicht, pustete den Staub herunter und musste prompt niesen, als ich ihn aus versehen einatmete. Anschließend versuchte ich das Wasser aufzudrehen. Erfolglos. "Na sowas.", murmelte ich verwundert, stellte die Gießkanne beiseite und versuchte es erneut. Mit beiden Händen. Aber wie es aussah, war ich wohl ein ziemlicher Schwächling, wie ich da vor mich hin ächzte und versuchte den Hahn aufzudrehen. Nach zwei weiteren Versuchen gab ich es auf. Die armen Pflanzen....
Luana war am Klassenraum angekommen. Als sich die Langhaarige daran machte die Tür zu öffnen, konnte sie ein Stöhnen vernehmen und hielt mitten in der Bewegung inne. Sie war sich absolut sicher gewesen, dass dies der Klassenraum war, welchen sie gemeinsam mit jemand anderen säubern sollte. Das bedurfte einer erneuten Kontrolle der Beschilderung des Raumes. Die Kontrolle sagte, dass es sich um besagten Klassenraum handelte, welcher einer Grundreinigung unterzogen werden sollte. Die Meerjungfrau atmete ein und wieder aus, ehe sie wirklich den Raum betrat und hoffentlich kein Szenario vorfand was hier nicht hingehörte. Die Erleichterung war beinahe greifbar, als sie den schwarzen Schopf eines Mädchens ausmachen konnte. Kein Junge, kein Mädchen, kein sonst was. Nur ihre Putzhilfe und ein paar vertrocknete Blumen und ein Kaktus, der ebenfalls schon einmal besser ausgesehen haben musste. "Hey.", begrüßte Luana das ihr fremde Mädchen. Das Aussehen kam ihr auf alle Fälle nicht bekannt vor, aber das konnte sie vom Großteil der anderen Schüler ebenfalls behaupten. Zu allem Überfluss war ihr Gedächtnis diesbezüglich auch nicht das Beste. Mit den schwarzen Haaren erinnerte das Mädchen ein wenig an Inori. Bei diesem Gedanken musste sie ein wenig lächeln. Inori. Aus ihr wurde Luana noch immer nicht so recht schlau. Aber bislang waren sie auch noch nicht wirklich dazu gekommen miteinander mehr als ein paar Worte zu wechseln. Würde sich mit der Zeit wohl noch alles fügen und ergeben. Sich weiter darüber Gedanken zu machen, führte zu nichts. "Dann sollten wir mal anfangen, oder?", wandte sich die Meerjungfrau wieder an die Langhaarige und wollte sich beinahe gleich sofort die Hand an die Stirn schlagen. Seit sie auf der Insel war, hatten ihre Manieren rapide abgenommen. "Ich bin übrigens Luana.", stellte sich die Blauäugige mit einem kurzen Heben ihrer Mundwinkel vor. Oder es war einfach noch immer der Tatsache geschuldet, dass Luana mit einem weitaus schlimmeren Szenario gerechnet hatte, als sie den Klassenraum betrat. Wobei Klassenraum des Grauens ebenfalls sehr passend war. Hier war schon lange Zeit nichts mehr geputzt worden. Nicht einmal die Tafel. Ob sich möglicherweise irgendwelche Schüler einen Scherz erlaubt hatten? Wie wollte sonst ein Lehrer hier unterrichten? Oder wurde der Klassenraum gar nicht zum Unterrichten verwendet? Fragen über Fragen. Die wohl niemals beantwortet werden würden.
