Es waren noch ein paar Minuten, bis sein Flug starten würde in den fernen Osten. Dort wartete dann das Schiff auf ihn, welches ihn zu seiner neuen Arbeitsstelle bringen sollte. Eine hübsche Insel in den japanischen Gewässern, auf der eine Schule für die etwas andere Sorte von Wesen stand, war sein Ziel. Nach langem wieder etwas, was reges Interesse in ihm hervorgerufen hatte. Auch wenn es wieder wie eine Bestimmung seines Herrn aussah, hatte er trotzdem willig eingestimmt. Während der letzten Momente auf dem Aéroport Paris-Charles-de-Gaulle dachte er an die beiden Männer, welche er nicht lange zuvor noch im Osten von Paris getroffen hatte. Einer von beiden hatte ihn fast sein Leben lang begleitet, den nächsten lernte er auf halbem Wege kennen und nahm ihn regelrecht unter seine Fittiche. Im Bezirk Seine-Saint-Denis hatten die drei Männer ihr Treffen zum Ende geführt. In einem idyllisch scheinenden Örtchen am Ufer des Canal Saint-Denis in einer schmucken Parkanlage gaben sie sich den Abschiedsgruß. Der Park war nicht besonders groß, trennte aber das Ufer von der Straße. Die hohen Bäume an seiner wasserarmen Seite grenzten die Motorengeräusche ab. Mehrere grüne Bögen musterten den Weg. An ihnen hingen Blumen, weiß und rosa. Große Büsche tummelten sich ab und an. Hinter der Masse an schönen Bäumen hätten sie diesen Platz fast nicht entdeckt. Im Mund steckte ihm ein Stümmel mit weißer Haut und glühendem Kopf. Rauch zog zwischen seinen Lippen hindurch, wenn er die Zigarette mit den Fingern packte. Man merkte ihm die Routine an. Zig Jahre qualmte er schon – aber anders als die meisten anderen. Ein ruhiger Blick auf die Uhr am Ende des Ganges und schon leitete er seine Schritte zum Flugzeug. Der Aufruf ertönte, die Maschine war nun bereit, ihre Gäste zu empfangen. Gemächlichen Schrittes schlenderte er am letzten Aschenbecher vorbei, um sich seines Glimmstängels zu entledigen. In Gedanken fragte er sich, ob seine beiden Freunde noch im Park wären.
Und das waren sie noch. Michael hieß der eine, ein großer Mann, die mit schlanker Figur zu überzeugen wusste. Sicher hatte er die Marke für zwei Meter hinter sich lassen können. Der zweite Mann, der selbst auch groß war, sah trotzdem verhältnismäßig klein aus, wenn Michael neben ihm stand. Glücklicherweise aber saßen sie und so fiel es minder auf. Der Name des kleineren war übrigens Pablo. Eine wuschelige, braune Ansammlung von Locken beschrieb seinen Kopf. Vernachlässigt konnte ihm so viel Haar ins Gesicht fallen, dass man weder Augen noch Mund erkennen konnte. Michael hingegen hatte sein langes Haar strickt zusammengebunden. Die reine, weiße Kleidung fiel auf. Von den Schuhen über die Hosen, sogar der Gürtel und der Kragen des bügelglatten Hemdes waren weiß. Engelsgleich sah er aus, was er aber auch war. Ein Erzengel von hohem Stand saß auf der Parkbank. Pablo hingegen war nicht so hoch gestellt und trotzdem war er ein strebsamer Engel. Er war es, der Bernardo einiges verdankte und jetzt auch den ominösen Fragebogen in Händen hielt. Eben noch hatte sie eine Witzfigur aufgehalten und ihnen ein Stück Pergament in die Hand gedrückt. Auf ihr waren Stichpunkte verzeichnet. Ein weiteres Blatt kam nach, auf dem eine Feder mit endloser Tintenfüllung tanzte. Ein Zauberwerk. Aber sie kannten die Witzfigur und fügten sich der Bitte, welche ihnen gereicht wurde. Ihren guten Freund Bernardo, der sich gerade in sein Flugzeug am Pariser Flughafen begab, sollte im Detail zurückgeholt werden – jedoch nur aus ihren Erinnerungen und nicht leibhaftig. Es glich einem Steckbrief, was Pablo in Händen hielt. Die tanzende Feder würde alles gesagte schriftlich festhalten.
Allgemeines
Nachname Michael: Also, fang an, was ist die erste Frage? Pablo: Sein Nachname. Michael: Gavri-El.
Vorname Pablo: Sein Vorname? Michael: Bernardo Adam
Spitzname Pablo: Hatte er eigentlich Spitznamen? Michael: Na, ja, wir hatten mal versucht, ihn mit Bernd anzureden, aber darauf sprang er nicht besonders an. Pablo: Ich hab‘ immer Adam bzw. später Bernardo gesagt. Wobei er mit der Zeit einige interessante Namen bekam, zum Beispiel Weißer Bär und Whitebeard.
Geburtstag Pablo: Sein Geburtstag? Michael: Nach dem Jahr brauchst du auch mich nicht fragen. Damals schaute noch niemand so genau auf den Kalender. Auf alle Fälle haben wir immer den 22. April als seinen ganze besonderen Tag im Jahr festgesetzt.
Alter Michael: Es gab zwar nie eine Zahl auf der Torte, aber das störte ihn am wenigsten. Wenn ich überlege, ich kenne nicht mal mein Alter und seines erst recht nicht. Auf alle Fälle reicht sie tief ins Vierstellige, da er schon erschaffen war, als Christus‘ Zeitrechnung begann.
Rasse Pablo: Welcher Rasse gehört er an? Michael: Tja, theoreeeeetisch ist er ein Engel – sogar Erzengel, aber der Gute wollte ja nicht mehr. Ich denke, er weiß aber, dass er seiner Herkunft nicht entfliehen kann. Er wird immer ein Engel sein bis zum Tod. Pablo: Das ist aber auch eine wage Aussage. Michael: (Lacht.) Pablo: (Lacht auch.)
Geschlecht Pablo: Geschlecht? Michael: Wenn ich jetzt was Falsches sage, steht er in zwei Sekunden hinter mir und schlägt mir den Kopf ab: Männlich natürlich.
Sexuelle Orientierung Pablo: Gesinnung? Michael: Gesinnung? Pablo: Oh, warte, da ist ein Hinweis: Die Frage ist alt, die richtige lautet sexuelle Orientierung. Michael: Oh, ah, eh, hehe. Na gut, woll’n wir mal nicht so sein. Er steht auf Frauen und nur auf Frauen. Zumindest hatte er mir nie von einer homosexuellen Ehe berichtet gehabt.
Beziehungsstatus Pablo: Stand? Michael: Stabil, würde ich mal sagen. Umkippen war noch nie sein Ding. Pablo: Ja, aber hier ist die Rede von Beziehungsstand. Michael: Die steht erst recht stabil. Pablo: (Seufzt.) Seine letzte Frau ist doch bereits verstorben oder? Also trifft nur verwitwet und kinderlos zu. Michael: Offiziell ja. Pablo: (Schaut grimmig.)
Ankunft auf Isola Pablo: Welcher Tag ist heute eigentlich? Michael: (schaut ihn ratlos an) Solche Kleinigkeiten merke ich mir doch nicht. Sind wir nicht mittlerweile schon im Jahr 2015 nach der Geburt Christi? Pablo: Hm. Kann passen. Frisch ist es auch. Also ist das Jahr wohl noch recht jung.
