Kapitel 1 Insel Isola

Die Frische Meerbrise umhüllte Itsus Gesicht während er, Gedankenversunken, den vorbeifliegenden Möwen zuschaute. Fest umgriffen den Brief seines Vaters in der rechten Hand. “Ein Neues Leben was Itsu?”, fing er an mit sich selbst zu reden. In der Ferne erkannte man schon verschwommen die Insel Isola. Er erinnerte sich noch an die Geschichten von seinem Vater. Die Insel, geformt wie eine Pfote, welche eine Schule für Wesen wie ihm bereithielt. “Ich hoffe du hast Recht Vater...”, sprach er weiter und schaute dabei weiter in den Himmel in der Hoffnung das sein Vater ihm zuhörte. Die Gischt umspülte den Bug des Schiffes, legte sich aber direkt wieder so schnell wie sie entstand. Itsu atmete aus und die Kühle seines Atems verpuffte direkt wieder in eine kleinen Wolke Dampf. Er schaute wieder nach vorne und die Insel schien etwas näher gerückt zu sein. Sein Herz schlug erstaunlicherweise ruhig, obwohl er doch sehr gespannt ist was ihm dort erwartet. Gibt es dort auch Halbwesen oder Drachen wie er selber einer ist? Oder auch andere Wesen? Er malte sich ein paar Gedanken innerlich aus, ließ diese aber direkt wieder verblassen. “Ich lasse mich einfach überraschen.” redete er sich ein und musste grinsen. Er faltete noch einmal den Brief auf und las die Zeilen durch. Es schien ihm immer noch als hätte sein Vater geplant ihn nach seinen Tot auf diesen Weg zu leiten. Ein relativ normales Leben zu führen. Er schaute wieder auf und erkannte den Hafen auf den das Schiff langsam zusteuerte. Immer mehr Möwen umringten das Schiff je näher es dem Hafen kam. Wie die Bodyguards eines Königs umschwirrten sie das Schiff. Nun schlug sein Herz doch etwas schneller je näher sie dem Hafen kamen. Er konnte schon das Getümmel hören welches dort herrschte.

Er ergriff seinen schmalen Koffer, Schulterte seine Geigentasche und hing sich seine Umhängetasche um. Mit einem kleinen Ruck legte das Schiff an und fuhr die Landebrücke aus um den Passagieren den Landgang zu ermöglichen. Itsu hätte zwar auch in seiner Drachengestalt hier her fliegen können doch hatte er sich dagegen entschieden, da dies womöglich viel zu viel Aufmerksamkeit erzeugt hätte. Er ging über die Landungsbrücke über auf die Insel. Noch etwas wackelig auf den Beinen blieb er erst stehen und atmete erneut die Meeresluft ein. Das wird wohl ab jetzt die Luft sein die er tagtäglich einatmen würde. “Eigentlich keine schlechte Sache”, murmelte er und schaute sich um. Zwischen den ganzen Kisten, Netzen und Seilen tummelten sich die Matrosen. Wie Arbeitsameisen wuselten diese hin und her, riefen sich Dinge zu was sie als nächstes brauchten und rannten wieder zurück. Itsus Blick blieb an einem kleinen Springbrunnen hängen der wie eine kleine Insel der Zuflucht zwischen den Wohnhäusern auftat. Wie geleitet von seinem Gefühl ging er in Richtung dieses Springbrunnens. Kinder mit ihren Eltern tummelten sich um diesen. Er hörte einen kleinen Jungen, zerrend an der Hand seiner Mutter, schreien das er ein Eis haben wollte. Itsu musste lächeln und zog einen Handschuh aus. Als die beiden an ihm vorbeiliefen, legte er seine Hand an sein Kinn an und pustete einmal kräftig über seine Handfläche. Eine kleine Schneewolke entstand und sank auf die beiden nieder. Die Mutter ließ verwundert den Jungen los. Diese machte erst große Augen als sich eine Schneeflocke auf seine Nase setzte, bis er realisierte das es echter Schnee war. Der Junge fing an die Schneeflocken auf seine Zunge landen zu lassen und musste jedes Mal freudig lachen als ihm dies auch gelangte. Itsu musste zufrieden lächeln. Immer mehr Kinder fingen an sich um den Jungen zu versammeln und versuchten die Schneeflocken zu fangen. Itsu setzte sich auf den Rand des Brunnens und beobachtete die glücklich lachenden Kinder. Als die letzten Schneeflocken anfingen sich aufzulösen und die Kinder enttäuscht auch der letzten Schneeflocke hinterherjagten öffnet Itsu seine Geigentasche. Er strich zufrieden über seine Geige, holte sie hinaus und klemmte sie unter sein Kinn. Ein paar Blicke, die sich auf ihn niederlegten ließ ihm Bestätigung zugrunde und er fing an eine fröhliche, hüpfende Melodie zu spielen. Wie ein Schalter den man umlegte verstummten Gespräche um ihn herum und Blicke richteten auf Itsu. Er ließ die Sehne über die Seiten huschen und spielte ungehindert weiter. Die Kinder die vorhin die Schneeflocken hinterherjagten fingen erst an der Melodie zu lauschen bis ein kleines Mädchen anfing zu der Melodie zu tanzen. Zu mindestens versuchte sie es. Doch darauf kam es nicht an. Das Lächeln, welches sich langsam immer mehr in den Gesichtern der Zuhörer auftat, war mehr als Bestätigung. Immer mehr Kinder fingen an sich um Itsu zu versammeln und tanzten mit den Mädchen zusammen zu der Melodie, lachten und teilten ihre Lebensfreude allen mit. Eltern standen, im Rythmus klatschend, am Rand der kleinen Fläche. Itsu fühlte sich glücklich. So wie jedes Mal, wenn er anderen Personen um sich herum eine Freude bereiten konnte.