Shoe And You - So heißt der einzige Schuhladen auf Isola. Er ist groß und hat eine Riesenauswahl an Schuhen - von Sportschuhen über Markenschuhe, bis hin zu Absatzschuhen. Wenn man hinein kommt wird man von den Mitarbeitern freundlich begrüßt und bekommt nach Wunsch auch eine persönliche Beratung. Der Chef ist selten selbst im Geschäft, dafür arbeiten die Verkäuferinnen beinah' rund um die Uhr.
Also irgendwas wollte ich vorhin auf jeden Fall noch kaufen. Da meine Gedanken allerdings teilweise eher sonst wo waren, war es mir kurz darauf wieder entfallen. Dabei war ich sonst eigentlich nicht so ein extremes Siebhirn. Tja, failed halt, wie man auch so schön sagt. Als ich die Einkaufsstraße entlang geschlendert war, war mein Blick von Schaufenster zu Schaufenster gewandert. An sich eigentlich nicht besonders interessiert, da ich eigentlich nie ein Mädchen gewesen war, was sich übermäßig für's Shoppen interessierte. Jetzt am Abend war in mir allerdings nach einer Weile der Wunsch aufgekeimt, was zu kaufen. Klamottentechnisch, wenn ich mich nicht irrte. Oder waren es Schuhe? Nachdenklich blieb ich vor dem Schuhgeschäft stehen und betrachtete eben jene in dem Schaufenster. An sich konnte es ja eigentlich nicht schaden, mal wieder neue Schuhe zu kaufen. Das Problem war nur, dass ich momentan eh nicht besonders viel Geld mit dabei hatte. Aus einer langen und ergiebigen Shoppingstour würde dementsprechend also eher wengier was werden. Zumal sowas alleine sowieso ziemlich langweilig und zäh war und ich nicht die Geduld hatte, Stundenlang durch Geschäfte zu rennen. Bis zu einer bestimmten Grenze war's okay, danach eigentlich nicht mehr. Ich seufzte leise und stieß die Tür zum Schuhladen auf. Schaden konnte es auf jeden Fall nicht, sich die Schuhe wenigstens mal anzusehen und anzuprobieren- dann hätte ich schon mal Kandidaten, wenn ich später nochmal welche bräuchte und jetzt keine kaufen würde. Ich nickte den Verkäuferinnen, die herum wuselten und mich begrüßten, kurz zu, ehe ich auf ein Hilfeangebot verzichtete und gemächlich durch das Geschäft spazierte, hier und da mal stehen blieb und probeweise Schuhe ansah oder anprobierte. Besonders begeistert war ich allerdings bisher von keinen, weswegen ich meinen Weg durch den Laden fortsetzte.
Ich stürmte durch die Straßen mit dem Vorsatz mächtig viel Geld zu verprassen. Und wo konnte man das besser als in einem überteuerten Schuhgeschäft? Right. Vorsichtiger tastete ich mich dann doch vor, um nicht allzu überdreht auf die Verkäuferinnen zu wirken [obwohl das auch Vorteile haben konnte. So rückten sie einem nicht bis auf den Schoß] und traute mich schließlich alleine in den hübsch ausgestellten Shop rein. "So, ich brauch jetzt schicke Schuhe!", meinte ich enthusiastisch, aber zu mir selbst. Jedoch fassten vier Verkäuferinnen aufeinmal mein Selbstgespräch als Aufforderung auf, mir möglichst viele Schuhe unter die Nase zu halten und mir deren Qualitäten zu nennen. "Gosh, gehen sie mit den Dingern weg, die stinken nach Käsefuß." Da hatte der Besitzer vorher wohl ungewaschene Füße. Ich verzog das Gesicht und versuchte verzweifelt alle abzuwimmeln. Ich sah ja dann doch nicht aus, als würde ich nach Geld stinken, mit meinen zerwetzten Klamotten und der vielen Haut. Wirkte ich nicht mehr wie eine Prostituierte? Und das schien ihnen gar nicht aufzufallen. Traurig. Ja gut.