Äußerlich
Aussehen Pablo: Oh, kannst du mal eben seine Statur beschreiben, Michael? Michael: Natürlich, ist doch nicht schwer: Er ist groß, breit, überladen und hat einen argwöhnischen Gesichtsausdruck. Feder: (Fuchtelt wild herum; macht deutlich, dass die Information nicht ausreicht.) Pablo: Michael, ich glaube, der Hühnerfeder reicht das nicht. Michael: Da magst du Recht haben, mein treuer Watson. Michael & Pablo: (Nicken synchron.) Alte Frau: (Springt aus dem Hintergrund hervor und schaut die beiden Engel enthusiastisch an.) Michael: (Schaut die alte Frau verwirrt an.) Hallo? Alte Frau: Ihr redet doch von diesem Adonis, oder? Michael: Eh, ja. Pablo: (Flüstert zu Michael.) Achtung, Stalkerin! Alte Frau: Ich kann ihn euch beschreiben. Michael & Pablo: (Blicken total perplex drein.) Michael: (Sucht nach Worten.) … nur zu! Alte Frau: War ja auch nicht zu übersehen, der Kerl. Wenn mein alter Mann zuhause noch so aussehen würde, wie der, hätte sich mein Körper permanent gegen meine Wechseljahre zur Wehr gesetzt. Sein Körper war wahrlich ein Fels in der Brandung, an den man sich lehnen will. Diese Arme, ich dachte, mich würde der Frühling wieder einholen. Dagegen bin ich ja ein schmächtiges Rehkitz. Und seine Brust, ein Panzerschrank im wahrsten Sinne des Wortes. Man sieht ihm die Muskeln deutlich an. Aber sie sind nicht überladen, wie man es von diesen braun geschmierten Bodybuildern im Fernsehen kennt. Die kommen einem aufgeblasen und vollkommen unnatürlich vor. Euer Freund dagegen sah sehr natürlich aus, als wäre er schon immer so gewesen. Es steht ihm wirklich sehr. Er ist sicher um die zwei Meter groß und hat dazu ein ordentlich breites Kreuz, da können sich gleich zwei Grazien hinter verstecken, wenn sie sich aneinander schmiegen. Leider habe ich ihn die meiste Zeit nur von hinten gesehen, aber allein der Anblick ließ mich dahinfließen. Michael: (Flüstert zu Pablo.) Was glaubst du, wie alt die Frau ist? Pablo: (Flüstert zu Michael.) Vermutlich noch älter als wir, aber ich glaube, die fühlt sich gerade wie 17. Alte Frau: Lange, starke Beine, ein knackiger Hintern, den man einfach nicht in seine Finger bekommt. Einfach alles zu viel und zu groß, wirklich der perfekte Mann zum anlehnen. Pablo: Ja, gut, zugegeben, er sieht wirklich sehr athletisch, ach, muskulös aus. Aber wirklich nicht wie diese braunen Bananen bei den Mucki-Wettbewerben, oder? Michael: Stimmt schon. Ich hatte mal zufälligerweise so was gesehen und die sehen wirklich abgedreht aus. Gegen die sieht Bernardo vielleicht wieder schmächtiger aus, aber im Gegensatz zum Ottonormalbürger fällt er auf alle Fälle auf. Pablo: Und er ist groß! Michael: Das sagst du gerade zum Falschen. Pablo: (Verstummt, nickt aber.) Alte Frau: Als ich sein Gesicht gesehen hatte, ging’s aber auch mit mir durch. Dieser Bart ist wirklich sehr männlich. Am Kinn war er ausgefüllt, oder? Michael: Ja, er trägt immer seinen Kinnbart, aber kurz und dicht. Je nachdem, wie lange er sich nicht mehr rasiert hat, ist auch die ganze Unterseite des Unterkiefers zugewachsen. Alte Frau: (Fängt an, zu schnurren.) Michael & Pablo: (Erschrecken und kauern sich förmlich zusammen.) Michael: Ruhig Blut, junge Dame. Alte Frau: Ja, ja. Außerdem hat er so einen markanten Blick. Seine Augen sind eindringlich. Ein schönes Grün haben sie und seine Brauen, gar nicht mal so dick, aber doch irgendwie dominant lassen seinen grimmigen Blick richtig fulminant wirken. Und dann dieses Haar … die Kombination ist genial. Pablo: (Flüstert zu Michael.) Ist die wirklich so alt, wie sie aussieht? Michael: (Nickt.) Alte Frau: Man sieht ja vor allem an den Koteletten, dass der Ansatz schwarz ist, aber nur an den Seiten sieht man das. Ansonsten sind seine Haare vollkommen weiß. Sehr schön, dass es keine einfache Kurzhaarfrisur ist und trotzdem bleiben die Ohren frei. Wenn ein paar Strähnen ihm im Gesicht hängen, dann … (Schreit hysterisch.) Michael: (Kümmert sich um die alte Frau.) Okay, jetzt reicht’s. Tief einatmen, meine Gute. Pablo: Schräg. Aber recht hat sie. Das mit den Haaren hatte ich mich auch schon gefragt, ihn aber nie um einen Antwort gebeten. Michael: Besser so.
Größe Pablo: Wie groß ist er eigentlich? Michael: 1,96 Meter. Pablo: Woher weißt du das so genau? Michael: Warum fragst du mich, wenn du nicht glaubst, dass ich es weiß? Pablo: (Verstummt.)
Gewicht Pablo: Haste sein Gewicht auch zuuuufälligerweise im Kopf? Michael: Um die hundert Kilogramm müssten es sein. Pablo: Na gut, das schwankt bestimmt auch ständig. Michael: Hm.
Besondere Merkmale Pablo: Geht weiter mit dem Äußerlichen: die Feder will auch was zu seinen besonderen Merkmalen wissen. Michael: Merkmale sollten aber nicht nur äußerlich festzusetzen sein oder? Pablo: Hm, wenn ich mir das hier so ansehe, sollen wir uns wohl trotzdem auf das Oberflächliche begrenzen. Mal schau’n. Was fällt dir so ein? Michael: Seine weißen Haare schon mal. Kommt in seinem scheinbaren Alter nicht oft vor, so eine Haarfarbe zu besitzen. Außerdem gibt es sogar noch schwarze Stellen, ohne jemals ein Haar gefärbt zu haben. Wer nicht drauf achtet, dem wird es wohl nicht besonders ins Auge stechen. Wenn ich mir aber Leute genauer anschaue, würde ich mich schon fragen, was bei dem los ist. Pablo: Stimmt. Ansonsten wäre wohl seine gesamte Statur an sich schon besonders. In der Masse fällt er auf. Er sieht nun mal nicht wie der normale Erdenbürger aus und der Durchschnitt ist auch nicht so hoch. Als wir durch Tokio spazieren gegangen waren, schaute er durchgängig über die Masse hinweg. War schon ein lustiger Anblick. Hm. Muss doch aber noch mehr geben, eh? Michael: Lass mich nachdenken, seine Flügel können nicht auffallen, da er keine mehr hat. Ansonsten hat er auch keine äußerlichen Merkmale eines Engels. Pablo: Meinst du, wir sollten den Bart erwähnen? Michael: Ein Merkmal ist es jedenfalls. Na gut, schreib’s auf, Kleines. Pablo: Darüber hatten wir ja schon vorhin geredet gehabt. Manchmal frisiert mit Kinnbart und merkwürdiger Formation eines Oberlippenbartes. Ansonsten wenn er träge ist, ist auch mal der ganze Unterkiefer unterseitig behaart oder klassischer 3-Tage-Bart – aber alles gut gepflegt. Ach ja, was mir noch einfällt: Auf der Haut kann man ein paar Narben erkennen, die einen größer, die anderen kleiner und manche schon fast verblasst. Sind nicht mal mehr alle zu sehen, da über die Jahre hinweg bereits ein paar verschwunden sind. Michael: Okay, das wäre noch was. Äußerlich bleibt sonst nichts. Sein Verhalten, davon könnte ich noch erzählen, aber das interessiert die Feder hier ja nicht.
Kleidungstil Pablo: Allerdings könnten wir uns noch über seinen Modegeschmack auslassen, weil der ja auch ein Merkmal in gewisser Weise ist. Michael: Gute Idee. Was trägt er denn so? Pablo: (Lacht.) Früher was anderes als heute. Michael: Ich hab ihn in der Neuzeit nicht gesehen. Du willst doch wohl nicht verlangen, dass ich mir anhand seiner Sachen vorhin ein umfangreiches Bild machen konnte? Pablo: Ne, ne. Ich sag schon was. Vorrangig trägt er Shirts als Oberteil, bei gutem Grund auch Hemden und Anzüge, sieht dann total chic aus. Alles ist aber stets eng anliegend. Entweder seine Schneider sind schlecht oder – was ich eher glaube – will er nur seinen Körper betonen. Wenn ich so aussehen würde, würde ich auch keinen Schlabberlook an den Tag legen. Er füllt seine Sachen also stets auf positive Weise vollends aus. Michael: Schön gesagt. Pablo: (Grinst.) bei den Hosen könnte es schon mal anders aussehen. Kurze habe ich fast noch nie bei ihm gesehen. Wenn, dann Bermudas bzw. Kargos mit möglichst vielen Taschen. Da packt er zu gerne sein Gerümpel hinein. Am meisten aber trägt er – wie gesagt – lange Hosen, die auch mal weiter sein können, grundsätzlich jedoch auch anschmiegend sind. Würde sonst auch merkwürdig aussehen, wie ich finde. Und was wirklich auffallend ist, seine Hosen sind schier durchgängig aufwendig, wenn auch nur vom Material oder der Marke. Shirts trägt er schon mal recht legere Modelle, aber die Hose lässt sicher die Kasse klingeln. Ich will nicht sagen, dass er einen Fetisch für teure Hosen hat, aber … eigentlich schon. Michael: Und Schuhe passend fest besohlt. Pablo: (Schaut überrascht.) Richtig. Michael: War offensichtlich. Pablo: Wobei er bei kurzen Hosen sofort die Schlappen heraus kramt und die Sonnenbrillen! Accessoires sieht man selten bis auf solche Sunnyboy-Halsketten oder wie ich die nennen soll. Macht halt gerne einen auf Hawaiianer.