Noch immer frustriert stand ich am Waschbecken und schaute missmutig darauf herab, als ich die Tür hörte. Überrascht drehte ich mich um und stand einem Mädchen gegenüber, dessen Haare die Farbe des Horizonts hatte, wenn die Sonne unter ging. Nicht dieses feurige Rot, sondern das zarte Rosa zwischen dem Rot der Sonne und dem Blau des Himmels. Das war eine schöne Farbe. "Hallo", begrüßte ich sie, als sie mich selbst mich einem Hey begrüßte. So vom ersten Eindruck her, schien sie recht nett zu sein. Ich wollte auf ihre Frage bereits antworten und aufzählen, was ich für Mängel bemerkt hatte, als sie sich vorstellte, weshalb ich gedanklich etwas zurück ruderte. "Ich bin River.", stellte ich mich lächelnd vor, "Freut mich dich kennen zu lernen!" Anschließend deutete ich auf den Wasserhahn und verzog das Gesicht. "Ob wir weit kommen weiß ich aber nicht. Der Wasserhahn klemmt." Die Tafel hatte sie sicher schon bemerkt, aber ohne Wasser konnten wir die nicht säubern. "Aber das Bücherregal können wir abwischen. Das ist ziemlich... naja, schmutzig." Aber irgendwie mussten wir trotzdem an Wasser kommen. Oder aber wir schafften es den Wasserhahn zu.... ähm... entklemmen? So oder so brauchten wir dringend Wasser für die Pflanzen. Und für die Tafel, natürlich. Aber Lebewesen hatte Vorrang. "Ich könnte auf die Mädchentoilette gehen und von dort Wasser holen.", überlegte ich laut und schaute vom Wasserhahn zu Luana herüber. "Oder kriegst du den Wasserhahn aufgedreht?"
Das Mädchen stellte sich ebenfalls vor. River. Nicht nur, dass die Schwarzhaarige Luana ein wenig an Inori erinnerte, nein, der Name erinnerte sie an Sky Love. Sky und River. Wobei sich auch da ein gewisses Lied in ihre Gedanken schlich. Das sollte sie auf alle Fälle nicht laut aussprechen. In Gedanken summte sie jedoch das Lied weiter. Es war eben ein Ohrwurm und der Name tat sein Übriges. "Freut mich ebenfalls. Wobei der Umstand irgendwie nicht so prickelnd ist.", gestand die Nixe. Der Umstand den Klassenraum auf Vordermann zu bringen, ließ die junge Frau verzweifelt aufseufzen. Und das Schlimmste eröffnete River mit ihrer nächsten Aussage. Der Wasserhahn, welcher so dringend gebraucht wurde, klemmte. Aber immerhin wusste Luana jetzt woher das Stöhnen gekommen war. River hatte anscheinend versucht den Hahn aufzudrehen und war kläglich gescheitert. Luana maß sich ebenfalls keine großen Chancen zu den Wasserhahn zum Laufen zu bringen. Aber aufgeben war keine Option. Da River sogar den Vorschlag geäußert hatte Wasser vom Klo zu holen. "Ich werd' es mal versuchen. So schwer kann das doch nicht sein.", sprach die Langhaarige und krempelte sich die Ärmel der Bluse nach oben. Mit klemmenden Wasserhähnen hatte die Nixe zuhause ebenfalls zu tun gehabt. Zumindest war dort ihr Bruder und Dad zur Stelle gewesen. Aber selbst war die Frau. An einem Wasserhahn zu scheitern war doch echt scheiße. Noch einmal atmete die Meerjungfrau ein und wieder aus, ehe sie versuchte den Hahn zum Laufen zu bringen. Es fühlte sich an, als würden ihre Hände abfallen. Das Wasser fand leider nicht seinen Weg in das Waschbecken. Der erste Versuch war wohl nichts. Der Zweite würde sicher besser laufen, das spürte die Langhaarige. Und siehe da, nach dem erneuten Versuch, tropfte der Hahn zumindest. Die erste Hürde war fast geschafft. Luana musste nur kurz ihre Hände ausrasten, ehe sie sich an den letzten Versuch wagte. "Die Schule sollte mal besser ihre Wasserhähne warten.", gab die Neuseeländerin von sich. Das würde auf alle Fälle, sollte sie sich jemals beschweren, einen Platz in der Beschwerde finden. Ganz bestimmt. Luana machte sich für den erneuten Übergriff bereit. Wenn es diesmal nicht klappte, dann würde die Mädchentoilette ihr nächstes Ziel sein. Aber sie wollte sich vom Wasserhahn nicht veräppeln lassen. Wozu gab es ein solches Ding überhaupt in einem Klassenraum, wenn man es nicht benutzen konnte. Mit aller Kraft fummelte die Rosahaarige an dem Drecksding rum und plötzlich schoss das Wasser aus dem Lauf. Einige Tropfen spritzen Luana ins Gesicht, ehe sie den Strahl ein wenig eindämmte. Den Hahn wieder ganz abzudrehen, kam gar nicht in die Tüte. "Das hätten wir. Jetzt können wir wohl wirklich anfangen.", lächelte sie River zu, während sie ihre Hände ausschüttelte und ein wenig draufpustete. Schmerzfrei konnte man dieses Unterfangen wohl nicht beschreiben.