Irgendwie bahnte ich mir den Weg durch hässliche Clocks und weißen Nuttenstiefelchen und fand dann doch etwas, dass mir besser gefiel. Aber da war Konkurrenz. Sie hatte es doch auf diese Schuhe abgesehen! Sah man sich nur mal die grünen Haare an. Ja! Ich stürzte mich direkt vor sie auf die süßen Ballerinas, gab ein bestialisches Fauchen von mir und drückte sie Siegessicher an mich. "Was? Nicht meine Größe...fuark, oke, du kannst sie haben." Ich sah der Konkurrentin trotzig ins Gesicht, und streckte ihr das Paar entgegen, wenn auch widerwillig. Gosh, sah die hübsch aus. Mein trotziges Gesicht verwandelte sich in eine halbsabbernde Miene. Naja, nicht wirklich. Fantasie, dingding. "Ehm, ich wollte nicht grad wie ein Raubtier wirken oder so..", ich stellte die Schuhe verschämt beiseite und wuselte in meinem Haar. Peinlich.
out: passd;D Anfangsposts sind immer so 'ne Sache.:D
Mochte ich noch so sehr sagen, dass shoppen nicht meine Lieblingsbeschäftigung war; ich konnte mich durchaus eine ganze Weile damit beschäftigen, so wie jetzt, beim Durch-die-Regel-streifen-und-Schuhe-ansehen-und-anprobieren. Als ich das erste Mal aaufgeblickt und aus dem Fenster gesehen hatte, hatte die Abenddämmerung vielleicht gerade mal angefangen, und jetzt, wo ich erneut aufsah, war sie bereits im Vollen Gange. Davon ließ ich mich allerdings nicht weiter beeinflussen und setzte meinen Weg einfach wieder weiter durch die Regale fort. An solchen Dingern, mit langem und verdammt dünnen Absatz ging ich allerdings schon aus Prinzip vorbei und an langweiligen Schuhen ebenso- weswegen auch großartig lange bei solchen aufhalten? War ja eh nur Zeitverschwendung, da ich sowohl die einen, wie auch die anderen nicht im Geringsten mochte. Wer mochte denn auch bitteschön langweilige Schuhe? Also wirklich. Und wie einige mit so Haardünnen Absätzen durch die Gegend stöckeln konnten, ohne hinterher mit zwei gebrochenen Fußgelenken in krankenhäuslicher Behandlung zu sein, verstand ich auch nicht, wollte es aber, ehrlich gesagt, so genau nun auch wieder nicht wissen. Ich blickte kurz auf, als eine Kundin den Laden verließ und kurz darauf eine andere, schwarzhaarige den Laden betrat und kurz darauf von einigen Verkäuferinnen umringt wurde. Du meine Güte, die waren aber eifrig! Wobei... was der Schwarzhaarigen passiert war? Oder war sie doch eher eine Prostituierte, mit ihrer... ehm.. ganz eigenen Showeinlage oder so? Aber an daran schienen die Verkäuferinnen keinen Gedanken zu verschwenden oder sich nicht drum zu kümmern- oder es kamen öfters solche Personen vorbei. ... Oder sie wollten auch einfach nur Gewinn machen, wobei letzeres wohl, wie immer, sowieso der Hauptgrund war. Schlussendlich widmete ich mich jedoch wieder den Schuhen. Bei einem hübschen Paar Ballerinas blieb ich schließlich stehen und neigte den Kopf nachdenklich zur Seite. Hm. Anprobieren, oder doch nicht? Doch bevor ich überhaupt weiterdenken konnte, stürzte sich die Schwarzhaarige wie eine Furie auf die Schuhe und drückte sie fauchend an sich, während ich zuerst zusammen zuckte und sie schließlich, ein wenig Autogleich anstarrte, ehe sich ein seichtes Grinsen auf meiner Miene abzeichnete. "Schon gut. Gibt schlimmeres- ich nehme an, du magst Ballerinas?" Ich trat einen Schritt zurück und ließ meinen Blick schweifen. "Welche Größe brauchst du denn?" Ich wandte meinen Blick mit einem freundlichen Ausdruck und immernoch dem seichten Grinsen wieder zu ihr, ehe ich den Kopf leicht zur Seite neigte. Ansprechen oder lieber sein lassen? Immerhin, so, wie sie vorhin abgegangen war, wusste ich immerhin nicht, wie sie auf so eine Frage reagieren würde. Also vielleicht vorerst doch lieber lassen.