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Gut zu wissen
Charaktereigenschaften und Eigenheiten Pablo: Na, jetzt kannst du dich auslassen, Michael. Michael: Warum, was liegt an? Pablo: Sein Charakter, Michael, du darfst endlich über sein Verhalten herfallen. Michael: Ah, das gefällt mir. Aber korrigiere mich bitte, wenn er sich in den letzten Jahren irgendwo drastisch geändert hat. Pablo: (Nickt.) Michael: Also. Grundsätzlich: Gelassen. Dieser Mann hat die Ruhe zum Frühstück gegessen und verdaut sie bis zum Abend nicht. Dazu legt er dieses selbstgefällige Grinsen auf, welches mich immer wieder hysterisch werden lassen könnte. Ich will es mal negativ ausdrücken, er ist wirklich eingebildet. Positiv betrachtet hat er ein großes Selbstbewusstsein, aber man sieht es ihm so sehr an, dass es nur negativ aufgefasst werden kann. Dabei genießt er es einfach nur. Sorgen sind für ihn Unbekannte geworden, da er über allem steht. Wer es schafft, ihn zu stressen, für den schmeiße ich sofort ‘ne Saufparty. Aber das muss man dann auch erst mal hinbekommen. Manchmal glaube ich auch, dass er Gefallen daran hat, zuzusehen, wie sich andere anstrengen. Selbst hat er die Gewissheit, es zu beherrschen. Diese Erhabenheit, er steht drauf und doch lässt er es vom Verhalten her nicht heraushängen. Er ist nicht der Typ Mann, der auf die Straße geht und mit dem angibt, was er kann. Besonders nicht vor Frauen ist er so. Die Weiblichkeit hat eh wenig Eindruck auf ihn. Zwar hat er immer wieder Frauen kennen gelernt, aber frag mich nicht, wie das passierte. Pablo: Das stimmt. Wenn wir unterwegs waren und eine heiße Braut ausgemacht hatten, sagte er zwar, wie schön sie doch sei und begehrenswert, doch nicht ein Mal stand er auf und machte sie an. In Gesprächen dachtest du, er würde mit ihnen flirten. Im Nachhinein tat er aber total unwissend und man hat es ihm wirklich abgekauft. Ich habe eine Tänzerin auf ihn angesetzt gehabt, ihn zu verführen. Mitgemacht hat er, aber am Knackpunkt angelangt, wo es darum ging, ihr in ihr Gemach zu folgen, lehnte er dankend ab. Ich wiederhole: Er lehnte dankend ab! Das war so, als hätte sie ihm ein Stück Kochschinken zum probieren angeboten, er wäre aber schon satt. Unfassbar, meiner Meinung nach. Michael: Tja, der Gute lässt sich halt nichts abnehmen. Aber wenn du es auch nicht darauf anlegst, haste einen super Kerl gefunden. Humorvoll, schlau, verständnisvoll, rege, idyllisch … er macht dir keine Hektik, kann dir nahezu bei allem helfen, hat jede Menge Ratschläge auf Lager und was nicht unbedingt gut sein muss, aber unterhält, er erzählt für sein Leben gerne Geschichten. Am ehesten sind es seine eigenen Erlebnisse oder aber Geschichten, die er mit eigenen Ohren hören durfte. Man kann schon sagen, dass er ein Mitteilungsbedürfnis hat. Reden kann er gut und gerne. Unterhaltungen sterben selten am kargen Inhalt, außer er will es. Und wenn dieser Mann etwas will, dann glaubst du es gar nicht. Wie gesagt, er hat seine ruhige und gelassene Art, witzelt und redet die Welt schön, da bekommst du gar nicht mit, wenn er eigentlich vor hat, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Er hängt es nicht heraus, wenn er vom Engagement beflügelt ist. Du merkst nur, wie er scheinbar etwas Bestimmtes verfolgt. Pablo: Wobei ich sagen muss, dass er sehr leidenschaftlich von seiner Teilnahme am Unabhängigkeitskrieg geredet hatte. Ich bin mir sicher, dass er grölend gegen den Feind gezogen ist, um die Moral zu füttern. Da stand auch fest, was er wollte und das sollte jeder wissen. Michael: Auch wieder wahr. Aber worauf ich schlussendlich hinauswill bei der Sache, ist seine Geheimnistuerei. Sie ist wie vieles andere unterwürfig, schwer zu entdecken. Er sagt nicht, dass er es dir nicht verrät. Er lässt es einfach aus. Wenn du ihn zu seiner Frisur fragst und er will dir nicht verraten, welche Farbe sie hat, plappert er dich zu, bis es nicht mehr geht – zu allem anderen; und bei all der Wortgewalt bekommst du gar nicht mit, dass du doch gar nicht weißt, welche Farbe seine Haare eigentlich haben. Er liebt es förmlich, sich seine Hintertürchen offen zu lassen. So hat er immer noch ein Wort bzw. ein Argument in der Hinterhand. Oder aber er redet sich durch dunkle Passagen heraus, wie auch immer er das dann hinbekommt. Pablo: Aber er ist trotzdem ein offener Kerl. Michael: Ja, das stimmt. Eigentlich sehr gesellig, der Gute. In meinen Augen hatte er zwar ein nahezu gravitätisches Auftreten gepaart mit legeren Elementen, aber auch eine sehr sympathische Art und Weise, mit Menschen umzugehen. Gehasst haben ihn nur dir, die es mussten, weil sie gegen ihn spielten. Ach und was noch wichtig ist, ist seine Prinzipientreue. Bernardo hat zwar Stolz und Ehre, aber um die kümmert er sich nicht, da sie ja aus Stahl bestehen. Unankratzbar. Daher müsste man meinen, er schert sich weder um sein Verhalten noch um das der anderen, doch dem ist nicht so. Moralvorstellungen und so, an sich zu glauben, all derartiges findet sich in seinen Prinzipien wieder. Er hat seine eigenen Vorschriften, was das Beste wäre. Nicht alle sind dabei gut im Sinne des Volksmunds, aber für ihn sind sie bindend. Und dabei würde er sogar durch Minenfelder gehen, um seine Richtlinien nicht zu verletzen. Pablo: Hm, ja. Neugierig ist er, lernt gerne, lehrt aber auch gern. Er ist immens strebsam, stets auf Trab auf seine eigene Art und Weise, denn grundsätzlich ist er ja ruhig. Ausgeglichen, das ist noch ein gutes Wort. Mit einer Waage kann man ihn vergleichen, deren Achse festgeschmolzen ist und sich daher kein Arm senken oder heben kann. Michael: Okay, okay, das klingt jetzt alles irgendwie viel zu nett. Haben wir auch mal was Schlechtes erwähnt? Immerhin ist das das wichtigste. Pablo: Ähm, nicht wirklich, glaub ich. Wenn er böse ist, ist er gefährlich. Ist zwar auch keine einfache Aufgabe, ihn so weit zu bekommen, aber dann sollte man sich eine gute Ausreden einfallen lassen, denn sonst kracht es im Karton. Er kann ziemlich rigoros sein. Nicht nur, wenn er austickt, sondern auch in seiner normalen Art und Weise. Seine Anforderungen an andere können leicht die Norm übersteigen und dann steht man da, kritisiert und weiß nicht, was man machen soll. Sein Ehrgeiz kann schon mal unschön sein, aber so was versteckt er dann wieder. Ihn zu lesen ist ‘ne blöde Aufgabe, wirklich. Das kostet dir nur Nerven, während er dich unschuldig angrinst, als wäre nichts. Mich geneckt hat er immer gerne. Ein kleiner Folterer. Wobei es millionen schlimmere Sadisten geben sollte als ihn. Michael: Zusammenfassend? Pablo: Ausgeglichen, sympathisch und hämisch! Michael: (Schaut zweifelnd.) Belassen wir es dabei. Was ist der nächste Punkt?
