Teilnehmer: Jin, Shiina Mashiro Startort: Der Stadtpark, am Brunnen Zeitpunkt: vor drei Jahren | Weihnachtsfeier
Vor drei Jahren, es war ein Weihnachtsabend. Shiina hatte sich von dem gewöhnlichen Trubel im Waisenhaus entfernt und im Park der Stadt an einem Brunnen niedergelassen. Es war einer ihrer Lieblingsplätze auf der Insel. Besonders in dieser Nacht fand sie es mehr als nur beruhigend den Nachthimmel zu beobachten. Was sie nicht wusste, noch jemand anderes war zu diesem Zeitpunkt auf dem Menschenleeren Platz. Es war jene Begegnung, welche den Grundstein für eine Freundschaft legte, die sogar tierische Instinkte komplett überwand.
Jin lächelte auf Shiinas Reaktion hin. Sie war schon einmal in der genannten Gegend? Natürlich war sie das. Wieso sollte sie ihn anlügen. Außerdem hatte sie Recht. Die Randbezirke dieser Stadt empfand er selbst immerhin auch als Recht schön. Zumindest schöner als die Innenstadt. Hier gab es zu wenige Bäume und Wiesen. Außerdem war es hier so laut und hektisch. Alle Gebäude sahen so aneinander gepresst und gleich aus. Nein...ihm gefiel es dort auch viel besser. Leider hatte er nur selten die Möglichkeit aus den Lagerhäusern dort heraus zu kommen. Viel zu oft sperrte man ihn dort ein um sich mit ihm um seine Sozialisierung zu kümmern. Aus diesem Grund bedeuteten ihm die Tage an denen er dort heraus kommen konnte so viel. "...Ja. Ich auch...", entgegnete Jin auf Shiinas Wunsch hin, dass die nächsten Jahre für ihn schnell vorüber gehen würden. Er mochte seine ganzen Erzieher sehr gerne. Immerhin kümmerten sie sich gut um ihn und versuchten ihn nach seinem langen Schlaf auf diese neue Zeitepoche vorzubereiten. Aber trotz all ihrer Mühen fühlt er sich einfach so eingesperrt...so einsam. Auch wenn er sehr oft lächelte empfand er immer dieses merkwürdige Gefühl, welches die Menschen "Depression" nannten. Das Halbwesen fühlte sich einfach immer so leer...so hoffnungslos. Aber wer würde sich nicht so fühlen, wenn man auf einmal in einer Zeit aufwacht in der einfach alles anders ist? Jin empfand die Reaktion des Mädchens auf seine Frage hin ob sie ebenfalls ein übernatürliches wesen war als ziemlich merkwürdig. Statt zu antworten, wanderte ihr Blick einfach wieder hinauf zum Mond. Hatte er etwas falsches gesagt? Im Gegensatz zu Shiinas erhobenen Blickes, senkte sich der Blick des Jinouga hinunter zu Boden. Sie antwortete nicht. Aber wieso nicht? Ohne seiner Frage nachdruck zu verleihen entschied sich das Halbwesen dazu seine Frage noch einmal genauer zu überdenken. Hatte er sich im Ton vergriffen? War die Frage unpassend? Es schien fast so als hätte er irgend etwas falsch gemacht...aber so sehr er darüber auch nachdachte, kam er einfach nicht darauf was nun schief gelaufen war. Erst als Shiina vom Brunnenrand aufstand und sich direkt vor ihn stellte, wanderte Jins Blick wieder hinauf. Unbeeindruckt und mit seiner üblichen Trägheit beobachtete der Jinouga wie aus dem Rücken des Mädchens strahlend weiße Flügel empor schossen. Der Mund des jungen Mannes öffnete sich leicht als er die prächtige Gestalt betrachtete, die gerade vor ihm stand. Zum ersten mal seit langer Zeit überkam ihn ein Gefühl, welches er ganz vergessen hatte. Es fühlte sich an wie...nein...es war tatsächlich genau dieses. Hoffnung. Zum ersten mal seit langer Zeit unter den Menschen