Immer, wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich sie: Julia. Aber nicht nur irgendeine Julia, nein. Meine zweite Hälfte, weggesperrt in einem Labyrinth aus Versiegelungen und trotzdem in der Lage mich einzuholen. Da ist es dann, das kühle Gesicht mit dem leichten Grinsen. Die blauen Augen die in einem Kalkül auf mich zurückschauen, als wüssten sie genau, dass sie irgendwann sowieso gewinnen würden. Bereit den Hass und alles negative wieder mit in mein Leben einfließen zu lassen... So ist es immer, wenn ich länger als 5 Minuten in den Spiegel schaue…und es macht mir Angst. Zu wissen, dass ich vielleicht irgendwann nicht mehr in der Lage bin diese Spaltung aufrecht zu erhalten. Ich will nicht, dass sich alles schon wieder vermischt! Ich will vergessen…und mich nicht erinnern…
Leviathan Nakamura
Werde endlich erwachsen!
Eindruck:
Ach, Levi. Du weißt, dass du mir die Welt bedeutest, oder? Wir hatten eine Menge Hürden zu überwinden und unsere Wiedervereinigung war sicherlich keine einfache Sache. Auch jetzt legst du es tagtäglich darauf an mir den letzten Nerv zu rauben, aber das ist in Ordnung. Ich wünschte mir nur, du würdest dir endlich einmal diese weiße Strähne im Gesicht entfernen. Du könntest so viel besser aussehen, wenn du dir eine einheitliche Farbe zulegen würdest…und wenn deine Kleidung mal besser zurechtgemacht wäre. Du bist bald Volljährig, Herr Nakamura! Du wirst nicht ewig ein einfaches Leben hier auf der Insel haben. Genau deswegen mache ich mir in letzter Zeit ernsthafte Sorgen um dich. Du bist so…anders geworden. Ich werde dich wohl demnächst mal ins Kreuzverhör nehmen müssen, deine Probleme vergräbst du nämlich so gut, dass selbst Tiefsee-Bohrungen einfacher sind. Wir sind so gut wie eine Familie…wenn du es mir nicht sagen kannst, wem dann?
Mathéo Tristam
Unberechenbare Variable...
Eindruck:
Nun, es gibt sicherlich viel über den Tristam zu sagen, mit dem ich mir seit einigen Monaten eine Haushälfte teile. Am Anfang war er jedoch noch ein Freund von meinem Schützling…mittlerweile bin ich mir in vielen Dingen nicht mehr so sicher. Ich halte an meiner Überzeugung fest, dass es nicht mehr als eine leise Sympathie ist. Jeder stellt sich auf einander ein, wenn er unter dem gleichen Dach lebt, davon bin ich überzeugt. Dafür spricht der Fakt, dass wir uns seit dem einen Abend auch nicht mehr miteinander auseinandergesetzt haben. Aber…irgendwie geht es doch voran. Ich weiß einfach nicht wie ich es bemessen, oder bewerten soll. Manchmal überkommt mich einfach ein Gefühl der Wärme, wenn sie auch noch so klein ist. Es ist kein striktes nebeneinander her leben mehr. Grenzen verschwimmen zusehends. Es verwirrt mich, lässt mich vom Weg abkommen. Aber diese Verwirrung scheint sich irgendwie zu spiegeln. Auch bei Mathéo meine ich diese Anzeichen sehen zu können. Die Grenzen von Freundschaft und Bekanntschaft scheinen hier nicht mehr zuzutreffen, schon längst überwunden zu sein, oder nicht? Ich habe keine Ahnung, mein Kopf gibt mir keine klare Richtung vor!
Bernardo Gavri-El
Respektiert, aber distanziert.