Vorlieben Pablo: Öhm, weiß du, was er mag bzw. was er nicht mag? Michael: (Ist verwirrt.) Wie bitte? Pablo: Na, warte, hiernach geht’s um seine Vorlieben. Michael: Worin besteht denn der Unterschied zwischen dem, was er mag und dem, worin er interessiert ist? Pablo: Frag mich nicht. Michael: Wobei, wenn du Kaffee magst, musst du nicht gleich in den Kaffeeanbau interessiert sein oder? Pablo: Jo. Michael: Na, dann zähl einfach mal auf, was er alles so mag, Pablo. Pablo: Ich? Michael: Ja … du. Pablo: Na gut. Was fällt mir da so ein? Bernardo mag auf alle Fälle die Wissenschaften der Menschen, sonst würde er sich ihnen nicht so sehr widmen. Auch die Moderne und ihre technischen Errungenschaften kann er gut ab. Er mag Literatur, gute Geschichten, die Harmonie bzw. die Idylle, teure Hosen natürlich, Luxus, wobei er dort seine eigene Definition von hat, Sport aller Art, Waffen, mit denen hatte er zwangsweise viel zu tun in all den Kriegen und mit der Kenntnis setzte sich auch ein Interesse für durch, auch wenn er keine Sammlung aufbaut. Ansonsten … Musik, auch wenn er kein Instrument spielt, hört er wenigstens gerne zu, Wein, er ist eh ein Trinker, aber vor allem das. Er liebt es, Fragen zu stellen und Fragen gestellt zu bekommen und erwartet dann auch sehnsüchtig eine Antwort. Er mag Buntes, Verschiedenes, Unbekanntes, welches seine Neugier verschlingen kann; wer ihn beeindrucken will, muss ihm etwas erzählen, was er noch nicht weiß. Und wer das auch noch mit Engagement und Leidenschaft tut, bekommt noch mehr Pluspunkte geschenkt. Hm, was noch … Philosophie, aber das geht auch viel auf seine „Menschenforschung“ mit ein, Delikatessen, er schlemmt gerne und … ach ja, er raucht. Allerdings raucht er nicht diese ungesunden Glimmstängel, die die Menschen beherrschen, sondern ganz besondere Varianten. Was da genau drin ist, weiß ich auch nicht, er rollt sie sich immer selber. Soweit ich aber weiß, bestehen sie größtenteils aus so 'ner Art Tee. Die ganzen Schadstoffe sind fast gar nicht enthalten. Durch das Verbrennen kommt vielleicht noch was durch, aber ansonsten kinderfreundlich. Riecht auch angenehm für den Passivraucher, finde ich. Allerdings soll das Zeug hübsch teuer sein. Er lässt es sich immer liefern, weil man es in keinem Laden findet. Bei Zigarren macht er allerdings eine Ausnahme, die genießt er auch im Original.
Abneigungen / Ängste Michael: Und was mag er nicht? Pablo: Na, Nixen an erster Stelle! Ansonsten mag er es nicht, wenn Wissenslücken nicht gestopft werden können. An sich ist es kein Problem für ihn, wenn ihm klar wird, dass sein Wissen an bestimmten Stellen Löcher aufweist. Er steht ja drauf, nachzuarbeiten. Wenn das allerdings nicht funktioniert, wird er grimmig. Aufgaben müssen abgeschlossen werden – erfolgreich. Da kann er ganz schön stur sein. Stress ist auch etwas, was er nicht mag. Grundsätzlich gibt es das nicht für ihn, aber wenn gestresste Leute auf ihn einwirken, wird er ungemütlich. Und wegen den Nixen nochmal, da fällt mir ein, dass er nie ein großer Schwimmfan war; muss wohl beides zusammenhängen. Sobald er ins Meer springt, wird er misstrauisch. Könnte ja überall so ein Miststück herumlungern. Ansonsten ist er ziemlich tolerant. Gibt recht wenig, was ihm gegen den Strich geht. Außer so Leute, die töricht sind, nur Mist fabrizieren, es nicht einsehen, sich nicht helfen lassen wollen, die einfach zu arrogant sind, um zu lernen, die kann er nicht ausstehen. Wie gesagt, er hat nichts gegen Fehler und Schwächen, weil man gegen sie arbeiten kann. Das ist eins seiner Prinzipien. Wer da nicht seinem Bild entspricht, wird schlecht bewertet. Alles, was unnötig sinnlos ist, ist schlecht.
Interessen / Hobbies Michael: So und nun soll’n wir noch sagen, wo seine Interessen versteckt sind? Pablo: Genau. Michael: Na, dann schieß mal los. Pablo: Ehm, mh. Also wie eben schon erwähnt interessiert er sich für die Wissenschaften der Menschen. Alles rund um ihr Wesen und ihr Wirken treibt ihn an. Er lebte förmlich auf, als er studierte bzw. lehren durfte. Sachen herausfinden, kennen lernen und weitergeben, das ist seine Welt und die würde er nie aufgeben. Die Naturwissenschaften haben einen wichtigen Anteil wie auch die Geisteswissenschaften. Und kommt mal eine neuartige Wissenschaft daher, muss er sie mindestens ausprobieren. Einige Studiengänge hat er nur anstudiert, aber nie durchgezogen, weil er sie bloß kennen lernen wollte. Ansonsten wäre noch die Welt an sich zu nennen. Bisher ist er schon ziemlich um den Globus gekommen, dass er es sich angewöhnte, es zu lieben. Verschiedene Orte kennen zu lernen, das ist wieder was für seine Gier. Dabei hat er wohl besonderen Gefallen an den USA und Deutschland gefunden. Dort hatte er sich immerhin die letzte Zeit am meisten aufgehalten. Außerdem hat er in letzter Zeit ein großes Interesse für High-Tech entwickelt. Das hätte ich vorher nicht erwartet, dachte mir, der bleibt immer etwas rückständig, doch von einem Jahr auf das nächste war seine Bude vollgestopft mit dem neusten technischen Kram. Er verfolgt die Entwicklungen mittlerweile gebannt mit, achtet die Aktienkurse, schaut sich Präsentationen an und testet Software wie Hardware. Der alte Mann steht wirklich drauf. Michael: Hat er sich keine Hobbys angewöhnt? Pablo: Hobbys? Ähm, nein? Ich weiß nicht. Wenn ich so drüber nachdenke, fällt mir nichts ein. Er sammelt nichts, er treibt zwar gerne Sport, aber nichts … warte! Natürlich! Fitness! Also wenn man das sagen kann. Michael: Stimmt, er sieht heute nicht so aus, weil er ein Engel wurde, da hat nichts mit dem anderen am Hut. Seine ganze Kraft hat er sich durch Training angeeignet, welches er Jahrtausende über durchgezogen hat. Pablo: Mal laufen, mal Baumstämme hieven. Heutzutage hat man Fitnesszentren, wo er viel zu viel Zeit verbringen muss, weil die Gewichte nicht ausreichen und eine Stange, die genug halten könnte, gibt es nicht. Also wie gesagt: Fitness und Sport und so. Er probiert ja gerne alles Mögliche aus bzw. fängt gerne neue Sachen an. Ob man sagen kann, dass Rauchen sein Interesse ist? Michael: Zumindest hat er sich damit beschäftigt, um es tun zu können, ohne sich auf vulgäre Art und Weise zu schaden. Raucht er viel? Pablo: Ja! Definitiv! Michael: Okay, dann nennen wir es Interesse. Pablo: (Kichert kurz.) Mehr fällt mir dann aber wirklich nicht ein; außer dass er auch mal einen über den Durst trinkt, zu einer gemütlichen Runde mit Freunden nicht nein sagt, aber nicht der Discogänger ist, weil ihm da zu viel Unordnung herrscht und er keinen ruhigen Gedanken fassen kann. Ich weiß das, weil ich bereits einige Male versucht habe, ihn dorthin zu schleifen bzw. zu überlisten, mitzukommen. Mit Frauen kannst du ihn ja nicht locken. Ach, genau: An der großen Liebe ist er interessiert, aber er nennt es Trugbild. Jemand, der bisher alle seine Frauen überlebt hat, glaubt nicht mehr an einen gemeinsamen Lebensabend. Ich sag’s ja immer wieder, er hat jede einzelne von ganzem Herzen geliebt, aber … irgendwie kalt, dass er von Mal zu Mal einfacher akzeptieren konnte, wie viel vergänglicher ihre Leben waren als seins.