Gespannt und überaus aufmerksam blinzelte ich Luana an, als sie verkündete, dass sie versuchen würde den Wasserhahn aufzudrehen. In weiser Voraussicht nahm ich etwas Abstand, damit ich ihr nicht im Weg war und wrang mit meinen Händen, während ich nervös zusah, wie sie sich an diesem Kraftakt versuchte. Es wäre echt unglaublich schade, wenn wir nicht an Wasser kommen würden. Die armen Pflanzen, ging es mir dabei durch den Kopf. Dann weiteten sich meine Augen ein wenig, als der Hahn tatsächlich begann zu tropfen. "Ooooh!", rief ich begeistert aus und klatschte begeistert. "Das machst du gut! Gleich ist er bestimmt ganz offen." Gleichzeitig nickte ich zustimmend auf ihre Aussage. "Vielleicht gibt es aber keinen Hausmeister an der Schule.", überlegte ich dann, "Dann gibt es niemand, der diese Aufhabe erledigt." Noch während ich sprach, hatte sie den nächsten Angriff auf den Wasserhahn gestartet und ich hielt gespannt den Atem an, ob es ihr gelang die Quelle des herrlichen Wassers freizugeben. Und tatsächlich, nur wenige Augenblicke später schoss es heraus. Erneut klatschte ich begeistert, applaudierte richtig. "Perfekt! Zuerst sollten wir die Pflanzen gießen.", bemerkte ich und deutete auf die trockenen Äste, an denen wahrscheinlich mal Blätter und Blüten gehangen haben. Ich nahm sogar schon die Gießkanne zur Hand, um sie mit Wasser zu füllen, hielt dann aber inne und überlegte. "Womit machen wir eigentlich sauber? Brauchen wir dafür Putzmittel? Ich habe noch nie etwas geputzt." Lavine würde jetzt sicher wissen, was zu tun ist. Blöd nur, dass er nicht in der Nähe war. Ob ich ihm eine SMS schreiben soll? Aber Luana wusste bestimmt auch, was zu tun war.
Die Anfeuerung von River hatte Luana sicher auch dabei geholfen den Hahn aufzudrehen. Mit Gewalt ging einiges, zwar nicht alles, aber vieles. Ihre Hände waren noch immer rot vom Kraftakt. Aber das würde in den nächsten Minuten abklingen. Immerhin konnte jetzt die Putzaktion beginnen. Eimer und Utensilien waren zum Glück bereit gestellt. Immerhin eine Sorge weniger um die Frau sich kümmern musste. Wenn man schon zum Klassenraum putzen verdonnert wurde, dann sollten die nötigen Unterlagen dafür bereit liegen. Alles andere wäre ziemlich kontraproduktiv. Aber hier auf Isola liefen die Uhren sowieso anders. Vorhin war sie so in ihre Unterfangen gewesen, dass sie gar nicht auf die Aussage von der Schwarzhaarigen reagiert hatte. Der Einwand, dass es vermutlich gar keinen Hausmeister gab, war mehr als berechtigt. Warum sonst sollte ein Wasserhahn sonst klemmen? Luana schlug eine nachdenkliche Pose ein, in dieser Pose konnte sie ihre Hände ebenfalls noch ein wenig schonen, bevor es ans Eingemachte ging. Die Lust zu putzen hielt sich auf alle Fälle in Grenzen. Bei sich zuhause umging sie dieses Übel auch gerne, wobei sie wesentlich öfter zum Putzen verdonnert wurde als ihr Bruder. "Nach dieser Aktion, glaube ich ebenfalls nicht, dass es