Eindruck:
Dieser Engel ist einer meiner Kollegen und somit Lehrer an der Schule. Er hat mir in manchen Aspekten der Schulplanung schon des Öfteren geholfen und seine Kompetenz eindeutig unter Beweis gestellt. Auch scheint er auf der Insel nicht gerade unbekannt zu sein. Er scheint - so wirkt es - einiges an Historie mit diesem Ort zu verbinden. Komisch nur, dass ich mich aus meinen Kindheitstagen nicht an ihn erinnern kann. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass er eine Vorliebe für Motorräder hegt. Die Zeichen waren zu eindeutig, als dass ich sie hätte ignorieren können. Ich respektiere ihn in jedem Aspekt. , was mich an ihm stört. Es ist vielmehr dieser Eindruck, den er versprüht, welcher ihn in gewissem Maße leicht negativ behaucht. Sein Verhalten löst den Eindruck aus, dass man in seiner Gegenwart ein kleines Kind ist, welches seinen Weg noch nicht gefunden hat. Wenn seine Lippen es auch nicht aussprechen, es wird subjektiv vermittelt. Vielleicht ist das der Grund, warum es nur eine Kollegiale-Freundschaft ist. Wie eine Barriere, die mich auf Distanz hält. Vermutlich nicht unbedingt etwas schlechtes.
Tristan Kober
Geschätzter Kollege
Eindruck:
So viel es über ihn auch zu sagen gibt, es ist meist nur positives. Er ist umsichtig und sorgfältig genug seine Arbeit auszuführen, ohne den anderen großartig Probleme zu bereiten. Es war schon zu meinen Zeiten als normale Lehrkraft ein angenehmes Erlebnis mit ihm zusammenzuarbeiten. Vermutlich hat sich deswegen auch so etwas wie eine geschätzte kollegiale Freundschaft aufgebaut. Es fällt mir schwer das anders zu bezeichnen, denn viel über privates reden wir nicht, selbst wenn wir in einem Café sitzen oder über ein paar Ausflüge reden. Allein das hat Ewigkeiten gedauert, bis es dazu kam. Nicht zuletzt, weil ich außerhalb der Schule eher weniger mit meinen Kollegen zu tun habe. Ganz besonders nach meiner Übernahme des Direktorenpostens habe ich mich regelrecht der Arbeit verschrieben und mein Privatleben ist so ziemlich stehen geblieben. Die wenige Zeit mit ihm holt mich immer ein bisschen aus diesem Umfeld heraus. Keine Ahnung, ob ich das wirklich gut finde. Aber es scheint mich in diesen Moment nicht großartig zu stören. Unverzichtbar ist er in jedem Fall. Wenn ich eine Vertretung organisieren müsste, er wäre auserkoren diese Hürde auf sich zu nehmen. Wie gut er das kann, zeigt sich spätestens zu diesem Zeitpunkt...
Amélie Cazardieu
Merkwürdig
Eindruck:
Ich weiß nicht genau wie ich Frau Cazardieu einschätzen soll. An manchen Tagen ist sie ganz nett und an manchen wiederrum ungeheuer freundlich. Hinzu kommt, dass sie sich in meiner Gegenwart kaum ändert. Ganz im Gegensatz zu den anderen Leuten in meinem Umfeld, die entweder still werden oder meinen Blicken ausweichen. Es fällt mir schwer ihre Art genaustens zu lesen. Auch, wenn sie auf mich einen doch recht fragilen Eindruck macht. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihre Emotionalität manchmal ziemlich stark durchscheint und ein bisschen die Überhand gewinnt. Genaueres kann ich dazu allerdings nicht wirklich sagen. Was ich aber mit Sicherheit weiß: Ich respektiere sie, weil sie durch ihre Art und Arbeit gleichermaßen das Wohl der Schüler im Blick hat und sich nicht zu Schade ist es auch durchzusetzen. Ob ich sie deswegen besser kennenlernen will? Ich weiß es nicht. Im Grunde genommen würde ich eher dagegen sprechen, bin ich weder eine besonders gesprächige, noch überaus enthusiastische Person. Obwohl ich sie schon ein paar Mal mit Essen in Verbindung bringen konnte und sie mir gegenüber kurz mal etwas in der Richtung erwähnt hatte. Wenn es sich anbietet, dann werde ich unter Umständen wohl mal die Initiative ergreifen. So lange sie dabei nicht unbedingt das Weite sucht, versteht sich. Momentan ist sie wie eine Scheibe aus Milchglas. Man kann erahnen was dahinter steckt, aber man wird es nie wissen, wenn man an seiner aktuellen Position stehen bleibt.