hatte er nun eindeutig Kontakt mit einem Wesen welches genau wie er war: Anders. Ein wundervolles Gefühl, welches dem Jinouga nach einigen Momenten ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen zauberte. "...Ich habe schon ein paar mal irgend etwas von Engeln gehört...aber ich sehe zum ersten mal einen...", Gab Jin zu als er Shiina betrachtete. Er empfand sie schon davor als eine sehr schöne Person. Auch wenn ihn dieses Gefühl etwas verwirrte. Immerhin standen menschenähnliche Wesen in seiner eigenen Zeit noch auf seiner Speiseliste. Aber dies war ein Phänomen, welches auch den Verhaltensforschern des Jinouga aufgefallen waren. Ohne es selbst zu realisieren entwickelte er seit einigen Monaten menschenähnliche Denk- und Verhaltensweisen. Zwar ging man aus, dass sich Diese als Antwort auf seine lang anhaltende Menschenform in ihm entwickelten, jedoch war sich da niemand so wirklich sicher. "...Diese Flügel machen dich noch schöner...", Gab Jin lächelnd zu. Es dauerte einige Augenblicke bis er seinen Blick wieder von ihr abwendete und nachdenklich auf den Boden sah. Er wusste nicht wieso aber irgendwie machte ihn das ein wenig traurig. Lag es daran, dass ihre wahre Form so wunderschön war, während seine ein beängstigendes Biest war? Er wusste zwar, dass es ihm nicht erlaubt war aber...sollte er ihr auch seine wahre Gestalt zeigen? Irgendwie empfand er es als unfair, dass sie sich ihm in ihrer ganzen Pracht präsentierte und sie sich selbst kein Bild von ihm machen konnte. Was wenn seine Erzieher ihn so sehen würden? Oder noch schlimmer...was wenn Shiina Angst hätte? Der Anblick des bildhübschen Engels hatte so viele Fragen in seinem Geist aufgewirbelt... "...Es muss toll sein so eine Gestalt zu haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen Angst vor dir haben könnten. Vor mir auf der anderen Seite hat jeder Angst...selbst meine Erzieher werden nervös wenn sie mich in meiner Tierform sehen. Das macht mich traurig...", gab Jin seufzend zu. Eigentlich liebte er seine Tierform. Aber das durfte niemanden wundern, immerhin war das die Gestalt in der er sein Leben von Geburt an geführt hatte. Aber es gab wohl keine Zweifel daran, dass ein solches Aussehen in der heutigen Zeit sicherlich nicht wirklich praktisch war. Zumindest wenn man nicht fernab jeglicher Zivilisation lebte. Jedoch konnte es sich der junge Mann nicht verkneifen die Frage zu stellen, welche ihm gerade im Kopf herum schwirrte. "Willst du sie sehen?...Meine Tierform?...", Jin wusste zwar, dass er sich damit in große Probleme bringen konnte. Er würde Shiina nicht angreifen. Er selbst hatte immerhin das Gefühl, dass er seine Instinkte auch in seiner Tierform unter Kontrolle hatte. Die Gefahr ging von seinen Erziehern aus. Wenn sie das sehen würden, würden sie vielleicht davon sprechen, dass er einen "Rückfall" hatte. Er wollte es eigentlich vermeiden, dass man ihm wieder Moralpredigten halten würde welche die Verantwortungsvolle Nutzung seiner Kräfte anging. Aber er empfand es dennoch als unfair. Shiina hatte ihm ihre wahre Gestalt gezeigt. Er empfand dies als eine Art von Vertrauen, welche er ihr einfach ebenfalls entgegen bringen wollte, wenn sie es denn wünschte. Gespannt wartete das Halbwesen auf die Antwort des Engels, als er seinen Kopf erhob und ihr wieder in die Augen blickte.
