Etwas unsicher stand ich im Klassenraum und schaute mich aufmerksam um, während ich auf das Mädchen wartete, dass mir half hier sauber zu machen. Ich wusste nicht genau was der Grund dafür war, dass wir das hier machen sollten, aber solange es jemandem half, tat ich das ganz gern. Also, mal sehen... Was muss den alles gemacht werden? Die Tafel sah furchtbar aus. Ich war mir nicht sicher, ob man von hinten überhaupt noch was erkennen konnte, wenn man etwas anschrieb. Das Bücherregal hatte auch schon bessere Tage gesehen und mit den Pflanzen hatte ich Mitleid. Da so eine Pflanze ja sowas wie ein Lebenwesen war, entschied ich, dass ich da wohl besser früh als spät anfangen sollte und ging zum Waschbecken, um Wasser zu holen. Glücklicherweise befand sich dort eine Gießkanne, die allerdings selbst bereits Staub angesetzt hatte. Etwas missmutig verzog ich das Gesicht, pustete den Staub herunter und musste prompt niesen, als ich ihn aus versehen einatmete. Anschließend versuchte ich das Wasser aufzudrehen. Erfolglos. "Na sowas.", murmelte ich verwundert, stellte die Gießkanne beiseite und versuchte es erneut. Mit beiden Händen. Aber wie es aussah, war ich wohl ein ziemlicher Schwächling, wie ich da vor mich hin ächzte und versuchte den Hahn aufzudrehen. Nach zwei weiteren Versuchen gab ich es auf. Die armen Pflanzen....
Irgendwie fühlte ich mich noch immer etwas benommen von dem kleinen Schock, weshalb ich Luana echt sehr dankbar war, dass sie mir beim Aufstehen half. Auf ihre Frage hin nickte ich noch ein paar Mal. "Ja, mir gehts gut.", wiederholte ich und hob beruhigend die Hände, die vielleicht nicht unbedingt einwandfrei aussahen mit all den Kratzern an den Fingern. "Ich bin bloß etwas nass geworden.", gab ich zu und schaute kurz an mir herab, ehe ich mir über den Hintern wischte, der doch ziemlich feucht war. Zum Glück trug ich meine Schuluniform und somit einen Rock, nicht eines meiner Kleider, die für gewöhnlich ziemlich hell waren. Außerdem hatte ich von den Röcken zwei und konnte den hier einfach waschen. Gut, Kleider auch, aber... Ich war trotzdem einfach froh, dass es der dunkle Rock war, den ich gerade trug. Auf Luanas Anmerkung, wir sollten das Wasser auf dem Boden am besten Aufwischen, verzog ich entschuldigend das Gesicht. "Das ist meine Schuld.", merkte ich an, "Irgendwie krieg ich es nicht hin das überschüssige Wasser aus dem Lappen zu quetschen." Etwas missmutig legte ich den Lappen auf einen der Tische, wo er direkt eine kleine Pfütze bildete. Als nächstes griff ich mir einen ganzen Stapel von den Tüchern, die beim Waschbecken lagen und legte sie Blatt für Blatt auf den nassen Boden. "Weißt du zufällig, wie das geht? Kannst du mir das zeigen?" Fragend, vielleicht sogar ein bisschen hilflos, schaute ich Luana an, während ich begann das Wasser mit den Tüchern aufzuwischen. Auf den Knien.
River ließ sich bereitwillig auf die Beine helfen und zum Glück blieben die beiden Mädchen auch stehen. Die Langhaarige wollte keine Bekanntschaft mit dem Boden schließen, daher war sie dankbar doch standhafter zu sein als angenommen. Gott sei Dank war der Schwarzhaarigen auch nichts weiter passiert, als ein bisschen nass zu werden. Für einen gebrochenen Fuß war der denkbar schlechteste Zeitpunkt. Luana wusste nämlich keine Nummer eines Arztes. Das gehörte definitiv auf ihre To-Do-Liste. Einen Arzt bei den Kontakten zu haben, konnte Leben retten. Dieser Aufgabe würde sie sich demnächst stellen, doch jetzt sollten die beiden Mädchen zuerst das Wasser aufwischen, damit nicht noch ein Unfall passierte. Die Nixe lauschte den Worten von River. Sie schien sich schuldig zu fühlen, hier eine kleine Überschwemmung veranstaltet zu haben und setzte auch gleich zu einer Erklärung an, während sie bereits ein paar Papiertücher auf den Boden legte. Damit konnten sie ganz bestimmt das überschüssige Wasser zusammenputzen, daher hockte sich auch die Langhaarige zu River auf den Boden und fing mit dem Aufwischen an. "Keine Sorge, das bekommen wir schon hin. Wenn der Boden wieder trocken ist, zeig ich dir wie das geht.", antwortete die Langhaarige mit einem sanften Lächeln. Die gebrauchen Papiertücher landeten ebenfalls im Müll und der Boden war wieder rutschfrei. Jetzt kam der nächste Punkt, welcher bewerkstelligt werden musste. Wie wringt man einen Lappen aus. Anscheinend war River auch gar nicht auf die Idee gekommen einen Eimer mit Wasser zu füllen und den Lappen darin einzutauchen. Daher würde Luana das ebenfalls nachholen. "Damit du nicht ständig zum Waschbecken laufen musst, sollten wir einen Eimer mit Wasser füllen. Dann tropfst du nicht." Ein Eimer mit Wasser war schnell gefüllt. Den Eimer stellte die Nixe auf dem Lehrertisch ab, damit man sich nicht ständig bücken musste. Der Lappen, welcher auf den Tisch lag und bereits eine beträchtliche Pfütze gebildet hatte, wurde ebenfalls zur Hand genommen. "Zuerst mal den Lappen eintauchen und dann so auswringen.", erklärte die Nixe, während sie den Lappen zwischen ihren Händen hielt und jeweils in verschiedene Richtungen drehte, damit das Wasser wieder zurück in den Eimer tropfte. "Versuch du es mal.", bekräftigte sie die Schwarzhaarige und war sich sicher, dass sie es hinbekommen würde.