Lielingsspeise Michael: Also desinteressiert er sich für den Tod? Pablo: (Lacht.) Ja, so könnte man das sagen. Respektieren tut er ihn auch nicht. Ein Bollwerk wie er … er hat ja schon manches einstecken müssen, aber mindestens mit dem kleinen Finger hat er sich noch vorangezogen. Wer vom Tod redet, der redet an ihm vorbei, weil es für ihn ein leerer Begriff ist. Ebenso braucht man ihm nicht sein Leid antragen, um seinen Kummer entladen zu können. Er schaut dich nur ausdruckslos an und meint, dass es schön für einen wäre und kehrt sich ab. Er kann auch noch grausamer sein, will ich mal sagen, aber es interessiert ihn nun mal nicht. Wenn man ihn um Hilfe bittet, okay, da ist er hellhörig. Aber dieses simple Jammern ist ein No-Go. Michael: Und Discos! Pablo: Ja, auch so ein No-Go. Michael: Einiges kann man ja locker von seinen Interessen ableiten. So wird er Desinteresse eher für Sesselhüter empfinden und Partyjunkies. Ebenso sind ihm Affären unattraktiv und Langeweile. Pablo: Langeweile mag niemand. Michael: Wie man es nimmt. Einfach nichts tun ist auch nicht immer Langeweile. Pablo: Jedenfalls mag er auch keine aufgezogenen Visagen oder Unnatürlichkeit. Mann oder Frau muss er oder sie selbst sein, um akzeptiert zu werden. Wer auf Macho die Welt durchstreift, wird sein Desinteresse ernten, nicht aber seinen Respekt. Und was wir nicht vergessen dürfen: Bernardo ist total desinteressiert an Nixen! Michael: Jawohl! Pablo: Was ich noch erwähnen will: Auch wenn er sich für viel Verschiedenes interessiert, hat er keinerlei Sammelleidenschaften. Bernardo hat so viel Erfahrung mit Waffen und er könnte sich ewig damit beschäftigen, sein Gewehr zu putzen, aber sich einen Waffenschrank zuzulegen und diese zu sammeln, würde er nie und nimmer machen. Es schreckt ihn förmlich ab, Dinge anzuhäufen, um sie sich anzusehen. Für mich ein kleiner Widerspruch zu seiner gelassenen Art, dass ihn solch ein ruhiges Hobby nicht interessiert.
Lielingsspeise Michael: Eh, okay, egal. Damit hätten wir das Abteil fertig oder? Pablo: Na, ja, ein paar Fragen gibt es noch. Und zwar sollen wir noch sein Lieblingsessen nennen. (Schaut fragend.) Michael: Lieblingsessen? (Schaut noch fragender.) Pablo: (Nickt.) Michael: (Fragt sich in Gedanken, wer sich dieses verwirrende Fragensystem ausgedacht hat.) Ja, dann sag mal, was er gerne isst! Pablo: Äh … na … mmmmh … Herzhaftes! Michael: Wirklich? Pablo: Ja, ja, natürlich! Michael: (Schaut misstrauisch.) O-kay.
Lieblingsgetränk Pablo: Und was trinkt er am liebsten? Michael: Guten Kaffee am Morgen, erlesenen Wein am Abend.
Inventar Mittlerweile hatte das Flugzeug den Aéroport Paris-Charles-de-Gaulle bereits verlassen und glitt ohne Turbulenzen über den Kontinent. An Bord saß ein weißhaariger Mann mit schwarzem Fasson und Koteletten rechtes am Fenster der zweiten Reihe. Es war die First Class mit Einzelsitzen. Direkt vor einem hing ein Monitor auf angenehmer Augenhöhe. Er stellte die Lehne zurück, ließ sich gehen, schlürfte seinen Tee. Nachrichten liefen – BBC. Wenn er aus dem Fenster schaute, sah er das, was eben noch berichtet wurde: schönes Wetter. Neben seinem Sitz lehnte eine mitgenommen ausschauende hellbraune Ledertasche mit Umhängriemen. Der Verschluss war lose, denn eben noch hatte er darin gekramt. Im Inneren fanden sich vorerst leere Notizen, welche kommend je nach Unterrichtsvorbereitung beschrieben sein würden. Kugelschreiber, rote Schreiber aber auch Teleskopzeigestöcker, Laserpointer und sonstige potentiell hilfreiche Unterrichtsmaterialien. Sogar ein paar wissenschaftliche Bücher sind in den Fächern, um sich pädagogisch vorzubereiten. Außerdem verfolgt ihn seine Techniksucht. Sein Smartphone steckt in der Hosentasche, sein Tablet-Computer liegt wiederrum in der Ledertasche zusammen mit seiner Uhr. Taschentücher dürfen nicht fehlen, aber auch ein paar Süßigkeiten für die Zwischenstopps. Die Geldbörse steckt drin, seine Papiere und das Zeug, was schon lange genug drin liegt, um nie wieder gefunden zu werden. Vorne an der Tasche war eine kleine Tasche mit einem sichereren Verschluss. In ihr war ein kleines Schlüsselbund, an dem eigentlich nur die Motorradschlüssel hingen. Wenn man folgendes noch zum Inventar zählen konnte, würde an dieser Stelle sein Motorrad kommen. Während Bernardo im Flugzeug saß, sollte sein Gefährt schon angekommen sein, denn es verließ Paris noch vor ihm. Es ist eine schwarze Triumph Rocket mit einem Zero-GTO-Seitenwagen mit silbern glänzenden Elementen. Natürlich wurde der Motor aufgemotzt und natürlich fährt selten jemand im Seitenwagen mit, aber dennoch hat er ihn durchgängig dran, da sich immer mal eine Situation ergeben könnte.
Und zurück im Park.
Pablo: Hatte er vorhin eigentlich Mjöllnir dabei? Michael: Nein, der war schon im Gepäck. Pablo: Einfach so? Michael: Ne, nicht einfach so. Für seinen Hammer hat er einen ganz besonderen Koffer, der erst mal bei weitem stabiler ist als handelsübliche Aktenkoffer und nur über ein ganz besonderes Signal aufgeht. Am Schloss ist eine kleine Markierung, wo man den Ring des Thors ranhalten muss. So wird das Signal initiiert und das Schloss springt auf. Ist auch gerade deswegen besser, weil man sonst sofort einen bösen Schlag bekommt, wenn man den Hammer ohne Ring anfasst. Pablo: Tch. Glaubst du, er wird ihn irgendwann mal benutzen? Michael: Seine Aufgabe ist es, ihn zu hüten, nicht, ihn zu gebrauchen. Außerdem ist er nun Lehrer. Warum sollte er den Hammer dort benutzen müssen? Also bitte, dazu hätte in der Vergangenheit viel mehr Gelegenheiten gehabt. Pablo: Was heißt eigentlich „benutzen“? Heißt das, ihn anzurühren, ihn durch die Luft zu schwingen, einen Nagel ins Brett zu hauen oder einen Blitz abzufeuern. Michael: Letzteres auf alle Fälle. Wenn er ihn nur mal in Händen hält, um ihn zu putzen oder so, was weiß ich, sollte das in Ordnung gehen. Michael & Pablo: (Schauen sich fragend an.) Michael: Ach, was auch immer, solange er damit keinen killt oder irgendwas in die Luft jagt, passt das. Ich kenne doch die Details seiner Abmachung nicht. Pablo: O …. kay.
Leben
Geburtsort Pablo: Ah, als nächstes geht es um Bernardos Geburtsort. Sollen wir sagen, sein Geburtsort war eine Wolke? Michael: Das wäre doch totaler Unsinn, wehe dir, die Feder schreibt das mit. Michael & Pablo: (Schauen prüfend zur tanzenden Feder.) Feder: (Rührt sich nicht.) Pablo: Aber soweit ich weiß, wurde er doch im Himmel erschaffen und dann erst auf die Erde gesetzt. Von daher hat er doch keinen Geburtsort oder? Oder war er vorher ein Mensch gewesen? Michael: Ich denke mal, es sollte reichen, zu sagen, dass er keinen irdischen Geburtsort hat. Wir Engel wandeln halt durch die Sphären des Himmels wie die Dämonen durch jene des Untergrunds. Was für sie die Unterwelt ist, ist für uns die Überwelt und genau dort begann Bernardos Bewusstsein als Engel, zu leben. Pablo: Ja, aber wann begann er, zu existieren? Michael: Frag keine unnötigen Fragen, Pablo. Pablo: Aber … Michael: (Unterdrückt den Wissensdurst Pablos mit seinem herrischen Blick.) Pablo: (Murrt.)