Regungslos vor dem Jinouga verweilend betrachtete die Engelin, wie der zuerst wenig beeindruckende Blick des Weißhaarigen einem sehr überraschtem wich. Sogar sein Mund blieb ihm für einen kurzen Moment offen stehen. Doch statt es zu kommentieren, schaute die Blondine ihn einfach nur weiter in die Augen. Besonders die Aussage des ihr Gegenübers, das sie der erste Engel war welchen er nun sah, machte sie aus irgendeinem Grund fröhlich. "...normalerweise zeigen wir uns auch nicht...", antwortete Shiina ihm auf seine Aussage und formte dabei ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. Gleichzeitig übernahm sie dabei mal das Wort für den ganzen Rest ihrer Gattung. Eine Sache, die sie in ihrem vollständig abwesenden Zustand wohl nicht gemacht hätte. Dennoch stimmte die Aussage. Es gab weitaus mehr Engel unter den Menschen als man erwarten würde. Doch so schnell das Lächeln sich auch gebildet hatte, umso schneller verschwand es kurz darauf wieder als Jin seine nächste Aussage tätigte. Es war eine leichte, kaum bemerkbare Gesichtsrötung ihrerseits, als der Junge mit gelben Augen ihr direkt ins Gesicht sagte, das ihre Flügel sie noch schöner machen würden. Ein Kompliment, welches Shiina innerlich sehr durcheinander wirbelte. Noch nie hatte ihr jemand so etwas direkt gesagt. Ein Grund dafür war natürlich, dass sie sehr selten ihre wahre Form beibehielt. Die Verwandlung nun war die erste seit ein paar Monaten gewesen. Ein Wunder das diese so Reibungslos geklappt hat, aber das war wohl wie Fahrrad fahren. Man verlernte es nicht, egal wie lange es her ist. "...Danke...", brachte die Engelin eine kurze Zeit danach in sanfter Stimme über ihre Lippen um sich für das Kompliment zu bedanken. Sie wusste nicht, wie sie hätte anders auf so eine Aussage reagieren sollen. Auch in ihrer normalen Form war sie noch nie zuvor mit so einer Aussage konfrontiert worden - zumindest hatte sie dies noch nie mitbekommen. Tatsächlich war es das allererste Mal in ihrem Leben, das sie jemand als schön bezeichnete. Was den Effekt der Aussage noch einmal um ein weiteres verstärkte und die Blondine dazu bewegte, ihren Blick kurz etwas peinlich berührt in Richtung Boden zu senden und etwas nervös mit ihren Händen herumzuspielen. Jin, der aber kurz darauf wieder zu sprechen begann, ließ sie ihren Blick langsam wieder erheben. Das Halbwesen sprach nun davon, wie toll es bestimmt war so eine Gestalt zu besitzen, weil bestimmt niemand vor ihr Angst haben würde. Ganz im Gegensatz zu ihm und seiner Tierform. Mit einem beinahe schon vor Enttäuschung überquirlenden Tonfall beschrieb er die Tatsache, dass selbst seine Erzieher eine große Angst vor ihm hätten. Etwas verwirrt legte Shiina den Kopf schief. Das Thema über welches der junge Mann sprach, konnte sie so wirklich nicht nachvollziehen. Genauso wenig wie seine Sorgen deuten, welche sich wohl oder übel gleichzeitig mit seiner Aussage in seinem Gesicht widerspiegelten. Alles was sie verstand war, das er traurig ist. Weswegen sie nun überlegte wie man, wenn auch nur gering, gegensteuern konnte. Schon oft hatte sie gesehen wie weinende, oder traurige Menschen einfach von anderen Leuten umarmt worden sind. Was sie dazu bewegte, dies ebenfalls in Erwägung zu ziehen. Das sich die Personen, bei denen dies der Fall war, allerdings meistens gut kannten. Das hatte die Blondine noch nicht so richtig begriffen. Allerdings war es dafür auch schon zu spät. Sie machte einen Schritt nach vorne und im exakt gleichen Moment, wo Jin wieder in die Augen der Blondine schauen wollte, neigte sie sich mit ihrem Oberkörper nach vorne und fiel ihm um den Hals. Ein Zustand bei dem sich die Gesichter der beiden seitlich berührten. Zweideutiger konnte das von außen nicht aussehen. Allein schon von der Reihenfolge her. Zuerst saßen sie eng nebeneinander, dann stand sie auf, verwandelte sich und umarmte ihn noch einmal. Für Unbeteiligte bestimmt etwas Eindeutiges. Aber es wäre nicht Shiina, wenn sie darauf achten würde was andere denken. Seine vorher gestellte Frage beantwortete sie mit einer sanften Stimmlage, während sie ihm aus nächster Nähe direkt ins Ohr sprach. "...Ja...wenn du das möchtest...". Kurz danach löste sie sich langsam wieder von ihm. Es ließ sich nur erahnen was nun im Kopf des Halbwesens vor sich ging. Falls dieser überhaupt so plötzlich realisiert hatte, was da gerade passiert war. Seine Erzieher, sollten sie das gesehen haben, wären wohl auf jeden Fall genauso überrascht. "...wie groß ist deine Tierform?...", fragte ihn die Künstlerin nun. Jin hatte ihr ja nicht gesagt um was es sich bei der ganzen Sache handelte. eine Sache welche Shiina zwar nicht beunruhigte, aber dennoch einige Fragen in ihrem Kopf auftauchen ließ. Angst würde sie auf jeden Fall keine haben. "...ich bin mir sicher, sie ist auch schön...", fügte die Engelin hinzu und schaute ihm mit einem leichten Lächeln entgegen.
Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl als Shiina Jin um den Hals fiel. Es war nun das erste mal in seinem Leben, dass er von irgendjemanden umarmt wurde. Er hatte schon ab und zu davon gehört wie Menschen untereinander Zuneigung ausdrückten. Oft wurden Umarmungen damit assoziiert. Aber mit ihrer Hilfe konnte man auch Trost spenden oder Freude ausdrücken. Als würde das Gespräch mit Shiina nicht schon genug merkwürdige Reaktionen im Kopfe des Halbwesens erzeugen, die ihn beschäftigten und zum Teil sogar verwirrten. Nichtsdestotrotz nahm Jin die Umarmung einfach hin ohne sich dagegen zu wehren. Außerdem schien sie ja auch ihren Zweck zu erfüllen, denn ein Gefühl von Mut und ein Hauch von Aufheiterung breiteten sich in ihm aus. Vermutlich war es genau das was Shiina damit erwirken wollte. Jin konnte nicht anders als zufrieden zu Lächeln. Dieser Engel war wirklich eine gute Seele. "...Natürlich möchte ich es. Ich bin immer froh wenn ich meine Tiergestalt annehmen kann. Aufgrund meiner Erzieher habe ich leider nur sehr selten die Gelegenheit dazu...", gab Jin zu als Shiina sich wieder von ihm löste und er selbst auch aufstand. Er wusste, dass er dafür Ärger bekommen würde. Immerhin wurden die Beiden schon aus den Gebüschen des Parks beobachtet. Es waren nun schon eine ganze Zeit vergangen seit er sich von seinen Aufpassern entfernt hatte. Von daher war es kein Wunder, dass sie ihn inzwischen wieder gefunden hatten. Doch statt zu intervenieren, beobachteten sie die Situation einfach. Auf der anderen Seite war sich Jin jedoch sicher, dass sie eingreifen würden, sobald er seine Tiergestalt annahm. "Nun...drei Meter hoch werde ich schon sein. Meine Länge vom Kopf bis Schwanzende...ich bin schlecht darin Entfernungen abzuschätzen...etwa...sechs bis sieben Meter vielleicht?...", nachdenklich begann das Halbwesen dann damit sich am Kinn zu kratzen. Nun, er hatte definitiv kein Augenmaß und allgemein Probleme damit Dinge abzuschätzen. Entfernungen oder Gewichte von Dingen waren immer Angaben bei denen er ins straucheln kam. Seufzend winkte der Jinouga danach gedanklich seine Grübeleien ab. Nun, das waren nun zumindest die Angaben mit denen Shiina leben musste. Sie würde es immerhin gleich genauer sehen können. "Es könnte etwas laut werden, ja?...Jinouga leiten und erzeugen Elektrizität...es werden also gleich ein paar funken fliegen und womöglich ein mal laut knallen. Aber keine Sorge...danach wird es sehr leise werden. Denn ich kann in meiner Tierform leider nicht sprechen...", erklärte Jin als er eine paar Meter gesunden Sicherheitsabstand zu Shiina aufbaute