"Ehm, achtunddreißig.", sagte ich kleinlaut und ein wenig verschüchtert. Denn das eben war mir ja auch grade peinlich gewesen; nicht alle kamen mit meiner stürmischen Art zurecht. Vor allem Mädchen nicht. "Ja, tschuldige.", meinte ich noch schnell. Mit hübschen und freundlichen Mädchen konnte ich kein bisschen umgehen; ich war viel zu schnell beeindruckt. Und diese hier hatte..grüne Haare. Geil war das. Erschreckend und unnatürlich, aber irgendwie faszinierend. Ich wollte dem reinen Fluchtinstinkt entsprechend auch sofort abhauen, schaute mich um und entschied, hier zu bleiben. Bis ich zur Tür rennen könnte, würde es viel zu lange dauern. Und außerdem hatte sie lange genug mein Gesicht gesehen, sodass das bei der nächsten Begegnung peinlich werden könne. "Hi. Ich bin Misu. Du kannst...die Schuhe auch haben, wenn du willst.", schweren Herzens hielt ich die hübschen Ballerinas ihr entgegen und zwang mich, sie nicht sofort wieder an mich zu reißen.
"Dann eben keine Schuhe...Ich glaub, dann verprass ich mein Geld in der Bar. Komm mit. Gute Sache, was? Damit hatten wir beide gewonnen. Sie 'ne Freundin und ich nen Drink..oder so. Und jetzt? Geld verschleudern wollte ich ja sowieso. Wieso nicht auch für.. "He, die sind auch schick!" Ein anderes Paar Ballerinas. Nicht schlecht. Schöner als diese Floppen und in meiner Größe.. "Wir schließen." Whot? Und schon wurden wir vor die Tür gesetzt...Tschüss, Schuhe. Adé. "Also dann, auf zur Bar!"
tbc: Toku Ni Bar~ [out: eh, wenn du mitwillst o_o":D]
Allein der Gesichtsausdruck, welchen ihr Alix zu warf, war einfach unbezahlbar gewesen. Die Erwähnung der Schuhe schien schon auszureichen, um ein paar Erinnerungen wieder ins Bewusstsein zu rufen. Nun, Helena konnte es verstehen, so war es nicht. Sie selber erinnerte sich noch gut daran wie sie ihrer Schwester das erste Mal solche Schuhe untergejubelt hatte. Allerdings war das alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Kurz gesagt: mit beiden Beinen stand die junge Chevalier nicht mehr ganz so fest auf dem Boden. Eine höhere Wissenschaft war es also für ihre Schwester und die Französin würde sich nun wieder daran versuchen, ihr diese näher zu bringen. Sie musste da am Anfang schließlich auch durch.