einen Hausmeister an der Schule gibt.", gab die Langhaarige ihren Senf dazu, wobei River bereits beim nächsten Thema angelangt war. Die Pflanzen oder das Häufchen Elend, was noch davon übrig geblieben war. Verdorrt traf es ganz gut. Der Kaktus könnte unter Umständen noch gerettet werden, aber der Rest war bereits tot. River jedoch schien das Ganze nicht ganz so endgültig zu sehen wie Luana. Ein leises Kichern konnte sich die Meerjungfrau nicht mehr verkneifen, als ihre Putzgefährtin bereits die Gießkanne in Händen hielt. Wollte sie das unumstößliche wirklich versuchen? "Das Wasser für die Pflanzen kannst du dir aber sparen. Die werden nicht mehr. Dafür hat man sie zu lange schon nicht mehr gegossen. Aber beim Kaktus kannst du es gerne probieren.", lächelte ich ihr entgegen. Noch ehe River versuchen konnte die vertrockneten Blumen zu gießen, warf die Nixe sie kurzerhand in den Mülleimer. Denen war einfach nicht mehr zu helfen. "Putzzeug haben wir zum Glück schon hier. Für die Tafel brauchen wir aber nur Wasser, für die Regale sollte der Staubwedel reichen. Aber für die Tische, Stühle und den Boden können wir ein Putzmittel verwenden.", klärte Luana die Schwarzhaarige auf. Richtig putzen zu können war keine Selbstverständlichkeit. Darum machte es der jungen Frau auch nichts aus, ein wenig darüber zu plaudern und außerdem kam man so ins Gespräch.
Etwas bedrückt sah ich von den Pflanzen zu Luana, die gerade verkündet hatte, die würden nicht mehr werden. Ergo: Sie waren tot. Jämmerlich verdurstet im heißen Schein der austrocknenden Sonne. Die armen Pflanzen. "Okay.", murmelte ich traurig, durfte aber trotzdem noch den Kaktus retten. "Ich hoffe doch, dass er es überlebt hat.", entgegnete ich und machte den merkwürdigen Fehler mit den Kaktus an die Brust zu drücken. Vor Schreck hätte ich ihn fast fallen lassen, hielt ihn aber brav fest. Mit etwas Abstand zu meinem Körper. Ein kurzer Check, ob noch eine Nadel hängen geblieben war - alles in Ordnung. Anschließend stellte ich ihn in Sicherheit auf einem der Tische ab und gab ihm etwas Wasser. Den würde ich später mit auf mein Zimmer nehmen, wo ich mich um ihn kümmern konnte. Gleichzeitig hörte ich Luanas Erklärung zu, was wir wie putzen würden und nickte schließlich, als sie fertig war. "Okay.", entgegnete ich, "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dann die Tafel sauber wischen. Boden, Tische und Stühle können wir ja dann gemeinsam machen. Oder brauchst du auch Hilfe beim Staubwischen?" Fragend schaute ich sie mit großen Augen an. Ich hätte auch nichts dagegen alles zusammen zu erledigen, so würde ich mir immerhin keine Sorgen machen etwas falsch zu machen. Aber ich dachte, wir wären vielleicht schneller fertig, wenn wir die Aufgaben unter uns aufteilten. So oder so leerte ich die Gießkanne erst einmal wieder und stellte sie zurück an ihren Platz, ehe ich einen der Lappen nahm, die Luana offenbar gefunden hatte.