und sich dann wieder zu ihr drehte. Ein sanftes lächeln huschte über seine Lippen als sein Körper langsam aber sicher damit anfing weiß zu leuchten. Vereinzelt sprühten einige elektrische Funken um den Körper des jungen Mannes, als dessen Gesicht durch die Helligkeit unerkennbar wurde. Auf einen Schlag entlud sich jedoch eine massive Stromladung, welche für einen lauten Donner sorgte. Binnen weniger Sekunden nach dieser Entladung dehnte sich der Körper des jungen Mannes immens aus und formte den viel größeren Körperbau seiner Tierform. Ein lautes knurren entfuhr der Kehle der Bestie, als das gleißende Licht wieder versiegte und den tierischen Körper des Jinouga Preis gab. Jin hatte bei seiner Beschreibung der Körpergröße relativ gut geraten. Auf jeden Fall war erkennbar, dass er nun deutlich größer als Shiina war. Um genau zu sein war das wolfähnliche Monster - welches von blauen Schuppen und aufgestellten, weißem Fell überzogen war - so groß, dass man meinen könnte es könnte einen ausgewachsenen Menschen mit nur zwei Happen verschlingen. Das elektrische Surren, welches in er Luft lag verflog nach einigen Augenblicken nach der Transformation des Mannes ebenfalls wieder und es wurde so still wie noch vor wenigen Minuten. Zumindest wenn man vom lauten Atmen der Bestie absah. Der Blick des Wolfwesens wanderte langsam durch die Umgebung als sich ein kleiner Schwarm von Glühwürmchen um seinen Körper bildeten. Es war ihm schon öfter aufgefallen, dass diese Käfer sich von seiner Tierform angezogen fühlten. Auch wenn der genaue Grund für ihn und die ganzen Forscher unbekannt war. Jins Blick fiel wieder auf Shiina. Er war sich ziemlich sicher, dass sie sich seine Tierform anders vorgestellt hatte. Das was sie gerade sah musste sie beängstigen. Nirgendwo außer in den antikesten Büchereien konnte man überhaupt mehr Bilder von Jinougas finden. Er musste ein grotesker oder wenigstens sehr befremdlicher Anblick sein. Die Statur eines Wolfes mit der muskulösität eines Bären gepaart und oben drauf noch ein von bläulichen Schuppen überzogener Körper. Die ganzen goldgelben Hörner und Stacheln waren da nur noch das Sahnehäubchen. Niedlich oder hübsch war etwas anderes. Trotz dessen, dass er eine gewaltige Bestie war, zuckte Jin erschrocken zusammen, als er mit seinem Schweif aus versehen einen nahen Mülleimer umgeworfen und eine Laterne verbogen hatte. Hier war doch weitaus weniger Platz als er gedacht hatte. Beschämt senkte der Jinouga sein Haupt und konzentrierte sich darauf am besten viel mehr auf seinen Schweif aufzupassen. Er kam sich vor wie ein Elefant im Porzellanladen.