„Nein, nicht damit man dir darunter schauen kann. Sondern damit du es in Szene setzt.“, sprach sie deswegen voller Selbstsicherheit strotzend aus und beäugte ihren Gegenpart. Auch, wenn Alix das zu ihrer letzten Aussage gar nicht hören wollte. „Das hat nichts damit zu tun, dass man dir unbedingt darunter schauen soll…“, kurz überlegte sie ob sie sich noch weiter auf dieser Position bewegen sollte. Immerhin war es immer einfacher Argumente dagegen zu finden, wenn man es denn darauf anlegte. Also machte sie hier einfach eine Pause und zog einen verbalen, sehr markanten Schlussstrich der keine Widerrede zuließ: „Du wirst es sehen, Schwesterchen.“. Das Ganze kombiniert mit einem frechen Lächeln und ein bisschen Überzeugung als Unterton gepaart, war der Zwang perfekt. Auch wenn die Pariserin nicht damit rechnete viel Erfolg zu haben. Wusste sie doch, dass die Sneakers bei Alix die dominierende Spezies im Schuhregal waren. Da konnte man einfach mal sehen, wie verschieden die beiden Chevaliers sind. Etwas das Helena sehr schätzte. Wie öde wäre das denn auch, wenn die Schwester einem alles nachmacht? Nein, Individualität sollte schon noch vorhanden sein und das nicht nur im Punkt der Persönlichkeit. Aber das war ein Thema für später. Vielleicht fand sie in dem Schaufenster noch etwas bevor…
„Eh?“, ihr Blick glitt zu Alix hinüber und die Überraschung war ihr durchaus ins Gesicht geschrieben. Was hatte sie da gerade gesagt? Eigentlich hatte sie noch damit gerechnet ihre Schwester ein bisschen mitschleifen zu müssen, damit sie den Laden betrat. Aber das war...ja…unerwartet. Jetzt hatte Alix für einen kurzen Moment die Oberhand gewonnen und das vermittelte der freche Blick ihres Gegenparts nur zu deutlich. Dennoch, wenn die beiden Französinnen eines gemeinsam hatten; dann, dass sie sich schnell wieder von unerwarteten Situationen erholten und dementsprechend anpassten. Auch Helena machte nun davon Gebrauch. Zwar war von ihr gerade nur ein Nicken zu vernehmen, aber mehr brauchte sie auch nicht von sich zu geben. Spätestens im Inneren konnte sich das Blatt wieder wenden. Unfairerweise, wie die Blondine gerade realisierte. Immerhin musste Alix auf Stelzen laufen. Normale Sneakers hingegen sollten ja nicht so eine große Herausforderung sein.
Kaum war die Tür des Schuhgeschäftes offen und zwei Blonde Mähnen – eine mehr die andere weniger bunt – durch den Türrahmen marschiert, stieg Helena schon der Geruch von Schuhen in die Nase. Wer gemein war konnte nun behaupten es wäre wie eine Droge für die Sinne einer Shoppingabhängigen jungen Dame, aber bei der Pariserin war es eher so etwas wie ein Jagdinstinkt. Wenn auch weniger überlebenswichtig. „Bon! Dann schauen wir mal.“, gab die Blondine den Startschuss für die Shoppingtour und versuchte sich, mit Alix im Schlepptau, einen Überblick zu verschaffen. Natürlich gab es auch andere Leute im Laden, weswegen die Ladenhüterin gerade auch beschäftigt schien, aber die beiden Frauen wussten eh was sie wollten. Sie zumindest ließ sich selten beraten. Sapere Aude! Auch wenn das wohl weniger für’s Shopping galt. „Jetzt wird’s ernst, Schwesterchen.“, drohte sie an und grinste. Die Führung an sich reißend, schleppte sie ihre Schwester zu allererst in die Abteilung der „Stelzen“, wie sie diese gerade neuartig getauft hatte. Sie war ja schonmal hier gewesen. Zurechtfinden musste sich die Blondine also nicht. Mit erschreckender Präzision griffen ihre Finger nach einem, auf einem Karton präsentierten, Modell. Der Absatz war jetzt kein Mörder und eigentlich sollte der Schuh recht angenehm sein. Nur die Farbe war noch nicht ganz im Bilde, aber danach konnte man ja auch noch später fragen, wenn der Schuh akzeptabel war. Jetzt müsste sich ihre Schwester erst einmal mit Schwarz begnügen. „Hier, wie wäre es mit dem?“, fragte sie und hielt ihr den Schuh relativ spontan entgegen. Helenas Erstvorschläge waren immer optional und keine Pflicht, das muss man dazu sagen. Sie tastete sich Stück für Stück heran, gerade bei Alix eine vielleicht gar nicht so schlechte Idee. „Die Absätze sind auch nicht so hoch, probiere die mal an.“. Gut, an ihrer Ausdrucksweise, wenn etwas optional sein sollte, musste sie noch arbeiten. „Ich denke die sollten angenehm sein, aber man weiß ja nie.“, ein Lächeln schoss über die Lippen der Blondine. Die Rache von Alix würde noch kommen. Wenn nicht bei Schuhen, dann bei Kleidung.
Alexandra
Alexandra Chevalier
58 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Ball-Outfit; siehe Link in der Signatur!