Erleichtert atmete ich auf und schenkte Luana ein dankbares Lächeln, als sie mir sagte, sie würde mir zeigen wie das mit dem Lappen ging. Anschließend wischten wir gemeinsam das Wasser vom Boden auf und warfen anschließend auch die benutzten Tücher weg. Hilfsbereit wie sie war erklärte mir Luana auch direkt, dass es einfacher für mich wäre einen Eimer mit Wasser zu füllen - so sparte ich mir den Weg zum Waschbecken und zurück. Ich nickte eifrig, zwang mich ihr nicht wie ein anhänglicher Welpe hinterher zu laufen und knetete den Saum meiner Bluse, während ich ihr zusah. Anschließend zeigte sie mir wie das mit dem Lappen funktionierte, woraufhin meine Augen ganz groß wurden. Ich hatte das immer anders versucht, aber so wie sie es tat kam da tatsächlich eine ganze Menge Wasser raus. Auswringen nannte sie das. "Okay.", murmelte ich, um ihr zu signalisieren, dass ich verstanden hatte. Schließlich war ich dran den Lappen auszuwringen. Vorsichtig nahm ich ihn ihr ab, tauchte ihn in die wunderbare Flüssigkeit und versuchte ihn anschließend, wie sie, auszuwringen. Und tatsächlich, da kam eine Menge Wasser aus dem Lappen, wenn auch nicht so viel wie bei ihr, aber das störte mich nicht so sehr. Ich war nicht gerade stark und da der Lappen nicht tropfte, hatte ich immerhin den Teil der Aufgabe erfolgreich gemeistert, befand ich. "Reicht das so?", fragte ich vorsichtig und betrachtete den Lappen in meiner Hand. Er war noch feucht genug, um die Tafel weiter abzuwischen, weshalb ich probehalber zu dieser herüber trat und einmal über die fast saubere Fläche wischte. Kein Tropfen. Sehr gut. "Vielen Dank, dass du mir das gezeigt hast.", bedankte ich mich mit einem Lächeln bei Luana, "Mit der Tafel bin ich jedenfalls fast fertig." Ich musste nur noch die Flächen einmal ordentlich abwischen, dann wäre sie fast wie neu - auch wenn ich nicht wusste, wie eine neue Tafel aussah.
Rivers Versuch war tadellos gelaufen und so stand der Säuberung der Tafel nichts mehr im Wege. Sonderlich viel war sowieso nicht mehr zu erledigen. Nur ein kleiner Teil. Damit wäre die Schwarzhaarige im Nu fertig. Als sich das Mädchen bei Luana bedankte, winkte die Nixe ab. Wäre sie mit jemand anderem eingeteilt gewesen, hätte man River ebenfalls nicht im Regen stehen lassen. "Nichts zu danken.", gab die Neuseeländerin von sich und trotte die paar Schritte wieder zurück zu ihrem halbfertig abgestaubten Bücherregal. Wieder mit dem Staubwedel bewaffnet, widmete sie sich wieder ihrer Aufgabe. "Wenn du mit der Tafel vorher fertig bist, kannst du ja bereits mit dem Wischen der Tische und Stühle anfange. Ich brauch noch ein bisschen mit dem Bücherregal.", schlug Luana ihrer Mitschülerin vor. Immerhin hatte sie mit dem Bücherregal gerade erst begonnen gehabt, bevor das kleine Missgeschick mit River passiert war. Die Rosahaarige würde ihr auf alle Fälle gleich zur Hand gehen, wenn sie mit ihrer Aufgabe fertig war. Schließlich wollten die beiden Mädchen so schnell wie möglich mit ihrer auferlegten Aufgabe fertig werden. Wobei sich die Meerjungfrau immer noch darüber wunderte, wie man einen Klassenraum so verwahrlosen lassen konnte. Dabei wurde den Schülern immer ein sorgsamer Umgang mit den Gegenständen und Materialen beigebracht. Galt wohl nicht für Klassenräume an sich. Oder wozu auch sonst ein solcher Raum gebraucht wurde. Zum in die Luft schauen höchstwahrscheinlich nicht. Das taten die Schüler sowieso zur Genüge im eigentlichen Unterricht. Kurz ließ sich die Langhaarige dazu verleiten während ihrer Abstaubaktion ein wenig zu summen. Leider war sie dazu verdammt nicht singen zu können. An und für sich vielleicht kein Weltuntergang, aber für einen Meeresbewohner der zur Gattung der Nixen gehörte doch recht ungewöhnlich. Daher verstummte das Gesumme des Mädchens wieder, als ihr dieser Fauxpas auffiel. Ein kurzer Blick zu River bestätigte ihr bereits die Vermutung, dass die Schwarzhaarige demnächst fertig sein würde.