"...Okay...", mit diesen Worten nahm Shiina die Aussage Jins einfach entgegen. Auch, wenn das mit den Erziehern in ihrem Kopf nicht so wirklich angekommen zu sein schien. Schließlich konnte man sich bestimmt denken, warum diese es nicht immer erlaubten. Zumindest als der Weißhaarige seine Maße einschätzte, hätte man es spätestens begreifen sollen. Die Engelin hingegen war so erstaunt über das was der ihr Gegenüber von sich gab, das sich in ihrem Gesicht ein erstaunter - und zugleich faszinierter Blick bildete. Gerade stellte sei sich alles Mögliche unter Verwandlung Jins vor. Allerdings war ihr Kopf dabei mehr als nur unproduktiv, wenn man betrachtete wie ein Jinouga in Wirklichkeit aussah. Zumindest in einem Gedankengang kam die Künstlerin der noch nicht vollzogenen Verwandlung des Halbwesens sehr nahe, den Hörnern. Dort hörten die Gemeinsamkeiten allerdings auf. Oder waren diese Wesen tatsächlich Rosa mit Sternen? Eigentlich ja nicht, oder doch? Als der Junge mit gelben Augen sich schließlich von ihr entfernte, schaute sie ihm genau zu. Sie nickte als er ihr erklärte das es nun etwas laut werden würde. Auch wenn das mit der Elektrizität wohl schon zu viel Information war. Denn so genau hörte sie, wenn sie ehrlich war, gar nicht mehr zu. Zu beschäftigt war sie damit sich das Aussehen dieses Geschöpfes vorzustellen. Unbedingt wollte sie seine Tierform sehen. Mit einer gekonnten Drehung wandte sich Jin nun der Engelin zu. Ein warmes Lächeln wurde ihr noch entgegen geworfen, dann begann der gelbäugige Junge auf einmal zu leuchten. In einem Schein, welcher so weiß war wie die Farbe ihrer Flügel, kündigte sich die Verwandlung an. Gefolgt von elektrischen Spannungen. Wobei jede davon die Blondine ein kleines bisschen zusammenzucken ließen. Was wohl eher an der Lautstärke lag, als an dem Fakt das sie Angst hatte. So genau konnte sie aufgrund der Helligkeit nämlich gar nicht gucken, genauer gesagt war es unmöglich direkt in die Verwandlung zu sehen. Weswegen Shiina den Kopf leicht davon wegdrehte und ihre Augen verengte. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie sehen wie sich der normale Körper des Jungen auf einmal immens ausdehnte. Dann wurde es ruhig. Das strahlende Licht verschwand und ein knurren signalisierte nun, das die Verwandlung wohl abgeschlossen war. Langsam aber sicher drehte die vierzehnjährige Blondine den Kopf wieder auf die Position, wo Jin vorher gestanden hatte. Was sie dort sah, ließ selbst ihr den Mund vor Staunen offen. Doch noch bewegte sich die Engelin keinen Zentimeter. Still und starr verharrte sie auf ihrer aktuellen Stelle und betrachtete das Wesen von oben bis unten. Was natürlich den Anschein machte, sie hätte Angst. In der Tat war die Künstlerin aber so fasziniert wie sonst nur wenn sie eine ganze Palette Baumkuchen sah. Stille kehrte nun ein und keiner der beiden machte etwas. Zumindest machte es den Anschein als würde keiner der beiden etwas machen wollen. Erst ein lauter Knall, weil der Schweif des riesigen Geschöpfes eine Laterne im Park beinah abriss. Brachte wieder Schwung in die Sache. Als das verwandelte Halbwesen nämlich nun beschämt seinen Kopf senkte, bildete sich ein warmes Lächeln auf den Lippen Shiinas. Langsam, aber keinesfalls ängstlich, schritt sie auf das Ungetüm zu. Den Blick dabei starr auf seine Augen gerichtet. Nicht eine Sekunde wich ihr Blick von diesen tierischen Pupillen ab. Immer näher kam sie dem Wesen und machte keine Anstalten ihre Annäherung abzubrechen. Erst vor kurz vor dem Mund, also vor der Schnauze, des Jinougas blieb sie stehen. Nun wanderte ihr Blick erst links, dann rechts an ihm vorbei. Bis sich beide Blicke wieder in der exakt gleichen Ausgangssituation wiederfanden. Mit beiden Händen griff Shiina nun nach der Schnauze des Tieres. "...ich hab doch gesagt die Form ist schön...", während sie Jin langsam über das tierische Gesicht strich und es letzten Endes sogar ebenfalls wieder umarmte, sofern das bei der Größe möglich war. Es stimmte, sie war unendlich begeistert von seiner wahren Form. Für das exzentrische Mädchen war es genauso wie ein Frosch oder, auch wenn das ein schlechter vergleich ist, eine Nacktschnecke. Egal wie es für andere aussieht. Für sie war es so wie es ist schön und einzigartig. Eine Sache die sie ihm auch sogleich mitteilte. "...Du bist was Besonderes...", sagte sie sanft entgegen des Kopfes vom Halbwesen und ging danach wieder einen Schritt von seinem Gesicht weg und lachte ihn fröhlich an. Es war das erste Mal das sie so lachte. Aber woher sollte er das wissen?