»Es reicht schon, dass da überhaupt Absätze sind«, konterte Alix mit misstrauischem Blick. So recht zupacken wollte sie nicht, auch wenn Helena ihr die Schuhe mit einem breiten, strahlenden Grinsen hinhielt. Ein Mal angefasst würde sie nicht mehr aus der Sache rauskommen. Doch Alix hatte ihrer Schwester gesagt, sie würde es probieren. Rückzug gab es nicht mehr. Nur Schwächlinge zogen jetzt noch den Schwanz ein und machten sich aus dem Staub. So eine war Alix allerdings nicht. Also atmete sie ein Mal tief durch und nahm dann zögerlich das schwarze Paar in die Hand. Vorsichtig hielt sie die Schuhe vor sich und betrachtete sie von allen Seiten. »Ja, sooo hoch sind sie nicht«, wollte sie ihrer Schwester wenigstens halbherzig zustimmen. Begeisterung sah nach wie vor anders aus. »Mal schauen, wie angenehm die wirklich sind.« Das kam ja sogar noch dazu: Auf Dauer wurden solche Schuhe gerne mal unangenehm am Fuß. Entweder waren sie von vornherein zu eng oder zu spitz oder besaßen zu scharfe Kanten … die Möglichkeiten waren leider enorm. Nicht selten hatte Alexandra daher nachts Paare auf dem Heimweg gesehen, wo die Dame im Kleid ihrer Schuhe nur noch in den Händen trug. Es gab sogar welche, die gingen in Turnschuhen zur Party, zogen sich dann ihre Mörderabsätze an und nach der Fete wechselten sie wieder zurück. Voll umständlich, wie Alix fand; dennoch war es schlau und minderte die Schmerzphase auf ein Minimum runter. Gott, Leute tanzen ja sogar in diesen Geräten. Eiskalt lief es der Chevalier den Rücken hinab, als sie sich setzte und gaaaanz langsam ihre eigenen Schuhe auszog. Dabei wurde ihr wieder bewusst, dass sie direkt von der Schule in die Stadt gefahren waren und immer noch ihre Uniformen trugen. Im Fernsehen hatte sie mal mitbekommen, dass es Länder gab, wo das üblich war. Sie selbst war es nicht mal gewohnt gewesen, überhaupt eine Uniform tragen zu müssen. Alle sollten gleich sein, eine einheitliche Masse und bloß keine Individualisten. Für solche Gerüchte verabscheute sie die asiatische Welt und wünschte sich, niemals dort zur Schule gehen zu müssen. Doch nun war sie dort, also hier, und tat, wovor sie sich die ganze Zeit geekelt hatte. Seufz. Da musste sie nun durch – für Helena … für Ellen! Der Schlachtruf, um alles durchstehen zu können – auch diese Schuhe -, war geboren.
Mit Hilfe eines Schuhanziehers schlüpfte Alix in die schwarzen Dinger hinein, die zumindest von der Länge gut passten. Gerne wollte sie vorne fühlen, wo ihre Zehen waren, doch das Material war so fest, dass man kaum durchdrücken konnte. Ihr blieb nur übrig, nach Gefühl so gehen, wo der Zehnnagel die Decke berührte. Recht schlicht, dachte sie sich, während sie auf ihren einen Fuß hinabsah. Der Druck war allerdings schon zu spüren. Nun war der Zweite dran. Auch hier ging Alix nur langsam vor. Als er am Fuß war, blieb die Chevalier erst noch sitzen, als hatte sie vergessen, dass sie auch herumlaufen sollte. Erst Helena forderte sie begeistert auf, mal ein paar Schritte zu gehen. Oh man, Augen zu und durch. Für Ellen. Alix belastete ihre Hacken und spürte sofort, wie fragil das Gleichgewicht auf ihnen war. Zögerlich wollte sie sich abdrücken, setzte sich nur einen Wimpernschlag später wieder hin. »Reicht es, wenn ich sitzen bleibe?« Hoffnungsvoll schaute sie ihre Schwester an, doch diese kannte keine Gnade. Also streckte Alix ihre Hand aus und forderte Helena auf, ihr kur zu helfen.