River schien sich darüber zu freuen, möglicherweise den Kaktus retten zu können. Für die Blumen kam leider jegliche Hilfe zu spät. Früher waren sie vermutlich prachtvoll gewesen, aber dieser Zustand lag bereits lange hinter den Pflanzen. Leider freute sich die Schwarzhaarige so sehr, dass sie ein Leben retten konnte, dass sie den Kaktus an sich drückte. Für eine Warnung war nicht genügend Zeit geblieben. Zum Glück war dem Mädchen nichts passiert. Die Stacheln eines Kaktus wieder herauszuziehen konnte eine mühsame Arbeit darstellen. Je nachdem wie viel Stacheln man in der Haut stecken hatte. Erleichtert atmete die Langhaarige aus, als der Kaktus seinen Weg auf einen der Tische fand. So konnte er niemandem mehr Schaden zufügen. Verdursten würde er, aufgrund der Großzügigkeit von River, ebenfalls nicht. Nun konnte es endlich an die eigentliche Aufgabe gehen, den Klassenraum zu säubern. Luana fragte sich, ob es hier vielleicht eine versteckte Kamera gab, die ihre Mühen und Anstrengungen aufzeichneten und für genügend Lachstoff sorgten. Das wäre allerdings mehr als unterste Schublade. Diese Gedanken beiseite schiebend, schnappte sich die Rosahaarige den Eimer und befüllte ihn mit Wasser. Ohne Wasser ließ es sich schlecht putzen. Luana nickte auf die Aussage von River. Sie hatte absolut nichts dagegen, wenn sie sich nicht selbst der dreckigen Tafel stellen musste. "Gut, dann machst du die Tafel und ich fange mit dem Bücherregal an. Tische, Stühle und Boden machen wir dann gemeinsam.", somit war die Frage, ob die Nixe Hilfe beim Staubwischen brauchte, ebenfalls beantwortet. Luana war sich beinahe sicher, dass sie mit dem Staubwischen wesentlich schneller fertig sein würde, als die Schwarzhaarige mit der Tafel. Schnell war das passende Utensil gefunden, aber bevor es daran ging den lästigen Flusen den Kampf anzusagen, bewegte sich das Mädchen auf die Fensterfront zu und öffnete ein Fenster. Schließlich wollte sie für keinen Erstickungstod verantwortlich sein. Beim Staubwischen wurde leider meistens ordentlich viel Dreck aufgewirbelt und ein wenig frische Luft konnte auch nicht schaden. Da nun auch diese Hürde genommen wurde, wandte sich die Langhaarige endlich ihrer eigentlichen Aufgabe zu. Dem Bücherregal. Der Staubwedel war ihr dabei eine große Hilfe. Man konnte direkt beobachten wie die Staubschicht auf den einzelnen Büchern verschwand und man endlich wieder die Buchrücken lesen konnte. Die Einbände sahen auf alle Fälle schon recht alt aus. Ob die Bücher auch wertvoll waren? Kaum zu glauben, wann man diese Bücher hier einfach so vergammeln ließ. Mit einem Blick auf die Tafel und River vergewisserte sich Luana ob es auch bei ihr vorwärts ging. Wie es schien kamen sie gut voran. Sollte die Langhaarige, wie angenommen früher fertig werden, würde sie mit der Säuberung der Tische und Stühle beginnen. Der Boden kam zum Schluss.
Luana schien ganz offensichtlich nichts gegen meinen Vorschlag zu haben und stimmte meinem Plan zu, woraufhin ich zufrieden nickte und schnappte mir einen Putzlappen, den ich mit Wasser tränkte. Anschließend gab ich mir Mühe das überschüssige Wasser herauszuquetschen, stellte mich dabei aber wohl etwas blöd an, denn er tropfte noch, als ich damit zur Tafel ging. Aber mich sollte das nicht stören. Auch die Wassertropfen, die an meinem Arm hinunterliefen, als ich in der Mitte der Tafel zu wischen begann, störten mich nicht im Geringsten. Was mich allerdings doch ziemlich störte, war die Kreide, die offenbar ziemlich hartnäckig war. Besonders am Rand der Tafel. Ganz besonders am unteren Rand. Missmutig betrachtete ich die Ablagerungen und schaute mich einen Moment um, ehe ich nach einem Lineal griff, dass wohl irgendjemand hatte liegen lassen. Dann begann ich die Ablagerungen nach und nach weg zu kratzen. Keine leichte Aufgabe. Ich schaffte es sogar mehr als nur einmal mir das Lineal in die Finger zu donnern und mir die Finger an harten Kanten aufzukratzen. Verbissen presste ich die Lippen aufeinander, zog konzentriert die Brauen zusammen und machte weiter. Mit meiner Methode dauerte es ziemlich lange, bis die Tafel langsam einen Zustand annahm, den eine Tafel eigentlich haben sollte. Schließlich begann ich zwischen Tafel und Waschbecken hin und her zu laufen, weil ich begonnen hatte die Flächen abzuwischen und den Lappen regelmäßig auszuwaschen, um keine Wasser-Kreide-Reste zu hinterlassen. Das hatte den Vorteil, dass die Tafel nach und nach immer sauberer wurde. Der Nachteil war allerdings, dass der Boden immer feuchter wurde, bis ich schließlich irgendwann ausrutschte und mit einem erschrockenem Quietschen auf dem Hintern auf dem nassen Boden landete. Einen Moment blieb ich noch etwas schockiert von dem Schreck sitzen, atmete dann aber langsam aus. "Entschuldige.", murmelte ich, damit Luana sich keine Sorgen machte. "Ich bin ausgerutscht. Aber mir gehts gut. Alles okay." Naja, mehr oder weniger. Meine Finger taten weh, mein nun nasser Hintern ebenfalls und mein Fußgelenk zog etwas unangenehm, als ich aufstand. Aber das waren ja nur Kleinigkeiten.