Familie / Freunde / Bekannte Pablo: Familie. Wir sind seine Familie oder? Michael: Ja, schon. Untereinander sehen wir uns als Brüder an, unseren Herrn als unseren Vater. Pablo: Gut, aber für mich seid ihr mehr Onkels oder so. Michael: (Lacht.) Glaub‘ ich dir gerne. Für mich ist Bernardo ein kleiner Bruder, den ich auch so liebe, wie es ein Vater tun würde. Gabriel und ich haben ihn großgezogen. Für uns ist er unser Ziehsohn, dem wir versucht haben, alles einzuflößen, was wir wussten und konnten. Und irgendwann war er dann unser Bruder, war er einer von uns. Wir alle gehören einer Familie im Ursprung an, aber gesellschaftlich betrachtet, auch wenn es abstrus ist, das auf uns anzuwenden, sind wir alle nicht verwandt. Bernardo hat in dem Sinne keine Verwandte außer uns „einverleibte“.
Bisheriges Liebesleben Pablo: Andererseits könnte man seine bisherigen Ehen aufzählen. Michael: Ach, du meinst Alkestis, Ticiana, Fry, Wera, Elisabeth, Hitomi, die beiden Marias, wobei eine auf „h“ endet, Mareike, Sarah, Francessca, Shawnee, … (Verschnauft.) Pablo: (lacht.) Ja, genau die. Michael: (lacht nicht) Wenn nur eine von ihnen so wie er gewesen wäre. Dann hätte er sie nicht alle zu Grabe tragen müssen.
Vergangenheit Pablo: Jetzt wird’s aufwendig. Wir sollen seine Vorgeschichte widergeben. Michael: Was? Du meinst sein ganzes bisheriges Leben? Pablo: Interessant, dass du es Leben nennst. Für die paar tausend Jahre sollte man einen neuen Begriff einführen. Wie wäre es mit: Endlosschleife? Michael: Mach dich nicht lächerlich, Pablo. Pablo: (Murrt.) Okay, aber was nun mit dem Lebenslauf? Ich kenne ihn erst ab der Hälfte vielleicht. Den Anfang musst du auf alle Fälle bringen. Michael: Schon gut, schon gut. Mal schauen. Ich war ja der Erste, den er zu Gesicht bekam. Er saß in einer weißen Halle ohne Wände und Decke. Nur den Boden konnte er ausmachen, da er draufstand. Ansonsten stand neben ihm nur eine Parkbank ohne Park. Alles weiß, so wie es unser Vater mochte. Er stand als halbstarker Bube vor dieser Bank und schaute in die Leere, als würde sein Kopf noch mit der Verarbeitung seiner Existenz zu tun haben. Verloren schaute er aus. Ich hatte mir damals Zeit gelassen, ihn anzusprechen. Was er nicht bemerkte, ich stand die gesamte Zeit hinter ihm und beobachtete seine ersten Bewegungen. Erst setzte er sich hin und vergrub die Hände im Gesicht, ehe er anfing, Fragen in die Leere zu stellen. Eine davon griff ich auf und zeigte mich ihm endlich. Ich hatte erwartet gehabt, dass er überraschter reagiert, aber nix kam. Er schaute mich nur fremd an, wollte nicht mal wissen, wer ich war, sondern nur, wer er war. Einen Namen hatte ich nicht für ihn. Ich wurde nur zu ihm geschickt, um ihn weiterzuschicken. Er sollte sofort seinen ersten Auftrag annehmen, damit seine Ausbildung beginnen konnte. Meine Aufgabe war es nicht, ihn für das Leben als Engel einzuarbeiten. Das letzte Mal hatten wir einen Menschen genommen, dieses Mal schien es mir, als wäre er aus dem Nichts erschaffen worden. Aber das verheimlichte ich vor ihm. Wichtig war, dass er wusste, was er war und was als nächstes kam. Glücklicherweise hatte er bereits ein ausgereiftes Bewusstsein. Grundlegendes kannte er, sein Kopf war nicht total leer wie bei einem Neugeborenen. Bernardo reagierte ziemlich harsch auf meine Worte, lehnte sich auf und akzeptierte nahezu nichts. Kurz gesagt: Es ging ihm gegen den Strich, plötzlich zu existieren und sofort eingespannt zu werden. Ich fragte mich damals noch, woher er diesen Charakter hatte, es stand für mich klar, dass er ein „Vorleben“ haben musste.
Pablo: Seine erste Aufgabe brachte ihn doch nach Griechenland. Wie spät war’s damals? Michael: (Lacht.) Wie spät? Die Uhr zeigte das 14. Jahrhundert vor Christi Geburt an. Pablo: Hm, okay, dann wird das mit ab der Hälfte für mich nichts. Hatte es später erwartet, als mir Bernardo mal Bruchteile von erzählte. Michael: Nein, nein, es war wirklich damals. Ich schickte ihn nach Pherai als Sohn des dortigen Königs und gab ihm den Namen Admetos mit auf den Weg. Das war zwar sein erster, aber nicht sein wirklicher. Pablo: Und was war seine Aufgabe? Michael: Zu leben. Mein guter Freund Gabriel nahm sich seiner an. Er tauchte als Berater von Admetos‘ Vater auf, als Bernardo zu einem Erwachsenen herangewachsen war. Pablo: Ach, apropos, sah er schon immer so aus wie … heute? In all der Zeit, die ich ihn kenne, schien er nie zu altern. Mit seinem Alter sollte er doch nicht mehr wie 26 aussehen. Michael: Ich altere auch nicht mehr, seit dem ich zum Erzengel wurde. Grundsätzlich veränderst du dich als Engel schon, wenn auch langsamer, aber als Erzengel ist dein Alter festgefroren. Bernardo war in Engelsjahren eben 26, als er aufstieg. Aber dazu später. Pablo: (Nickt.) Michael: Gabriel hast du nie kennen gelernt oder? Pablo: Nein, aber Bernardo hat mir viel von ihm erzählt. Michael: Wir alle haben eine enge Bindung, aber Gabriel und Bernardo hängen besonders stark aneinander. Er hielt den Jungen damals bei Bewusstsein, denn Bernardo wollte immer wieder vergessen, was er eigentlich war. Er lebte seine Rolle zu intensiv, will ich mal sagen. Wäre Gabriel nicht gewesen, hätten wir ihn verloren. Er ackerte hart, nachdem er ihn das erste Mal traf. Gabriel meinte zu mir, Bernardo hätte während seiner Jugend seine erste Erinnerung an mich als Traum abgetan und vollständig geglaubt, ein Mensch zu sein. Es ging sogar so weit, dass er Gabriel anfangs als Ausgeburt der Furien anprangerte und seine Soldaten auf ihn schickte. Erst nachdem diese fast von Geisterhand besiegt wurden, ließ Bernardo Widerworte zu und änderte seinen Glauben. Es war eine schwere Zeit für ihn, immerhin hatte er bereits eine Frau gefunden. Alkestis hieß sie, war eine Tochter eines anderen Königs. Um sie hatte er kämpfen müssen, als ihm sein Schwiegervater den Auftrag erteilte, einen Wagen, gezogen von allerlei wilden Tieren, nach Hause zu führen. Aber er überlebte es – erfolgreich! Daraufhin bekam er seine Schönheit zur Seite gestellt und heiratete sie. Zu erfahren, dass man ein Engel ist, dessen Leben länger gestrickt war als das der Menschen, war nicht so schön, wie du es dir vorstellst. Ihm wurde in Windeseile klar, dass er den Tod seiner Frau erleben und ertragen musste; dies noch lange Zeit danach. Das war die Zeit, wo er lieber Mensch sein wollte als Engel. Ich weiß persönlich nicht, wie Gabriel ihn überzeugte, aber er schaffte es. Ich unterhielt mich mit ihm, als Bernardo bereits König in Pherai war und seine Ehe bereits mehrere Jahre andauerte. Er machte einen großen Hehl daraus, wie er es geschafft hatte. All mein Nachhaken half nichts. Noch Jahrhunderte später versuchte ich, es aus ihm herauszukitzeln, aber nichts half. Gabriel konnte das Training mit Bernardo aufnehmen und lehrte ihm, sich Fähigkeiten anzueignen. Daher gleichen sich die beiden auch sehr in ihrer Arbeitsausführung. Grundsätzlich hatte Bernardo keine besonderen Fähigkeiten. Alles, wofür du ihn heute beneidest, hat er im Laufe der Jahre erlernt, ob von selbst oder durch fremde Hilfe. Ganz gemäß der griechischen Antike erlernte Bernardo seine ersten