Als Alexandra endlich aufgestanden war, wollte sie gar nicht erst versuchen, auch nur einen Schritt zu gehen. Das Gefühl in den Füßen war unbeschreiblich wackelig. Selten hatte sie sich im Leben so hilflos gefühlt. Würde jetzt ein Amokläufer hinter der nächsten Ecke auftauchen, sie hätte keine Chancen, zu ihm hin zu rennen und ihm die Fresse zu polieren. Nein, sie würde dabei fallen und ihm ein einfaches Opfer darstellen. Traurige Welt. Kaum trug Alexandra hochhackige Schuhe, wurde sie depressiv, so schlimm war es. »Na gut, ich wage es mal«, sagte sie schließlich, atmete nochmal tief durch und hob dann einen Fuß an. Der nächste folgte. Alix wackelte hin und her, doch irgendwie funktionierte es, bis … schwupp, ihr rechter Fuß neigte sich zur Seite und die Konstruktion Alexandra Chevalier drohte zu kentern. »Oh ohhh ...« Ahoi Erdboden!
Helena schaute gespannt auf die Aktionen ihrer Schwester. Sie hatte es tatsächlich geschafft einen so soliden und unnachgiebigen Eindruck zu machen, dass Alix gar nicht anders konnte, als einfach nachzugeben. Ein Erfolgsmoment! Na gut, wenn man jetzt wieder damit aufwartete das die beiden Schwestern waren und es eigentlich keine Kunst war, würde es schon weniger spektakulär sein. Aber darum gings hier gar nicht! Die Französin feierte es als Triumph und ihre gelassenen Gesichtszüge, während die blauen Augen auf Alix ruhten, bewiesen dies nur zu deutlich. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete sie wie erst einer, dann der andere Schuh den Weg an die doch sehr eleganten, Füße ihrer Schwester fanden. Bestimmt auch ein Gedanke der die meisten dazu bewegt hatte nicht allzu viel von der Blondine in Sneakers zu erwarten, wenn sie sich dabei nicht immer getäuscht hatten. Helena wusste das diese Beine sehr schnell zutreten konnten. Sie hatte sie mal beobachtet; natürlich nicht heimlich oder so. Beim ganz normalen Training, wo ihre Schwester in vielen Momenten aufzufinden waren. Wäre sie bei dem Sturm der Bastille dabei gewesen, hätten sie wahrscheinlich nur die Hälfte der Leute gebraucht. Sie grinste bei dem Gedanken kurz.
„Die sehen doch super aus!“, ermutigte sie ihre Schwester einfach und faltete dabei begeistert die Handflächen zusammen als wäre es das eleganteste was sie jemals gesehen hatte. „Na los!“, setzte sie gleich nach und schaute erwartungsvoll in die gelben Seelenspiegel vor sich, „Probiere sie mal aus, Schuhe sind nicht zum sitzen da.“. Doch ihre Schwester bewegte sich noch nicht. Ein einseitiger Enthusiasmus also, aber das war kein Problem. Es war wohl an der Zeit etwas Durchsetzungsvermögen zu zeigen. „Natürlich reicht es nicht, wenn du nur sitzen bleibst.“, dementierte sie gleich und ließ einen schrägen Blick zu ihrer Schwester hinüberwandern, „Na los! Allez! Mademoiselle!“, ihr Blick duldete keinen Widerstand. Die Hand nahm sie aber dabei geradezu filigran entgegen und zog ihren Gegenpart sanft auf die Beine. Der mangelnde Widerstand überraschte sie dabei ein bisschen. Aber vielleicht hatte sich ja in den drei Monaten etwas bei Alix geändert? Ganz unmöglich war es auf jeden Fall nicht. Menschen verändern sich schließlich dauernd, nicht wahr? Das Lächeln auf dem Gesicht der Französin war in jedem Falle sehr breit geworden, als sie Alix auf Augenhöhe begrüßen durfte. Sei war durch die Absätze ein bisschen größer geworden, aber das war für sie selber ein ganz normaler Effekt. Ob dieser ihrer Schwester auffiel, vermochte sie noch nicht zu sagen. Eines hingegen war sicher. Hätte sie gewusst was sich Alix gerade für ein Horrorszenario zurecht spann, würde sie jetzt wohl eher seufzend den Kopf schütteln.