Das Abstauben ging ziemlich zügig voran, wobei hier und da ein Niesen der Nixe zu hören war. Das Niesen wurde allerdings vom Kratzen an der Tafel übertönt und ließ jedes Mal einen Schauer über den Rücken von Luana laufen. Die Haare stellten sich bei der Langhaarigen auf. Das Mädchen versuchte das Kratzen zu ignorieren und widmete sich ihrer eigentlichen Aufgabe. Abstauben. Hin und wieder ließ sich die Meerjungfrau sogar dazu verleiten einmal kurz in die Bücher zu gucken. Die Vermutung, dass es sich um alte Bücher handelte, bestätigte sich auch. Zwar waren nicht alle aus derselben Zeit aber einige - sehr zerfledderte - Exemplare waren ziemlich alt und muffelten auch so. Der Geruch des Todes. Oder eben der Geruch von alten Büchern. Noch bevor sich Luana am Ende des Tunnels sehen konnte, wurde sie von einem Quietschen mitten im Abstauben aufgehalten. Das Quietschen, was sich ein wenig wie ein Schrei angehört hatte, ließ die Langhaarige zusammenzucken. Erschrocken drehte sie sich zu River um und konnte sie auf den ersten Blick gar nicht entdecken. Erst bei näherem Betrachten, konnte sie das Mädchen auf dem Hosenboden vorfinden. Die Erklärung hätte sich die Schwarzhaarige nach ihrer Bruchlandung eigentlich sparen können, es war immerhin offensichtlich, dass sie ausgerutscht war. Erst kurze Zeit später fand Luana ihre Stimme wieder. "Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?", stellte die Langhaarige die Frage nach ihrem Wohlbefinden. Irgendwie zog die Langhaarige immer wieder solche Unfälle an, zwar passierte es Luana nicht selbst aber ihren Mitmenschen. Vielleicht war sie ein Unglücksbringer. Bei dem Gedanken verzog sich ihr Gesicht. Genug solcher Gedanken. Die Rosahaarige hatte bereits ihren Staubwedel auf einen der Tische abgelegt und begab sich zu River. Sie wollte sich nur vergewissern, dass es ihr auch wirklich gut ging. Und da bemerkte sie auch den Übeltäter, welchen River zu Fall gebracht hatte. Wasser am Boden. Konnte unter Umständen sogar tödlich ausgehen. Luana reichte dem Mädchen die Hand, damit sie vom nassen Boden aufstehen konnte und nicht gleich wieder der Länge nach hinknallte. "Das sollten wir auf alle Fälle aufwischen, nicht, dass so etwas nochmal passiert. Dann müssen wir garantiert einen Arzt aufsuchen.", gab die Meerjungfrau zu bedenken. Zweimal hinzufallen war definitiv mindestens einmal zu viel. Und die Möglichkeit wirklich bescheuert aufzukommen war mehr als gegeben. Luana wollte ein weiteres Mal lieber vermeiden und wartete geduldig bis sich River wieder beruhigt hatte und sich aufhelfen ließ. Man konnte nur hoffen, dass Luana nicht ebenfalls auf dem Boden landen würde, sie war ja auch nicht unbedingt ein Schwergewicht.