Rituale und den Grundstock für seine Engelsmagie. Ich war nicht selber dabei, aber Gabriel sah zerstört aus, wenn ich ihn nach den Unterrichtsstunden für die Magie sah. Bernardo muss ein ziemliches Problemkind in dem Bereich gewesen sein. Das erklärt wohl auch, dass er heute keine großen magischen Fähigkeiten besitzt sondern fast alles über Rituale wirken lässt. Gabriel, ich und sicher auch du, Pablo, haben weitaus größeres Magiepotential. Pablo: Gut, gut, aber was nun mit seinem Leben als Admetos? Ich meine, irgendwann musste das ja mal ein Ende haben oder? Michael: Hm, da bin ich wohl etwas abgedriftet. Verzeih. Michael: (Pausiert, um nachzudenken.) Michael: Bernardo nahm als Admetos am Argonautenzug teil, der nur leider nicht so atemberaubend war, wie die Mythologie ihn beschreibt. Soll aber trotzdem sehr abenteuerlich gewesen sein. Ja und irgendwann kam dann auch der Tag, an dem seine Frau starb. Aus einem anderen Königshaus kam ein Assassine nach Pherai, der eine Giftschlange in die Gemächer von Admetos und Alkestis schmuggelte. Der Mann schlief tief und fest, aber seine Frau wachte von den Geräuschen auf und sah die Schlange, wie sie auf dem Bett herumschlängelte. Ohne groß zu überlegen, schlug sie nach dem Tier, wurde jedoch tödlich gebissen. Davon erst wurde Admetos aufgeweckt, um die letzten Minuten im Leben seiner Frau zu begleiten. Der erste wirklich tiefe Schlag für ihn. Wenn er es mitbekommen hätte, hätte er sie davon abgehalten, denn die Schlange konnte ihn wirklich nicht töten. Sie jedoch glaubte, ihre Liebe beschützen zu müssen – mit dem eigenen Leben. Ironie des Schicksals, wie der Mensch gerne sagt. Ironie, deren Wunde tiefer sitzt als jeder Dolch in der Lage ist. Aber Bernardo trauerte verhältnismäßig kurz für das Ausmaß seines Verlustes, denn er hatte einen Plan, seine Frau zu retten. Gabriel versuchte, ihn aufzuhalten, doch dieses Mal schienen seine Worte keinen Gehalt zu haben und Gewalt wollte er nicht anwenden. Er war gezwungen, zuzusehen, wie Bernardo seinem scheinbaren Untergang entgegeneilte. Zusammen mit Herakles, den er beim Argonautenzug kennen gelernt hatte, stieg er in die Unterwelt unter Griechenland hinab. Zum ersten Mal betrat er die Welt der Dämonen, deren Bekämpfung seine globale Aufgabe war. Bereits kurz nach dem Abstieg stießen sie daher auf die erste Ausgeburt der Hölle, den Dämonenhund Cerberus. Drei Köpfe an einem mächtigen Körper. Man kennt ihn ja aus der Mythologie und es gab bzw. gibt ihn wirklich. Die beiden hatten einiges zu tun, um an dem Hund vorbeizukommen. Doch Dank Herakles‘ Stärke und Bernardos Technik konnte ein Erfolg verzeichnet werden. Bis dahin hatte Gabriel noch ein Auge auf ihn werfen können, danach war es vorbei. Viel später stieg Herakles mit Alkestis im Arm aus der Unterwelt wieder heraus. Den wartenden Gabriel musste der Sohn des Zeus enttäuschen, denn Admetos/Bernardo war verloren. Sie hatten sich bei der Rückkehr voneinander getrennt, als der Dämonenfürst der Unterwelt von dem Raub erfuhr. Andererseits war es auch Admetos‘ Glück gewesen, nicht mehr an die Oberfläche zurückgekehrt zu sein, denn seine Frau hatte nicht nur ihre Erinnerung verloren, sondern auch ihren Verstand; obwohl es bereits zuvor den Bericht von einer erfolgreichen Rettung gab. Ironie des Schicksals will ich mal sagen. Bernardo war weg. Pablo: Mh, das hatte ich ihn bereits mal gefragt, was mit ihm passierte, aber er reagierte, als wüsste er es nicht. Michael: Keinem von uns hat er erzählt, was dort unten noch vor sich ging. Was sicher ist: Er hatte Kontakt mit Dämonen und vielleicht sogar mit Hades. Pablo: Wiedergefunden hast du ihn doch dann in Rom ewig später, nicht?
Michael: Mehr als tausend Jahre später fand ihn eigentlich einer meiner untergebenen Engel in einem Kerker der Römer. Durch Zufall erkannte er ihn als Engel und berichtete mir davon. Gabriel ließ ich im Unwissen, da ich die Sache mit meinen eigenen Augen bestätigen wollte, ehe ich es an die große Glocke hängen wollte. Aber er war es wirklich. Ihn da herauszubekommen, war kein Problem. Ich hatte meine Mittel und Wege. Sehr dankbar war er mir aber nicht, da er die Ruhe genossen hatte zum nachdenken. Pablo: Mir hatte er nicht erzählt, was in der Unterwelt passierte; nur, was danach war. Michael: Niemandem von uns hat er mehr erzählt. Pablo: Hm. Bernardo meinte, er wüsste wirklich selber nicht, wie er aus der Hölle entkam, geschweige denn wie er ins Reich von Asgard gelangte. Michael: Ach ja, mitten im Schnee wachte er auf und sah diese Frau gekleidet in einem weißen Gewand, darunter eine schillernde Rüstung. Pablo: Eine Walküre! Michael: (Nickt.) Pablo: Und ihr Name war Skeggjöld! Michael: (Nickt.) Pablo: Bis mir Bernardo von seinem Aufenthalt in Asgard erzählte, dachte ich immer Walküren wären einfach nur Begleiter der Toten, nichts besonders, kommen und gehen. Aber von denen gibt es wirklich nur eine begrenzte Anzahl und zu dem können die richtig gut austeilen. Michael: Ja, so ist es. Sie sind zwar Totendämonen, widmen sich aber ganz ihrem Herrn und ihrer Aufgabe. Ein paar der wenigen Ausnahmen aus der Riege der Dämonen. Ansonsten hätte Skeggjöld unseren Bernardo wohl auch nicht aufgelesen, sondern an Ort und Stelle zerhau’n. Besonders hätte sie ihn nicht für einen gefallenen Krieger gehalten, der den Weg nach Walhall sucht. Eigentlich holen die Walküren jene Krieger vom Schlachtfeld, daher bin ich mir sicher, dass sie etwas damit am Hut hat, wie er aus dem Hades verschwinden konnte. Andernfalls werfe ich Asgard einen Komplott zum Niederschlagen Xibalbás vor! Pablo: Ja, ja, alter Mann. Wir driften vom Thema ab, die Feder macht schon Sperenzien. Michael: (Nickt.) Ja, also, wo waren wir denn? Ach ja, Bernardo war ein paar viele Jahre in Asgard verschwunden. Skeggjöld brachte ihn nach Walhall, wo er zusammen mit den anderen Kriegern „lebte“, wenn man das so sagen darf. Und wie es die Tradition dort wollte, kämpften die Krieger zur Show tagtäglich gegeneinander, um Odin zu unterhalten. Bernardo war da nicht von erlöst. Er meinte zwar, sich gegen den Waffengebrauch zur Wehr gesetzt zu haben, aber das machte die Kämpfe für ihn nicht einfacher. Er hatte hart zu ackern, sich zu behaupten. So wurde er mit den Jahren ein starker Krieger nach nordischer Manier. Ich hatte ihn später auch gerne Wikinger genannt und das mochte er sogar. Pablo: (Lacht.) Michael: Als ich ihn in Rom auflas, war er kein schlanker Knabe mehr, er war ein muskulöser Mann. Zwar hat er bis heute nochmal zugelegt, aber ich sah ihm sofort an, dass er die knapp anderthalb tausend Jahre nicht bloß auf dem Hosenboden gesessen hat. Hatte ihn aber auch ziemlich ruhig gemacht. Jeden Tag zu kämpfen und jeden Abend zu saufen, schien ihn karg gemacht zu haben. Wo er seine Weisheit her hat, weiß ich nicht. Seine rebellischen Sprüche waren plötzlich schlau gewählt, das war definitiv unvorteilhaft. Frag‘ mich aber bis heute noch, was die Walküren ihm alles beigebracht haben. Er sagt wenig über seine Techniken und ich bin mir sicher, selbst nicht alle gesehen zu haben. Der Kerl hat sicher noch Asse im Ärmel, die dort noch nie herausgezogen