„Ja, versuche es mal, Schwesterlein“, führte sie aus, „Keine Angst, ich bin direkt hinter dir.“. Eine Selbstverständlichkeit für die Pariserin. Es wäre immerhin auch unverantwortlich jemanden einfach so damit loslaufen zu lassen. Niemand wusste es besser als sie wie hart es war, das richtig zu beherrschen. Dementsprechend aufmerksam bewegte sie sich mit angespannten Armen hinterher. „Das machst du super!“, flüsterte sie ihrem Gegenpart ins Ohr und war stolz auf ihre Schwester. Sie bekam das wirklich, wirklich gut hin. Einen Bilderbuchanfang gab es trotzdem nicht für sie. Innerhalb einer Sekunde, ging ein kleiner Impuls durch den Körper von Alix. Helena schaute zu Boden, die schnelleren Reflexe machten es möglich. Sie war umgeknickt und die Schwerkraft setzte alles daran ihren Tribut zu fordern. Ihre Arme schnellten Blitzschnell nach vorne, ihre leicht vorhandene Muskulatur wurde aktiv und machte sich bereit das Gewicht abgefangen. Die Blondine kenterte mit voller Masse…direkt in die Arme der Engelin. „Ich hab dich, alles gut!“, stöhnte sie ein wenig angestrengt und tat sich etwas schwer damit Alix oben zu halten.
Kaum war ihre Schwester wieder aufgerichtet und sicher abgesetzt, kniete sich die Pariserin geradezu vorsorglich vor Alix hin und begutachtete den Fuß mit einem Blick der Sorge, der noch in einem der Mörder-Schuhe versteckt war. „Hast du dich verletzt? Tut es weh?“, fragte sie geradezu fürsorglich, etwas in Panik und präventiv, bevor ihr Gegenpart überhaupt etwas sagen konnte. Das war die Seite Helenas, die gleich Berge versetzte, wenn es jemandem nicht gut ging. Alix musste sie nur zu gut kennen, immerhin war auch sie mal krank. Außerdem wollte die Pariserin alles, aber ihrem liebsten Familienmitglied keinen Gips an den Fuß zaubern. Lieber trägt sie den selber, als den ihrer Schwester zuzufügen. Nichts desto trotz entfuhr ihr ein kleiner Seufzer, als wolle sie die gerade gesammelte Anspannung einfach herauspusten. Ein besorgter Blick sah hinauf in das Gesicht ihrer Schwester, da kam der Blondine das in den Sinn, was sie schon am Morgen des heutigen Tages sehr stark beschäftigt hatte. Eine Sach,e wo sie eingehend gehofft hatte das Alexandra es von selber sagen würde. Aber mittlerweile fiel es der Französin schwer, das noch großartig zu überspielen und sich vom Fragen zurückzuhalten. Sie war sich bewusst, das die Laune dadurch womöglich in den Keller sinken konnte...aber...argh! Sie konnte sich einfach noch nicht dazu überwinden, während die gelben Augen sie geradezu ansprangen. So weit entfernt von dem schönen Blau von damals. Besonders die äußerlichen Merkmale, welche Alix veränderten waren wie Dornen in ihrer Wahrnehmung. So wie sie immer auf das äußerliche achtete, war es unmöglich daran vorbei zu sehen...
Das gerade Helena kurz eine neutrale, nachdenkliche Mimik auf ihren Gesichtsmuskeln trug, während sich ihre Augen in den Blick ihrer Schwetser gebohrt hatten, fiel der sonst so bedachten jungen Dame dabei selbst gar nicht auf. Erst danach kehrte das warme Lächeln zurück. „Ich denke, das Verschieben wir, oder?“, fragte sie und schaute sichtlich erleichter darüber drein, das nicht noch mehr passiert war. Absätze, so schlussfolgerte sie, mussten wohl noch etwas warten.