wurden. Pablo: (Deutet auf die Feder.) Michael: Ähm, Rom! Ich holte ihn aus dem Kerker und brachte ihn in eine Unterkunft, um mit ihm zu reden. Dort erfuhr ich von seinem schneeweißen Trip. Ach, übrigens, Federchen: Du solltest dir noch notieren, wie er überhaupt in den Kerker gekommen ist. Feder: (Fuchtelt herum und lässt bereits aufgetragene Tinte wieder verschwinden.) Michael: In Asgard kam man irgendwann dahinter, dass Bernardo gar kein gefallener Krieger war, selbst hatte er es immerhin verheimlicht mit der Ausrede, es hätte ihn niemand gefragt. Daraufhin schickten ihn die Walküren zurück auf die Erde. Allerdings landete er nicht dort, wo sie ihn aufgelesen hatten. Anstelle landete er direkt vor dem Platz der Kreuzigung von Jesus Christus. Das mochten die Römer nicht, weil ein merkwürdig gekleideter Mann aus dem Nichts aufgetaucht war und wirres Zeug plapperte. Außerdem war Bernardo alles andere als angetan von dem Anblick Jesus‘ gewesen und wollte ihn da herunterholen. Allerdings wussten die Römer, ihn daran zu hindern. Das mit der großen Kriegerkraft war in den Moment nicht, vermutlich wegen der kleinen Reise. Ja und dann landete er im Kerker. Und nachdem er nicht mit mir mitwollte, entschied er sich, zurück zu den Römern zu gehen. Ich bin darauf verständlich wütend zurück, um endlich mit Gabriel zu reden. Dieser war im Gegensatz zu mir nicht nur deswegen aus dem Häuschen, weil Bernardo lebte, sondern weil er die passende Aufgabe für den Wahlrömer hatte. Also reiste Gabriel nach Rom, während ich mich meinen Dingen zuwandte. Im Aufschwung der Römer hatten sich ein paar bösartige Dämonen untergemischt, die etwas weitergingen, als aus Rom befohlen wurde. Bevor diese sich dann irgendwie an die Spitze schmuggelten, mussten ihre Reihen gelüftete werden. Genau da setzte Bernardos Aufgabe ein, bei der er Begleitung durch Gabriel bekam. Der Gute war so glücklich, seinen Schützling wiedersehen zu können, dass er nicht mehr wegwollte und sich selbst in die Mission integrierte. Pablo: Das sah dann so aus, dass sie sich einen Platz in der römischen Armee erschlichen, was? Michael: Ja, unsere Einheit hat mehrere Möglichkeiten. Ich mag das zwar nicht besonders, aber man kann einzelne Menschen „ersetzen“, um in ihrer Rolle geheim zu agieren. So wurden aus Bernardo Décio und aus Gabriel Caio Antonius, zwei Brüder, die sich behaupten wollten. Die beiden hatten mehr Spaß daran, Krieg zu spielen, als sich um die Arbeit zu kümmern. Pablo: (Lacht verlgen.) Michael: (Denkt deutlich nach.) Ach ja, römische Legionäre. Also sie hatten eine Menge Spaß an ihrem Job. Das ging auch ziemlich lange, aber irgendwann mussten sie ausscheiden, weil ihre langsame Alterung sonst aufgefallen wäre. Männer bekamen graue Haare und verloren sie, da hatten die beiden noch vollste Mähne. Pablo: Michael, wir haben etwas vergessen! Michael: (Schaut verwirrt.) Was denn? Pablo: Seine Haare? Michael: … ja, was ist mit denen? Pablo: Nachdem er aus Asgard wiederkam, waren sie fast vollständig weiß! Michael: Ach, stimmt, hat er dir also davon erzählt. Ich sehe es immer noch als Zufall an, ihn identifiziert zu haben, da er total anders aussah. Hätte er mir keinen Kommentar an den Kopf geworfen, wäre ich wieder weitergegangen. Allerdings hat er mir nie verraten, warum nicht alle Haare weiß geworden sind und warum überhaupt. Pablo: Schau mich nicht so an, ich weiß auch nichts. Michael: Hm. Aber zurück. Als die beiden ihre Identitäten sterben lassen mussten, endete eigentlich ihre Mission, da es in Rom wieder menschlicher zuging. Allerdings wollte Bernardo immer noch nicht weg. Er hatte mal wieder eine Frau gefunden, mit seiner neuen zweiten Identität, aber ich weiß nur noch ihren Vornamen. Ticiana hieß sie, glaub ich. Sie hatten zusammen ein Anwesen außerhalb von Rom. Er und Gabriel sind durch ihre Leistung steil aufgestiegen. Bernardo nahm sein Vermögen mit in sein neues Leben und so konnte er sich sein bisschen Luxus leisten. Der Kerl besaß Olivenbäume, Bauern, die sich um seine Anlagen kümmerten. Sein Haus war groß, ich war ein Mal zu Besuch. Pablo: Und Ticiana? War sie deiner Meinung nach schön? Michael: Es war wie bei Alkestis, sie war wunderhübsch. Auch so eine Sache, die ich nicht verstehen kann, wie er immer an solche Frauen kommt. Heute geht er eigentlich auf keine Frau zu, damals war er etwas lebendiger, aber trotzdem kein Frauenheld – und trotzdem bekommt er immer das Beste. Wenn ich kein Engel wäre, würde ich puren Neid empfinden. Pablo: (Glaubt Michael nicht, sagt aber nichts.) Michael: Ticiana hat er auch von ganzem Herzen geliebt, keine Frage. Als sie es langsam nicht mehr übersehen wollte, dass er anders zu sein schien als sie, war für Bernardo wieder die schwere Zeit angebrochen, er musste sich verabschieden. Da er wieder nach Schild und Schwert gegriffen hatte, um sein Geld zu verdienen, war es einfach, seinen Tod zu inszenieren. Auch wenn man von einem Mann seines Formats mehr erwartet hatte, starb er bei einem Angriff auf eine der kleinsten und schwächsten Provinzen, die sich ein Römer vorstellen konnte. Mit dritter Identität und seiner kürzesten in seiner gesamten Karriere sorgte er noch dafür, dass seine Frau einen Mann kennen lernte, der gut in der römischen Armee stand und bei dem er sich sicher sein konnte, dass er sie glücklich machen konnte.
Pablo: Danach ging es nach Britannien. Bernardo hat mir ziemlich oft davon erzählt. Es muss irgendwo im fünften Jahrhundert gewesen sein. Michael: Aber vorher kam er endlich mal wieder nach Hause! Pablo: In den Himmel! Michael: … ja. Von dort ging es zusammen mit Baal nach Britannien. Baal war ebenso wie Bernardo kein Erzengel, stand aber nah davor. Seine Fähigkeiten waren herausragend, ein Wunderengel. Zusammen sollten sie sich zwei Aufgaben widmen. Erst mal ging es um eine dämonische Macht, die entdeckt wurde und dann auch noch um einen Dämonen selbst, dessen menschliche Identität jedoch unbekannt war. Pablo: Warte mal, wie hieß Bernardo zu dem Zeitpunkt? Michael: Adam. Unser Vater gab ihm den Namen Adam für die Zeit. Pablo: Ah, okay, danke.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
[x] Ausbesserung von Schreibfehlern bzw. Ausbesserung von Formulierungen im ersten Teil des Steckbriefes
Winterevent-Outfit: Tannengrüner Wollpullover mit hohem Rundkragen, darüber ein rot-schwarzes Holzfäller-Karohemd mit den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel bis über die Oberarme hochgekrempelt. Braune Holzfällerhose mit dunklem Gürtel und Hosenträgern, die sich am Rücken kreuzen. Schwarze Winterstiefel mit kurzem Schaft. Auf dem Kopf eine tannengrüne Wollmütze mit ein Mal umgekrempelten Rand, sodass die Ohren frei sind. Und zu guter letzt im Gesicht ein rauschiger, schwarzer, kurzer Vollbart. Also voll der Holzfäller-Look.
So... Caiwen und ich, wir haben uns deinen Roman mal aufgeteilt... ô_ô Ja, was kann man da noch gross sagen? Ausführlicher Steckbrief, gut dass du noch alles genau erläutert hast zum Schluss...
Damit ist Bernardo dann vorübergehend mal der offizielle Vertetungslehrer für alle Klassen und alle Fächer. & angenommen natürlich =D